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Dr. Bettina Schulz, Fachärztin für Gynäkologie aus Eutin: „Viele Männer waren das erste Mal beim Frauenarzt“
from Nordlicht 08/2021
by Jakob Wilder
COVID-SCHUTZIMPFUNG „Viele Männer waren das erste Mal beim Frauenarzt“
VON DR. BETTINA SCHULTZ, FACHÄRZTIN FÜR FRAUENHEILKUNDE UND GEBURTSHILFE, EUTIN
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Wir haben in meiner Frauenarztpraxis eine Woche nach Start der COVID-Impfungen in Praxen ebenfalls mit dem Impfen begonnen. Da viele Patientinnen nicht wussten, dass wir COVID-Impfungen durchführen, haben wir sie nach Diagnosen und Alter in unserem Praxisverwaltungssystem herausgesucht und angerufen.
© privat
Geimpft haben wir je nach verfügbarer Impfstoffmenge zwei- bis dreimal pro Woche. Da wir täglich von 11 bis 12 Uhr eine Infektsprechstunde eingeplant haben, die aber nur selten von Patientinnen aufgesucht werden, haben wir bevorzugt diese Stunde zum Impfen genutzt. Pro Impftag haben wir zwischen 20 und 30 Personen geimpft. Alle verfügbaren Impfstoffe kamen dabei zum Einsatz. Die MFA haben jeweils die zu impfenden Personen in den Praxisräumen verteilt, ich bin dann von Raum zu Raum gegangen, habe aufgeklärt und die MFA haben im Anschluss geimpft. Das Impfen hat reibungslos geklappt, es gab keine Zwischenfälle, die Patientinnen waren sehr dankbar und brachten oft auch priorisierte Familienangehörige zur Impfung mit. So waren viele Männer das erste Mal im Leben beim Frauenarzt … Da war die Erleichterung, dass keine körperliche Untersuchung stattfand, groß. Logistik und Organisation als Herausforderungen Die Impftermine zu vergeben, war eine logistische Herausforderung für meine MFA. Für jeden vergebenen Impftermin mussten viele Telefonate geführt werden. Viele Menschen hatten schon in anderen Praxen einen Termin erhalten und bei uns nicht abgesagt. Das Ärztenetz Eutin-Malente half mit einer Pressemitteilung mit Hinweisen, wie man sich per E-Mail in den Praxen anmelden konnte.
Die größten organisatorischen Hürden waren nicht planbare Impfstoffmengen und der Aufwand, z. B. Zweitimpfungen wegen fehlenden Impfstoffes zu verschieben. Auch die Änderungen in der Priorisierung, die Verwendung der Impfstoffe sowie die Diskussionen um den „medial verbrannten“ Impfstoff von AstraZeneca haben viel Kraft gekostet.
Impferfahrungen Zwei Erlebnisse sind mir bei den Impfungen besonders in Erinnerung geblieben: Eine Gruppe von Damen 80+, sehr gut gekleidet und herausgeputzt, kam zur 2. Impfung ins Impfzentrum. Sie fragten, ob sie jetzt wieder zusammen Bridge spielen könnten? Aufgrund der damaligen Kontaktbeschränkungen mussten wir das verneinen. Daraufhin kam die Aussage: „Dann hat sich das ja alles nicht gelohnt“. Und ein älterer Herr antwortete auf die Frage, ob er die erste Impfung denn gut vertragen habe: „Ich vertrage ja auch das Essen meiner Frau“.
Meine Wünsche für die Zukunft: Das Erreichen von hohen Impfquoten, um die Pandemie einzudämmen und ein dem Aufwand angemessenes Honorar. Mein größter Dank geht an meine engagierten Mitarbeiterinnen.