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MUSIKDORF ERNEN* FES TIVAL 2020*

52 8 «Singen betrachte ich nicht als Arbeiten» «Beethoven braucht dieses Jubiläum nicht» Gemeinsam auf die höchsten Gipfel

KAMMERMUSIK KOMPAKT* Freitag, 3., bis Sonntag, 5. Juli 7 Kammerkonzerte Tellenhaus Ernen

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Barockkonzert 5 Donnerstag, 30. Juli, 20 Uhr Kirche Ernen

Kammerkonzert 9 Mittwoch, 12. August, 20 Uhr Kirche Ernen

KLAVIER* Jazzkonzert Samstag, 11. Juli, 20 Uhr Tellenhaus Ernen

Klavierrezital 1 Sonntag, 12. Juli, 18 Uhr Kirche Ernen

Vortrag Montag, 13. Juli, 20 Uhr Tellenhaus Ernen

Klavierrezital 2 Dienstag, 14. Juli, 20 Uhr Kirche Ernen

Klavierrezital 3 Mittwoch, 15. Juli, 20 Uhr Kirche Ernen

Klavierrezital 4 Freitag, 17. Juli, 20 Uhr Kirche Ernen

BAROCK* Barockkonzert 1 Sonntag, 19. Juli, 18 Uhr Kirche Ernen

Barockkonzert 2 Mittwoch, 22. Juli, 20 Uhr Kirche Ernen

Barockkonzert 3 Freitag, 24. Juli, 20 Uhr Kirche Ernen

Jazzkonzert 1 Sonntag, 26. Juli, 18 Uhr Kirche Ernen

Jazzkonzert 2 Montag, 27. Juli, 20 Uhr Kirche Ernen

QUEERLESEN* Samstag, 25., und Sonntag, 26. Juli 3 Lesungen Tellenhaus Ernen

KAMMERMUSIK PLUS* Kammerkonzert 1 Sonntag, 2. August, 18 Uhr Kirche Ernen

Jazzkonzert Montag, 3. August, 20 Uhr Tellenhaus Ernen

Orchesterkonzert 1 Dienstag, 4. August, 20 Uhr Kirche Ernen

Orchesterkonzert 2 Freitag, 14. August, 20 Uhr Kirche Ernen

Orchesterkonzert 3 Samstag, 15. August, 20 Uhr Fondation Pierre Gianadda, Martigny

Orgelrezital Freitag, 21. August, 20 Uhr Abschlussklasse Meisterkurs Kirche Ernen

KLAVIER KOMPAKT* Freitag, 28., bis Sonntag, 30. August 5 Klavierrezitale Kirche Ernen

Kammerkonzert 2 Freitag, 7. August, 20 Uhr Kirche Ernen

Kammerkonzert 3 Samstag, 8. August, 18 und 20.30 Uhr Kirche Ernen und Dorfplatz Ernen

Kammerkonzerte 4, 5, 6 und 7 Sonntag, 9. August, 11, 12.30, 16.30 und 18 Uhr Ludwigs Spelunke (Mehrzweckhalle Ernen)

NEWCOMERS* Samstag, 12., und Sonntag, 13. September 4 Kammerkonzerte Tellenhaus Ernen

INFOS UND TICKETS* Festival Musikdorf Ernen CH-3995 Ernen Tel. +41 27 971 10 00 www.musikdorf.ch

Tourismusbüro Ernen CH-3995 Ernen Tel. +41 27 971 50 55 www.ernen.ch

WILLKOMMEN* WO IST LUDWIG?*

Verehrtes Publikum Beethoven feiert dieses Jahr seinen 250. Geburtstag. Und die Klassikwelt steht kopf: Egal, welches Programmheft man aufschlägt: es wird Beethoven gespielt. Egal, wo man hinhört, erklingt Beethoven! Der deutsche Komponist steht 2020 überall im Mittelpunkt. Wirklich überall? Das kleine Walliser Bergdorf Ernen macht nicht mit beim Beethoven-Overkill. Es hat sich 2020 selbstbewusst zur beethovenfreien Zone erklärt. Doch keine Angst: Wenn im Sommer im Musikdorf Beethovens Musik auch nicht im Zentrum steht, so ist der Meister dennoch präsent. Seine kompositorischen Errungenschaften haben Spuren hinterlassen in den Schöpfungen zahlreicher Komponistinnen und Komponisten, die nach ihm kamen. Für die 47. Konzertsai son in Ernen hat sich die künstlerische Leitung deshalb entschieden, um Beethovens Musik ein kreatives Netz zu knüpfen. Die vielfältigen Programme im Jubiläumsjahr geben Werken den Vorrang, die sich auf Beethoven beziehen und die seine zuweilen kühnen und innovativen Ideen aufnehmen oder spiegeln. Natürlich wird es auch Begegnungen mit Musik geben, die vor der Zeit Beethovens komponiert wurde. Werke, die dem Titanen sozusagen den Weg bereiteten. Entstanden ist ein Programm voller musikalischer Verbindungen und vielfältiger Bezüge. «Wo ist Ludwig?» lautet das Motto. Und wer im Beethovenjahr neue Perspektiven auf den Jubilar entdecken möchte, wird sich im Musiksommer in Ernen bestens aufgehoben fühlen. Anders als anderswo wird hier zwar (fast) kein Beethoven gespielt; der Geist und die Genialität des Jubilars aber werden mit Sicherheit auch durchs Musikdorf spuken. Lassen Sie sich beflügeln, wir freuen uns auf Sie!

Herzlichst,

Ihr Francesco Walter Intendant Musikdorf Ernen

«BEETHOVEN BRAUCHT DIESES JUBIL UM NICHT»* KLAVIER KOMPAKT*

2 Sir András Schiff, sieben Jahre vor dem Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 haben Sie die Diabelli-Variationen, einen Gipfelzyklus der Musikge schichte, gleich zweimal auf verschiedenen Instrumenten eingespielt. Was bedeutet für Sie jetzt der 250. Geburtstag Beethovens? Beethoven braucht dieses Jubiläums jahr überhaupt nicht, die ganze Welt kennt und schätzt ihn. Es ist eher zu befürchten, dass es zu einem Überangebot kommen wird, mit vielen mittelmässigen Interpretationen. Ich habe den Zyklus der 32 Klaviersona ten 27 Mal gespielt, und das genügt. Einzelne Sonaten werde ich weiterhin aufführen – im Zusammenhang mit anderen Komponisten vor und nach Beethoven. Mein Beitrag zum Beethovenjahr wird also minimal sein – die Klavierkonzerte, einzelne Sonaten und Kammermusik, und das ist gut so. In Ernen werden wir auf Beethoven völlig verzichten.

Sie treten im Sommer 2020 zum ersten Mal im Musikdorf Ernen auf. Was reizt Sie, im Bergdorf zu spielen, in das Sie vermutlich nicht einmal Ihr eigenes Instrument mitbringen können? Mein Instrument wird dabei sein, ein Bösendorfer VC 280 aus Mahagoni- holz. Die Berge, die Bergluft tun mir gut, man atmet frei und friedlich. Die Sommerzeit ist heutzutage nur da oben erträglich. Vor vielen Jahren haben meine Frau und ich bei unserem lieben Freund Elmar Schmid wundervolle Tage im Binntal verbracht, dadurch ist mir die Gegend wohlbekannt.

Das Festivalthema heisst «Wo ist Ludwig?». Wie spüren Sie einen Komponisten, wenn Sie während des Spiels in die Gedankenwelt seiner Werke schlüpfen? Leider fehlt mir jegliche Begabung zum Komponieren. Als zweitbeste Beschäftigung bemühe ich mich um die Werke der grossen Komponisten. Das ist eine wunderbare, lebenslange Arbeit. Man studiert nicht nur einzelne Werke, sondern Werkgruppen, gesamte Œuvres. Und damit ist es nicht genug, wir müssen so viel wie möglich über die Biographie des Schöpfers, die Kunst, die Literatur, die Philosophie, die Geschichte der Zeit kennen. Nur so können wir ein Werk adäquat interpretieren. Welche Rolle spielt da die eigene Persönlichkeit? Eine wichtige, aber sekundäre, sonst wären ja alle Interpretationen gleich. Doch das Wichtigste ist immer der Komponist,

das Werk. Wo Beethoven ein Sforzando vorschreibt, darf ich das nicht ignorieren. Ich darf nicht forte spielen, wo er piano notiert hat, und umgekehrt auch nicht. Also ich habe meine Freiheiten, aber nur innerhalb des Rahmens des Werkes. Ausserhalb des Rahmens liegt ein verbotenes Gebiet, da herrscht die Anarchie. In Ernen könnte es sein, dass Sie Ludwigs vorwurfsvollen Blick im Nacken spüren. Denn Sie spielen Bach, Schubert, Janácˇek. Wo liegt in Ihrer Programmwahl die innere Ver bindung zu Beethoven? Er wird es mir verzeihen. Auch für Beethoven war Bach ein Gott, eine Vaterfigur. Und die Klaviermusik, die Klaviersonate nach Beethoven, orientiert sich immer nach ihm.

Vielleicht würde Beethoven die Verweigerung in Ernen ja gefallen. Möglicherweise würde er die kleine Rebellion mit Humor quittieren. Oder doch nicht? Sie haben ein mal gesagt, Beethovens Humor sei oft getarnte Aggression. Wie kamen Sie zu diesem Schluss? Das würde ich heute anders sagen. Seine Werke sind so einmalig vielseitig, dramatisch, tragisch, lyrisch, zärtlich, und ja, der Humor spielt eine wesentliche Rolle. Neben Haydn ist Beethoven der grösste Humorist in der Musik. Ohne Humor wäre das Leben unerträglich, ein Irrtum. Da muss man aber auch über sich selbst lachen können.

Wie verändern Sie sich mental, im pianistischen Anschlag, wenn Sie wissen, dass Sie gleich zwei Stunden Bach oder aber zwei Stunden Beethoven spielen? Ist die Annahme richtig, dass es sich vor dem ersten Ton be reits grundlegend anders anfühlt? 3

4 Jeder Komponist und jedes Stück benötigen eine eigene Klangwelt. Der Klang, die Tongebung, der Tonfall, darüber wird leider viel zu wenig gesprochen, besonders bei Pianisten.

«Klavier kompakt» bedeutet, dass Sie in drei Tagen fünf Kurzrezitale geben. Was ist anspruchsvoller: fünf Kurzkonzerte in drei Tagen oder ein Rezital von drei Stunden am Stück? Das kann ich nicht sagen. Am schwierigsten finde ich’s, wenn man nur ein Stück von drei Minuten spielen muss. Da kann man sich nicht warmspielen, es ist schon vorbei. Also ein Präludium und eine Fuge von Bach sind für mich schwerer als 48.

Spüren Sie die Energie des Publikums, wenn Sie spielen? Oder ist die Konzentration so hoch, dass das Pu blikum, wenn Sie es wahrnehmen, nur ein Störfaktor ist? Es ist für mich sehr wichtig, für die Menschen zu spielen, die Musik mit ihnen zu teilen. Darum gibt es ja Konzerte, gemeinsame Hörerlebnisse. Ich merke es vor dem ersten Ton, ob das Publikum konzentriert zuhört. Einige Huster oder Leute, die während der Musik nur im Programmheft lesen und blättern (meistens in der ersten Reihe) sind störend, aber sie sind eine kleine Minderheit. Als Musiker darf man sich nicht stören lassen. Leicht gesagt… Es ist mir früher mehrmals passiert, dass ich darauf reagierte, aber heute bin ich viel weiter, und das ist gut so. Man denkt an Tamino und die Bestien… Im kleinen Ernen begegnen sich Künstler und Publikum auf Schritt und Tritt. Interessiert es Sie, sich mit Ihrem Publikum direkt auszutauschen? Oder ist es der Konzentration förderlicher, zwischen den Konzerten Distanz zu halten? Je nachdem. Vor dem Konzert ist die Ruhe heilig, aber nachher kann man sich entspannen. Und einen guten Wein trinken.

Viele Konzertbesucher werden zwischen den Konzerten Wanderungen machen, die Natur geniessen. Sie als Musiker arbeiten das ganze Jahr. Wo und wann tanken Sie Energie? In den Bergen mache ich auch gerne Ausflüge und Wanderungen. Doch am liebsten ist es mir, zu Hause zu sein in Florenz, das ist meine Quelle und Inspiration.

28. – 30. August 2020 Fünf Rezitale in drei Tagen

Zur Person Sir András Schiff, 1953 in Budapest geboren, gehört zu den weltweit führenden Pianisten, er wurde mit zahlreichen internationalen Preisen und Ehrenmitgliedschaften ausgezeichnet und 2014 von Königin Elisabeth II. in den Adelsstand erhoben. Er tritt erstmals in Ernen auf.

«SINGEN BETRACHTE ICH NICHT ALS ARBEITEN»* BAROCK*

Die Konzerte der Barockwochen bieten immer wieder Gelegenheit, in Vergessenheit geratene Musik kennenzulernen. Neu zu entdecken wird in diesem Jahr auch die einzigartige Stimme der Solisitin sein. Den künstlerischen Leiterinnen Deirdre Dowling und Ada Pesch ist es gelun gen, Núria Rial (*1975) erstmals nach Ernen einzuladen, eine der gefragtesten Barocksängerinnen der Gegenwart. Wer Rials helle Sopranstimme einmal erlebt hat, vergisst die Wärme, die sie ausstrahlt, nie mehr. Seit ihrem Studium an der Musikakademie in Basel (Konzert klasse von Kurt Widmer) fühlt sich die gebürtige Katalanin mit der Schweiz verbunden. Ursprünglich stammt Núria Rial aus einer Kleinstadt in der Provinz Barcelona. In ihrer Familie war Musik beliebt. Ihre Eltern – der Vater ist Fotograf, die Mutter Coiffeuse – seien aber nicht so privilegiert gewesen, ein Musikinstrument zu spielen. Dafür 5

6 hätten sie aber viel Verständnis für den Berufswunsch ihrer Tochter gehabt, die sich schon früh von künstlerischen Berufen magisch angezogen gefühlt habe. Seither ist in ihrem Leben viel passiert. Rial tritt weltweit auf. Die Echo-Klassik-Preisträgerin singt neben Renaissanceund Barockmusik auch Werke der Romantik, französische, spanische und deutsche Lieder. Auch Bühnenerfahrung hat sie gesammelt, etwa in Monteverdis Oper «Orfeo» an der Berliner Staatsoper. Da sei ihr aber bewusst geworden, dass ihr «Musik pur», wie sie im Konzert erklingt, besser zusage.

Frau Rial, kürzlich haben Sie erneut in der Tonhalle Zürich gesungen. Was reizt Sie, in Ernen im kleinen Rahmen aufzutreten? In der Tonhalle Zürich fühlte ich mich immer sehr wohl. Die Wirkung hängt viel vom Raum und der Akustik ab. Mal ist es so, mal so. Man erlebt immer wieder Wunder. Auch ein winziger Saal kann anstrengend sein, weil dem Klang die Qualität fehlt. Was mich in Ernen erwartet, weiss ich noch nicht, ich lasse mich überraschen. Aber ich habe von diesem Festival viel Gutes gehört.

Begleitet werden Sie von Aernen Barock. Ist die Anspannung grösser, wenn Sie an der Seite eines für Sie unbekannten Orchesters auftreten, mit dem nur wenige Proben möglich sind? So wenig werden wir nicht proben! Aber es stimmt schon, es liegt im Trend, immer weniger Zeit zum Proben aufzuwenden. Dass wir in Ernen mehr Ruhe haben als anderswo, wird sich aber positiv auswirken. Zudem wird heutzutage von einem Musiker erwartet, dass er perfekt vorbereitet zur ersten Probe erscheine. Eigentlich muss schon alles da sein, bereit für den letzten Schliff. Wichtig ist, dass man extrem flexibel ist und fähig, in der Probe eine Interpretation in kürzester Zeit zu verändern. Doch die Freude an der Musik verbindet. Selbst wenn man vorher noch nie zusammengespielt hat, entstehen wie von selbst gute Schwingungen. Das ist jedesmal sehr beglückend.

Was bedeutet Ihnen als Barockspezialistin Beethoven? Wenn ich ganz ehrlich bin: Ich habe nie eine tiefe Verbindung zu Beethoven herstellen können. Aber es ist ja nie zu spät. Das Jubiläumsjahr ist eine gute Gelegenheit, die Sonaten wieder mal hervorzuholen und zu versuchen, sie auf dem Klavier zu spielen. Früher habe ich mehr gespielt, Beethoven gehörte natürlich dazu.

Werden Sie in Ernen Konzerte ande rer Musiker besuchen? Gut möglich. Obwohl, eine Wanderung könnte auch reizvoll sein. Oder Yoga auf der Matte zu praktizieren und dabei die Berge anzuschauen… Mal gucken, ich bin da ganz offen.

Ernen liegt auf 1200 Metern Höhe. Sie sind als gebürtige Katalanin mit dem Meer aufgewachsen. Was bedeuten Ihnen die Berge? Es stimmt, ich bin ein mediterraner Mensch, ich brauche das Meer, und sei es nur, dass ich kurz dieses unendliche Blau einmal am Tag betrachten kann. Aber die Schweizer Berge lassen

niemanden kalt. Diese besondere Energie, die reine Luft! Ich werde es lieben, ein paar wundervolle Tage da oben zu verbringen. Und ich werde die guten Schuhe einpacken.

Sommer bedeutet für viele Menschen Erholung und Ferienzeit. Sie arbeiten. Wann und wo erholen Sie sich von den Strapazen einer Konzertsaison? Die Wahrheit ist, dass ich praktisch nie Urlaub mache. Am liebsten erhole ich mich zu Hause im Garten oder am Meer. Da bin ich sehr schnell wieder fit für die nächste Reise. Sowieso: Singen betrachte ich nicht als Arbeiten. Es ist eher ein tiefes Bedürfnis

19. – 30. Juli 2020 Ein Hörgenuss für Barockmusikliebhaberinnen

und gibt mir viel Energie. Aber das lange Reisen, die toten Stunden auf einem Flughafen und das Alleinsein im Hotel, das ist manchmal schon hart. Doch die Musik gibt mir viel mehr zurück… so hat alles wieder Sinn.

In Worte packen, was einen bewegt Mit Musik und Tanz drücken Künstler aus, was sie im Innersten bewegt. Doch wie schafft man das mit Worten, wenn man weder Komponist noch Choreograph ist? Die Psychoanalyti kerin Brigitte Boothe versteht es, Menschen zu helfen, ihren Blick auf das eigene Leben zu öffnen und das, was bewegt, in Worte zu fassen. Es sei sinnvoll, sein Leben aufzuschreiben und im Lebensstrom einen Anker gegen das Vergessen zu setzen, sagt sie. Wie man sich Zugang verschafft zu den Geschichten im eigenen Leben, verrät die Expertin in der Biographiewerkstatt, die sie im Rahmen des Musiksommers 2020 zum neunten Mal durchführt. Es braucht keine Vor kenntnisse für den Kurs.

Biographiewerkstatt mit Prof.Dr. Brigitte Boothe: Samstag, 11., bis und mit Freitag, 17. Juli 2020. Seminargebühren: Fr. 590.– (inkl. Konzerteintritte zu den vier Klavierrezitalen) Anmeldung: mail@musikdorf.ch Infos: www.musikdorf.ch 7

GEMEINSAM AUF DIE H CHSTEN GIPFEL* KAMMERMUSIK KOMPAKT*

3. – 5. Juli 2020 Sieben Kurzkonzerte in drei Tagen

8 Wenn Orchestermusiker in Pension gehen, sind sie deswegen noch nicht «pensioniert». Im Gegenteil: Sie nutzen ihre langjährige Werk- und Spielerfahrung, um sich vermehrt der Kammermusik zuzuwenden, jenem Fach, das neben den Orchesterdiensten oft zu kurz kommt. Insbesondere das Spielen im Quartett ist beliebt. Die Literatur ist reich und vielfältig, und mit einem Minimum an Instrumenten kann hier ein Maximum an Klangfarben, Spannung und Wirkungen herausgeholt werden. Zudem wird jeder Musiker, jede Musikerin auf einen Schlag zum Solisten oder zur Solistin. Doch anders als in einem Konzert mit Orchester steht im Quartett das Team im Zentrum. Im Idealfall verschmelzen die Stimmen, so dass der Eindruck entsteht, als würde nur eine einzige Person spielen.

Spiel auf Augenhöhe Kammermusik bedeutet Dialog und Debatte. Zu viel Harmonie ist der musikalischen Spannung nicht immer förderlich. Dafür müssen die vier Stimmen auch wagen, sich zu attackieren, zu streiten und sich aneinander zu reiben. Eine Herausforderung, die ein Spiel auf Augenhöhe voraussetzt und ein Höchstmass an Eigenständigkeit jedes Einzelnen. Denn wie in einer Seil schaft erreicht man auch im Quartettspiel die höchsten Gipfel nur gemeinsam. Wer also bereits ein festes Ensemble gefunden hat, in dem er oder sie sich inspiriert, gefordert und gleichzeitig wohl fühlt, kann sich glücklich schätzen. Für alle andern gilt: aus probieren, experimentieren und nie aufgeben, bis sich das richtige Kleeblatt gefunden hat. Was für erfahrene Orchestermusiker gilt, die ihre Orchesterlaufbahn beenden, gilt genauso für ganz junge Musikerinnen und Musiker, die am Anfang ihrer Berufskarriere stehen. Auch für sie ist Kammermusik ein Experimentallabor, in dem vier Musiker sich auf eine Expedition begeben, um gemeinsam in die Tiefe eines Werks vorzustossen. Viele junge Musiker erleben die Erfahrung auch als Lebensschule, in der sie nicht nur über ein Werk und einen Komponisten viel erfahren, sondern auch über sich selbst.

Zufall oder Schicksal Das junge Rolston String Quartet könnte darüber einiges erzählen. Die zwei Musiker und zwei Musikerinnen haben sich per Zufall im kanadischen Banff Centre for Arts getroffen, wo sie die Streicherklasse absolvierten. Oder war es Schicksal? 2013 haben sie sich entschieden, sich zum Quartett zu formieren. Luri Lee und Emily Kruspe spielen im Ensemble die Violine, Hezekiah Leung die Bratsche und Jonathan Lo das Cello. Es fällt auf, dass niemand im Ensemble Rolston heisst. Was soll also der Name? Rolston erinnere an den Geiger Thomas Rolston (1932–2010), sagen die vier Rolston-Mitglieder. Das war der Gründer des Instituts, in dem die vier Musiker wie Rohdia manten geschliffen wurden. Man spürt die Bewunderung für diesen Musiker, der auch als Dirigent und Musikpädagoge wirkte und zum Beispiel im Violinunterricht in Kanada die Suzuki-Methode einführte. Die Namenswahl hat den vier Musikern Glück gebracht. Als Rolston String Quartet bilden sie ein Kleeblatt mit Goldkante. Zahlreiche Auszeichnungen und erste Preise bei Musikwettbewerben sind Beweise für seine Meisterschaft. In Ernen wird das Rolston String Quartet an drei Tagen sieben Kurz konzerte spielen und darin die Highlights seines Repertoires auspacken: Zu hören sind Streichquartette von Haydn, Mendelssohn, Schubert, Brahms und Debussy, aber auch einige der schönsten Klavierquartette und -quintette von Fauré, Dvorˇák, Brahms oder César Franck. Der Mann am Klavier ist übrigens in Ernen kein Unbekannter. Er hat hier während der Klavierwoche und Klavier kompakt schon mehrfach begeistert: Es ist der Pianist Dasol Kim, für das Rolston String Quartett ist er ein Glücksfang.

WENN TRÄUME ZU ALBTR UMEN WERDEN* KLAVIER*

10 Ludwig van Beethoven träumte schon früh von Musik: Töne, Klänge, Noten umgaben ihn von frühester Kindheit an. Sein Vater war ein deutscher Tenor, und auch sein Grossvater, der wie er Ludwig van Beethoven hiess, hatte sich einen Namen als Musiker gemacht. Deshalb wurde das Talent von Ludwig junior früh gefördert. Er erhielt Klavierunterricht beim Vater, und bereits als Siebenjähriger hatte er als Pianist seinen ersten Auftritt. Mit zwölf veröffentlichte er erste Kompositionen, und mit vierzehn verdiente er in der Hofkapelle in Bonn sein Geld als Musiker. Später als Komponist wurden aus Ludwigs kleinen Träumen grosse: Beethoven träumte vom Frieden, von Solidarität und Völkerverständigung. Und dass alle Menschen Brüder werden (neunte Sinfonie). Dass er nicht nur Träume hatte, sondern auch unter Albträumen litt, da ist sich die russisch-amerikanische Komponistin Lera Auerbach (Jahrgang 1973) ganz sicher. Sie hat sich intensiv mit seinem Werk und Leben auseinandergesetzt. Beethovens Gehörleiden wurde ab 1812 immer schlimmer. Sorgen bereiteten ihm auch die Finanzen, und er hatte den Tod seines jüngeren Bruders zu verkraften, was ihm psychisch sehr zusetzte. Doch es kam noch schlimmer. Ab 1821, als Beethoven bereits komplett taub war, erkrankte er an Gelbsucht und schliesslich noch an einer Lungenentzündung, die 1827 zu seinem Tod führte.

Zeitgefühl wird aufgehoben «Ludwig’s Nightmare» (Ludwigs Albtraum) heisst das Klavierstück, das Auerbach genau 180 Jahre nach Beethovens Tod zu seinen Ehren komponiert hat. Das selten zu hörende Stück wird der russische Pianist Sergey Tanin im Klavierrezital 4 (17. Juli) aufführen – neben Werken von Ravel, Brahms und Rameau. Und Ludwigs Albtraum dürfte beim 25jährigen Preisträger des Concours Géza Anda 2018 in den besten Händen sein. Der Pianist bringt alles mit, um Auerbachs klangmächtiges Werk mit expressiver Kraft und Dringlichkeit aufzuladen – und jener Traumtrunkenheit, die der Komponistin vorgeschwebt hat. In dem Klavierstück lässt sie die Wirklichkeit sich zusehends verzerren und hebt das Zeitgefühl auf. Das Stück sei eine unmittelbare Reaktion auf ihre eigene Begegnung mit Beethovens kompositorischem Kosmos, sagt Lera Auerbach dazu. Man könne nicht komponieren ohne Kenntnis der Tradition oder ohne Wissen darüber, was bis dahin ge schah. Indem sie das Handwerk aus der Vergangenheit lerne, habe sie ein

Gefühl der Freiheit, des Abenteuers und des Reflektierens unserer Zeit. Sie könne etwas sehr Modernes und sehr Neues ausdrücken, wenn sie wisse, was in der Vergangenheit funktioniert habe, sagt sie.

Mehrfachbegabungen Den Namen der Komponistin mit jüdischen Wurzeln, die 1973 in Tscheljabinsk am Rande Sibiriens geboren wurde, muss man sich merken. Aber nicht nur als Komponistin: Lera Auerbach ist eine Mehrfachbegabung. Mit 12 schrieb sie ihre erste Oper. Später studierte sie neben Klavier und Komposition an der New Yorker Juilliard School auch noch Literaturwissenschaft. Seit ihrem Début mit einem eigenen Werk in der Carnegie Hall mit Gidon Kremer und der Kremerata Baltica ist die weltweite Karriere der schillernden Komponistin, Dichterin und Pianistin nicht mehr aufzuhalten.

11. – 17. Juli 2020 Preisträger des Concours Géza Anda spielen auf

A propos Mehrfachbegabung. Dem Pianisten Sergey Tanin wird man in Ernen auch im Klavierrezital 3 (15. Juli) begegnen: Zusammen mit seinem russischen Kollegen Aleksandr Shaikin (Géza-Anda-Preisträger 2015) wird er Bearbeitungen für zwei Klaviere von Mozart, Liszt und Prokofjew aufführen, wie man sie noch nicht kennt. 11

IN DER KÖNIGSDISZIPLIN AUF DEM SPRUNG* NEWCOMERS*

12 Der Entscheid stand unter einem guten Stern. Die Geigerinnen Saskia Niehl und Nevena Tochev, der Brat schist Petro Montemagni und die Cellistin Alma Tedde haben sich im Herbst 2018 zusammengetan, um künftig gemeinsame Wege zu gehen –als NERIDA-Quartett. Mittlerweile könnte man auch sagen: um gemeinsam die Gipfel der Kammermusik zu erobern. Denn das Spiel des Quartetts überzeugt. Soeben ging es in der Swiss Orpheus Chamber Music Competition als Sieger hervor. Es zeigt, weshalb Kammermusik als Königsdisziplin gilt: Da zählt nicht nur die Qualität des Einzelnen. Um Spitzenleistungen zu vollbringen, muss auch das Zusammenspiel funktionieren. Und das hängt nicht nur von handwerklich-künstlerischen Faktoren ab. Auch die Chemie unter den Beteiligten muss stimmen.

Beständig im Wandel Beim NERIDA-Quartett stimmt sie, obwohl die Mitglieder aus allen Himmelsrichtungen kommen: Sie haben ihre Studien in Bern, Luzern, Freiburg und Berlin absolviert. Für die gemeinsamen Proben kommen sie regelmässig zusammen. Wie Wasserflüsse, die in einen einzigen Strom fliessen. Das passt zum Namen: «NERIDA» erinnert an die Nereiden, Nymphen in der griechischen Mythologie. Sie sind ein Symbol für das Wasser als veränderliches Element

und seine Beständigkeit im Wandel, etwas, das auch für das NERIDAQuartett zentral ist. Seine stilisti sche Wandelbarkeit wird das Ensemble mit der Vielfalt seines Programms ins beste Licht rücken. Luigi Boccherinis Streichquartett verbindet Einflüsse aus Italien, Wien, Paris und Spanien. Bei Mozart klingen melancholische Töne an. Und in den «Métamorphoses noc turnes» von György Ligeti werden veränderliche Motive aus einer Keimzelle wachsen, die aus vier Tönen besteht.

Wichtiges Förderinstrument Neben dem NERIDA-Quartett werden in Ernen auch das Duo Sikrona (2. Preis), das Atreus Trio (3. Preis) und das für die Swiss Orpheus Chamber Music Competition 2020 nominierte Berchtold Piano Trio eine Visitenkarte ihres Könnens ablegen. Dass sie als Newcomers angekündigt werden, ist kein Zufall: Diese Musikerinnen und Musiker verkörpern die Zukunft. Ob sie auch international durchstarten werden, ist allerdings ungewiss. Der Musikmarkt ist auch für die Besten kein Zuckerschlecken. Neben der frühen Förderung ist deshalb auch eine längerfristige Unterstützung vonnöten. Die Swiss Orpheus Chamber Music Competition setzt hier an. Sie wird an allen schweizerischen Musikhochschulen ausgeschrieben und hat den Zweck, Nachwuchsensembles am Start ihrer kammermusikalischen Berufslaufbahn zu fördern. Letztes Jahr wurden die Jungtalente von einer fünfköpfigen Jury unter der Leitung des Schweizer Cellisten und Komponisten Thomas Demenga erkoren. Für die drei Erstplazierten gibt es Geldpreise. Noch wichtiger aber sind die garantierten Auftrittsmöglichkeiten im Rahmen der Musikfestivals in Adelboden und in Ernen. Überdies dürfen die Preisträger je einen von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia finanzierten Kompositionsauftrag an einen Nachwuchskomponisten ihrer Wahl erteilen. Bereits ist klar, wem die Ehre 2020 zufällt: Die Auftragswerke wurden an den Schaffhauser Komponisten, Pianisten und Cembalisten Lukas Stamm (*1994) vergeben, an den ebenfalls aus Schaffhausen stammenden Silvan Loher (*1986) sowie den Zürcher Bratschisten und Komponisten Nathanael Gubler (*1992). Wie die jungen Kammermusiken sembles, denen sie ihre Erfindungen auf die Saiten massschneidern, hoffen auch die drei Nachwuchskomponisten durchzustarten. Als Schöpfer von Werken, die nach der Uraufführung nicht in der Schublade verschwinden.

12. und 13. September 2020 Ein Sprungbrett für den Nachwuchs

QUEERLESEN* ALLES, WAS BEWEGT, DARF DISKUTIERT WERDEN*

14 Am Literaturwochenende «Queerlesen» kommen nicht nur Literaturbegeisterte auf ihre Rechnung, sondern auch Konzertbesucher: Oft drehen sich die literarischen Stoffe, die präsentiert werden, um Musik, Komponisten oder Musiker. Neue Bücher stehen im Mittelpunkt. Doch bieten diese Veranstaltungen mehr als bloss Lesungen. Im familiären Rahmen werden Gespräche zwischen Autorinnen, Autoren und Publikum zur Selbstverständlichkeit. Man ist hier unter sich, es gibt keine Tabus. Was bewegt, darf diskutiert und hinterfragt werden, egal, ob es dabei um die Freuden und Leiden des Schreibens geht, das Leben der Autoren oder das Anderssein in all seinen Facetten.

Brennend aktuell Diesen Sommer gibt es ein Wiedersehen mit Alain Claude Sulzer. Der Verfasser von «Aus den Fugen» (2012), einem Roman um einen Starpianisten, ist ein gerngesehener Gast im Musikdorf. Dass der Autor, der seit einem halben Jahrhundert mit sei nem Mann in Basel lebt, auch eine literarische Beziehung zu Beethoven pflegt, ist seit der Uraufführung von «Prometheus» am Theater Basel bekannt. Die Musik dazu hat Beethoven für die Tanzbühne komponiert, obwohl er mit Ballett nichts anzufangen wusste. Das Libretto und die Original-Choreographie des Italieners Salvatore Viganò sind seit der Uraufführung 1801 am Wiener Hofburgtheater verschollen. Sulzer hat die «Prometheus»-Musik mit einer eigenen Handlung ergänzt. Die Uraufführung mit dem Sinfonieorchester Basel und Peter Simonischek vom Wiener Burgtheater wurde im Oktober 2019 zum Erfolg für beide, Beethoven und Sulzer. Der Autor wird nun aber seinen neusten Roman, «Unhaltbare Zustände», nach Ernen mitbringen: Er erzählt von einem älteren Mann, einem Schaufensterdekorateur, der sich gegen den Wandel der Zeiten auf lehnt und dabei ins Wanken gerät. Der Autor greift das Lebensgefühl einer Generation auf, die sich in der modernen Arbeitswelt dem Konkurrenzdruck und den ökonomischen Zwängen stellen muss. Ein Buch von brennender Aktualität, obwohl Sulzer den Stoff im Umfeld der 1968er angesiedelt hat.

Eine verbotene Liebe Erstmals begegnet man Lea Singer (eigentlich Eva Gesine Baur) beim

«Queerlesen». Die promovierte Kulturhistorikerin und Schriftstellerin aus München hat bereits mehrere Werke mit musikhistorischem Hintergrund geschrieben. Ihr jüngster Roman heisst «Der Klavierschüler» und handelt von der tragischen Be ziehung des weltberühmten Pianisten Wladimir Horowitz zu seinem Schüler Nico Kaufmann. Es ist eine verbotene Liebe. Horowitz, der 1903 in der Ukraine als Sohn assimilierter Juden geboren wurde, fürchtete sich, als Homosexueller identifiziert zu werden, und heiratete eine Tochter des italienischen Dirigenten Arturo Toscanini. Dass es diesen Amour fou zwischen Horowitz und Kaufmann tatsächlich gegeben hat, belegen unveröffentlichte Briefe des Pianisten. Anstatt sie zu verbrennen, wie Horowitz forderte, vermachte sie Kaufmann der Zentralbibliothek in Zürich, hier hat sie die Autorin aufgespürt. Auch der isländisch-deutsche Schriftsteller Kristof Magnusson hat eine ganz persönliche Beziehung zu Musik.

25. und 26. Juli 2020 Kristof Magnusson, Lea Singer und Alain Claude Sulzer lesen in Ernen

Bevor der 1976 in Hamburg geborene in Leipzig und Reykjavik Literatur studierte, liess er sich zum Kirchenmusiker ausbilden. In Ernen wird er seinen neusten (noch titellosen) Roman vorstellen. Mit seinem pointierten Schreibstil punktet Magnusson nicht nur bei der Kritik, sondern auch beim Publikum. Ein spannender Gesprächspartner also auch er: Magnusson ist geübt, über seine Kunst zu sprechen, als preisgekrönter Autor und Übersetzer hatte er eine Gastprofessur am Deutschen Literaturinstitut Leipzig inne und unterrichtete literarisches Schreiben.

LUDWIG WIRD DA SEIN, WO ES BIER GIBT* KAMMERMUSIK PLUS*

16 Es war nie Beethovens Absicht, Musik als blosse Unterhaltung zu komponieren, er betrachtete seine Kunst als eine Art Projektionsfläche, auf der er die grossen politischen, sozialen und philosophischen Fragen der Zeit musikalisch reflektierte. Eine spannende Zeit. Alles war im Um bruch: Die Aufklärung, die durch rationales Denken Fortschritt und Wissen beförderte, war noch spürbar. Gleichzeitig lockte aber auch schon die Romantik, eine Gegenbewegung, die das Individuum und seine inneren Gefühlswelten ins Zentrum rückte. Aufbruchsstimmung und Unsicherheit lösten sich ab in Wellen und beflügelten die kreativen Köpfe jener Zeit. Beethoven setzte Massstäbe; die Fragen und Themen, die ihn inspirierten, hinterliessen direkt oder indirekt Spuren in den Werken der Generationen nach ihm. Für die einen war Beethoven ein Lichtpunkt und unerreichbares Vorbild. Andere litten unter dem Schatten, den sein Licht auf sie warf. An seiner Übermacht kam niemand vorbei. Alasdair Beatson und Paolo Giacometti, das künstlerische Leitungsteam von Kammermusik plus, haben ein Programm zusammengestellt, das Beethovens Werk leitmotivisch aufnimmt und in Etappen beleuchtet. «Ankunft in Wien», «Pastorale», «Der Sturm», «Schubertiade», «An die ferne Geliebte» oder «Eroica» lauten die Titel der einzelnen Konzerte, die durch die wechselnden Brennpunkte und Be setzungen eine grosse musikalische Vielfalt versprechen.

2. – 15. August 2020 Die ganze Wiener Musikprominenz ist da

Samt «Kaiserwalzer» Wien, wo Beethoven einen Grossteil seines Lebens verbrachte, wird durch Schubert, Alban Berg und Anton Webern vertreten. Auch Johann Strauss junior wird sich «zu Wort» melden und für eine Überraschung sorgen: Der «Kaiserwalzer», den Strauss für die Eröffnung des Berliner Konzertsaals Königsbau komponiert hat, trug ursprünglich den Titel «Hand in Hand». Das Stück sollte ein Zeichen setzen für die politische Verbundenheit des preussischen mit dem österreichi schen Herrscherhaus. In Ernen wird es in der Fassung für Salon-Ensemble zu hören sein. Die Bearbeitung stammt – welch eine Überraschung – von Arnold Schönberg, dem späteren Entwickler der Zwölftontechnik. «Pastorale» weckt Naturgefühle. Neben Debussys traumtrunkenem «Prélude à l’après-midi d’un faune» in einer Bearbeitung für Septett betören auch Leoš Janácˇeks Stücke «Auf verwachsenem Pfade» für Streichorchester. Was da erklingt, ist nämlich nicht weniger als ein Tagebuch voller Stimmungen, Geheimnisse und zarter Erinnerungen. Janácˇek knüpft damit an die Tradition autobiogra phischer Klavierzyklen in der tschechischen Musik an.

Unter freiem Sternenhimmel Jedes der neun Kammer- und Orchesterkonzerte wird mit Highlights punkten, es lohnt sich, das Detailprogramm unter die Lupe zu nehmen. Die «Schubertiade» zum Beispiel findet unter dem sternenbesetzten Himmelszelt auf dem Dorfplatz statt (schönes Wetter ist bestellt). Alles klar, so weit. Bloss ein Konzertanlass im Programm von Kammermusik plus könnte durchaus ein paar Rätsel aufgeben. «Ludwigs Spelunke» heisst er und findet ein paar Schritte ausserhalb des Erner Dorfzentrums in der Mehrzweckhalle statt. Ab 11 Uhr gibt es hier vier Kurzkonzerte (Eintritt frei), und man munkelt, dass der grosse Ludwig da tatsächlich herumgeistern werde. Wie auch immer: Wer am Sonntagmorgen rechtzeitig anreist, findet in Ludwigs Spelunke garantiert einen Platz. Und weil nicht nur Musikmachen, sondern auch Musikhören hungrig macht – und auch Beethoven kein Kostverächter war –, wird in den Konzertpausen für Verpflegung gesorgt; es gibt Kaffee und Kuchen beziehungsweise Bier (Wasser) und Brezeln.

JAZZ* MEHR ALS RHYTHMISCHE TURBULENZEN*

Jazz in einem Klassikfestival oder Pianisten, die Bach, Mozart und Beethoven verjazzen? Es gab eine Zeit, da wäre das undenkbar gewe sen. Der US-amerikanische Jazzpianist Keith Jarrett glaubte gar, es sei nicht machbar, dass ein Pianist im gleichen Konzert Klassik und Jazz spiele. Und zwar deshalb, weil beide Stile im Hirn auf unterschiedliche Schaltkreise bauen würden. Damit hatte Jarrett nicht unrecht. 2018 wurde seine Aussage wissenschaftlich bestätigt: Forscher des Max-PlanckInstituts für Kognitions- und Neurowissenschaften haben beobachtet, dass bei Jazz- und Klassikpianisten tatsächlich andere Hirnprozesse ablaufen, während sie Klavier spielen. Jazzpianisten müssen flexibler sein, spontan reagieren oder improvisieren können. Dadurch hat im Jazz der freie Umgang mit der eigenen Kreativität einen höheren Stellenwert als in der klassischen Praxis, wo die inspirierte und textgetreue Interpretation eines Stücks im Zentrum steht. Doch die Zeiten ändern sich.

18 11., 26., 27. Juli und 3. August 2020 Vier Jazzkonzerte im Musikdorf

Ein Boogie für Ludwig Trotz (oder wegen) der unterschiedlichen Herausforderungen haben sich Klassik und Jazz in den letzten Jahren angenähert. Klassisch ausgebildete Pianisten geniessen die Freiheit, Jazz zu spielen und zu improvisieren. Und Jazzpianisten haben sich darauf spezialisiert, Stücke des klassischen Repertoires zu bearbeiten und ihnen eine jazzige Note zu verpassen. Damit ist etwas wieder ins Bewusstsein gelangt, was im Musikbetrieb lange selbstverständlich war: Auch Mozart

oder Haydn haben es verstanden zu improvisieren. Und Bach beherrschte die Kunst, eine mehrstimmige Fuge über ein gegebenes Thema im Moment der Aufführung neu zu erfinden. Ein innovativer Pianist, der sich in der Klassik und im Jazz zu Hause fühlt, ist der 42jährige Südafrikaner Charl du Plessis. Seit 1999, als er erstmals mit seinem Trio in Ernen auftrat, ist er hier ein gerngehörter Gast. Und nicht nur mit seinem Trio (dieses Jahr am 27. Juli): Der einst jüngste SteinwayArtist in Afrika, der beim Schweizer CD-Label Claves mehrere preisge krönte Tonträger eingespielt hat, wird auch als Solist («Boogie for Ludwig», 3. August) und zusammen mit der charismatischen Walliser Sopranistin Rachel Harnisch (26. Juli) für rhythmische Turbulenzen und Überraschung sorgen.

Früher schrecklich, heute mystisch Dass auch in der Schweiz junge Talente nachkommen, die Jazz und Klassik können, beweist der 1996 geborene Schweizer Pianist Maurice Imhof, der im Rahmen der Klavier woche die Visitenkarte seines Könnens ablegt. Schon früh hat ihn das Jazzvirus befallen, und deshalb gab es für den herausragenden Klavierspieler nur einen Weg – und der verläuft zweigleisig.

Im Hauptfach seines Masterstudiums wird Imhof klassisch unterrichtet, daneben aber beschäftigt er sich intensiv mit Jazz. Dazu gehört auch die Bearbeitung von klassischen Klavierstücken. So hat der Tausendsassa auch an Beethoven virtuos Hand angelegt: Neben einem Pussy Riot Rag (in Erinnerung an die feministische, regierungs- und kirchenkritische Punkrock-Band aus Moskau) wird er in Ernen neue Sichtweisen auf Beetho vens «Für Elise» oder die Sonate Opus 111 zeigen, jenes Werk also, das bereits zur Zeit Ludwigs Gesprächsstoff lieferte (11. Juli). Während man heute viel Mystik und Todesahnung in die Klänge hineininterpretiert, war man zu Beethovens Zeit pragmatischer. Als die Sonate 1822 erschien, sprach niemand von einem Heiligtum. Im Gegenteil: Die Musikkritik befand, das Opus 111 sei einfach nur eine «schreckliche Sonate, die kein vernünftiger Mensch verstehen, geschweige denn spielen könne». So ändern sich die Zeiten.

KAMMERMUSIK KOMPAKT*

Freitag, 3. Juli 2020

20 Uhr Tellenhaus Ernen

Samstag, 4. Juli 2020

15 Uhr Tellenhaus Ernen

17 Uhr Tellenhaus Ernen

20 Uhr Tellenhaus Ernen

Sonntag, 5. Juli 2020

11 Uhr Tellenhaus Ernen

12.30 Uhr Tellenhaus Ernen

Kammerkonzert 1 Felix Mendelssohn Bartholdy: Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 13 Rolf Wallin: Curiosity Cabinet (2009) César Franck: Klavierquintett f-Moll FWV7

Kammerkonzert 2 Claude Debussy: Sonate für Violoncello und Klavier L135 Erwin Schulhoff: Fünf Stücke für Streichquartett (1923) Franz Schubert: Streichquartett Nr. 14 d-Moll D 531 «Der Tod und das Mädchen»

Kammerkonzert 3 Nadia Boulanger: Drei Stücke für Violoncello und Klavier (1914) Claude Debussy: Streichquartett g-Moll op. 10 L85 Gabriel Fauré: Klavierquartett Nr. 1 c-Moll op. 15

Kammerkonzert 4 Joseph Haydn: Streichquartett g-Moll op. 74 Nr. 3 Hob. III:74 Augusta Read Thomas: «Magic Gardens» (2020) | Schweizer Erstaufführung Antonín Dvo ák: Klavierquintett A-Dur op. 81

Kammerkonzert 5 Béla Bartók: Rhapsodie Nr. 2 für Violine und Klavier Sz. 89 Johannes Brahms: Klavierquartett g-Moll op. 25

Kammerkonzert 6 György Ligeti: Streichquartett Nr. 1 «Métamorphoses nocturnes» (1953/54) Robert Schumann: Klavierquintett Es-Dur op. 44

Rolston String Quartet Luri Lee, Violine Emily Kruspe, Violine Hezekiah Leung, Viola Jonathan Lo, Violoncello

Dasol Kim, Klavier

KLAVIER*

Samstag, 11. Juli 2020

20 Uhr Tellenhaus Ernen

Jazzkonzert mit Maurice Imhof Walter Malgoni: «Guarda che luna» Fatts Waller: «Handful of Keys» Fatts Waller: «Numb Fumbling» Wolfgang Amadeus Mozart: «Mozart Nr. 9» Vincent Youmans/Fatts Waller: «Tea for Two» David Ruosch: «Pussy Riot Rag» Willie ‹The Lion› Smith: «Echoes of Spring» Ludwig van Beethoven: «Für Elise»

Johann Strauss (Sohn): «An der schönen blauen Donau» Antônio Carlos Jobim: «Corcovado» Oscar Peterson: «The Bach Suite» Nikolai Nekrasov: «Tetris Rag» Fatts Waller: «Honeysuckle Rose» Ludwig van Beethoven: «Opus 111/2»

Sonntag, 12. Juli 2020

18 Uhr Kirche Ernen

Klavierrezital 1 mit Aleksandr Shaikin Arvo Pärt: Variationen zur Gesundung von Arinuschka (1977) Arvo Pärt: Für Alina (1976) Johann Sebastian Bach: «Capriccio sopra la lontananza del suo fratello dilettissimo» B-Dur BWV 992 Johannes Brahms: Sechzehn Variationen über ein Thema von Robert Schumann op. 9 Maurice Ravel: Miroirs Nikolai Kapustin: Fünf Stücke aus den «Konzertetüden» op. 40

20 Uhr Tellenhaus Ernen

Vortrag «Ludwig forever?» – Beethovens Klaviermusik und die Folgen | Vortrag mit Prof. Dr. Wolfgang Rathert, umrahmt von Klaviermusik, gespielt von Aleksandr Shaikin und Sergey Tanin

Dienstag, 14. Juli 2020

20 Uhr Kirche Ernen

Klavierrezital 2 mit Varvara Sergei Rachmaninow: «Six Moments musicaux» op. 16 Nicolai Medtner: Canzona matinata Nicolai Medtner: Sonata tragica Michail Glinka: «Die Lerche» | Bearbeitung für Klavier solo von Mili Balakirew Modest Mussorgski: «Bilder einer Ausstellung»

Mittwoch, 15. Juli 2020

20 Uhr Kirche Ernen

Freitag, 17. Juli 2020

20 Uhr Kirche Ernen

Klavierrezital 3 mit Aleksandr Shaikin und Sergey Tanin Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate Nr. 15 F-Dur KV 533 | Bearbeitung für zwei Klaviere von Edvard Grieg Wolfgang Amadeus Mozart: Ouvertüre zur Oper «Die Zauberflöte» KV 622 | Bearbeitung für zwei Klaviere von Ferruccio Busoni Franz Liszt: Réminiscences de Don Juan S. 418 | Eigene Bearbeitung für zwei Klaviere S. 656 Sergei Prokofjew: Suite aus dem Ballett «Cinderella» op. 87 | Bearbeitung für zwei Klaviere von Mikhail Pletnev

Klavierrezital 4 mit Sergey Tanin Jean-Philippe Rameau: Suite a-Moll aus «Nouvelles Pièces de Clavecin» (1728) Johannes Brahms: Klaviersonate Nr. 1 op. 1 C-Dur Lera Auerbach: «Ludwig’s Nightmare» (2007) Maurice Ravel: Le tombeau de Couperin

Sonntag, 19. Juli 2020

18 Uhr Kirche Ernen

Barockkonzert 1 mit Aernen Barock Alessandro Scarlatti: Sonata a quattro Nr. 4 d-Moll Carl Philipp Emanuel Bach: Sonate g-Moll Wq 135 Luigi Boccherini: Sonate A-Dur G4 Carlo Besozzi: Sonate C-Dur für Oboe und Fagott Carl August Pesch: Triosonate Carl Philipp Emanuel Bach: Sonate F-Dur Wq 163 Wolfgang Amadeus Mozart: Streichquartett Nr. 6 B-Dur

Mittwoch, 22. Juli 2020

20 Uhr Kirche Ernen

Freitag, 24. Juli 2020

Barockkonzert 2 mit Aernen Barock und Núria Rial, Sopran Giovanni Benedetto Platti: Concerto con violoncello obbligato D-Dur (VIII) Giuseppe Sammartini: Sonate G-Dur op. 8 Nr. 4 Andrea Stefano Fiorè: Arie «Usignolo che col volo» Alessandro Piccinini: Toccata VI g-Moll Leonardo Vinci: Arie «Rondinella che dal nido» ILV 14 Francesco Gasparini: Arie «Bell'augelletto che vai scherzando» Georg Philipp Telemann: Fantasie Nr. 7 E-Dur für Blockflöte TWV40:8 Johann Sebastian Bach: Sonate Nr. 4 e-Moll BWV 528 Georg Friedrich Händel: Motette «O qualis de coelo sonus» HWV 239

20 Uhr Kirche Ernen

Barockkonzert 3 mit Aernen Barock und Núria Rial, Sopran Antonín Reichenauer: Konzert B-Dur Heinrich Ignaz Franz Biber: Pars III aus der «Mensa sonora» Jan Dismas Zelenka: Sonate Nr. 3 B-Dur ZWV 181 Philipp Heinrich Erlebach: «Meine Seufzer, meine Klagen» Philipp Heinrich Erlebach: «Schweiget ihr Seufzer» Georg Philipp Telemann: Sonate für Fagott d-Moll TW 41:a6 Johann Sebastian Bach: Kantate «Weichet nur, betrübte Schatten» BWV 202

20 Uhr Kirche Ernen

Barockkonzert 4 mit Aernen Barock und Alex Potter, Countertenor Martin Luther: Choral «Komm, heiliger Geist, Herre Gott» Heinrich Ignaz Franz Biber: Balletti lamentabili a 4 d-Moll Martin Luther: Choral «Nun komm, der Heiden Heiland» Johann Hermann Schein: Padouana und Allemande F-Dur Martin Luther: Choral «Vom Himmel hoch, da komm ich her» Heinrich Ignaz Franz Biber: Balletti lamentabili a 4 d-Moll Martin Luther: Choral «Mit Fried und Freud ich fahr dahin» Johann Sebastian Bach: Sarabande aus der Suite d-Moll für Violoncello BWV 1008 Martin Luther: Choral «Christ lag in Todesbanden» Johann Sebastian Bach: Sinfonie und Arie «Wo zwei und drei versammlet sind» BWV 42 Johann Sebastian Bach: Kantate «Geist und Seele wird verwirret» BWV 35

Donnerstag, 30. Juli 2020

20 Uhr Kirche Ernen

Barockkonzert 5 mit Aernen Barock und Alex Potter, Countertenor Georg Friedrich Händel: Kantate «Splenda l’alba in Oriente» HWV 166 Arcangelo Corelli: Sonate für Violine op. 5 Nr. 4 F-Dur Georg Friedrich Händel: Arie «O Lord, whose mercies numberless o'er all thy works prevail» Georg Philipp Telemann: Triosonate e-Moll TWV 42:e6 Nicola Antonio Porpora: Arie «Alto Giove» Johann Christoph Pepusch: Concerto a 5 Giovanni Bononcini: Kantate «Già la stagion d’amore» B-Dur Francesco Geminiani: Concerto grosso e-Moll op. 3 Nr. 3 Georg Friedrich Händel: Arie «Venti, turbini, prestate» HWV 7

Aernen Barock Núria Rial, Sopran | Alex Potter, Countertenor | Ada Pesch, Violine | Monika Baer, Violine | Deirdre Dowling, Viola | Catherine Jones, Violoncello | Miriam Shalinsky, Kontrabass | Laurence Cummings, Cembalo und Orgel | Luca Quintavalle, Cembalo und Orgel | Josep Domenech, Oboe | Siobhán Armstrong, Harfe | Mike Fentross, Theorbe und Barockgitarre | Benny Aghassi, Blockflöte und Fagott

Sonntag, 26. Juli 2020

18 Uhr Kirche Ernen

Montag, 27. Juli 2020

20 Uhr Kirche Ernen

Jazzkonzert 1 mit Rachel Harnisch, Sopran, und dem Charl du Plessis Trio Oscar Peterson: «Blues etude» Walter Lloyd Gross: «Tenderly» Duke Ellington: «It don’t mean a thing» Johann Sebastian Bach/Charles Gounod: «Ave Maria» Heitor Villa-Lobos: «Bachianas Brasileiras» Nr. 5 Georges Bizet: «Ouvre ton cœur» Spanische Serenade Oscar Peterson: Bossa beguine» Allan Mzamo Silinga: «Ntyilo Ntyilo» Kurt Weill: «Je ne t’aime pas» (1934) Bernie Miller: «Bernie’s tune» William Steffe: «Battle hymn of the republic» Rodolfo Falvo: «Dicitencello vuie» Trad. Xhosa: «Click song» Léo Delibes: «Les filles de Cadix» (1874)

Jazzkonzert 2 mit dem Charl du Plessis Trio Robert Schumann: «Von fremden Ländern und Menschen» Jean-Philippe Rameau: «Tambourin» Joseph-Nicolas-Pancrace Royer: «L’Aimable» Jean-Philippe Rameau: «Les Sauvages» Charl du Plessis: «You’re my hero» Harold Arlen: «Between the devil and the deep blue sea» Claude Debussy: «La fille aux cheveux de lin» Johann Sebastian Bach: Präludium und Fuge Nr. 7 BWV 852 Frédéric Chopin: Mazurka Nr. 3 op. 63 Ray Henderson: «The Birth of the Blues» Luis Bandeira: «Balancafro» Charlie Parker: «Donna Lee»

Charl du Plessis, Klavier Werner Spies, Kontrabass Peter Auret, Schlagzeug

Sonntag, 2. August 2020

18 Uhr Kirche Ernen

Kammerkonzert 1 | Ankunft in Wien Anton Webern: Vier Stücke für Violine und Klavier op. 7 Franz Schubert: Klaviertrio Nr.1 B-Dur op. 99 D 898 Franz Schubert: Acht Variationen über ein französisches Lied e-Moll op. 10 D 624 Alban Berg: Vier Stücke für Klarinette und Klavier op. 5 Johann Strauss (Sohn): «Kaiserwalzer» op. 437 | Bearbeitung für Salon-Ensemble von Arnold Schönberg

Montag, 3. August 2020

20 Uhr Tellenhaus Ernen

Jazzkonzert | Boogie für Ludwig mit Charl du Plessis, Klavier Antonio Salieri: Ouvertüre aus der Oper «Il Talismano» Antonio Salieri: Sinfonie aus der Oper «Axur, re d’Ormus» Thelonious Monk: «Round Midnight» Wolfgang Amadeus Mozart: Adagio aus dem Klarinettenkonzert Wolfgang Amadeus Mozart: «Rondo alla turca» KV 331 Erroll Garner: «Misty» Joseph Haydn: Adagio aus der Klaviersonate C-Dur Hob. XVI:50 Joseph Haydn: Finale-Allegro aus dem Trompetenkonzert Es-Dur Duke Ellington: «In a Sentimental Mood» Franz Schubert: Impromptu As-Dur Nr. 2 D 935 Franz Schubert: Variationen zum Impromptu Nr. 3 D 935 Franz Schubert: Moment musical Nr. 3 D 780 Charl du Plessis: Boogie für Ludwig

Dienstag, 4. August 2020

20 Uhr Kirche Ernen

Orchesterkonzert 1 | Pastorale Claude Debussy: «Prélude à l’après-midi d’un faune» | Bearbeitung für Septett von David Matthews Leoš Janá ek: Sieben Stücke aus dem Zyklus «Auf verwachsenem Pfade» JW 8/17 | Bearbeitung für Streichorchester von James Boyd Arcangelo Corelli: «Largo. Pastorale ad libitum» aus dem Concerto grosso op. 6 Nr. 8 Aaron Copland: «Appalachian Spring» (1944) Nikos Skalkottas: Fünf griechische Tänze für Streichorchester (1936)

20 Uhr Rittersaal im Stockalperschloss Brig

Kammerkonzert 8 | An die ferne Geliebte Felix Mendelssohn Bartholdy: Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 13 Kaija Saariaho: Trio für Viola, Violoncello und Klavier (2003) Gabriel Fauré: Lieder «L’horizon chimérique» op. 118 Johannes Brahms: Streichsextett Nr. 2 G-Dur op. 36

Mittwoch, 12. August 2020

20 Uhr Kirche Ernen

Kammerkonzert 9 | Eroica Arnold Schönberg: «Ode an Napoleon» für Sprechstimme, Streichquartett und Klavier op. 41 Richard Strauss: Metamorphosen (1945) | Bearbeitung für Streichseptett von Rudolf Leopold John Adams: Streichquartett Nr. 2 (2014) Ernst von Dohnányi: Sextett C-Dur op. 37

Freitag, 14. August 2020

20 Uhr Kirche Ernen

Orchesterkonzert 2 | Ode an die Freude Joseph Haydn: Violinkonzert Nr. 4 G-Dur Hob. VIIa:4 Karl Amadeus Hartmann: Kammerkonzert für Klarinette, Streichquartett und Streichorchester (1930–1935) Hugo Wolf: Vier Lieder | Bearbeitung für Bariton und Streicher von David Matthews Luigi Cherubini: Sonate für Horn und Streicher Nr. 2 F-Dur Felix Mendelssohn Bartholdy: Sinfonie für Streicher Nr. 8 D-Dur

Mitwirkende von «Kammermusik plus» Daniel Bard, Violine | Alasdair Beatson, Klavier | Simona Bonfiglioli, Violine | Barbara Buntrock, Viola | Jordi Carrasco Hjelm, Kontrabass | Tim Crawford, Violine | Alessandro D’Amico, Viola | Charl du Plessis, Klavier | Chiara Enderle Samatanga, Violoncello | Alec Frank-Gemmill, Horn | Art ras Gelusevi ius, Fagott | Paolo Giacometti, Klavier | Giovanni Gnocchi, Violoncello | Pablo Hernán Benedí, Violine | Manuel Hofer, Viola | Matthew Hunt, Klarinette | Jonathan Inniger, Kontrabass | Xenia Jankovic, Violoncello | Suyeon Kang, Violine | Lilli Maijala, Viola | Mathilde Milwidsky, Violine | Thomas Oliemans, Bariton | Joseph Puglia, Violine | Nadja Reich, Violoncello | Tomasz Sierant, Flöte | Maria Włoszczowska, Violine | Lukas Züblin, Viola

20 heures Fondation Pierre Gianadda, Martigny

Concert d’orchestre 3 | Ode à la joie Joseph Haydn : Concerto pour violon n o 4 en sol majeur Hob. VIIa:4 Karl Amadeus Hartmann : Concerto de chambre pour clarinette, quatuor à cordes et orchestre à cordes (1930–1935) Hugo Wolf : « Quatre lieder » | Arrangement pour baryton et orchestre à cordes de David Matthews Luigi Cherubini : Sonate pour cor et orchestre à cordes n o 2 en fa majeur Felix Mendelssohn Bartholdy : Symphonie pour orchestre à cordes n o 8 en ré majeur

KLAVIER KOMPAKT*

Freitag, 28. August 2020

20 Uhr Kirche Ernen

Klavierrezital 1 mit Sir András Schiff Leoš Janá ek: «Im Nebel» JW 8/22 Franz Schubert: 4 Impromptus D 935

Samstag, 29. August 2020

17 Uhr Kirche Ernen

20 Uhr Kirche Ernen

Klavierrezital 2 mit Sir András Schiff Johann Sebastian Bach: Präludien und Fugen Nr. 1 bis 12 BWV 870–881 aus dem «Wohltemperierten Klavier» – Band II

Klavierrezital 3 mit Sir András Schiff Johann Sebastian Bach: Präludien und Fugen Nr. 13 bis 24 BWV 882–893 aus dem «Wohltemperierten Klavier» – Band II

Sonntag, 30. August 2020

11 Uhr Kirche Ernen

Klavierrezital 4 mit Sir András Schiff Leoš Janá ek: Klaviersonate «1. Oktober 1905, Von der Strasse» JW 8/19 Franz Schubert: Klaviersonate Nr. 15 C-Dur «Reliquie» D 840

Klavierrezital 5 mit Sir András Schiff Franz Schubert: Klaviersonate Nr. 18 G-Dur D 894 Robert Schumann: Fantasie C-Dur op. 17

Samstag, 12. September 2020

17 Uhr | ca. 55 Min. Tellenhaus Ernen

20 Uhr | ca. 60 Min. Tellenhaus Ernen

Kammerkonzert 1 mit dem Berchtold Piano Trio Claude Debussy: Klaviertrio G-Dur (1880) Beat Furrer: «Retour an dich» (1986) Dmitri Schostakowitsch: Klaviertrio Nr. 1 c-Moll op. 8

Aniele Steininger, Klavier Livia Berchtold, Violine Ileana Waldenmayer, Violoncello

Kammerkonzert 2 mit dem NERIDA Quartett Luigi Boccherini: Streichquartett A-Dur op. 39 G 213 Wolfgang Amadeus Mozart: Streichquartett D-Dur KV 575 György Ligeti: Streichquartett Nr. 1 «Métamorphoses nocturnes» (1953/54)

Saskia Niehl, Violine Nevena Tochev, Violine Pietro Montemagni, Viola Alma Tedde, Violoncello

Sonntag, 13. September 2020

11 Uhr | ca. 60 Min. Tellenhaus Ernen

14 Uhr | ca. 60 Min. Tellenhaus Ernen

Kammerkonzert 3 mit dem Duo Sikrona Jean Sibelius: «Scène de danse» Dmitri Schostakowitsch: Präludium Nr. 2 a-Moll Jean Sibelius: «Danse caractéristique» Dmitri Schostakowitsch: Präludium Nr. 10 cis-Moll Jean Sibelius: «Rondeau romantique» Dmitri Schostakowitsch: Präludium Nr. 15 Des-Dur Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate für Klavier und Violine A-Dur KV 526 Einar Englund: Sonate für Violine und Klavier (1979)

Lovisa Ehrenkrona, Violine Alexandra Sikorskaya, Klavier

Kammerkonzert 4 mit dem Atreus Trio Franz Schubert: Triosatz für Klavier, Violine und Violoncello Es-Dur D 897 «Notturno» Wolfgang Rihm: «Fremde Szene I» Franz Schubert: Trio für Klavier, Violine und Violoncello B-Dur D 898

Gregor Haenssler, Violine Samuel Niederhauser, Violoncello Viktor Jugovic, Klavier

INFOS FÜR SIE*

Infos und Tickets Musikdorf Ernen, Kirchweg 5, 3995 Ernen, Tel. +41 27 971 10 00, mail@musikdorf.ch www.musikdorf.ch oder Landschaftspark Binntal Tourismus Tel. +41 27 971 50 55 | www.ernen.ch

Anreise Das Musikdorf Ernen ist problemlos mit dem Auto oder mit dem Zug und dem Postauto via Brig und Fiesch erreichbar.

Konzertbus Zu den Konzerten der Klavierwoche, der Barockkonzerte inkl. Jazzkonzerte und von Kammermusik plus in Ernen fährt ein Konzertbus von Oberwald nach Ernen. Für das Konzert vom Montag, 10. August 2020, im Stockalperschloss in Brig fährt ein Konzertbus von Ernen nach Brig. Der Fahrplan vom Konzertbus ist u. a. auf der Website abrufbar. Preis CHF 5.– retour ab allen Haltestellen (Halbtax, Generalabonnemente und Tageskarten sind nicht gültig). Gratis mit dem «Entdeckerpass» von Obergoms Tourismus AG.

Über Nacht In Ernen und Umgebung stehen verschiedene Hotels und zahlreiche attraktive Ferienwohnungen für jedes Budget zur Verfügung. Infos beim Tourismusbüro Landschaftspark Binntal.

«25 Jahre 100 Franken» – Das Kultur-GA Inhaberinnen und Inhaber des Abonnements «25 Jahre 100 Franken Wallis» haben freien Zugang zu allen Konzerten im Musikdorf Ernen. Infos unter: www.25jahre100franken.ch

Unser Dank Groupe E SA| Privatbank IHAG AG Zürich| Touring Club Suisse – Walliser Sektion| Domaines Chevaliers

Art Mentor Foundation Lucerne| Boner Stiftung für Kunst und Kultur| Ernst von Siemens Musikstiftung| Fondation Fern Moffat de la Société Académique Vaudoise| Fondation Les mûrons| Kiefer Hablitzel/Göhner Musikpreis| Landis & Gyr Stiftung| PLFA The Patrick and Lina Drahi Foundation| RHL Foundation| Sandoz Fondation de Famille| Stanley Thomas Johnson Stiftung| Stiftung für Radio und Kultur Schweiz

Gemeinde Ernen| Kanton Wallis| Loterie Romande

Texte und Interviews: Marianne Mühlemann Bilder: Nicolas Brodard, Bernard Brand, Valérie Giger, Raphael Hadad, Bo Huang, Friederike van der Straeten © Verein Musikdorf Ernen 2020

Anzahl Datum Programm Preis 03. Juli 1 Kammerkonzert (Kammermusik kompakt) CHF 25.–04. Juli 3 Kammerkonzerte (Kammermusik kompakt) CHF 75.–05. Juli 3 Kammerkonzerte (Kammermusik kompakt) CHF 75.–11. Juli Jazzkonzert CHF 35.–12. Juli Klavierrezital 1 CHF 35.–14. Juli Klavierrezital 2 CHF 35.–15. Juli Klavierrezital 3 CHF 35.–17. Juli Klavierrezital 4 CHF 35.–19. Juli Barockkonzert 1 CHF 45.–22. Juli Barockkonzert 2 CHF 45.–24. Juli Barockkonzert 3 CHF 45.–26. Juli Jazzkonzert 1 CHF 45.–27. Juli Jazzkonzert 2 CHF 45.–28. Juli Barockkonzert 4 CHF 45.–30. Juli Barockkonzert 5 CHF 45.–02. August Kammerkonzert 1 CHF 45.–03. August Jazzkonzert CHF 35.–04. August Orchesterkonzert 1 CHF 55.–07. August Kammerkonzert 2 CHF 45.–08. August, 18 Uhr Kammerkonzert 3 – 1. Teil CHF 45.–08. August, 20.30 Uhr Kammerkonzert 3 – 2. Teil freier Eintritt/Kollektefreier Eintritt Kollekte 09. August Kammerkonzerte 4, 5, 6 und 7 freier Eintritt/Kollektefreier Eintritt Kollekte 10. August Kammerkonzert 8 CHF 45.–12. August Kammerkonzert 9 CHF 45.–14. August Orchesterkonzert 2 CHF 55.–28. August 1 Klavierrezital (Klavier kompakt) CHF 40.–29. August 2 Klavierrezitale (Klavier kompakt) CHF 80.–30. August 2 Klavierrezitale (Klavier kompakt) CHF 80.–12. September 2 Kammerkonzerte (Newcomers) CHF 50.–13. September 2 Kammerkonzerte (Newcomers) CHF 50.–

Abonnement(s) Kammermusik kompakt Klavierwoche Barockkonzerte (inkl. Jazzkonzert 1) Barockkonzerte à 175.–Queerlesen (drei Lesungen) à 140.–Kammermusik plus à 270.–Klavier kompakt à 225.–Newcomers à 50.–à 335.–à 200.–à 100.–

Mitglieder des Vereins Musikdorf Ernen erhalten einen Rabatt auf die Abonnementspreise. Bearbeitungsgebühr CHF 5.– bzw. CHF 10.–. Versand der bestellten Karten/Abonnements ab dem 11. Mai 2020.

Name, Vorname: Adresse: Wohnort: Land:

Ich / Wir möchte(n) Mitglied/Mäzen werden. Bitte kontaktieren Sie mich / uns. Bitte senden Sie mir/uns die Eintrittskarten gegen Rechnung (nur CH). Ich/Wir bezahle(n) mit: Mastercard VISA

Bitte in einem Kuvert ein senden, bei Bezahlung mit Kreditkarte

Verein Musikdorf Ernen Kirchweg 5 Postfach 3 CH-3995 Ernen

FESTIVAL MUSIKDORF ERNEN 2020 47. Konzertsaison | Wo ist Ludwig?

KAMMERMUSIK KOMPAKT 3./4./5. Juli 7 Kammerkonzerte KLAVIER 11. Juli Jazzkonzert | 12./14./15./17. Juli 4 Klavierrezitale | 13. Juli Vortrag BAROCK 19./22./24./28./30. Juli 5 Barockkonzerte | 26.und27. Juli 2 Jazzkonzerte QUEERLESEN 25.und26. Juli 3 Lesungen KAMMERMUSIK PLUS 2. /7./8./9./10./12. August 9 Kammerkonzerte | 4./14./15. August 3 Orchesterkonzerte | 3. August Jazzkonzert KLAVIER KOMPAKT 28./29./30. August 5 Klavierrezitale | NEWCOMERS 12.und13. September 4 Kammerkonzerte

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