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Das Spielzeugmuseum Nürnberg

Das Spielzeugmuseum – eine Einrichtung der museen der stadt nürnberg – geht zurück auf die unermüdliche Sammeltätigkeit des Ehepaars Lydia und Paul Bayer. Ihre bereits in den 1920er Jahren begonnene Sammlung historischen Spielzeugs wurde unter dem rührigen Kulturreferenten Hermann Glaser 1965 von der Stadt Nürnberg angekauft. Zur Spielwarenmesse 1971 konnte das Spielzeugmuseum in einem zweckentsprechend umgebauten, mitten in der Altstadt gelegenen Patrizierhaus eröffnet werden.

Unter der Leitung der Kunsthistorikerin Dr. Lydia Bayer, Tochter des Sammlerehepaars, entwickelte sich das im Herzen der Altstadt gelegene Museum rasch zu einem kulturellen Anziehungspunkt der Stadt: Bis heute haben weit über fünf Millionen Gäste das Museum besucht. Seine umfangreiche und sehr qualitätvolle Sammlung umfasst den Zeitraum von der Antike bis zur Gegenwart. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf den beiden letzten Jahrhunderten und hier vor allem auf dem Spielzeug aus der Nürnberger Region.

Hinter der reizvollen SpätrenaissanceFassade zeigt das Museum auf vier Stockwerken und etwa 1200 Quadratmetern Ausstellungsfläche die ganze Vielfalt historischen Spielzeugs: Holzspielzeug aus den klassischen deutschen Spielzeugregionen Franken, Thüringen, dem Erzgebirge und dem Alpenraum empfängt die Besucher im Erdgeschoss. Puppen, exquisite Puppenstuben, Kaufläden und Zinnfiguren – zumeist aus Nürnberg-Fürther Produktion – geben im ersten Obergeschoss Einblick in vergangene Lebenswelten. Eine Abfolge von Puppenküchen zeigt an Beispielen aus vier Jahrhunderten, wie genau diese als Lehr- und Spielmodelle für Mädchen gedachten Objekte ihre jeweilige Zeit widerspiegeln.

Eine weitere Museumseinheit präsentiert die weltweit bedeutendste Sammlung der amüsanten mechanischen LehmannSpielwaren und zeichnet die bewegte Geschichte der Firma vom Blechspielzeug zur Gartenbahn nach. Eine kompakte Präsentation optischer Spielwaren belegt die große Beliebtheit von Papiertheatern, Guckkästen und Zauberlaternen vor der großen Bilderflut des 20. Jahrhunderts.

Fahrzeuge, Eisenbahnen, Dampfmaschinen und Metallbaukästen künden im zweiten Obergeschoss von der herausragenden Rolle der Nürnberger Spielzeugfabrikation auf technischem Gebiet. Kinder wie Erwachsene waren im Zeitalter der Industrialisierung fasziniert von den technischen Errungenschaften der Zeit und verlangten nach ihren mechanisch bewegten Abbildern im Spielzeug. Vor allem die männliche Jugend sollte sich die moderne Technik im Spiel aneignen, um für die Zukunft gut gerüstet zu sein.

Ein besonderes Highlight ist eine 30 Quadratmeter große Modellbahnanlage, die im Maßstab 1:64 den amerikanischen Eisenbahnknotenpunkt Omaha/ Nebraska nachbildet. Ohne je vor Ort gewesen zu sein, schuf ihr Erbauer, der Nürnberger Geologe Dr. Wolfram Bismarck, zwischen 1950 und 1974 in mühevoller Handarbeit eine unglaublich detaillierte, am realen Betriebsablauf orientierte Anlage der Spurweite S. Dieses Meisterwerk des Modellbaus inspirierte zu einem sehenswerten Filmporträt der besonderen Art, das direkt neben der Anlage gezeigt wird.

Das Dachgeschoss ist den neueren Aspekten der Spielzeugwelt gewidmet. In einer reizvoll gestalteten Ausstellungseinheit spannt sich der Bogen vom Bastelwerk der Nachkriegsjahre zum High-TechSpielzeug der Gegenwart: Barbie, Lego und Playmobil kommen hier ebenso zu ihrem Recht wie Schuco-Autos (ausgestellt in einem Messestand der 1950er Jahre), Bobby-Car, Fantasy-Figuren oder teure Sammlerspielzeuge, mit denen sich Erwachsene lang gehegte Kinderträume zu erfüllen suchen. Mit moderner Lichttechnik effektvoll in Szene gesetzt, spiegeln lebendig gestaltete »SpielzeugKisten« wesentliche gesellschaftliche Entwicklungen wider. So entsteht ein historisches Theater im Spielzeugformat, das zu einer Reise durch die jüngere Vergangenheit einlädt.

Nach Herzenslust spielen können kleine Besucher gleich nebenan in dem großen, künstlerisch gestalteten Kinderbereich »Kids on Top«. Betreut von einer pädagogischen Fachkraft, sind Kinder eingeladen, zahlreiche Spiele zu erproben, mit Baukästen zu experimentieren oder im Spiel mit Kugelbahn und Puppenhaus die Zeit zu vergessen.

An den Wochenenden finden Spielenachmittage statt und bei vielen Mitmachaktionen entstehen – inhaltlich häufig abgestimmt auf die Themen der Sonderausstellungen – fantasievolle Bastelobjekte. Sehr beliebt sind auch die Kindergeburtstage, die in diesen schönen Räumlichkeiten gefeiert werden können.

Von Anfang Mai bis Ende Oktober steht Kindern und Familien ein attraktiver, über 700 Quadratmeter großer Außenspielbereich zur Verfügung. Unter dem Motto »Spielen früher« lernen kleine und große Kinder hier unter fachkundiger Anleitung längst vergessene Spiele aus Urgroßmutters Zeiten kennen. Unter der fassadengroßen Reproduktion des berühmten Brueghel-Gemäldes »Kinderspiele« von 1560 können auch historische Vergnügungen wie das Schwingkegelspiel (»Russisches Kegeln«) oder klassische Kästchenspiele ausprobiert werden.

Direkt unter dem Spielplatz lockt das »Schattenreich« in spätmittelalterliche Kellergewölbe. Hier lässt sich im Rahmen von etwa halbstündigen Führungen an den Wochenenden erleben, wie die Faszination des Spiels mit Licht und Schatten zur Entwicklung verschiedenster optischer Spielzeuge geführt hat. Der lauschige Innenhof des Museums mit seiner denkmalgeschützten Dockengalerie, einer schönen LGB-Modellbahnanlage und einem gemütlichen Café lädt anschließend zum Verweilen ein.

Mit seiner umfangreichen Dauerausstellung, den weithin beachteten Sonderausstellungen zu unterschiedlichsten Themen der Spielzeugwelt sowie zahlreichen familienorientierten Veranstaltungen wendet sich das Spielzeugmuseum an Besucher aus allen Alters- und Bevölkerungsgruppen, unabhängig von Bildungsgrad und Herkunft. Durch attraktive, spielerische Präsentationen möchte es den Exponaten einen Teil des Zaubers zurückgeben, den sie einst als »Zeug zum Spielen« für das spielende Kind besaßen. Jenseits aller Erläuterungen sprechen die ausgestellten Objekte die Besucher unmittelbar auf einer tiefen, emotionalen Ebene an.

Für ältere Menschen wird das Museum so zu einem Archiv fast vergessener Gefühle aus fernen Kindertagen. Und Kinder finden sich umso leichter in einer Museumswelt zurecht, je mehr diese mit ihrem eigenen Spiel-Erleben korrespondiert.

Spielzeugmuseum

(Museum Lydia Bayer)

Karlstraße 13-15 · 90403 Nürnberg

Telefon (0911) 231 - 31 64

Telefax (0911) 231 - 27 10

E-Mail: spielzeugmuseum@stadt.nuernberg.de www.museen.nuernberg.de/spielzeugmuseum

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10–17 Uhr

Samstag und Sonntag 10–18 Uhr

Während des Christkindlesmarktes auch Montag 10–17 Uhr

Zur Spielwarenmesse täglich von 10–20 Uhr

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