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Welterbe Wartburg

Autor: Andreas Volkert

Seit fast einem Jahrtausend thront sie auf felsiger Höhe über der Stadt Eisenach in Thüringen. Ihr Gesicht veränderte sich im Laufe der Zeit wie auch die Empfindungen ihrer Betrachter sich wandelten. Das ehrfürchtige

Staunen, das unsere Vorfahren angesichts des Zeichens von Herrschaft und Macht erfüllt haben mag, ist längst abgelöst worden vom faszinierenden Ausblick und von der Bewunderung mittelalterlicher Baukunst.

Als bisher einzige deutsche Burganlage gehört sie seit 1999 zum UNESCOWelterbe der Menschheit – die Wartburg!

Beim Betreten der Burg öffnet sich dem Besucher ein beinahe tausendjähriges Geschichtsbuch:

Der Sage nach im Jahre 1067 gegründet, zeugt von der einstigen Blüte noch heute der aus dem 12.Jahrhundert erhaltene Palas als eine Kostbarkeit spätromanischer Baukunst.

Der landgräfliche Hauptsitz erstrahlte als weitgerühmter Musenhof, an dem alle schönen Künste gepflegt wurden, wo Lieder Walthers von der Vogelweide erklangen und Dichtungen Wolframs von Eschenbach entstanden.

Fotos oben: Palas Wartburg

Unten links: Codex Manesse

Unten rechts: Kapitelle

Fotos: © Rainer Salzmann

Der sagenhafte Sängerkrieg weiß davon zu berichten und gelangte durch Richard Wagners Oper „Tannhäuser“ zu wahrem Weltruhm. Die Wartburg war aber ebenso Wohn- und Wirkungsstätte der bis heute verehrten heiligen Elisabeth, bot dem geächteten Martin Luther Exil, der hier das Neue Testament übersetzte und sah 1817 mit dem Wartburgfest der deutschen Burschenschaften den Morgen einer freiheitlich-demokratischen Nation heraufdämmern. Für alle diese Höhepunkte deutscher Kultur war die Wartburg Schauplatz - sie war wehrhafte Festung, prächtige Residenz, Herberge, Stätte der Geborgenheit und Einkehr für ihre Bewohner aus vergangenen Jahrhunderten. Verfallen wohl, doch niemals in Vergessenheit geraten, erfuhr sie im 19. Jahrhundert eine Erneuerung und dekorative Ausgestaltung - mittelalterliche Bausubstanz wurde restauriert und durch historisierende Neubauten ergänzt. Herausragendes Beispiel romantischen Historismus ist zweifellos der Festsaal im Palas der Burg, einzigartige Kulisse für die bekannten Wartburgkonzerte im Sommerhalbjahr und zahlreiche Veranstaltungen.

Höhepunkt ist hier sicher die Aufführung von Richard Wagners großer romantischer Oper „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“ quasi am Originalschauplatz.

Und genau diesen Festsaal ließ der Bayernkönig Ludwig II. sogar auf seinem berühmten Schloss Neuschwanstein nachempfinden.

Linke Seite, oben: Lutherstube. Foto: © Rainer Salzmann

Unten: Festsaal. Foto: © Ulrich Kneise

Rechte Seite, oben: Elisabeth Kemenate.

Foto: © Rainer Salzmann

Unten: MDR Musiksommer 2014 auf der Wartburg: Konzert der Pianistin Olga Scheps (Russland)

Foto: © Klaus-Peter Kaschke

Kaum weniger imposant erscheinen dem Besucher sicher auch die Fresken des Malers Moritz von Schwind, der nicht nur den sagenhaften Sängerkrieg in Szene setzte.

Die Kunstsammlung der Wartburg mit ihren kostbaren Schätzen aus acht Jahrhunderten wurde auf Empfehlung Goethes vor nunmehr fast 200 Jahren ins Leben gerufen.

In Erinnerung an Goethes musealen Gedanken legten die Großfürstin Maria Pawlowna und ihr Sohn Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach den Grundstock für eine europäisch geprägte Kunstkammer, deren Sammlungsschwerpunkte sich bis heute an den wichtigsten historischen und architekturgeschichtlichen Epochen der Wartburg orientieren. Mit Glanzlichtern aus der Wartburg-Sammlung, die heute insgesamt etwa 9.000 Objekte umfasst, illustriert der Gang durch das Museum die Geschichte der Wartburg auf eindrucksvolle Weise. Zu diesen Glanzlichtern zählen zweifelsohne zahlreiche Gemälde von Lucas Cranach d.Ä.

Linke Seite, oben: Sängersaal. Foto: © Rainer Salzmann

Rechte Seite, oben: Blick in die Ausstellung der Wartburg

Mitte: Cranach – Hans Luther

Rechts: Cranach – Margarethe Luther

Fotos: © Rainer Salzmann

Linke Seite und rechte Seite unten: Sonderausstellung „Blick in die Vergangenheit. Die Wartburg in Fotografien des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts“

Foto: © Fotoarchiv Wartburg

Rechte Seite oben: © Wartburghotel

Ergänzend zur Dauerausstellung wird in jedem Jahr eine Sonderausstellung gezeigt. 2019 steht diese ganz im Zeichen alter Wartburgfotografien. Denn seit der

Mitte des 19. Jahrhunderts wird auf der Wartburg auch fotografische Geschichte geschrieben.

Die Sonderausstellung „Blick in die Ver- gangenheit. Die Wartburg in Fotografien des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts“ präsentiert von Mai – Oktober 2019 Schätze aus ihrer Fotothek, zu denen nicht nur Zeugnisse illustrer Ereignisse, sondern auch einzigartige Aufnahmen der Burg während und nach ihrer „Wiederherstellung“, der Besuche Kaiser Wilhelms II. oder die ersten Fotografien in natürlichen Farben gehören.

Die Wartburg hat sich aber auch ihre freundliche Gastlichkeit bewahrt, seit Pilger einst an ihre Pforten klopften. Willkommen ist sowohl der eilige Besucher zur kleinen Rast in der Burgschänke, als auch der Gast, der sich in den geschmackvollen Restaurants oder in den individuell gestalteten 38 Zimmern des „Hotel auf der Wartburg“ verwöhnen lassen möchte.

Wiederkehrende Veranstaltungen

- Konzerte im großen Festsaal (Apr. – Okt.)

- Adventskonzerte im Dezember

- Aufführung der Wagner-Oper „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“ am originalen Schauplatz

- Sommernächte im August

- Historischer Weihnachtsmarkt an drei Adventswochenenden

Wartburg-Stiftung

Auf der Wartburg 1 99817 Eisenach

Tel.: +49 (0) 36 91 /2 50 -0

Fax: +49 (0) 36 91/250 299 info@wartburg.de www.wartburg.de

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