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Zur Topologie des Immateriellen

Referenten: Gregor Isenbort, DASA-Leiter / Marcus Starzinger, DASA / Gisela Staupe, Deutsches Hygiene Museum / Jacqueline Strauss, Museum für Kommunikation, Bern / Jörg Schmidtsiefen, Archimedes Exhibitions GmbH / Prof. Uwe R. Brückner, Atelier Brückner / Vera Franke / Anna Schäfers, Archimedes Exhibitions GmbH / Beat Hächler, Alpine Museum / Uwe Strauch, museum.de als Gast / Jan Paul Herzer, hands on sound GmbH / akustische Szenografie / Nicole Kober, Lichtplanungsbüro LDE Kober / Max Kuhlmann, hands on sound GmbH / akustische Szenografie / Marie-Paule Jungblut, Historisches Museum, Basel / Bodo-Michael Baumunk / Jennifer Santer, Miami Science Museum / Dr. Thomas Köhler, Berlinische Galerie / Dr. Christoph Rodatz, Bergische Universität / Tristan Kobler, Holzer Kobler Architekturen GmbH

Das 14. Szenografie-Kolloquium in der DASA Arbeitswelt Ausstellung im Januar näherte sich einem eher flüchtigen Thema der Szenografie. Über 200 Experten aus Museumswissenschaft, Architektur und Ausstellungsgestaltung kamen an drei Tagen dem Wesen des Immateriellen auf die Spur.

Mehr als 20 Referenten und sechs Moderatoren von Workshops gingen der Frage nach, wie Ausstellungen ohne vermeintlich sinnfällige und zeichenreiche Objekte funktionieren. Erstmalig unter Leitung von DASA-Direktor Gregor Isenbort und in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Szenografie an der Fachhochschule Dortmund, namentlich Prof. Oliver Langbein, entstand in entspannt-kreativer Atmosphäre ein fruchtbarer Boden für viele Diskussionen und Gespräche rund um das, was Ausstellungen im Innersten zusammenhält.

Der erste Tag legte das Fundament für die Beziehungssuche zwischen Objekten und ihrer Bedeutung. Aus eher akademischer Perspektive widmeten sich die Redner der manipulativen Kraft des Ausstellens, insbesondere bei abstrakten Themen. Wie geht eine Ausstellung zum Gerücht, zum Ritual oder zur Schönheit? Erst wenn die Szenografie in der Lage ist, einen Dialog zwischen Umgebung und Gegenstand zu initiieren und Dinglichkeiten und Zusammenhänge vorzuschlagen, gelingt das Begreifen des Immateriellen, so Isenbort in seiner Eröffnung: „Das Immaterielle zwischen dem Konkreten ist die Verbindung, ist der Baustein unserer Weltwahrnehmung“.

So formen Ausstellungen Botschaften zu einer Geschichte. Wie wirken diese aber ästhetisch, räumlich und erzählerisch so, dass sie beim Empfänger ankommen? Workshops boten Experimentierfelder zum Ausprobieren der „Topologie des Immateriellen“.

Ob Lichtmalerei, Assoziationsübungen oder das Erfühlen von Raum und Zeit: Das Szenografie-Kolloquium lebt immer wieder von der Partizipation und der Selbsterfahrung seiner Teilnehmer.

Um dem Unsichtbaren im Gestus des Zeigens zu begegnen, stand der zweite Tag ganz im Zeichen konkreter Projekte. Orna Cohens „Dialog mit der Zeit“, ein interaktives Spiel mit dem Alter, Innovatives aus dem Stapferhaus im schweize- rischen Lenzburg oder die vielschichtigen Ausstellungsstrategien des Dresdener Hygiene-Museum fanden ein aufmerksames Publikum. Vom sinnhaften Rollenspiel bis zu opulenten Raummetaphern, von begehbaren Zahlenwelten bis zum „audience engagement“ reichen die vorgestellten Methoden, dem Abstrakten erlebnishaft zu begegnen.

Einen „Big Bang“ aus New York landete am dritten Tag Mitchell Joachim, der laut „Rolling Stone“-Magazin zu einem der 100 Menschen gezählt wird, die Amerika noch ändern werden. Seine Utopien „organischer“ Architektur mittels Fleischzellen, Muskelmasse und Abfallprodukten sorgten für wahrhaft innovative Blicke über den Tellerrand der zentraleuropäischen Museums- und Ausstellungswelt. Praxisnahe Anregungen gingen auch von Vorträgen zur Rolle des Lichts in der Ausstellungsplanung oder zur Handfestigkeit von Klang und „Sound Design“ aus.

Illustre Diskutanten wie Kurator Bodo-Michael Baumunk, Prof. Uwe R. Brückner, Beat Hächler vom Alpine Museum aus der Schweiz oder Jennifer Santer vom entstehenden und nicht weniger als 23.200 Quadratmeter großen Patricia und Philipp Frost Museums of Science in Miami sorgten für die Verknüpfung von Theorie und praktischer Arbeit. Offene Worte fand immer wieder Marie-Paule Jungblut vom Historischen Museum in Basel, die der musealen und der szenografischen Szene gleichermaßen oft genug den Spiegel vorhielt.

Das Szenografie-Kolloquium hat Tradition und ist zum Meilenstein am Jahresstart geworden. Daher lohnt schon jetzt ein Eintrag im Kalender für 2015: Vom 21. bis 23. Januar 2015 lädt die DASA Arbeitswelt Ausstellung wieder in Kooperation mit der FH Dortmund Experten zum Dialog und zur Diskussion anlässlich der einzigen regelmäßigen deutschen Tagung zur Ausstellungsgestaltung in Museen ein.

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