Antike Karten "Schleswig-Holstein"

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Volume 2

Antike Karten Schleswig-Holstein

AntikE Karten Schleswig-Holstein

Katalog: â‚Ź 10.00


Impressum Herausgeber Farhad Vladi Autorin Lisa Rupieper Abbildungen Ingrid Temnitzer ART DIRECTION, LAYOUT Annika Drewinat FOTOS Alle Rechte bei Vladi Private Islands GmbH Alle Rechte vorbehalten. Das Material darf ohne vorherige Genehmigung der Vladi Private Islands GmbH weder ganz noch teilweise vervielfältigt oder verbreitet werden. Die nachfolgenden Katalogeinträge – die Zuschreibungen, Datierungen und Deutungen – sind unsere gegenwärtigen Einschätzungen. Zwar sind diese auch unter Berücksichtigung aktueller Forschungsergebnisse getroffen worden, sie können sich allerdings durch zukünftige Erkenntnisse modifizieren. Darüber hinaus bitten wir zu beachten, dass selbst die höchste Druckqualität eines Kataloges nicht die Autopsie des Originals ersetzen kann. Dies gilt etwa für die Farbgebung von Abbildung und Original. Cover & Buchrücken Nr. 2771

Alstertor 14-18 | 20095 Hamburg Telefon +49-(40)-35 74 63-41 info@oldmapcenter.com | www.oldmapcenter.com

© Dr. Götze Land & Karte GmbH und Vladi Private Islands GmbH, Hamburg


Inhalt Vorwort

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Nord- und Ostsee

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Deutsche Bucht und Elbmündung

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Helgoland

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Schleswig-Holstein

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Nord-ostsee-kanal

Schleswig

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Flensburger Förde

Amt Gottorf

20

Schleistrom

22

Rendsburg

22

Nordfriesland

23

Eutin, Tønder

24

Holstein

26

29

Kiel

Wagrien

30

Dithmarschen

32

Steinburg

34

Stormarn

34

Pinneberg

35

Lauenburg

36

Dänemark | Kimbrische Halbinsel

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Süddänemark, Nordschleswig

43 44

Dänischer Wohld

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Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, nach dem Erfolg unseres ersten Kataloges „Old Maps around

Mit diesen zusätzlichen Anekdoten zum historischen Kontext

the World“ möchten wir auch den deutschen Leserinnen und

wollen wir auch bisherige „Landkarten-Laien“ für unser The-

Lesern sowie insbesondere unseren treuen Kunden aus Schles-

ma und die dazugehörige Geschichte begeistern. Doch eine

wig-Holstein unsere umfangreiche Sammlung von Landkarten

antike Karte ist nie nur ein bedeutsames Zeugnis vergangener

ihrer Region hoch im Norden präsentieren.

Zeiten, auch muss sie stets aus der künstlerischen Perspektive betrachtet werden. Die zum Teil sehr aufwendig gestalteten

Wir sind stolz, die facettenreiche Geschichte dieses Bundeslan-

Kartuschen sind auf unseren zeitgenössischen und eher schlicht

des mit unseren originalen Drucken des 16. bis zum Anfang des

gestalteten Landkarten nicht mehr denkbar. Ornamente der

20. Jahrhunderts abbilden zu können, denn die antike Landkar-

Renaissance und des Barocks rahmen die Angaben zu Titel,

te ist nie nur ein sachlicher Gebrauchsgegenstand wie die heu-

Künstler und Verleger, Widmungen und viele weitere Informati-

tige Karte gewesen. Dieses oft viele Hunderte Jahre alte Relikt

onen. Prächtig gestaltete Wappen unterstreichen die Wichtig-

zeigt vielmehr den damaligen geografischen Wissensstand und

keit der Hoheitsgebiete. Der Fantasie zur Ausschmückung der

bildet historische und kulturelle Informationen ab. Die Karte ver-

Karten waren vor allem zur Zeit Johannes Mejers (1606-1674)

mittelt ihrem Publikum ein Bild des Landes, das sich durch neue

keine Grenzen gesetzt.

politische Entwicklungen ständig veränderte. Und gerade die

Johanner Mejer & Gehilfen

wechselvolle Geschichte Schleswig-Holsteins mit ihrer starken Bindung an Dänemark lädt zum genaueren Betrachten ein.

Die norddeutschen Kupferstecher Andreas Lorenz und die Gebrüder Petersen entwarfen reich verzierte

Schleswig-Holstein & Dänemark

Kartuschen und figürliches Beiwerk mit genreartigem Charakter. Ihre Motive stammten hauptsächlich aus

Die Eider bildete seit 811 die offizielle Reichsgrenze

Vorlagen englischer oder niederländischer Grafiken. Oft

zwischen dem fränkischen, später deutschen, und dem

ist auch ein regionaler Kontext anhand von Trachten

dänischen Reich. Noch heute gilt sie als Bindeglied

und landestypischen Berufsausübungen erkennbar. Ihre

zwischen den historischen Landesteilen Schleswig und

Bilder finden sich auf den Karten des Husumer Gelehrten

Holstein. Die namensgebende Stadt Schleswig wurde

Johannes Mejer wieder. Dieser kartierte zwischen 1638

nach der Zerstörung der bedeutenden wikingerzeitli-

und 1648 u. a. im Auftrag der Landesherren Schleswigs

chen Handelsstadt Haithabu im Jahr 1066 besiedelt und

und Holsteins. Caspar Dankwerth (1605-1672) übernahm

1103 dem dänischen Erzbistum Lund unterstellt.

den Großteil der Finanzierung des geplanten Atlasses

1111 wurden die Schauenburger Grafen vom deut-

sowie die Autorschaft der dazugehörigen Landesbe-

schen Kaiser mit Holstein und Stormarn belehnt. 1326

schreibung. Der Atlas „Newe Landesbeschreibung der

erhielt Gerhard III. von Schauenburg von seinem Mün-

zwey Herzogthümer Schleswich vnd Holstein“ erschien

del, dem dänischen König Waldemar III., das Herzogtum

1652 und umfasste 39 Landkarten sowie 52 Stadt-

Schleswig. Auch sein Nachfolger Gerhard IV. konnte

pläne. Ab 1662 wurden die Mejerschen Karten

Schleswig weiterhin verwalten, sodass das Herzogtum

im „Atlas Major“ von Joan Blaeu (1596-1673)

im Besitz der Schauenburger verblieb. So wuchsen

herausgegeben.

Holstein und Schleswig in der Zeit der Schauenburger

Quelle Dreyer-Eimbcke 2006.

eng miteinander zusammen. Später erhoben die holsteinischen Stände den Dänenkönig Christian I. freiwillig

Johannes Mejers Werk gilt als großes Vorbild aller später ent-

zum Landesherrn, so wurden beide Gebiete - das

standenen Schleswig-Holstein-Karten. Wir freuen uns, Ihnen

beständig dänische Lehen Schleswig und auch

unsere veranschaulichende Sammlung aus der Feder Johannes

das deutsche Holstein - vom selben Herrscher

Mejers und weiterer Autoren präsentieren zu können – aber

regiert. Jene Realunion Schleswig-Holstein mit

überzeugen Sie sich von der kartografischen und künstlerischen

Dänemark währte bis 1864.

Qualität der hier gezeigten Werke gerne selbst!

Quelle Dreyer-Eimbcke 2004, S. 15-17; Degn 1995.

Nicht zu vernachlässigen ist natürlich auch der finanzielle Stellenwert antiker Landkarten, der vor allem in den letzten Jahren

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enorm gestiegen ist. So wurde der bereits erwähnte „Atlas Major, sive Cosmographia Blaviana“ Joan Blaeus (ab 1662) im Jahr 2010 für 289.250 GBP versteigert. Bereits 2015 wurde ein vergleichbares Exemplar für den fast doppelten Wert (581.000 GBP) im selben Auktionshaus (Sothebys) veräußert. Keine geringe Ursache für jene interessante Preissteigerung ist, dass die Vielfalt alter Landkarten und Atlanten ständig verringert wird. Da es sich um wertvolle Antiquitäten handelt, kann das Angebot nicht allein durch die Nachfrage bestimmt werden. Solch hochwertige Objekte mussten, bevor wir sie anbieten können, zunächst einige Jahrhunderte, Umwelteinflüsse und Kriege überstehen. Zudem ist nicht außer Acht zu lassen, dass es sich auch damals bei den Landkarten um Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs handelte, wenn auch deutlich dekorativer als heute und nicht für ein breites Publikum zugänglich. Für uns Kartenliebhaber handelt es sich definitiv um die schönste Art, sein Geld anzulegen und gleichzeitig den emotionalen Wert im Hinblick auf den nüchternen Sachwert nicht zu vergessen. Mit diesem Katalog bieten wir Ihnen nur Karten an, welche die Vergangenheit gut erhalten überdauern durften. Da es sich bei unseren Holz- und Kupferstichen aufgrund ihres Handkolorits stets um Unikate handelt, kann es trotz unseres hohen Qualitätsanspruches an die Abbildungen in unserem Katalogen zu geringen Abweichungen hinsichtlich der Erscheinung und des Zustandes des Originals kommen. Falls Sie Fragen zum Zustand, zum Inhalt, zur Herkunft oder zum Kauf unserer Objekte haben, kontaktieren Sie uns gerne! Wir bieten Ihnen eine jahrelange Erfahrung mit originalen alten Landkarten des 15. bis 20. Jahrhunderts zusammen mit einer fundierten kunsthistorischen Ausbildung sowie geografischem Fachwissen. Unser Sortiment finden Sie im Herzen Hamburgs an der Binnenalster integriert in Deutschlands größte geografische Fachbuchhandlung. Zunächst wünschen wir Ihnen aber ersteinmal viel Spaß beim Lesen und freuen uns dann über Ihren Besuch in unserem Ladengeschäft Dr. Götze Land & Karte GmbH Alstertor 14-18|20095 Hamburg oder auf unseren Webseiten: www.landundkarte.de und www.oldmapcenter.com.

Farhad Vladi


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Nord- und Ostsee

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Nord- und Ostsee

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Nord- und Ostsee

Atlas

001 Waghenaer, Lucas J.; Deutecum, Johannes van Speculum Nauticum, 1591. Kupferstich, koloriert, 41 x 29 cm (Folio)|no. 1021

Lucas J. Waghenaers „Atlas Speculum nauticum super navigatione maris occidentalis confectum“ (hier in der dritten Ausgabe, Latein) ist wohl der berühmteste Seeatlas des 16. Jahrhunderts. Zunächst wurde das Werk zwischen 1584 und 1585 auf Niederländisch herausgegeben und direkt im Anschluss auch auf Latein, Französisch und Deutsch. Die englische Ausgabe folgte 1588. Die Kartenvorlagen, graviert von Johannes von Deutecum und Jean Bellère, können als Waghenaers Vorstoß gedeutet werden, nautische Karten in Form eines Atlasses als Grundlagenwerkzeug in Westeuropa zu etablieren. Man kann annehmen, dass Waghenaer mit südlichen und westlichen Seekarten vertraut war, da er selbst zur See gefahren ist. Dennoch unterscheidet sich seine hier vorliegende Arbeit erheblich von den Maßstäben bereits existierender Portolane oder den zeitgenössischen, aber kleinformatigen, „Leeskaarten“. Dagegen schuf der Kartograf nun einen Seeatlas im Folioformat. Seine „moderne“ Interpretation mithilfe von organisatorischen Hilfestellungen und detaillierten Beschreibungen von Handelsrouten und dem europäischen Küstenverlauf, auch Schleswig-Holsteins, erscheint klar strukturiert, übersichtlich und leicht verständlich. Gleichzeitig sind die einzelnen Karten dekorativ ausgestaltet. Eine wichtige Neuerung zeigt sich in Waghenaers Darstellung des Küstenprofils zusammen mit dem Küstenverlauf. Zudem sind relevante Seezeichen, wie Leuchttürme, Untiefen und Ankerplätze, vermerkt. Diese Markierungen sollten maßgebend für zukünftige Seekarten werden. Um den Platz auf den einzelnen Blättern optimal zu nutzen, wurde das Kartenbild individuell ausgerichtet und nicht standardisiert genordet. Das Entstehungsjahr ist im Atlas vermerkt. QUELLE Dreyer-Eimbcke 2004, S. 37-40.

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Nord- und Ostsee Seekarte

002

Waghenaer, Lucas J. Caerte vande zee Custe va Mekelenborch, Soe de landen aldaer gehedaente sijn, van Lasmont tot Femeren, 1586. Kupferstich, vollkoloriert, 51,4 x 33 cm|no. 2805 Die Seekarte aus Waghenaers „Spieghel der Zeevaerdt“ zeigt die Ostseeküste zwischen Fehmarn und Rügen mit ihren Fahrwassern und Untiefen. Die Karte ist nach Südwesten ausgerichtet. Eine dekorative Windrose hilft bei der weiteren Orientierung. Schiffe, Seetiere und drei Kartuschen mit Beschlagwerk beleben die Ostsee. Oben erscheint der zweisprachige Titel, unten links ein Meilenzeiger. Gute Ankerplätze und gefährliche Stellen sind eingetragen. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Küstenregion von Rügen bis Travemünde. Aber auch Ostholstein mit Heiligenhafen ist eingezeichnet. Die Küste verläuft weiter nördlich gen Seeland.

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Nord- und Ostsee Seekarte

003 Doncker, Hendrick

Pas Caart van de Noort Zee Verthoonende in zich alle de Custen en Havens daer rontom gelegen, 1664. Kupferstich, grenzbandkoloriert, 53 x 43,5 cm| no. 3070 Die westorientierte Seekarte umfasst die Nordsee von den Shetland Inseln über Jütland bis zur norwegischen Westküste. Wie für Seekarten üblich sind in dieser Karte nur die Küstengebiete und die Inseln detailliert beschrieben. Untiefen sind gekennzeichnet,das gezeichnete Binnenland bleibt undifferenziert. Das angrenzende Festland ist mit den Wappen Englands, Norwegens und der Niederlande dekoriert. Grenzmarkierungen zwischen den Ländern fehlen. Die Längen- und Breitengrade sind in der bis heute in der Seefahrt üblichen Mercator-Projektion als gerade Linien eingezeichnet. Sie bilden das Gitternetz für einen Kreis aus 16 gleichmäßig verteilten Wind- und Kompassrosen, von denen die sogenannten Rumbenlinien ausgehen. Diese Darstellungsweise ermöglicht eine gesteuerte Durchquerung der Meere mithilfe eines Kompasses. Links unten auf der Karte befindet sich ein schlichter Meilenzeiger mit drei Maßstäben umgeben von einer Kartusche im Ohrmuschelstil. Gegenüber ist eine prachtvolle Titelkartusche mit Rollwerk, fischmaulartigem Ornament und Putten angebracht. Das barocke Dekor wird kombiniert mit Büchern, kartografischem Werkzeug und einer Armillarsphäre als Zeichen der Wissenschaft. In einem zweiten Textfeld sind die Herstellerdaten angegeben. Das Entstehungsjahr ist auf der Karte vermerkt.

Seekarte

004 Wit, Frederick de

Pascaert vande Noort Zee om achter Yrland en Schotland om te seylen, um 1675. Kupferstich, grenzbandkoloriert, 56,3 x 49 cm|no. 3433 Seekarte der Nordsee mit eingezeichneten Rumbenlinien. Die Positionen von Sandbänken sind vermerkt. Rechts sind oben und unten zwei Titelkartuschen angebracht. Sie werden von mehreren Figuren und Personifikationen staffiert. Die obere zeigt Diana, die Göttin des Waldes und der Jagd mit ihren tierischen Begleitern. Im Hintergrund sind zwei Holzfäller bei der Arbeit zu betrachten. Die untere Kartusche wird von einem Löwen mit sieben Pfeilen und einem Schwert in den Pfoten bekrönt. Er stellt das Wappentier der Niederlande dar. Im Landesinneren zeigen sich die jeweiligen, von Putten begleiteten Wappen von Schottland, England, Irland und Norwegen. Im Zentrum der Karte bekriegen sich zwei Dreimaster. Auch wenn der Schwerpunkt des Bildprogramms und der Heraldik nicht auf dem deutschen Küstenverlauf liegt, ist dieser detailliert von Emden bis Rügen wiedergegeben. Das Herzogtum Schleswig ist durch Kolorit als dänisches Territorium gekennzeichnet.

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Nord- und Ostsee HISTORISCHES EREIGNIS

005

Homann, Johann Baptist Geographische Vorstellung der jämmerlichen Wasser-Flutt in Nieder-Teutschland, 25. Dec. 1717, 1718. Kupferstich, flächenkoloriert, 58 x 47 cm|no. 3253 Homanns „Geographische Vorstellung der jämmerlichen Wasser-Flutt“ von 1717 ist im wahrsten Sinne eine außergewöhnliche Karte und gilt als wichtiges Dokument dieser Naturkatastrophe für Zeitgenossen und Nachwelt. Es handelt sich um die erste Ausgabe von 1718. Die von der Überschwemmung betroffenen Landstriche sind gestrichelt hervorgehoben und grün koloriert dargestellt. Dämme und Deichbrüche sind ebenfalls eingezeichnet. Den thematischen Mittelpunkt der Karte bildet die verheerende Sturmnacht selbst. Erzürnte Gottheiten verwüsten das Land, allen voran Poseidon, der Meeresgott mit seinen wasserspeienden Seepferden. Dahinter wütet Boreas, Gott des Nordwindes und zugleich König der Windgötter. Kirchtürme und Dächer zeigen an, was von den Ortschaften noch zu sehen ist. In den Fluten treiben die zahlreichen Ertrinkenden und Toten. Zwei Putten tragen ein Spruchband mit einem Zitat von Ovid: „Schüttet ein Gott das Wasser über so viele dahin: Allein, wer von ihnen verdient, darin auch zu ertrinken?“. Am rechten Bildrand kauert die weinende Schicksalsgöttin Tyche mit Mauerkrone vor den Trümmern, die die Flut hinterlassenen hat. Die Karte ist mit zahlreichen Texteinschüben versehen. Neben Informationen über die Flut ist ebenfalls ein Zitat aus Ovids „Metamorphosen“ niedergeschrieben, welches als Anspielung auf die Schicksalhaftigkeit solcher Naturkatastrophen zu interpretieren ist. Rechts oben gibt Homann ausführliche Angaben über die Zerstörungen und die Anzahl der Opfer. Er zählt in der Summe über 18.000 Tote. Nach heutigen Schätzungen kamen bei der Flut von 1717 etwa 12.000 Menschen ums Leben. Die Bilder am unteren Rand sollen technische Einzelheiten zum Deichbau veranschaulichen – ein Plädoyer für den Küstenschutz. Tatsächlich gilt die Flut von 1719 als Wendepunkt im Deichbau. Neue Konstruktionen mit zur Seeseite flach ablaufenden Deichen sollten die Nordseeküste in den folgenden Jahrhunderten besser vor Sturmfluten schützen. Quelle Hagen 2005.

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Nord- und Ostsee DEUTSCHE BUCHT UND ELBMÜNDUNG

006

Theunisz (Lootsman), Jacob Pascaerte vande Eems, Elve, Weser, Eyder, en de Hever: als mede hoe dieselvighe gaten van Heylighelant gheleghen syn, 1663. Kupferstich, unkoloriert, 54,7 x 45,2 cm|no. 3251 Südorientierte Seekarte der Deutschen Bucht und der umliegenden Küste von Husum bis Emden und weiter nach Groningen. Tiefenmessungen, Inseln und Navigationslinien sind verzeichnet. Am oberen Rand der Karte befinden sich zwei Kompassrosen und eine Legende, welche die Namen der Fluss- und Küstengebiete listet. Ein zeitgenössisches Schiff ziert das offene Meer. Rechts unten sind ein niederländischer, spanischer und ein englischer Meilenzeiger dargestellt. Der Herausgeber ist auf der Karte als Jacob Theunisz (16431717) vermerkt. Das dazugehörige Familienunternehmen veröffentlichte seine Werke vermehrt unter dem Namen „Lootsman“, um sich von gleichnamigen Konkurrenten zu unterscheiden. Quelle Tooley’s Dictionary of Mapmakers 2004.

DEUTSCHE BUCHT UND ELBMÜNDUNG Die Deutsche Bucht zählt zu den am dichtesten befahrenen Gewässern der Welt, da hier die Mündungen der Weser, Jade und Elbe zusammentreffen. Die Einfahrt in die Elbe ist von besonderer Bedeutung, da man von dieser über Cuxhaven und den Hamburger Hafen zum Nord-Ostsee-Kanal bei Brunsbüttel und weiter in die Ostsee gelangen kann. Die vielfrequentierte Wasserstraße barg schon früh das Risiko für Segelunglücke. Dementsprechend wurden die Karten oft mit exakten Segelanweisungen versehen. Quelle Frank/Hoffmann 2018, S. 81.

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Nord- und Ostsee DEUTSCHE BUCHT UND ELBMÜNDUNG

007

Keulen, Johannes van Paskaart vande Jade, Weser en Elve; met een gedeelte van Emderland, Kevdingerland, Holsatia en Ditmarschen, ab 1688. Kupferstich, vollkoloriert, 51 x 57 cm|no. 3083 Aufwendig kolorierte Seekarte der Nordseeküste von Helgoland bis zum Mündungsgebiet von Jade, Weser und Elbe. Links unten befindet sich eine figürlich ornamentierte Titelkartusche mit spielerischer Szenerie, die Johannes van Keulen als „Buch- und Seekartenverkäufer“ nennt. Eine von einem floralen Band gesäumte Nebenkarte links oben zeigt die Elbe bis Hamburg mit separatem Titel. Drei Kompassrosen geben die Ausrichtung der beiden Karten nach Süden an.

DEUTSCHE BUCHT UND ELBMÜNDUNG

008

Schenk, Petrus; Valk, GerharD Albis Fluvius Germanie Celebris a Fontibus ad Ostia, um 1750. Kupferstich, vollkoloriert, 48,5 x 39,5 cm| no. 3040 Farbenprächtige, nach Nordosten ausgerichtete Karte des Elblaufs. In zwei Teilen wird der gesamte Weg des Flusses von der Quelle in Tschechien bis zur Mündung in die Nordsee präsentiert. Passiert werden Dresden, Meißen, Magdeburg und Hamburg, die in ihren Grundrissen erkennbar sind. Aber auch weitere bedeutende Städte wie Prag, Leipzig, Berlin und Lübeck sind abgebildet. Seitenarme, Abzweigungen und kleine Flussläufe sind detailliert eingezeichnet. Unten rechts befindet sich eine architektonische, antikisierende Kartusche. Sie enthält einen Meilenzeiger. Zwei Putten halten ein breites Spruchband, das die Namen der beiden Herausgeber trägt. Die Titelkartusche links oben ist auf einer Brunnenarchitektur angebracht und zeigt einen Flussgott als Personifikation der Elbe sowie eine weibliche Allegorie der Fruchtbarkeit mit großem Füllhorn. Im Hintergrund steht Merkur, Gott des florierenden Handels.

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Nord- und Ostsee DEUTSCHE BUCHT UND ELBMÜNDUNG

009

Berliner Akademie Ducatus Bremae et Princ. Verdae geometrica descriptio recens cum Comit. Hoyae, Diepholt et, 1764. Kupferstich, vollkoloriert, 56,5 x 88 cm| no. 3056 Seltene Karte mit Titelkopfleiste der Herzogtümer Bremen und Verden mit den Grafschaften Hoya, Diepholz und Delmenhorst. Dargestellt ist das Gebiet von der Elbmündung bis Hamburg sowie von der Wesermündung bis zum Steinhuder Meer. Die holsteinische Elbküste ist bis Brunsbüttel wiedergegeben. Außergewöhnlich sind das Format und die Genauigkeit der Ausführung. Die größeren Städte sind differenziert in ihren Umrissen dargestellt. Zahlreiche Siedlungen sind vermerkt. Vor Hamburg ist sogar die Sternschanze markiert. Am rechten Rand wurden zwei preußische Steuerstempel abgedruckt. Der Titel erstreckt sich über die gesamte Kartenbreite und informiert über die Einteilung und die Angabe von kleineren Ämtern. Untiefen in der Elbe sind vermerkt, Postrouten sind eingezeichnet und die Grenzen der Länder werden hervorgehoben. Das Entstehungsjahr ist auf der Karte vermerkt.

DEUTSCHE BUCHT UND ELBMÜNDUNG

0010

Bureau für Strom- und Hafenbau Hamburg Die Elbe von der Flutgrenze bis zur See, 1905. Lithografie, vollkoloriert, 187 x 26,5 cm|no. 4049 Lange Faltkarte der Unterelbe mit verzeichnetem Elbverlauf von Geesthacht bis hin zur Insel Helgoland inklusive aller zeitgenössischen Leuchttürme und Feuerschiffe. Sichtbar sind auch die Stände von Hoch- und Niedrigwasser. Der Untertext gibt detailliert Auskunft zum Verständnis der Karte bzgl. der Kilometereinteilung, der freiliegenden Sande, dem Überschwemmung ausgesetzten Vorland sowie dem Hauptfahrwasser. Die Karte befindet sich in ihrer originalen Aufbewahrungsmappe mit einem Jugendstil-Emblem.

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Nord- und Ostsee HELGOLAND/SCHLESWIG

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Danckwerth, Caspar; Mejer, Johannes Newe Landtcarte von der Insull Helgelandt, 1652. Kupferstich, flächenkoloriert, 57,5 x 42,5 cm|no. 3051 Fünfteilige Karte der Insel Helgoland und der Stadt Schleswig. Hier zeigt sich, mehr noch als an vielen anderen Exemplaren, Mejers Bemühen, nicht nur eine möglichst genaue Kartografierung zu liefern, sondern die Regionen auch unmittelbar vor historisch einschneidenden Ereignissen abzubilden. So verweist die Helgoland-Karte unten rechts zugleich auf mehrere (vermeintlich) historische Zustände. Auf der oberen linken Karte sieht man Helgoland aus der Vogelperspektive mit der jener Zeit angeschlossenen Insel Düne in ihrer Gestalt um 1649. Hier war das Witte Kliff noch erhalten, welches erst 1711 in Folge von Baustoffgewinnung und Bodenerosion verschwand. Im Südwesten der Insel sind zwei Felstürme verzeichnet. Vermutlich handelt es sich um den „Mönch“ und den „Jungfernstuhl“. Die heutige „Lange Anna“ im Nordwesten scheint noch nicht zu existieren. Die sogenannten Stacks entstehen bei Abrasion durch Meeresbrandung, sind aber instabil. Im Zentrum der Insel ist die Kirche St. Nicolai markiert. Ihr Vorgängerbau ist ebenfalls an der östlichen Küste eingetragen. Auch Häuseransiedlungen und Verteidigungsanlagen in Form von Kanonen sind verzeichnet. Ebenfalls vermerkt sind Hinweise zur Navigation rund um die Insel. Zwei Segelschiffe und ein großes Meerestier schmücken die Darstellung. Unterhalb des Titels ist ein kleiner Meilenzeiger angebracht. Die Titelinschrift ist auf dem Rücken einer riesigen Scholle vermerkt und wird von einem Fischerpaar in landestypischer Tracht gehalten. In der unteren linken Karte sind mehrere Zustände Helgolands dargestellt. Zu sehen sind hier die Jahre 800, 1300 und 1649. Im Hintergrund dieser Beschreibung stand das Interesse des dänischen Königs, die Zugehörigkeit zu Schleswig zu beweisen. Zahlreiche Ansiedlungen und landwirtschaftliche Bebauungen sind verzeichnet. So sind der Insel zahlreiche Ankerplätze und Häfen der Friesen vorgelagert. Auch Kastelle und sogar Tempelanlagen sind eingetragen. Die Ausdehnung des Jahres 1300 ist bedeutend kleiner. Die meisten der Siedlungen und der größte Teil der landwirtschaftlichen Fläche sind hier bereits abgetragen. Der Zustand des Jahres 1649 schließlich ist am unteren Rand der ursprünglichen Insel vermerkt. Die Kartusche zeigt Poseidon mit einer Amphore. Drohend ergießen sich die Wassermassen in Richtung der bereits untergegangenen Landmassen. Südlich der Insel schwimmt ein großes Meerungeheuer. Die einzelnen Zustände sind deutlich zu erkennen. Unten rechts steht eine Dedikationskartusche an Eberhard Weidenkopff, holsteinischer Hofrat, und an Eilhard Schachten, Geheimsekretär in Gottorf. Mejer wird als Urheber und die Gebrüder Petersen werden als Stecher genannt. Auch Schleswig besitzt sowohl eine hstorisierende als auch eine zeitgenössische Ansicht. Rechts oben erscheint der Grundriss der Stadt mit dem Gottorfer Schloss und seiner frühbarocken Gartenanlage, datiert auf das Jahr 1649. Das untere Kartenbild verzeichnet den Verlauf des historischen Dannewerks, eine wichtige Festungsanlage der Dänen, die sich von Hollingstedt bis nach Eckernförde erstreckte. Das Dannewerk ist hier mit der Jahreszahl 1154 versehen. Die Befestigungsanlage selbst wurde erst 1170 im Auftrag von König Waldemar ein letztes Mal vergrößert. Die Verteidigungswalle sicherten die Südgrenze des alten dänischen Reichs und sperrten den Zugang nach Jütland über den Heerweg und kontrollierten die Handelsroute zwischen Nord- und Ostsee über Haithabu, den größten Handelsplatz des Nordens im frühen Mittelalter. Der eingestellte Grundriss der Stadt Schleswig ist ebenfalls auf 1154 datiert. Die Blattseite von Helgoland ist auch separat, in einer späteren Ausgabe (Joan Blaeu, ab 1662), als Einzelblatt erhältlich – allerdings ohne figürliches Beiwerk (vgl. #2755). Quelle Dreyer-Eimbcke 2004, S. 257; Dreyer-Eimbcke 2006, S. 34-37.

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Nord- und Ostsee Helgoland

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Wiering, Thomas voN Prospect der Innsull Hellgeland, 1713. Kupferstich, unkoloriert, 36 x 25,5 cm|no. 3177 Diese Ansicht Helgolands zeigt die Insel kurz vor der dänischen Besetzung im Jahr 1714 und sie gibt einen Einblick in die ursprüngliche Bebauung, lange vor den radikalen Zerstörungen des 2. Weltkriegs. Hier ist die heutige Insel Düne an die Hauptinsel angeschlossen und das Witte Kliff ist noch erhalten. Erst 1711 verschwand das hohe Kliff in Folge von Baustoffgewinnung und Bodenerosion. Im Südwesten der Insel ist ein Felsturm verzeichnet. Vermutlich handelt es sich um den „Mönch“. Die heutige „Lange Anna“ im Nordwesten scheint noch nicht zu existieren. Quelle Krieger 2015, S. 61.

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Schleswig-Holstein

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Schleswig-Holstein SCHLESWIG-HOLSTEIN Gesamt

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Ortelius, Abraham Holsatiae Descrip., ab 1579. Kupferstich, altkoloriert, 24,6 x 33,6 cm|no. 3162 Ursprünglich doppelseitige Karte von Abraham Ortelius. Vormals war eine Ansicht Hessens („Hassia descrip.“) mit abgebildet, sie wurde jedoch abgetrennt. „Holsatiae descrip.“ zeigt das Gebiet vom Hamburger Süden bis Tondern im Norden Deutschlands. Es handelt sich um die erste Ausgabe, die den Titel mit Banner zeigt. Unten rechts ist eine weitere, mit Fruchtbarkeitssymbolik dekorierte Titelkartusche abgebildet, unten links eine Meilenskala und das Privileg. Als Autor ist der dänische Mathematiker Marcus Jordanus angegeben, dessen kreisförmige Kalenderkarte von 1559 Ortelius als Vorlage diente. Christian III. von Dänemark beauftragte Jordanus, alle Provinzen des Reiches zu bereisen und zu kartieren. Jenes entstandene Werk gilt als älteste bekannte Karte Schleswig-Holsteins. Das einzige überlieferte Exemplar des Kalenderblatts befindet sich in der Universitätsbibliothek Leiden. Quelle Dreyer-Eimbcke 2004, S. 99-102.

NORD-OSTSEE-KANAL

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Verlag Max Pasch; Greve, Wilhelm Nord-Ostsee-Kanal, ca. 1895. Lithografie, grenzbandkoloriert, 33 x 52 cm|no. 3898 Panoramakarte des Nord-Ostsee-Kanals, vermutlich in der Festschrift zur Einweihung 1895 (120-seitiges, gebundenes Werk) erschienen. Die Eröffnung des neuen Wasserweges am 21. Juni 1895 fand als zeremonielle Feier im Beisein des namensgebenden Kaisers Wilhelm II. in Kiel statt. 1949 wurde der Kaiser-Wilhelm-Kanal in Nord-Ostsee-Kanal umgetauft. Bis heute ist er eine der meist genutzten Wasserstraßen der Welt und wurde seit 1907 immer wieder ausgebaut. Quelle Fischer 2017, S. 128.

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Schleswig

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Schleswig Schleswig GESAMT

015

Blaeu, Joan; Mejer, Johannes Landtcarte vom Sudertheil des Herzogthumbes Schleswieg, 1662. Kupferstich, grenzbandkoloriert, 61,5 x 41 cm|no. 2771 Die „Landtcarte vom Sudertheil des Hertzogthumbes Schleswieg“ diente bis zum Ende des 18. Jahrhunderts als Vorlage für alle Übersichtskarten dieser Region. Die Karte bildet das norddeutsche Festland zwischen den beiden Meeren ab. Die Ostküste mit seinen landestypischen Förden ist detailliert verzeichnet. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der westlichen Wattenmeerküste mit den nordfriesischen Inseln und den eingezeichneten Untiefen und Sandbänken. Sogar Helgoland und seine Nachbarinsel Düne sind zu erkennen. Diverse Segelschiffe kreuzen die Meere. Die für Mejersche Kartenbilder typischen, mit Rocaille verzierten Kartuschen tragen Titel und Legende. Eine Sockelarchitektur bildet die Dedikationskartusche. Dort steht angelehnt ein Hirte mit seinem Vieh. Selbstbewusst packt er den Stier sprichwörtlich bei seinen Hörnern.

FLENSBURGER FÖRDE

016

Blaeu, Joan; Mejer, Johannes Praefectura Flensburgensis absque Nordgoeßherde, 1662. Kupferstich, flächenkoloriert, 56,5 x 43 cm| no. 2743 Karte der Präfektur Flensburg. Zu sehen ist das Gebiet rund um die Flensburger Förde Richtung Süddänemark bis Amt Arensharde westlich der Schlei. Am unteren Rand ist mittig die Titelkartusche mit Stecherangabe angebracht, unten links der Meilenzeiger. Der dänisch-norwegische Konsul und Sekretär Theodor Lente sowie der königliche Sekretär Philipp Julius Bornemann werden namentlich genannt. Unten rechts ist die Stadt Flensburg mit Hafen in geschützter Lage am Ende der Förde als Inset in gewesteter Ausrichtung dargestellt. Auch die charakteristischen, lang gestreckten Kaufmannshöfe sind eingezeichnet. Die Johanniskirche liegt hier noch außerhalb der Stadtmauer. Der Samson-Gang nahe dem Hafen bildet heute einen der ältesten Teile der Stadt. 1284 erhielt Flensburg vom dänischen König das Stadtrecht und wurde schnell zur bedeutendsten Stadt Schleswigs. Flensburg war kein Mitglied der Hanse, hatte aber enge Handelskontakte zu deutschen und europäischen Hafenstädten. Mit dem Untergang der Hanse im 16. Jahrhundert gewann Flensburg als Handelsstadt an Bedeutung, insbesondere im skandinavischen Raum.

AMT GOTTORF Im Jahr 1460 wurde der dänische König Christian I. (1426-1481) zum Herzog von Schleswig und erstmals gleichzeitig zum Grafen von Holstein gewählt. Nach dem Tod des späteren Nachfolgers Friedrich I. (1471-1533) zerfiel jener Besitz. Adolf I. (1526-1586) erbte die Schleswiger und Holsteiner Gebiete und begründete die Linie Schleswig-Holstein-Gottorf. Die namensgebende Schleswiger Schlossanlage wurde zur Hauptresidenz. Während der Regentschaft Friedrich III. (1597-1656) entwickelte sich der Hof Gottorf zum kulturellen Zentrum Norddeutschlands, noch heute berühmt für seinen begehbaren Riesenglobus, die große Kunstsammlung und die barocke Gartenanlage. QUELLE Degn 1995.

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Schleswig AMT GOTTORF

017

Blaeu, Joan; Mejer, Johannes Nordertheil des Amptes Gottorf, 1649. Kupferstich, grenzbandkoloriert, 57 x 38 cm|no. 2751 Die Karte zeigt den nördlichen Teil des Amtes Gottorf. Im Westen wird das Gebiet von der Ostsee, die mit einem ornamentalen Schriftzug, einem Segelboot und einer Kompassrose dekoriert ist, begrenzt. Die Wasserläufe sind unvollständig wiedergegeben und auch das Danewerk entspricht nicht seiner tatsächlichen Gestalt. Dennoch gilt die Karte als historisch sehr ertragreich, da sie dazu beitrug, die Wallanlage zu erforschen. Schleswig und Eckernförde sind durch rotes Kolorit besonders hervorgehoben. Deutlich ist der Grundriss des Schlosses Gottorf erkennbar, das zu den bedeutendsten Herrschaftshäusern Schleswig-Holsteins zählt. In der Titelkartusche schreiten zwei Männer durch das geöffnete Tor direkt auf das Schloss Gottorf auf der Burginsel am Ende der Schlei zu. Der Blick durch den Torbogen suggeriert den Ausblick auf das Gottorfer Schloss. Am unteren Rand befindet sich eine mit Feldfrüchten dekorierte Dedikationskartusche, die neben einer Widmung auch die Herstellerangaben enthält. Die Karte ist Johann Adolph Kielmann gewidmet (16121676). Dieser war der Hofkanzler des Herzogs von Schleswig-Holstein-Gottorf und er nahm Einfluss auf die Universitätsgründung in Kiel. Am rechten unteren Rand werden die Goldschmiede Matthias und Nicolaus Peters genannt. Eine weitere Kartusche am oberen Rand beinhaltet einen Meilenzeiger und die Legende. Der Titel ist in den Torbogen links oben eingraviert. Das Entstehungsjahr ist auf der Karte vermerkt. Quelle Dreyer-Eimbcke 2006, S. 49-51.

AMT GOTTORF

018

Blaeu, Joan; Mejer, Johannes Praefecturae Gottorpiensis pars Australis, ab 1662. Kupferstich, flächenkoloriert, 59,4 x 40,1 cm|no. 3412 Karte des südlichen Teils des Amtes Gottorf mit der Stadt Schleswig im Norden. Der Grundriss des Schlosses Gottorf ist gut erkennbar. Die Stadt Rendsburg ist im Süden der Karte verzeichnet. In den beiden unteren Kartenecken ist je eine Insetkarte angebracht. Links ist der Grundriss der barocken Planstadt Friedrichstadt eingezeichnet, rechts Eckernförde als Halbinsel. Links sitzt eine mürrische, alte Käsehändlerin und wiegt Käsestücke ab. Daneben ist der Meilenzeiger in einer rocailleverzierten Kartusche gesetzt. Dahinter ist ein Pfeifenraucher in mächtiger Dunstwolke abgebildet. Sein Hund hat sich auf die Kartusche gesetzt und verrichtet dort scheinbar sein Geschäft. Die Figuren gehen auf Pieter Jansz. Quast (1606-1647) zurück. Quelle Dreyer-Eimbcke 2006, S. 60.

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Schleswig SCHLEISTROM

019

Blaeu, Joan; Mejer, Johannes Accuratissima Sliae Fluminis Descriptio, ab 1667. Kupferstich, flächenkoloriert, 64 x 42,5 cm|no. 2766 Die außergewöhnliche Karte erstreckt sich von der damaligen Insel Arnis (heute mit dem Festland verbunden) bis zur Schleimündung mit Angabe der Fahrrinne und Tiefenmessungen. Die figürliche Kartusche dieser Schleistrom-Karte enthält die Widmung an drei adelige Grundeigentümer. Rechts unten ist eine tabellarische Zusammenfassung der Fischzäune angebracht. Arnis ist zu dieser Zeit noch unbewohnt. Erst 1666 wurde die Insel von Kappelner Familien besiedelt, welche vor der Lehnsherrschaft Detlevs von Rumohr (1634-1678) fliehen wollten. Vergrößert sind auf 21 Insetkarten genaue Darstellungen der Zäune eines jeden Standesherren oder der Gemeinde wiedergegeben. Über das Fischereirecht der Schlei hatte es wiederholt Streitigkeiten zwischen der Stadt Schleswig und den Schleijunkern gegeben. Denn das Schleswiger Stadtrecht von 1280 erlaubte nur den ansässigen Fischern, im gesamten Schleigebiet zu fischen. So sollte die Karte dazu beitragen, die Besitztümer der ertragreichen Fischreusen in der oberen Schlei zu klären. Es sollte auch die Entfernung von einer freizulassenden Fahrrinne gemessen werden. Die Heringszäune, die seit Mitte des 15. Jahrhunderts bezeugt sind, gehören heute zu einem in ganz Europa einzigartigen kulturgeschichtlichen Denkmal. Quelle Dreyer-Eimbcke 2006, S. 16-19.

RENDSBURG

020

Blaeu, Joan; Mejer, Johannes Rendsburgum Chiloneum et Bordesholma, sive Holsatia Propria,1672. Kupferstich, vollkoloriert, 62 x 41,5 cm| no. 2760 Die Region um Rendsburg, Kiel und Bordesholm. Die Karte ist zwar datiert auf 1649, ist hier jedoch in einer späteren Ausgabe zu sehen. Oben links ist eine Insetkarte von der Festung und dem Schloss Rendsburgs an der Grenze zum Herzogtum Schleswig gezeichnet. Deutlich zu erkennen ist der große St. Petri-Dom. Die eigene figürliche Titelkartusche korrespondiert ikonografisch mit dem Bildprogramm aus Mejers Dithmarschen-Karte (vgl. #2736). Die groteske Kartusche auf der rechten oberen Blattseite ehrt Heinrich Blohm aus Hagen, Beamter in Schleswig und Holstein, und Paul Rantzow als wissenschaftlichem Beschreiber der Region. Johannes Mejer selbst ist als Mathematiker genannt. Am unteren Rand wird auf Christian Lorenzen als verantwortlichen „Rotgießer“ (Kupferstecher) verwiesen.

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Schleswig 021

Nordfriesland | Tønder, SYLT, FÖHR, AMRUM Blaeu, Joan; Mejer, Johannes Praefectura Tondern sine Lundtofft Herde, ab 1665. Kupferstich, vollkoloriert, 59 x 43,5 cm|no. 5030 Die Karte zeigt den Amtsbezirk Tønder in der Gestalt von 1648. Bis ins 16. Jahrhundert lag die Stadt Tondern an der schleswigschen Westküste und lebte vornehmlich vom Handel. Doch durch Landgewinnung verlor sie ihren Zugang zur See, wodurch sich die wirtschaftliche Lage zunächst drastisch verschlechterte. Der Küste vorgelagert ist das Wattenmeer mit den Inseln Sylt, Amrum und Föhr. Heute ist die Karte besonders für ihre detaillierte Aufsicht auf die populäre Urlaubsinsel Sylt beliebt. Ellenbogen und Westerland sind gut zu erkennen. Auch die damaligen Kirchspiele, darunter die alte Kirche von Eidum, sind eingezeichnet. Die Hallig Jordsand ist hier noch existent. Eine ornamentale Inschrift bezeichnet die Nordsee als „Westsee“. Rechts unten befindet sich eine im Ohrmuschelstil aufwendig dekorierte Kartusche. Sie enthält eine Widmung und die Herstellerangaben sowie einen Meilenzeiger. Figurativ sind neben der Kartusche Vertreter der Hauptertragsquellen, Spitzenklöppelei und Handel mit agrarwirtschaftlichen Produkten, abgebildet. Im 17. Jahrhundert entwickelte sich Tønder zum Zentrum für Spitzenklöppel-Arbeiten und erlebte eine neue wirtschaftliche Blüte. Bemerkenswert ist das verzweigte Straßennetz der Region, das nur in wenigen Karten jener Zeit verzeichnet ist. Quelle Klüche 2018, S. 85-86.

Nordfriesland | Husum

022

Blaeu, Joan; Mejer, Johannes Praefectura Husumensis Lunderbergh Nordstrand et Nordgoesherde, 1663. Kupferstich, flächenkoloriert, 60,5 x 42,5 cm|no. 2758 Die Karte des Gebiets um Husum zeigt die namensgebende Stadt mit Küstengebiet von Dagebüll bis Friedrichstadt. Die vorgelagerten Halligen wie Oland, Hoge und Pellworm sind ebenfalls kartografiert. Die zwei ehemaligen Verwaltungsbezirke Beltringharde und Edomsharde sind mit ihren Umrissen eingezeichnet, die Großteile sind jedoch als unter Wasser liegend gekennzeichnet. Beltringharde gehörte zu den Uthlanden und umfasste den Nordteil der Insel Strand (heute etwa das Gebiet der Halbinsel Nordstrand). In der zweiten Marcellusflut 1362 wurde der Verwaltungsbezirk von der Nordsee überschwemmt und verlor mehrere Kirchspiele. Die Edomsharde umfasste den südöstlichen Teil der Insel Strand und ging in der Burchardiflut im Jahr 1634 unter. Der Hauptort Rungholt wurde bereits in der zweiten Marcellusflut zerstört. Die ursprüngliche Lage ist auf der Karte vermerkt. Hierfür diente Peter Sax` „Clades Rungoltina“ (1637), an der Johannes Mejer selbst mitgearbeitet hat, als Quelle. Quelle Dreyer-Eimbcke 2004, S. 145-157.

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Schleswig Eutin | Tønder

023

Braun, Georg; Hogenberg, Franz Oitinense oppidum et arx Episcopi Lubecensis fedes, 1598. Kupferstich, vollkoloriert, 49,5 x 36,5 cm|no. 3054 Stich mit zwei Städteansichten. Das obere Bild zeigt Eutin. 1257 erhält der Ort seine Stadtrechte und wird zur Residenz der Fürstbischöfe Lübecks, von denen Eberhard von Holle (1531-1586) und Johann Adolf (1575-1616) mit Wappen genannt werden. Auf dem Eutiner Emblem befindet sich ein Druckfehler, hier ist die eigentliche Inschrift VTIN („UTIN“ in lat. Lettern = EUTIN) als LTIN falsch gesetzt. In der Mitte wird das Eutiner Stadtschloss gezeigt und am oberen Rand ein Schlachtendetail zur Zeit der Bauernkriege, an denen u. a. Christian III. von Dänemark und Norwegen und sein Hofmeister, der Feldherr Johannes Rantzau, beteiligt waren. Die untere Ansicht zeigt die heute dänische Stadt Tønder (seit 1918). Diese war bereits seit 1017 als Hafenstadt bekannt. So findet sich auch das Schiff im Stadtwappen wieder. Ein zentral gelegenes Wasserschloss dient als Festung. Auf der rechten Seite ist die Trøjborg wiedergegeben, sie ist heute nur noch als Ruine erhalten. Quelle Füssel 2015, S. 580-581.

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Nordfriesland | Tönning

024 Braun, Georg; Hogenberg, Franz Tönning, um 1580. Kupferstich, vollkoloriert, 39,5 x 17,5 cm|no. 3078

Ursprüngliche Doppelkarte der Städte Tönning und Husum. Hier ist jedoch nur die Ansicht von Tönning erhalten. Doch dieses Blatt beweist die Aktualität der Braun-Hogenbergschen Karten. Das erst 1583 fertiggestellte Schloss ist hier bereits sichtbar, umgeben von einem Wassergraben, angrenzend an den Marktplatz. Es handelt sich um eine seiner wenigen zeitgenössischen Abbildungen, denn nach dänischer Belagerung wurde es bereits im Jahre 1735 niedergerissen. Die Landeswappen von Eiderstedt und von Tönning sind als Siegeldarstellungen am oberen Bildrand angebracht. Quelle Füssel 2008, S. 386.

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Holstein

Holstein Im Jahr 1474 wurden Holstein, Wagrien und Dithmarschen zu einem gemeinsamen Herzogtum Holstein zusammengefasst. Quelle Degn 1995, S. 321.

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Holstein Holstein Gesamt

025 Blaeu, Willem

Ducatus Holsatiae Nova Tabula, ab 1643. Kupferstich, grenzbandkoloriert, 51,5 x 38,2 cm|no. 3235 Das Herzogtum Holstein mit den angrenzenden Ländern, von Flensburg im Norden bis Hamburg im Süden, von Wangerooge im Westen bis Wittenberg im Osten. Der Titel ist zentriert am oberen Kartenrand angebracht. Zwei Insetkarten zeigen die vorgelagerten Inseln Nordfrieslands und die Region Stapelholm. Landgewinnung und Entwässerungsmaßnahmen werden thematisiert. Interessant ist die Darstellung von Halligen, die so heute nicht mehr bestehen. Die Hallig Dagebüll wurde 1704 mit einem Deich gesichert und somit landfest. Die Hallig Galmsbüll hatte bis zu einer großen Flut 1825 Bestand. Einzig die Hallig Oland existiert bis heute. Am unteren Kartenrand sind Meilenzeiger und Verlegerkartusche angebracht. Windrosen und ein Segelschiff dekorieren die Meere. Die Fahrrinnen sind zusammen mit Angaben zu den Fahrtiefen eingezeichnet. Zuerst wurde diese Karte von dem Physiker Johann Isaac Pontanus (1571-1639), der wie Blaeu ein Schüler Tycho Brahes war, veröffentlicht. Des Weiteren gilt die Kalenderkarte von Marcus Jordanus als inhaltliches Vorbild (vgl. #3162). Eine neuere Landesaufnahme ging der Karte wahrscheinlich nicht voraus. Die Angaben über Bojen, Priken und Sände auf der Eider sowie der Elb- und der Wesermündung entstammen sicherlich einer zeitgenössischen Seekarte. Die oberen Eckdaten beruhen jedoch auf den jüngsten Vermessungsarbeiten niederländischer Deichbauunternehmer. Blaeus Holsteinkarte erschien in vielen Auflagen seiner Atlanten und gilt als Vorbild für viele Nachstiche bis ins 18. Jahrhundert hinein. Quelle Dreyer-Eimbcke 2004, S. 114.

Holstein Gesamt

026 Schenk, Pieter

Holsatiae Tabula Generalis in qua sunt Ducatus Holsatiae, Dithmarsiae, Stormariae et Wagriae, 1707. Kupferstich, flächenkoloriert, 57,5 x 48 cm|no. 3045 Die vorliegende Karte zeigt das Gebiet zwischen Rendsburg und Lüneburg sowie Travemünde und St. Peter-Ording. Das Territorium des Herzogtums Holstein ist farbig unterlegt und sehr detailliert beschrieben. Zahlreiche Dörfer, Orte, Siedlungen, Städte sowie topografische Angaben sind verzeichnet. Unten rechts ist eine unkolorierte Titelkartusche mit Datierung, Verlegeradresse und Privileg abgebildet. Der Titel ist auf einen Felsen graviert. Die vier großen Gebiete des Herzogtums, Holstein, Stormarn, Dithmarschen und Wagrien, werden genannt. Über dem Titel stehen ihre vier Wappen. Das Entstehungsjahr ist auf der Karte vermerkt.

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Holstein Holstein Gesamt

027 Wyld, James

A map of the Dutchy of Holstein, um 1872. Kupferstich, grenzbandkoloriert, 58 x 46,5 cm|no. 4035 Das Herzogtum Holstein in schlichter, aber zeitgenössischer Ausgestaltung. Ortschaften und lokale Gegebenheiten sind detailliert eingezeichnet. Der Urheber James Wyld (1812-1887) war königlicher Kartograf und einer der führenden Kartenmacher seiner Zeit. 1851 konzipierte er einen gigantischen begehbaren Riesenglobus für die erste Weltausstellung in London. Dieser konnte aufgrund seiner Ausmaße jedoch nicht gezeigt werden. Quelle Tooley‘s Dictionary of Mapmakers 2004.

Kiel

028 Kieser, Eberhard

Spoliatis Arma Supersunt, 1623. Aus: Politisches Schatzkästlein, Kupferstich, unkoloriert, 15 x 10 cm|no. 5120 Vedute von Kiel, erschienen im „Thesaurus Philopoliticus“ (dt. „Politisches Schatzkästlein“), einer Sammlung von Kupferradierungen herausgeben von Daniel Meisner. Unterhalb des Stadtprospekts ist ein lateinischer Vers über die Schrecken des Krieges und einer deutschen sinngemäßen Übertragung wiedergegeben. Im Vordergrund der Abbildung sind dementsprechend abgelegte Waffen und weitere Kriegsobjekte dargestellt. Die Stadtansicht selbst wurde vermutlich aus dem älteren Werk „Civitates Orbis Terrarum“ von Georg Braun und Franz Hogenberg übernommen.

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Holstein Wagrien

029 Blaeu, Joan; Mejer, Johannes

Landtcarte von dem Lande Wageren, welches ist das Ostertheil von Holstein, 1651. Kupferstich, vollkoloriert, 51,5 x 42,5 cm|no. 3156 Die Halbinsel Wagrien und die Küste der Lübecker Bucht. Detailliert sind die Seen der Holsteinischen Schweiz sowie Städte, Straßen und weitere landschaftliche Besonderheiten eingezeichnet. Unterhalb des Titels ist das Wappen Wagriens mit einem Ochsenkopf und dem holsteinischen Nesselblatt angebracht. Der rechte Rand der Karte wird bedeckt von einer ornamentalen Widmungskartusche zu Ehren des Erzbischofs von Lübeck und von zwei Nebenkarten Oldenburgs, die in Form von Grundrissen und einer beigefügten Legende die Stadtentwicklung zwischen 1320 und 1651 dokumentieren. Hier zeigt sich ausnahmsweise eine fehlerhafte Recherche von Johannes Mejer. So bezieht sich die Erläuterung in der Legende der Karte nicht auf Oldenburg, sondern auf Stade. Dieser Fehler ist bereits der Kölner Herausgeberschaft Braun und Hogenberg im Jahr 1572 unterlaufen. Quelle Füssel 2015, S. 133; Dreyer-Eimbcke 2004, S. 205.

Wagrien

030 Blaeu, Joan; Mejer, Johannes

Pars Meridionalis Wagriae cum partes Stormariae, ab 1662. Kupferstich, flächenkoloriert, 63,5 x 42,5 cm| no. 2721 Wagrien und Stormarn mit Lübeck, Plön und Segeberg. Das Schloss Eutin, der Grundriss der Stadt Segeberg mit dem Schloss bzw. der namensgebenden Siegesburg und eine kleine Ansicht auf den Kalkberg und St. Jürgenshof bei Gieschenhagen sowie Travemünde sind als Insetkarten abgebildet. Die Karte ist dem holsteinischen Landrat Caspar von Buchwaldt, welcher seinen Amtssitz im Segeberger Schloss besaß, sowie Claus von Qualen, dem Amtmann von Trittau, gewidmet. Gegenüberliegend der Dedikationskartusche wird die Titelkartusche von einer genreartigen Szene begleitet, in der ein Adelsmann scheinbar mit dem Bauern den Preis für das Korn verhandelt. Der Bauer unterbreitet wohl gerade ein Angebot, welches der Edelmann nicht ausschlagen sollte, wenn er nicht die Bekanntschaft mit der Sichel machen will.

WAGRIEN Das Gebiet Wagrien bezeichnet den nordöstlichen Teil Holsteins oder vielmehr die Halbinsel zwischen Neustädter Bucht und Kieler Förde. Der Name geht auf den elbslawischen Stamm der Abodriten (Wagrier) zurück. Ihr Hauptort war das heutige Oldenburg. Quelle Fischer 2017, S. 175.

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Holstein Wagrien | Fehmarn

031

Blaeu, Joan; Mejer, Johannes Fimbriae, Vulgo Femeren Delineatio Geometrica, ab 1662. Kupferstich, grenzbandkoloriert, 30 x 23,5 cm| no. 2740 Detaillierte Karte Fehmarns, deren NordkĂźste von Strandseen durchzogen wird. Ein ausgedehntes StraĂ&#x;ennetz Ăźberzieht die Insel. Im umliegenden Meer sind Untiefen gekennzeichnet, und die Bodenbeschaffenheit ist beschrieben. Unten links wird die Karte von der Oldenburger Halbinsel im Herzogtum Holstein begrenzt. Daneben befinden sich eine genordete Kompassrose und eine mit Rocaille verzierte Dedikationskartusche.

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Holstein Wagrien | Bad Segeberg

032

Braun, Georg; Hogenberg, Franz Arx Segeberga, ca. 1619. Kupferstich, vollkoloriert, 46,5 x 33,2 cm|no. 3450 Im Jahre 1588 nahmen die Kölner Gelehrten Georg Braun und Franz Hogenberg eine Abbildung Segebergs in ihr Werk „Städte der Welt” auf. Es handelt sich um die älteste gedruckte Darstellung dieser Stadt. Bürgerhäuser, Stadttore, der Kalkberg mit Burganlage und die Marienkirche samt Augustiner-Chorherrenstift sind wiedergegeben. Die Curia ist originalgetreu vermerkt. Dieses Palais und ältestes Haus der Stadt gehörte dem dänischen Statthalter Heinrich Rantzau (1526-1598), welcher die vorliegende Karte in Auftrag gab. Die von Norden dargestellte Burg auf dem Kalkberg (ehemals Alberg) wurde zur Sicherung des Grenzlandes zwischen Sachsen und Slaven im 12. Jahrhundert, zeitgleich mit dem Augustinerkloster und der Marktsiedlung, errichtet. 1199 ist die romanische Marienkirche erstmals bezeugt. Die sogenannte Siegesburg wurde von Kaiser Lothar 1134 gegründet, bis 1340 stetig ausgebaut und gelangte 1449 in den Besitz der dänischen Krone. Im Dreißigjährigen Krieg (1644) wurde jene Bergfestung von den Schweden zerstört. Anschließend setzte ein intensiver Abbau des Gesteins ein. Der heutige Gipfel ragt nur noch 91 Meter empor (vormals 110 Meter). Von der umfangreichen Burganlage ist heute lediglich die untere Hälfte des Brunnenschachtes im Rest des Bergmassivs erhalten. Quelle Füssel 2015, S. 478.

DITHMARSCHEN Bis zur sogenannten „Letzten Fehde“ war Dithmarschen eine in Kirchspiele gegliederte Bauernrepublik, die von Großbauern regiert wurde. Der genannte Kriegszug im Jahr 1559 führte dazu, dass Dithmarschen seine Unabhängigkeit an Herzog Adolf I. von Schleswig-Holstein-Gottorf, König Friedrich II. von Dänemark und Herzog Hans von Schleswig-Holstein-Hadersleben verlor. Das Land wurde entsprechend geteilt. Quelle Fischer 2017, S. 32.

Dithmarschen

033 Ortelius, Abraham

Thietmarsiae, Holsaticae Regionis Partis Typus / Oldenburg Comit, 1595. Kupferstich, vollkoloriert, 19,5 x 30,5 cm (2 Karten auf einem Blatt)|no. 3473 Zweiteilige Karte von Dithmarschen und Oldenburg. Als Autor der Dithmarschener Seite ist Peter Boeckel (um 1530-1599), Kartograf aus Antwerpen, verzeichnet. 1559 kartografierte er die Region erstmals. Von jenem Ursprungswerk ist lediglich ein Exemplar in der Österreichischen Nationalbibliothek bekannt. Quelle Tooley‘s Dictionary of Mapmakers 2004; Dreyer-Eimbcke 2004, S. 95-97.

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Holstein DITHMARSCHEN

034

Blaeu, Joan; Mejer, Johannes Dithmarsiae Tabula, 1663. Kupferstich, vollkoloriert, 61,5 x 41 cm|no. 2736 Zwei Darstellungen Dithmarschens im zeitlichen Vergleich. Die linke Blattseite zeigt den Zustand des Landes der „Letzten Fehde“ von 1559. Unterhalb des Titels ist das noch heute gültige Kreiswappen mit Reiter im Harnisch zu sehen. Diese Figur erscheint zuerst im dänischen Staatswappen für jenen eroberten südlichen Teil Dithmarschens. Im unteren rechten Bereich der Karte ist die Legende angebracht. Drumherum zeigt sich eine Szene des feierlichen Einzugs der Sieger mit erhobenen Holsteinflaggen und Spielmännern. Der Mathematiker Johannes Mejer wurde selbst, wenn auch gut 90 Jahre später, von jener Siegermacht beauftragt, die Westküste Schleswig-Holsteins zu kartografieren. Die rechte Blattseite zeigt das zeitgenössische Abbild Dithmarschens von 1651. Büsum ist hier bereits mit dem Festland verbunden, und bemerkenswert viel Landmasse scheint an der Küstenlinie verloren gegangen zu sein. Quelle Dreyer-Eimbcke 2006, S.13.

DITHMARSCHEN Nord

035

Blaeu, Joan; Mejer, Johannes Dithmarsiae Pars Septentrionalis, 1663. Kupferstich, vollkoloriert, 60 x 40 cm|no. 2734 Karte der nördlichen Region Dithmarschens mit französischem Text verso. Am oberen Rand sind insgesamt drei Insetkarten der Städte Wesselburen, Lunden und Heide dargestellt. Die Titelkartusche ist von Ohrmuschelwerk gerahmt, welches von zwei Vorhängen gesäumt wird. Unten rechts steht der Meilenzeiger mit figürlichem Beiwerk mit landwirtschaftlichem Schwerpunkt – ein möglicher Hinweis auf den ehemaligen Status einer Bauernrepublik, welcher im Zuge der „Letzten Fehde“ 1559 verloren wurde. Die Mündung der Eider zeigt die Fahrrinne mit Schiffen.

DITHMARSCHEN SÜD

036

Blaeu, Joan; Mejer, Johannes Dithmarsiae Pars Australis, um 1660. Kupferstich, vollkoloriert, 40 x 59,6 cm|no. 2937 Karte der südlichen Region Dithmarschens. Dargestellt ist das Gebiet zwischen Brunsbüttel und Heide. Die Nordsee wird geschmückt von großen Seetieren, einem Segelschiff sowie einem havarierten Schiffswrack. Unten links ist eine Insetkarte mit Grundriss von Brunsbüttel, datiert auf 1644, dargestellt. Im Mittelalter galt der Ort als Ausgangspunkt für seeräuberische Attacken gegen Hamburger Frachtschiffe. Der dementsprechend festungsartige Charakter des Ortes ist hier gut zu erkennen. Der Grundriss zeigt den Zustand vor dem Angriff der Dänen und Schweden im Dreißigjährigen Krieg 1644/45. Unten rechts ist Meldorf als Inset mit der Kirche St. Johannis dargestellt. Oberhalb steht eine Dedikation mit Staffagefiguren in regionaler Kleidung, die auf den landwirtschaftlichen Charakter der ehemaligen Bauernrepublik verweisen. Die Karte wurde den beiden Herren Jakob Braun und Georg Reichen gewidmet.

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Holstein Steinburg

037

Blaeu, Joan; Mejer, Johannes Praefectura Steinborgh cum Kremper et Wilstermarsch, 1662. Kupferstich, flächenkoloriert, 58 x 41 cm|no. 2719 Der Amtsbezirk Steinburg in seiner gesamten Ausdehnung, umgeben von der Grafschaft Pinneberg und den Ämtern Dithmarschen und Rendsburg. Im Südwesten grenzt der von Segelschiffen befahrene Elbfluss. Hier mündet der Fluss Stör, welcher Steinburg durchzieht. Detailliert sind Städte und landschaftliche Besonderheiten sowie ein verzweigtes Straßennetz eingezeichnet. Seit 1460 stand das Amt Steinburg unter dänischer Herrschaft und wurde von sogenannten „Amtmännern“ geleitet. Im Jahr 1630 endete diese Verwaltungsform und die Amtsleitung wurde erst an Glückstadt und dann an Itzehoe übertragen. Beide Städte sind auf dieser schönen Karte deutlich in Rot hervorgehoben. Glückstadt ist zusätzlich in seinem Grundriss in einer Insetkarte rechts unten wiedergegeben. Daneben befinden sich eine Legende und eine weibliche Figur in landestypischer Kleidung, die auf einen mit Gänsen gefüllten Korb blickt. Als Vorlage des figürlichen Motivs diente ein Entwurf von Abraham Bloemart, den Stich dazu fertigte dessen Sohn Cornelius. Die rechte obere Ecke ziert eine ornamentale Titelkartusche mit Meilenzeiger. Links unten eine Widmungskartusche, die an die Staatsmänner Theodor Remking und Jakob Steinmann gerichtet ist. Als Autor wird der königliche Mathematiker Johannes Mejer genannt, der in einer beigefügten Inschrift seine Kupferstecher Matthias und Nicolas Peters erwähnt. Quelle Dreyer-Eimbcke 2006, S. 61.

KREIS STORMARN

038

Blaeu, Joan; Mejer, Johannes Stormaria Ducatus, 1662. Kupferstich, flächenkoloriert, 56 x 40 cm|no. 2720 Die Karte zeigt das Fürstentum Stormarn in den Grenzen von 1650 mit dem Elbverlauf von Lauenburg bis Glückstadt und von Itzehoe bis Lübeck. Hamburg ist detailliert als Grundriss wiedergegeben. Die vorgelagerten Elbinseln sind namentlich verzeichnet. Unterhalb der Titelkartusche ist das Stormarner Wappen angebracht, welches einen Schwan in Kampfstellung zeigt und als Symbol für die stürmische und widerstandsfähige Landschaft zu verstehen ist. Zu beachten ist, dass die Bezeichnung „Stormaria Ducatus“ hier als „Gebiet“ übersetzt werden muss. In der vorangegangenen Deutschen Ausgabe des Dankwerth-Atlasses wurde der Titel jedoch mit „Fürstentum Stormarn“ angegeben, obwohl ein solches Hoheitsgebiet nie existiert hat. Quelle Dreyer-Eimbcke 2004, S. 203.

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Holstein KREIS STORMARN

039

Blaeu, Joan; Mejer, Johannes Praefecturae Trittow, Reinbeeck, Tremsbüttel et Steinhorst, 1662. Kupferstich, grenzbandkoloriert, 58 x 43 cm|no. 3332 Johannes Mejers Landkarte zeigt die Ämter Trittau, Reinbeck, Tremsbüttel und Steinhorst. Die Karte grenzt im Norden an Lübeck, im Süden an Lauenburg und im Westen an Hamburg. Die wichtigsten Verkehrswege zwischen den Orten sind vermerkt. Oben links erstreckt sich eine detaillierte Insetkarte von Oldesloe mit Stadtplan und Legende im Zustand von 1382. Die Stadt verlor nach 1550 an wirtschaftlicher Bedeutung, als die Binnenschifffahrt zwischen Hamburg und Lübeck auf dem angrenzenden Alster-Beste-Kanal eingestellt wurde. Unterhalb der Titelkartusche ist eine Dedikationstafel angebracht mit Widmungen an die Herren von Bülow und von Alfeld. Darunter steht ein Meilenzeiger sowie die Nennung des Kupferstechers Andreas Lorenz. Quelle Dreyer-Eimbcke 2004, S. 204.

Pinneberg

040 Blaeu, Joan; Mejer, Johannes

Comitatus Pinnen Berg, 1672. Kupferstich, grenzbandkoloriert, 54 x 42 cm|no. 2764 Landkarte mit einem Teil des Elbstroms von Hamburg bis zur Wilstermarsch. Inseln, Sandbänke und Fahrwassertonnen sind deutlich hervorgehoben. Die damals noch ausgedehnten Heide- und Moorgebiete sind durch feine Schraffuren gekennzeichnet. Krempe ist in einer Insetkarte dargestellt. Das Bollwerk dieser Stadt wurde 1595 unter Christian IV. durch Ausbauten so erweitert, dass eine Anlage mit Wallgraben, Bastionen und vier Stadttoren entstand. Krempe wurde die zweitgrößte Festung Schleswig-Holsteins. 1628 wurde die Stadt dennoch erobert. Die Titelkartusche wird von jeweils einem Repräsentanten aus Klerus, Adel und Bauernschaft begleitet. Tore, Wall und Graben sind deutlich zu erkennen. Unten rechts wird der Husumer Kupferstecher Andreas Lorenzen, der die künstlerische Ausgestaltung der Karte übernahm, genannt. Quelle Dreyer-Eimbcke 2004, S. 216.

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Holstein Lauenburg

041

Fritsch, J. Christian G. Carte von dem District Landes, so von der Lubeckschen Landwehr an, zwischen der Streckenitz, Delvenau, und der Traven belegen, gräntzet und rühret auff die Bille, und sich breitet und wendet bis an Lauenburg. In einem angegebenen Documento genandt das Landt zu Sadelbende, um 1724. Kupferstich, altkoloriert, 52,5 x 68 cm|no. 3049 Die vorliegende Karte vom Land zu Sadelbande zeigt das Gebiet zwischen Lauenburg und Lübeck. Der Name Sadelbande geht auf die slavische Wendung „jenseits der Delvenau“ zurück. Das Gebiet war zunächst Sachsen unterstellt und seit dem 13. Jahrhundert unter dänischer Herrschaft. Hier werden die unterschiedlichen Gebietszugehörigkeiten des 18. Jahrhunderts detailliert dargestellt. Flüsse, Wege und Gehölze sind genau zu erkennen. Es handelt sich um eine sogenannte Prozesskarte. Das Kolorit spiegelt die territorialen Streitigkeiten zwischen den Herzögen von Lauenburg und den Städten Lübeck und Hamburg wider. Die Karte wurde allerdings wohl von der Stadt Lübeck selbst in Auftrag gegeben und könnte somit Partei ergreifen. Quelle Dreyer-Eimbcke 2004, S. 269.

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Holstein lauenburg

042

Homann, Johann Baptist Typus geographicus ducat. Lauenburgici novus in suas praefecturas, 1729. Kupferstich, flächenkoloriert, 47,6 x 58 cm|no. 3117 Detailreiche Landkarte von Sachsen-Lauenburg, östlich von Hamburg. Die Darstellung zeigt das ehemalige Herzogtum bereits nach dem Erlöschen des Hauses Sachsen-Lauenburg mit den innerländischen Gebietsgrenzen. Oben links sieht man eine Insetkarte des Landes Hadeln. Es handelt sich hierbei um die historische Landschaft an der niedersächsischen Elbe. Unten links ist eine prachtvolle, unkolorierte Titelkartusche mit zahlreichen Allegorien angebracht. Im Zentrum der Darstellung präsentiert sich der Titel auf einer Sockelarchitektur. Dieser verweist auf den Begründer der sächsischen Linie, Heinrich den Löwen, der gerüstet links neben dem Sockel mit seinem namensgebenden Attribut steht. Chronos, die Personifikation der Zeit, hält das Schild mit dem Wappen der askanischen Linie des Herzogtums Sachsen-Lauenburg. Seine Sense kündigt bereits die Vergänglichkeit der Herrschaft an. Zu den Füßen der Sockelarchitektur liegt eine Flussgöttin, welche verteidigend nach ihrem Schwert greift. Im Hintergrund ist eine stilisierte Stadtkulisse zu erkennen, welche von mehreren Kanonengeschossen angegriffen wird. Doch die Göttin Pax fliegt friedenstiftend über der Szenerie, begleitet von einem Spruchband „Nach mehreren Krisen wurde die Einigung beschlossen.“ Sie trägt die Wappen jener ursprünglichen krisenstiftenden Gebiete vereinigt in einem Bündel: darunter das Sachsenross der Welfen, als Nachfolger der askanischen Linie, das Wappen des Herzogtums Sachsen-Wittenberg und Braunschweig-Lüneburg sowie das Wappen des Königreiches Dänemark und Norwegen. Quelle Dreyer-Eimbcke 2004, S. 204.

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Dänemark | Kimbrische Halbinsel


Dänemark | Kimbrische Halbinsel PTOLEMÄUS-AUSGABE

043 Münster, Sebastian

Tabula Germaniae, 1560. Holzschnitt, unkoloriert, 33,3 x 27,2 cm|no. 2958 Zusammenfassung der schriftlichen Anleitung „Germanias“ aus Claudius Ptolemäus „Geographike Hyphegesis“ als Kartenbild. Der griechische Astronom gilt als Verfasser des geografischen Standardwerkes der Antike (um 150 n. Chr.). Dieses liefert uns noch heute nützliche Informationen, z. B. über die Anzahl und die Namen der germanischen Stämme. Wie auch auf der vorliegenden Karte zu sehen, geht sogar der Begriff der kimbrischen Halbinsel, dem heutigen Schleswig-Holstein und Jütland, auf jene Forschungen zurück (hier: „Cimbri“). Sebastian Münster hat diese ptolemäischen Informationen im 16. Jahrhundert zusammengefasst. Dieser Holzschnitt in Trapezprojektion präsentiert das Flusssystem sowie die bedeutendsten Ortschaften und Waldgebiete Deutschlands. Im Norden ist die komplette kimbrische Halbinsel dargestellt. Südlich verläuft das Kartenbild bis zur Donau, östlich bis zur Weichsel und westlich bis zum Rhein. Am rechten Rand der Karte befindet sich eine Kartusche zur Beschreibung der dargestellten Region. So werden alle angesiedelten Stämme genannt, in alphabetischer Folge. Heilige Stätten sind durch Symbole abgebildet.

KIMBRISCHE HALBINSEL

044 Ortelius, Abraham

Daniae Regni Typus, 1584. Kupferstich, flächenkoloriert, 24 x 34 cm|no. 5083 Frühe Karte des Königreichs Dänemark in seiner damaligen Ausbreitung. Ursprünglich wurde diese als Doppelblatt, zusammen mit der kimbrischen Halbinsel im Detail, herausgegeben. Das heutige Schleswig-Holstein ist in seiner gesamten Ausdehnung, mit Ausnahme des einstigen Bauernstaates Dithmarschen, dem dänischen Königreich zugeordnet. Des Weiteren zeigt die Karte einen Überblick der westlichen Ostseeküste bis nach Usedom. Im Norden wird der Grenzverlauf Norwegens und Schwedens angedeutet. Das dänische Herrschaftsgebiet ist farbig unterlegt. Cornelis Anthonisz (1507-1557) wird in der Kartusche oben rechts als Beschreiber des Gebietes ausgewiesen. Anthonisz war ein holländischer Kartograf, Maler und Graveur, der 1543 die „Caerte van Oostlant“ fertigte. Diese diente Abraham Ortelius, dem Herausgeber der vorliegenden Karte, als Vorlage für seine erste Version von „Daniae regni typus“ von 1570. Quelle Van den Broecke 2011, S. 279.

SEEKARTE

045 Keulen, Johannes van

Paskkart vande Westkust van Jutland, 1715. Kupferstich, flächenkoloriert, 59 x 51,5 cm|no. 2457 Seekarte mit der Westküste Schleswig-Holsteins und Dänemarks. Die Karte ist nach Osten ausgerichtet und reicht von Helgoland und Büsum über die nordfriesischen Inseln bis Lemvig an der Küste Jütlands. Die dekorative Titelkartusche oben links zeigt eine szenenreiche Jagdszene. Die Nordsee ist mit zwei Kompassrosen und einem Segelschiff verziert.

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Dänemark | Kimbrische Halbinsel SEEKARTE

046

Ottens, Josua & Reinier Daniae, Frisiae, Groningae et Orientalis Frisiae Littora, 1745. Kupferstich, flächenkoloriert, 55,7 x 48,7 cm| no. 3274 Westorientierte Seekarte Norddeutschlands und Dänemarks mit Schleswig-Holstein im Zentrum. Die detailreiche Titelkartusche zeigt Allegorien des Handels, des Wohlstands und der Landwirtschaft. Merkur und Fortuna verhandeln den Wert eines Füllhorns. Die Knabenfigur des Pluto, der Personifizierung des Reichtums, sowie der Hirtengott Pan drapieren die erwirtschaften Güter. Ein Flussgott ergießt Wasser aus seiner Amphore über den Titel. Unterhalb dessen ist eine Art Marktszene zu beobachten. Die Landpartien sind farbig differenziert, die Küstenorte sind vermerkt. Untiefen sind eingetragen. Eine Seeschlacht sowie Kompassrosen bereichern das Kartenbild.

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Dänemark | Kimbrische Halbinsel Dänemark Gesamt

047 Speed, John

The Kingdome of Denmarke, 1626. Kupferstich, vollkoloriert, 50 x 39 cm|no. 3087 Das Königreich Dänemark in seiner Ausbreitung des 17. Jahrhunderts von Schleswig bis Skagen. Insgesamt wird das Gebiet von Emden bis Kolberg und bis zum südlichen Ende Norwegens dargestellt. Am linken und rechten Rand sind Darstellungen von Menschen in standestypischer sowie regionaler Tracht zu sehen. U. a. sind Frauen aus Eiderstedt, Stapelholm, Dithmarschen und Husum vertreten. Am oberen Rand der Karte ist ein Porträt von Christian IV., König von Dänemark und Norwegen, Herzog von Schleswig und Holstein, angebracht. Er war ein Zeitgenosse von Speed und führte den Absolutismus ein. Neben seinem Bildnis folgen Prospekte der Städte Kopenhagen, Helsingør, Landskrona und eine Kartusche mit dem Wappen des dänischen Königs. Im Anschluss folgen weitere Prospekte von Ribe, Schleswig und Hamburg. In der oberen rechten Ecke zum Abschluss dieser Umrandung steht die Büste von Friedrich III., Thronfolger von Norwegen und Dänemark.

Dänemark Gesamt

048

Seutter, Matthäus Daniae Regnum cum Ducatu Holsatiae et Slesvici, nec non Insulae Danicae, et Iutia cum parte Scaniae, um 1730. Kupferstich, flächenkoloriert, 58,7 x 50,4 cm|no. 2380 Detaillierte Karte von Dänemark mit Schleswig-Holstein und Hamburg sowie der südlichen Küste Schwedens. Eine große unkolorierte Figurenkartusche soll den landwirtschaftlichen Reichtum der Gegend betonen. Der Titel nennt Matthäus Seutter als Schöpfer der Karte. Oberhalb ist das aufwendig verzierte Wappen des Königreichs Dänemark angebracht. Es wird von zwei Herkulesfiguren flankiert. Zugunsten eines gewissen Detailreichtums der eingetragenen Orte wurde auf geografische Genauigkeit verzichtet. So ist Helgoland, Deutschlands einzige Hochseeinsel, auf gleicher Höhe wie Neuwerk dargestellt. Des Weiteren sind viele – zumindest heute nicht mehr existente – nordfriesische Halligen eingezeichnet.

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Dänemark | Kimbrische Halbinsel Dänemark Gesamt

049 Bowen, Emanuel

A New and Accurate Map of Denmark, 1747. Kupferstich, unkoloriert, 22,3 x 31,5 cm|no. 3485 Englischsprachige Landkarte von Dänemark. Schleswig-Holstein ist detailliert eingetragen, vom restlichen Teil Norddeutschlands sowie Südschwedens sind lediglich die Küstenorte vermerkt. Interessante Orte sind mit kurzen Texthinweisen versehen, so wird z. B. Frederikshald in Schweden als Ort der Ermordung von Karl XII. genannt. In einem Textfeld unterhalb der mit Pferden verzierten Kartusche gibt Bowen an, dass er die geografischen Informationen von den Kartografen van Keulen und de L’Isle sowie den „besten modernen Karten“ übernommen habe.

SÜDDÄNEMARK, NORDSCHLESWIG

050

Mejer, Johannes; Blaeu, Joan Nordertheil des Herzogthumbes Schleswieg, 1662. Kupferstich, vollkoloriert, 60,5 x 41,5 cm|no. 2772 Der nördliche Teil des Schleswiger Herzogtums, heute Süddänemark mit den dazugehörigen Inseln Fanø und Rømø. Sylt ist im Anschnitt zu sehen. Der figürliche Schmuck ist hier, im Vergleich mit anderen Karten aus der Feder der Gebrüder Peters, eher sparsam eingesetzt. Lediglich ein kleiner Landvermesser mit Arbeitswerkzeug ist am rechten oberen Rand als Träger des Meilenzeigers abgebildet. Die Dedikations- und Titelkartusche, welche Johannes Mejer als verantwortlichen Kartografen nennt, ist in typischer Renaissancemanier mit Rollwerk ausgestaltet.

SÜDDÄNEMARK, NORDSCHLESWIG

051

Mejer, Johannes; Blaeu, Joan Pars Occidentalis Praefecturae Hadersleben cum adjacentibus Ripen et Lohmchloster Praefecturis, ab 1662. Kupferstich, grenzbandkoloriert, 53 x 42 cm| no. 2753 Der Norden des ehemaligen Herzogtums Schleswig in einer Erstreckung von Ripen bis Tønder im heutigen Süddänemark. Entlang der Küste ist deutlich das Wattenmeer von der Insel Fanø bis Sylt mit Untiefen und Strömungsrinnen eingezeichnet. An der Haffmündung ins offene Meer kämpfen zwei Segelschiffe, eines unter dänischer Flagge. An der barocken Titelkartusche links oben ist ein Meilenzeiger befestigt, der als Trockenlager für die landestypischen Fische Scholle, Hering und Seezunge dient. Darunter eine ausführliche Legende. Diese verweist auf den Fundort des ersten Goldhorns in Gallehus (1639), welches heute leider nicht mehr existiert. Eine weitere Kartusche, ebenfalls mit Rollwerk und einer Muschel ornamentiert, befindet sich rechts unten. Sie enthält eine Widmung an die dänischen Staatsdiener Gregor Krabben und Otto Kraggen.

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Dänemark | Kimbrische Halbinsel DÄNISCHER WOHLD

052

Blaeu, Joan; Mejer, Johannes Capitania de Christianpries y Danisch Woldt, ab 1662. Kupferstich, vollkoloriert, 30,3 x 24 cm|no. 2983 Der Süden des Herzogtums Schleswigs zwischen der Eckernförder Bucht und der Kieler Förde. Die Gemeinde Gettorf bildet den geografischen Mittelpunkt des Dänischen Wohlds und ist zugleich auch die älteste Gründung (1259) der historischen Landschaft. Der Dänische Wohld fungierte lange Zeit als deutsch-dänische Grenze. Ab 1260 wurde das Gebiet nördlich der Eider an holsteinische Adlige verpachtet und somit vor allem von Deutschen besiedelt. Detailliert sind grenzbandkolorierte Landesgrenzen, Küstenverläufe, Städte und Straßen eingezeichnet. Oben rechts befindet sich eine ornamentale Rollwerkkartusche in zwei Teilen, die neben dem latinisierten Titel auch einen Meilenzeiger enthält. Die Karte stammt aus der spanischen Ausgabe des „Atlas Major“. Quelle Pump 2011, S. 7-9.

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BIBLIOGRAFIE Broecke 2011 Broecke, Marcel van den: Ortelius Atlas Maps. An Illustrated Guide, Houten 2011. Degn 1995 Degn, Christian: Schleswig-Holstein. Eine Landesgeschichte, Neumünster 1995. Dreyer-Eimbcke 2004 Dreyer-Eimbcke, Oswald: Geschichte der Kartographie am Beispiel von Hamburg und SchleswigHolstein, Oldenburg 2004. Dreyer-Eimbcke 2006 Dreyer-Eimbcke, Oswald: 400 Jahre Johannes Mejer. Der große Kartograph aus Husum, Oldenburg/Husum 2006. Fischer 2017 Fischer, Norbert: Schleswig-Holstein. Das kleine Lexikon. Von Amrum bis Wikinger, Kiel/Hamburg 2017. Frank/Hoffmann 2018 Frank, Joachim W./Hoffmann, Gerd (Hrsg.): Hamburg. Die Metropolregion in historischen Landkarten. Der Ergänzungsband zu: Hamburg in historischen Karten 1528 bis 1920, Erfurt 2018. Füssel 2008 Füssel, Stephan (Hrsg.): Städte der Welt. Gesamtausgabe der kolorierten Tafeln 1572-1617, Köln 2008. Füssel 2015 Füssel, Stephan (Hrsg.): Georg Braun und Franz Hogenberg, Civitates Orbis Terrarum. Städte der Welt, Köln 2015. Hagen 2005 Hagen, Dietrich: Die jämmerliche Flut von 1717. Untersuchungen zu einer Karte des frühen 18. Jahrhunderts, Oldenburg 2005. Klüche 2018 Klüche, Hans: Dänemark – Nordseeküste, Ostfildern 2018. Krieger 2015 Krieger, Martin: Die Geschichte Helgolands, Kiel 2015. Pump 2011 Pump, Roland: Dänischer Wohld. Die Landschaft um Gettorf und Strande, Husum 2011. Tooley 2004 Josephine French u. a. (Hrsg.), Tooley’s Dictionary of Mapmakers, Whitshire 2004.

Als weitere Quellen zu den jeweiligen historischen Ereignissen und Persönlichkeiten dienten die Internetplattform Wikipedia sowie die Webseiten der in den Katalogtexten genannten Regionen, Städte und Institutionen.

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KARTOGRAFEN Berliner Akademie

13

Blaeu, Joan

20–23, 30–31, 33–35, 43–44

Blaeu, Willem

28

Bowen, Emanuel

43

Braun, Georg

24–25, 32

Bureau für Strom- und Hafenbau Hamburg

13

Danckwerth, Caspar

14

Deutecum, Johannes van

7

Doncker, Hendrick

9

Fritsch, J. Christian G.

36

Greve, Wilhelm

17

Hogenberg, Franz

24–25, 32

Homann, Johann Baptist

10, 37

Keulen, Johannes van

12, 40

Kieser, Eberhard

29

Mejer, Johannes

20–23, 30–31, 33–35, 43–44

Münster, Sebastian

40

Ortelius, Abraham

17, 32, 40

Ottens, Josua & Reinier

41

Schenk, Pieter

12, 28

Seutter, Matthäus

42

Speed, John

42

Theunisz (Lootsman), Jacob

11

Valk, Gerard

12

Verlag Max Pasch

17

Waghenaer, Lucas J.

7–8

Wiering, Thomas von

15

Wit, Frederick de

9

Wyld, James

29

46


Regionen 23

AMRUM

ab 20

AMT GOTTORF

32

BAD SEGEBERG

ab 40

DÄNEMARK

43

DÄNISCHER WOHLD DEUTSCHE BUCHT

ab 11

DITHMARSCHEN

ab 32

ELBMÜNDUNG

ab 11

EUTIN

ab 24

FEHMARN

31

FLENSBURGER FÖRDE

20

FÖHR

23

HELGOLAND

ab 14

HOLSTEIN

ab 26

HUSUM

23

KIEL

29

KIMBRISCHE HALBINSEL

ab 38

LAUENBURG

ab 36

NORDFRIESLAND

ab 23 4

NORDSEE Nord-Ostsee-Kanal

17

PINNEBERG

35

RENDSBURG

22

SCHLEISTROM

22

SCHLESWIG

43

SCHLESWIG-HOLSTEIN

16

STEINBURG

34

STORMARN

ab 34 23

SYLT

ab 23

Tønder TÖNNING

25

WAGRIEN

ab 30

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Antike Karten Schleswig-Holstein

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