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Fons Eppink: Kibera

„Komm am Abendmal in die Bar!“

Fons Eppink, Oosterbeek, Niederlande

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Mit einer geschätzten Bevölkerung von etwa 800.000 ist Kibera Nairobis größtes Elendsviertel. Das Priesterseminar der Josefs-Missionare wurde in einer Entfernung von nur wenigen hundert Metern von seinen genau begrenzten Rändern direkt gegenüber einem sumpfigen Gebiet errichtet, das einst den grandiosen Namen „Chelsea Marina“ erhielt.

Sein Standort spiegelt das GründungsCharisma und die missionarische Inspiration der Missionsgesellschaft wider: hinausgehen und den Randgruppen nahe sein. Unsere Theologiestudenten am Tangaza College im gehobenen Langata-Viertel sind daher nie weit davon entfernt, sich in der Hektik des Lebens am Rande, wie Papst Franziskus sagen würde, „die Füße schmutzig zu machen“, trotz Toren und hohen Schutzmauern.

Am Ende meines Besuchs vor einigen Jahren in Ostafrika wurde ich eingeladen, die Studenten in St. Josef zu treffen und mit ihnen die Eucharistie zu feiern. Auch ein guter Anlass, dachte ich, um mir das nahegelegene Kibera einmal genauer anzuschauen. Also ging ich hinüber zu etwas, das wie eine Mülldeponie am anderen Ende des Sumpfes „Chelsea Marina“ aussah.

Die Blechdächer Kiberas und die zerfurchten Gassen hoben sich mächtig vom nahegelegenen Hügel ab. Als ich näherkam, begegnete mir eine einsame Gestalt: ein junger Mann, der in anscheinender Gebetshaltung auf dem Boden kniete. Ein religiöser Exzentriker? Nach kurzer Zeit stand er auf, und wir kamen ins Gespräch. „Alfred ist mein Name.“ Er erklärte, dass er ein „Künstler“ sei, der in einer Musikband spiele. „Ich komme regelmäßig hierher, um Übungen zu machen und zu beten.“ – „Beten? Warum?“, war meine Frage. „Ich danke Gott jeden Tag und bitte um den Mut, der Versuchung des

Oben:

Das Priesterseminar der Josefs-Missionare in Nairobi (rechts oben) steht am Rande des Elendsviertels Kibera. Zusammengekauert unten rechts Alfred, der Fons zum Gesprächspartner wird.

Auf einem der Dächer: New Hope – Neue Hoffnung. Auf Bildung haben alle Menschen ein Recht. Stehlens zu widerstehen. Für meine Altersgenossen im Slum ist Diebstahl eine Lebenshaltung. Aber ich bete jeden Tag, nicht in diese Falle zu tappen.“ Und dann, nach einer kurzen Pause, um diese erschreckende Information fallen zu lassen: „Manche sagen, Religion ist Opium für das Volk?“

Seine Augen spiegelten seine Verwirrung wider. Ich bemühte mich nach Kräften, Marx‘ berühmten Ausspruch in den richtigen Zusammenhang zu stellen, indem ich die Bedeutung des „Lebens vor dem Tod“ betonte. Er schien zufrieden zu sein.

Dann fuhr er fort: „Meine Freunde fragen mich oft, warum manche von uns arm und andere reich geboren werden? Warum wurde ich in diesem Slum geboren?“ Und als Antwort auf seine eigene Frage: „Es gibt viele Dinge im Leben, die sich unserer Kontrolle entziehen. Aber was du mit den Talenten machst, die dir gegeben wurden, ist deine eigene Herausforderung! Ich entfalte meine musikalischen Talente.“ Während der kurzen Stille, die folgte, wanderten meine Augen über die Blechdächer am gegenüberliegenden Hang. Auf einem der Dächer stand groß aufgemalt „Kibera New Hope Centre“. „Das ist eine Schule“, kam Alfred meiner Frage zuvor. „Bildung ist ein mächtiges Werkzeug, um im Leben voranzukommen.“

Mit sichtlicher Genugtuung erklärte er weiter, dass Präsident Uhuru Kenyatta vor einiger Zeit den Slum von Kibera besucht habe. Er war der erste Präsident, der dort seinen Fuß setzte. „Und es hat einen Unterschied gemacht.“ Alfred half mir zu sehen, was meinen unerfahrenen Augen entgangen war, als ich den scheinbar langweiligen Horizont von Kibera überflog. „Siehst du diese schwarzen Wassertanks aus Plastik, die über die Dächer hinausragen?“, fragte er. „Das sind Badehäuser mit Toiletten und Duschen, die von der Regierung gebaut wurden. Und sie sind auch an ein Abwassersystem angeschlossen. Und riesige Masten mit Flutlichtbatterien,