3 minute read

fördern?

Vor dem Hintergrund solcher Ergebnisse sind Förderkonzepte gefragt, die das Zuhören systematisch und nachhaltig trainieren. In einer Untersuchung kommen Michael BeckerMrotzek und Judith Butterworth (2021) aber zu dem Urteil, dass wissenschaftlich evaluierte, längerfristige Maßnahmen für den Bereich „Mündlichkeit“ im Regelangebot derzeit praktisch nicht zu finden sind.

Bekannt sind immerhin schon Ansätze, die den Unterricht insgesamt stärker als „Zuhörereignis“ gestalten (vgl. Hagen, 2003). Das erfolgt, indem Lehrkräfte Zuhörzeiten systematisch organisieren. Sie stellen dafür beispielsweise vor der Hörübung Vorabinformationen bereit, geben die Zuhörabsicht vor und aktivieren das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler. Während der Hörübung selbst setzen Lehrkr ä fte die eigene Stimme gezielt als Mittel der Kommunikation ein und unterstützen das Gesagte bewusst durch Gestik, Mimik und über die Körpersprache.

Advertisement

In Anlehnung an das Kompetenzstufenmodell (vgl. Abb. 3) erscheint es plausibel, ■ dass Ansätze zur Aufmerksamkeitssteuerung (z. B. „Lausch-Übungen“, „Geräusche memory“, „Stille Post“ „Kettengeschichten“ etc.) besonders für Schülerinnen und Schüler auf den Kompetenzstufen eins und zwei geeignet sind.

Becker-Mrotzek, M. & Butterworth, J. (2021). Lehrkräftefortbildungen zu Unterrichtskommunikation und Gesprächskompetenz. Köln: Mercator-Institut. Verfügbar unter: www.mercator-institut-sprachfoerderung.de/fileadmin/ Redaktion/PDF/Publikationen/Studie_Lehrkraeftefortbildungen.pdf [17.04.2023].

Hagen, M. (2003). Förderung des Hörens und Zuhörens in der Schule: Begründung, Entwicklung und Evaluation eines Handlungsmodells. Dissertation. LMU München: Fakultät für Psychologie und Pädagogik. Verfügbar unter: edoc.ub.uni-muenchen.de/2239/1/Hagen_Mechthild.pdf [17.04.2023].

Imhof, M. (2010). Zuhören lernen und lehren. Psychologische Grundlagen zur Beschreibung und Förderung von Zuhörkompetenzen in Schule und Unterricht. In M. Imhof & V. Bernius (Hrsg.), Zuhörkompetenz in Unterricht und Schule. Beiträge aus Wissenschaft und Praxis (S. 15–30). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

KMK (Kultusministerkonferenz) (2022a). Bildungsstandards für das Fach Deutsch. Erster Schulabschluss (ESA) und Mittlerer Schulabschluss (MSA). (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 15.10.2004 und vom 04.12.2003, i. d. F. vom 23.06.2022). Verfügbar unter: www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2022/2022_06_23-Bista-ESA-MSA-Deutsch.pdf [17.04.2023].

KMK (Kultusministerkonferenz) (2022b). Bildungsstandards für das Fach Deutsch Primarbereich. (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 15.10.2004, i. d. F. vom 23.06.2022). Verfügbar unter: https://www.kmk.org/ fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2022/2022_06_23-BistaPrimarbereich-Deutsch.pdf [17.04.2023].

Krelle, M. & Prengel, J. (2014). Zur Konzeption von Zuhören im Rahmen der Vergleichsarbeiten für die dritte Klasse im Fach Deutsch. In E. Grundler & C. Spiegel (Hrsg.), Konzeptionen des Mündlichen (S. 210–228). Bern: hepVerlag.

Stanat, P.; Schipolowski, S.; Schneider, R.; Sachse, K. A.; Weirich, S. & Henschel, S. (Hrsg.). (2022). IQB-Bildungstrend 2021. Kompetenzen in den Fächern Deutsch und Mathematik am Ende der 4. Jahrgangsstufe im dritten Ländervergleich. Münster: Waxmann. Verfügbar unter: https://doi. org/10.31244/9783830996064 [17.04.2023].

■ dass auch (freie) „Zuhörzeiten“ (z. B. durch Vorlesezeiten, Hörspiele etc.) dazu führen, dass der Wortschatz erweitert und die Aufmerksamkeitsspanne erhöht wird.

■ dass das Erarbeiten von Zuhörstrategien (vor, während, nach dem Zuhören) und das Arbeiten mit Ratekrimis dazu dienlich sind, hierarchiehohe Fähigkeiten zu trainieren, also eher für Schülerinnen und Schüler auf den Kompetenzstufen drei bis fünf geeignet scheinen.

Dass sich solche Kompetenzmodelle für den Aufbau von Trainingsprogrammen eignen, haben Cornelia Rosebrock und Daniel Nix vor vielen Jahr en für den Bereich der Leseförderung bewiesen. Rückblickend war das sicherlich ein Meilenstein zur Entwicklung einer systematischen Leseförderung. Für den Bereich Zuhören steht diese lohnende Arbeit noch aus.

CC BY-ND 4.0 International Michael Krelle

Prof. Dr. Michael Krelle untersucht Mündlichkeit und Gesprächsdidaktik an der Technischen Universität Chemnitz. Er leitet dort die Professur für Fachdidaktik Deutsch und bildet angehende Deutschlehrkräfte für die Primarstufe aus. Er ist Kooperationspartner des IQB für den Bildungstrend Primarstufe und VERA 3 im Fach Deutsch. Zudem leitet er mehrere Forschungsprojekte zum Deutschunterricht in NRW.

Nachhaltige Nutzung des Blended-Learning-Angebots wird vorbereitet

Um die nachhaltige Nutzung des Blended-Learning-Angebots – ggf. auch über das Ende der Initiative BiSS-Transfer hinaus – sicherzustellen, werden Zertifikatskurse für BiSS-Multiplikatorinnen und -Multiplikatoren nicht mehr federführend vom Blended-Learning-Team von BiSS-Transfer organisiert, sondern von den Ländern selbst. Dazu haben die Länder im Mai jeweils zwei Personen zu Tutorinnen und Tutoren ernannt. Diese sollen sich innerhalb ihrer Länder darum kümmern, Multiplizierende bei der Vertiefung ihrer fachlichen, mediendidaktischen und erwachsenenpädagogischen Kompetenzen zu begleiten, sie zu beraten und zu coachen.

Die für die Tutorierung ausgewählten Personen werden ab August 2023 zunächst in einer einmonatigen E-Learning-Phase zum Thema Medien didaktik fortgebildet. Im September nehmen sie anschließend an einem zweitägigen, länderübergreifenden Präsenztreffen teil, auf dem sie sich vernetzen und ihre Inhalte für die Kurse der Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zusammenstellen. Bis Dezember bereiten die Tutorinnen und Tutoren die Zertifikatskurse für die Multiplizierenden vor und stellen die Teilnehmendengruppen zusammen. Die Zertifikatskurse starten schließlich im Dezember 2 023.

Das Blended-Learning-Team von BiSS-Transfer übernimmt weiterhin die Aufgabe, die Tutorinnen und Tutoren fachlich-inhaltlich und mediendidaktisch zu begleiten und zu beraten, die digitale Infrastruktur auf der Lernplattform biss-fortbildung.de bereitzustellen und sicherzustellen, dass die Zertifizierungsinhalte und -abläufe eingehalten werden.

Die Verlagerung der Zertifizierungskurse in die Länder ist Voraussetzung für die fortlaufende Nutzung des Blended-Learning-Angebots und hat zudem den Vorteil, dass die Länder bei etwa personeller Fluktuation nicht mehr darauf warten müssen, bis das Trägerkonsortium von BiSS-Transfer einen neuen Zertifikatskurs anbietet. Sie können stattdessen mit den Tutorinnen und Tutoren zeitlich reagieren und auch inhaltlich nach Bedarf entscheiden, welche Themen vertieft werden müssen.