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Es wäre mir eine Ehre mich für unser Land einzusetzen

«In den kommenden Jahren warten anspruchsvolle Aufgaben auf unser Land. Neben der langfristigen Finanzierung unserer Altersvorsorge wird es auch darum gehen, Möglichkeiten zu schaffen, um Familie und Beruf oder Pflege besser zu vereinbaren. Ebenso müssen wir einen Ausweg aus der Sackgasse in der Verkehrspolitik finden und einen Gang höher beim Klimaschutz schalten, denn für den Klimawandel wird es keinen Impfstoff geben. Und das alles in einer sich rasant verändernden Welt» sagt die FBP-Regierungschef-Kandidatin Sabine Monauni zusammengefasst im Interview mit der lie:zeit. Interview: Herbert Oehri

In 15 Tagen kennen wir das Ergebnis der Landtagswahlen, bei denen Sie die erste Regierungschefin Liechtensteins werden könnten. Ist das Warten mit einer gewissen Nervosität gepaart? Sabine Monauni: Klar, umso näher der 7. Februar rückt, desto mehr steigt die Nervosität. Trotz Corona haben wir viel Herzblut und Energie in den Wahlkampf und unser Wahlprogramm gesteckt. Jetzt wollen wir natürlich wissen, ob unsere Kandidatinnen und Kandidaten sowie unsere Inhalte bei den Menschen im Land ankommen.

Sie haben bereits mehrfach betont, dass es Ihnen nicht auf das Geschlecht ankommt. Inwiefern wäre die Rolle als erste Frau an der Spitze der Regierung dennoch eine Ehre für Sie? Es sollte in der heutigen Zeit eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass Frauen und Männer gleichberechtigt in Spitzenpositionen, sei es in Politik oder Wirtschaft, vorrücken. Nicht das Geschlecht sollte massgeblich sein, sondern die Kompetenz. Tatsächlich werden in Europa bereits einige Regierungen erfolgreich von Frauen geführt. Es wäre eine grosse Ehre, wenn ich mich hier einreihen und damit Liechtenstein auch als offenes und fortschrittliches Land präsentieren dürfte.

Politisch sind Sie eine Newcomerin. Sehen Sie dies eher als Vor- oder Nachteil für ein Regierungsamt? Dass ich parteipolitisch bis anhin nicht gross in Erscheinung getreten bin, ist vor allem darauf zurückzuführen, dass ich die letzten Jahre überwiegend im Ausland tätig war. Es wäre aber auch nicht das erste Mal, dass ein unbeschriebenes Blatt in die Regierung einzieht. Ich sehe das nicht als Nachteil. Im Gegenteil, es erleichtert mir in vielerlei Hinsicht, die Dinge unvoreingenommen und differenziert zu beurteilen. Wichtig ist doch vor allem, dass man die Qualifikation mitbringt und Freude an der politischen Auseinandersetzung hat.

Was hat Sie zu Ihrer Kandidatur bewogen? Mein Land als Botschafterin zu vertreten hat mir immer sehr viel Freude bereitet. Dennoch bin ich zur Überzeugung gelangt, dass ich mit meiner Erfahrung und meinem Wissen, das ich mir in verschiedenen Funktionen über die Jahre aneignen konnte, noch mehr für Liechtenstein bewirken kann, wenn ich direkt in der Regierung mitarbeite. Ich habe unserem Heimatland viel zu verdanken und möchte durch mein politisches Engagement etwas zurückgeben.

Was reizt Sie am Amt des Regierungschefs? Für das höchste Amt der Regierung kandidieren zu dürfen, ist eine einmalige Chance. Ich mag verantwortungsvolle Aufgaben, und es wäre ein grosses Privileg, an vorderster Front mitgestalten zu können. Gerne möchte ich

FBP-Regierungschef-Kandidatin Sabine Monauni

meine Erfahrungen aus der Diplomatie nutzen, wenn es darum geht, Kompromisse zu finden und unterschiedliche Interessen auszugleichen. Zudem ist der Regierungschef bzw. die Regierungschefin neben den präsidialen Funktionen und den Staatsfinanzen auch für die internationalen Finanzplatzagenden und den EWR zuständig. Mit letzteren Themen bin ich als Europarechtlerin bestens vertraut und es würde mich freuen, wenn ich mich hier direkt einbringen könnte.

Stehen Sie auch für das Amt einer stellvertretenden Regierungschefin zur Verfügung? Ich trete als Regierungschefkandidatin an, weil ich im Februar mit der FBP die Wahlen gewinnen will. Auf dieses Ziel konzentriere ich mich jetzt. Alles andere wird sich weisen, wenn das Wahlergebnis vorliegt. Was würden Sie in der Legislaturperiode 2021–2025 gerne bewirken und wo möchten Sie politische Akzente setzen? Auch wenn wir die nächsten Jahre noch mit den Folgen der Corona-Pandemie beschäftigt sein werden, so bin ich entschlossen, die Ziele unseres Wahlprogramms umzusetzen: bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Förderung von innovativen und nachhaltigen Unternehmen, stärkerer Fokus auf Klimaschutz und den Erhalt unseres Lebensraumes sowie stabile Finanzpolitik. Der Klimawandel und die Digitalisierung werden in den nächsten Jahren grosse Veränderungen mit sich bringen, und zwar in allen Lebensbereichen. Darauf müssen wir uns vorbereiten und dafür Sorge tragen, dass wir die gesamte Bevölkerung auf diesem Weg mitnehmen können. Umso wichtiger ist es für mich, ein politisches Klima zu schaffen, das den gegenseitigen Respekt fördert und für das Gemeinsame begeistert.

Ihr Aufruf an die Wahlberechtigten? Die FBP hat die letzten Jahre das Land mit viel Weitsicht und Kompetenz regiert und für Stabilität gesorgt. Diesen Kurs wollen wir konsequent weiterfolgen. Die FBP steht für eine Politik mit Mass und Mitte, die alle Generationen im Blick hat. Wer zudem ein fortschrittliches und weltoffenes Liechtenstein will, wirft am 7. Februar die «schwarze» Liste in die Wahlurne!

«Mut zum Handeln mit Respekt vor der Verantwortung»

«Regierungsarbeit ist für mich Teamarbeit», sagt Regierungsrätin Dominique Hasler. Dementsprechend möchte sie sich weiter auf eine parteiübergreifende Zusammenarbeit fokussieren und gemeinsam im Team zukunftsweisende Projekte vorantreiben. Interview: Heribert Beck

Regierungsrätin Dominique Hasler

Frau Regierungsrätin, Sie blicken mit Regierungschef-Kandidat Daniel Risch zusammen auf die längste Regierungserfahrung aller Kandidierenden zurück. Wie wertvoll ist diese Erfahrung für eine zweite Legislatur? Dominique Hasler: Als Mitglied der Regierung trägt man von Beginn an die Verantwortung für ein Ministerium und seine Geschäftsbereiche sowie die Mitverantwortung für die Regierungsarbeit generell. Die vielfältigen Aufgaben, welche auf einem zukommen, warten nicht, bis man eingearbeitet ist. Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch und ich waren damals beide neu in der Regierung, mussten uns innert Kürze den Überblick verschaffen und uns mit den Arbeitsprozessen vertraut machen. Gerade für neue Regierungsmitglieder kann es wertvoll sein, wenn sie mit erfahrenen Mitgliedern zusammen in der Regierung sind. Welche Themen bestimmen Ihren Arbeitsalltag? Die Arbeit ist enorm vielseitig und abwechslungsreich, bedingt hohe Flexibilität und die Bereitschaft, sich den Themen in der Tiefe anzunehmen. Das Ministerium für Inneres umfasst eine grosse Breite an Themen und Herausforderungen in den Bereichen öffentliche Sicherheit, Bevölkerungsschutz, Rettungswesen, politische Volksrechte, Landes- und Gemeindebürgerrecht, Zivilstandswesen und Ausländerrecht. Im Geschäftsbereich Bildung befassen wir uns mit der Weiterentwicklung unseres vielfältigen Angebots im liechtensteinischen Bildungssystem, welches von zahlreichen engagierten Lehr- und Fachpersonen täglich aktiv gestaltet wird. Die Bereiche Umweltschutz, Wald/Landschaft und Landwirtschaft mit ihren jeweiligen Fachbereichen stehen neben der nationalen Umweltpolitik sowie der Einbindung in die internationale Umwelt- und Klimapolitik im Zentrum unseres Handelns im Geschäftsbereich Umwelt.

Warum brennt das sprichwörtliche Feuer immer noch in Ihnen? Es gehört zu meinem Naturell, dass ich mich mit Leidenschaft und ganzer Kraft für die mir anvertrauten Aufgaben einsetze. Die Berufung, sich einmal als Regierungsrätin für die Bevölkerung und das Land Liechtenstein einsetzen zu können ist eine besondere Ehre und auch sehr herausfordernde Aufgabe. Dieser ist man meinem Empfinden nach dann gewachsen, wenn man den Mut zum Handeln hat und dabei den hohen Respekt vor der Verantwortung nie aus den Augen verliert.

Worauf blicken Sie besonders gerne zurück? In meinem Ministerium konnten wir in den letzten vier Jahren viele Projekte entwickeln und deren Umsetzung vorantreiben. Wenn ich zurückblicke, bedeutet es mir sehr viel, dass wir es geschafft haben, unsere Pläne trotz der kurzen Zeitspanne nicht «nur» aufs Papier zu bringen, sondern in weiten Teilen einer Umsetzung zuzuführen. Sei dies die Schulbautenstrategie, auf deren Grundlage jetzt bereits die konkreten Bauprojekte umgesetzt werden, das Generationenprojekt der Rheindammsanierung, bei der nun die ersten Bauprojekte beginnen, oder sei es, dass wir auf der Basis der Klimavision 2050 nun konkrete Massnahmen definieren, welche wir zeitnah mit der Bevölkerung diskutieren möchten. Natürlich werden die Ministerien und Geschäftsbereiche erst nach der Wahl verteilt. Aber wie Sehen Sie es? Würden Sie gerne weiterhin für das Ministerium für Inneres, Bildung und Umwelt zuständig bleiben oder lieber Neuland betreten? Meiner Meinung nach benötigt unser Land gerade in einer unsicheren und schwierigen Zeit wie der aktuellen Pandemie Stabilität und Kontinuität. Es gilt neben der prioritären Krisenbewältigung auch, mit voller Kraft die zukunftsgerichteten Projekte für unser Land voranzutreiben. So gibt es zum Beispiel in den Bereichen der öffentlichen Sicherheit, Bevölkerungsschutz, Bildungswesen oder beim Einsatz für eine intakte Umwelt diverse Grossprojekte, für deren Umsetzung ich mich gerne weiter einsetzen würde.

Welchen Politikstil möchten Sie in den kommenden vier Jahren pflegen bzw. wie möchten Sie die Arbeit der Regierung mitprägen? Das Aussitzen von Themen entspricht mir nicht. Mir ist es wichtig, dass wir uns den Herausforderungen stellen, Probleme erkennen und in Lösungen denken. Mehrheitsfähige Lösungen lassen sich nur finden, wenn man bereit ist, sich miteinander für die Zukunft unseres Landes einzusetzen. Ich habe in den letzten vier Jahren viel Energie in die ministeriums- und parteiübergreifende Zusammenarbeit investiert und dafür dankenswerterweise viel Unterstützung in der Realisierung von Vorlagen erhalten. Regierungsarbeit ist Teamarbeit und das bleibt für mich bedeutsam.