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Resonanzen, rhizomatisches Denken

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Vertestung

Vertestung

Kollektives Mapping — Bricolage, transportiertes Menschenbild und rhizomatisches Denken

Auf der Suche nach einem Narrativ. (Menschenbild, Weltbild, Verhalten in und mit der Welt, Perspektive, einer Sichtweise)

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Aufhänger: Die Sichtweisen die wir auf die Menschen und der Welt im allgemeinen pflegen und bestimmen, leiten unmittelbar unser Denken, Handeln/Verhalten und unseren Umgang miteinander und in der Welt. Ausgehend davon stellen Wir uns die Frage, welches Menschen- und Weltbild wir als Gestalter*innen, und in den gestaltenden Medien (FuturesDay, kollektives Mapping) fördern möchten?

oder einfach: Welches Verhalten, welche Perspektiven, welchen Umgang, welches Menschen- und Weltbild möchten wir als Gestalter*innen, und in den (zu)gestaltenden Medien fördern?

Bricolage, das Wilde Denken Wortbedeutung: von französisch bricoler herumbasteln, zusammenfummeln Der Begriff Bricolage wurde 1962 von dem Anthropologen und Strukturalist Lévi-Strauss eingeführt, und beschreibt ein Verhalten, bei dem die Brikolierer*innen Herausforderungen, Probleme, Aufgaben mit den ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen lösen, anstatt sich für das Problem entworfene Mittel zu beschaffen. Dieser Beschreibung zeugt von einem gut überlegten und nachhaltigen Umgang mit Ressourcen sowie menschlichen Kapazitäten. Brikolierer*innen sind kreativ und originell, denn sie definieren Aufgabe in Anbetracht der zugewiesenen Bedeutungen ständig neu, Sie nutzen Werkzeuge als Materialien und gestalten Materialien zu Werkzeugen.

Stets verbinden die Brikolierer*innen Ressourcen außerhalb ihres Bestimmungszwecks, woraus ein hohes Maß an Improvisationsvermögen und Widerstandsfähigkeit folgt. Damit steht die Suche nach Ressourcen und Lösungen vor der Suche nach Ursachen und der Analyse von Problemen. Dabei entstehen Lösungen und Ansätze die niemals im voraus determiniert sind. Transformative Gestaltungsstrategien sind für Sie demnach etwa wie internalisierte Fähigkeiten.

„Der Bastler ist in der Lage, eine große Anzahl verschiedenartigster Arbeiten auszuführen; doch im Unterschied zum Ingenieur macht er seine Arbeiten nicht davon abhängig, ob ihm die Rohstoffe oder Werkzeuge erreichbar sind, die je nach Projekt geplant oder beschafft werden müssten; die Welt seiner Mittel ist begrenzt, und die Regel seines Spiels besteht immer darin, jederzeit mit dem, was ihm zur Hand ist, auszukommen,...[...].” (Lévi-Strauss 1973)

Ein Verhalten in und mit der Welt

Das Verhalten und den Umgang in und mit der Welt, ausgehend von den Brikolierer*innen, kann für die Bewältigung von Problemen/Herausforderungen moderner Gesellschaften, von enormer Relevanz sein. Denn es revitalisiert einen Umgang mit sich selbst und der Umwelt, welches nicht mit einer Steigerungslogik verknüpft ist, sondern einem Blick auf vorhandene Infrastrukturen wirft, und wie diese entsprechend den Herausforderungen angepasst und transformiert werden sollten. Damit zeichnen die Brikolierer*innen einen Lebensweg/ -pfad welcher einen gesunden Perspektivwechsel offenbart.

Anwendung von Wissen, ein Denken und Handeln in Gittern

Das Basteln ist für die Brikolierer*innen eine Form der Aneignung, Erarbeitung und Anwendung von Wissen. Aus den sinnlichen Erfahrungen die aus dem Basteln entstehen und durch Mythen die Naturerscheinungen und Verhältnisse darstellen, erklären und konstruieren sich die Brikolierer*innen ihre Realität. Dieses Wissen findet sich in Form von Gittern / Vernetzungen wieder - ist abrufbar, die über das eigene Leben hinweg mit Wissen und Erfahrungen «gefüttert» werden. Die Realität konstruiert sich somit durch ein Gitter von wachsenden Verbindungen.

Hier ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Brikolierer*innen ihre Wirklichkeit bzw. Realität nicht gänzlich selbst erschaffen, sondern jedes Subjekt jeweils schon eine Geschichte bzw. Kontexte in das es z.B. hineingeboren (Familiengeschichte, Gesellschaftsordnung, Patriarchat etc.) wird, mitbringt. Letztlich entstehen dann neue Verbindungen und Vernetzungen aus den Kontexten und Erfahrungen heraus. Diese Gitter werden dann auf neue, unbekannte und herausfordernde Situationen, Dinge angewandt, um lösungsorientierte Entscheidungen zu treffen.

Auf der Suche nach einem System welches offene gesellschaftliche Zusammenhänge darstellt, fördert und gegebene Machtstrukturen und Kategorien nicht repliziert/ multipliziert/ übersetzt. Wie sehen solche Systeme aus?

Rhizomatisches Denken - Systeme, Strukturen (griech. rhizoma ‚Wurzel‘) Aus der Notwendigkeit heraus, Ordnungs- und Verbindungssysteme zu schaffen, die offen und zugewandt für Veränderungsmöglichkeiten sind, und nicht gegebene Machtstrukturen abbilden und einen Ausbruch aus jenen schwer bis unmöglich gestalten, entwickelten die Philosophen Gilles Deleuze und Félix Guattari, in den 1970er Jahren den Begriff Rhizom. Das Rhizom ist abgeleitet von dem Wurzelgeflecht von Pflanzen und beschreibt mit dem philosophischen Konzept der Rhizomatik ein Modell der Wissensorganisation und Weltbeschreibung. Ein Modell welches den Anspruch hat die ältere, durch eine Baum-Metapher dargestellte, hierarchische Strukturen zu ersetzen.

Rhizome sind offenen Verflechtungen, seitlich offen wuchernden Beziehungsgeflechte, die Raum und Freiheit für Kreuzungen, Überschneidungen bieten. Der Fokus dieser Verbindungen liegt auf den Verbindungen selbst, auf einer Pluralität und Vielheit der Verflechtungen. Rhizom bedeutet die Befreiung von definierten Machtstrukturen: Viele Perspektiven und viele Ansätze können frei verkettet werden. Ein Rhizom ist ein durch unterschiedliche Perspektiven verknüpftes Netzwerk.

„Ein Rhizom ist ein Raumbild reiner Immanenz.” (Wikipedia, Rhizom) Frage: Wie sehen Rhizome gesellschaftlicher Zukunftszusammenhänge aus? Durch was verbinden sich Menschen? Was könnte eine gute Basis dafür schaffen sich aneinander anzunähern, sich auszutauschen?

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