marie 35/ Jänner 2019

#35 / Jänner 2019

2,70 Euro

davon 1,35 Euro für die Verkäuferin/ den Verkäufer

marie wünscht Dir

sauviel Glück im neuen Jahr!

Bilder: Shutterstock

Bildungshaus Batschuns Ort der Begegnung

Die Weisheit der Alten | Impulsnachmittag Prof. Reimer Gronemeyer | D Fr 18. Jän. 14.30 – 20.30 h — Elternsein ist nichts für Feiglinge | Seminar Daniela Niedermayr-Mathies | Andrea Anwander Sa 19. Jän. 9.00 – 17.00 h — Kreativität und Weisheit der Träume | Seminar Gerhard M. Walch Sa 19. Jän. 10.00 – 17.30 h — Atem – Bewegung – Stimme | Seminar Dr. in Lisa Malin Sa 26. Jän. 9.00 – 17.00 h — Tanz um die Welt! | Benfizkonzert Birgit Giselbrecht-Plankel mit dem Flötenensemble La Rocaille So 17. Feb. 17.00 h — Info, Ort und Anmeldung Bildungshaus Batschuns | T 055 22 / 44 2 90 - 0 bildungshaus@bhba.at | www.bildungshaus-batschuns.at

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Sie möchten mitreden?

Wir öffnen unser marie-Themencafé für unsere Leserinnen und Leser. Diskutieren Sie mit uns zu einem der vorgeschlagenen Themen: • Partnerschaft & Liebe: Online Partner/in finden oder Liebesglück dem Zufall überlassen?

• Kinderlos glücklich: Wie einfach ist ein Lebensmodell abseits des Konzepts „Familie“ in Vorarlberg?

• Wenn Schweigen Gold ist: Bis wohin geht Klatsch & Tratsch und wann wird er zum Rufmord?

Schreiben Sie uns in wenigen Worten, warum Sie das Thema beschäftigt, welche Haltung Sie dazu haben und warum Sie gerne beim marie-Café dabei wären: Das Redaktionsteam behält sich vor, unter allen EinsenderInnen vier bis fünf Gäste mit möglichst unterschiedlichen Positionen auszusuchen und einen Termin vorzuschlagen. Wir freuen uns auf Post von Ihnen! E-Mail an redaktion@marie-strassen- zeitung.at oder Post an marie, Am Kehlerpark 5, 6850 Dornbirn

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Achten Sie auf unseren marie-Verkaufsausweis!

Alle lizensierten marie-Straßenverkäufer sind mit einem Ausweis ausgestattet, den sie während ihrer Arbeit sichtbar am Körper tragen. Auf Verlangen werden sie diesen jederzeit gerne vorzeigen.

Die marie-Straßenverkäufer verstehen sich nicht als Almosenempfänger, sondern als Teil eines wichtigen Projektes. Sie sind selbstständig tätig, haben sich aber zu Verhaltensregeln verpflichtet. So werden die marie-Verkäufer zwar kontaktfreudig, aber nicht aufdringlich sein und werden nicht betteln. Der einzig gültige marie-Ausweis ist weiß mit goldenem Rand (wie hier abgebildet).

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Benny Ujunw Name

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Ausweisnummer

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Bitte kaufen Sie Ihre marie nur bei Kolporteuren, die unseren Ausweis tragen!

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Editorial

Mittendrin in V 4-5 6-8

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Bild des Monats Zeitenwende

So kann Bürgerbeteiligung funktionieren Waste's End

Wie Umweltbilanz beim Fliegen besser wird „Oh, bist du schlecht gelaunt?"

Neujahrs-Essay von Autorin Daniela Egger Leben in Pelztierfarm Sandy P. Peng schlüpft in Rolle eines Fuchses Denk mit, mach mit

Gitte Nenning über ihren Umgang mit Trinkwasser Impressum

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Interview mit Walter Schmolly

Caritas-Direktor plädiert für mehr Menschlichkeit „Dann wäre Vorarlberg wirtschaftlich tot" Top-Manager Georg Comploj warnt vor Nationalismus Wie Abschiebung funktioniert

Der dramatische Fall der Familie P. aus Sulzberg Assadullahs Freiheitskampf

Lehrling (19) aus Afghanistan kämpft für Asyl Der Gesprächstherapeut

Klaus Begle, Initiator der Sonntags-Demos, im Interview

Liebe Leserin, lieber Leser,

Thema

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International 30-31

Model mit Down Syndrom Madeline Stuart (21) erobert die Laufstege der Welt

Gsi 32-33

Vergessene Tugend Tipps, wie man Gelassenheit wieder zurückgewinnt

Kultur 34-35

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Mit Schwung ins Neue Jahr Zwei spannende Projekte zum Thema Tanz Frida's süße Seiten Köstliches Rezept für einen Schoko Creamy-Kuchen Veranstaltungskalender / Schachecke

marie ist Mitglied im Weltverband der Straßenzeitungen. www.insp.ngo

sind Sie menschlich? Das ist keine rhetorische Frage! Doch eigentlich schon – aber der Reihe nach: Seit Mitte November gehen jeden Sonntag bis zu 1000 Menschen auf die Straße, um für eine menschlichere Asylpolitik zu demonstrieren. Und weil das außergewöhnlich ist, hat auch die marie diese Ausgabe ungewöhnlich gestaltet. Auf 14 Seiten widmen wir uns genau diesem Thema und beleuchten es aus verschiedenen Blickwinkeln. Wir sprachen mit Caritas-Direktor Walter Schmolly (S. 16 bis 19) über soziale Werte, politische Gefahren und die Stärke der Menschlichkeit.

Mit dem Initiator der Sonntagsdemonstrationen in Hohenems, Facharzt Klaus Begle, führten wir ein Gespräch über die Wichtigkeit von Bürgerprotesten (S. 28/29). Über die wirtschaftliche Seite der Flüchtlingspolitik und Fehlentscheidungen der Bundesregierung sprachen wir mit Top-Manager Georg Comploj (S. 20/21). Redeten mit dem 19-jährigen Assadullah Ahmadzai, der als Analphabet nach Österreich kam, inzwischen die erste Klasse Berufsschule absolviert hat und den Bundeskanzler gerne fragen würde, warum immer wieder jene Leute einen negativen Bescheid erhalten, die sich nichts zu Schulden kommen lassen und alles dafür tun, sich zu integrieren (S. 24/25). Diese Frage muss sich auch Familie P. stellen – jene bestens integrierte Familie aus Sulzberg, deren versuchte Abschiebung durch die Medien ging. Wie sich die geplante Abschiebung der schwangeren Frau, des dreijährigen Sohnes und des Vaters abgespielt hat, lesen Sie auf den Seiten 22 bis 23.

Was hat das alles mit Menschlichkeit zu tun? Menschlichkeit bedeutet mehr als einen menschlichen Körper zu besitzen. Caritas-Direktor Walter Schmolly sieht Menschlichkeit als Fähigkeit, sich unterbrechen und berühren zu lassen, spricht über sie als Gabe und Aufgabe. Insofern ist die Frage, ob Sie menschlich sind, schon legitim. Denn diese Fähigkeit steckt zwar in jedem von uns, aber nicht alle können sie auch gleichermaßen leben.

Weil Sie aber gerade dieses Editorial lesen, Sie also die marie durch Ihren Kauf in den Händen halten, haben Sie, so sieht das Walter Schmolly, Menschlichkeit gezeigt – und ist es in Ihrem Fall vielleicht doch eine rhetorische Frage.

Zuletzt möchten wir Sie noch auf die Möglichkeit hinweisen, als LeserIn bei einem unserer marie-Themencafés dabei zu sein.

Details zur Teilnahme finden Sie links von der Inhaltsangabe.

Die marie wünschen Ihnen einen guten Start ins neue Jahr und viel Freude bei der Lektüre der Jänner-Ausgabe Ihrer Vorarlberger Straßenzeitung!

Herzlich, Christina Vaccaro, Redakteurin

Kontaktieren Sie uns

Sie haben Anregungen, Wünsche oder Beschwerden, dann schreiben Sie uns doch einfach. marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Am Kehlerpark 5, Top 34, 6850 Dornbirn. E-Mail: redaktion@marie-strassenzeitung.at oder Sie rufen uns an unter 0677/61538640. Internet: www.marie-strassenzeitung.at. Wir freuen uns über Ihre Zuschriften!

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Bild des Monats

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Herz von Helmut King schlägt für Frank Zappa Foto: Frank Andres

Künstler Helmut King aus Hard ist seit Mitte der 70er Jahre ein großer Fan von Frank Zappa. Zum 30-Jahr-Jubiläum der Zappanale (19. bis 21. Juli 2019), einem Musikfestival zu Ehren des 1993 verstorbenen Musikers und Komponisten, hat sich der 68-Jährige etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Helmut King schuf in seinem Atelier zehn farbenfrohe, großformatige Bilder und setzt seinem Idol damit ein ganz besonderes Denkmal. Kings Werke werden im Rahmen einer Ausstellung im deutschen Bad Doberan zum ersten Mal öffentlich gezeigt. Für die marie machte er eine Ausnahme und präsentierte vorab eines seiner Kunstwerke.

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Mittendrin in V

„Wir stehen an einer Zeitenwende“

Fast zwei Jahrzehnte lang Vordenker im Vorarlberger Büro für Zukunftsfragen, leitet der Bregenzer Manfred Hellrigl (57) heute das Felsentor, ein großes Meditationszentrum am Vierwaldstättersee. Die marie spricht mit ihm über Grenzen im Innen und Außen, über Bürgerbeteiligung und unser aller Verantwortung in Zeiten des Wandels.

Text: Simone Fürnschuß-Hofer, Fotos: Petra Rainer

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ngefangen hat alles in den Siebzigern: Mit Zwentendorf, der Ölkrise und dem ersten Bericht des Club of Rome („Die Grenzen des Wachstums“, 1972). Manfred Hellrigl, Jahrgang 1961, wundert sich bis heute, warum nicht mehr Menschen unser wachstumsorientiertes Wohlstandsmodell kritisch hinterfragen: Kann es in einer endlichen Welt unbegrenztes Wirtschaftswachstum geben? Aktionistisch sei er früher gewesen, immer habe ihn das Reale interessiert. Seine erste Stelle beim Umweltinstitut des Landes entpuppte sich dabei als fruchtbares Feld für bewusstseinsbildende Kampagnen und war Startpunkt für einen Prozess, der sich vom Appellieren immer mehr zum Partizipieren entwickeln sollte.

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Manfred Hellrigl studierte Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Energiepolitik und promovierte darüber „wie sich Bewusstsein verändert“. Beim Umweltinstitut entwickelte er u.a. die FAHR RAD- und Klimakampagne, baute später das Büro für Zukunftsfragen auf.

marie: Das Büro für Zukunftsfragen wurde 1999 unter Landeshauptmann Herbert Sausgruber aus der Taufe gehoben.

Wie kam’s?

Manfred Hellrigl: Schlussendlich ging es bei unseren Kampagnen am Umweltinstitut vor allem um Lebensstil-Fragen.

Doch da wird es schnell heikel: Darf die Regierung dem Bürger sagen, wie er leben soll? Auf der Suche nach Antworten sind wir auf den Ansatz der Selbstorganisation und Methoden der Bürgerbeteiligung gestoßen. Bei solchen Prozessen werden die Bürger nicht bevormundet, sondern zum Mitdenken eingeladen. Eine typische Frage ist beispielsweise: Wie soll das Dorf oder Land ausschauen, in dem ich leben möchte? Es werden also keine fertigen Antworten vorgegeben, sondern Kreativität und Zusammenarbeit angeregt.

War die Gründung des Büros für Zukunftsfragen also auch die Geburtsstunde des Bürgerrats in Vorarlberg?

#35 / Jänner 2019

Ja,

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„Wie soll das Dorf oder Land ausschauen, in dem ich leben möchte?“

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Die Bürgerräte kamen ein paar Jahre später. Was diese von vielen anderen Verfahren unterscheidet, ist, dass die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt werden. Es hat sich gezeigt, dass neben Expertenwissen auch das Alltagswissen der Bevölkerung extrem kostbar ist. Das Zauberwort lautet Diversität: Menschen mit unterschiedlichen Blickwinkeln ergänzen sich. Bringt man sie zusammen, bekommt man ein akkurateres Bild von der Wirklichkeit. Dieses Potenzial wurde auch andernorts erkannt: Alle Bundesländer haben mittlerweile die Bürgerrat-Methode übernommen, Formate wie „Österreich spricht“ sind im Grunde logische Weiterentwicklungen daraus.

Ich wurde noch nie zu einem Bürgerrat eingeladen. Was müsste ich tun, um mitreden zu dürfen?

Zu einem Bürgerrat meldet man sich nicht freiwillig, sondern man wird nach dem Zufallsprinzip aus dem Melderegister ausgelost. Eine Einladung zu bekommen ist also fast so etwas wie ein Lottogewinn. Auf diese Weise ist es besser möglich, die „schweigende Mehrheit“ in Entscheidungsfindungs-Prozesse einzubinden.

Wer entscheidet eigentlich einen Bürgerrat? Und provokant gefragt: Was bringt’s?

Ein Bürgerrat kann vom Landtag, der Landesregierung oder einer Gemeinde in Auftrag gegeben werden. Oder auch von Bürgern selbst, wenn diese zumindest 1000 Unterschriften dafür sammeln. Derzeit findet mindestens einmal im Jahr ein landesweiter Bürgerrat statt. (Anm. der Redaktion: Dokumentation unter www.vorarlberg.at/beteiligung). Bürgerräte können helfen, die wachsende Kluft zwischen Politik und Gesellschaft zu verkleinern, komplexe Themen nicht auf ein paar Schlagworte zu reduzieren, sondern differenzierter zu betrachten. Und: sie bringen unterschiedliche Menschen zusammen, und zwar nicht nur virtuell, sondern ganz real.

Das bedeutet ganz konkret an einem Beispiel?

Ich erinnere mich an einen Bürgerrat zum Thema Flüchtlinge: Anfangs gab es in der Gruppe die üblichen Ressentiments und Vorurteile gegen Ausländer. Dann hat sich aber herausgestellt, dass auch ein junger Asylant in der Gruppe war. Seine persönliche Geschichte hat die Stimmung völlig verwandelt. Am Schluss war allen klar: Hier geht es vor allem um Menschlichkeit und wir können mit der Situation wesentlich besser klarkommen, wenn wir vorausschauend und in Zusammenhängen denken und handeln.

Zurück zu Ihnen: Nach 26 Jahren im Landesdienst und nach

Euro

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so viel Pionierarbeit der Abschied vom Büro für Zukunftsfragen ... Weshalb?

Wir stehen an einer Zeitenwende: Wirtschaftswachstum funktioniert nicht mehr als politisches Allheilmittel. Die Nebenkosten dieser Politik – Klimawandel, Artensterben, wachsende soziale Ungleichheit, etc. – lassen sich nicht länger verdrängen und werden einfach zu hoch. Wenn wir das ernst nehmen würden, müssten wir uns intensiver Gedanken darüber machen, wie das Gemeinwohl in Zukunft gesichert werden kann. Aber diese große Frage traut sich offiziell niemand zu stellen, weil das an den Grundfesten des Systems rütteln würde. Politik, Wirtschaft und Wissenschaft machen lieber das, was sie am besten können: das Bestehende optimieren. Deshalb habe ich mich entschlossen, mich wieder mal neu zu erfinden.

Geht es uns denn zu gut, als dass wir etwas ändern mögen?

Ein gutes Beispiel ist die deutsche Automobilindustrie. Die Verbrennungstechnologie hat über viele Jahrzehnte Wohlstand und Arbeitsplätze garantiert. Derart erfolgsverwöhnt wurde doch glatt die Neuorientierung in Richtung E-Mobilität verschlafen. Ich bin mir sicher, da gab es schon früh kritische Stimmen in BürgerInnen-Rat geht auch privat: den eigenen Reihen, Auf www.bürgerinnenrat.at finden denen man aber kein sich praxisnahe Infos von interesoder zu wenig Gehör sierten BeobachterInnen zum Forgeschenkt hat. Es war mat sowie Vorschläge zur Verbes– zumindest kurzfrisserung und weiterführende Links. tig – bequemer, die Außerdem nutzt die Initiative Entwicklung zu veraktuell zum zweiten Mal die Mögdrängen und zum Beilichkeit, einen BürgerInnen-Rat spiel mit Abgaswerten „von unten“ zu starten: 1000 rumzutricksen.

Unterschriften von in Vorarlberg Es braucht also die wohnhaften Menschen über 16 Krise ... sind dafür notwendig. Im Zentrum In Krisenzeiten wie stehen diesmal die Fragen: Wie soll beispielsweise einem unsere Landwirtschaft in Zukunft Hochwasser wird das aussehen, damit wir gut von und Potenzial für Kreatimit ihr leben können? Was können vität und Zusammenwir dafür tun und welche Politik arbeit in einer Gesellbraucht es dazu? Unterschrieben schaft aktiviert. Dann werden kann online und offline. arbeiten Menschen

BürgerInnenrat privat starten

plötzlich Hand in Hand zusammen, die davor aneinander vorbei gelebt haben. Natürlich wäre es besser, wenn es auch ohne Notlage ginge, aber offenbar brauchen die meisten Menschen einen gewissen Leidensdruck, um sich aufzuraffen. Zusammenfassend könnte man sagen: Für die Entwicklung sind gute Zeiten schlechte Zeiten und schlechte Zeiten gute Zeiten.

Zeitenwende auch bei Ihnen persönlich: Sie leiten aktuell das Felsentor, ein Meditationszentrum und Seminarhaus am Schweizer Vierwaldstättersee, und praktizieren selber Zen-Buddhismus. Von außen betrachtet ein ziemlicher Wandel ...

Auf den ersten Blick vielleicht. Für mich ist es eher eine Fortsetzung, eine Weiterentwicklung. Ich engagiere mich ja immer noch fürs Gemeinwohl. Ich möchte aber dort wirken, wo ich das Gefühl habe, etwas bewirken zu können. Meditation praktiziere ich schon seit über 25 Jahren. Sie hat mir nicht nur geholfen, den Alltag besser zu bewältigen, sondern auch einen klareren Kopf zu bewahren. Als ich vor zwei Jahren die Einladung bekam, das Felsentor zu leiten, war das für mich ein großes Geschenk. Hier kann ich einerseits meinen eigenen Geist erforschen und andererseits auch für das große Ganze einen Beitrag leisten und mein Wissen und meine Erfahrung einbringen. Die Stiftung Felsentor ist ein Modellprojekt für Nachhaltigkeit – mit Seminarzentrum, Tierschutzstation, Biobauernhof. Vier Tage in der Woche lebe ich dort, den Rest bin ich bei meiner Familie in Vorarlberg.

Zum Schluss: Was zählt, was trägt für Manfred Hellrigl?

Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit – mir selbst und anderen gegenüber. Ich bin stark geprägt vom Gefühl, dass wir als Gesellschaft auf dem Holzweg sind. So wie bisher können wir nicht weitermachen. Da geht es nicht nur um die Spezies Mensch, sondern überhaupt um unseren Platz in der Welt, unseren Respekt gegenüber der Natur und allen Wesen. Verantwortung ist mir ein wichtiger Begriff. Im Sinne von: Welche Antworten finden wir auf die Fragen, mit denen uns das Leben konfrontiert?

Der Klimawandel fordert von uns Verantwortung. Dennoch möchte ich mich, bei all dem, nicht moralinsauer verstanden wissen, die Lebensfreude ist mir sehr wichtig.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

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WASTE’S END Ein Blog von Kristina Heilinger „Bitte hinsitzen und den Sicherheitsgurt anlegen. Flug Nummer TG 897 von Zürich nach Bangkok wird in wenigen Minuten abheben.“ Auch ich werde diese Worte hören, wenn es in wenigen Wochen für mein Auslandssemester nach Thailand geht. Eine Reaktion, die ich von vielen (umweltbewusst lebenden) Menschen darauf höre: „Aber lässt sich ein solcher Flug überhaupt mit Zero Waste und einem nachhaltigen Leben vereinbaren? Klar, darüber habe ich auch schon nachgedacht.

Was außer Frage steht: Fliegen hat eine hohe CO2-Bilanz und ist somit keine umweltfreundliche Fortbewegungsart. Egal, wie häufig oder selten du und ich schon geflogen sind, jeder eingesparte Flug ist ein Gewinn für die Umwelt.

Doch wie lässt sich Fliegen ersetzen? Je nach geplanter Reise ist das leichter oder schwerer. Eine Reise von Bregenz nach Wien, Berlin oder an die Adria etwa kann nahezu jeder problemlos mit alternativen Verkehrsmitteln wie Bus, Bahn oder Auto zurücklegen, da die Zugverbindungen gut sind und bei Miteinbe-

rechnung der Anreise zum Flughafen und der Wartezeit im Check-In das Zugfahren für mich zeitsparender erscheint.

Im Zug oder Bus lässt sich die Zeit durch Arbeiten oder wenn möglich Schlafen effizient nutzen. Bei Geschäftsreisen bzw.

Meetings böte sich zudem die Möglichkeit, diese durch moderne Technologien wie Videokonferenzen zu ersetzen und so Zeit, Geld und Emissionen zugleich zu sparen.

Jedoch ist nicht jeder Flug ersetzbar: Eine Sommer-Urlaubsreise auf die Balearen etwa oder angesprochener Flug zum Studienaustausch nach Südostasien sind wesentlich schwerer ohne Flugzeug zu bewältigen. Hier stellt sich die Frage, ob

Fliegen ist einfach, billig und bequem. Doch es lohnt sich, auch Alternativen in Betracht zu ziehen!

du auch ein anderes Ziel wählen könntest. Beispielsweise wäre Urlaub in Österreich oder in Italien auch mit Bus, Zug, Auto oder Fahrrad machbar.

Zudem stellt sich die Frage: Lohnt sich der Flug? Das ist eher bei längeren Reisen der Fall. Deine CO2-Bilanz bei einem längeren Flug kann indirekt die Gesamtbilanz geringer machen, da du bei einem längeren Flug meist auch länger im Urlaubsland bleibst und dann nicht so bald wieder Urlaub machen wirst. Doch ein kurzer Städtetrip nach London ist schnell gebucht und nächstes Wochenende könnte man doch nach Amsterdam fliegen, oder? Die niedrigen Preise für Flüge verführen uns zusätzlich zu diesem Verhalten. Doch mitunter gibt es persönliche Beweggründe, weswegen jemand einen Flug für notwendig erachtet. Für diesen Fall kann ich einen CO2-Ausgleich, sprich die Zahlung einer Ausgleichsgebühr an Organisationen (zum Beispiel myclimate, atmosfair), die mit diesem Geld Aufforstungsprojekte finanzieren, um das erzeugte CO2 zu neutralisieren, empfehlen. Auch für Autooder Busreisen ist eine solche Zahlung möglich.

Probier bei deiner nächsten Urlaubsbuchung, an obige fettgedruckte Punkte zu denken. Sie helfen dir, nachhaltiger und bewusster zu reisen, wo auch immer es für dich hingeht!

Lösen Sie es in 60 Sekunden Beginnen Sie die Kopfrechnung mit der Zahl im Feld ganz links. Rechnen Sie von links nach rechts. Die Lösung im leeren Feld rechts eintragen. Jede Rechnung unabhängig von der Schwierigkeit sollte in weniger als 60 Sekunden gelöst werden. Keinen Taschenrechner verwenden! Die Lösung finden Sie am unteren Rand des Rätsels.

Lösung

Für Anfänger

13

×4

-14

+17

×3

-111

÷6

×8

+9

-13 Lösung

Für Fortgeschrittene

84

÷7

×11

-67

+40% der Summe

×4

-75%

÷7

der Summe

×11

-58 Lösung

Für Genies

+120% der Summe

÷3

×7

-28

÷6

zum Quadrat

÷3

-93

×8

Lösungen: Für Anfänger = 68, Für Fortgeschrittene = 85, Für Genies = 432

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Wir verlieren den Überblick, glaube ich.

Text: Daniela Egger

W 10 /

ieder sitzt er am Molo, das neue Jahr hatte vor elf Stunden mit einem getrübten Sternenhimmel und einem schweigenden Display begonnen. Beides hatte ihn traurig gemacht, aber er war dennoch entschlossen, den ersten Tag des Jahres mit Zuversicht zu beginnen. Die Sterne sandten vor Jahrtausenden erzeugtes Licht zur Erde und er würde es nicht persönlich nehmen, dass sie kein SMS gesandt hatte. „Vor 70.000 Jahren hatten die Menschen keinen großen Einfluss auf die Umwelt. Das haben wir gründlich umgekehrt“, schreibt er und freut sich, weil die drei Punkte sich in Bewegung setzen, die ihm verraten, dass sie online ist und an einer Antwort schreibt.

Er hat Glück. Er hat schwimmen gelernt. Er hat seine größte Angst überwunden, nur deswegen, weil er sie schwimmen sah. Er nahm heimlich Unterricht, und es fiel ihm leichter, als er erwartet hatte – wofür er sehr dankbar ist. Sie hat es nicht bemerkt, wofür er ebenfalls dankbar ist. In ihren Augen war er immer ein normaler, junger Mann gewesen, und deshalb ist sie auch jetzt online, davon ist er überzeugt. Er nimmt den Faden ihrer letzten Konversation wieder auf, während er auf den kalten Stufen sitzt und auf den See blickt. „Und heute? Guten Morgen übrigens, und gutes neues Jahr.“ „Heute haben wir durch unsere Intelligenz den Planeten ruiniert,“ tippt er, denkt kurz nach und löscht den Satz wieder. „Heute haben wir es geschafft, auf

dem Mars zu landen und uns Bilder von seiner Oberfläche anzusehen. Ich wünsche dir auch ein gutes neues Jahr! Wie war die Party?“ „Auch das hat wenig Bedeutung für die Umwelt,“ schreibt sie zurück. „Aber zumindest ist es neu und deshalb faszinierend. Die Bilder vom Mars meine ich.

Die Party war ... ganz ok.“ „Die Gier nach dem Neuen treibt den Wahnsinn an,“ antwortet er. „Wir verlieren den Überblick, glaube ich.“ „Oh, bist du schlecht gelaunt?“ Bevor ihm eine Antwort einfällt, scheint eine neue Nachricht auf. „Vor 70.000 Jahren war es neu, dass die Menschen begonnen haben zu kooperieren, in großen Verbänden. Sie wurden schnell und flexibel. Darin waren sie besser als alle anderen Tiere,“ liest er und lächelt. Sie hat es gelesen. Er hat ihr ein Buch geschenkt. Ihre Antwort verrät ihm, dass sie es liest und das macht ihn glücklich. „Die Sehnsucht nach dem Neuen ist nichts Schlechtes,“ liest er weiter, erfreut über die fortdauernden Plings, die neue Nachrichten anzeigen. „Wie du siehst, lese ich Harari.“ „Wenn uns die Fähigkeit zur Kooperation als Spezies dermaßen erfolgreich gemacht hat, warum sind wir dann nicht besser darin?“ Seine Frage ist zwar ernst gemeint, aber er will damit auch das Thema des Neuen vermeiden. Er fürchtet sich grundsätzlich vor neuen Dingen oder Aufgaben, das war immer schon so. Ein Umstand, den er nicht an die große Glocke hängen will.

20:14

Sie antwortet lange nicht. Vor seinen Augen steuert ein kleines Fischerboot auf den Horizont zu. Es entfernt sich langsam im blassblauen Nichts, so wie sie sich entfernt, immer wenn er in seinem Inneren diesen Zweifel spürt. Er hat gelernt, dass tiefes Atmen hilft, wenn seine Zweifel kommen und auch, wenn sie nicht mehr antwortet. Weiter atmen, sagt er zu sich selbst und tut es. Wir sind nicht so schlecht darin, zu kooperieren, solange es in unserem Interesse liegt. Was aber, wenn sich das Interesse verschiebt? Wenn ein Bedürfnis wegfällt oder ein besseres Angebot auftaucht? Er sieht dabei eher attraktive, faszinierende Männer vor sich, denen sie in Wien begegnen könnte, während er aus ganz privaten Gründen in Bregenz am See sitzt und die Uni für mindestens ein Semester ausfallen lassen muss. „Man sollte die Kooperationsfähigkeit als verpflichtendes Schulfach einführen“, tippt er jetzt, und sendet den Gedanken nach kurzem Zögern ab. „Es wäre besser, wenn wir uns selbst kennen würden“, kommt ziemlich rasch als Antwort zurück. „Etwa, woher unser Begehren nach dem Neuen, Unbekannten rührt.“ „Du hast recht, das würde unsere Welt definitiv verändern“, antwortet er, obwohl sich sein Herz leise zusammenzieht. Dass sie sich für Neues interessiert, war sein Glück gewesen, als er ihr im Zug von Wien nach Bregenz gegenüber saß und sechs, fast sieben wundervolle Sommerstunden im Gespräch mit ihr verbrachte.

Inzwischen findet er diese Eigenschaft an ihr weniger glücksversprechend. Er stand

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Oh, bist du schlecht gelaunt? 20:17 danach verzaubert auf dem Bahnsteig und zögerte den Moment der Begrüßung mit seiner Mutter möglichst lange hinaus. Schließlich war er nicht mehr der, den die Mutter ihr Leben lang gekannt hatte und den sie jetzt aus Wien erwartete. Er war als neuer Mensch aus dem Zug gestiegen, das spürte er mit jeder Faser seines Körpers. Das Mädchen war am Bahnsteig von ihrem Vater in Empfang genommen worden, der gleichzeitig ihr Gepäck ergriff und ihre Schultern umfasste. Sie konnte sich nicht einmal mehr zu ihm umdrehen, so schnell war sie verschwunden.

Ein wenig fürchtet er sich vor dem symbolhaften Ende dieser ersten Begegnung, der intensive Austausch während der Zugfahrt, und sein Gefühl, für lange Zeit alleine am Bahnsteig zu stehen und

nicht begreifen zu können, was eben in seinem Leben geschehen war. Es fühlte sich irreal an, seit sie weg war. Das Neue war immer etwas Flüchtiges in seinem Leben gewesen. „Was genau würde unsere Welt verändern?“ Das leise Pling lässt ihn wieder in die Gegenwart zurückkehren. Sie ist anwesend, jetzt mit ihrer Frage auf seinem Display, es ist inzwischen Winter geworden und erst wenige Tage zuvor hatte sie in seinem Arm gelegen. Seit sie abgereist war, schrieben sie sich wieder, täglich. „Zu wissen, woher unser Begehren kommt,“ schreibt er. „Und weshalb es nie endet.“ „Dein Begehren oder meines?“, fragt sie und sendet ein lachendes Gesicht hinterher. Er weiß, er hat verloren. Er wird

nicht in der Lage sein, dieser Frau immer wieder neu zu erscheinen, er weiß, dass sie jetzt aus irgendeinem Grund Gefallen daran findet, sich mit ihm auszutauschen. Aber er ist nicht naiv. Sie wird seinen Zweifel riechen, auch über die Distanz hinweg, und sie wird sich bald dem nächsten Neuen, Unbekannten zuwenden. Sie hat es bereits getan. Er weiß es, und sein Herz wird schwer. „Mein Begehren endet nicht, weil das Neue nicht erreichbar ist“, schreibt er und schickt ihr ein Herz hinterher. „Auch das ist nichts Neues, aber ...,“ schreibt sie. „Du bist wunderbar“, liest er, und kann nicht verhindern, dass eine Freudenträne auf sein Display fällt. Er würde sich im Vertrauen üben müssen – das, was ihm jetzt den Atem nimmt.

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Mittendrin in V

So qualvoll ist das Leben in einer Pelztierfarm 12 /

#35 / Jänner 2019

Sandy P. Peng, bürgerlicher Name Sandra Pfister, setzt sich seit Jahren aktiv für Tierrechte ein. Die Tierrechts-Organisation PETA engagierte das Tattoo-Model im Jahr 2010 als ersten Nicht-Promi für eine Anti-Pelz-Kampagne. Seitdem nahm die gebürtige Vorarlbergerin an zahlreichen TierschutzDemos und Protestaktionen im In- und Ausland teil.

Die marie veröffentlicht einen Text, den Sandy P. Peng als Rede bei Demos in Zürich und Wien gehalten hat. Sie erzählt darin aus Sicht eines Fuchses das Leben in einer Pelztierfarm.

Text: Sandy P. Peng, Fotos: Shutterstock, Frank Andres

I

ch stehe an einem glitzernden See, es ist Nacht, der Mond scheint hell. Auf der glatten Oberfläche des Wassers kann ich meine Reflexion sehen. Ich bin ein Fuchs, jung und stark, mein Fell glänzt im Mondlicht. Als Einzelgänger bin ich es gewohnt, allein im Wald unterwegs zu sein. Das ist mein natürlicher Lebensraum, hier fühle ich mich wohl. Hier laufe ich stundenlang über den kühlen, weichen Waldboden, fühle die Feuchtigkeit unter meinen Pfoten. Mein Streifgebiet ist viele Hektar groß. Ich fühle mich lebendig. Ich fühle mich frei. Doch plötzlich wache ich auf, bin zurück in dem Alptraum, den sie „Pelzfarm“ nennen. Hier ist jede einzelne Sekunde meines Daseins eine Qual. Es ist immerzu kalt und zugig. Sie wollen, dass mein ausgelaugter Körper mehr Pelz ansetzt. Ich weiß, dass sie ihn mir dann so qualvoll entreißen werden, dass ich nicht einmal darüber nachdenken kann. Zu oft habe ich bereits die Schreie gehört, von meinen Brüdern und Schwestern, die sie „geerntet“ haben. Und so verbringe ich mein trostloses Leben in einem winzigen Käfig, den ich nur zum Sterben verlassen werde. Es ist eng, der Boden besteht aus Drahtgitter und schneidet mir die Pfoten auf. Stehen schmerzt. Liegen schmerzt. Leben schmerzt.

Ich habe noch nie den kühlen Waldboden unter meinen Füßen gespürt. Bin noch nie durch ein Streifgebiet gelaufen. Ich habe keine Vorstellung davon, wie groß sich mehrere Hektar anfühlen. Ich konnte mich noch nie ausstrecken oder wohlfühlen. Ich war noch niemals allein. Ich habe noch nie ohne Angst gelebt.

Ich war noch niemals frei. Und ich werde niemals frei sein. Ich werde Pelz sein. Wir sind tausende in dieser Farm. Ich muss mir meinen viel zu engen Käfig mit einem weiteren Fuchs teilen. Er ist männlich, so wie ich. In unserem natürlichen Lebensraum würden wir Rangkämpfe führen oder uns aus dem Weg gehen.

Hier können wir uns niemals aus dem Weg gehen. Doch wir kämpfen oft miteinander, bis zur Erschöpfung. Die Enge ruft

Aggressionen hervor. Unsere Körper sind von Verletzungen übersät, wir fühlen uns niemals sicher. In anderen Käfigen beobachte ich sogar Kannibalismus, sie beißen sich nicht nur gegenseitig, sie fressen sich auf! Sie fressen sich auch selbst. Viele haben Wunden bis auf die Knochen. Viele werden nicht überleben, bis sie „geerntet“ werden. Ich frage mich, was schlimmer ist. Fäkalien fallen einfach durch den Gitterboden. Über meinem Käfig stehen noch weitere, die Fäkalien unserer Nachbarn über uns fallen oft von oben in meinen Käfig und weiter auf den Boden der Farm. Häufig werde ich davon getroffen. Es ist nicht nur ekelhaft und unhygienisch. Es verätzt meine Haut. Schmerz ist mein dauernder Begleiter. Gestank erfüllt unsere Luft. Nahrung und Wasser sind karg. Wir essen es, weil wir Hunger haben, aber es fühlt sich nicht richtig an. Lieber würde ich im Wald sein, etwas jagen oder mir etwas Leckeres zu essen suchen.

Nicht diesen Brei, den sie uns lieblos in den Käfig werfen. Das Wasser schmeckt schal. Wenn es in der Nacht zu kalt wird, friert es ein und wir haben nichts zu trinken. In der Freiheit würde ich nur reines, klares Flusswasser trinken. Wenn wir unvorsichtig sind und etwas von unserem Essen oder Wasser verschütten, fällt es durch den Gitterboden nach unten und ist weg. Hunger und Durst sind allgegenwärtig. Wenn wir neues Essen bekommen, bricht überall Streit aus. Mein Mitgefangener versucht mich wegzudrängen, auch er ist hungrig. Manche Füchse werden von dem Brei, der ziellos in unsere Käfige geschüttet wird, getroffen.

Ihre Zellengenossen stürzen sich auf sie und verletzen sie. Fressen ihre Haut gleich mit. Wenn wir gerade nicht kämpfen sitzt mein Zellengenosse nur da. Manchmal geht er auch auf und ab, auf und ab, immer wieder. Er leckt seine Pfoten bis sie bluten.

Er sieht durch mich hindurch. Er beißt in die Gitter, die uns gefangen halten. Man nennt das stereotypes Verhalten. Er hat bereits alle Hoffnung aufgegeben. Er ist depressiv. Oft habe ich das Gefühl, dass er gar nicht mehr wirklich da ist. Aber es gibt hier auch nichts zu tun. Wir haben keine Beschäftigungsmöglichkeit.

Natürlich wird man früher oder später verrückt. Wir wollen laufen, wir wollen rennen, wir wollen springen, wir wollen graben.

Nichts davon können wir hier tun. Nichts davon werden wir je tun. Es ist ein ewiger Trott, tagein, tagaus warten wir. Auf Nichts.

Auf den Tod. Manchmal gibt es Essen. Irgendwann werden sie uns holen. Dazwischen ab und zu schlafen. Sonst nichts. Schlaf ist meine einzige Ausflucht aus dieser Hölle. Wenn ich schlafe, träume ich von der Freiheit. Eine Freiheit, die ich niemals haben werde. Schlaf ist hier nicht einfach zu finden. Wir sind so viele, es ist immer laut. Oft höre ich die Schreie und das Klagen von verletzten Artgenossen. Ich habe Angst vor meinem Mitgefangenen, er wird oft ohne Vorwarnung aggressiv und greift mich an. Bequemes Liegen ist auf dem Drahtgitterboden unmöglich. Jede Liegeposition schmerzt. Meist schlafe ich nur wenige Minuten am Stück, bevor mich die Schmerzen wecken und ich mich ein wenig anders hinlegen muss. In eine ebenso >>

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Mittendrin in V

Sandy P. Peng setzt sich für Tierrechte ein. Seit 2015 ist die Tierfreundin beim Verein gegen Tierfabriken (VGT) halbtägig angestellt und betreibt zudem einen Online-Shop für fair produzierte, handbedruckte Mode.

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sich. Ich sitze in einer Ecke und keuche. Meine Angst ist so groß. Wird mich das Gas betäuben? Werde ich nichts merken?

Mir wird schwummrig, doch ich bin nicht ganz ohnmächtig. Ich bin jetzt müde, doch kann ich immer noch meine Umgebung wahrnehmen. Ich habe solche Angst. Wird es wehtun? Ich weiß, dass es wehtun wird. Ich habe die anderen schreien gehört. Einer nach dem anderen verschwinden die anderen wieder aus dem Behälter. Schreie. Bangen. Angst. Dann bin ich an der Reihe. Ich werde kopfüber aufgehängt. Es ist schmerzhaft. Ich spüre einen tiefen Schnitt, so qualvoll, dass es mir den Atem raubt. Dann greift der Mann meinen Pelz und zieht. Mit ihm entschwindet auch mein Leben.

Mein Körper wird gemeinsam mit den anderen im Hinterhof verbrannt. Meine Haut ist jetzt ein Pelzkragen. Getragen von Menschen, die vielleicht nicht einmal wissen, dass ihr Kleidungsstück gelebt hat … Bin ich für euch nur ein wertloses Objekt? Ein Accessoire? Kein Leben? Mein ganzes Leben war eine Qual. Mein ganzes Leben war eine Qual. Eine Qual von Anfang bis zum Ende. Mein Tod war Schmerz. So wie diesem Fuchs ergeht es hundert Millionen Tieren im Jahr. Marderhunde, Nerze, Waschbären, Kaninchen, Katzen. Kein Tier soll leiden und sterben für Mode. Bitte tragt keinen Pelz!

unbequeme Position. In der Freiheit würde ich mir ein Nest bauen. Auf weichem Erdboden, in einem Bau, unter der Erde, in Sicherheit. Doch nur diese wenigen Minuten der Freiheit im Schlaf halten mich davon ab, endgültig verrückt zu werden. Depressiv, wie mein Zellengenosse, abwesend. Jetzt ist November. Bald würde die Paarungszeit beginnen. In anderen Käfigen sehe ich weibliche Füchse. Wenn ich frei wäre, würde ich mir bald eine Partnerin suchen. Wir würden eine Familie gründen, ich würde uns einen Bau graben. Würde jagen, um die Familie zu versorgen. Würde bangen, ob die Kleinen die ersten Wochen überstehen. Aber ich habe noch nie gegraben.

Ich werde niemals eine Familie haben. Für uns beginnt stattdessen nun die „Ernte“. Sie haben bereits angefangen. Ich habe die Schreie gehört. Konnte sehen, wie sie meine Mitgefangenen aus ihren Käfigen zerren, ohne Rücksicht, ohne Mitleid. Sie haben sie mitgenommen. Keiner ist zurück gekehrt. Und bald haben sie auch unseren Käfig erreicht. Und schon steht ein Mann vor uns. Er ist groß, trägt einen dunklen Overall. Ich habe Angst, versuPelz ist die abgezogene Haut eines Tieres. che mich in den hintersten Winkel des Sie wird in der Regel zu Bekleidung und Käfigs zu verkriechen. Er öffnet die Tür.

Accessoires verarbeitet. Am häufigsten Nein, bitte nicht! Er greift nach meinem werden Nerze und Füchse ihrer Felle Zellengenossen. Dieser reagiert fast gar wegen getötet. Allein 2015 wurden über nicht. Lässt sich greifen. Er wird unsanft 55 Millionen Nerze für die Pelzproduktiin einen Behälter geworfen. Ich kann on gehäutet. Weitere Tierarten, die wegen nicht sehen, was darin ist. Ob ich entdes internationalen Pelzhandels leiden, kommen kann, während der Mann wegsind vor allem Marderhunde, Waschbägedreht ist? Doch schon ist es zu spät, ren, Chinchillas, Wiesel, Eichhörnchen, er greift nach mir. Ich versuche mich Schafe, Luchse, Hamster, Hunde, Katzen, zu entwinden, beiße zu. Dafür ernte ich Robben, Nutria, Kojoten, Kaninchen, Schläge.

Biber, Bisamratten und Zobel. Über 50 In hohem Bogen werde auch ich in Prozent der weltweit gehandelten Pelze den Behälter geworfen. Darin ist nichts, stammen aus Europa, vor allem aus außer einigen Artgenossen. Alle zu Tode Finnland. Bei Nerzen liegt der europäiverängstigt. Alle aggressiv. Ich will ihnen sche Marktanteil sogar bei 85 Prozent. aus dem Weg gehen, aber ich kann nicht Momentan stammen 85 Prozent aller Felweg. Es gibt keinen Ausweg. Wir beißen le für die Pelzindustrie von Tieren, die auf uns. Wir kratzen uns. Plötzlich veränFarmen gezüchtet werden. Um möglichst dert sich die Luft. Es riecht komisch. Ein billig zu produzieren, werden Nerze, Gas strömt ein. Man kann kaum mehr Füchse oder Marderhunde in winzige, atmen. Die anderen werden panisch, karge und verdreckte Drahtgitterboxen springen übereinander, versuchen, aus dem Behälter zu klettern. Schlagen um

Pelzproduktion

gepfercht, in denen sie sich kaum bewegen können und immer nur Gitterstäbe unter den empfindlichen Pfoten spüren.

In Österreich, Großbritannien, Slowenien, Kroatien, Mazedonien und Japan ist die Zucht von Tieren wegen ihres Felles verboten.

Seit 2012 gilt in der EU die Textilkennzeichnungsverordnung und schreibt bei Pelzen und Pelzbesätzen an Mützen oder Jackenkragen den Vermerk „[e] nthält nicht-textile Teile tierischen Ursprungs“ vor. Trotz dieser Kennzeichnung stoßen Tierrechtler sehr häufig auf falsch oder gar nicht deklarierte Pelze in Modegeschäften aller Preisklassen. Die Kennzeichnung ist nicht nur unwirksam, sondern führt immer wieder zu Verbrauchertäuschung, indem Tierpelze, womöglich absichtlich, als Kunstpelz verkauft werden.

Quelle: www.peta.de/hintergrundwissen-pelz

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DENK MIT, MACH MIT! von Gitte Nenning

E

rinnert ihr euch noch? Schön war der letzte Sommer, heiß und trocken, aber trotzdem ein Traumsommer! Allerdings waren der niedrige Wasserstand in der Ache und der zunehmende Algenbefall nicht zu übersehen. Dazu kamen Berichte von Alpen, die Wasser für ihr Vieh rauftransportieren mussten. Grund genug sich über Wasser Gedanken zu machen. Wie gut unser heimisches Wasser schmeckt ist mir während einer Schwedenreise bewusst geworden. Die Besitzerin des Camps auf der Höhe des nördlichen Polarkreises war stolz auf ihre Trinkwasserquelle. Allerdings war das Wasser so eisenhaltig, dass es auch ohne Verdünnungssaft rostrot aussah und metallisch schmeckte. Sämtliche Waschbecken waren von rostigen Rot gezeichnet. Dennoch war es trinkbares Wasser und man durfte die heiße Dusche genießen solange man wollte.

Respekt vor Wasserknappheit lehrte mich hingegen eine Reise in die Atacamawüste. Das plötzliche Grün der Oasen inmitten einer der trockensten Landschaften der Erde, zeigt einem das Wasser Leben bedeutet. Dort dreht man gerne während des Einseifens das Duschwasser ab, um Wasser

zu sparen. Hingegen hier bei uns verwende ich gedankenlos gutes Trinkwasser für meine Balkonpflanzen, dusche solange ich will und nehme auch gelegentlich ein Vollbad. Hier hatte ich bisher nicht das Gefühl, Wasser sparen zu müssen. Noch zu Beginn von 2018 schien Wassermangel ein Problem, dass an anderen Orten dieser Welt existierte. Wie wahrscheinlich manche von euch, fragte auch ich mich wann der angekündigte Tag Null im Wasserressort von Kapstadt kam.

Beschämt stelle ich fest, dass solange die Katastrophen nicht sichtbar oder spürbar werden, der Impuls selbst was zu verändern, fast bei null liegt. Kapstadt war keine Fehlinformation und die Situation hat sich auch nicht entschärft, aber die Menschen gehen so restriktiv mit ihrem Wasser um, dass sie mit den geringen Regenfällen den Tag Null verhindern konnten.

Und was habe ich getan? Zumindest fange ich mal an darüber nach zu denken. Aber wieso fällt Wasser sparen so schwer, wenn man anscheinend genug davon hat? Ich hoffe in dem Punkt seid ihr mir etwas voraus!

Denkt auf alle Fälle weiter mit und macht mit!

REPAIRCAFÉ IN DORNBIRN Auf Initiative von Grünen-Stadtvertreterin Juliane Alton soll im 1. Quartal des Jahres ein Repaircafé in Dornbirn entstehen, das einmal wöchentlich seine Türen öffnet, um unter fachkundiger Beratung gemeinsam kaputte Geräte und Gegenstände zu reparieren. Darüber hinaus soll es „ein Treffpunkt abseits von Konsum und Kommerz sein“, so Alton.

Mit dabei sind bereits ein pensionierter Installateur, ein Elektrotechniker eines Vorarlberger Industriebetriebs und eine Werken-Lehrerin des Stadtgymnasiums.

Aktuell sucht das Repaircafé-Team noch nach passenden Räumlichkeiten. Kontakt: Juliane Alton, juliane.alton@gruene.at

Impressum

Grundlegende Richtung Die Straßenzeitung marie versteht sich als Sprachrohr für die Anliegen von Randgruppen unserer Gesellschaft. marie ist ein Angebot zur Selbsthilfe für Menschen an oder unter der Armutsgrenze, die ihren Lebensmittelpunkt in Vorarlberg haben. Ziel ist die Förderung des Miteinanders von Menschen am Rande der Gesellschaft und der Mehrheitsgesellschaft.

Die Hälfte des Verkaufspreises von 2,70 Euro verbleibt den Verkäufern. marie ist ein parteiunabhängiges, soziales und nicht auf Gewinn ausgerichtetes Projekt.

Redaktion marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Am Kehlerpark 5, Top 34, 6850 Dornbirn Telefon: 0677 61538640 eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Internet: www.marie-strassenzeitung.at Redaktion: Frank Andres, Christina Vaccaro MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Daniela Egger, Guntram Gärtner, Gernot Hämmerle, Kristina Heilinger, Simone Fürnschuß-Hofer, Gitte Nenning, Mirjam Steinbock, Gerhard Thoma, Robert Thoma Zeitungsausgabestellen: Dornbirn Kaplan Bonetti Sozialwerke Kaplan-Bonetti-Straße 1 Montag, Mittwoch und Freitag von 8 bis 9 Uhr Bregenz dowas, Sandgrubenweg 4 Montag und Donnerstag 8.30 bis 10.30 Uhr Bludenz do it yourself, Kasernplatz 5-7/3b Montag und Mittwoch 14 bis 16 Uhr Feldkirch Caritas-Cafe, Wohlwendstraße 1 Dienstag und Freitag 10 bis 12 Uhr Anzeigen Kontakt: anzeigen@marie-strassenzeitung.at Medieninhaber und Herausgeber Verein zur Förderung einer Straßenzeitung in Vorarlberg, ZVR-Zahl 359044778 6833 Klaus eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Externe Beiräte DSA Markus Hämmerle, DSA Heidi Lorenzi, Cornelia Matt, Mag. Peter Mayerhofer, Dr. Claudio Tedeschi Druck: Russmedia Verlag GmbH, Schwarzach Auflage: 17.000 Exemplare Erscheinungsweise monatlich Layout/DTP Alexander Grass Bildbearbeitung Fitz Feingrafik Bankverbindung & Spendenkonto Raiffeisenbank im Rheintal IBAN: AT94 3742 0000 0648 3580 BIC: RVVGAT2B420 © 2018 marie. Alle Rechte vorbehalten.

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Asyl, Flucht und mehr Menschlichkeit Der Protest für eine menschlichere Asyl- und Flüchtlingspolitik hat sich in Vorarlberg seit zwei Monaten auf die Straße verlagert. In einem 14-seitigen marie-Themenspezial kommen der CaritasDirektor, ein Top-Manager, ein Demo-Organisator, ein Asylwerber und Rechtsanwälte zu Wort.

„ JEDER MENSCH HAT ETWAS ZU GEBEN“

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Caritas-Direktor Walter Schmolly (54, aus Alberschwende) sprach mit der marie über Werte, über Menschlichkeit in der heutigen Gesellschaft und Politik und über die (Auf-) Gabe, menschlich zu sein und menschlich zu agieren. Ebenfalls eingeladen war der Vorarlberger FPÖ-Chef Bitschi, der jedoch ablehnte (siehe Seite 19).

Die Fragen stellte Christina Vaccaro, Fotos: Frank Andres

marie: Herr Schmolly, Sie fordern immer wieder einen breiten Dialog über soziale Werte. Herr Bitschi hat beim geplanten Gespräch mit Ihnen gekniffen. Ist es schwierig, mit Gegnern über Werte zu sprechen?

Walter Schmolly: Es ist auf alle Fälle sehr wichtig, dass Menschen aus ihren Kommunikationsblasen heraustreten und durchaus herausfordernd. Ich verwende gerne den Begriff Dialog und meine damit nicht einfach irgendein Gespräch, sondern das Interesse am anderen und dafür, sich zu zeigen und seine Meinung dem anderen zuzumuten. Diesen Dialog braucht es auf allen Ebenen, um in der Verschiedenheit das

Verbindende zu entdecken. Insbesondere braucht es eine öffentliche und politische Kultur des Dialogs.

Sie stehen seit zwei Jahrzehnten in der Öffentlichkeit. Hat sich die öffentliche Auseinandersetzung verändert?

Kommunikation hat sich natürlich durch die digitalen Medien verändert. Schauen wir uns beispielsweise Twitter an: Die Botschaften sind kürzer, einfacher, reduzierter, damit sie überhaupt noch wahrgenommen werden.

Haben wir in der Schnelllebigkeit überhaupt Zeit für tiefe Gespräche?

Im Ablauf eines Jahres oder einer Woche gibt es immer wie-

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„Immer wieder müssen Menschen mit Migrationshintergrund als Sündenböcke für Entwicklungen herhalten, für die sie schlichtweg nichts können. Das ist ein gefährliches Spiel, denn diese Politik untergräbt die Werthaltungen und die Menschlichkeit, die letztlich den sozialen Frieden sichern.“ der Unterbrechungen, um mit sich selber und dem Umfeld intensiver in Kontakt zu sein. Die Möglichkeit und das Bedürfnis sind eindeutig da.

Besonders in sozialen Medien, aber auch in der breiten Öffentlichkeit wird der Ton deutlich schärfer, gibt es mehr Hass­ postings als Bekundungen von Solidarität. Woher kommt diese Aggression?

Das ist eine gute und wichtige Frage. Ich meine, dass das verbreitete Gefühl der Unsicherheit eine wichtige Rolle spielt.

Man spricht ja heute von einer VUCA-Gesellschaft (Anm. d.

Red.: Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Ambiguität). Die zunehmende Verunsicherung wurde übrigens bereits vor der Zeit, in der viele Menschen auf ihrer Flucht zu uns gekommen sind, in Studien beobachtet und untersucht.

Was sind die Gründe für diese Unsicherheit?

In soziologischen Studien werden zwei zentrale Themen benannt. Das eine ist die Sorge um den eigenen Wohlstand.

Während in den 60er, 70er Jahren das Vertrauen ins wirtschaftliche Wachstum groß war, merken wir seit längerem, dass dieses Wachstum an seine Grenzen gelangt. Wirtschaftlich, ökologisch und auch weil ein drittes Auto irgendwie keinen Sinn mehr stiftet. Das andere Thema ist mit der Erfahrung von Heimat verbunden.

Die Angst vor Globalisierung …?

Ja, aber nicht nur vor Globalisierung, sondern vor allem vor Pluralisierung, die letztlich die Angst ist, das zu verlieren oder nicht mehr kontrollieren zu können, was Geborgenheit schenkt.

Wie schaffen Sie es, nicht aggressiv zu werden?

Unsicherheit wirkt auf Menschen sehr unterschiedlich. Es gibt Menschen, die durch unsichere Umstände existenziell verunsichert werden. Es gibt aber auch Menschen, die unsichere Verhältnisse mögen, weil diese viel Neues ermöglichen.

Was mich persönlich angeht, erlebe ich es als wichtig, dass ich ehrlich mit mir selber bin. Ich bin auch ein verängstigter Mensch – es gibt diesen Teil in mir, der Angst hat. Entscheidend ist, dass man sich nicht an diese Emotionen verliert.

Wie machen Sie das?

Für mich ist Spiritualität ein wichtiger Punkt. Sie hat sehr viel

mit Unterbrechung zu tun, also mit jenen kleinen Momenten der Freiheit, in denen man aus eingeübten Reaktionsmustern aussteigen kann. Zu merken, in Ordnung, jetzt ist diese Emotion da oder läuft jenes Muster ab. Diese achtsame Wahrnehmung ist zumindest manchmal eine Unterbrechung, die die Chance gibt, noch auszusteigen, bevor man in Verhaltensweisen und Emotionen verfällt, die man eigentlich nicht möchte.

In der Enzyklopädie der Wertvorstellungen gibt es zwei Definitionen zum Begriff „Menschlichkeit“. Die zweite lautet „menschliche Schwäche“. Ist Menschlichkeit schwach?

Nein, ganz im Gegenteil. Menschlichkeit ist die Fähigkeit, den Menschen als Menschen zu sehen, in seiner Würde, aber auch in seiner Bedürftigkeit. Das ist alles andere als eine menschliche Schwäche und auch weit mehr als Moral. Menschlichkeit ist im Kern etwas unglaublich Kraftvolles, nämlich die Erfahrung, dass die Not eines anderen Menschen mich nicht kalt lässt, sondern berührt und in Bewegung bringt. Menschlichkeit hat aber natürlich auch ganz viel mit Verantwortung zu tun und muss auch kultiviert werden. Sie ist Gabe und Aufgabe zugleich.

Theoretisch stimmen wir alle darin überein, dass Menschlichkeit wichtig und wünschenswert ist. Wie kann es uns gelingen, Menschlichkeit in die Mitte der Gesellschaft zu holen und sie wirklich zu praktizieren?

Zunächst einmal gilt es zu sehen, dass in unserer Gesellschaft sehr viel Menschlichkeit gelebt wird. Unsere Gesellschaft würde auseinanderbrechen und kollabieren, wenn das nicht so wäre. Ganz viel Menschlichkeit lebt im Kleinen und Alltäglichen, wo Menschen einander selbstverständlich beistehen, wenn sie auf Hilfe angewiesen sind – in der Familie, im

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nachbarschaftlichen Umfeld, am Arbeitsplatz, in Vereinen.

Menschlichkeit zeigt sich aber beispielsweise auch darin, dass ich fair gehandelte Produkte kaufe. In Österreich haben wir auch das Glück eines gut entwickelten Sozialsystems, das gleichsam eine Struktur der Menschlichkeit ist. Menschlichkeit ist heute aber auch massiv herausgefordert, etwa durch den neoliberalen Geist, eine ideologische Politik, die entsolidarisierende Verunsicherung,...

Die Bundesregierung hat ein Grundsatzgesetz für die „Mindestsicherung Neu“ vorgestellt. Demnach erhalten Mehrkindfamilien und Menschen mit schlechten Deutschkenntnissen deutlich weniger Geld. Die Regierung lobt die Treffsicherheit dieses Modells. Ist das die soziale Gerechtigkeit von heute?

Nein, das ist sie sicher nicht! Wir haben als Caritas auch deutlich Kritik daran geübt. Für eine Familie mit vier Kindern in Vorarlberg, die auf Mindestsicherung angewiesen ist, bedeutet dieses Gesetz, dass sie künftig zumindest 300 Euro weniger erhält – eine Familie, die jetzt schon nur das Minimum bekommt, das zur Sicherung des Lebens notwendig ist. Der Anspruch einer Mindestsicherung ist damit aufgegeben. Die Mindestsicherung wird mit diesem Gesetz abgeschafft. Konsequenterweise wird auch in der Begründung nicht mehr auf die grundlegenden sozialen Werte Bezug genommen: Vergleicht man den Paragrafen 1 im bestehenden Mindestsicherungsgesetz in Vorarlberg mit dem Paragrafen 1 des neuen Bundesgesetzes, sieht man, dass ein zentraler Wert, nämlich dass kein Mensch in Österreich in Armut leben soll, einfach über Bord geworfen wird. Das ist eine deutliche, und ich meine massive Verschiebung in der Sozialpolitik. Unsere Gesellschaft wird sozial kälter.

Manche Politiker argumentieren, dass das Geld einfach nicht für alle reicht und sich der Staat nicht weiter verschulden kann ...

Ja, das ist ein bemerkenswertes Argument, denn erstaunlicherweise, wenn man sich die Zahlen ansieht, entdeckt man, dass die Sozialausgaben in Österreich rückläufig sind.

Wir sind unter dem Niveau von 2010. Die Mindestsicherung macht österreichweit gerade einmal 0,9 Prozent dieser sinkenden Sozialausgaben aus und – und hier reibt man sich nach den Ankündigungen der vergangenen Monate zunächst die Augen – die Bundesregierung geht davon aus, dass es im Gesamten zu keinen Einsparungen kommen wird, sondern die Länder und Gemeinden potentiell mit Mehrausgaben zu rechnen haben! Da fragt man sich natürlich, weshalb man ein funktionierendes, billigeres System durch ein teureres ersetzt,

das menschliche Notlagen verschärft und neue hervorbringt.

Was ist der Grund dafür?

Da man muss nur die Kommunikation im Umfeld dieses Gesetzes betrachten: In der Woche vor der Präsentation wurde seitens der Regierung veröffentlicht, dass 60 Prozent der Mindestsicherungsbezieher einen Migrationshintergrund haben.

Davon abgesehen, dass diese Zahl mit Vorsicht zu genießen ist – die Botschaft ist klar: Hier wird Sozialpolitik nicht mehr entlang von sozialen Grundwerten betrieben, sondern für die Fremden- und Integrationspolitik instrumentalisiert. Anstelle der sozialpolitischen Vernunft herrscht Ideologie.

Endet die Menschlichkeit beim österreichischen Pass?

Manchmal hat man in der Tat den Eindruck, dass versucht wird, den Menschen jede Form von Mitgefühl mit geflüchteten Menschen auszutreiben. Immer wieder müssen Menschen mit Migrationshintergrund als Sündenböcke für Entwicklungen herhalten, für die sie schlichtweg nichts können.

Das ist ein gefährliches Spiel, denn diese Politik untergräbt die Werthaltungen und die Menschlichkeit, die letztlich den sozialen Frieden sichern.

Der Verein ProAsyl bezeichnet die EU-Außengrenze als „tödlichste Grenze der Welt“. Seit dem Jahr 2000 seien bereits über 35.000 Menschen ums Leben gekommen. Was denken Sie, wenn ein Politiker wie FPÖ-Chef Strache in diesem Kontext von „EU-Sozialtouristen“ spricht?

Die Wirklichkeit an der Mittelmeer-Grenze Europas ist eine furchtbare und der beherrschende politische Diskurs ist schlicht und einfach verblendet. NGOs, die tausende Menschen in Seenot retten, in einem Atemzug mit kriminellen Schleppern zu nennen, ist ein Skandal. Ebenso die Aussage des Vizekanzlers. Wir brauchen eine Politik, die in der Lage ist, die Probleme in ihrer wirklichen Größe und Komplexität zu sehen und anzugehen. Dazu gehört auch, zu erkennen, dass Europa auf vielfache Weise die Flucht von Menschen aus Afrika mitverursacht. Beispielsweise indem die Überproduk-

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Für Walter Schmolly ist Menschlichkeit die Fähigkeit, sich unterbrechen, berühren und bewegen zu lassen. Menschlichkeit ist keine Schwäche, sondern Kraft.

tion der europäischen Tomatenindustrie die Märkte in Afrika überschwemmt und damit die Existenzgrundlage der einheimischen Kleinbauern zerstört.

Als Caritas-Direktor verkörpern Sie den Wert der Nächstenliebe in der Gesellschaft. Wie bringen Sie Menschlichkeit in Ihrem privaten Leben zum Ausdruck?

Ich bin alles andere als ein perfekter Mensch. Ich bemühe mich bestmöglich, achtsam zu leben und berührbar zu sein für die Bedürftigkeit, die mir begegnet.

Woher haben Sie die Fähigkeit, sich berühren zu lassen?

Diese Fähigkeit hat jeder Mensch. Sie ist wie ein göttliches Geschenk in das Herz eines jeden Menschen gelegt. Aber man muss die Menschlichkeit immer wieder kultivieren und pflegen. Da spielen zum Beispiel Vorbilder eine wichtige Rolle. Für mich persönlich war meine Mutter ein solches Vorbild. Wir sind in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, mussten aufs Geld schauen und dennoch hat meine Mutter stets großen Wert darauf gelegt, mit Menschen in Not zu teilen.

Ist der Wert des Teilens in einem religiösen Kontext zu sehen? Könnte er auch eine nicht religiöse, eine ethische Wurzel haben?

Ja, natürlich. Da muss man nur einen Blick in die europäische Geschichte werfen, um zu sehen, dass auch die Philosophie und die Aufklärung Menschlichkeit hervorbringen können. Ein wichtiger Punkt ist, dass Menschlichkeit, die jemandem entgegen gebracht wird, wiederum Menschlichkeit hervorbringt. Sie wirkt und beruht auf einer fundamentalen Gegenseitigkeit: Jeder Mensch ist bedürftig und jeder Mensch hat etwas zu geben. Menschlichkeit ist keine Einbahn.

Hätten Sie einen kleinen, leicht in die Tat umsetzbaren Tipp für unsere Leser, sich in Menschlichkeit zu üben?

Wer dieses Interview liest, hat die marie gekauft, er hat sich also irgendwo auf seinem Weg unterbrechen lassen, sich einem Menschen zugewandt und einen Beitrag zur Menschlichkeit in unserem Land geleistet.

Als Vater von drei Kindern: Welche Werte wünschen Sie sich, an nachfolgende Generationen weiterzugeben?

Menschlichkeit ist da natürlich etwas sehr Wichtiges. Auch das Empfinden für Gerechtigkeit, also die Bereitschaft, die bestehenden Verhältnisse zu hinterfragen. Die Fähigkeit, sich mit den anderen Menschen verbunden zu fühlen. Vertrauen und Zuversicht in das Leben.

Vielen Dank für das Gespräch!

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FPÖ verweigert Dialog über Menschlichkeit Wir wollten einen Dialog zwischen gegensätzlichen Positionen ermöglichen, deshalb luden wir den Vorarlberger FPÖ-Chef Christof Bitschi zum Gespräch mit CaritasDirektor Walter Schmolly ein. Bitschi hat die Diskussion aber verweigert. Nach einem Tag Bedenkzeit ließ er der marie-Redaktion über seinen Pressereferenten Dominik Hagen ausrichten: „Die Leser dieser Zeitung sind nicht unsere Zielgruppe und wir halten das nicht für sinnvoll.“

Thema

„ Dann wäre Vorarlberg wirtschaftlich tot“ Georg Comploj, Geschäftsführer der Getzner Holding, übt scharfe Kritik an der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. Im Gespräch mit der marie warnt der 68-jährige Top-Manager vor einem neuen Nationalismus, der dem Wirtschaftsstandort Österreich auf Dauer schade.

Text und Foto: Frank Andres

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um Höhepunkt der Flüchtlingswelle Ende 2015 war das politische Klima in Österreich anders.

Pragmatischer. Weniger von Ideologie geprägt. Anpacken statt jammern lautete die Devise. Getreu diesem Motto habe sich auch die Vorarlberger Industrie spontan dazu bereit erklärt, jungen Migranten Lehrstellen anzubieten. Und zwar zusätzlich zu den bestehenden. „Das hat lange wegen rechtlicher Bedenken nicht funktioniert. Irgendwann hat es aber dann doch geklappt“, erinnert sich Georg Comploj, Spartenobmann der Industrie in der Vorarlberger Wirtschaftskammer. Und es hätten in der Folge auch Unternehmen aus anderen Branchen damit begonnen, junge Migranten auszubilden. Und zwar aus einer ganz einfachen Überlegung heraus, wie Georg Comploj betont. Diese lautete: Man kann doch junge Menschen nicht ohne Beschäftigung, ohne Aufgabe, ohne Geld und ohne Ziel auf der Straße stehen lassen. „Für uns als Vertreter der Wirtschaft war klar: Die einzig sinnvolle Maßnahme ist es, junge Migranten auszubilden“, erklärt der 68-Jährige. Auch wenn die Menschen auf Dauer nicht im Land bleiben dürften, hätten sie wenigstens eine Ausbildung mit der sie überall auf der Welt einen Job finden würden.

Deutsche Regelung als Vorbild

Dass jetzt plötzlich junge Migranten auch während ihrer Lehrlingszeit abgeschoben werden können, macht den erfolgreichen Unternehmer betroffen. Das sei unverständlich. Und zwar aus mehreren Gründen. Die Unternehmer hätten eine freiwillige Sozialleistung angeboten, die dem Staat praktisch nichts koste. Zudem würden die Firmen Lehrstellen und Ausbilder zur Verfügung stellen und den Migranten eine Lehrlingsentschädigung bezahlen. „Dieser Einsatz wird plötzlich von der Regierung nicht mehr geschätzt“, kritisiert Georg Comploj. Das sei eine rein politische Entscheidung. Und er stellt klar: „Es werden jetzt rechtliche Begründungen aufs Tapet gebracht, die für uns Unternehmer völlig irrelevant sind. Die Vorgänger-Regierung hat eine Lösung gefunden und mir ist unklar, weshalb diese nicht mehr gelten soll.“ Georg Comploj plädiert für die Einführung des deutschen „3plus2-Modell“.

Demnach haben Migranten, ohne Gefahr zu laufen frühzeitig abgeschoben zu werden, die Möglichkeit eine dreijährige Ausbildung zu machen und anschließend im Unternehmen zwei Jahre Praxis zu sammeln. „Das ist eine gute und vor allem vernünftige Regelung, eine Art Entwicklungshilfe.“ Für Georg Comploj, einer der führenden Wirtschaftskapitäne des Landes, dürfe es keinen Unterschied machen, ob ein Unternehmen

junge Menschen aus dem In- oder Ausland ausbilde. „Nur weil jemand in Vorarlberg geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen ist, heißt das noch lange nicht, dass er nach der Lehre im selben Unternehmen bleibt.

Junge Menschen sind neugierig, wollen neue Erfahrungen sammeln und gehen ins Ausland.

Das ist für uns nicht schlecht.

Denn viele bilden sich in anderen Ländern weiter und kommen mit zusätzlicher Berufsund Lebenserfahrung zurück nach Vorarlberg."

Keine wilden Tiere

Für Georg Comploj spricht aber auch ein ganz pragmatischer Grund für die Integration von Flüchtlingen. „Wir haben eine Überalterung unserer Gesellschaft. Wenn wir den Sozialstandard halten wollen, dann braucht es Zuwanderung. Und wenn jetzt ohnehin junge Menschen da sind, die sich integrieren wollen, Deutsch sprechen und arbeiten, dann ist es genau das, was wir brauchen.

Sie jetzt wegzuschicken ist aus sozial- und volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten

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„Für uns als Vertreter der Wirtschaft war klar: Die einzig sinnvolle Maßnahme ist es, junge Migranten auszubilden.“

zwei Sonntags-Demonstrationen dabei. Es sei wichtig, dass man sich in der Öffentlichkeit zeige und seinem Ärger über den Umgang mit geflüchteten Menschen Ausdruck verleihe. Es gebe, so ist er überzeugt, einen Gegenpol zu den Nationalisten und Bewahrern. Menschen, die fortschrittlich und zukunftsorientiert denken.

Eine solche Bewegung gebe es bereits in Deutschland, in

schlichtweg dumm.“ Die Vergrämungspolitik der Bundesregierung, nämlich Signale in die Welt zu senden, die bei Migranten den Eindruck erwecken, das Leben in Österreich sei schwierig, hält er für falsch. „Die Vorgangsweise erinnert mich an die Tierwelt. Da wird auch versucht Wölfe und Bären zu vergrämen. Aber hier handelt es sich um Menschen und nicht um wilde Tiere.“ Georg Comploj war selbst bei

Österreich fehle sie noch, bedauert er.

Was würde passieren, wenn die stark exportorientierte Wirtschaft in Vorarlberg ähnlich national und abschottend wie die Bundesregierung agieren würde?

Auf diese Frage hat Georg Comploj eine klare Antwort: „Dann wäre Vorarlberg wirtschaftlich tot. Wir arbeiten für die ganze Welt. Vorarlberger triffst du in Australien, in Afrika, in Nord- und Südamerika und in Russland. Das ist unser Geschäft, davon leben wir. Deshalb ist die Abkapselungs-Politik doppelt unverständlich. Es ist auch historisch betrachtet nicht nachvollziehbar. Wir haben allein im letzten Jahrhundert, aufgrund nationalistischer Strömungen, Europa zwei Mal zerstört. Das darf einfach nicht mehr passieren.“

Zahlen und Fakten

Die Zahl der Asylwerber in Vorarlberg ist stark rückläufig. Im Dezember befanden sich insgesamt 1682 Personen (1096 Männer, 586 Frauen) in der Grundversorgung.

Den Höchststand gab es im Juli 2016. Damals lag die Zahl der Asylwerber in Vorarlberg noch bei 3932 (2719 Männer, 1213 Männer).

Rückläufig ist auch die Zahl der positiven Asylbescheide im Land. Heuer (Stand: 30.

November) waren es bisher 169 Fälle bzw. 353 Personen, die als Konventionsflüchtlinge, als subsidär Schutzberechtigte anerkannt worden sind bzw. eine Aufenthaltsbewilligung bekommen haben. 2016 lag die Zahl der positiven Asylbescheide noch bei 649 Fällen (1233 Personen) und 2017 bei 319 Fällen (617 Personen). Die meisten Menschen, die in den letzten drei Jahren Asyl bekommen haben, stammen aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und Somalia.

Quellen: Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abteilung Gesellschaft, Soziales und Integration Caritas Vorarlberg, Existenz&Wohnen

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WIE ABSCHIEBUNG FUNKTIONIERT

Wie läuft eine Abschiebung in der Praxis ab? Welche Behörde erteilt wem welche Aufträge? Wer trägt während der Abschiebung die Verantwortung für den Einsatz? Die marie ist diesen Fragen anhand des Falles der iranisch-armenischen Familie P. aus Sulzberg auf den Grund gegangen. Eines vorweg: im konkreten Fall war die (versuchte) Abschiebung für den Vater, die schwangere Mutter und das dreijährige Kind – gelinde ausgedrückt – ein Schockerlebnis und zudem ziemlich sicher rechtswidrig.

Text: Gernot Hämmerle Fotos: Gernot Hämmerle, privat

W

ie eine Abschiebung in Österreich funktioniert lässt sich gut anhand des Beispiels der Familie P. aus Sulzberg zeigen. Hier die Chronologie der immer dramatischer werdenden Ereignisse.

Anfang 2014 kommt die iranisch-ar-

menische Familie P. Asyl suchend nach Sulzberg.

Im September 2016 bekommt Familie P. einen – noch nicht rechtskräftigen – negativen Asylbescheid. Entschieden und ausgestellt von der Regionaldirektion Vorarlberg des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl (BFA) in Feldkirch.

Die Beeinspruchung durch die Rechtsanwaltskanzlei Weh und Harg ist aber zunächst erfolgreich.

August 2017: Der Verfassungsgerichtshof entscheidet, dass Familie P., solange keine rechtskräftige Entscheidung vorliegt, nicht abgeschoben werden darf.

November 2017: Obwohl noch keine rechtskräftige Entscheidung vorliegt, be-

Die Rechtsanwälte Ludwig Weh, Andrea Grabic und Stefan Harg verteten immer wieder Asylwerber, die von Abschiebung bedroht sind. So auch die Familie P. aus Sulzberg.

Am Sonntag, den 28. Oktober, hatten sie alle Hände voll zu tun, um die Abschiebung der Familie P. zu verhindern.

auftragt das BFA Vorarlberg die Polizei damit, Familie P. am Sonntag, den 19. November 2017, festzunehmen und abzuschieben. Der Zugriff der Polizei erfolgt pünktlich um 6 Uhr morgens. Die Mutter erleidet einen Kollaps und muss ins Krankenhaus. Die Amtshandlung wird trotzdem fortgeführt. Erst nach mehrfacher Intervention des Anwaltes der Familie, Stefan Harg, wird die Abschiebung noch am selben Tag gestoppt. Harg kann nachweisen, dass die Abschiebung eindeutig rechtswidrig ist.

16.10.2018: Der Verwaltungsgerichtshof entscheidet den Asylantrag der Familie P. rechtskräftig negativ. Die österrei-

chischen Behörden glauben der Familie nicht, dass sie in ihrem Heimatland in Gefahr ist. Nach Ansicht der Rechtsanwaltskanzlei Weh und Harg beginnt an diesem Tag die zweiwöchige freiwillige Ausreisefrist (die demnach am 30.10.2018 enden würde).

23.10.2018: Nur eine Woche nach dem rechtskräftigen, negativen Bescheid, noch vor Ablauf der freiwilligen Ausreisefrist, erstellt die Regionaldirektion Vorarlberg des BFA den FESTNAHMEAUFTRAG gegen Familie P. (Faksimile siehe linke Seite) – für den 28.10.2018. Offenbar ohne seit dem Jahr 2016 mit der Familie wieder Kontakt aufgenommen zu haben. >>

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Die Familie P. aus Sulzberg. Der Vater stammt aus dem Iran, die Mutter aus Armenien. Beide haben ein abgeschlossenes Wirtschaftsstudium und sind bestens integriert. Der Abschiebeversuch am 28. Oktober scheiterte daran, dass die Mutter – zu diesem Zeitpunkt im sechsten Monat schwanger – nicht reisefähig war und ins Spital eingeliefert werden musste.

Und ohne mitbekommen zu haben, dass die Mutter im sechsten Monat schwanger ist.

Sonntag 28.10.2018 – Der Tag der versuchten Abschiebung

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5 Uhr in der Früh: In Anwesenheit von zwei Frauen des BFA Vorarlberg schreitet die Polizei zur Tat und nimmt die schwangere Mutter, den Vater und den dreijährigen Sohn fest.

5.25 Uhr: Andrea Grabic, Rechtsanwaltsanwärterin in der Kanzlei Weh und Harg, bekommt einen Anruf aus Sulzberg, dass Familie P. gerade festgenommen werde. Per SMS informiert sie ihren Kollegen Stefan Harg im Urlaub, der den Fall normalerweise betreut. Dieser ruft umgehend zürück: „Geh sofort in die Kanzlei, suche den Akt und rufe die Polizei vor Ort an. Die wissen nicht, dass die Frau im sechsten Monat schwanger und reiseunfähig ist.“ Ca. 6 Uhr: Grabic telefoniert von der Kanzlei aus mit der amtshandelnden Polizei vor Ort in Sulzberg. Diese übergibt das Handy an die Mitarbeiterin des BFA Vorarlberg. Diese wiederum verspricht einen Rückruf von höherer Stelle.

6.05 Uhr: Ein leitender Mitarbeiter des BFA Vorarlberg ruft zurück. Andrea Grabic bittet den Beamten eindringlich die Abschiebung aufgrund der Schwangerschaft der Frau abzubrechen. Der BFA-Mitarbeiter verspricht die Sache abzuklären und wieder anzurufen.

6.20 Uhr: Der leitende BFA-Mitarbeiter ruft zurück und behauptet, in Sulzberg sei ein Arzt vor Ort. Die Frau sei reisefähig. Der Abflug nach Armenien sei in den nächsten Tagen vorgesehen.

6.50 Uhr: Grabic erhält per Telefon von Kanzleikollege Harg die Information,

dass die Abschiebung rechtswidrig sei, weil die 14-Tage-Frist für die freiwillige Ausreise nicht eingehalten sei.

7.20 Uhr: Andrea Grabic bekommt von Freunden der Familie P. aus Sulzberg die Information, dass diese von der Polizei ins Spital nach Bregenz gebracht werde.

7.30 Uhr: Grabic fordert eine Mitarbeitern des BFA Vorarlberg im Spital in Bregenz persönlich auf, den Abschiebevorgang abzubrechen, weil er rechtswidrig sei. Die Frist für die freiwillige Ausreise sei noch nicht abgelaufen. Die BFA-Mitarbeiterin informiert ihren Vorgesetzten in Feldkirch darüber.

8 Uhr: Rückruf aus Feldkirch. Alles sei rechtens, die maßgebliche Entscheidung sei schon lange rechtskräftig (ohne ein konkretes Datum zu nennen).

Ca. 8.15 Uhr: Die schwangere Frau P. liegt (nach Angaben von Grabic) verkrümmt im Krankenbett, weiß-grau im Gesicht, und weint unaufhörlich. Ihr 3jähriger Sohn und ihr Mann müssen im Polizeiauto warten. Ein Polizist sagt zu einer Mitarbeiterin des BFA Vorarlberg, die schwangere Frau solle sich zusammenreißen, dann werde sie es bis Wien schon schaffen. Die beiden Mitarbeiter­ innen des BFA Vorarlberg üben währenddessen Druck auf die behandelnde Ärztin aus, reden auf sie ein, sie solle die Frau reisefähig schreiben. Aber die Ärztin will nicht. Sie sagt (nach Angaben von Grabic) sinngemäß: „Man muss es doch nicht übertreiben und das Kind von der Mutter trennen. Nicht, dass das Kind davon noch einen Schaden hat.“ Die eine Mitarbeiterin des BFA Vorarlberg ist andauernd am Telefonieren, hält also offensichtlich Rücksprache mit höheren Stellen.

Ca. 8.30 Uhr: Eine Mitarbeiterin des BFA Vorarlberg sagt, dass jetzt einmal bis

Mittag nichts mehr passiere. Vater und Sohn würden zur Mutter ins Spital gebracht, dann werde man abwarten. Grabic verlässt das Spital.

11 Uhr: Freunde und Bekannte der Familie P. aus Sulzberg haben sich zum Protest vor dem Spital in Bregenz versammelt. Und bekommen mit, wie Vater und Sohn – ohne Mutter – aus dem Spital abgeführt werden und ins Polizeiauto einsteigen müssen.

11.05 Uhr: Andrea Grabic fährt zum Spital. Dort ist inzwischen auch ihr Kanzleikollege Ludwig Weh eingetroffen.

Rechtsanwalt Weh will umgehend mit der Polizei sprechen. Dies wird nicht zugelassen. Eine BFA-Mitarbeiterin schreit in Richtung Polizei: „Losfahren.“ Das Polizeiauto mit dem Vater und seinem 3 Jahre alten Sohn auf dem Rücksitz fährt los, an Rechtsanwalt Weh vorbei, in Richtung Autobahn. Weh weist die Mitarbeiterin des BFA Vorarlberg dezidiert darauf hin, dass die Abschiebung rechtswidrig sei, weil die Frist für die freiwillige Ausreise noch nicht abgelaufen sei. Die BFA-Mitarbeiterin ruft einen Vorgesetzten in Feldkirch an. Dieser sagt am Telefon zu Weh: „Die Sache ist in Wien abgeklärt worden, es gibt nichts mehr zu besprechen.“ Montag 29.10.2018: Der Vorfall in Sulzberg bzw. Bregenz ist medial verbreitet und löst österreichweit Empörung aus. Der Vater und sein dreijähriger Sohn sind nach Wien in ein Anhaltezentrum gebracht worden. Sie werden – möglicherweise aufgrund des medialen Drucks – freigelassen und in Wien einfach auf die Straße gesetzt. Ohne etwas zu essen oder zu trinken und ohne einen Cent in der Tasche. Bekannte aus Vorarlberg holen sie mit dem Auto in Wien ab und bringen sie zurück nach Vorarlberg.

#35 / Jänner 2019

„ Lieber Herr Bundeskanzler, warum?“ Assadullah Ahmadzai ist 19, kam im Frühjahr 2016 als Analphabet nach Österreich, hat inzwischen die erste Klasse Berufsschule absolviert, eine Lehrstelle gefunden und ist Mitglied der Jungen Bühne Hard.

Seit über zwei Jahren kämpft er um Asyl. Und damit um sein Leben.

Text: Simone Fürnschuß-Hofer, Fotos: Frank Andres

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ach seinem zweiten Interview zur Asyl-Antragstellung hegte Assadullah große Hoffnung auf Bewilligung, sprachen doch – war er sich sicher – die Fakten für ihn. Im Mai 2018 bekam er zudem eine Lehrstelle im Bregenzer Gasthaus Kornmesser. Nur drei Tage später flatterte der Bescheid ein: negativ. Während sein Anwalt Stefan Harg aufschiebende Wirkung beantragte (Details im Interview), büffelte er weiter für die Berufsschule und konzentrierte sich auf seine Lehre: lernen, kochen, lernen, von 6 bis 24 Uhr. Ohne zu wissen, wie es weitergeht. Dennoch ist er sich bewusst: „Das kann mir niemand mehr nehmen.“ Genauso wenig wie seine österreichischen Freunde, die ihn begleiten und zu ihm stehen. Seine Offenheit und Neugier haben ihm viele Türen geöffnet. Bildung ist ihm wichtig, die Asylpolitik verfolgt er aufmerksam. Assadullah fühlt sich in Vorarlberg zu Hause. Er ist angekommen, um zu bleiben.

Reine Willkür?

Eine Frage, die würde Assadullah gerne in Richtung Wien stellen: „Herr Bundeskanzler, warum bekommen immer wieder jene Leute einen negativen Bescheid, die sich nichts zu Schulden kommen lassen und alles dafür tun, sich zu integrieren?“ Seiner Meinung nach läuft alles sehr willkürlich ab. Zudem würde es an guten Übersetzern bei den Interviews fehlen. Das zermürbend lange Warten auf den Bescheid sei außerdem wohl mit der Absicht verknüpft, dass die Leute aufgeben. Er ist sich bewusst, dass sich die Atmosphäre gegenüber AsylwerberInnen in den letzten Monaten verschlechtert hat. Angesprochen auf den Fall eines Afghanen, der im Dezember seine Freundin mit einem Messer getötet hat, sagt er bedrückt: „Das hat mich sehr schockiert. Ich verstehe das nicht.“

Kein Zurück

Er selbst hat große Angst. In seine Heimat Afghanistan kann er nicht zurück. Er wurde mehrfach von den Taliban bedroht.

Sollte sich deren Armee anschließen. Er wusste damals, wenn sie ein weiteres Mal kommen, wird es nicht bei Drohungen bleiben. So verhalf ihm seine Familie zur Flucht. Assadullah ist der Älteste von sechs Geschwistern. Der Vater betreibt eine Landwirtschaft, die Kinder gehen nicht zur Schule. Sie helfen auf dem Feld mit. Vor rund vier Monaten sah der 19-Jährige im Fernsehen die desaströsen Bilder eines Bombenangriffs in seiner Heimatstadt Dschalalabad. Seine jüngere Schwester Nadera ist dabei ums Leben gekommen, der Vater hat sich verletzt. Sein Glaube, der Islam, ist Assadullah in Zeiten wie diesen große Stütze, wenngleich ihn tiefer Kummer plagt. Sollte seinem Vater etwas zustoßen und er nicht mehr in der Lage sein zu arbeiten, dann sei seine Familie schutzlos ausgeliefert. Würde er dann aber zurückgehen, würde er nicht nur sich selber, sondern alle Familienmitglieder in Lebensgefahr bringen. Aus Sicht der Taliban ist er ein Abtrünniger, ein Verräter und dafür müsste die Familie bezahlen.

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Durch ein Schlupfloch

Dennoch: Assadullah will kein Mitleid. Er will Freiheit. Und für diese hat er die vergangenen drei Jahre alles ins Rennen geworfen, was er hatte. Seine Fluchtgeschichte erzählt von Schlepperbanden, Entführungen, einem Vier-Meter-Sprung aus einem ira>> „Seit vier bis fünf Tagen träume ich durch, dass ich wieder in Afghanistan bin. Ständig habe ich Angst, dass jemand zur Tür hereinkommt und mich mitnimmt. Ich habe soviel gekämpft, dieser Druck und die Angst ist das Schlimmste. Ich bin kein freier Mensch. Ich versuche mich zu beschäftigen, damit ich nicht nachdenken muss und arbeite fast elf Stunden am Tag. Meine Arbeit gefällt mir, ich habe nette Kollegen, es wäre ein Traumberuf.“ Assadullah Ahmadzai

Thema

„Bei allen Ängsten hat sich Assadullah seinen guten Humor bewahrt. Durch seine Offenheit, Neugier und liebenswürdige Art hat er hier viele Freunde gefunden. Wir haben ihn ins Herz geschlossen.“ Brigitte Jagg, Tanzpädagogin und Choreografin

nischen Gefängnis, Grenzübertritten eingepfercht im Kofferraum. In der Türkei verdingte er sich sieben Monate als Müllsammler bis er sich der Perspektivenlosigkeit stellte: „Irgendwann dachte ich, ich gehe einfach weiter und bin so in Bulgarien gelandet, später mittels Schlepper in Serbien. Durch ein kleines Loch unter dem Grenzzaun kam ich nach Ungarn“, schildert Assadullah kopfschüttelnd seine Flucht. Es ist ihm rückblickend ein Rätsel, wie er es durch dieses kleine Schlupfloch schaffen konnte. Wie zäh muss man bei alldem körperlich sein? Er zuckt die Schulter: „Man muss einfach durch und gut Acht geben, zum Beispiel vor Steinlawinen. Die Schlepper passen nicht auf dich auf, manche lassen Verletzte zurück; man sieht auf dem Fluchtweg Menschen, Kinder, die gestorben sind.“ Mit 50 weiteren Personen fünf Stunden lang in einem Transporter eingesperrt passierte Assadullah schließlich die Grenze nach Österreich und landet irgendwann in Vorarlberg. Erst im Haus Said, inzwischen ist er privat untergebracht.

Alles nicht genug?

Assadullah Ahmadzai kam als Analphabet ins Land, lernt hier Deutsch in Wort und Schrift,

sein erstes Jahr an der Berufsschule hat er erfolgreich abgeschlossen und besagte Lehrstelle gefunden. Außerdem ist er Mitglied bei der Jungen Bühne Hard.

Für das nächste Stück haben die Proben schon begonnen. Es geht um Vorurteile. Das deutsche Wort „Theater“ habe er nicht verstanden, als ihn vor rund zwei Jahren die Tanzpädagogin und Choreografin Brigitte Jagg am Bahnhof um eine Auskunft bat und sich dabei ein spontanes Hand-und-Fuß-Gespräch ergab. Das Wort „spielen“ machte ihn allerdings neugierig ... Kurze Zeit später schon tat er genau das. Wenn auch anders als angenommen: Nämlich als Darsteller am Landestheater für Horváths „Jugend ohne Gott“. Seitdem wirkt er in diversen Theaterproduktionen mit. Wenn es sein muss auch in kurzen Hosen und mit einer Verbeugung am Schluss. Beides sieht er als Integrationsleistung: „Kurze Hosen anziehen, das macht man bei uns nicht, und verbeugen sollte man sich als guter Moslem nur vor Gott.“ Assa-

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WAS SAGT UNSER RECHTSSYSTEM? Assadullahs Anwalt Stefan Harg aus Bregenz zum Fall Assadullah Ahmadzai und was das österreichische Rechtssystem für geflüchtete Menschen im Asylverfahren vorsieht.

Interview mit Anwalt Stefan Harg

marie: Welche Schritte wurden bei Assadullh nach dem zweiten Negativbescheid eingeleitet?

Stefan Harg: Wir haben Beschwerde an den Verfassungsgerichtshof erhoben. Dieser hat der Beschwerde die aufschiebende Wirkung mit der Begründung zuerkannt, dass keine zwingenden öffentlichen Interessen die sofortige Abschiebung erfordern und der Vollzug vor einer endgültigen Entscheidung durch das Höchstgericht für Assadullah einen unverhältnismäßigen Nachteil bedeuten würde. Dieser Beschluss bedeutet, dass Assadullah während des anhängigen Verfahrens weiter rechtmäßig in Österreich lebt und auch arbeiten darf. Inzwischen ist das Verfahren beim Verwaltungsgerichtshof anhängig, wir können nicht abschätzen, bis wann die Entscheidung gefällt wird.

Steht jedem Flüchtling eine Art Pflichtverteidigung zu, wenn er/sie einen Negativbescheid bekommt?

Für eine Beschwerde an das Bundesverwaltungsgericht gegen einen erstinstanzlichen Bescheid des BFA hat er ei-

nen Rechtsanspruch auf unentgeltliche Unterstützung und Vertretung durch einen Rechtsberater des Vereins „Menschenrechte“ oder die „ARGE Rechtsberatung“ (Diakonie und Volkshilfe).

Diese sind vom Innenministerium mit dieser Aufgabe betraut und werden von der Republik dafür bezahlt.

Und wenn der Bescheid nach zweiter Instanz negativ ist ... ... muss die Beschwerde an den Verfassungsgerichtshof gestellt werden – da besteht allerdings Anwaltspflicht. Da ist es aber oft schon fünf nach zwölf, uns wäre es lieber, wenn sie früher kämen.

Wie erklären Sie sich, dass Assadullah nicht längst Asyl zuerkannt wurde?

Nachvollziehbar ist das nicht, insbesondere wenn die aktuellen Berichte über Afghanistan berücksichtigt werden. Der einzige österreichische Gutachter für Afghanistan, der bisher immer behauptet hat, Kabul sei für Flüchtlinge wie Assadullah sicher, wurde im September 2018 aus der Sachverständigenliste gestrichen. Die Streichung erfolgte mit der Begrün-

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dullah überwindet den eigenen Verhaltenskodex und ahnt: Womöglich wird es nicht genügen. Gleichzeitig weiß er um die Verurteilung seiner Landsleute, was gewisse westliche Verhaltensweisen angeht, selbst wenn sie nur scheinbar von ihm gepflegt werden: „Ich trinke keinen Alkohol und bete jeden Tag. Dennoch gibt es Bilder von mir im Netz, wo ich in einer Runde sitze mit alkoholischen Getränken auf dem Tisch“, versucht er zu erklären, wie schnell es gehen kann, dass er bei seinen Landsleuten als „schlechter Moslem“ dasteht.

Wie mag das sein?

Wie mag das sein für einen jungen Mann wie Assadullah? Der einen Großteil seiner Jugendzeit damit verbracht hat, sich irgendwie durchzuschlagen? Der seine Familie vermisst, seine Heimat liebt, aber dort nur überleben kann, wenn er sich den Terrormilizen anschließt? Der in Afghanistan Angst haben muss, dass genau jene vor der Tür stehen und hier

in Österreich die Fremdenpolizei? Der aus einem Land kommt, in dem man aus Furcht vor Bombenattentaten Menschenansammlungen meidet, auch Schulen und Moscheen? Aus einem Land, in dem man nie weiß, ob man heil oder überhaupt wieder zurückkommt, wenn man das Haus verlässt? Wie mag das sein für einen jungen Mann, dem sein Glaube Orientierung und Halt gibt und hier auf eine Wertewelt trifft, für die er bereit ist, einen Teil seiner Traditionen zu opfern? Der hier angekommen ist und nichts mehr möchte, als hier zu bleiben, zu lernen, zu arbeiten, sich auf unseren Straßen frei bewegen zu können? Der gerne am Bregenzer Molo sitzt, für Theaterproduktionen deutsche Texte lernt und im Kornmesser die Schnitzel klopft? Und dem aktuell die Angst im Nacken sitzt, jeden Tag, jede Nacht, jede Stunde abgeholt zu werden? Wie mag das sein?

Das Freunde-Netzwerk von Assadullah sammelt Spenden, um die Verfahrenskosten zu finanzieren.

Spendenkonto: Nina Fritsch/Assadullah, Dornbirner Sparkasse, IBAN AT26 2060 2000 0461 4053

„Ich kann nur das Beste über ihn erzählen. Assadullah lernt äußerst schnell, er ist engagiert und motiviert. Was ihn besonders auszeichnet ist, wie er sich ins Team einbringt.

Das habe ich so erst von ganz wenigen Lehrlingen erfahren dürfen.“ Michl Salzgeber, Geschäftsführer Gasthaus Kornmesser

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dung, dass erhebliche Zweifel bestehen, dass der Sachverständige "in der Lage ist, (...) zutreffende, einer Überprüfung standhaltende, nachvollziehbare gutachterliche Schlussfolgerungen zu ziehen." Auf Grundlage dieser Ländergutachten wurden Rückkehrentscheidungen getroffen, die sicher falsch sind.

Auch im Fall von Assadullah.

Bliebe noch das Bleiberecht ...

Derzeit läuft die Prüfung des Bleiberechts als „übriges Anhängsel“ des Asylverfahrens mit und wird auch in einer völlig untauglichen Behördenstruktur beurteilt.

Was wäre also zu tun?

Aufgabe des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl sollte die zügige Entscheidung über Anträge auf internationalen Schutz und eine allenfalls erforderliche Aufenthaltsbeendigung sein. Integration und Leistung sollte direkt vor Ort durch die Bezirkshauptmannschaften unter Einbeziehung des Landes und der Gemeinden geprüft werden. Es muss auch eine Möglichkeit geschaffen werden, die es Menschen wie Assadullah ermöglicht, nach Ab-

schluss des Asylverfahrens aufgrund der Berufstätigkeit/Lehre einen Aufenthaltstitel zu erhalten. Die derzeitigen Möglichkeiten der Zuwanderung sind völlig untauglich und sowohl für die Wirtschaft als auch für die potentiellen Arbeitnehmer völlig unbefriedigend.

ANMERKUNG: Nach einem aktuellen Gutachten ist die Lage in Afghanistan so prekär, dass alleine die An-

wesenheit im gesamten Land mit erheblicher Lebensgefahr verbunden ist. Das österreichische Außenministerium zum Stichtag 18.12.2018: „Reisewarnung (Sicherheitsstufe 6) für das ganze Land! Im ganzen Land besteht das Risiko von gewalttätigen Auseinandersetzungen, Raketeneinschlägen, Minen, Terroranschlägen und kriminellen Übergriffen einschließlich Entführungen, Vergewaltigungen und bewaffneter Raubüberfälle.“ (Quelle: https://www.bmeia. gv.at/reise-aufenthalt/reiseinformation/land/ afghanistan/)

Asyl, subsidiärer Schutz, Bleiberecht

Ein Antrag auf Asyl (korrekt: internationalen Schutz) umfasst immer zwei Punkte: Liegen Fluchtgründe im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention vor – individuelle Verfolgung etwa aufgrund von Rasse, Religion, sexueller Orientierung, politischer Überzeugung, etc. – ist Asyl im eigentlichen Sinn zuzuerkennen. Wenn keine solchen Fluchtgründe vorliegen, hat die Behörde im nächsten Schritt zu prüfen, ob das Leben oder die Unversehrtheit im Herkunftsstaat aus anderen Gründen bedroht wird, z.B. aufgrund Verhängung der Todesstrafe, drohender Folter oder Gefährdung aufgrund willkürlicher Gewalt im Rahmen eines internationalen oder innerstaatlichen Konfliktes. Liegen solche Gründe vor, ist subsidiärer Schutz zu gewähren.

Unter „Bleiberecht“ sind Aufenthaltstitel „aus berücksichtigungswürdigen Gründen“ gemeint, die wegen einer sonst drohenden Verletzung des Rechts auf Privat- und Familienleben erteilt werden. Zum Beispiel für sich schon länger in Österreich auf- haltende, sehr gut integrierte Personen oder Personen mit Familie in Österreich.

Thema

DER GESPRÄCHSTHERAPEUT

Klaus Begle (55) treibt es nicht nur aus persönlichen Gründen auf die Straße. Der Initiator der Sonntagsdemonstrationen in Hohenems sprach mit der marie über den holprigen Start, seine beiden Pflegesöhne aus Afghanistan und darüber, wie effektive Friedensarbeit funktionieren kann.

Text und Fotos: Frank Andres

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uhören, Nöte und Ängste von Menschen verstehen, nach gemeinsamen Lösungen suchen: Das sind für den Hohenemser Klaus Begle wesentliche Eckpfeiler in seinem Beruf. Denn der 55-Jährige ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Kommunikation gehört quasi zu seinem Geschäft. Aber genau dieses Miteinanderreden ist es, was der frühere Fraktionsobmann der ÖVP Hohenems derzeit in der Politik schmerzlich vermisst. „Wie die Regierung in Sachen Fremdenrecht und Sozialpolitik agiert, hat das politische Klima entgleisen lassen. Es findet kein Dialog mehr statt“, kritisiert der 55-Jährige.

Deshalb habe er sich dazu entschlossen, das Gespräch auf die Straße zu bringen.

Am 14. November fand auf seine Initiative hin die erste Sonntagsdemo für eine menschlichere Asyl- und Flüchtlingspolitik in Hohenems statt.

Okay in letzter Minute

Dabei drohte gleich die erste Veranstaltung zu platzen. Klaus Begle, bis dahin in Sachen Demo-Organisation völlig unerfahren, ging vier Tage vor dem geplanten Termin zur Polizei Hohenems. Diese verwies ihn nach Bregenz und Klaus Begle landete über Irrwege schließlich bei der zuständigen Stelle, der Bezirkshauptmannschaft Dornbirn. Diese informierte den zuständigen Juristen in der Stadt Hohenems, der quasi in letzter Minute das Okay für die Demo gab. Und als dann am Sonntag 500 Menschen auf dem Salomon-Sulzer-Platz friedlich ihren politischen Unmut kundtaten, war deren Initiator völlig überrascht. „Ich hatte

über meine private Handynummer nur Freunde und Bekannte informiert. Aber offensichtlich hat das einen Schneeballeffekt ausgelöst“, versucht Klaus Begle eine Erklärung zu finden.

Den Protest auf die Straße zu verlegen, hat bei Klaus Begle aber auch private Gründe. Er hat Ende 2015 und im Herbst 2018, zwei damals Minderjährige aus Afghanistan als Pflegesöhne in seiner Familie aufgenommen. Ismael* ist inzwischen 20 Jahre alt und besucht die Handelsakademie. Er hat das Bleiberecht bekommen. Mohammed* ist 16 Jahre und

Bei den Demonstrationen in Hohenems kamen Sonntag für Sonntag bis zu 1500 Menschen zusammen. Sie protestierten friedlich für eine menschlichere Asyl- und Flüchtlingspolitik. Im nächsten Jahr gehen die Demos weiter. Fix ist der 13. Jänner in Dornbirn.

geht in die Handelsschule. Er hofft noch auf einen positiven Asylbescheid. „Ich habe selbst vier erwachsene Kinder, eine Praxis mit sechs Angestellten und verdiene ganz gut. Ich sah es als meine moralische Verpflichtung an, ihnen zu helfen.

Ihr Schicksal geht mir an die Nieren“, gibt Klaus Begle offen zu.

Bürgerproteste notwendig

Noch ist keine einzige Forderung der Sonntagsdemos (siehe Infokasten) erfüllt worden. Trotzdem wertet Klaus Begle die bisherigen Veranstaltungen als Erfolg.

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„Ich hatte über meine privaten Handynummer nur Freunde und Bekannte informiert. Aber offensichtlich hat das einen Schneeballeffekt ausgelöst.“ Klaus Begle

„Die Demos haben ein enormes Echo ausgelöst. Nicht nur im Land, sondern auch in Wien. Und er ist überzeugt, dass es diese Bürgerproteste brauche. Nicht zuletzt deshalb, weil die Forderung von Landeshauptmann Markus Wallner und der Mehrheit des Vorarlberger Landtages, das humanitäre Bleiberecht wieder in die Länder zu übertragen, von der Bundesregierung abgeschmettert worden sei. Für Klaus Begle ist es schlichtweg unverständlich, dass gut integrierte Flüchtlinge wieder in ihre Heimatländer zurückgeschickt werden. Geflüchtete

Menschen in Österreich Asyl zu gewähren, ist für den Psychotherapeuten auch eine effektive Form von Friedensarbeit. „Damit wird diktatorischen Systemen und Bürgerkriegsländern das Kriegsfutter entzogen.“

Demos auch im neuen Jahr

Im Schnitt zwischen 500 und 1000 Menschen kamen bisher zu den Sonntagsdemos. „Die Menschen sind unzufrieden, weil unsere Regierung die politische Mitte verlassen hat. Bei den Demonstrationen äußern sie diesen Protest auf ge-

waltfreie Weise. Und es gibt den Wunsch, die diese auch im neuen Jahr weiter zu führen“, sagt Begle. Aber ob er weiterhin an vorderster Front agiert, lässt er offen.

Er hätte kein Problem damit, wenn jemand anders an seine Stelle treten würde.

Im Gegenteil: Er beantworte derzeit ein bis zwei Stunden täglich Anfragen. Seine Ressourcen seien begrenzt. Eines ist ihm aber besonders wichtig. „Die Proteste müssen lebendig bleiben, die schweigende Mehrheit wachgerüttelt werden.“ * Namen wurden aus Persönlichkeitsschutzgründen geändert.

Forderungen der Sonntagsdemos:

1.) Dauerhaftes Bleiberecht für langjährige oder gut integrierte Flüchtlinge und Migranten (Sprache, Arbeit, Soziale Vernetzung, Gesetzestreue). Keine zeitliche Begrenzung des Asylrechts für Kinder, Jugendliche, Kranke, Schwangere oder Traumatisierte 2.) Keine Abschiebung in Länder ohne ausreichende Sicherheit oder Überlebensmöglichkeiten (Afghanistan, Libyen, Irak) bzw. in diktatorische Länder mit fragwürdigen Rücknahmeabkommen (Türkei, Russland).

3.) Rot-Weiß-Rot-Card nach deutschem Vorbild: 3plus2-Modell bei Lehre von Asylwerbern.

4.) Rechtsstaatliche Verfahren mit regierungsunabhängiger, kostenloser Rechtsberatung.

Einhaltung von Fristen und aufschiebender Wirkung von laufenden Verfahren. Persönliche Anhörung durch Entscheidungsträger, Qualitätskontrollen der BFA (Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl)-Beamten durch regierungsunabhängige Kommissionen (Amnesty International, Diakonie, Anwaltskammer).

5.) Abschiebungen dürfen nur mit verhältnismäßigen Mitteln bei Tag und nach Absprache mit den Betreuungseinrichtungen durchgeführt werden.

6.) Flüchtlinge und in der Integration tätige Personen sind speziell gefordert im Rahmen der Integrationsanstrengungen jede Form von Gewalt und Kriminalität zu verhindern. Mit Aufklärungsarbeit gilt es, den Selbstschutz vor interkulturellen Konflikten zu fördern.

7.) Die Regierung ist aufgefordert, parallel zu allen Maßnahmen nachhaltig 50 Prozent der Verteidigungsausgaben für Fluchtursachen-Bekämpfung (Klimapolitik, keine Waffenexporte, faire Wirtschaftsbeziehungen, keine Kooperation mit korrupten, autoritär-diktatorischen Regierungen) einzusetzen.

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International

Model mit Down Syndrom macht weltweite Schritte

Ihre Mutter hat es nicht kommen sehen, als sich die junge Madeline Stuart eines Tages zu ihr umdrehte und sagte, dass sie Model werden möchte. Jetzt, vier Jahre später, ist Madeline 21 und die erste Person mit Down Syndrom, die jemals als Model auf den Laufstegen der New Yorker Fashion Week gelaufen ist.

Text: Andrew Kelly und Gina Cherelus Fotos: REUTERS/Henry Nicholls/ Andrew Kelly

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osanne Stuart erinnert sich daran, dass sie 2015 eine jährlich stattfindende Modenschau mit ihrer Tochter besuchte, diese fand in ihrer Heimatstadt Brisbane, Australien statt. Inmitten der vor Energie knisternden Atmosphäre des Laufstegs drehte sich Madeline, die im Sprachbereich eingeschränkt ist, zu ihrer Mutter und verkündete ihr, dass sie auch Model werden wolle.

Stuart, die 46 Jahre alt ist, hätte ihre Tochter bis dahin eher als Wildfang beschrieben, sie spielte gerne Football mit den Jungs und zog dafür nur schnell eine Leggins über. Model werden zu wollen war nichts, das sie von Madeline erwartet hätte, aber sie beschloss auf der Stelle, sie zu unterstützen. Heute, über vier Jah-

Madeline Stuart wird hinter den Kulissen geschminkt, bevor sie als Model ihren großen Auftritt auf der New York Fashion Week hat.

re später, ist die nun 21-jährige Madeline die erste Person mit Downsyndrom, die jemals als Model auf der New York Fashion Week auf dem Laufsteg dabei war.

Mit über 60 Catwalk-Auftritten in Städten wie London, Paris und Dubai scheint es, also wäre Madelines Behinderung alles andere als eine Einschränkung gewesen. „Als sie ihren allerersten Catwalk lief, schlug ihr Wertschätzung von jeder einzelnen Person im ganzen Saal entgegen“, sagt ihre Mutter. „Es war das erste Mal, dass sie wahrhaftig akzeptiert wurde.“ Madelines Erfolg hat auch in diesem Jahr nicht nachgelassen. Sie ist erst vor kurzem auf der New York Fashion Week

2018 für sieben Designer über den Laufsteg stolziert, als nächstes stehen Auftritte für weitere sieben Modeschöpfer auf der London Fashion Week auf dem Programm. Die Modewelt bewegt sich seit einiger Zeit, hin zu mehr Models, die nicht dem typischen Standardbild weiß und sehr schlank entsprechen.

Von bekannten Magazinen bis hin zu Designern werden immer mehr Frauen verschiedener Ethnien und mit diversen Kleidergrößen und Fähigkeiten Platz für Modenschauen und Cover-Shootings von Magazinen angestellt. „Ich muss wirklich sagen, dass sich die Dinge zum Positiven hin entwickeln, vor allem für Madeline,“ sagt Stuart.

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„Wenn Madeline nicht auf dem Laufsteg sein wollen würde, dann würde sie sich einfach an den Rand setzen und sich weigern, auch nur einen Zeh zu bewegen.“

Wie die meisten anderen Models beginnt auch Madeline ihren Tag mit einem gesunden Frühstück, wendet sich dann der Auswahl ihrer Kleidung zu, frisiert ihr erdbeer-blondes Haar, trägt Make-Up auf und bereitet sich für ihren nächsten Runway Auftritt vor. Als Mittagessen genießt Madeline am liebsten ihren absoluten Favoriten: ein Wrap mit gegrilltem Hähnchen. Madelines Mittagessen fällt laut ihrer Mutter jeden Tag gleich aus. „Wenn es keine Hähnchen-Wraps gibt, isst sie zur Not auch ein Hähnchen-Sandwich, aber eigentlich möchte sie es nicht wirklich essen. Sie liebt einfach die Wraps“, sagt Stuart.

Zwischen ihren Auftritten ist Madeline meistens mit ihrem iPad beschäftigt und surft im Internet oder verbringt Stunden damit, mit ihrem Freund Robbie per Video-Chat zu sprechen. Robbie hat ebenfalls eine geistige Behinderung, sie trafen sich vor über vier Jahren auf den Paraolympischen Spielen in Australien. Als Madeline geboren wurde, war ihre Mutter 26 Jahre alt und der Arzt sagte ihr, dass ihre Tochter Downsyndrom hätte und geistig niemals über das Alter einer Siebenjährigen hinauskommen würde. Stuart, die als Bausachverständige arbeitete und heute in Vollzeit die Angelegenheiten ihrer Tochter betreut,

Madeline Stuart ist bereits für sieben Designer über den Catwalk gelaufen.

sagte, dass sie sich damals entschlossen habe, ihr die Chance auf ein normales Leben zu ermöglichen. „Wenn man ein Baby bekommen hat, sagt jeder „Oh, herzlichen Glückwunsch!“, sagt Stuart, die alleinerziehend ist. „Aber wenn ich sagte, dass ich ein Kind mit Downsyndrom hätte, hieß es nicht mehr „Glückwunsch“, sondern „Ohje, das tut mir leid!“ Bevor sie mit dem Modeln anfangen wollte, kämpfte Madeline mit Übergewicht, das ist etwas an dem laut Rosanne viele Menschen mit Downsyndrom leiden. Madeline wollte aber abnehmen und in Form kommen, ihrer Kondition und ihrer allgemeinen Gesundheit zuliebe. „Vor dem Modeln hatte sie abgenommen, sogar bevor sie jemals über Catwalks nachgedacht hatte, der Grund waren Löcher im Gewebe ihres Herzens“, sagt Stuart. „Es war Zufall, dass wir zu der Fashion gingen, als sie an Gewicht verloren hatte, danach ließen wir dann diese Fotos von ihr machen. Danach begann alles, aber aus Zufall.“ 2015 postete Stuart Fotos von Madelines Gewichtsverlust in sozialen Netzwerken. Damit wollte sie anderen Menschen mit einer Behinderung Mut machen und ihnen Kraft geben. Ihr Post verbreitete sich überaus schnell im Inter-

net, über 7,2 Millionen Menschen sahen ihn innerhalb der ersten Woche an. Auch Nachrichtensender in über 150 anderen Ländern berichteten darüber. Nach einem Monat kam eine Anfrage des südafrikanischen Designers Hendrik Vermeulen: Darin bat er Madeline für ihn auf der New York Fashion Week aufzutreten.

Das war der Beginn ihrer Modelkarriere.

Ihre Mutter sagte auch, dass einige kritische Stimmen innerhalb der Behindertengemeinschaft ihr vorwarfen, Madeline zu einer Modelkarriere zu drängen und nannten sie eine „übereifrige ehrgeizige Mutter.“ Aber Madelines Mutter gibt zu bedenken, dass diejenigen, die denken, dass Madeline zum Modeln gedrängt werde, keine Ahnung von Menschen mit Downsyndrom hätten. „Menschen mit Downsyndrom haben eine sehr, sehr große Willenskraft und können sehr hartnäckig und stur sein. „Wenn Madeline nicht auf dem Laufsteg sein wollen würde, dann würde sie sich einfach an den Rand setzen und sich weigern, auch nur einen Zeh zu bewegen.“ Übersetzt aus dem Englischen ins Deutsche von Johanna Böttcher.

Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Reuters / INSP.ngo

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Gsi

Es war einmal ... ... die Gelassenheit

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Gelassenheit ist eine innere Einstellung, die Fähigkeit, vor allem in schwierigen Situationen die Fassung oder eine unvoreingenommene Haltung zu bewahren. Sie ist das Gegenteil von Unruhe, Aufgeregtheit, Nervosität und Stress. Gelassenheit ist eine Tugend, die weithin vergessen und abhanden gekommen ist. Wie wär’s, die Dinge im neuen Jahr etwas gelassener anzupacken?

Text: Gerhard Thoma Fotos: pixabay

er loslassen kann, wird dadurch freier, zufriedener und ruhiger. Wenn man akzeptiert, dass man nicht alles beeinflussen kann und dass man nicht auf alles und jeden reagieren muss, wird man auch in schwierigen Situationen die Gelassenheit finden. Aber wie wird man nun gelassener?

Die Psychologin Carmen Hiertz und der Theologe Anselm Grün geben Antworten. Zunächst verweist Carmen Hiertz auf vier Schritte, die Ihnen zu mehr Gelassenheit verhelfen.

lich sind, wenn jemand mies gelaunt ist.

Nehmen Sie die Anliegen anderer ernst, aber distanzieren Sie sich. Wer sich zu anderen abgrenzen kann, sich Eigenständigkeit und Unabhängigkeit bewahrt, reagiert ruhiger und gelassener.

Fühlen Sie sich aus Mitleid schuldig, wenn andere Menschen ein Problem haben? Versäumen Sie Ihre eigenen Pflichten, weil Sie mit den Problemen anderer beschäftigt sind? Hier gilt es Grenzen zu ziehen. Nicht immer muss man auf die Bedürfnisse anderer reagieren. Man kann sich täglich auch anders entscheiden und beschließen, sich mit einem Vorfall nicht mehr zu beschäftigen.

Schritt 1 Eigene Grenzen erkennen

Schritt 2 Nicht im Selbstmitleid versinken

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Der Partner hat einen schlechten Tag oder ein Angehöriger ist krank. Oft fühlt man sich verantwortlich und möchte helfen und auf die Bedürfnisse anderer reagieren. Aber: Das muss man nicht immer.

Erkennen Sie, dass Sie nicht verantwort-

Wir fühlen uns oft vernachlässigt, zu kurz gekommen, zurückgesetzt, nicht ernst genommen oder benachteiligt. Selbstmitleid hat aber eine selbstzerstörende Wirkung: Im Mittelpunkt steht die eigene Person und ihre vermeintlichen Defizite,

man macht sich und anderen Vorwürfe.

Wer Selbstmitleid pflegt, ist nicht gelassen. Neidisch blickt man auf andere, denen es vielleicht besser geht. Bitterkeit und Neid sind negative Einstellungen und bescheren Stress. Wer aufhört sich immer mit anderen zu vergleichen und das eigene Wesen akzeptiert, der wird auch gelassen mit seinem Leben umgehen. Richten Sie daher Ihren Blick auf die positiven Aspekte in Ihrem Leben.

Schritt 3 Geduld üben

Stress und hohe Anforderungen in Familie und Beruf führen häufig zu Zeitknappheit. Für alles hat man nur wenig Zeit und wenn etwas nicht sofort funktioniert oder man länger auf den Zug warten muss, dann steigt die Frustration. Oft reißt der sprichwörtliche Geduldsfaden. Doch gerade geduldige Menschen sind gelassener.

Wer einsieht, dass sich gewisse Dinge nicht so schnell erledigen wie man gerne hätte und kurze Pausen auch einmal zur Entspannung und Besinnung nutzt, der

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Warteschlange hin oder her: Wer einsieht, dass sich gewisse Dinge nicht so schnell erledigen wie man gerne hätte, der wird auch gelassener reagieren.

wird auch gelassener reagieren. Geduld ist daher ein weiteres Basiselement der Gelassenheit. Der Lebensstil des Geduldigen umfasst daher: ■ viel Verständnis für die anderen, ■ ein hohes Maß an Toleranz, ■ die Fähigkeit, Ungewissheit ertragen zu können, ■ dem Leben und den Menschen mit Vertrauen begegnen.

Schritt 4 Zeitprobleme bewältigen

Der Umgang mit der Zeit ist ein existenzielles Problem des Menschen. Man hetzt von Veranstaltung zu Veranstaltung. Auf den Urlaub folgt die nächste Familienfeier und im Job ist man sowieso immer präsent. Man fühlt als Mensch den vermeintlichen Zeitdruck des Lebens und möchte so viel wie möglich erleben. Wir sind ständig auf der Suche nach Beschleunigung und steigern unser eigenes und das Tempo der Umwelt. Aber Lebensqualität, Sinn des Lebens und ein erfülltes Dasein existieren jenseits von Geschwindigkeit.

Wer auch einmal Ruhe und Stille zelebriert und einen Moment innehält, geht gelassener durchs Leben. Sich auch einmal zurückziehen und alleine sein, kann ebenfalls „entstressen“. Weit verbreitet ist mittlerweile die Sehnsucht nach Entschleunigung. Wenn Sie Ihr Leben und Ihre Aktivitäten planen, überlegen Sie: ■ Muss es sein?

■ Muss es jetzt sein?

■ Muss ich es tun?

Sie werden außerdem gelassener, ■ wenn Sie die Vergangenheit ruhen lassen. „Hätte ich doch ...“ und „Wäre ich doch ...“ sind Sätze, die die Unzufriedenheit verstärken und den Blick in die Zukunft verbauen.

■ wenn Sie negative Gedanken stoppen.

Negative Gedanken beinhalten Ängste, Befürchtungen und Pessimismus, die auf dem Weg zur Gelassenheit fehl am Platz sind.

■ wenn Sie sich selbst und anderen vergeben können. Wer immer in Selbst-

zweifeln behaftet bleibt und sich selbst und anderen Schuld an verschiedenen Situationen gibt, versperrt sich der Gelassenheit.

Spirituelle Quelle

Der Benediktinermönch Anselm Grün verweist auf eine spirituelle Quelle, aus der man gelassener werden kann: den „Engel der Gelassenheit“. „Nichts haben, alles besitzen“, so lässt sich die Haltung von Weisen aus allen Religionen, zu allen Zeiten, beschreiben. Nur wer sein Herz an nichts Geschaffenes hängt, wer loslassen kann, woran andere hängen, der ist wirklich frei. Gelassenheit war für die Mystiker des Mittelalters ein wichtiges Wort.

Vor allem Meister Ekkehart spricht immer wieder von der Gelassenheit. Gelassen ist ein Mensch, der sein Ego losgelassen und sich in Gott hinein ergeben hat, der ruhig geworden ist in seinem Herzen, weil er sich in den göttlichen Grund hinein hat fallen lassen. (...) damit wir in unserem Innersten unser wahres Wesen erkennen, den unverfälschten Personkern.

Gelasssenheit als Haltung innerer Freiheit, innerer Ruhe, als gesunde Distanz zu dem, was von außen auf mich einströmt (...) kann auch eingeübt werden. Um zur Gelassenheit zu gelangen, muss ich vieles lassen“, sagt Anselm Grün und erläutert: „Da ist erst einmal die Welt, die ich lassen soll. Der Mensch soll das Hängen am Eigentum, am Erfolg, an der Anerkennung lassen. Denn wer an etwas Irdischem hängt, der wird abhängig.“ Lassen sei keine asketische Leistung, die wir uns mühsam abringen müssen.

Vielmehr komme sie aus der Sehnsucht nach innerer Freiheit und aus der Ahnung, dass unser Leben erst dann wirklich fruchtbar werde, wenn wir unabhängig und frei seien: „Wenn wir nicht mehr abhängig sind von dem, was andere von

uns denken und erwarten, wenn wir nicht mehr abhängig sind von der Anerkennung und Zuwendung von Menschen, dann kommen wir in Berührung mit unserem wahren Selbst.“ Die Gelassenheit fordere aber auch ein Lassen von mir selbst: „Ich soll mich selbst nicht festhalten, weder meine Sorgen, noch meine Ängste, noch meine depressiven Gefühle.

Viele Menschen klammern sich an ihren Verletzungen fest. Sie können sie nicht lassen. Sie benutzen sie als Anklage gegen die Menschen, die sie verletzt haben. Aber damit verweigern sie letztlich das Leben.

Wir sollen auch unsere Verletzungen und Kränkungen lassen. Wer sich so gelassen hat, der kann gelassen reagieren auf die aufgeregten Berichte der Medien. Der kann gelassen antworten auf Kritik und Ablehnung. Er gerät nicht in Panik bei jeder Kritik. Er fühlt sich nicht bedroht.

Er hat keine Angst, dass ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Denn er hat Distanz gewonnen.“ „Gelassenheit ist nicht Selbstbeherrschung“, betont Grün. „Der Gelassene braucht nicht Haltung zu bewahren, weil er einen andern Standpunkt hat, weil er

von schlimmen Nachrichten gar nicht im Innersten getroffen wird. Weil er sich und seine Auffassung, wie sein Leben ablaufen sollte, gelassen hat, kann ihn nichts so leicht aus der Bahn werfen.“ LITERATUR UND QUELLENNACHWEIS: Mag. Carmen Hiertz (in: gesund.at); Reinhold Ruthe: Die Kunst, trotz allem gelassen zu sein, Weltbild, 2007; Anselm Grün: 50 Engel für das Jahr, Herder, 1997

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Kultur

HIMMEL, HÖLLE UND DAZWISCHEN VIEL TANZ Text: Mirjam Steinbock, Fotos: Hanes Sturzenegger, Bahadir Gökce

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neinander reiben, drehen, fallen, fliegen, schleudern, schwofen, springen und schließlich zittern und zucken.

Nur einige der Bewegungsnamen, die in der Zeitung zum Stück „Gemischte Beine – Bewegte Gefühle“ in einem TanzABC aufgelistet sind. Schon vor Veranstaltungsbeginn vermitteln sie uns einen Eindruck davon, wo, wann und mit welchen persönlichen Hintergründen Tanz praktiziert wird. Was uns tanzend macht und uns derart antreibt, dass wir allein, zu zweit oder mit Vielen in Trance verfallen oder über das Parkett schweben, zeigt Gisa Frank in ihrer aktuellen Produktion. Die Choreografin legte ein großes, knallbuntes Kaleidoskop über Tanz im städtischen und ländlichen Raum an und lud elf professionelle Tänzerinnen und Tänzer und vier Musiker dazu ein, von Jänner bis Mai 2019 durch die Schweiz, Vorarlberg und das Fürstentum Liechtenstein zu touren. Kein Lehrstück sollte es werden, es ginge ihr vielmehr darum, die Körperlichkeit, Vielfalt, Erotik und die

Elf professionelle TänzerInnen und 15 MusikerInnen zeigen in „Gemischte Beine – Bewegte Gefühle", was uns zum Tanzen bringt.

„Gemischte Beine – Bewegte Gefühle“ und „Hölle Hölle Hölle“ heißen die zwei Tanzstücke, die im Jänner in Vorarlberg zu sehen sind. Das Erste stammt aus der Feder der Schweizerin Gisa Frank, die Choreografie des Zweiten schuf die Vorarlbergerin Silvia Salzmann. Und auch wenn die Inhalte der zwei Stücke vollkommen verschieden sind: beide zeigen mit Klang, Bewegung und Bild wie sehr uns Tanz in Beziehung bringt.

Klischees des Tanzes zu zeigen, so Gisa Frank. Und sie zeigt auf, welche Bewegungselemente immer wieder auftauchen und wo Ritualisiertes an die Oberfläche tritt; dort, wo es schlicht pulsiert zwischen Himmel und Erde.

Beim bloßen Betrachten tänzerischer Beweggründe soll es nicht bleiben. Gisa Frank ist bekannt dafür, auch Laien quasi im Vorbeigehen auf die Tanzfläche zu bitten und sie ganz selbstverständlich mit einzubinden. So lädt sie das Publikum schon vor dem Stück zu einem Tanzkurs ein, der während der Vorstellung noch an Bedeutung gewinnen soll, und fordert es auch danach zum Abtanzen mit Live-Musik auf. Dass die Musik nicht aus der Retorte kommt, war der Choreografin ein Anliegen und mehr noch: die Musiker entwickelten parallel zu den Tanzszenen ihr eigenes Werk. Hier soll über die Verbindung von körperlichem und instrumentalem Resonanzkörper

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Silvia Salzmann, Leonie Humitsch und Thomas Geismayr tanzen in dem Stück Hölle Hölle Hölle.

sicht- und spürbar werden, was uns auf welche Weise in Bewegung bringt.

An 13 Spielorten wird das Stück aufgeführt, in Vorarlberg wird es das Pförtnerhaus Feldkirch im Jänner und das vorarlberg museum in Bregenz im April sein. Letzteres hat sich durch das Format „mit-Tanzen“ bereits Namen und Tanz-Publikum gemacht und Miturheberin Evelyn Fink-Mennel ist auch bei „Gemischte Beine – Bewegte Gefühle“ als eine der GastmusikerInnen dabei. Auge von Außen bildete bei dieser Produktion übrigens die Vorarlberger Theatermacherin Brigitte Walk.

Dass ein weitläufiges Netzwerk künstlerische Spuren im ganzen Land hinterlässt und neue Wege gangbar macht, weiß aus Erfahrung auch die Vorarlberger Choreografin und Tänzerin Silvia Salzmann. Sie feierte im vergangenen Herbst Premiere der multimedialen Tanz- und Musikperformance „Hölle Hölle Hölle“ in Salzburg. Im Jänner kommt das Stück nun nach Bregenz ins Theater Kosmos. Gemeinsam mit dem Salzburger Regisseur Ben Pascal entwickelte sie das Beziehungsdrama, das an Jean-Paul Sartres „Geschlossene Gesellschaft“ angelehnt ist.

Das Stück, 1944 erstmals aufgeführt, handelt von zwei Frauen und einem Mann, die sich nach ihrem Tod in der Hölle wiederfinden. Eingeschlossen in einen Raum sehen sie sich gegenseitig als Peiniger und Opfer ausgeliefert – ohne Hoffnung auf ein Ende des Martyriums. „Diese drei Menschen versuchen, eine Beziehung aufzubauen. Was am Ende funktioniert, aber schlussendlich unerfüllt bleibt, weil sie sich durch unterschiedliche Begierden nur gegenseitig foltern können“, erläutert Silvia Salzmann im Gespräch.

Die Performance verzichtet gänzlich auf das gesprochene Wort und setzt stattdessen auf die bild- und klangreiche Sprache der Musik, des Tanzes, der Bewegung und der Projektion.

Akribisch und über lange Probenprozesse ausgearbeitet haben Salzmann und Pascal das Stück, das in Salzburg von der Presse

bereits hoch gelobt wurde. Die zwei Frauen, die reiche Estelle und die Postangestellte Inès, werden von den zeitgenössischen Tänzerinnen Silvia Salzmann und Leonie Humitsch dargestellt, der Journalist Garcin vom urbanen Tänzer Thomas Geismayr.

Paul Dangl und Florian Sighartner an der Geige und Clemens Sainitzer am Cello begleiten die TänzerInnen und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Jeweils ein Musiker steht mit einer Tänzerin oder dem Tänzer in direkter Beziehung.

Es sei nicht notwendig, die literarische Vorlage von Sartre vorab zu lesen, sagen die beiden Tänzerinnen im Interview, die Handlung würde sich auch so erschließen. Allerdings sei es spannend, den Text zu kennen, denn man könne ihn mit der Musik mitlesen. Alles folge einer strengen Choreografie, wobei die Musik den Text ersetze und der Tanz die Stimmung darunter lege, informiert Salzmann. Die Projektionen von Remo Rauscher würden die zeitlichen Ebenen des Stücks abbilden, in dem es vor allem um ein Gefangensein gehe. Und eben um Folter, die zu ergründen die Tänzerinnen im Vorfeld intensiv beschäftigt habe. „Es geht nicht um den körperlichen Schmerz“, meint Leonie Humitsch, „sondern darum, dass es frustrierend ist und dich fertig macht, wenn du ignoriert oder nicht beachtet wirst.“ Auf die Aufführung im Theater Kosmos freuen sich die Tänzerinnen, die dort schon oft performt haben. Der große Raum würde ihr Ausgeliefertsein, die Nacktheit und den voyeuristischen Ansatz des Stücks noch mal anders beleuchten.

VERANSTALTUNGEN: „Gemischte Beine – Bewegte Gefühle“, 18.01.2019, Pförtnerhaus Feldkirch, 20 Uhr und 26.04.2019, vorarlberg museum, 19 Uhr, www. frank-tanz.ch „Hölle Hölle Hölle“, 25. / 26.01.2019, jeweils 20 Uhr, www.theaterkosmos.at

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Mittendrin in V

Rohköstlich, kunterbunt und zauberhaft lecker.

SCHOKO CREAMY

Eine Welt, in die es sich einzutauchen lohnt.

Das Rezept stammt aus dem Buch „Frida‘s süße Seiten“. Erhältlich ist es in Frida‘s Bioladen und Café in Hohenems und kostet 19,50 Euro.

Das Buch kann aber auch im Internet unter www.frida-bio.at bestellt werden.

Frida‘s süsse Seiten eben!

für 12 Personen, Springform Ø 20 cm

NEUE REZEPTIDEEN GESUCHT Sie kochen gerne gesund, regional und kostengünstig? Dann sind Sie bei der marie genau richtig. Denn wir suchen Rezeptideen, die ab sofort regelmäßig in unserer Straßenzeitung veröffentlicht werden. Schicken Sie uns doch Ihre Schätze mit Zutatenlisten, Zubereitungshinweisen und einem Foto vom fertigen Gericht als E-Mail an redaktion@marie-strassenzeitung.at (Stichwort: Rezept) oder per Post an marie – die Vorarlberger Straßenzeitung, Am Kehlerpark 5, 6850 Dornbirn. Wir freuen uns auf Ihre Zusendungen.

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Zubereitung:

Cremig, schokoladig und sündhaft gut.

Dieser wunderschöne Rohkostkuchen, mit viel gesundem Kakao verfeinert, lässt jedes Schokoherz ein wenig höher schlagen.

Für den Boden halbieren wir die Datteln und mixen sie mit den Cashewnüssen portionsweise zu gleichen Teilen im Trockenbehälter. Anschließend vermischen wir die Dattel-Nuss-Mischung in einer großen Schüssel mit dem Kakao und einer Prise Salz, bis alles gut verteilt ist. Sollte der Teig noch etwas zu trocken sein, schmelzen wir einfach 1-2 EL Kokosöl in einem kleinen Topf und mischen

dieses noch darunter. Das Ganze auf dem Boden einer Springform gleichmäßig verteilen und mit den Händen fest andrücken. Für die Füllung geben wir alle Zutaten in den Nassbehälter des Vitamix und mixen, sie solange, bis eine fluffige, cremige Masse entstanden ist. Die Füllung mit einer Backspachtel auf dem Boden des Kuchens verteilen und für mindestens zwei Stunden in den Kühlschrank stellen. Wenn der Kuchen eine stabile Konsistenz aufweist; kann man ihn aus der Form lösen und mit Kokosraspeln, Kakaopulver oder frischen Beeren der Saison verzieren.

Zutaten:

Für den Boden • 350 g Cashewnüsse • 450 g Datteln • 2 El Kakao • 2 El Kokosöl • 1 Prise Salz Für die Füllung • 450 g Cashewnüsse • 300 ml cremige Kokosmilch • 3 El Kakao • 3 El Chiasamen • 6 El Agavendicksaft • 1 Prise Salz

#35 / Jänner 2019

VERANSTALTER AKZEPTIEREN DEN KULTURPASS FÜR FREIEN/ERMÄSSIGTEN EINTRITT Infos über den Kulturpass unter www.hungeraufkunstundkultur.at

Do., 3. Jänner, 20 Uhr, Altes Kino, Rankweil, Eintritt: 20,- Euro (+VVK-Gebühr)

Do., 10. Jänner, 19 Uhr, Stadtbücherei Dornbirn, Eintritt: 5,- Euro

WOJCIECH CZAJA: HEKTOPOLIS EIN REISEFÜHRER IN HUNDERT STÄDTE

Lesung und Gespräch. Der vielreisende Architekturpublizist und Städteliebhaber Wojciech Czaja versammelt in seinem neuen Buch Hektopolis szenische Porträts von 100 Städten, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Eine Collage aus Momentaufnahmen, Beobachtungen, Begegnungen und Erlebnissen. Und eine Liebeserklärung an die Unterschiedlichkeit der Welt.

NEVER DO WELL

Die NEVER DO WELL Bluesband war in den 80er Jahren der österreichische Bluesexport. Die Band um Sänger Bernie Weber rockte die Bühnen in Österreich, der Schweiz, Norditalien und Deutschland. Sie spielten mit Größen wie Canned Heat, Luther Allison, der Bluesbrothers-Band oder Ten Years After. Nach einer Pause von fast 25 Jahren hat sich im Herbst 2014 die Band in ihrer legendären Originalbesetzung (Bernie Weber, Stefan Szalay, Michael Wocher, Joe Blocher, Johannes Kremmel und Charlie Müllner) wiedergefunden.

Fr., 4. Jänner, 20:15 Uhr, Tehater am Saumarkt, Feldkirch, Eintritt: 19,- Euro

NEUJAHRSJAZZFESTIVAL 2019: DAVID SOYZA QUARTETT

Inspiriert von stilprägenden Heros wie Gary Burton, John Scofield, Bobby Hutcherson und Pat Metheny bettet David Soyza seine eigenen Kompositionen und Arrangements in den Bandsound ein. Die vier Nürnberger Jazzmusiker sind David Soyza, Vibraphon, Michael Schumacher, Gitarre, Stephan Goldbach, Bass und Florian Fischer, Schlagzeug.

Di., 8. Jänner, 15 Uhr, vorarlberg museum Bregenz, Eintritt: frei

DIE LIEBE VERWANDTSCHAFT

Erzählcafé „Verwandte sollten so fern voneinander wohnen, dass sie einander nicht auf die Haustüre schauen können“, lautet ein Sprichwort. Beschränkt sich der Kontakt auf Hochzeiten und Beerdigungen oder pflegen Sie intensive Beziehungen zu Ihren Verwandten? Gibt es Verwandte, die Sie bewundern? Wer ist das schwarze Schaf der Familie?

Freuten Sie sich als Kind auf Besuche bei Ihren Tanten, Onkel und Großeltern? Betreiben Sie Ahnenforschung? Alle Interssierten sind eingeladen zum Mitreden oder Zuhören.

Mi., 16. Jänner, 19 Uhr, Kulturbühne Ambach, Götzis, Kostenbeitrag: 10,Euro

KEINE ANGST VOR BABYTRÄNEN – EMOTIONELLE HILFE IN KRISEN NACH DER GEBURT

Vortrag von Thomas Harms, Diplom-Psychologe. Frühe Krisen von Eltern und Säuglingen in der ersten Zeit nach der Geburt nehmen oftmals einen dramatischen Verlauf. Der Bremer Psychologe und Eltern-Baby-Therapeut Thomas Harms zeigt auf, wie einfache körperorientierte Interventionen in Schreibaby-Krisen helfen, die elterliche Feinfühligkeit und Bindungsfähigkeit gezielt wieder aufzubauen. Mehr Infos unter www.geburtskultur.com.

Do., 17. und Fr. 18. Jänner, 20:30 Uhr, Kammgarn Hard, Eintritt: 23,- Euro

PETER KLIEN

Reporter ohne Grenzen Mit sauberem Anzug und unschuldigem Blick macht Peter Klien, was er am besten kann: Auf ganz seriöse Weise, ganz unseriöse Fragen zu stellen. Der Anarcho-Reporter und Schreck der Promis und Politiker fühlt in seinen Beiträgen den Mächtigen auf den Zahn. Jetzt packt er auf der Kleinkunstbühne aus.

Foto: Veranstalter

Fr., 18. Jänner, 20 Uhr, Altes Kino, Rankweil, Eintritt: 19,- Euro

DIE DREI FRISEURE – JETZT MIT LUSTIG!

Die wohl bekömmlichste Drei Friseure Show der letzten zwanzig Jahre – denn nach den heftigen Reaktionen auf das letzte Programm und diversen Shit-Stürmen in den Sozialen Medien hat das Friseure-Management die Handbremse gezogen und eine mutige, wenn auch an der Basis umstrittene Entscheidung getroffen: Auf kritische Zwischentöne wird ab jetzt konsequent verzichtet, stattdessen soll verstärkt die humorige Seite der Drei Friseure hervorgekehrt werden!

Mi., 23. Jänner, 19:30 Uhr, Spielboden Dornbirn, Eintritt: 8,- Euro

DIE BAULICHE MASSNAHME

Erfrischend unaufgeregt analysiert der Dokumentarfilm die sogenannte ‚Flüchtlingskrise‘ am Fallbeispiel der italienisch-österreichischen Grenze am Brenner. Zwei Jahre lang hat Nikolaus Geyrhalter in seinem Film die Region um den Brenner beobachtet und zeichnet ein Porträt einer Grenzregion, die nicht zur Ruhe kommen kann.

Am Ende des Films liegt der Zaun immer noch zusammengerollt im Container, das neu errichtete Registrierzentrum ist nie in vollen Betrieb gegangen, und der befürchtete Flüchtlingsansturm ausgeblieben. Eine Filmvorführung des Spielboden Dornbirn in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Hohenems. Weitere Vorstellung: Di., 29. Jänner 2019, 19.30 Uhr.

Do., 24. Jänner, 18 bis 19:15 Uhr, vorarlberg museum Bregenz, Eintritt: frei

MUZEN – MEDITIEREN IM MUSEUM

Nach einer kurzen Einführung folgen eine Sitzmeditation, meditatives Gehen und weitere 20 Minuten Sitzmeditation. Der Bildungswissenschafter Johannes Bechtold, der praktische Arzt Heinz Hammerschmidt und der Erwachsenenbildner Markus Jamer gestalten diese überkonfessionelle und einfach zu praktizierende Form der Meditation.

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Veranstaltungskalender

Do., 24. Jänner, 13:30 bis 17 Uhr, vorarlberg museum Bregenz, Eintritt: frei

PROJEKTSCHMIEDE

Sie haben eine Idee für ein gemeinwohlorientiertes Projekt? In der Projektschmiede finden Sie Mitdenker! Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Gebieten bringen ihr Fach- und Erfahrungswissen ein, stellen knifflige Fragen und eröffnen dadurch neue Perspektiven, die bei der Weiterentwicklung Ihrer Idee hilfreich sein können. Ein konstruktiver und kreativer Prozess, begleitet von Profis. Ob mit oder ohne Projektvorhaben, um Anmeldung wird gebeten unter +43 (0)5574 511 20605 oder aoh-vorarlberg. at/projektschmiede. Ein Projekt des Büro für Zukunftsfragen des Landes Vorarlberg in Zusammenarbeit mit dem vorarlberg museum.

Do., 24. Jänner, 20 Uhr, Altes Kino, Rankweil, Eintritt: 17,- Euro

BENNI BILGERI & BAND

Mo., 28. Jänner, 19 Uhr, Jüdisches Museum Hohenems, Eintritt: frei

GOSPEL DATING SERVICE

MASSENMORD EINST – WEGSCHAUEN HEUTE?

Gospel Dating Service bedeutet gefühlvoller Soul und groovige Up-Tempo Rhythmen. Mit ihrem ersten Album „Champagne“ und der Hit-Single „Red“ schafften sie es auf Radiostationen quer durch Europa sowie in die Top 10 der FM4Charts. Die tanzbaren Songs der Wiener Band garantieren einen heißen Konzertabend und lassen dabei auch das Hirn nicht verhungern.

Vorträge und Gespräch mit dem Historiker Werner Bundschuh und der Völkerrechtlerin Astrid Reisinger Coracini. Anlässlich des Internationalen Holocaust Gedenktages, der an die Befreiung der Opfer aus dem Konzentrationslager Auschwitz 1945 erinnert.

Sa., 26. Jänner, 20 Uhr, Gemeindehaus Nüziders, Eintritt: 15,- Euro

Mo., 28. Jänner, 19:30 Uhr, KinderCampus, Höchst (Kirchplatz 14), Eintritt: frei

DIE WUNDERÜBUNG

Joana und Valentin Dorek suchen nach 20 Ehejahren einen Paartherapeuten auf. Die beiden haben sich leider auseinander gelebt. Das Bemühen des Therapeuten bleibt erfolglos, bis durch ein E-Mail für den Eheberater eine überraschende Nachricht im Raum steht, die die Therapiestunde mit einem Mal buchstäblich auf den Kopf stellt.

Die Komödie von Daniel Glattauer , aufgeführt in einer Eigenproduktion der Villa Falkenhorst in Thüringen, bringt zum Lachen und hinterfragt gleichzeitig auf launige und voyeuristische Weise therapeutische Übungen.

VORTRAG UND SUPPE: STARKE KINDER – ÜBERUND UNTERFORDERUNG IN DER ERZIEHUNG

Wir alle möchten glückliche, selbständige, erfolgreiche Kinder erziehen. Doch wie gelingt der Balanceakt, ohne sie zu überfordern? Vortrag von Mmag. Jacqueline Hollenstein.

S C HAC H - E C K E Matthias Kalcher (Wolfurt) Richard Wollrab (ASK Salzburg) 2. Bundeliga-West in Klaus 2018

Johannes Mitterwald (Pradl) FM Dmitry Atlas (Hohenems) 2. Bundeliga-West in Klaus 2018

Andreas Ciolek (Bregenz) Rainer Babinetz (Rochade Rum) 2. Bundeliga-West in Klaus 2018

Wie kann Schwarz am Zug in zwei Zügen matt setzen?

Wie wehrt Schwarz am Zug den weißen Angriff ab?

Wie gewinnt Weiß am Zug entscheidendes Material?

Lösung: 1.f5! cxd4 [1...Lh5 2.Dxh5 Sf6 3.Dh4 cxd4 4.cxd4 Db6 5.c3 und Weiß hat neben der besseren Stellung zwei gesunde Mehrbauern.] 2.Lxe4 d5 3.Ld3 dxc3 4.bxc3 Sc6 5.fxg6 Weiß steht klar auf Gewinn.

Lösung: 1...Df4! [Nur so. Schlecht ist hingegen 1...

Lxe3? 2.fxe3 Tf6 3.Lg6+ Kg8 4.Dh7+ Kf8 5.Dh8+ Ke7 6.Dxg7+ Kd8 7.Dxf6+ mit weißer Gewinnstellung.]

Weiß gab bereits auf, da weiterer Materialverlust nach 2.Lg6+ Dh6 unvermeidlich ist.

Lösung: 1...Dxg2+ Dieses Damenopfer führt zum Matt. 2.Sxg2 Txg2#

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Wer mit Acts wie Tom Waits oder Al Jarreau gespielt hat, den sollte man eigentlich nicht vorstellen müssen. Und doch schien das Licht von Benni Bilgeri bisher im Verborgenen. Als Studiomusiker für oben genannten Weltstars und Künstler wie The Pointer Sisters oder Zucchero hat sich der Vorarlberger international einen Namen gemacht und erst nach 35 Jahren Karriere 2016 sein Debut-Album „Bad Boy“ veröffentlicht.

Damit geht er nun auf Tournee.

Sa., 26. Jänner, 20 Uhr, Remise Bludenz, Eintritt: 16,- Euro

#35 / Jänner 2019

Do. 31. Jänner, 20:15 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch, Eintritt: 10,- Euro

MICHAEL KÖHLMEIER: BRUDER UND SCHWESTER LENOBEL

Lesung und Gespräch mit dem Autor. In den merkwürdigen, verschlungenen Lebensläufen der Geschwister Jetti und Robert, seiner Frau, ihrer Kinder und Freunde, erzählt Köhlmeier packend von dem, was jeder sein Leben lang mit sich trägt.

Ein grandioses Bild unserer Zeit.

Do. 31. Jänner, 20:30 Uhr, Kammgarn Hard, Eintritt: 12,- Euro

SPINNEREI SLAM

Immer am letzten Donnerstag des Monats findet in der Kammgarn ein Dichterwettstreit mit reisenden Poeten statt: Der Poetry Slam, auf den sich immer mehr Spinnerei Slam-Fans freuen.

Mit kurzen, selbst verfassten Texten verschiedenster Fasson rittern junge Slammer/innen um die Gunst des Publikums. Und nebenbei auch um den Preis für den/die Sieger/in: Eine Flasche Gin.

Fr., 1. Februar, 20 Uhr, Remise Bludenz, Eintritt: 17,- Euro

DI_VER*SE

Ein Stück über die Vielfalt ‚Mensch’. – Obwohl Diversität in fast allen Bereichen der Gesellschaft hoch bewertet wird, stößt Vielfalt beim Geschlecht an die Grenzen von Entweder Oder. „dieheroldfliri.at“ haben mit einem Dutzend Trans-, Transgender- und Inter*personen verschiedenen Alters und unterschiedlichster Herkunft Interviews geführt. In der bilderreichen Collage kommen sie zu Wort, erzählen über Alltag, Ausgrenzung und Anerkennung, auf der Suche nach ihrem persönlichen Glück. Die humorvolle Annäherung an das Thema eröffnet neue Sichtweisen auf traditionelle Geschlechterstereotypen und wirbt für eine Gesellschaft, in der der Mensch mehr zählt als das Geschlecht.

REPARATURCAFE BREGENZ

Geöffnet jeden 1. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr in der Remise der Integra-Fahrradwerksatt, Vorklostergasse 51. Geschickte Handwerker versuchen die defekten Gegenstände gemeinsam mit Ihnen wieder zu richten.

Gegen eine kleine Spende gibt es Kuchen und Kaffee. Nächster Termin: 5. Jänner. Kontakt: Roswitha Steger, T 0650/264 74 46 oder lebensraum@lebensraum-bregenz.at.

REPAIR CAFÉ RHEINDELTA

In den geraden Kalenderwochen jeweils freitags von 14-18 Uhr in Höchst, Doktor-Schneider-Straße 40. Nächste Termine: 11. und 25.

Jänner. Kontakt: repaircafe.rheindelta@ gmx.at

REPAIR CAFÉ THÜRINGEN

Jeden 1. Samstag 8:30 bis 12 Uhr, Werkstraße 32. Nächster Termin: 5. Jänner. Kontakt: Norbert Burtscher, T 0664/3410517

REPARATURCAFÉ IM MÖSLEPARK GÖTZIS

MEDITATIONSGRUPPE

jeden Montag um 18.15 Uhr. Neu- und WiedereinsteigerInnen willkommen.

FRAUENCAFÉ

jeden Dienstag von 9.30 bis 11 Uhr zum Kennenlernen, Austauschen, Sprache lernen, gemeinsam Essen.

SPORTNEIGUNGSGRUPPE

jeden Mittwoch ab 19 Uhr in der Turnhalle der HTL Bregenz, Michl-Felder-Str. 9

LITERATUR TANKSTELLE

jeden 1. Dienstag im Monat, 19 bis 21 Uhr

NÄHWERKSTATT

jeden 1. Freitag im Monat, 14 bis 17 Uhr. Nähmaschinen und Know-How vorhanden, Material selbst mitbringen!

HOCHPRIMA KINDER YOGA

Jede und jeder kann mit seinem defekten Elektrogerät kommen (keine Elektronikgeräte wie Handy, Drucker, Computer etc.). Fachleute stehen mit Tipps zur Seite und sorgen für das richtige Werkzeug. Nächste Termine: Freitag, 11. und 25. Jänner 13 bis 16:30 Uhr. Kontakt: gerhard.schmid@caritas.at

jeden Donnerstag, 15.30 bis 16.30 Uhr, ausgenommen Ferien und Feiertage.

REPARATURCAFÉ FELDKIRCH

jeden 1. Samstag im Monat, 9.30 bis 12 Uhr, Komm vorbei mit Papier, Stift und Freude am Schreiben

Fachleute helfen Ihnen bei der Reparatur von Haushaltskleingeräten, Kleinmöbel, Spielzeug oder etwas Ähnlichem. Kosten? Eine freiwillige Spende. Jeden 1. Samstag im Monat von 9-12 Uhr, Polytechnische Schule Feldkirch/Hintereingang, Hirschgraben 8. Nächster Termin: 5. Jänner von 9 bis 12 Uhr. Kontakt: Joachim Breuss, T 0699/ 19287066

REPARATURCAFÉ BLUDENZ

Das Bludenzer Repair Café gibt dir die Möglichkeit, deine defekten Elektrogeräte unkompliziert reparieren zu lassen. Nächster Termin: 25. Jänner von 13 bis 16:30 Uhr. Klarenbrunnstraße 46. Kontakt: christine. erath@caritas.at, T 05522/ 2002600

REPAIRCAFÉ RANKWEIL

Die Firma blum unterstützt die Berichterstattung über privat initiierte, gemeinnützige Projekte in Vorarlberg.

Derzeitige Fixtermine in der Tankstelle Bregenz, Deuringstraße 9

„Flicka statt verwörfa“ heißt es jeden 1. Freitag im Monat, von 14 bis 16:30 Uhr in der Werkstätte der Lebenshilfe, Köhlerstraße 14 defekte Elektrokleingeräte werden von ihren Besitzern unter fachkundiger Hilfestellung instand gesetzt. Nächster Termin: 5. Jänner.

OFFENE SCHREIBWERKSTATT

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