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Alles flott in Helvetien?

Was uns hier gefällt

Sie sind Expats, Grenzgängerinnen und Flüchtlinge und aus unterschiedlichen Gründen in die Schweiz gekommen. Zum 1. August werfen sie einen Blick von aussen auf das Land.

Texte: Nadia Barth, Patricia Brambilla, Laurent Nicolet, Alain Portner, Rahel Schmucki, Pierre Wuthrich Kay-Christian Schersich (51) pendelt zwischen Hannover und Zürich, arbeitet als Projektleiter HR Transformation im Migros-Genossenschafts-Bund

Das mag ich: Meine Arbeitskollegen haben mich alle sehr offen aufgenommen und mich von Anfang an zu Veranstaltungen mitgenommen. Was mich in der Schweiz aber fast am meisten beeindruckt, ist die Landschaft. Ich muss einfach raus zum Velofahren oder Wandern. Das ist für mich sehr inspirierend.

Das mag ich nicht: Obwohl ich auch in meiner Freizeit viel Kontakt zu den Kollegen habe, war es für mich bisher schwierig, ein soziales Umfeld ausserhalb der Arbeit aufzubauen. Mit der Pandemie war das fast unmöglich. Anfangs war für mich auch Schweizerdeutsch schwer zu verstehen, mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.

DAS MAG ICH: Ich liebe die Berge in der Schweiz. Im Winter fahre ich fast jedes Wochenende Ski, und im Sommer gehe ich wandern. Ich könnte mir nicht mehr vorstellen, ohne diese Natur zu leben.

DAS MAG ICH NICHT: Es gibt fast nichts, das mir hier nicht gefällt. Vielleicht das teure Essen in den Restaurants?

Mila Azo (31), verheiratet, zwei Kinder. Sie stammt aus Benin und kam 2010 als Studentin nach Genf. Heute arbeitet sie bei der Welthandelsorganisation WTO.

Julia Hartigan (34), Murg SG, kam wegen ihres Jobs von London in die Schweiz. Sie arbeitet als CustomerSuccessManager.

Bilder: zVg, iStock Das mag ich: Die Lebensqualität in Genf ist unvergleichlich. Ich fühle mich hier wirklich gut. Ich habe sowohl das Studenten- und Partyleben als auch das Familienleben erfahren – und was mich beeindruckt: dass es in beiden Fällen alles gibt, was man braucht, um aufzublühen. Ich liebe auch den multikulturellen Aspekt der Stadt, der meiner Meinung nach einer ihrer grössten Vorzüge ist.

Das mag ich nicht: Die Pandemie hat in dieser reichen Stadt viel Armut offenbart. Ich bedauere, dass es eine solche Krise braucht, um die Schwächsten sichtbar zu machen. Hätte man sie sonst schon wahrgenommen, würde uns dies ermöglichen, die Ungleichheit effektiver zu bekämpfen.

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DAS MAG ICH: Ich war schon immer ein Naturmensch und bin auch in der Schweiz immer unterwegs. Vor Kurzem war ich mit meiner Tochter Kelly auf dem Jungfraujoch, und wir sind zum Fallbodensee gewandert. Das war wunderschön. Mit den Menschen in der Schweiz hatte ich immer grosses Glück, alle waren hilfsbereit und sehr nett.

DAS MAG ICH NICHT: Mit meinem Ausweis kann ich die Schweiz leider nicht verlassen. Ich hoffe, dass sich mein Aufenthaltsstatus bald ändert und ich mit Kelly die EU-Länder bereisen kann.

Karin Gevorgyan (40), Flüchtling aus Armenien, wohnt mit ihrer Tochter in Zürich.

Das mag ich: Was ich an der Schweiz am meisten mag, ist die Vielfalt der Landschaft. Es gibt Berge, Seen und vieles mehr.

Karina Drozdowska (21) aus Hrubieszów (Polen) arbeitet seit 2016 etwa einen Monat im Jahr auf dem Wäberhof in Ins BE. Das mag ich nicht: In der Schweiz ist das Wetter sehr wechselhaft und die Wettervorhersage unsicher. Man muss immer etwas gegen den Regen und die Sonnencreme mitnehmen. Serguei Silkov (26) aus Kassimow (Russland, 250 Kilometer südöstlich von Moskau) studiert seit August 2020 Industriedesign an der ECAL in Lausanne. Das mag ich: Die Natur, natürlich die Berge – aber nicht nur: Es gibt überall schöne Orte. Mir gefällt auch, dass alles in der Nähe und leicht erreichbar ist und dass man fast überall hingehen kann. Ich bin auch Fan der Schweizer Architektur, etwa von Herzog & de Meuron oder von Peter Märkli.

Das mag ich nicht: Die hohen Preise. Ich verstehe zum Beispiel nicht, warum der öffentliche Verkehr in Lausanne nicht kostenlos ist, zumindest für Studenten.

Das mag ich: Hier hatte ich unglaubliche Lehrer, die mir Französisch beigebracht haben. Die Schweizer sind sehr nett, ich habe viele Freunde gefunden. Die Schweiz ist wie ein Paradies, mit köstlichen Käsesorten! Ich liebe Raclette und Fondue...

Das mag ich nicht: Meine einzige Angst ist, dass unser Antrag abgelehnt wird und wir nicht hierbleiben können.

Sahar Rezai (19), Flüchtling aus Afghanistan, lebt mit Eltern, einem Bruder und einer Schwester in Sitten VS.

Frédéric Royer (50) lebt mit Frau und zwei Kindern in Montlebon F. Der Inhaber des Ladens «Aux délices francobelges» in La Chauxde-Fonds NE wurde mit 18 Jahren Grenzgänger. Das mag ich: Ich mag die Mentalität der Schweizer, ihre Freundlichkeit und ihre Ehrlichkeit. Sie sind sehr gesetzestreu. Es gibt auch diesen Respekt, den man anderswo nicht unbedingt findet. Die Schweiz konzentriert sich auf ein kleines Gebiet voller unterschiedlicher Kulturen. Das macht sie sehr reich.

Das mag ich nicht: Ich habe Schwierigkeiten, etwas zu finden... Die Steuern auf Alkohol sind überhöht! Einige Tarife sind sicherlich legitim, andere Ansätze sind aber unverständlich.