9 minute read

Ihre Region

Next Article
Meine Welt

Meine Welt

27.6.2022 | 59 Migros Neuenburg Freiburg

Verbindet Freiluftcharme mit einem Best-of und neuen Kreationen: «Poésie en Arrosoir»

Poesie mit der Giesskanne

Zum 20-Jahre-Jubiläum des Festivals «Poésie en Arrosoir» stehen vom 1. bis 10.Juli in Cernier Galaabende, vier neue Kreationen, 15 Vorstellungen und ein Abschlussball auf dem Programm.

Text: Anne-Isabelle Aebli Bild: Guillaume Perret

In den vergangenen zwei Jahren hat die Pandemie einiges durcheinandergebracht. Zum 20-JahrJubiläum wartet das Festival «Poésie en Arrosoir» (Poesie aus der Giesskanne) 2022 mit einem besonders facettenreichen Programm auf. Wer lebendige lyrische Ausdrucksformen mag, wird bei der Jubiläumsausgabe vom 1. bis 10. Juli auf die Kosten kommen. «Im französischen Sprachraum hat Poesie eine lange Tradition, wenn auch eher in gesungener Form», erklärt Vincent Held, Direktor und Gründer des ersten derartigen Festivals in der Westschweiz. «Im Gegensatz zu literarischen Salons prägten unser Programm von Anfang an Vorstellungen und Theateraufführungen.»

Und das Programm ist wahrlich spektakulär. «Es gibt zwei Galaabende, vier Neukreationen und einen Abschlussball», so Held – insgesamt 15 Vorstellungen. Der Galaabend findet am 1. und 2. Juli statt. Gezeigt wird eine Auswahl der Kreationen aus vergangenen Jahren. 50 von rund 80 Künstlerinnen und Künstlern, die schon einmal am Festival aufgetreten sind, werden dabei auf der Bühne stehen.

Mit Altstar Bohringer Yvette Théraulaz, die dazu noch 20 Jahre Partnerschaft mit dem Musiker Lee Maddefort feiert, ist mit einem Best-of vertreten. «Das Spektakel wird unvergesslich», so Held. Eine einzigartige zweistimmige Kreation geschaffen hat Thierry Romanens mit Dichter Alexandre Voisard. Der gesundheitlich angeschlagene Poet aus dem Jura hat dem Comedian aber angekündigt, dass er künftig allein weitermachen müsse. Und Regisseurin Dominique Bourquin, verantwortlich für 16 von 24 Kreationen der Compagnie Poésie en Arrosoir, hat freie Hand für die Verwirklichung eines eigenen Bühnenstücks erhalten. «Diese Ausgabe des Festivals wird voller Überraschungen sein!», sagt der Direktor Vincent Held erfreut.

Auch vertreten ist Richard Bohringer, Freund und symbolisch Pate des Festivals und mit 80 Jahren immer noch auf der Bühne. Mit Marc Nammour und Loïc Lantoine geben zwei grosse Namen der französischen Slam- und Rap-Szene «ein aussergewöhnliches Konzert mit einer völlig neuen Form der Paarung von Chansons und Hip-hop». Nicht zu vergessen die weiteren Künstlerinnen, Künstler und Ensembles, die an sechs Veranstaltungsorten in Cernier, der Grange aux Concerts, den Serres Horticoles und kleineren Lokalen wie der Salle de l’Esplanade, zu sehen und hören sein werden. Den krönenden Abschluss bildet ein Ball, bei dem die französische Musikgruppe Lalala Napoli aufspielen wird. «Sie ist inspiriert von der neapolitanischen Volksmusik und paart Lebensfreude mit festlichen Klängen. Hinzu kommen ihre hervorragenden musikalischen Fertigkeiten», führt Held aus. MM

Festival Poésie en Arrosoir, vom 1. bis 10.Juli in Cernier NE. Programm und Tickets: poesieenarrosoir.ch

Bevor er die Laibe formt, erwärmt der Senner die Milch in einem bis zu 900 Liter fassenden Kessel über dem Feuer auf 56 Grad.

In der Heimat des Käse-Rolls-Royce

Sonja und Fabien Kolly stellen den Gruyère AOP Alpage oberhalb von Corbières her. Das Käserpaar aus Leidenschaft schildert den Alltag bei der Herstellung des Käses, den die Migros verkauft.

Text und Bilder: Julie Mégevand

Sonja und Fabien Kolly führen in Corbières FR in der Region Greyerz einen Landwirtschaftsbetrieb mit 135 Stück Vieh. Dazu zählen rund vierzig Kühe, die im Sommer auf den Alpweiden oberhalb der Gemeinde weiden. Die Alpsaison beginnt im Mai und endet mit dem Alpabzug Ende September.

Aus der Milch der Kuhherde stellt das Ehepaar Gruyère AOP her, den Fabien Kolly wegen der aussergewöhnlichen Qualität und Authentizität als den «RollsRoyce unter den Käsesorten» bezeichnet. Vom Aussehen her ist die Käsemasse gelber als beim Gruyère AOP aus dem Flachland. Die Grasqualität ist entscheidend für die Qualität der Milch und folglich auch des Käses. So ist der Gruyère AOP Alpage blumiger und aromatischer als ein herkömmlicher Gruyère AOP.

Die Familie Kolly betreibt auf den Anhöhen von Corbières bereits seit 50 Jahren Viehzucht, seit rund zehn Jahren auch das in 1000 Meter Höhe gelegene Chalet La Pata. Hier produzieren Fabien und Sonja Kolly in altbewährter Käsertradition Tag für Tag drei 30-Kilo-Laibe Gruyère AOP Alpage. Vor ihnen war der Vater von Fabien für die Herstellung verantwortlich. Heute führt Fabien den Familienbetrieb gemeinsam mit seiner Frau Sonja. Fabiens Mutter Jacqueline unterstützt sie dabei tatkräftig. Das Besondere an ihrer Herstellung von Alpkäse ist erstens das Erhitzen der Milch über dem Holzfeuer. Zweitens die je nach Tag, Wetter und Weide schwankende Milchqualität, drittens das Führen der Milchkulturen des Betriebs sowie viertens die Entnahme und das Pressen des Käses mit einem Tuch. Bei allen diesen Vorgängen kommen Handwerkzeuge oder einfache Geräte zum Einsatz.

Nur zum Melken in die Hütte Der Gruyère AOP Alpage vereint traditionelle mit sehr modernen Werten. Das Ehepaar und seine drei Töchter, die sechsjährige Jeanne, die dreieinhalbjährige Elisa und die zweijährige Coralie, stehen ihren Tieren sehr nahe. «Heute arbeiten wir auf der Alp mit unseren 40 Holsteinkühen. Sie fressen ausschliesslich Gras und kommen nur zweimal pro Tag zum Melken in die Alphütte. Das entspricht täglich etwa zwei Stunden. Die restliche Zeit verbringen sie auf den Weiden und müssen ihre Nahrung selbst finden. Unsere Tiere leben in der freien Natur und müssen daher absolut gesund sein!», erklärt Fabien Kolly. Die Milchkühe werden direkt auf der Alp gemolken, und auch die Milch wird vor Ort in einem Kessel über dem Holzfeuer zu Käse verarbeitet.

Alles geschieht auf traditionelle Art und mit den Handgriffen, die Fabien von seinem verstorbenen Vater erlernt hat. Sobald die

Die Holsteinkühe sind im Sommer täglich bis auf zwei Stunden zum Melken auf der Weide.

Eben abgebrannt: Die Alphütte La Pata gehört der Gemeinde Corbières und wird von den Kollys bewirtschaftet.

27.6.2022 | 61 Migros Neuenburg Freiburg

Sonja Kolly (37) mit einem Lernenden am Chäs-Chessi

Käsemasse für die drei Laibe aus dem Kessel gehoben ist, gelangt sie für 24 Stunden in eine Presse und wird anschliessend regelmässig von Hand gewendet. Dadurch soll ein möglichst homogener Teig entstehen, aus dem am Ende ein Käse von höchster Qualität wird. «Der Gruyère AOP Alpage zeichnet sich durch seine Nachhaltigkeit aus. Wir produzieren vor Ort mit Milch von Kühen, die ihr sattes, nährstoffreiches Gras in der Natur selbst finden. In der seit 800 bis 900 Jahren unveränderten Herstellung von Gruyère AOP Alpage halten wir die Prozesse bewusst kurz. Dies ist tief in der Geschichte der Freiburger Landwirtschaft verankert», merkt der stolze Bauer an. Für die Familie Kolly ist vor allem eins klar: «Wir haben Glück, denn wir können als Familie zusammenarbeiten. Unsere Töchter sind den ganzen Tag bei uns. Die Älteste geht zwar bereits zur Schule, aber in der übrigen Zeit sind wir alle zusammen. Natürlich haben wir als Bauern lange Tage, denn es gibt viel zu tun. Aber wir leben von unseren Produkten und konsumieren sie selbst, was uns zufrieden und stolz macht. Es gab noch keinen Morgen, an dem ich keine Lust hatte zu käsen. Ich liebe meine Arbeit sehr», erzählt Kolly mit einem breiten Lächeln.

Am Ende der Alpsaison, Ende September oder Anfang Oktober, kehrt die Herde beim Alpabzug ins Flachland zurück. Diese Tradition liegt der Familie besonders am Herzen. Alle tragen dann Dzaquillon oder Bredzon: Mit den traditionellen Trachten symbolisieren sie ihre Zugehörigkeit zur Region Gruyère und der bäuerlichen Gemeinschaft.

Da muss es schnell gehen: Fabien Kolly (38) beim Herausheben der Käsemasse mit einem Käsetuch aus dem Kessel. Der Gruyère AOP Alpage wird in der Alpsaison zwischen Mai und Ende September hergestellt.

Unten: Beim Abrahmen der Milch vom Vorabend probiert der Senner den Rahm und kann so die Qualität der Milch beurteilen.

«Wir haben Glück, denn wir können als Familie zusammenarbeiten.»

Fabien Kolly Alpkäser

Sieben Monate im Reifekeller Apropos Tradition: Der vom Ehepaar Kolly Anfang Mai hergestellte Gruyère AOP Alpage bleibt jeweils für rund sieben Monate – bis Anfang Dezember – im Reifekeller. MM

Diese Reportage für das Migros-Magazin wurde am 30.Mai 2022 verfasst. In der Nacht vom 5. auf den 6.Juni wurde das Chalet La Pata durch einen Brand zerstört. Die Polizei hat eine Untersuchung zur Ermittlung der Brandursache eingeleitet.

Publireportage

4 Fakten zum Grasland Schweiz

Es ist wie geschaffen für Kühe und hat auch sonst viele Vorteile – das Grasland. Gut, dass es in der Schweiz so viel davon gibt. Wussten Sie, dass…

…die landwirtschaftliche Nutzfläche der Schweiz mehrheitlich Grasland ist?

1044034 Hektare, so gross war die landwirtschaftlich nutzbare Fläche der Schweiz im Jahr 2020. Das ist über ein Viertel der gesamten Fläche des Landes. Diese Fläche ist sehr unterschiedlich beschaffen. Der Aufbau des Bodens, die Geländeform und die klimatischen Bedingungen in der Schweiz führen dazu, dass nur ein Teil dieser Fläche für den Anbau von Lebensmitteln genutzt werden kann. Der Rest sind Grasflächen, also Wiesen und Weiden, auf denen Futter für Milchkühe wächst. Dazu kommen sogenannte Sömmerungsweiden, die nur einen Teil des Jahres genutzt werden. Somit sind 81% der landwirtschaftlich genutzten Fläche Grasland. Viel Platz für die Milchwirtschaft. Oder umgekehrt: Die Milchwirtschaft passt perfekt zur Schweizer Landschaft.

…Kühe auch auf Äckern weiden?

Das, worauf eine Milchkuh steht und grast, nennt man Weide, richtig? Fast, denn manche Weide war im Jahr zuvor ein Acker oder wird es im nächsten Jahr vielleicht wieder sein. Die Anbaumethode dahinter nennt sich «Fruchtfolge». Dabei werden auf einer Fläche jährlich andere Kulturpflanzen angebaut, in einer strengen Reihenfolge, die auf den jeweiligen Boden abgestimmt ist. Diese ökologisch sinnvolle Methode wird im Acker- und Gemüsebau eingesetzt, um die Fruchtbarkeit des Bodens zu erhalten, die Ausbreitung von Schädlingen und Krankheiten zu verhindern und die Wasser- und Nährstoffnutzung zu verbessern. Grasflächen sind Teil der Fruchtfolge, weshalb auch im Ackerbaugebiet Milchkühe zu finden sind und auch Sinn machen.

…Kühe längst auf Palmöl verzichten?

Was Milchkühe essen, ist nicht einerlei. Am besten ist für die Tiere sogenanntes natürliches Raufutter wie Gras, Heu, Silage und Mais. Dieses Futter ist qualitativ hochwertig und vor allem in der Schweiz reichlich vorhanden. Viel davon wächst auf unseren Wiesen und Weiden, dem Grasland. Und wenn diese einmal kein Raufutter fressen, ernähren sie sich trotzdem nach hohem Standard: In der Schweiz bekommen Kühe nur Futtermittel, das 100% frei von Palmöl und Palmfett ist. Seit 2018 verzichten die Schweizer Futtermittelhersteller darauf. Insgesamt stammt 90% des Futters aus der Schweiz.

…Grasland der Umwelt hilft?

Die Wiesen und Weiden in der Schweiz leisten viel. Sie sind nicht nur Lebensraum und Nahrungsgrundlage für Milchkühe, sondern binden auch grosse Mengen CO2. Wenn man sich den Kohlenstoffvorrat in den Schweizer Landwirtschaftsböden anschaut, befindet sich rund die Hälfte im Dauergrünland und in den Alpweiden. Grasland spielt also eine wichtige Rolle für unsere Umwelt, und Milchkühe können dabei helfen, es nachhaltig und schonend zu bewirtschaften.

Unser Grasland: Was der Mensch nicht verdauen kann, verarbeitet die Kuh zu Milch.

Grasland im Podcast mit Prof. Dr. Urs Niggli. Jetzt reinhören!

This article is from: