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Titelstory
SEIT 100 JAHREN FÜR BESSEREN
GESCHMACK GEWÜRZE AUS TRADITION
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Dr. Andreas Hartkorn führt die
Hartkorn Gewürzmühle GmbH in vierter Generation. Dabei studierte der 40-jährige Koblenzer zunächst in München Pharmazie, bevor er sich dazu entschied, ins Familienunternehmen einzusteigen. Wir besuchten ihn im modernen Firmensitz in Mülheim-Kärlich und durften uns ein eigenes Bild vom Traditionsunternehmen machen, das zugleich jung und innovativ ist.



GEWÜRZE AUS TRADITION
GEWÜRZE AUS TRADITION SEIT 1920


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SSie haben es sehr schön hier, Herr Hartkorn. Der Teich vor dem Gebäude zum Beispiel … Schön, dass Sie das wahrgenommen haben. Uns waren diese Details bei der Gestaltung dieses Standortes sehr wichtig. Meine Frau und ich legen großen Wert darauf, dass sich unsere Mitarbeiter hier wohlfühlen. Denn man verbringt viel Zeit auf der Arbeit. Man soll gerne hierher kommen und bestenfalls sogar denken: Ach, ich trinke ein kühles Getränk am Teich und genieße so meinen Feierabend.
Dort befinden sich auch ein Basketballkorb und eine Tischtennisplatte. Wir haben verschiedene kleine Gimmicks geschaffen. Mein Vater hat damals gesagt: “Eine Tischtennisplatte soll dahin? Nicht, dass nachher nur noch Tischtennis gespielt wird.” (lacht) Das Angebot wird angenommen, aber nicht so, dass man sich Sorgen machen müsste, die Kollegen würden nicht zu ihrer eigentlichen Arbeit kommen. Ich freue mich, wenn ich sehe, dass die Sachen genutzt werden. So auch der Kickertisch, die Spielekonsole oder der Fitnessraum. Wenn diese Dinge zum Einsatz kommen, ist es ein Zeichen dafür, dass die Menschen gerne hier Zeit verbringen. Es entsteht Begegnung zwischen den einzelnen Teams und Abteilungen. Zwischen Lager und Verwaltung zum Beispiel. Dabei tauscht man sich über Privates und Berufliches aus und entwickelt so mehr Verständnis füreinander. Dann sind das nicht mehr “die im Lager”, sondern es sind Olga oder Valentin.

Ihr Familienunternehmen feiert dieses Jahr 100-jähriges Bestehen. Ja, das macht mich stolz. Wenn man zurückdenkt, unter welchen Umständen mein Urgroßvater und Großvater angefangen haben, und dann sieht, dass immer noch an der Ursprungsidee weiter gearbeitet wird, berührt mich das. Ich identifiziere mich sehr mit unserer Firma.
Wie sahen denn die Anfänge aus? Angefangen hat alles im Jahr 1920 im Brenderweg 193 in Koblenz-Neuendorf als „Gemischtwarenanbieter". In diesem Haus lebten und arbeiteten meine Vorfahren. Hier wurde vieles produziert, was damals bei sogenannten Drogisten in den zahlreichen Tante-Emma-Läden feil geboten wurde. Dazu zählten unter anderem Lebensmittel, Heilkräuter, Gewürze und Backzutaten. Unter der Woche besuchte mein Großvater die Örtchen an Rhein und Mosel mit dem Fahrrad, bot diese Waren an und nahm Aufträge entgegen. In der Folge ließ mein Urgroßvater Druckplatten anfertigen, um damit die kleinen Beutel selber bedrucken zu können, die dann zum Bei
spiel mit Nelken, Pfeffer oder Muskat abgefüllt wurden - zunächst händisch, später maschinell. Die Maschine von damals steht heute bei uns am Eingang. Wir stellten aber auch HARKOSO Kindernahrung her. HARKOSO steht für Hartkorn Koblenz und Sohn. Mir gefällt der Name, deshalb haben wir ihn vor einigen Jahren wieder aufgegriffen. Vor zwölf Jahren führten wir einen Award ein, der seitdem immer auf der Weihnachtsfeier nur an einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin verliehen wird. Der HARKOSO Award zeichnet eine außergewöhnliche Leistung aus. Inzwischen haben wir auch eine Firma mit diesem Namen gegründet: die HARKOSO Verwaltungs-GmbH.

Das heißt, Sie haben zusätzlich noch weitere Unternehmen? Unser Firmenkonstrukt besteht aus mehreren Unternehmen. Die HARKOSO Verwaltungs-GmbH ist Grundstücks- sowie Gebäudeeigentümerin und verpachtet dieses Gebäude zum Beispiel an die Hartkorn Gewürzmühle GmbH. Auf diese Weise stellen wir uns sicherer auf, falls irgendwann eine Schieflage kommen sollte. Ich bin nicht pessimistisch, aber vorsichtig. Es ist unsere Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern und deren Familien, entsprechend vorzusorgen.
Zu Beginn Ihrer Unternehmensgeschichte verfügte Hartkorn über ein breites Produktangebot, dann hat man sich auf Gewürze spezialisiert. Warum? Richtig, früher hatten wir ein sehr breites Produkt-Portfolio. Als mein Vater das Unternehmen übernahm, optimierte er das Sortiment, um sich voll und ganz auf Gewürze und Kräuter konzentrieren zu können. Er erkannte frühzeitig, dass die Fokussierung wichtig sein würde. Wir bieten heute zahlreiche Gewürze aus den entferntesten Ländern an und möchten jeden Kunden begeistern – zum Beispiel die Hobbyköchin oder den Hobbykoch mit breitem Gewürzportfolio zu einem vernünftigen Preis-Leistungsverhältnis. Mit innovativen Gewürzmischungen wie Smoky BBQ RUB, Guacamole Gewürz, Eistee- oder Bratapfelgewürz sprechen wir besonders die jungen Convenience-Orientierten an. Auch Gourmets, die beispielsweise einen besonders exotischen Pfeffer, wie den in Salz fermentierten Urwaldpfeffer oder den über Buchenholz kalt geräucherten Malabarpfeffer wünschen, zählen zu unseren Kunden. Hinzu kommt unser Sortiment aus kontrolliert biologischen Gewürzen und Gewürzmischungen für alle, die auf nachhaltigen Anbau Wert legen. Hierzu zählen auch Gewürze im hochwertigen Tontöpfchen aus dem regionalen Westerwald.


Nachhaltigkeit ist demnach ein Thema für Sie. Absolut. Wenn man sich unsere Verpackungsentwicklung anschaut, so stellt man fest, dass wir immer nachhaltiger unterwegs sind. Als ich ins Unternehmen eingestiegen bin, hatten wir die Aluminiumdöschen, unseren Aroma-Tresor, und die orangenen Nachfüllpäckchen. In den letzten Jahren sind weitere ökologisch nachhaltige Sortimentsgruppen hinzugekommen, wie unsere Pappdosen mit Korkstopfen. Beides nachwachsende Rohstoffe. Weiterhin optimieren wir stetig bestehende Sortimente und setzen so beispielsweise vermehrt auf Papieretiketten statt solche aus Plastikfolien. Hier gibt es noch einiges zu tun. Das ökologische Thema ist mir übrigens nicht nur bei Verpackungen wichtig.
Sie meinen, dieses Gebäude ist nachhaltig gebaut? Ja, wir sitzen hier in einem Energie-Effizienz-Gebäude. Das heißt, wir unterschreiten die Energie-Einsparverordnung um 45 %, und wir produzieren zu 100 % unseren Strom selbst. Auf diesem Dach ist eine Photovoltaikanlage, in unserer Produktion in Koblenz ebenso. Wir haben zudem Ladestationen für unsere Mitarbeiter, die mit Elektro-Autos zur Arbeit kommen. In Kürze bekommen wir unser erstes Elektro-Fahrzeug für den Unternehmensverkehr. Uns geht es nicht vornehmlich um Gewinnmaximierung, sondern darum, ein Unternehmen langfristig gesund aufzustellen. Dafür ist der Dreiklang aus Ökonomie, Ökologie und sozialen Kompetenzen entscheidend. Das beherzigen wir. Ich denke, das zeichnet unser Familienunternehmen aus.
Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Business? Die Warenbeschaffung zählt eindeutig dazu. Wir haben einerseits eine wachsende Weltbevölkerung und im asiatischen Raum werden die Menschen zunehmend wohlhabender, können sich also die selbst angebauten Gewürze eher leisten, so dass weniger für den Export zur Verfügung steht. Andererseits wird es immer schwieriger verkehrsfähige Qualitäten zu beschaffen, da die Grenzwerte von Pestiziden und Mykotoxinen in Europa immer weiter nach unten verschoben werden. Das erklärt, warum die Preise steigen. Hinzu kommen auch Naturkatastrophen. Wenn zum Beispiel ein Hurrikan die Vanillepflanzen auf Madagaskar oder die Muskatnussbäume auf Grenada wegfegt, braucht es eine Weile bis neue wachsen. Schließlich treiben zu allem Überfluss Spekulanten die Preise unnötig in die Höhe.
Muss man in Ihrem Beruf viel reisen? Tatsächlich sind wir viel unterwegs. Sie dürfen sich das aber nicht so vorstellen, dass wir jede Rohware im Ursprungsland selbst aussuchen. Wir haben über 300 verschiedene Rohwaren, die wir einkaufen, daher arbeiten wir zum einen mit Lieferanten aus den Ursprungsländern zusammen. Das sind Kontakte, die wir seit Jahren pflegen und wissen, dass die Qualitäten ausgezeichnet sind. Zum anderen arbeiten wir auch mit Großhändlern zusammen, dazu zählt zum Beispiel ein Vanille-Experte, der nichts anderes macht, als weltweit Vanille in einer facettenreichen Vielfalt einzukaufen. Der Vorteil bei Großhändlern ist, dass man Qualitäten einkaufen kann. Kommt dann eine Qualität an, die der erwünschten nicht entspricht, schickt man die Ladung wieder zurück und bekommt die, die man haben wollte. Wenn man hingegen Waren aus dem Ursprung bezieht, ist das nicht so einfach. Da kann es sein, dass Ware geliefert wird, die man nur noch entsorgen kann. Ein Totalschaden also. Doch in der Tat kommen wir viel rum und wären vor Kurzem in den Vietnam geflogen, um Pfefferlieferanten zu besuchen. Leider mussten wir die Reise aufgrund von Corona absagen.

Sie sind gelernter Apotheker und haben in Pharmazie promoviert. Mein Vater hat immer gesagt, ich soll machen, was mir Spaß bereitet. Ich habe mich für Naturwissenschaften interessiert. Meine Eltern hatten im Freundeskreis einige erfolgreiche und vor allem sehr sympathische Apotheker, die mich so beeindruckten, dass ich mich schon als Zwölfjähriger auf diesen Beruf festlegte. Später schwankte ich zwischen Pharmazie und Medizin. Deshalb absolvierte ich mehrere Praktika in unterschiedlichen Apotheken und auch im ein oder anderen Krankenhaus und entschied mich für meine erste Wahl.
War nicht schon immer klar, dass Sie einmal ins Familienunternehmen einsteigen werden? Nein, es war vielmehr klar, dass ich das nicht tun werde. Als ich mein Abitur absolvierte, ging es unserem Unternehmen sehr schlecht. Daher waren meine Eltern froh, dass ich Apotheker werden möchte. Doch im Laufe meines Studiums stieg mein Interesse am Familienunternehmen. Im Grunde durch eine sehr kluge Vor

gehensweise meines Vaters, falls er das absichtlich getan haben sollte. (lacht) Mein Vater hat mich häufig in seine Entscheidungen einbezogen. Er erzählte mir von seinen Herausforderungen und welche Überlegungen er sich gerade machte. Wir telefonierten regelmäßig, und er fragte: “Was würdest du denn machen?” Natürlich hatte ich nicht immer sofort eine Antwort parat, aber ich dachte darüber nach. Beim nächsten Telefonat sagte ich dann, wie ich es machen würde. An der ein oder anderen Stelle hat er tatsächlich auf mich gehört, was mich natürlich stolz machte und mein Interesse zunehmend stimulierte. Zum Ende des Studiums stand für mich fest, dass ich in unser Familienunternehmen einsteigen werde. Allerdings wollte ich unbedingt promovieren. Und ich bekam die Zeit.
Warum wollten Sie unbedingt promovieren, obwohl bereits klar war, dass Sie ins Familienunternehmen einsteigen und nicht in der Apotheke stehen werden? Zum einen ist das vermutlich meinem Ehrgeiz und Ego geschuldet und der Tatsache, dass ich die Zeit in meiner zweiten Heimat – München – sehr genossen habe, zum anderen weil mich das wissenschaftliche Arbeiten interessierte. Ich habe im Bereich Lebertransplantationen promoviert. Wir haben mit Naturstoffen gearbeitet und versucht herauszufinden, wie man den Schaden der Leber während der Zwischenlagerung, der sog. Ischämie, reduzieren kann. Dieses medizinische Thema interessierte mich sehr. Ich profitiere heute noch davon, denn in der Wissenschaft lernt man Ergebnisse zu hinterfragen. Man gibt sich nicht mit dem erstbesten Ergebnis zufrieden, heute manchmal zum Leidwesen unserer Mitarbeiter. (lacht)
Die modern und offen gestalteten Räumlichkeiten, mit gemütlichen Ecken, einer großen Küche und zahlreichen Gimmicks wie Müsli-Bar und Fitnessstudio zeigen, dass man hier den Wohlfühlfaktor groß schreibt. Das ist in der Tat so. Soziales Mitarbeiterengagement liegt uns am Herzen. Bei Hartkorn ist man keine Nummer und einer von vielen, sondern man kennt sich hier beim Namen. Wir sind inzwischen über 150 Mitarbeiter, aber die einzelnen Abteilungen sind kompakt und persönlich. Personalmanagement ist das Thema der Zukunft. Es wird immer schwieriger an gute Mitarbeiter zu kommen, doch wir finden sie. Und wir tun viel dafür, damit man sich bei uns wohlfühlt. Von äußeren Merkmalen wie der Raumgestaltung über Weiterbildung und Freizeitaktivitäten bis hin zur Tatsache, dass bei uns die Mitarbeiter mitentscheiden, ob jemand eingestellt wird.
Das funktioniert? Ja, unsere Mitarbeiter werden ernstgenommen, denken dadurch unternehmerisch und zusätzlich wird auf diese Weise ein gutes Miteinander gefördert. Denn wenn es mal nach einigen Wochen zu Missverständnissen mit einem neuen Kollegen kommen sollte, heißt es nicht “Wen habt Ihr denn da eingestellt!”. Die Entscheidung hatten ja die Mitarbeiter
selbst mitgetroffen, deshalb geben sie der Person eher eine Chance. Manchmal genügt es, denjenigen an anderer Stelle einzusetzen. Auch das ist bei uns eine wichtige Devise: Wir versuchen die Leute möglichst nach ihren Stärken einzusetzen.
Weiterbildung ist ihnen demnach wichtig. Richtig, nach dem Motto “Stärken stärken” - aber wir zwingen sie niemandem auf. Denn ich habe festgestellt, dass Weiterbildung nur auf freiwilliger Basis wirklich Sinn macht. Bei uns kann man sich aussuchen, worauf man Lust hat und wir unterstützen das sowohl finanziell als auch zeitlich. Es gibt Mitarbeiter, die eine Weiterbildung nach der anderen absolvieren und andere, die das gar nicht möchten. Beides ist in Ordnung. Konkretes Beispiel: Vor einiger Zeit kam eine Mitarbeiterin zu mir und sagte: “Herr Hartkorn, ich würde gerne eine Fremdsprache lernen. Am liebsten Französisch, aber das brauchen wir ja eigentlich nicht.” Ich erklärte: “Jetzt nicht, aber vielleicht in einem halben Jahr.” Wir haben dann einen Kurs ins Leben gerufen, an dem zwei Mitarbeiterinnen aus der Verwaltung teilnehmen. Zugleich bieten wir einen Englischkurs und in der Produktion auch Deutschkurse an. Einmal pro Woche findet zudem ein Fitnesskurs mit dem Personal Trainer statt.

Das klingt nach einer modernen Unternehmenskultur. War Ihr Vater mit alledem einverstanden oder kam es zu Konflikten zwischen den Generationen? Es wäre falsch zu behaupten, wir hätten nie Konflikte miteinander gehabt, aber mein Vater hat mir vertraut. Er war 19 Jahre alt, als er das Unternehmen übernehmen musste, weil sein Vater plötzlich verstarb. Ich war zehn Jahre älter, als ich hier anfing und habe nicht vom ersten Tag an alles auf den Kopf gestellt. Vor etwa zehn Jahren fing ich an, Verantwortung immer mehr auf unsere Mitarbeiter zu delegieren. Dafür sprach, dass wir zunehmend wuchsen und ich zudem die Mitarbeiter motivieren wollte. Je mehr ich jemanden mit einbeziehe, desto motivierter ist er. So kam es dazu, dass in unseren Besprechungsräumen unsere Mitarbeiter selbständig mit den Vertrieblern anderer Unternehmen Gespräche führten. Zu Zeiten meines Vaters wäre das undenkbar gewesen, er war stets bei allen Terminen anwesend. Doch nun kam er ins Büro und sah die Leute ohne mich am Tisch sitzen. Das war für ihn verständlicherweise zunächst irritierend. Doch er sah, dass es funktioniert und ließ mich machen. Ich ziehe den Hut vor meinem Vater. Nach so vielen Jahren die Verantwortung an die nächste Generation abzugeben, das stelle ich mir sehr schwierig vor. Ich hoffe, dass meine Frau und ich das irgendwann auch so gut hinbekommen werden.
Wie sieht Ihre Vision für das Familienunternehmen aus? Das ist eine schwierige Frage, denn Visionen wirken schnell größenwahnsinnig. Ich möchte ein betriebswirtschaftlich gesundes Unternehmen führen, das an die fünfte Generation weitervererbt werden kann und dessen Mitarbeiter stolz darauf sind, Teil des Ganzen zu sein. Natürlich will ich auch, dass wir wachsen, aber nicht um jeden Preis. Unsere Werte dürfen nicht auf der Strecke bleiben. Wir sind ein Familienunternehmen und ich möchte, dass wir eins bleiben. Mein Ziel ist, unser Unternehmen langfristig nach vorne zu bringen.
Welche Rolle spielt für Sie die Digitalisierung? Digitalisierung und Maschinisierung sind wichtige Themen. Wenn man wettbewerbsfähig bleiben möchte, muss man die Maschinisierung vorantreiben. Wir investieren stark in unseren Maschinenpark in unserer Produktion in Koblenz. Digitalisierung ist gleichermaßen entscheidend, und damit meine ich nicht Video-Konferenzen. Ich spreche von modernen Warenwirtschafts- und Lagerführungssystemen. Denn wir arbeiten im Lager ohne Stift und Papier. Wir gehen mit Pick by Voice durch die Regale und kommissionieren im Multi-Order-Picking mehrere Aufträge gleichzeitig. Wir beschäftigen zudem über 50 Mitarbeiter im Außendienst, die ebenfalls digital mit uns arbeiten. Von der Auftragserfassung, über die Lieferschein- und Rechnungsstellung - alles läuft elektronisch ab.
Sie haben Mitarbeiter für E-Commerce und Social Media - auch das ist Ausdruck von Digitalisierung. Stimmt, für mich hat das auch mit Diversifikation zu tun. Wir möchten uns nicht nur auf den Lebensmitteleinzelhandel konzentrieren, sondern auch im B2C-Business agieren. Gleichzeitig konzentrieren wir uns verstärkt auch auf den Export und das Private-Label-Geschäft.
Ihrer Website ist zu entnehmen, dass Sie auch ausbilden und Werkstudenten beschäftigen. Das ist von großer Bedeutung. Auf diesem Weg übergeben wir jungen Menschen quasi unsere Hartkorn-DNA. Als Azubi schnuppert man in alle Bereiche und lernt das Unternehmen sehr gut kennen. Wir bilden inzwischen auch in Bereichen aus, die nicht konventionell sind und in Koblenz nur von wenigen Betrieben angeboten werden. Dazu zählt der E-Commerce-Manager. Das ist ein neu geschaffener Ausbildungslehrgang. Ein weiterer ist die Lebensmitteltechnologie, wofür es leider schwierig ist Anwärter zu finden. Hierbei geht es um die Maschinen- und


Anlagenführung gepaart mit Laborarbeit, Qualitätskontrolle und Freigabe von Rohwaren. Wer diesen interessanten, aber recht unbekannten Ausbildungslehrgang absolviert, wird sehr gefragt sein. Lebensmittelproduzenten in der Region suchen händeringend nach entsprechenden Fachkräften.
Woher nehmen Sie den Ausgleich zu Ihrem Beruf? Wer Kinder hat, kennt das bestimmt: Man kommt von der Arbeit nach Hause und hat sofort ein anderes Thema. Außerdem habe ich mit meiner Frau immer eine Gesprächspartnerin, ob bei privaten oder beruflichen Anliegen. Zudem habe ich das Glück, dass meine Familie und ich viele Leidenschaften teilen. So versuchen wir regelmäßig zum Kitesurfen nach Holland zu fahren, gehen Laufen, sind in der Natur unterwegs und treffen uns gerne mit Freunden. Also: Familie, Freunde, Sport - das ist mein Ausgleich.
Vermutlich benötigten Sie nach der Einführung der Red Cap Spendendose starke Nerven. Warum sorgte diese soziale Aktion für Aufsehen? Als es 2015 zur Flüchtlingskrise kam, haben wir überlegt uns sinnvoll zu engagieren. Wir haben die Red Cap Spendendose erfunden. Unsere Gewürzdöschen, aber mit einem roten Deckel, auf dem stand, dass 5 Cent des Erlöses an die Flüchtlingshilfe gespendet werden. Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr wir mit dieser guten Sache angeeckt sind. Uns schrieben einige Kunden Beschwerdebriefe, sie wollten die 5 Cent zurückhaben, damit diese nicht gespendet würden. Einer dieser Briefe war besonders schlimm, daher haben wir das auf Facebook thematisiert und unsere Antwort darauf gepostet. Die Resonanz war groß, wir haben viel positives Feedback erhalten. Obwohl es polarisierte, haben wir diese Aktion jährlich zum Jahresende wiederholt und bisher über eine Million Red Cap Dosen verkauft. Es sind über 60.000 Euro zusammengekommen, die wir über die Organisation arche noVa e.V. nach Syrien gespendet haben. Auch dieses Jahr führen wir die Aktion fort und werden wieder Geld spenden.
Verraten Sie mir, ob es neue Projekte bei Hartkorn gibt? Wir kreieren aktuell eine neue Marke, die im Herbst auf den Markt kommen wird. Sie trägt nicht den Namen Hartkorn – viel mehr kann ich noch nicht verraten. Nur so viel, diese Marke konzentriert sich im Wesentlichen auf zwei Themen nach dem Motto „Gutes tun – nachhaltig würzen!“. Ein Thema ist die Ökologie der Verpackung mit dem Verzicht auf Plastik, außerdem werden wir mit diesen Produkten Children for a better World e.V., eine Organisation, die sich für Kinder einsetzt, unterstützen. Das ist uns wichtig, denn Kinder sind unsere Zukunft.

ALEXANDRA KLÖCKNER
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