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November, Trauer und Tod: mehrere Initiativen mit neuen Angeboten

November – mehrere Feiertage erinnern an den Tod

Die Feiertage, an denen der Toten gedacht wird, häufen sich im November – auch wenn Tod und Trauer keinen Monat brauchen und immer aktuell sein können. Die katholischen Feiertage sind Allerheiligen (1. November) und Allerseelen (2. November). Man gedenkt der Heiligen und besucht die Gräber der Verstorbenen und zündet ein Licht an. Aus dem evangelischen Glauben kommt der Totensonntag – der letzte Sonntag vor dem ersten Advent. Auch an diesem Tag besucht man die Gräber der Familie. Einen Sonntag früher ist der Volkstrauertag. An diesem gedenken die Menschen der Opfer der Weltkriege. Der Monat November ist auch der Zeitpunkt, den die Initiativen der Region, die sich um Trauernde kümmern, nutzen, um auf ihre Angebote aufmerksam zu machen. Wir haben sie auf dieser Doppelseite zusammengetragen.

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Aachener Kindertrauergruppe sucht Ehrenamtler und Ehrenamtlerinnen

Als die Kinderärztin Marion Heyne vor rund vier Jahren nach Aachen kam, suchte sie gezielt nach einem Angebot, das trauernden Kindern zur Seite steht – und lernte das Kindertrauerprojekt „diesseits“ kennen. Schon in Bremen war sie über ihre Arbeit auf einer Kinderintensivstation auf eine ähnliche Initiative aufmerksam geworden. Seit 2019 engagiert sich Marion Heyne nun ehrenamtlich bei „diesseits“. Einmal im Monat treffen sich hier Schulkinder bis etwa zwölf Jahre, die einen geliebten Menschen verloren haben und in ihrer Trauer Unterstützung brauchen.

Maria Pirch, Gemeindereferentin der Pfarre Franziska von Aachen, und zwei ehrenamtliche Mitarbeiterinnen leiten die Gruppe in gemütlicher Atmosphäre an. „Wir zünden eine Kerze an, haben unsere Rituale, und wenn sie möchten, fangen die Kinder an zu erzählen“, berichtet Marion Heyne. Es sei eine sehr schöne Aufgabe, die Kinder zu begleiten und ihnen ein wenig Halt geben zu können. „Es ist etwas fürs Herz“, wovon sie auch persönlich profitiere. Tod und Trauer würden in unserer Gesellschaft noch immer viel zu sehr verdrängt. Sie habe gelernt, sich dem Thema zu öffnen und Worte zu finden, so Heyne.

Der zeitliche Aufwand für das Ehrenamt ist mit rund sechs Stunden im Monat für Marion Heyne auch als Mutter einer zweijährigen Tochter gut zu schaffen. Außer einer Präventionsschulung durch die Pfarre und der Vorlage eines Führungszeugnisses gibt es auch keine formalen Voraussetzungen. An Fortbildungen nehmen die Teamer gemeinsam teil. Wer Lust hat, sich bei „diesseits“ zu engagieren, „ist also nie alleine, wir arbeiten immer als Gruppe“, sagt Heyne. Interessierte können sich gerne melden bei Maria Pirch, telefonisch unter 0176 20614530 oder info@diesseits-aachen.de. Mehr Infos auf www.diesseitsaachen.de

Wie läuft die Trauergruppe ab?

Die diesseits-Kindergruppe trifft sich am ersten Mittwoch im Monat von 17:00 bis 18:30 Uhr, außer in den Schulferien und an Feiertagen. Parallel zur Kindergruppe besteht für Väter und Mütter die Möglichkeit, sich in einem Nebenraum ebenfalls unter Anleitung über die Trauersituation in der Familie auszutauschen.

Maria Pirch, Projektleiterin und Trauerbegleiterin, empfiehlt, dass ein Kind frühestens vier bis fünf Monate nach dem Verlust des Angehörigen an der Trauergruppe teilnehmen sollte. „Kindern liegt viel daran, dass alles heil ist“, so Pirch. „Sie möchten wissen, wie geht mein Alltag jetzt? Wer kocht für mich, wer bringt mich zu Schule? Der Alltag muss geregelt sein. Erst dann kann beim Kind die Endgültigkeit des Todes ankommen.“ In der Gruppe geht es meist spielerisch und mit kreativen Angeboten wie Malen und Basteln um Themen wie Erinnerungen und Erfahrungen, um Vergängliches und Wachsendes etwa in der Natur, um Hoffnungen für die Verstorbenen und neue Beziehungen für die Lebenden. Vor allem geben sich Kinder gegenseitig Tipps, was ihnen gut tut, zum Beispiel schlimme Träume aufschreiben oder malen, in ein Marmeladenglas stecken und im Keller verstecken. Für Kinder, denen das Sprechen über Gefühle schwerfällt, gibt es neben der Gruppenarbeit auch die Möglichkeit der tiergestützten Kindertrauerarbeit mit Pferd oder Hund.

Trauernetzwerk Alsdorf bietet Trauergruppen für Kinder, Jugendliche und Eltern an

Mal ist es der Vater, der am plötzlichen Herztod verstorben ist, mal stirbt die Mutter nach langer Krebserkrankung. Egal ob sich der Tod lange angekündigt hat oder plötzlich eintritt – danach verändert sich in der Familie alles. Jemand fehlt, ein Platz ist leer, ein Duft schwindet. Wie damit umgehen? Das Trauernetzwerk Alsdorf bietet offene Gruppen zur Trauerbewältigung an. Kinder im Alter zwischen vier und zwölf Jahren treffen sich in einer

offenen Gruppe, die von ausgebildeten Kindertrauerbegleiterinnen und -begleitern betreut wird. In der geschützten Umgebung begegnen die Kinder Gleichaltrigen mit ähnlicher Erfahrung. Sie bekommen Möglichkeiten und Wege angeboten, sich mit der Trauer auseinanderzusetzen – dabei kommen Trauerrituale zum Einsatz, wie zum Beispiel das Basteln einer Erinnerungskiste, aber auch das Betrachten von Büchern oder angeleitete Rollenspiele. Nicht immer beschäftigen sich die Kinder mit Trauer, es werden auch freudvolle Nachmittage miteinander verbracht, da wird zum Beispiel einfach mal getobt. Parallel zu den Kindern können Eltern mit anderen betroffenen Erwachsenen über ihre Situation sprechen. Wie kann es weitergehen? Was sind die nächsten Schritte? Für trauernde Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren aus dem Nordkreis der StädteRegion findet zweiwöchentlich der Trauertreff „Phönix“ statt. Der Einstiegszeitpunkt ist auch bei dieser Gruppe offen. Die Jugendlichen bleiben, solange sie wollen. In der Regel werden die Treffen von sechs Monaten bis zu zwei Jahren besucht. Die vorherige Anmeldung ist erforderlich, für die Teilnahme entstehen keine Kosten.

Trauernetzwerk Alsdorf Team Libelle und Phönix 02404 6796753 corinna.zens@bistum-aachen.de www.trauernetzwerk-alsdorf.de

Der Verein „Verwaiste Eltern Aachen“ lädt Betroffene zum Austausch ein

Der Verlust eines Kindes bedeutet immer eine persönliche Katastrophe. In Aachen bietet der Verein „Verwaiste Eltern Aachen“ Eltern, die ihr Kind durch Krankheit, Unfall oder Suizid oder auch während der Schwangerschaft verloren haben, einen Anlaufpunkt, wo sie verstanden werden und sich austauschen können. Zu unterschiedlichen Zeitpunkten hat auch jede von den Vorstandsmitgliedern ein oder mehrere Kinder verloren – Schicksalsschläge in ihrem Leben, die die unterschiedlichsten Gefühle wie Trauer, Wut und Verzweiflung hervorgerufen haben. Alle wurden so auf ihre Weise in vielen Lebensbereichen geprägt, was letztlich dazu geführt hat, dass sie sich beim Verein „Verwaiste Eltern“ getroffen haben. Heute bestimmt der Verlust ihrer Kinder und Sternenkinder nicht mehr den Alltag, sondern hat einen Platz im Leben gefunden. Bis dahin war es ein schwerer und anstrengender Weg, auf dem der Verein, die anderen betroffenen Eltern und viele Gespräche sehr geholfen haben. Jetzt möchten die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder davon etwas zurückgeben und anderen Betroffenen helfen.

In Aachen und Umgebung werden Angebote und Projekte umgesetzt, um betroffene Eltern und deren Angehörige zu unterstützen. Außerdem möchten der Verein ein Netzwerk schaffen, das Hebammen, medizinisches Fachpersonal und weitere Berufsgruppen verbindet und alle Beteiligten sensibilisiert, damit der Verlust von Kindern, egal zu welchem Zeitpunkt, angenommen werden kann.

Die Termine bis Ende des Jahres:

Trauergruppe für Eltern von verstorbenen Kindern Diese Gruppe richtet sich an Eltern, deren Kinder aufgrund von Krankheit, Suizid oder Unfalltod verstorben sind. Mo 10.10.2022, 20:00 Uhr Mo 07.11.2022, 20:00 Uhr Mo 05.12.2022, 20:00 Uhr

Trauergruppe für Eltern mit dem Verlust eines Kindes während der Schwangerschaft Die Gruppe richtet sich an Eltern, die eine Fehlgeburt, einen Schwangerschaftsabbruch, eine Totgeburt oder einen Säuglingstod erlebt haben. Mi 19.10.2022, 20:00-22:00Uhr Mi 02.11.2022, 20:00-22:00Uhr Mi 16.11.2022, 20:00-22:00Uhr Mi 30.11.2022, 20:00-22:00Uhr Mi 07.12.22, 20:00-22:00Uhr

Trauergruppe für Frauen mit frühen Fehlgeburten Eine Fehlgeburt innerhalb der ersten zwölf Schwangerschaftswochen betrifft viele Frauen. Diese Gruppe dient Frauen zum Austausch in der oft sehr emotionalen Situation. Do 13.10.2022, 20:00 Uhr Do 27.10.2022, 20:00 Uhr Do 10.11.2022, 20:00 Uhr Do 24.11.2022, 20:00 Uhr Do 08.12.2022, 20:00 Uhr Do 22.12.2022, 20:00 Uhr

Infos & und Anmeldung über info@verwaiste-eltern-aachen.de

Herbstemotionen – ein Abend im Zeichen der Hospizarbeit

Text: Robert Targan Foto: Greta Arntz

Bereits zum siebten Mal findet im Theater Aachen der Benefizabend Herbstemotionen der Hospizstiftung Region Aachen statt, die wiederum 2022 ihr zehnjähriges Bestehen feiert. In herausfordernden Zeiten sind die Initiatoren ganz besonders auf Unterstützung angewiesen.

„Das erste Ziel der Hospizstiftung, die Mitfinanzierung des Hospizes am Iterbach, ist in greifbare Nähe gerutscht“, freuen sich Ulla Schmidt, Vorsitzende des Kuratoriums der Hospizstiftung Region Aachen, sowie Wolfgang Hammer, Schirmherr des Projekts Hospiz am Iterbach und Mitglied des Kuratoriums der Hospizstiftung Region Aachen, im Grußwort zu den diesjährigen Herbstemotionen. Denn: Eine Sterbebegleitung ist von Angehörigen zu Hause meist nicht in vollem Maße zu bewältigen; gleichzeitig steigt die Anzahl alleinlebender Menschen in unserer Gesellschaft stetig. Damit schwerkranke Menschen bestmöglich palliativmedizinisch versorgt werden können, braucht es ambulante Hospizdienste für eine würdevolle Begleitung. In Aachen stehen hierfür zurzeit 26 Plätze zur Verfügung.

Herbstemotionen: kokett, musikalisch, exzentrisch

Der Benefizabend startet am 1. November 2022 um 17:30 Uhr mit einem Get-together im Spiegelfoyer des Theater Aachen, bevor ab 19:00 Uhr auf der Bühne das Hauptprogramm beginnt. Das Moderationsduo Boris Bongers und Khalid Bounouar freut sich etwa auf das Duo Die netten Koketten, die beweisen, dass es nicht mehr braucht als zwei Frauen und ein Klavier, um in die bunte Welt des deutschen Kabaretts einzutauchen. Mal geht es bei Charlotte Welling und Valerie Barth tiefgründig zu, dann wieder absurd-komisch. Der 2017 in Aachen gegründete Chor Flow hingegen begeistert durch seine offene Art und viel Fingerspitzengefühl bei der Songauswahl: „Wir fühlen uns einfach sauwohl auf der Bühne und fiebern jedem unserer Auftritte entgegen! Das verdanken wir jedem Einzelnen unserer Mitglieder!“ Das dürfte auch für das Sinfonieorchester Aachen gelten, das jährlich mit rund 140 Auftritten im Konzertsaal und Opernorchester echte Vielseitigkeit beweist. Das 1720 erstmals erwähnte Orchester sorgt bei den Herbstemotionen somit für den richtigen Ton. Diesen treffen auch Herr Schultze und Herr Schröder vom WallStreetTheatre immer wieder: Im Stile zweier englischer Gentlemen verfeinern sie kontinuierlich ihre Spieltechniken, um einen Mix aus trockenem Humor und exzentrischem Mimenspiel erfolgreich auf die Bühne zu bringen. Tickets für die Benefizveranstaltung sind online, an der Theaterkasse oder an den bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. herbstemotionen.de