Pfabü Nr. 132

Reformation – und heute?

Pfarreibulletin St. Peter und Paul St. Ulrich

Oktober – November 2018

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser Pfarreibulletin 132

❱ Impressum Herausgeber Pfarreien St. Peter und Paul und St. Ulrich Winterthur Auflage 2600 Exemplare EmpfängerInnen Angehörige der Pfarreien Redaktion / Gestaltung Otto Dudle |odu Hugo Gehring |hug Andrea Holenstein |aho Rainer Holenstein |rho Michael Kolditz |mik Salu Mathew |sam Giovanni Schäfli |gio Redaktionsadresse Andrea Holenstein Lärchenstrasse 34 8400 Winterthur Telefon 052 203 11 81 Mail: andrea.holenstein @greenmail.ch PC-Nr. 84-44650-2 Adressverwaltung Pfarramt St. Peter und Paul Telefon 052 269 03 70 Pfarramt St. Ulrich Telefon 052 269 03 80 Druck und Versand Sailer Druck Medien GmbH 8400 Winterthur Erscheinung viermal jährlich

In einem sehr originellen Buch mit dem Titel «Als die Religion noch nicht langweilig war» beschreibt der theologisch gebildete Autor Hans Conrad Zander mit grosser Sympathie das Leben der ägyptischen Wüstenväter des vierten Jahrhunderts. Doch in diesen Erzählungen schildert er auch, wie in der dritten Generation das Ideal der Eremiten immer mehr von dekadenten Vertretern der mönchischen Lebensform pervertiert worden ist: So werden luxuriöse Sieben-Zimmer-Klausen in die Wüste gebaut und die sexuelle Enthaltsamkeit immer mehr unterlaufen.

Die daraus abgeleitete These des ursprünglichen Schweizer Ex-Dominikaners Zander lautet: Jede geistige Bewegung braucht alle drei Generationen einen oder mehrere Reformer, die ans Ursprungsideal erinnern.

Tatsächlich können wir diese Rückbesinnung auf den Gründerimpuls in vielen spirituellen Gruppierungen beobachten: In der Geschichte des Benediktinerordens gibt es eine stattliche Zahl von Reformaufbrüchen (z.B. Zisterzienser, Trappisten – immer unter dem Motto: «Zurück zur ursprünglichen Regel !»). Auch die franziskanische Familie kennt Erneuerungsanläufe – die Kapuziner sind einer davon. Da heisst das Leitanliegen: «Zurück zum eigentlichen Armutsideal des heiligen Franziskus!»

Da erstaunt es nicht, dass auch die lange Geschichte des Christen­ tums, das in die 81. Generation geht, viele berechtigte und bitter nötige Reformsituationen erlebt hat. Sie orientieren sich stets an der Frage: «Was hat der Meister von Nazaret ursprünglich gewollt? Wie können wir das Evangelium in der jeweiligen Zeit glaubwürdig leben?»

Das gilt auch für das 500-Jahr-Reformationsjubiläum, das wir in der Schweiz 2019 begehen. Der christliche Glaube ist von der damaligen Monopolkirche arg verunstaltet worden. Es hat zu jener Zeit dringend mutige und fromme Menschen gebraucht, die wieder die Botschaft des Evangeliums ins Zentrum stellen wollten, die dem Christentum wieder seine ursprüngliche Form zurückgeben – es eben reformieren – wollten.

Aus gegenwärtiger Sicht verstehen wir die Anliegen der Reformation.

Und heute? – fragt dieses Pfabü-Heft. Braucht es nicht immer neu Reform?

Für die Redaktion

Hugo Gehring

Danke, Martin Luther! hug | In meinen Augen ist Martin Luther ein religiöses Genie gewesen.

Dieser von Skrupeln gepeinigte Augustinermönch hat seine tiefe seelische Verwundung für den Glauben fruchtbar gemacht. Er hat sich existentiell entschieden, der bedingungslosen Liebe Gottes zu vertrauen. Diesen Schritt hat er theologisch meisterhaft reflektiert («Rechtfertigungslehre»). Damit hat er das ganze hochmittelalterliche Schindluder einer marktwirtschaftlichen Handelbeziehung mit Gott überwunden – der Ablasshandel ist nur deren gemeingefährlichster und abstossendster Ausdruck gewesen.

Hochzuschätzen ist zweitens Luthers Überzeugung, dass jeder Mensch über einen persönlichen, unmittelbaren Zugang zur göttlichen Wirklichkeit verfügen muss, den er durch die Bibel in verständlicher Sprache eröffnen wollte. Zu lange schon hatte die kirchliche Machtelite mit ih-

rem religiösen Monopol die Vermittlung der göttlichen Gnade magisch an sich gekoppelt.

Dass aus diesen beiden grundlegenden Glaubensimpulsen, die wir Luther bis heute verdanken, nicht eine gemeinsame Kirchenreform, sondern eine Kirchenspaltung mit Religionskriegen entstanden ist, stellt eine schändliche Schuldgeschichte aller Beteiligten dar.

Auf katholischer Seite können dankbar das Konzil von Trient, das doch einige bestehende Missstände behoben hat, sowie die Ordensgründungen der Jesuiten und Kapuziner als indirekte «Früchte» der Reformation betrachtet werden.

Ein Zitat, das Luther zugeschrieben wird, mag ich besonders. Glaubensstark und schalkhaft schlagfertig ermutigt er: «Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zugrunde geht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen.»

Reformation – und heute?

Was wir der Reformation verdanken

Katholische Reform im Zweiten Vatikanischen Konzil

«Zeitenwende» in der Kirche odu | Ich ging in die vierte Klasse im Internat in Immensee, als Anfang 1959 die Welt mit der Nachricht überrascht wurde, Papst Johannes XXIII., noch keine drei Monate im Amt, habe die Einberufung eines Konzils angekündigt. Im Herbst 1962, ein halbes Jahr vor meiner Matura, wurde das Konzil in Rom feierlich er-

öffnet. Woche für Woche verfolgten wir Gymnasiasten gespannt am Radio die Kommentare des Jesuitenpaters Mario von Galli über den Verlauf der Beratungen. Spannend fanden wir insbesondere die Konflikte zwischen Konservativen und Progressiven, zwischen der römischen Kurie und den Neuerern.

3

Reformation – und heute? ❱ Das Zweite

Vatikanische Konzil führte zu einer Zeitenwen­ de in der katho­ lischen Kirche

4

Katholische Reform im Zweiten Vatikanischen Konzil Erwartungen an das Konzil Jung, wie wir damals waren, empfanden wir stereotype Gebetsformeln und barocken Schwulst unpassend, fremd und unzeitgemäss. Wir hatten Träume: Der Gottesdienst sollte ein gemeinschaftlich gefeiertes Fest sein, aber ohne pompöses Zeremoniell und ohne einnebelnde Weihrauchschwaden. Singen und Beten – alles sollte authentisch echt und keine blosse Routine sein. Unsere Erwartungen und Hoffnungen richteten sich auf eine von innen erneuerte Kirche. Frauen und Männer, Priester und Laien sollten gemeinsam Verantwortung tragen. Wir träumten von einer Kirche, die sich nicht gegen die moderne säkulare Gesellschaft stellt, sondern, verankert in der Gesellschaft, als Anwältin der Entrechteten und Benachteiligten klar Stellung bezieht in sozialen Fragen.

Auch sollte die Kirche ihre Moralkasuistik aufgeben und die Gewissensfreiheit der einzelnen respektieren. Sollte das von Johannes XXIII. beabsichtigte Aggiornamento gelingen, musste sich die Kirche grundlegend reformieren, waren wir überzeugt.

Grosse Hoffnungen setzten wir Gymnasiasten auf jene Theologen – Bischöfe, wie Josef Frings oder Léon-Joseph Suenens, oder Professoren, wie Hans Küng oder Karl Rahner –, welche die Konzilsväter in den Kommissionen berieten und ihnen

biblisch begründete Argumente zur Entscheidfindung lieferten. Wir erwarteten damals die «grosse Wende» in der Kirche: die Abschaffung des Pflichtzölibats der Priester, den Abbau der starren Hierarchie und die Aufwertung der Kollegialität unter den Bischöfen, gleichzeitig auch eine Stärkung der Ortskirchen. Fast in die Rolle eines Feindbildes geriet in unseren Augen der konservative Kurienkardinal Alfredo Ottaviani, weil er auf unlautere Art mehrmals die Konzilsdebatten zu manipulieren versuchte.

Versuch einer Bilanz Zu den von der Mehrheit der KatholikInnen bereitwillig aufgenommenen Neuerungen des Konzils gehört die Liturgiereform. Sie wurde zügig umgesetzt: Schon wenige Jahre nach Abschluss des Konzils 1965 stand in den meisten Kirchen vorn im Chorraum, am Übergang zum Kirchenschiff, ein neuer Altar, an dem der Priester, den Gläubigen zugewandt, in der Volkssprache Eucharistie feierte. Die Kommunionbank, die den Chor vom Kirchenschiff trennte, verschwand.

Wie hat das Konzil die Kirche verändert? Wage ich aus zeitlicher Distanz ein Urteil, kommt mir das Konzil als eine Art Katalysator vor, der mich zum mündigen Christen befreite.

Glaubens- und Gewissensfreiheit, Errungenschaften der Aufklärung, sind durch das Konzil auch in der Kirche angekommen. Der Verzicht auf Absolutheitsansprüche hat ihr ein menschlicheres Gesicht gegeben. Mit dem klaren Bekenntnis zur gesellschaftlichen Verantwortung in der Welt hat sich die Kirche im Bemühen um Frie-

Katholische Reform im Zweiten Vatikanischen Konzil den und Gerechtigkeit an die Seite der Menschen guten Willens gestellt.

Vertrauens- und Glaubwürdigkeit der Kirche haben gewonnen. Allein, die Kirche besteht aus Menschen, nicht aus Heiligen; die Umsetzung der Kon-

zilsbeschlüsse hat darum in Teilbereichen durchaus Luft nach oben. Für die Kirche bedeutet dies: Der Reformprozess ist nie zu Ende, Rückbesinnung auf den Ursprung und die eigenen Wurzeln, ist eine Daueraufgabe.

Winterthur – (k)eine Re­for­ma­ tions­­stadt Peter Niederhäuser | «Unser Herrgotstag ward abgetan», unter diesem Titel schilderte der Winterthurer Chronist Laurenz Bosshart die Aufhebung des Fronleichnamstages 1524, der in seinen (neugläubigen) Augen weniger mit Glauben denn mit Ausschweifungen zu tun hatte. Ähnlich knapp verwies er auf die Aufhebung der Klöster, auf die erste Priesterehe oder auf die Zürcher Disputation.

Ausführlicher ging er einzig auf die Geschichte der einzelnen Klöster ein, nicht ohne anzumerken, dass man Gott mit dem Herzen, nicht aber mit Stiftungen und Tempeln dienen solle.

Bosshart war Chorherr auf dem Heiligberg und begrüsste die religiösen Neuerungen. Seine Bedeutung liegt aber vor allem darin, dass er als Zeitzeuge die Umwälzungen bis zu seinem Tod 1532 festhielt. Zwar sind seine Aufzeichnungen oft allzu summarisch, doch ohne seine Chronik würden wir nur wenig über die Zeit der Reformation in Winterthur wissen. Winterthur stand als Untertanenort von Zürich im Schatten der Ereignisse an der Limmat; wer hier

charismatische Prediger, feurige theologische Debatten und politische Auseinandersetzungen erwarten würde, wird den bescheidenen Verhältnissen Winterthurs kaum gerecht.

Und doch lohnt sich der Blick auf die Landstadt, die trotz ihren höchstens 3000 EinwohnerInnen einen durchaus beispielhaften Wandel erlebte.

Im Zeichen der Ratspolitik Die Erinnerung an 500 Jahre Reformation steht im Zeichen des Thesenanschlags Martin Luthers von 1517.

Luther wurde zwar auch in Winterthur gelesen, weit wichtiger waren aber Ostschweizer Themen, die letztlich der Zürcher Reformation zum Durchbruch verhalfen. Hinzu kommt ein grundsätzlicher Vorbehalt: Der Weg zur neuen Konfession war weder geradlinig noch zielgerichtet, sondern glich einem tastenden Vorwärtsschreiten. Die Anfänge des Reformprozesses wurzeln im Spätmittelalter und beginnen nicht mit einem symbolträchtigen Paukenschlag und die Etablierung einer neuen Kirche erfolgte in Etappen, die zwischen

Reformation – und heute?

Etablierung einer neuen Kirche in Etappen

5

Etablierung einer neuen Kirche in Etappen

❱

Winterthur Vedute (Stadt­ ansicht), 1648

Geistlichen und Laien, zwischen Obrigkeit und Untertanen, zwischen den Bewohnern von Stadt und Landschaft immer wieder neu ausgehandelt werden mussten. So auch in Winterthur.

Der Chronist Bosshart lässt die Neuerungen an der Eulach 1523 mit zwei Ereignissen beginnen: Der Rat von Winterthur hob das kleine Frauenkloster der Sammlung (heute Altersheim am Neumarkt) auf, während der Bischof von Konstanz vergeblich Geld von den Priestern einforderte.

Lakonisch notierte Bosshart: «Die Priester ergaben sich an die weltliche Gewalt.» Tatsächlich werden die Vorgänge in Winterthur stark von der Ratspolitik geprägt. Trotz des Einflusses von Zürich genossen die Ratsherren innerhalb von Winterthur Autonomie.

Schon vor der Reformation hatten sie sich grossen Einfluss auf den kirchlichen Bereich gesichert, indem sie Priester wählten und kontrollierten, das kirchliche Vermögen verwalteten, Ehestreitigkeiten schlichteten und das Kloster der Sammlung beaufsichtigten. Im Unterschied zu Zürich gab es zudem seit 1475 eine Prädikatur, ein Predigtamt, wo regelmässig die Bibel in der Volkssprache ausgelegt wurde. Wichtige Elemente der neuen protestantischen «Staatskirche» waren also schon strukturell angelegt, bevor der Rat am 15. Februar 1524 be-

schloss, alle Geistlichen hätten fortan den Winterthurer Rat – und nicht den Bischof – als oberste Autorität anzuerkennen.

Eine neue Welt?

Auf dieser Grundlage und in Abhängigkeit der Beschlüsse in Zürich veränderte sich auch in Winterthur rasch das kirchlich-geistliche Leben.

Die Schaffung einer städtischen Armenpolitik, die Aufhebung des Frauenklosters, die Etablierung eines Ehe- und Sittengerichts und die Neuorganisation des Kirchenwesens sind zentrale Punkte dieses grundsätzlichen Wandels. Statt über einem Dutzend Priester fanden sich noch drei bis vier Geistliche in der Stadtkirche, die ihren reichen Schmuck einbüsste. Bibel und Gnade Gottes standen künftig im Zentrum des protestantischen Selbstverständnisses.

Der Winterthurer Rat verstand sich als christliche Obrigkeit, die verpflichtet war, den Alltag der «Schäfchen» moralisch-sittlich zu kontrollieren und notfalls zu disziplinieren.

Der Weg zu einer Konfessionalisierung zog sich lange hin. Noch Jahre nach der Reformation lebten Altgläubige in der Stadt und es bestanden enge Kontakte in religiös «gespaltenen» Familien. Und nicht wenige Nonnen von Töss suchten keine bürgerliche Existenz, sondern wohnten weiterhin in den Klostergebäuden.

Die letzte Konventfrau von Töss starb dort um 1572. Alte und neue Glaubenswelt standen sich noch lange gegenüber – erst viele Jahre nach 1517 hatte sich die evangelisch-reformierte Kirche wirklich etabliert.

Ausserhalb der Kirche gibt es Heil hug | Als noch knapp vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–65) katholisch Erzogener habe ich etwa in der vierten Klasse im «Grünen Katechismus» (von 1955) gelernt, dass die katholische Kirche «alleinseligmachend» ist und die Angehörigen aller anderen Konfessionen und Religionen nicht selig werden können, das heisst nicht in den Himmel kommen. Was tut ein religiös sensibles Kind, wie ich, in diesem Alter mit einem reformierten Vater? Ich habe versucht, ihn zu bekehren und wollte ihn überzeugen, katholisch zu werden. Aber mein Vater blieb konversionsresistent. Er wollte definitiv nicht seine Konfession wechseln. Und ich musste mich entscheiden, dem grünen Buch oder meinem Herzen zu glauben.

Gerade in dieser Zeit haben die Konzilsväter ein Grundsatzpapier über das Verhältnis der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen beraten und 1965 grossmehrheitlich verabschiedet, das meines Erachtens den bedeutendsten Fortschritt in der Lehre der Kirche im 20. Jahrhundert darstellt. Das kurze Dokument trägt den Titel «Nostra aetate» («In unserem Zeitalter», abgekürzt NA) und geht nicht vom Missionsbefehl aus, sondern vom allgemeinen Heilswillen Gottes, der sich in den Religionen

aller Zeiten und aller Völker manifestiert. Jede Religion ist somit legitimer Ausdruck der menschlichen Suche nach Gott und enthält dank dem Licht, das Gott seiner Schöpfung eingestiftet hat, echte Wahrheit. «Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist.» (NA 2) In der dogmatischen Konstitution über die Kirche («Lumen gentium», Nr. 16) und im Missionsdekret («Ad gentes», Nr. 7) steht ausdrücklich: Für Menschen, die ohne Schuld das Christentum nicht kennen, gibt es Wege, die nur Gott weiss, die zum Heil führen. Damit ist der Grundsatz «extra ecclesiam nulla salus» – «ausserhalb der Kirche kein Heil» – überwunden und eine heilsoptimistische Sicht eröffnet.

An einem Abend in Haiti habe ich mich 2003 in einem Pfarrhaus etwas spöttisch über bestimmte Praktiken des Voodoo-Kultes geäussert. Der einheimische Pfarrer hat mich entschieden zurechtgewiesen. «Du weisst, dass seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil für uns jede Religion Wahrheit enthält. Die als Sklaven verschleppten Afrikaner haben ihre echte Religion nach Haiti mitgebracht, über die du nicht spotten darfst, sondern sie mit Respekt betrachten sollst.» Wie recht er hat!

Reformation – und heute?

«Nostra aestate» – Gedanken zu diesem Grundsatzpapier der katholischen Kirche

7

Bischof in der Nähe von Genf in der Zeit nach der Reformation

Reformationsbestrebungen von Franz von Sales sam | Der heilige Franz von Sales wurde am 21. August 1567 in Obersavoyen in einer adligen savoyischen Familie geboren, die in einer calvinistischen Region katholisch geblieben war.

Nachdem er Priester geworden war, leitete er vier Jahre lang mutig eine Mission in Chablais (einer Region im Norden Savoyens, südlich des Genfer­ sees) voll von Bernois-Calvinisten.

1595 brachte er das Apostolat der Presse in die Mission. In Thonon, der Hauptstadt von Chablais, predigte er in der einzigen katholischen Kirche.

Obwohl es, gemäss der öffentlichen Ordnung des calvinistischen Stadtkonsistoriums allen ProtestantInnen verboten war, auf ihn zu hören, erreichte er sie durch Verteilung gedruckter Artikel, die er unter die Türen der calvinistischen BewohnerInnen schob und die von den Menschen gut aufgenom-

❱

Ikone des heiligen Franz von Sales

8

men wurden – hatte er doch das Talent, in seiner Sprache diplomatisch und doch klar zu sein, ohne Polemik.

Die Flugblätter wurden später unter dem Titel «Die katholischen Kontroversen» veröffentlicht. Durch diese Arbeit hat er ungefähr 40’000 Menschen wieder zurück zum katholischen Glauben gebracht.

Im Buch «Die katholischen Kon­ troversen» betont Franz von Sales, dass die Bibel und die Tradition wichtige Richtlinien des Glaubens sind, weil die Tradition schon früher da war als gewisse Teile der Bibel selbst. Die Tradition der Kirche war auch als Teil der Bibel niedergeschrieben worden.

Für die Reformatoren sind einige Bücher der Bibel inakzeptabel. Sie haben einen Teil aus den Büchern von Esther und Baruch, Tobias, Judith, der Weisheit, Jesus Sirach, Kohelet und der Makkabäer ausgeschieden.

Der heilige Franz von Sales stellte die Frage, auf Grund welcher Autorität sie das tun konnten?

Er hat sich auch die Mühe gemacht, die Priesterausbildung des Klerus zu verbessern. Er sagt, Wissen ist das achte Sakrament der Priester.

Er wollte eine bessere theologische Ausbildung der Priester.

In seinem Buch «Philothea, Anlei­ tung zum frommen Leben» lädt Franz von Sales alle ein zu einem heiligen Leben, trotz der Verschiedenheit ihrer Berufungen. Alle sind zur Heiligkeit berufen. Das heisst: Egal ob Hausfrau

oder Zimmermann, jede und jeder kann heilig werden. Es ist möglich, wenn sie ihre Berufung leidenschaftlich und mit Liebe und Hingabe ausüben. Er hat auch für Ordensfrauen und Mönche ein Leben vorgeschlagen, das mehr den Menschen nahe sein solle.

Der heilige Franz von Sales war von 1602 bis 1622 Bischof der ­D iözese Genf, im Exil von Annecy. Er wurde am

8. Januar 1662 durch Papst Alexander VII . selig gesprochen und am 19. April 1665 von demselben Papst heilig gesprochen. 1877 wurde er von Papst Pius IX . zum Kirchenlehrer und 1922 – anlässlich seines 300. Todestages – durch Papst Pius XII . zum Patron des katholischen Schrifttums sowie der katholischen Schriftsteller und Journalisten ernannt.

Reformation – wie sie ein Einsiedler Mönch postuliert

«Bei euch aber soll es nicht so sein!»

Martin Werlen | In einer lebendigen Gemeinschaft stehen immer Reformen an. Das gilt auch für die Kirche, die Gemeinschaft aller Getauften. Dabei muss sie sich am Evangelium orientieren. Ein ökumenischer Reformstau (das heisst: über alle Konfessionen hinweg) herrscht im Umgang mit Macht. Und gerade in dieser Frage ist das Evangelium klar wie kaum in einer anderen Frage: «Bei euch aber soll es nicht so sein!» (Mk 10,43) Diese klare Weisung ist an uns alle gerichtet: An den Papst genauso wie an die soeben Getauften. Da steht tatsächlich eine Reformation an. Denn im Umgang mit Macht ist es in der Kirche leider oft wie in der Welt oder noch schlimmer. Viele haben sich daran so sehr gewöhnt, dass Machtverlust oft als Glaubensverlust interpretiert wird. Viele unserer Glaubenssymbole, die wir auch in den Logos haben, sind mehr Ausdruck der Macht als des Glau-

bens. Darunter gehören auch bekannte Bauten. Müssten nicht auch wir – wie Papst Franziskus – den Mut haben, die Paläste zu verlassen? Müssten wir nicht alles loslassen, was Ausdruck der Macht ist, die die Kirche einmal hatte?

Die meisten der Getauften haben sich verabschiedet – nicht zuletzt deswegen, weil viel Getue, das sie in der Kirche wahrnehmen, nicht nach Evangelium duftet. Müsste es uns nicht zu denken geben, wie viel Geld und Zeit wir in den Erhalt von Machtsymbolen, wie unsere Bauten das oft sind, investieren? Sollten wir nicht den Mut haben, einfach unseren Glauben zu leben und daraus auch die Infrastruktur entstehen lassen in aller Schlichtheit, wie es dem Evangelium und unserer Berufung besser entsprechen würde?

Dietrich Bonhoeffer, einer der grossen Glaubensgestalten des 20.

Jahrhunderts, hat das in einem Brief aus dem Gefängnis in aller Deutlich-

Reformation – und heute?

Bischof in der Nähe von Genf in der Zeit nach der Reformation

9

Reformation – wie sie ein Einsiedler Mönch postuliert keit geschrieben: «Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist.

Um einen Anfang zu machen, muss sie alles Eigentum den Notleidenden schenken.» Im Mysterienspiel «Feuerturm» von Silja Walter zum heiligen Bruder Klaus heisst es: «Die arme Kirche als einzig glaubwürdige und wirksame Reform.» Beim Zweiten Vatikanischen Konzil haben 40 von den über 2000 anwesenden Bischöfen in der Domitilla-Katakombe ein eindrückliches Gelübde abgelegt: Verzicht auf äussere Macht, Privilegien

und Ehrentitel. Sie verpflichteten sich zu einem Leben in Einfachheit an der Seite der Armen und als Anwalt für Arme und Rechtlose.

In diese hier angedeutete Richtung muss die Reformation heute gehen, nehmen wir das Wort Gottes ernst. Und dies muss gemeinsam geschehen. Wagen wir es, uns vom Wort Gottes ansprechen zu lassen und Sauerteig in unserer Zeit zu sein!

Mehr dazu in: Martin Werlen, Zu spät. Eine Provokation für die Kirche.

Hoffnung für alle. Freiburg i. Br. 2018.

Gedanken zum Reformstau in der katholischen Kirche

Reformation – und heute?

Glauben trotz grosser Fragen

10

Zita Haselbach | Reformstau! Lieber hätte ich zum Thema «Reformbewegungen» geschrieben, denn zurzeit sind viele Reformbemühungen im Gange. Indizien dafür sind die virulenten Auseinandersetzungen innerhalb der Kirche und das Hochspülen von Skandalen an die Oberfläche.

Mir scheint, dass Papst Franziskus mit erstaunlicher Entschiedenheit Reformen antreibt: seelsorgerliche Begleitung statt Verurteilung, Benennen von Übeln, Suchen von Entscheiden im Austausch mit andern (Syno­ dalität), konsequente Abgabe von Macht nach unten (zum Beispiel keine Korrektur mehr von liturgischen Texten der Sprachregionen durch Rom, Zulassung geschiedener Wiederverheirateter durch Bischöfe…). Kein Wunder sagte ein Schweizer Bischof: «Franziskus ist ein anspruchsvoller ‹Chef›. Denn er führt nicht über Be-

fehle und Verordnungen… Avanti, sagt er… und nimmt die Mitarbeitenden in die Pflicht, indem er Verantwortung delegiert.»

Dass ich zum «Reformstau» schrei­ ben soll, hat wohl damit zu tun, dass die Rolle der Frau in der Kirche wirklich dringend reformiert werden muss, und zwar von der Mitsprache in den Entscheidungsgremien bis hin zur Weihe.

Die Aussage der Glaubenskongregation von 1994, dass über die Priesterweihe der Frau nicht einmal mehr diskutiert werden dürfe, ist für mich der Inbegriff einer totalitären Haltung und zeigt gerade mehrere grosse Reformfelder auf:  Die Angst vor der Frau und damit vor dem Leiblichen.  Die Bevormundung der Gläubigen durch eine «Unfehlbarkeit», die dem Papst und den Konzilien in

lehramtlichen Schreiben zugesprochen wird. Mündige ChristInnen betrachten schon lang einzig und allein das Evangelium als unumstösslich – wenn auch aus dem Zusammenhang interpretierungsbedürftig. Sie achten die Traditionen der Kirche, aber als Umsetzungsarbeit des Evangeliums in die jeweilige Zeit.  Die Auffassung von absoluter Wahrheit, «Wahrheit ist eine Begegnung», sagt Papst Franziskus.

Auch als Glaubender würde er nicht «von absoluter Wahrheit sprechen im Sinne, dass absolut das ist, was los, frei von jeglicher Beziehung ist…». Dafür spricht, dass auch jeder von uns die Wahrheit von sich selbst her erfasst und ausdrückt – von seiner Geschichte und Kultur oder von der Situation her, in der er lebt. Das heisst nicht, dass Wahrheit veränderlich und subjektiv wäre, im Gegenteil. Aber es bedeutet, dass sie sich uns immer nur als Weg und Leben gibt.

Nebst der Priesterweihe der Frau gibt es Reformstau bei Abschaffung des Pflichtzölibats, Haltung zur gleichgeschlechtlichen Orientierung, Zulas­ sung von nichtkatholischen ChristIn­ nen zur Eucharistie, neue Sicht der Ehe, Führungsstil, Klerikalismus (Macht auf Grund von Weihe, auch über andere), Reform des Vatikans, Unfähigkeit, plurale Positionen auszuhalten….

Aber! Selbst wenn all diese Anliegen erfüllt würden, so wäre die Situa­ tion der katholischen Kirche nicht einfach gut, wie uns die Schwester-

kirchen vor Augen führen. Das ist zu oberflächlich!

Reform muss tiefer gehen und bei der Frage nach Gott ansetzen!

Im grossen Abschiednehmen von unzulänglichen Gottesbildern ist vielen Menschen ganz still und leise der Bezug zu einem grossen Du – manchmal sogar der Bezug zu einem tragenden Grund – entschwunden. Das gilt es, ernster zu nehmen.

Auch SeelsorgerInnen sind Suchende.

Wenn Religion nicht mehr nur Privatsache wäre, könnten wir miteinander die Gottesfrage neu stellen: Glaube trotz aller riesigen Fragen, Krisen und Ungereimtheiten.

«Ohne Krisen kann man nicht wachsen. Das gilt für alle Menschen.

Das biologische Wachsen selbst ist eine Krise. Die Krise des Kindes, das zum Erwachsenen wird. Im Glauben ist es nicht anders… ein Glaube, der nicht in die Krise gerät, um an ihr zu wachsen, bleibt infantil», so Papst Franziskus.

Und wenn die heutigen KatholikInnen mündig sich auf das eigene vom Evangelium geformte Gewissen berufen dürfen und sollen, so wird offenbar, dass ein grosser Reformstau beim verbreiteten Mangel an Kenntnis des Evangeliums liegt. Es würde einer kontinuierlichen, vertieften Weiterbildung bedürfen, eine gelegentliche Predigt genügt nicht. Schwaches Wissensfundament kann auch schwachen Glauben verursachen, es sei denn, der Glaube steht unumstösslich in konsequentem Vertrauen in Gott und Liebe zu sich und den Mitmenschen.

Ich spüre noch Notwendigkeit einer weiteren Reform in einer Welt des

Reformation – und heute?

Gedanken zum Reformstau in der katholischen Kirche

11

Reformation – und heute?

Gedanken zum Reformstau in der katholischen Kirche

12

Wohlstands: Grosses gesellschaftspolitisches Engagement der einzelnen und der Kirchen, zum Beispiel erwartete ich einen Aufschrei in der katholischen Kirche Schweiz zum Ansinnen des Bundesrates, die Waffenausfuhr

in Bürgerkriegsländer zu lockern….

Reform hat keinen Platz für Resignation oder Spott. Reform braucht Mut, differenziertes Denken, die Fähigkeit, plurale Positionen auszuhalten, Offenheit und viel Ausdauer.

Reformation. Bis heute. Für mich? Vielleicht so.

Die Sicht einer reformierten Pfarrerin Ruth Näf Bernhard | Aus irgendeinem Grund ging das kleine Mädchen gerne in die Kirche. Es wusste, dass Gott alles sieht. Und zwar immer und überall.

Und dass man daher aufpassen muss.

Was man denkt. Und was man sagt.

Und was man tut. Und es betete viel.

Dass es das Richtige denke und sage und tue. Nämlich das, was dem lieben Gott gefällt. Später hat es dann auch Geschichten gehört. Geschichten von Heiligen. Von jungen Frauen und wie ihnen Maria erschienen sei. Und das Mädchen wünschte sich so sehr, dass auch Maria ihm dereinst erscheinen möge. Vielleicht – wenn es lange genug beten würde. Und es betete. Inbrünstig und mit einem Rosenkranz in der Hand. Jeden Abend vor dem Einschlafen. Und hoffte, dass – wenn es in der Nacht jetzt sterben würde – es sogleich von den Engeln in den Himmel getragen würde. Direkt dem lieben Gott in die Arme.

Aus dem Mädchen wurde eine Jugendliche. Aus irgendeinem Grund begann sie, in der Bibel zu lesen. Was sie las, interessierte sie. Und vieles

erstaunte sie. Sie fühlte sich aber in ihrer Umgebung allein. Und dachte immer mehr bei sich: Vermutlich bin ich reformiert. Nicht: Vielleicht haben sie mich nach der Geburt mit einem andern Kind verwechselt. Uns gar vertauscht. Vielleicht wäre ich richtig eine Königstochter. Nein. Nur: Vermutlich bin ich reformiert.

Aus der Jugendlichen wurde eine junge Frau. Und später eine Frau und Mutter. Aus irgendeinem Grund hat sie sich eines Tages dazu entschieden, die Konfession zu wechseln. Als vieles drunter und drüber ging, da beschloss sie, reformiert zu werden.

Mit allen Konsequenzen. Für sich und ihr Kind. Maria vor allem fehlte ihr.

Die junge Frau wurde älter. Aus irgendeinem Grund hat sie Theologie studiert. Erst viele Jahre später.

Fast wie aus heiterem Himmel. Reformierte Theologie. Um ihrem Glauben nachzudenken.

Man kann die Gründe nicht immer benennen. Es gibt deren so viele bei allem und jedem, sich so oder so oder anders zu entscheiden. Im Rückblick

Reformation. Bis heute. Für mich? Vielleicht so. verändern sich diese Gründe. Sie werden neu erzählt. Anders gedeutet.

Anders gewichtet. Das gilt auch für die Reformation.

Immer gibt es verschiedene Gründe für dieses und jenes. Aber nur einen einzigen Grund für uns Kirchen.

Jesus Christus. Es geht nur noch um das Weiterbauen. Wobei «nur noch» ja auch nicht ganz einfach ist.

Nehmen wir zum Beispiel die Reformierten. Also uns. Wir bekennen uns vor allem zu unserm Denken. Damit haben wir es zu etwas gebracht.

Tatsächlich. Denken ist wichtig. Aber nicht alles. Denken tut es sowieso.

Reformation. Und heute. Für mich?

Etwa so.

Ich möchte wieder mehr glauben können. Dass das Fundament hält,

was es verspricht. Und dass dort, wo wir nicht mehr weiterwissen, im Bauwerk ein kleines Fenster entsteht. Wo mildes Licht einfallen kann. Das Licht der Gnade. Das nicht einfallen könnte, wäre da keine Lücke.

Ich möchte wieder mehr vertrauen können. Dass kommt, was muss.

Oft anders als gewünscht. Anders als gedacht. Doch gefügt und geführt.

Vertrauen darauf, dass gut ist, was kommt.

Selbst dann, wenn man keinen Grund mehr spürt. Und vor sich vielleicht nur noch Abgrund sieht. Gerade dann darauf vertrauen, dass auch ganz unten im tiefsten Abgrund kein anderer Grund ist als nur der eine.

Jesus Christus. Zukunft und Hoffnung in der Tiefe. Für uns alle.

Gelebte Ökumene

Gottesdienste auf dem Neumarkt hug | Im Juni 2014 hat Winterthur das 750-Jahre-Stadtjubiläum gefeiert. Aus diesem Anlass trafen sich erstmals Gläubige aus allen Volkskirchen zusammen mit ihren christlichen Geschwistern aus den Freikirchen zu einem grossen ökumenischen Freiluft-Gottesdienst auf dem Neumarkt.

Bei strahlendem Wetter kamen über 2000 ChristInnen im öffentlichen Raum zusammen und feierten mit Lobgesängen, Gebet und Verkündigung froh ihren Glauben – für alle sichtbar.

Diese Präsenz mitten in der Stadt soll ein Zeichen sein, dass wir «der Stadt Bestes suchen» (Jer 29, 7) und uns

nicht in ein religiöses Getto verbannen lassen. So wurde auch am Bettag 2018 der Grund unseres Glaubens, der uns verbindet, nicht privat oder in geschlossenen Zirkeln thematisiert, sondern als feierliches gemeinsames Bekenntnis bewusst in der Öffentlichkeit zum Ausdruck gebracht.

Das Thema des diesjährigen Gottesdienstes auf dem Neumarkt war: «Weil wir Grund haben» 13

14

«Wir sind Gottes Mitarbeiter, ihr seid Gottes Ackerfeld, Gottes Bau. Der Gnade Gottes entsprechend, die mir geschenkt wurde, habe ich wie ein guter Baumeister den Grund gelegt; ein anderer baut darauf weiter.

Aber jeder soll darauf achten, wie er weiterbaut. Denn ein anderer Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus» (1 Kor 3, 9 – 11)

Blick auf den Festgottesdienst auf dem Neumarkt zum Stadt-Jubiläum im September 2014: Kinder lassen Ballone in den Himmel steigen.

Foto: Oliver Sittel

15

Ökumenisches Miteinander in Veltheim/Rosenberg

St. Ulrich

Pfarrer Walter, Walter und Walter

❱

Die drei gut zusammenarbei­ tenden Kirchen

16

gio | Vor mehr als vierzig Jahren standen Walter Brander, unser damaliger Pfarrer, und die beiden Pfarrherren der reformierten Kirche Walter Fritschi und Walter Schlegel Pate für die Ökumene in Veltheim/Rosenberg. Zu einer Zeit, als die Ökumene noch ein ganz zartes Pflänzchen war. Alle waren gespannt darauf, was für Blüten daraus spriessen würden.

Weil ich schon damals in beiden Kirchgemeinden nicht nur als «Hof­ fotograf» tätig war, erlebte ich dieses Wachstum aus nächster Nähe.

Sieben Tage im Jahr reserviere ich jeweils für die Gemeindeferienwoche.

Die reformierte Kirche lädt dazu ein, gemeinsam eine Woche miteinander zu verbringen. Mit wenigen Ausnahmen findet sie immer an einem anderen Ort statt. Dort trifft sich dann Gross und Klein, Jung und Alt zum Austausch, Wandern, Spielen und für Besinnungen. Verantwortlich ist

jeweils der amtierende Pfarrer. Eine Woche gemeinsam unterwegs zu sein, das verbindet und schafft Nähe. Dabei entstanden wertvolle Freundschaften.

Nachhaltig für unsere Pfarrgemeinde war wohl ein ganz spezielles Angebot: Als unsere Kirche renoviert wurde, tauchte die Frage nach Ersatzräumen für unsere Gottesdienste auf.

Ohne Umschweife stellten unsere reformierten Geschwister uns ihre Kirche Rosenberg zur Verfügung. Während eines ganzen Jahres benutzten sie nur noch ihre Dorfkirche für ihre Sonntagsgottesdienste. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Im Hintergrund sind viele gemeinsame Projekte am Laufen. Das «Fiire mit den Chliine» ist so ein Beispiel. Oder die Chöre, die miteinander Projekte verwirklichen und gemeinsam auftreten. Im Januar gibt es jeweils ökumenische Bildungsangebote. Diese werden flankiert von gegenseitigen Sonntagsgottesdienst-

besuchen. Wir feiern zusammen den Bettagsgottesdienst und treffen uns beim «Zeitpunkt» im Einkaufszentrum Rosenberg, im Café International und weitere gemeinsam getragenen Flüchtlingsangeboten wie im Verein VIWO (Wohnungen für Flüchtlinge).

Auch der Weltgebetstag sei hier noch erwähnt.

Ich persönlich schätze den Kontakt mit unseren reformierten MitchristInnen sehr. Sie geben mir Einblicke in ihre Tätigkeiten und ich höre von ihren Freuden, Sorgen und Ängs-

ten. Mich freut auch die gegenseitige Wertschätzung.

Es tut gut, nach Jahrzehnten auf die Entwicklung und das Erreichte zurückzublicken.

Walter, Walter und Walter können stolz sein. Sie wurden schon längst abgelöst. Aber wir sind auf ihrem eingeschlagenen Weg weitergegangen. Aus dem zarten Pflänzchen ist inzwischen eine bunte Blumenwiese in ihrer natürlichsten Form geworden.

Gehen wir behutsam damit um, denn sie lohnt die Mühe wirklich.

St. Ulrich

Ökumenisches Miteinander in Veltheim/Rosenberg

Pfarreiwanderung 1./2. September

Auf dem Gommer Höhenweg gio | Die Wetterprognosen waren für unser Unternehmen mit Hansruedi Frey als Wanderleiter alles andere als ermutigend. Aber, oh Wunder, wir blieben vom Regen verschont. Ja es kam noch besser!

Am zweiten Tag wurden wir von der Sonne regelrecht verwöhnt. Die Berglandschaft präsentierte sich uns in ihrer ganzen Pracht. Bei schönem Wetter lässt sich leichter wandern und fröhlich sein.

❱

Die Wan­dergruppe bei einer Rast in den Walliser Bergen

17

Traditionelles Oasenfest am 9. September

St. Ulrich

Multikulti in der Oase gio | Unser Oasenfest hat schon eine lange Tradition. Zum Auftakt feiern wir jeweils einen gemeinsamen Gottesdienst mit allen Missionen die in unserer Kirche verkehren. Dazu gehören die Kroaten, die Tschechen, die Portugiesen und die Iraker. Wir verlassen die Kirche kurz vor der Mittagszeit.

Das wunderbare Wetter liess uns die kulinarischen Genüsse im Freien geniessen. Entsprechend der internationalen Beteiligung präsentierte sich das reichhaltige Menü Angebot.

❱

Impressionen vom diesjährigen Oasenfest

18

Das erstreckte sich natürlich bis hin zum leckeren Kuchenbuffet.

Der eigentliche Höhepunkt ist aber der dreiviertelstündige Sponsorenlauf. Die Nichtsportler feuern die grossen und kleinen Akteure lauthals an.

Eine portugiesische Folkloregruppe aus St. Gallen in bunten Trachten, rundeten das Fest mit ihren Tänzen und dem Gesang fröhlich ab.

Sechs Firmlinge in unserer Pfarrei

❱

Generalvikar Josef Annen spendete das Sakrament der Firmung an Rebecca Camanni, Calvin Hegi, Dinh Phuc Nguyen, Loris Rodel, Jonas Steiner und Marie-Lu Stüssi. Ihre Firmung stand unter dem Motto: «Glauben belebt – dein Geist macht lebendig!»

St. Ulrich

Firmung in St. Ulrich am 1. Juli

Kalendarium Oktober 2 Dienstag 8 Sonntag 2 31 Mittwoch

Seniorennachmittag, Tösstaler Marionetten «Der Alchimist», 14.30, Pfarreiheim St. Peter und Paul Familienmesse, 9.30, Kirche St. Ulrich Allerseelen und Gedächtnisgottesdienst, 19.00, Kirche St. Ulrich

November 6 Dienstag 10 Samstag

22 Donnerstag

Seniorennachmittag, Unterhaltung mit dem gemischten Chor von Hünikon, 14.30, Pfarreiheim St. Peter und Paul  Basar, 8.30 bis 16.00, Pfarreiheim St. Ulrich  Fiire mit de Chliine, 10.00, Marienkapelle St. Ulrich Vortrag von Pfarrer Hugo Gehring, «Engelwelten», 19.45, Pfarreiheim St. Peter und Paul

❱ Treffpunkte Zeit-Punkt – Zeit, um sich zu begegnen 4.10.| 11.10.| 18.10.| 25.10.| 1.11.| 8.11.| 15.11.| 22.11.| 29.11. jeweils DonnerstagNachmittag, 14.00, Café «Coffeebox» im Einkaufszentrum Rosenberg

19

aus der Spitalseelsorge 20

Gute Zusammenarbeit in den Seelsorgeteams am KSW

In ökumenischem Miteinander Stefan Staubli | Not, Leid und Krankheit machen vor konfessionellen Grenzen nicht halt. Zudem gibt es das überall feststellbare Phänomen, dass Not verbindet, solidarische Kräfte weckt und (Meinungs)-Verschiedenheiten in den Hintergrund schiebt.

Das klingt jetzt alles sehr allgemein, ist für mich als Teil vom grossen ökumenischen Seelsorgeteam am KSW aber vom ersten Tag an erlebbar gewesen! Auf jeden Fall wurde ich in diesem ersten Jahr nicht allzu oft von den PatientInnen her nach meiner Konfession gefragt, sondern zunächst und vor allem als christlicher Seelsorger, als Mensch von «der» Kirche begrüsst. Und ich würde mich entschieden dagegen wehren, das schwindende konfessionelle Bewusstsein gleich mit grundsätzlichem Glaubensschwund gleichsetzen zu wollen.

Im Spital wird einfach noch deutlicher, was sich rundherum abzeichnet: Die Reformation ist zwar nicht einfach Geschichte oder die Trennung fraglos überwunden, aber wir sind im ökumenischen Miteinander an einem Punkt, wo das Verbindende das Trennende bei weitem überwiegt. Und zu den entsprechenden ökumenischen «Treibern» gehören nebst der grossen Zahl an konfessionsverbindenden Ehen auch die Spitalseelsorge oder überhaupt die verschiedenen Spezialseelsorgen in Kliniken, im Gefängnis und auch im Bahnhof.

Da ist wirklich schon viel möglich und alltäglich: So finden im Spital ganz selbstverständlich im selben Raum (ab 2021 wieder in einer richtigen Spitalkirche) reformierte und katholische Gottesdienste statt. Unsere beiden Sekretärinnen arbeiten Pult an Pult und dass der Teamausflug gemeinsam durchgeführt wird, ist schon keine Frage mehr. Gewiss, das schönste ökumenische Miteinander lässt die lange und schmerzliche Trennungsgeschichte nicht einfach vergessen, zumal sich auf diesen getrennten Wegen Traditionen und Bräuche herausgebildet haben, die fest verankert und vertraut geworden sind. Und dann kann es vorkommen, dass die reformierte Kollegin nach einem Kreuzchen oder Rosenkranz fragt, weil dies einer Patientin eine Hilfe sein könnte.

All dies hält den Traum und weitere Bemühungen wach, die Reforma­ tion mehr und mehr als eine Familienerweiterung zu erleben, statt einer definitiven Entzweiung. Jedenfalls empfinde ich alle meine reformierte und katholische KollegInnen als Glaubensgeschwister – mit denen mich im Tiefsten das Anliegen verbindet, dass sich die Kirche und jeder Einzelne immer auf einem Weg der fortwährenden Reformation und Erneuerung befinden.

Zum Spitalgottesdienst im KSW einladen Veronika Jehle | Das reformierte und katholische Seelsorgeteam des KSW hält abwechslungsweise einen Sonntagsgottesdienst im Kantonsspital Winterthur.

Wir suchen Freiwillige, die am Samstagvormittag im Spital von Zimmer zu Zimmer gehend die PatientInnen zum Gottesdienst einladen.

Einsatzzeit: Samstagvormittag, etwa 9.30 bis 11.30 Uhr, etwa einmal im Monat, jeweils zwei Personen im Einsatz.

Sind Sie interessiert?

Wir freuen uns, wenn Sie mit uns Kontakt aufnehmen!

Das Seelsorgeteam des KSW

Kontakt: Renate Ballmann, Sekretärin des katholischen Seelsorgeteams Tel. 052 266 43 00 (Di- und Do-Nach­mittag, Fr ganztags) E-Mail: renate.ballmann@ksw.ch

Vorstellen der Gruppierungen der Pfarrei

Freiwilliges Engagement mik | Ab September möchten wir das freiwillige Engagement unserer Pfarrei sichtbar machen und laden Sie ein, sich auf einen besonderen Weg zu begeben. Dieser Weg wird in Form eines wunderschön gestalteten Plakates unter der Empore zu finden sein.

Auf diesem Weg, auf dem wir uns als lebendige Pfarrei befinden, begegnen uns die verschiedenen Gruppierun-

gen aus dem Bereich des freiwilligen Engagements. Im September starten unsere Frauen PP zusammen mit den FamAs. Die Plakate, der vorgestellten Gruppen sind vom Zeitpunkt der Präsentation an online einsehbar. Wir wünschen Ihnen viel Spass bei diesem ganz besonderen Weg und beim Entdecken der Gruppierungen.

Ranfttreffen am 22./23. Dezember

Diesjähriges Motto: «Alles egal» mik | In diesem Jahr findet das Ranfttreffen unter dem Motto «­ A LLE S EGAL » statt. Die ganz bewusste Auseinandersetzung mit allem, was mir persönlich gerade nicht egal ist, steht im Vordergrund und lädt die Teilnehmenden ein, sich aktiv darüber auszutauschen.

Dieser Austausch gipfelt im gemeinsamen Gottesdienst in der Ranft­schlucht, wo während der Feier das

Friedenslicht ausgeteilt und die gan­ze Schlucht dadurch erleuchtet wird. Auch in diesem Jahr lade ich alle interessierten Jugendlichen ab 15 Jahren und Erwachsenen ein, sich an­zumelden und mitzukommen. Wir werden von Sachseln aus in die FlüeliRanft-Schlucht laufen. Unterwegs wird unser Weg durch verschiedene Workshops unterbrochen. Natürlich ist auch für das leibliche Wohl gesorgt.

21

Uraufführung des Kinderchors am 17. Juni

«D’Müsli i de Muschle» Hansueli Bamert | Über dreissig Kinder spielten mit im Musical «D’Müsli i de Muschle», dem der Kinderchor St. Peter und Paul am 17. Juni im Pfarreiheim zur «Welturaufführung» verhalf.

Der grosse Applaus des Publikums war der verdiente Lohn für das begeisternde Singen und Spielen der Kinder.

Serenade des Jugendchors am 3. Juli

«Hakuna matata» Hansueli Bamert | Nach einer bunt gemischten Palette von Liedern aus verschiedenen Epochen und Ländern rundete der Jugendchor St. Peter und

22

Paul seine Sommerserenade am 3. Juli mit dem gelungenen Querschnitt aus dem Musical «Lion King» ab.

Seniorenferien vom 16. bis 22. Juni

Kurzweilige Tage in Badenweiler Anni Behr | Ottos Car vom Schwarzwaldland, fuhr uns nach Baden­ weiler, den meisten bekannt.

Ein Höhepunkt war der Schulmuseum­besuch, wir zwängten uns in die Pulte, bekannt der Geruch.

Für einige Tage durften wir weilen im Hotel Post, wir begannen mit Apéro und guter Kost.

«Guten Tag, Herr Lehrer» tönt es bald aus einem Mund, wir hatten Schule wie früher, ä ganzi Schtund!

Der Petrus schickte uns kaiserliches Wetter, bei Sonnenschein ist die Welt viel netter.

Ein Ausflug nach Freiburg im Breisgau war geplant, auf die Stadt­ führung waren wir gespannt.

Nach Lust und Laune wurde gewandert oder spaziert, auf jeden Fall wurde man nicht strapaziert.

Hugo Gehring erwartete uns in der Bischofsstadt, er begleitet ganz munter und gar nicht matt.

Das Picknick wurde am Morgen gefasst von der Wandergruppe, alles war drin, nur keine Suppe.

In einer Kapelle fanden wir einen stillen Ort, für eine Andacht mit besinnlichem Wort.

Die Himmelwiese dem Himmel ganz nah, Schweighof und Köhlerpfad, viel Interessantes man sah.

Die Tage vergingen wie im Flug, jeden Tag wird geschrieben ins Tage­buch.

Auch wurde geturnt und Wassergymnastik gemacht, trotz Anstrengung wurde dabei viel gelacht.

Auch dieses Jahr waren die Ferien wunderbar, vielleicht sehen wir uns wieder im nächsten Jahr!

❱

Eine Schul­ stunde in den Seniorenferien

Auch Margrits Santos, der Blinden­ führhund, begrüsste mit Gebell seinesgleichen und tat kund, dass auch er hier ist mit seinem Boss, wohnen tut auch er im Hotel Post.

Am Sonntag ist Zeit in die Kirche zu gehen, wir dachten nicht vor verschlossener Türe zu stehen.

Doch halt, Marcus Scholten kommt heute zu uns, ein Wortgottesdienst ist für ihn keine Kunst.

So wird schnell im Park ein Stein­ altar aufgebaut, unter freiem Himmel tönen die Lieder vertraut.

23

Patrozinium 24. Juni

Ein festlicher Gottesdienst Hansueli Bamert | Der Festgottesdienst, der anlässlich unserer Kirchenpatrone Petrus und Paulus gefeiert wurde, präsentierte sich in diesem Jahr in einem besonderen musikalischen Gewand. Claude Rippas, früher Solotrompeter im Musikkollegium

Winterthur und im Tonhalle Orchester, komponierte eine «Kleine feierliche Messe» für ein vierstimmiges Bläserensemble und einen gemischten Chor.

Zusammen mit den Chören von Herz Jesu und St. Laurentius führte der Kirchenchor St. Peter und Paul diese stimmige Komposition auf. Der Komponist spielte dabei selber die erste Trompete.

Eine besondere Note erhielt auch der anschliessende Pfarreiapéro. Da der Kirchenchor St. Peter und Paul bei der Gründung des Herz-Jesu-Chores Pate gestanden hatte, spendierte dieser seinem Paten einen köstlichen Tropfen zum 125-jährigen Chorjubiläum, das im letzten Jahr gefeiert werden konnte. Er wurde genossen und wird an dieser Stelle herzlich verdankt!

Albanifest-Gottesdienst im Lindengutpark

Feuer und Flamme mik | Morgens kurz vor 11.00 Uhr, das Podest für die Ad-Hoc-Musikgruppe ist aufgestellt, die Musik probt, Bänke und Tische sind bereit und warten bei herrlichem Sommerwetter auf die vielen Gottesdienstteilnehmenden im Lindengutpark. Zwei Personen von der Feuerwehr Winterthur stossen zu der Vorbereitungsgruppe. In diesem Jahr dreht sich alles um das Thema «Feuer und Flamme» in Anlehnung an die Exodus-Erzählung, in der Mo24

ses Gott im brennenden Dornbusch begegnet.

Gemeinsam mit über 400 Teilneh­ menden feierten wir den Gottesdienst im Lindengutpark. Neben den verschiedenen textlichen Impulsen fanden unterschiedliche Workshops zum Thema Feuer und Flamme statt. Das gemeinsame Albanimahl in traditioneller Form mit Brot, Wein, Traubensaft und Käse lud zum gemeinsamen Austausch und Teilen ein.

PP-Sommernachtsfest unter dem Motto «Hopp Schwiiz» am 7. Juli

Eindrücke vom Sommerfest

❱ Jung und Alt traf sich am 7. Juli im Pfar­rei­heim zum gemütlichen, sommerlichen Beisammensein.

Gottesdienst im Freien am 25. August

Petrus meinte es gut mit uns aho | Mit viel Wetterglück konnte der Gottesdienst im Freien auch dieses Jahr wieder im Hof der Pfarreiheims gefeiert werden. Gleichzeitig fand in der Krypta eine Eltern-Kind-Feier statt. Den anschliessenden Apéro und das Grillieren konnten die beiden Gruppen gemeinsam im Hof geniessen.

25

Ein anderer Blick auf das Reformationsjubiläum

ökumenische Begegnung

Von Bauern und Klosterfrauen

26

odu | «Schattenseiten der Reformationszeit» lautete der Titel des Themenabends in der ökumenischen Begegnungswoche. Der Referent, der Winterthurer Historiker Peter Niederhäuser, machte sich auf die Suche nach Antworten auf die Frage: Stimmt es, dass die Reformation einen Gewinn an Freiheit gebracht und den Weg zur Aufklärung geebnet hat, wie Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens derzeit häufig betonen?

Vorab auf zwei gesellschaftliche Gruppen, Bauern und Frauen, fokus­ sier­ t e der Referent seinen Blick.

Zwing­lis Kritik am Solddienst, an der Werk­gerechtigkeit, mit der sich Ver­ mö­gen­de den Himmel zu erkaufen hofften, und am wenig christlichen Lebens­wandel mancher Kleriker traf beim Rat und den Stadtbewoh­nern von Zürich auf offene Ohren. Aber auch auf der Zürcher Landschaft, wo die leibeigenen Bauern weitge­hend von ihren Grundherren abhin­gen, fielen Zwinglis Ideen auf fruchtbaren Boden. Da die Bauern in der Bibel keine Hinweise zu Leibeigenschaft und Zehntabgaben finden konn­ ten, forderten Zürcher Gemeinden beim Stadtregiment mit e­ iner Kla­ ge 1523 die Beseitigung der nicht im Evangelium grundgelegten, der Gleichheit aller vor Gott widersprechenden Ungerechtigkeiten. Die Ob-

rigkeit in Zürich, die sich explizit als christlich ausgab, lavierte und vermochte nur mit Glück 1524 beim Ittinger Sturm und 1525 bei der Belagerung des Klosters Töss durch 4000 Bauern ein Blutvergiessen zu vermeiden. Der Landbevölkerung brachte die Reformation statt einer Befreiung eine stärkere Einflussnahme der politischen und kirchlichen Obrigkeiten.

Was geschah mit den Frauen, deren Klöster im Zuge der Reformation ab 1523 aufgehoben wurden? Zürich verfuhr auf unterschiedliche Weisen: Das Dominikanerinnenkloster «zur Sammlung» in Winterthur wurde in das «obere Spital», eine Sozialeinrichtung, umgewandelt. Das vorwiegend von adeligen Frauen besiedelte Kloster Töss wurde von Zürich in ein Amtshaus umgewandelt, wo fortan ein Amtsmann aus dem Stadtpatriziat die säkularisierten Klostergüter verwaltete. Die Frauen waren frei, zwischen Austritt (mit einer Entschädigung) oder Verbleib im Kloster (mit einer Rente) zu wählen. Ihre Unabhängigkeit verloren sie in beiden Fällen.

Fazit: Die Reformation weist unterschiedliche Facetten auf. Nur wer auch ihre Schattenseiten beachtet, gewinnt ein einigermassen zutreffendes Gesamtbild.

«Mitenand»-Sonntag, 11. November, 17.00 Uhr  

 

Mehrsprachiger Gottesdienst in St. Peter und Paul Gemeinsame Eucharistiefeier in deutscher, italienischer, spanischer und ungarischer Sprache in der Kirche.

Gleichzeitig in der Krypta: herbstliche Eltern-Kind-Feier Anschliessend Castagnata (Marroni-Fest) im Pfarreiheim mit Getränkeverkauf und freier Spende für den Marroni-Schmaus

Hinweis: Alle anderen Nachmittags- und Abendgottesdienste um 16.00, 18.30 und 19.30 Uhr entfallen an diesem Sonntag.

Kalendarium ❱ Termine

Oktober 2 Dienstag

3 Mittwoch

6 – 12 6 – 13 17 Mittwoch 25 Donnerstag

Seniorennachmittag zusammen mit der katholischen Spitex Winterthur, «Der Alchimist» – Eine TheaterReise zum Träumen mit dem Tösstaler Marionetten­ theater, 14.30, Pfarreiheim Frauen PP, «Kleine Weinkunde für Frauen» und viele weitere spannende Informationen rund um Wein, von und mit Otto Hintermeister, 19.00, VINOT T I , Wartstrasse 26 Samstag bis Freitag, Ministranten-Lager in Immenstadt, Allgäu Samstag bis Samstag, Pfarreireise an den Golf von Neapel, Süditalien Frauen PP, Nachmittagswanderung, Ossingen – Thalheim  Frauen PP, «Büecherkafi», Gesprächsrunde bei Kaffee und Kuchen für alle Frauen, die gerne lesen, 14.00, Jugendtreff  Albaniclub, Vortrag von Prof. Alberto Bondolfi, «Sterbehilfediskussion in ethischer Perspektive», 19.30, Pfarreiheim

Schulferien 6. bis 21. Oktober

aktuelle Termine www.peterundpaul.ch

Fortsetzung siehe Rückseite

AZB

8400 Winterthur

Fortsetzung von Seite 27

Kalendarium

Bitte nachsenden.

Neue Adresse nicht melden.

Oktober (Fortsetzung) 28 Sonntag

29 Montag

 Gemeinsamer Familiengottesdienst mit St. Ulrich, 9.30, Kirche St. Ulrich (9.30 kein Gottesdienst in St. Peter und Paul)  Jugendgottesdienst zur Eröffnung von Projekt unti und Firmkurs, 19.30, Kirche Frauen PP, Töpferkurs «kugelrund», Kreativworkshop mit Lisa Leonhardt, 19.00, Töpferei Villa 34, Habsburgstrasse 34

November 1 Donnerstag 2 Freitag 5 Montag 6 Dienstag 11 Sonntag

❱ Treffpunkte

14 Mittwoch

Taizé-Gottesdienst 21.10.| 18.11.

Kirche, 19.30

21 Mittwoch

Taizé-Abendgebet 2.10.| 6.11.

Krypta, 19.00

22 Donnerstag

Meditatives Kreistanzen 1.10.| 14.11.

Pfarreiheim, 20.15 Zischtig-Zmittag jeden Dienstag Restaurant Bodega, 12.00

24 – 25 27 Dienstag 28–29

Allerheiligen: Eucharistiefeier, 8.30 und 19.30, Mitwirkung des Kirchenchors im Abendgottesdienst Allerseelen: Eucharistiefeier für die Verstorbenen der Pfarrei, 8.30 und 19.30 Frauen PP/FamA, «Wohlfühlabend», ein wunderbar wohltuender Abend zum Entspannen, 20.00, Jugend­treff Seniorennachmittag, Unterhaltung mit dem ge­misch­ ten Chor Hünikon, 14.30 Uhr, Pfarreiheim Mitenand-Gottesdienst in der Kirche und Eltern-KindFeier in der Krypta, 17.00, anschliessend Castagnata im Pfarreiheim (keine Gottesdienste um 16.00, 18.30 und 19.30)  Frauengottesdienst, 8.30, Kirche, anschliessend Kaffeetreff  Filmkafi am Nachmittag, Kinobesuch und Diskussion Frauen PP, Nachmittagswanderung Seuzach – Ober­ winterthur Frauen PP, Vortrag von Pfarrer Hugo Gehring, «Engelwelten», 19.45, Pfarreiheim Samstag bis Sonntag, Kanzeltausch, reformierter Prediger in allen Gottesdiensten Krankensalbung, 14.00, Kirche, anschliessend Zvieri im Pfarreiheim Mittwoch bis Donnerstag, Frauen PP/FamA, Adventskränze binden für die Adventsaktion, ab 14.00, Pfarreiheim