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«Wir wollen die Menschen zum Nachdenken bringen»

Ines Schaberger verantwortet seit gut einem halben Jahr den Podcast «Gott und d’Welt». Die 27-Jährige hat Religionspädagogik studiert und bei einem Radiopraktikum auch schon dem Papst die Hand geschüttelt. Für den Podcast wünscht sie sich aber zwei andere Persönlichkeiten als Interviewpartner.

Explosion in Beirut, Influencer in der Kathedrale St.Gallen oder vier Männer auf den Spuren des heiligen Gallus: Die Themenvielfalt beim Podcast «Gott und d’Welt» auf Radio FM1 ist gross. «Wir thematisieren alles, was im weitesten Sinn mit Kirche und Gesellschaft zu tun hat», sagt Ines Schaberger, die seit diesem Frühling zusammen mit einer Redaktorin des Ostschweizer Radiosenders für den Podcast verantwortlich ist. «Kirche und Gesellschaft sind nicht zwei Welten. Wir sprechen über das, was die beiden Sphären verbindet, und darüber, wo sie voneinander lernen können.»

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Der Podcast ist der Nachfolger der früheren gleichnamigen Radiosendung, die jeweils am Sonntagmorgen ausgestrahlt und während sechs Jahren von Charlotte Küng-Bless geleitet wurde. Die Theologin war es auch, die das neue Format initiiert hatte. Eine Folge des Podcast dauert zwischen 20 und 40 Minuten. Sie wird am Mittwoch aufgenommen und kann ab Donnerstag auf der Website des Radiosenders oder über Apple Podcasts und Spotify heruntergeladen werden. Was wöchentlich zum Thema gemacht wird, entscheiden die beiden Moderatorinnen in Eigenregie. Wichtig ist ihnen, dass die Themen aktuell, kontrovers und emotional sind – und zum Diskutieren anregen. Sie recherchieren und bereiten die Themen redaktionell auf. «Jede Folge ist klar strukturiert», sagt die ausgebildete Journalistin Ines Schaberger und betont: «Es ist nicht so, dass wir einfach eine halbe Stunde so daherreden.» Für jede Ausgabe laden die beiden Frauen ausserdem einen Gast oder auch mehrere ein. Dies können sowohl Experten als auch Betroffene sein, und mit ihnen sprechen die beiden dann über das gewählte Thema.

So erzählt beispielsweise eine Libanesin, die in St.Gallen wohnt, von der Verzweiflung, Wut und Hoffnung nach der Katastrophe in ihrem Land und eine Historikerin erklärt beim Rundgang durch die Kathedrale, wie Werbebotschafter für Macht, Pracht und Spiritualität die Kirche seit jeher geprägt haben. «Mit den Geschichten wollen wir die Menschen zum Nachdenken bringen und ihren Horizont erweitern», sagt die Moderatorin.

Eine beeindruckende Begegnung

Für Ines Schaberger ist es der erste Podcast, den sie selbst verantwortet. Erfahrungen als Radiomoderatorin und -journalistin hat die 27-Jährige aber bereits gesammelt. Nach ihrem Masterstudium in Religionspädagogik, das sie im Sommer 2019 an der Universität in Wien abgeschlossen hatte, absolvierte die gebürtige Niederösterreicherin ein zweimonatiges Praktikum in der deutschsprachigen Redaktion von Vatican News in Rom. Eine «super Erfahrung» sei es gewesen – mit vielen schönen Erlebnissen. Ein solch besonderer Moment war das Treffen mit dem Papst. Über den Sender hatte Ines Schaberger eine Krippen-Challenge initiiert. «Die Hörerinnen und Hörer schickten uns Zeichnungen ihrer Lieblingskrippe und kürten die schönsten schliesslich mit einem «Gefällt mir» auf Facebook. Wir liessen aber nicht nur die schönsten, sondern alle Krippenbilder vom Papst segnen. Da durfte ich ihm die Hand schütteln», erzählt sie. «Seine ruhige, freundliche Art hat mich sehr beeindruckt, obwohl er wahrscheinlich täglich zig Leute trifft und Hände schütteln muss.»

Ines Schaberger ist in einem kleinen Dorf, etwa eine Autostunde von Wien entfernt, mit ihren Eltern, Grosseltern und ihrem jüngeren Bruder aufgewachsen. In die Schweiz ist sie «der Liebe, der Schoggi und der Berge wegen» gekommen, wie sie mit einem Lächeln sagt. Ihren Freund hat sie während des Austauschsemesters in der Schweiz kennengelernt. Als sie nach dem Studium, nach einer zweimonatigen Pilgerreise-Auszeit und dem Radio-Praktikum in Rom die Möglichkeit bekam, in Rorschach eine Mutterschaftsvertretung als Religionslehrerin zu machen sowie den Podcast «Gott und d’Welt» zu übernehmen, nutzte sie die Chance. Sie zog mit ihrem Freund nach St.Gallen, wo sich beide sehr schnell sehr gut eingelebt haben. «Klar vermisse ich meine Familie und meine Freunde», sagt sie etwas wehmütig, «aber wir bleiben über Whatsapp und Zoom in Kontakt.» Und ihre Mutter schicke ihr ab und zu auch ein «Pakerl».

Zwei Wunsch-Gesprächspartner

Nebst der Produktion des Podcast arbeitet die Religionspädagogin seit Anfang August in einem 20-Prozent-Pensum für das Bistum St.Gallen. Sie koordiniert die Feierlichkeiten zum 175-Jahr-Jubiläum des Bistums, das 2022 stattfindet. Daneben studiert sie Theologie in Chur. Das Studium, das noch bis nächsten Sommer dauert, hat sie damals in Wien angefangen, aber nicht abgeschlossen. Über zu wenig Abwechslung in ihrem Leben kann sich die junge Frau momentan nicht beklagen. Ihr gefällts. Besonders der Podcast liegt ihr am Herzen. Mittlerweile hat sie fast zwei Dutzend Folgen aufgenommen, und es sollen noch viele weitere dazu kommen. Gibt es Persönlichkeiten, mit denen sie gerne einmal über Gott und die Welt plaudern möchte? «Ja, die gibt es», sagt sie. «Vielleicht ist es ein bisschen wagemutig, aber den Schriftsteller Arno Camenisch und die Moderatorin Mona Vetsch würde ich gerne einmal interviewen.» (lom)

Linktipps

radiofm1.ch/podcast

gottundwelt.podbean.com

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