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Auf den Pilgerweg mit Gottes Segen

Im vergangenen Jahr startete die Pilgersaison coronabedingt erst im Juli. Dieses Jahr soll das Pilgern unter Einhaltung der Massnahmen zur Bekämpfung des Virus’ wieder ab dem Frühling möglich sein. Neu können sich Pilgerinnen und Pilger in St.Gallen segnen lassen.

Pilgern in Zeiten von Corona: Das ist sowohl allein als auch in der Gruppe möglich, sofern diese Gruppe nicht aus mehr als 15 Personen besteht und die vorgeschriebenen Verhaltensregeln eingehalten werden (Stand: 15.März 2021). Seit Jahren machen sich mit Frühlingsbeginn immer mehr Menschen zu Fuss auf den Weg an einen Wallfahrtsort in ihrer Nähe oder in der Ferne. Die Motive fürs Pilgern sind unterschiedlich: Die einen wollen sich eine Auszeit aus ihrem Alltag nehmen, die anderen Gott näherkommen. Für einige ist es eine Sinnsuche, für andere eine sportliche Herausforderung.

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Eine der beliebtesten Pilgerrouten ist der Jakobsweg mit seinem Ziel Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens. Die erste grössere Station auf der Hauptroute durch die Schweiz, von München oder Augsburg herkommend, ist die Stadt St.Gallen, durch die auch der Kolumbansweg und die Via Francisca führen. In St.Gallen gibt es auch eine Pilgerherberge, die vom Verein Pilgerherberge St.Gallen ehrenamtlich betrieben wird.

Ab dieser Saison können sich Pilgerinnen und Pilger erstmals nach ihrer Ankunft in St.Gallen oder vor ihrem Weitermarsch segnen lassen. Diese Segnungen finden täglich im Anschluss an die Gottesdienste am Morgen und/oder am Abend in der Kathedrale statt – ausser am Donnerstag um 8.15 Uhr und um 12.05 Uhr, dann wird der Segen in der Schutzengelkapelle gespendet. In der evangelisch-reformierten Kirche St.Laurenzen gibt es den Pilgersegen jeweils nach dem Sonntagsgottesdienst.

In anderen Ländern gang und gäbe

Das Projekt «Pilgersegen» ist eine Zusammenarbeit zwischen der Katholischen Kirche und pilgern.ch. Der pensionierte St.Galler Seelsorger Josef Schönauer ist Präsident des Vereins Pilgerherberge St.Gallen und betreibt die Website pilgern.ch. «In Ländern wie Frankreich und Spanien kennt man den Pilgersegen auf dem Jakobsweg schon lange. Bei uns hingegen ist er weniger verbreitet», sagt er. Der 69-Jährige ist selbst passionierter Pilger und wanderte unter anderem die 1000 Kilometer von Lourdes nach Santiago de Compostela in 40 Tagen.

«Pilgerinnen und Pilger, die in St.Gallen Halt machten, haben in der Vergangenheit immer wieder nach der Möglichkeit eines solchen Segens gefragt», sagt Schönauer. «Ich finde den Gedanken ebenfalls schön, Gottes Segen mit auf den Weg zu bekommen.» Daraufhin habe er mit Benjamin Ackermann von der St.Galler Cityseelsorge Kontakt aufgenommen. Auch er war begeistert von der Idee. «Ich bin vor gut zehn Jahren von Flawil nach Santiago gepilgert. Für die 2500 Kilometer brauchte ich zweieinhalb Monate», erzählt er. «Es war ein super Erlebnis, das ich nie vergessen werde.»

Der Pilgerrucksack als Symbol

Ackermann und Schönauer haben gemeinsam überlegt, wie sie die Idee umsetzen können. Denn es gab ein Problem. «St.Gallen ist als Pilgerstadt noch wenig bekannt», sagt Schönauer. «Es kommen nicht jeden Tag Pilgerinnen und Pilger bei uns vorbei.» In den vergangenen Jahren zählte der Verein jeweils rund 300 Übernachtungen in der Herberge im Linsebühl. Dazu kommen gemäss Schönauer wohl nochmals so viele, die in einem Hotel in der Stadt übernachten. «Es wäre unverhältnismässig gewesen, eigens für den Pilgersegen täglich einen Gottesdienst zu organisieren.»

Der Cityseelsorger schlug vor, dass sich Interessierte im Anschluss an die bestehenden Gottesdienste segnen lassen können. «Wer das möchte, kann sich zuvorderst in die Bank setzen und seinen Pilgerrucksack als Zeichen vor die erste Bankreihe hinstellen», sagt Ackermann. «So weiss der Pfarrer oder die Seelsorgerin jeweils, dass Pilgerinnen und Pilger da sind. Er oder sie wird nach dem Gottesdienst jedem persönlich den Pilgersegen spenden.»

Die Pilgersaison dauert jeweils von Ende März bis Ende Oktober. Das Projekt, das gemäss Ackermann ein Versuch ist, läuft ab sofort. (lom)

Jeweils anschliessend an folgende Gottesdienste kann der Pilgersegen empfangen werden: Montag: 6.30/8.15 Uhr. Dienstag: 6.30/8.15/17.30 Uhr. Mittwoch: 6.30/9.00 Uhr. Donnerstag: 8.15/12.05 Uhr (Schutzengelkapelle). Freitag: 8.15/18.15 Uhr. Samstag: 8.15/17.30 Uhr. Sonntag: 8.30/10.30/19.30 Uhr.

Ein Flyer mit den Informationen wird an die Pfarrämter am Jakobsweg ab Rorschach und an die Hotels der Stadt St.Gallen verteilt.

Weitere Infos: pilgerherberge-sg.ch

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