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Sich spontan auf das Aschenkreuz einlassen

Trotz Kälte und teilweise Schneegestöber war die Cityseelsorge im vergangenen Jahr auf dem Bärenplatz, um das Aschenkreuz zu spenden.

Auch in diesem Jahr ist das Cityteam in der Altstadt unterwegs, um Passantinnen und Passanten das Aschenkreuz zu spenden. Damit soll zum einen ein altes Ritual bekannt gemacht werden. Zum anderen möchte die Cityseelsorge mit der Aktion die Vorbereitungszeit auf Ostern ins Bewusstsein rufen, die mit dem Aschermittwoch beginnt.

Wovon möchte ich mich befreien? Und womit möchte ich diesen neuen Raum füllen? Sich bewusst mit diesen beiden Fragen beschäftigen kann, wer am Aschermittwoch in der Altstadt oder in der Kathedrale auf «Aschenkreuz to go» trifft. Bereits zum zweiten Mal organisiert die Cityseelsorge die Aktion, die Passantinnen und Passanten einlädt, über die oben erwähnten Fragen und die Bedeutung der Fastenzeit nachzudenken. «Damit die Passantinnen und Passanten stehenbleiben, arbeiten wir mit einem plakatgrossen Comic über den Aschermittwoch, der Interesse an unserer Aktion weckt», sagt Cityseelsorger Benjamin Ackermann. «Aschermittwoch – in drei Schritten zur Freiheit» heisst die Überschrift des Comics etwas zugespitzt. Drei Schritte, das bedeutet, sich bewusst zu machen, wo man sich im Leben im Kreis dreht, wovon man sich trennen könnte und wie dies die Chance beinhaltet, sich wieder auf das Wesentliche ausrichten zu können.

Nebst dem Comic gibt es an der Standaktion Zettel, auf denen Interessierte notieren können, wovon und wofür sie frei werden möchten. Anschliessend wird die eine Hälfte «Frei werden von» verbrannt. Wer möchte, kann zudem das Aschenkreuz empfangen. Die Asche, die dafür verwendet wird, wird aus den verbrannten Palmenzweigen gewonnen, die am vorjährigen Palmsonntag gesegnet wurden.

Am Aschermittwoch im vergangenen Jahr sind rund 80 Personen am Bärenplatz stehengeblieben und mit der Cityseelsorge ins Gespräch gekommen. Die Hälfte davon wollte das Aschenkreuz gespendet bekommen. In der Kathedrale waren es hundert Personen, wovon sich zwei Drittel eine Spende des Aschenkreuzes wünschte. Am schönsten in Erinnerung sind Benjamin Ackermann dabei die spontanen Begegnungen und Gespräche geblieben. «Eine Touristin aus Süddeutschland war zufällig in der Kathedrale und so kamen wir ins Gespräch», sagt Benjamin Ackermann. Sie erzählte ihm, dass ihr Mann vor kurzem gestorben war. Das Ritual mit der Asche und dem damit verbundenen Vorsatz, frei für Neues zu werden, berührte sie. So liess sie sich spontan auf die Segnung ein, obwohl sie den katholischen Brauch des Aschenkreuzes als evangelisch-reformierte Person gar nicht kannte. «Uns von der Cityseelsorge geht es aber nicht nur darum, ein altes Ritual bekannt zu machen. Vielmehr möchten wir die Vorbereitungszeit auf Ostern, die mit dem Aschermittwoch beginnt, ins Bewusstsein rufen», sagt Benjamin Ackermann.

Ob die Cityseelsorge am diesjährigen Aschermittwoch, dem 17.Februar, in der Altstadt auf dem Bärenplatz anzutreffen sein wird, ist wegen der Corona-Pandemie noch nicht festgelegt. Aktuelle Infos zur Aktion in der Altstadt finden sich auf kathsg.ch. Bereits fix ist hingegen die Durchführung in der Kathedrale. Zwischen 10 und 18 Uhr werden dort Seelsorgerinnen und Seelsorger anwesend sein, die Interessierten das Aschenkreuz spenden und mit denen Interessierte ins Gespräch kommen können.

Auch in der Kathedrale gibt es das Aschenkreuz to go.

Auch in der Kathedrale gibt es das Aschenkreuz to go.

Benjamin Ackermann freut sich auf viele neue und spontane Begegnungen. «Die Aktion lebt davon, dass sie sich herumspricht. Das motiviert uns auch, sie in diesem Jahr trotz pandemiebedingter Ungewissheiten erneut durchzuführen», sagt er und erzählt von einigen Orten in Deutschland, in denen das «Aschenkreuz to go» nach einigen Jahren so bekannt geworden sei, dass Passantinnen und Passanten Schlange standen, um es gespendet zu bekommen. Dass das auch in St.Gallen funktioniert, haben die Erfahrungen im vergangenen Jahr gezeigt. «Es ist ein niederschwelliges Angebot, das eindrückliche Begegnungsmöglichkeiten schafft», sagt Benjamin Ackermann.

Die Idee, auf die Aktion «Aschenkreuz to go» mit einem Comic aufmerksam zu machen, ist in St.Gallen entstanden. «Wir diskutierten im Team der Cityseelsorge in der Kaffeepause darüber, wie wir es schaffen können, innerhalb von zwei bis drei Sekunden Neugierde zu wecken. Denn so viel Zeit schenkt dir ein Passant in etwa», sagt Benjamin Ackermann. Daher hätten sie sich für einen Comic mit nur drei Bildern entschieden. Auf diesem erkennt sich wohl jeder auf den ersten Blick wieder: Denn wie oft kam man in seinem Leben an einen Punkt, an dem man das Gefühl hatte, sich im Kreis zu drehen? Und wie schön war der Moment, als man wusste, wie es weitergeht. (nar)