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Mit Kaffee und Kuchen gegen die Einsamkeit

Jeden zweiten Sonntag findet im Kirchgemeindehaus Grossacker das Suntigskafi statt. In den vergangenen Jahren hat es sich zu einem beliebten Treffpunkt für ältere, alleinstehende Menschen entwickelt. Organisiert wird es von der IG Alter Südost. Ein Besuch.

Für Ursula Küng hat das Suntigskafi einen fixen Platz in ihrer Agenda. Seit fast sieben Jahren geht die 85-Jährige jeden zweiten Sonntag ins Kirchgemeindehaus Grossacker, um mit anderen Seniorinnen und Senioren einen gemütlichen Nachmittag bei Kaffee und Kuchen zu verbringen. «Ich freue mich jeweils sehr darauf», sagt sie. Ihr Mann starb vor ein paar Jahren. Seither lebt sie allein. Sie schätzt das Suntigskafi deshalb sehr. «Man trifft hier immer wieder bekannte und neue Leute und hat etwas zu reden.» Manchmal gebe es auch musikalische Unterhaltung, was ihr ebenfalls sehr gut gefalle. Ursula Küng nimmt einen Schluck Kaffee und wechselt ein paar Worte mit der Frau, die ihr gegenübersitzt. Die beiden kennen sich, nehmen regelmässig an der «LismerStube» teil, bei der sie mit anderen Frauen gemeinsam Socken, Handschuhe und anderes stricken. Eine Mitarbeiterin des Suntigkafis kommt an den Tisch und fragt Ursula Küng, ob sie lieber ein Stück Zimt-Kuchen oder etwas von der Himbeer-Roulade möchte. Sie überlegt kurz, entscheidet sich dann für den Kuchen.

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Für mehr Lebensqualität im Alter

Das Suntigskafi wurde vor gut neun Jahren von der IG Alter Südost lanciert. Die IG ist ein Zusammenschluss von Vertreterinnen und Vertretern der Pro Senectute der Stadt St Gallen, des katholischen Sozialdienstes Ost, der Sozialdiakonie der Evangelischreformierten Kirchgemeinde Tablat und der in den Quartieren Grossacker, St.Fiden und Krontal wohnhaften Seniorinnen und Senioren. Gemeinsam setzen sie sich für eine bessere Lebensqualität von älteren Menschen ein. Wie Brigitta Holenstein, Sozialarbeiterin beim katholischen Sozialdienst Ost und Mitgründerin der IG, in einem früheren Artikel sagte, hätten Seniorinnen und Senioren ihnen immer wieder erzählt, wie schwierig der Sonntag für sie sei. Sie würden sich oft einsam fühlen. Das Suntigskafi wird deshalb von den Seniorinnen und Senioren sehr genutzt. Daneben gibt es inzwischen auch den Suntigs-Suppätopf und den Suntigs-Grill.

Der einzige Mann am Tisch

Das Suntigskafi ist an diesem Nachmittag gut besucht. 15 meist ältere Frauen und Männer sitzen an den Tischen und unterhalten sich angeregt – über das Leben, die Stadt und das Wetter, über die kleineren und grösseren Sorgen, die man so hat. An einem Tisch haben auch Ruth Mötteli, Liselotte Schaffner und Michael Masopust Platz genommen. «Wir treffen uns regelmässig hier», sagt der 75-Jährige. «Manchmal sehen wir uns auch während der Woche oder telefonieren.» Michael Masopust ist seit vier Jahren verwitwet, seit zwei Jahren kommt er – wenn es ihm zeitlich passt – jeden zweiten Sonntag ins Kirchgemeindehaus. «Ich bin offen, kommunikativ und gerne unter Menschen», sagt er und bestellt einen zweiten Kaffee. Die Sonntage seien darum manchmal etwas schwierig. Ähnlich geht es seinen beiden Tischnachbarinnen. Auch sie sind alleinstehend und schätzen das gemütliche Beisammensein bei Kaffee und Kuchen. Michael Masopust ist der einzige Mann in der Runde an diesem Nachmittag. Ihm macht das nichts aus. Trotzdem wäre es schön, es kämen noch ein paar Männer mehr, sagt er.

Michael Masopust ist an diesem Nachmittag der einzige Mann in der Runde.

Voll des Lobes

Der Tisch von Ursula Küng ist mittlerweile gut besetzt. Lina Kramer und Adriana «Ada» Weimer haben sich dazugesetzt. Beide sind noch nicht so oft am Suntigskafi gewesen. Die 86-jährige Lina Kramer ist erst seit vergangenem Sommer regelmässig dabei, die um drei Jahre ältere Ada Weimer etwas weniger lang. Lina Kramer wohnt in der Nähe des Kirchgemeindehauses und kommt jeweils zu Fuss ans Suntigskafi. «So kann ich es gerade mit einem Spaziergang verbinden», sagt sie und lacht. Die rüstige Seniorin findet nur lobende Worte für den Anlass. «Die Frauen, die hier Kaffee ausschenken und Kuchen servieren, sind sehr aufmerksam.» Ihr gefällt auch, dass man ohne Anmeldung kommen kann. «Es ist wirklich sehr unkompliziert», sagt sie und Ursula Küng nickt zustimmend. Die Frauen sind sich einig: Sie werden auch in zwei Wochen, beim nächsten Suntigskafi, wieder dabei sein. (lom)

Das Suntigskafi findet jeden zweiten Sonntag von 14 bis 16 Uhr im Kirchgemeindehaus Grossacker statt. Seniorinnen und Senioren, aber auch jüngere Frauen und Männer sind willkommen.

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