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Katholische Kirche Region Rorschach
Nr. 02/2022 I Februar 2022
Liebe wagen «Wer nicht wagt, der nicht gewinnt». Kennen Sie dieses alte Sprichwort? Nur wer bereit ist, ein Wagnis einzugehen, wer sich etwas traut, hat die Chance, etwas zu gewinnen. Doch, ist ein Wagnis immer auch ein Gewinn? Lehrt uns das Leben in Beziehungsfragen nicht vielmehr, dass, wer bereit ist, etwas Neues zu wagen, viel gewinnt, eventuell aber auch verliert und sich verletzlich macht? Da ist ein Paar, welches sich bewusst für Kinder entschieden hat und sich dann mit Komplikationen in der Schwangerschaft konfrontiert sieht. Wochenlang bangen die Eltern und Ärzte um das Überleben des frühgeborenen Kindes. Da ist ein Paar, das feststellt, dass ihre Welten nicht zueinander passen und trotzdem geben sie ihrer Beziehung eine Chance. Sie sind mutig und gehen ein Wagnis ein, um dann festzustellen, dass es nicht funktioniert. Da sind Eltern, die hilflos sind, weil sie keinen Zugang mehr zu ihrem Kind finden. Da sind Menschen, die Liebe gewagt und Verletzlichkeit und Ohnmacht erfahren haben. «Wer nicht wagt, der nicht gewinnt». Und, hat in diesen Lebenssituationen das Sprichwort nicht auch etwas Zynisches? Worin besteht der Gewinn?
Vielleicht ist es ein Gefühl von Dankbarkeit, gestärkt aus diesen Lebenssituationen herauszugehen, sie anzunehmen als einen Teil von sich selbst. Vielleicht sind es genau die Erfahrungen, die mir helfen können, die richtigen Entscheidungen zu einem anderen Zeitpunkt zu treffen. Vielleicht ist es die Hilfe anderer Menschen, die sich als Lebensretter erweisen. Vielleicht ist es die Liebe selbst und der Glaube daran, dass schon alles gut kommt, dass das Leben irgendwie weitergeht. Vielleicht ist es der Glaube, dass es da oben jemand gibt, der meine Ängste und Sorgen versteht und der mir die Zusage gibt: Ich bin der «Ich bin da». Du bist mein geliebtes Kind und ich bin bei dir. Es ist ein grosses Geschenk, sich in diesem Glauben geborgen wissen zu dürfen. Gehen wir behütet durch die Wagnisse des Lebens und der Liebe, im Vertrauen darauf, dass da jemand ist, der uns begleitet und nicht allein lässt. Nicole Steil, Foto: pixabay.com