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KunstRaum-Stationen

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AP-ART ROOMS

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Wir eröffneten [wa:Iwa:] mit dem mittlerweile schon etablierten Format ap-art Rooms. Lai:innen und Künstler:innen verschiedener Sparten zeigten außergewöhnliche Kunstaktionen und Performances an ungewöhnlichen Orten im Hof der Flurstraße. Es gab eine Theater Präsentation im Souterrain auf dem Balkon, elektrische Gitarre im alten Aufzugschacht, die Birds of America saßen im geöffneten Küchenfenster und bespielten so den Hof. Eine intensive Solo Tanz Performance wurde vom Regen in die Durchfahrt gedrängt und wurde dadurch noch intimer und dichter.

20 LIEBESBRIEFE AN OTHELLO JOHNS

An diesem Tag erinnerten sich Familie, Freund:innen, Künstler:innen, Kolleg:innen und Ehemalige gemeinsam an diesen besonderen Menschen. Wir feierten sein Leben, trauerten, tanzten, sangen und lachten mit ihm. Es gab Spoken Word Poetry ihm zu Ehren, spontane Darbietungen wechselten sich mit professionellen Präsentationen ab. Zwischendurch ruhten sich Menschen auf der im Hof stehenden in loving memory of Othello Bank aus. Ein ehemaliges „Kabawil Kind“ leitete ein ur-typisches OJ Tanztraining für Alle an. Der ganze Hof machte mit. Es wurde gelacht und geweint, sich an seinen Lieblingskuchen gelabt. Zur Freude aller weihte seine jüngste Tochter das Othello Johns Tanzstudio ein.

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NACHBARSCHAFTSTAG 1

Auch 2021 arbeiteten wir mit unterschiedlichen Formaten daran, die Verbindungen in unseren Heimat-Stadtteil Flingern hinein zu intensivieren und uns sowohl mit Künstler:innen und Kulturschaffenden als auch mit Institutionen, Einrichtungen und vor allem auch Anwohner:innen zu vernetzen. Einmal im Jahr bündelt sich dann alles an unserem [waI:wa] Nachbarschaftstag. Er stärkt die übers Jahr gewachsenen Verbindungen und bringt immer wieder auch neue Menschen zu Kabawil.

Den ganzen Tag über gab es offene Aktivitäten und Mitmachangebote für interessierte Menschen. In einer Tanz Masterclass konnte jede/r an der individuellen körperlichen Beweglichkeit arbeiten. Die Spoken Word Masterclass hinterfragte, was geschrieben oder gesagt werden konnte und was nicht. Welche Gedanken sind uns wichtig, welche sind flüchtig und welche möchten wir bewahren? Circle Songs wurden A-capella in Endlosschleife in

einem offenen Workshop gesungen. Menschen aus dem Viertel zogen mit individuellen Aufgaben zum kreativen Mapping ihres Quartiers los und brachten ihre Ergebnisse zurück in den Hof. Das experimentelle Konzert von Mami Nova Projekt, mit Tönen, die während eines live Tipp Kick TischfussballSpiels entstanden, rundete das erste Wochenende ab.

WORKBOOK1 F1 OE

Flingern Walk Unter der Woche führte Kanade Hamawaki Teilnehmende mit ihrem interaktiven Flingern Walk, dem Workbook1 F1 Oe, zur Oechelhäuserstraße. Die Künstlerin hatte ein Arbeitsheft gestaltet, das die Teilnehmenden unabhängig von Alter, Fähigkeiten und Kenntnissen individuell selbst beantworteten, bzw. gestalten konnten. Es ermöglichte ihnen, aktiv Realität mit zu gestalten und so Geschichte zu schreiben.

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ART-ROOMS

Das neue Format art-rooms eröffnete das 2. WE. Der Abend war stillen und bewegten Bildern gewidmet. In der Hofeinfahrt wurde die internationale Fotoausstellung „Do you remember when?“ eröffnet. Es ging um einen fotografischen Dialog zweier Fotografinnen, Ngminvielu Kuurie, Ghana und Killa Schuetze, Peru/Deutschland und ihre Auseinandersetzung mit Erinnerungen und deren Veränderung. Assoziativ und subjektiv bezogen sie sich im Wechsel auf die Arbeit ihrer Ausstellungspartnerin. So entstanden neue Erinnerungen, neue Wahrheiten in Referenz zum Realitätsbegriff in der Fotografie.

Die Ausstellung Wellengänge gab vielen Künstler:innen die Möglichkeit, sich malerisch mit dem Thema gehen und bleiben auf den Studiofenstern von Kabawil auszuleben. Eine Welle ist ein Epitom für die Visualisierung des Momentes in dem gehen und bleiben aufeinandertreffen. Sie tun dies im Wellenkamm. Isabell Ziegler stellte uns ihre Wellenskulptur als Referenzpunkt zu den Wellen-Fenstern in den Hof.

Die Kabawiler Runde#9 besprach, was es bedeutet, ein männlicher Feminist zu sein. Es ging um das Verstehen und das Verständnis von kritischer Männlichkeit. Im Anschluss entwickelte sich mit dem meist jüngeren Publikum eine angeregte Diskussion. Die bewährte Kooperation mit Queeres Teppich Kino und Paradise–Park, der Hochschule Düsseldorf setzten wir erfolgreich fort. Es wurden Videoarbeiten und Filme von Studierenden und jungen Filmschaffenden gezeigt. Der Hof wurde zum Open Air Kino.

Plötzlich Feminist

Die Kabawiler Runde#9 Was bedeutet Allyship im Feminismus? Können (Cis-)*Männer sich als Feministen bezeichnen? Was beinhaltet kritische Männlichkeit? Warum ist eine kritische Auseinandersetzung mit den eigenen und gesellschaftlichen Männlichkeitsbildern und -anforderungen wichtig?

*Cis-Gender: Menschen, deren Geschlechtsidentität mit dem Geschlecht übereinstimmt, dem sie nach der Geburt zugeordnet wurden. (Rolling Eyes Glossar, 2019, 4. Auflage, S.17)

Der Tag begann mit einem gemeinsamen Frühstück für Alle. Selbstgebackenes Brot und selbstgekochte Pflaumenmarmelade, köstlich.

Der zweite Foxtrott Workshop brachte den ganzen Hof in Wallung. Die Sonne schien und es entstanden herrliche, zufällige Tanzpaare. Es wurde tanzend auf Füßen rumgetreten und angerempelt, es wurde so viel gelacht. Alle hatten Spaß, auch zuschauende Nicht-Tänzer:innen.

Mit gemeinsamem Summen kam wieder Ruhe in den Hof. In der dann entspannten Stimmung hörten die Besucher:innen interessiert den verschiedenen Songs und den dazugehörigen Geschichten des Projektes Tonspuren zu. Einer Recherche nach persönlichen Liedern/Songs zu oder in bestimmten Lebenssituationen und Geschichten dazu. Die erste Liebe, die erste Freiheit, Familiengründung, Trennung, Abschiede, Neuanfänge. Thomas Klein

Ausgehend vom Zusammenspiel von Erinnerungen und Musik entstand die Idee zu Tonspuren. Jeder kennt das Phänomen, dass eine bestimmte Musik Bilder und Erinnerungen auslöst und sehr lebendig werden lässt. Für einen Moment fühlen wir uns in die Zeit zurückversetzt, die diese Musik markiert. Gefühle und Gedanken werden lebendig und überrollen uns mitunter lawinenartig. Musik kann sich tief in unsere Biografien einschreiben. Ein besonderes Erlebnis verbindet sich durch Zufall mit einem Song und bleibt dadurch für lange Zeit präsent. Die persönlichen Playlists (Tonspuren) entstanden mit einem Aufruf zur Mitgestaltung. Jeder Person stellten wir zwei Aufgaben:

1. Eine Playlist mit Musikstücken zusammenzustellen, die sie mit einem besonderen Ereignis, mit einer Begegnung oder einem Wendepunkt im Leben verbanden. Diese Musikstücke benennen und zeitlich ordnen; in frühe Kindheit, Jugend, junge Erwachsenenzeit mit Eltern und Erwachsenenzeit. Die dazu gehörigen Erlebnisse in einer kurzen Anmerkung skizzieren.

2. Eine der Geschichten ausführlich schildern, als Sprachaufnahme oder in schriftlicher Form.

Zusammen kamen 30 Playlisten und sehr persönliche und berührende Geschichten. Sie zeigten, wie stark und nachhaltig sich Musik mit Gefühlen und Gedanken/Erinnerungen aufladen kann.

Eine erste Präsentation mit LiveTalks und Einblendungen von Sprachaufnahmen und Musik, ergänzt mit wissenschaftlichen Details zur Thematik, fand am 2. Festival Wochenende statt.

Alle Listen und Geschichten veröffentlichten wir in Form eines PDFs mit eingefügten Links zu den Playlisten auf Spotify und den Geschichten dazu auf Soundcloud.

Thomas Klein

Das Jahr 2021 war gezeichnet von Lockdowns und Versammlungsbeschränkungen, für die Family Band war es ein Jahr mit Ausfällen und langen Probenpausen. Dennoch gab es ein Bühnenprogramm der Band auf dem [wa:| wa:] Festival. Die Family Band trat in folgender Besetzung auf: Thomas Klein (Drums+Vocals), Steffen Hommel (Bass+Gitarre), Michael Streuff (Bass+Gitarre), Ziad Ali (Saz+Vocals), Frank Buscher (Gitarre), Evi Boldys (Vocals+Percussion), Melih Celik (Rap+Percussion) Bei dem Konzert war die große Bandbreite an musikalischen Genres (World, Afro, syrischer Folk und Rap) zu hören. Es gab Bühnenpremieren, wie der Song Fragile, zu dem die Band Ende 2020 ein Video produzierte und es Anfang des Jahres auf Youtube gestellt hatte. Die Musiker:innen hatten das mehr oder weniger konzertfreie Jahr in Einzelsessions zur Ausarbeitung und Aufnahme von neuen Stücken genutzt. Es entstanden Songs wie Privat Life, Fluid like Water, Hadillo, Still getting better, etc… für eine mögliche neue Veröffentlichung.

KINDER MACHEN KULTUR IM HOF

Familientag

Kinder und Jugendliche sind das Herz der Arbeit von Kabawil. Unser Kinder Kulturtag auch Familientag genannt, lud wieder zum Experimentieren, Mitmachen und Selbst-Gestalten ein. Die internationale Kinder Fotoausstellung zeigte Bilder zu Momenten, die Kinder nie vergessen möchten, von Kindern aus Düsseldorf und Accra/Ghana. Geschwister, Freund:innen und ganze Familien bedruckten sich selbst ihre T-Shirts, mit einem gezeichneten Traumfänger der KunstRaumStationen als Motiv. Es gab offene Impro Theater und Street Dance Workshops. Mit Besen und Pinseln verewigten sich kleine Künstler:innen auf einer großen Leinwand mit individuellen Wellen. Die wundervolle Bumble Brass Band, ein Kinder- und Jugend Brass Ensemble verabschiedete die Besucher:innen und lud Alle zum nächsten Festival wieder ein.

UNSER FLINGERN

COMMUNITY LAB

ORT UND PROZESS ZUGLEICH

Über einen Zeitraum von drei Jahren entsteht eine nachhaltig ins Quartier integrierte Werkstatt für kulturelle Intendanz und Local Knowledge in Flingern – das Kabawil CommunityLab. Ziel des CommunityLabs ist, Menschen aus dem Stadtteil in aktive künstlerische und gesellschaftliche Gestaltungsprozesse einzubinden. Kabawil stellt Wissen, Räume und Ressourcen zur Verfügung. Gemeinsam entwickeln wir in verschiedenen Phasen Praktiken und Denkformen für ein gelungenes, solidarisches und demokratisches Miteinander im Viertel.

Martha Martens

Interviews Das Jahr 2021 begann für das Community Lab mit einer großen InterviewAktion, bei der in verschiedenen Communities in Flingern mit einem Fragebogen Bedarfe und Wünsche für ihr Viertel erfragt wurden. Unter anderem sprachen wir mit Künstler:innen um das Weltkunstzimmer herum und in Flingern allgemein, außerdem mit Anwohner:innen der Kiefernstraße und des benachbarten Bauwagenplatzes.

Vereinzelt wurde Flingern als „perfekt, so wie es ist“ dargestellt. Der überwiegende Teil der Befragten benannte allerdings konkrete Änderungswünsche in Verbindung mit der Stadtteilentwicklung Flingerns. Häufig wurden hier die Auswirkungen der Gentrifizierung kritisiert. Flingern sei zu teuer, zu exklusiv. Hier müsse sich etwas ändern. Aber auch die nach und nach wegfallenden Eckkneipen wurden bemängelt. Treffpunkte fielen weg, dementsprechend wurden Wünsche nach „normalen Eckkneipen“ und anderen Orten der Zusammenkunft geäußert. Auch im kulturellen Bereich sahen einige der Befragten Verbesserungsbedarf. Mehrfach wurde der Wunsch nach einem Programmkino geäußert. Auch eine bessere Infrastruktur für Kunst- und Kulturschaffende (Kunstbedarf) wurde angesprochen. Häufig wurde der Wunsch nach mehr Grün und besseren Radwegen genannt. Hier sei in Flingern deutlicher Optimierungsbedarf vorhanden. Der Stadtteil müsse grüner, fahrradfreundlicher und damit klimafreundlicher werden.