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JÜRGEN SCHÖN
Vom Raum zur Form
Vom Raum zur Form
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Leicht und fest zugleich
Manchmal scheint es heute so, als sei der Horizont in jede Richtungen offen, offen und unbegrenzt. Alles rückt in den Bereich des Möglichen, alles nimmt sich gleich wichtig und will gleich gültig sein. Jedwede Begrenzung wird in Frage gestellt und selbst die letzte absolute Linie, die Endlichkeit des Seins steht mittlerweile zur Disposition. So gerät man leicht ins Trudeln und sucht Halt.
Es stimmt mehr denn je, der Mensch ist und bleibt ‚das nicht festgestellte Tier‘ (Nietzsche). „Er hat keinen festen Ort in der Natur, in der Welt, er ist nicht in ihr verankert und beheimatet, sondern unablässig gezwungen, seinen Ort, seine Welt erst zu schaffen, zu entwerfen, zu verwerfen und wieder neu zu schaffen, ohne je zur Ruhe zu kommen, weil es für ihn die Welt gar nicht gibt.“ 1
Genau das beherzigt Jürgen Schön, indem er sich wieder und wieder des Raumes versichert, in dem er lebt. Zeichnend versichert, halb bewusst, halb unbewusst. Skizzenartig, in Heften und Büchern, geht er auf das ein, was er erlebt und zu fassen gedenkt. Besonders auf Reisen, wenn Körper und Geist in Bewegung sind und Halt suchen, sind ihm seine Notationen Mittel der Selbstvergewisserung. Später dann, im Atelier, wählt er aus, was ihm davon gelungen und bedenkenswert erscheint und überträgt das Skizzierte auf größere Formate. So entstehen seit vielen Jahren Bilder und Objekte, die durch ihre Leichtigkeit beeindrucken und von der allgemeinen Halt- und Orientierungslosigkeit wohltuend ablenken. Im Gegensatz zur Architektur, die Raum festlegt und verhärtet, bleiben seine Zeichnungen offen und beweglich. Und manchmal ist man deshalb tatsächlich nicht mehr sicher, ob sich seit der letzten Betrachtung nicht eine Form in ihnen selbständig gedreht oder verschoben hat. Aber genauso soll es ja sein. Leicht und fest zugleich.
Andreas Bee
1 Hannes Böhringer, Auf der Suche nach der Einfachheit, Berlin 2000, S. 37

















Jürgen Schön
1956 in Riesa geboren
1979 –1986 nach einer Berufsausbildung und Tätigkeit als Steinmetz und Steinbildhauer (1975 –1979) Studium der Bildhauerei an der HfBK Dresden.
Seit 1989
1989 –1990 Arbeitsstipendium in Berlin; 1991 Stipendium der Stiftung VordembergeGildewart; 1992 Stipendium der Akademie der Künste in der Villa Serpentara Olevano Romano; 1995 Stipendium des Kulturfonds Berlin; 2001 Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste Berlin; 2005 Mannheimer Kuratoriumspreis für Skulptur.
1990 –1991
Studium an der HdK Berlin
Seit 1991
Teilnahme an Gruppen und Einzelausstellungen; erste Ausstellung 1991 in der Galerie Franz Mehring, Berlin, es folgten Ausstellungen unter anderem 2000 Köln Skulptur Art Cologne, Schloss Friedenstein Gotha, 2001 Akademie der Künste Berlin, 2003 Kunsthalle Göppingen, 2005 Mannheimer Kunstverein, 2006 Städtische Galerie Dresden, 2009 Pinakothek der Moderne (Die Gegenwart der Linie), 2012 Staatliche Kunstsammlungen Dresden, 2015 Sammlung Städtische Galerie Dresden, 2016 Kunstraum Falkenstein, Hamburg (Architekturen), 2018 Pinakothek der Moderne, München (Skizzenbuchgeschichten), 2019 Kupferstich Kabinett, Dresden (Zwei Formen im Raum), 2020 Kupferstichkabinett, Dresden (Crossing Borders).
1996 Lehrauftrag an der HfBK Dresden
Seit 2002 Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste, Dresden.
Impressum:
Jürgen Schön
Vom Raum zur Form
21.10. – 18.11.2023
Galerie Friedrich Müller
Braubachstraße 9
60311 Frankfurt/Main
Fotografie / Gestaltung:
Alexander Müller
Jürgen Schön
Text: Andreas Bee
Portrait Foto:
Angelika Platen
Art Cologne, Galerie Refugium, Berlin
© Jürgen Schön
© Galerie Friedrich Müller
© Angelika Platen
ISBN: