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BoRes vor Ort – Wohnraumberatung

BORES VOR ORT

Text Charlene Lynch

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Alle Geflüchteten brauchen sichere Orte und die Anerkennung, dass ihr Leben etwas bedeutet!

„Die Koalition will Geflüchteten ein selbstbestimmtes Leben in Wohnungen ermöglichen“,so steht es im Koalitionsvertrag zwischen SPD, Grünen und Linken in Berlin. „Auch im Senatsbeschluss vom 04.05.2022 zum Umgang mit besonders vulnerablen Geflüchteten aus der Ukraine wird das Ziel einer schnellen Vermittlung in privaten Wohnraum definiert“, so der Flüchtlingsrat Berlin.

Doch bisher wurden die Beratungsstrukturen für wohnungssuchende Geflüchtete nicht ausgeweitet. Insbesondere Menschen mit einer Duldung oder Aufenthaltsgestattung werden sogar von der Möglichkeit, einen Wohnberechtigungsschein zu bekommen, ausgeschlossen.

Im Rahmen unserer aufsuchenden Beratung in den verschiedenen Gemeinschaftsunterkünften ist das Thema„Wohnraumberatung“ sowohl das gefragteste – als auch schwierigste und emotionalste, da:

1. die Mehrzahl, der in den LAF Gemeinschaftsunterkünften untergebrachten Menschen keinen Wohnrauman mieten dürfen, keinen WBS erhalten und keine Unterstützung bei der Wohnraumsuche finden.

2. Menschen mit Fluchtbiografie von Mehrfachdiskriminierung und Rassifizierung betroffen sind. Das erschwert die Wohnungssuche und macht es vielfach unmöglich, Wohnraum zu finden, da der Wohnungsmarkt ohnehin rassistischen Praxen folgt.

3. die Behörden wie Sozialamt, LAF und Jobcenter, in deren Leistungsbezug die wohnungssuchenden Geflüchteten stehen, zu langsam arbeiten und an der Realität des Wohnungsmarktes vorbei arbeiten.

Beispiele aus der Beratung zeigen das deutlich: Menschen im Leistungsbezug müssen sich bei der leistungsgebenden Behörde die Zustimmung für die Anmietung einer Wohnung holen. Manche Ämter benötigen für die Bearbeitung 14 Tage. Selbst wenn ein*e Vermieter*in geduldig ist: Mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit geht die Wohnung in dieser Zeit an ein*e andere*n Interessent*in.

4. es, wie wir alle wissen, sowieso nicht genügend bezahlbaren Wohnraum gibt. Hinzu kommt, dass es in Berlin kaum bis gar keinen angemessenen Wohnraum für Großfamilien gibt. So trafen wir in verschiedenen Gemeinschaftsunterkünften auf sechs- bis siebenköpfige Familien, die teilweise seit sieben Jahren in Gemeinschaftsunterkünften lebten und vollkommen desillusioniert waren, jemals Wohnraum in Berlin finden zu können.

TEAM BORES (v. L.) Natascha Hanuschick Charlene Lynch Behnaz Tavakoli

››UNSER ANLIEGEN IST ES, DIE MENSCHEN IN IHRER JEWEILIGEN SITUATION ZU UNTERSTÜTZEN.‹‹

Wir haben uns im Team BoRes bewusst dazu entschieden, Wohnraumberatung anzubieten. Dabei waren für uns mehrere Gründe ausschlaggebend. Erstens gibt es nicht in jedem Bezirk eine Beratungsstelle für wohnungssuchende Geflüchtete – wohin sollen wir also Ratsuchende verweisen? Zweitens haben wir die Erfahrung gemacht, dass, auch wenn eine Beratungsstelle existiert, dort oftmals nicht auf die individuellen Bedürfnisse und Bedarfe bei der Wohnungssuche eingegangen wird.

Noch dazu können wir die Qualität der Beratungen nicht beurteilen. Ratsuchende, die mit der Hoffnung in unsere Beratung kommen, dass wir für sie eine Wohnung finden oder suchen können, müssen wir gleich zu Beginn enttäuschen. Wir betonen deswegen direkt am Anfang, dass wir keine Wohnung suchen können und auch keine Wohnungen haben. Unser Anliegen ist es, personenzentrierte Beratungen durchzuführen und die Menschen in ihrer jeweiligen Situation – Status Quo der Wohnungssuche – zu unterstützen.

Natürlich ist jede Beratungssituation unterschiedlich und dauert verschieden lang. Oft bieten wir deswegen Folgetermine in den Unterkünften an, wo wir mehr in die Tiefe gehen. So zeigen wir beispielsweise, wie bestimmte Apps wie „Mein Howoge“ oder „Immoscout24“ zu bedienen sind und wie die Ratsuchenden dort effizient suchen

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