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FÜHRUNGSSACHE

Die Vorbildfunktion nutzen Angesprochen auf die wichtigsten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Transformationsprozess hin zu einem nachhaltig geführten Unternehmen, waren sich die befragten Interviewpartner einig: unerlässlich ist eine echte, innere Überzeugung und der feste Wille zur Veränderung auf der obersten Führungsebene.

Sich mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen, ist keine Nebenbeschäftigung, sondern oft mühsam und langwierig. Viele Themen sind neuartig, vielschichtig und mit Zielkonflikten behaftet. Deshalb reichen Lippenbekenntnisse nicht, um die notwendigen Veränderungen erfolgreich zu gestalten. Gerade in einer Anfangsphase, aber auch später, ist der CEO der befragten Unternehmen eng involviert, treibt und koordiniert den Prozess. Die Motivation entsteht aus persönlichem Interesse an der Sache und aus dem Bewusstsein für die Relevanz für das Unternehmen.

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Überzeugung, Verständnis und Glaubwürdigkeit in Sachen Nachhaltigkeit sind aber auf der gesamten obersten Führungsebene notwendig. Denn nur, wenn einig und mit einer Stimme gesprochen wird, lassen sich anspruchsvolle Strategie- und Veränderungsprojekte realisieren. Es gilt Kräfte zu bündeln, Brücken zu bauen, Durststrecken auszuhalten und Überzeugungsarbeit zu leisten. Und dies geht nur gemeinsam!

Nachhaltigkeit in einem Unternehmen zu etablieren, ist ein tiefgreifender Change-Prozess. Er betrifft Strategie, Geschäftsmodell, Abläufe, Systeme, aber auch die Unternehmenskultur und interne Denkmuster. Eine blosse Delegation in die Organisation wird nicht funktionieren. Die Themen müssen vom gesamten Führungsteam getragen und glaubhaft vorgelebt werden.

Machen Sie es, weil Sie wollen, nicht weil Sie müssen!

Insight

Kuhn Rikon Herstellung und weltweiter Vertrieb von Pfannen & Kochutensilien, gegründet 1926, 200 Mitarbeitende

Bereits im Jahr 2010 hat der promovierte Naturwissenschaftler Tobias Gerfin mit viel innerer Überzeugung im Rahmen einer Neuentwicklung eines Bürostuhls das erste Kreislaufprojekt initiiert. Seit 2013 wirkt er als CEO beim Familienunternehmen Kuhn Rikon im Zürcherischen Tösstal.

2020 hat das Unternehmen mit einem gemischten Team und unter Einbezug eines spezialisierten Beratungsunternehmen die Strategie überprüft und konsequent auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Auf den Initiierungsprozess angesprochen meint Tobias Gerfin: «Als Familienunternehmen waren wir immer verantwortungsbewusst unterwegs. Aber die Energieeinsparungsprojekte waren abgehakt und es hat einfach etwas gefehlt. Nachhaltigkeit ist beim Kauf unserer Produkte für die Kunden kein relevantes Entscheidungskriterium. Trotzdem sind wie überzeugt: Wenn wir nichts machen, werden wir unsere Marke zukünftig gefährden.»

Eines der wichtigsten Handlungsfelder der neuen Strategie ist die Halbierung der CO2-Emissionen bis 2026. Um dies zu erreichen, soll ein Grossteil der Produkte schrittweise auf Recycling-Materialien umgestellt werden. Auch eine autarke, eigene Solar-Energieversorgung zahlt aufs Reduktionskonto ein. Beides anspruchsvolle Projekte, welche die vorbehaltlose Unterstützung des Managements und der Eigentümer bedingen.

Die Projektaktivitäten werden über ein gemischtes Steering-Board unter direkter Leitung des CEO’s koordiniert. Tobias Gerfin hierzu: «Natürlich brauchen wir ein ganzes Team für ein solches Unterfangen und die Linie ist massiv in der Pflicht, aber die Leitung eines solchen Projekts kann ich nicht delegieren, definitiv nicht in einem KMU unserer Grösse.»

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