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Von Zusammenarbeit, Berner Charme und 4000 rennenden Samichläusen

Im Interview erzählen Markus Ryffel, Langstreckenläufer und Firmeninhaber, und Raphael Bühler, Leiter Marke und Kommunikation bei Energie Wasser Bern, weshalb sie gerne zusammenspannen, was den Berner Charme ausmacht und welche Synergien der Energieversorger und der Laufveranstalter nutzen können. Ausserdem verraten sie ihre Lauf- und Sightseeing-Tipps.

Interview: Cornelia Berger Fotos: Adrian Moser

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Markus, du bist 19facher Schweizermeister und Schweizer Rekordhalter über 3000 und 5000 Meter. Einer deiner grössten Erfolge war die Silbermedaille an den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles. Woher kommt deine Begeisterung für den Laufsport? Markus: Meine Eltern betrieben ein Restaurant und eine dazugehörige Metzgerei. Für letztere übernahmen meine Brüder und ich schon im Kindesalter den Hauslieferdienst, also machten wir uns fünfmal in der Woche mit dem Fahrrad auf den Weg, eine Tour ergab rund 25 Kilometer. Heute bin ich überzeugt, dass dieses unbewusste Kraft- / Ausdauertraining und die daraus resultierende Grundkondition entscheidend für meine spätere Laufkarriere war. Hinzu kam, dass unser Lehrer uns in der 5. Klasse einmal einen Kilometer am Stück rennen liess, obwohl Ausdauersport damals keine Schulsportdisziplin war. Ich war mit Abstand der Schnellste. Er besass ausserdem diverse Olympia- und Sportbücher, die mich völlig in den Bann zogen. Mein Traum von Olympia und der damit verbundene Ehrgeiz waren geweckt.

Wann war für dich klar, dass der Sport dein Alltag und damit auch dein Zahltag werden soll? Markus: Rückblickend ist alles perfekt aufgegangen. Mein grosses Glück war, dass ich begleitend zu meiner Lehre als Schriftsetzer noch eine sogenannte Trainingslehre im Mittel- und Langstreckenlauf absolvieren konnte, angeleitet vom Entdecker und Förderer Heinz Schild. Das liess mich an meinem olympischen Traum festhalten. Für mich war es ausserdem bald schon etwas vom Schönsten, wenn ich meine Begeisterung für das Laufen und die Bewegung weitergeben konnte. Deshalb führte ich bereits 1979, also fünf Jahre vor der Olympia-Silbermedaille, erste Laufseminare durch. Und dann, ein halbes Jahr vor Los Angeles 1984, gründete ich schlussendlich mit meinem Bruder Urs und meinem Freund Markus Bill die Firma Ryffel Running. Nebst Laufworkshops organisieren wir heute mit der Markus Ryffel’s GmbH diverse Laufsportevents – wie beispielsweise den Santarun Bern. Raphael, als Leiter Marke und Kommunikation bei Energie Wasser Bern scheint dein Alltag auf den ersten Blick etwas weniger sportlich. Täuscht das? Raphael: Obwohl mein Vater sportinteressiert war, spielte Sport in meiner Kindheit eher eine Nebenrolle – mal abgesehen vom Skifahren. Ich bin in Gstaad aufgewachsen, sobald da Schnee liegt, stehst du einfach auf den Skiern. Und wie andere Jungs auch, habe ich hin und wieder Fussball gespielt, aber nie mit ernsthaften Ambitionen. Schliesslich habe ich den Laufsport für mich entdeckt und bin drei Mal einen Marathon gelaufen. Ich sehe Sport als guten Ausgleich zu meinem beruflichen Alltag, weshalb ich auch regelmässig mit dem Rad ins Büro fahre.

Ihr arbeitet als Veranstalter und Sponsor miteinander. Wie entstand diese Zusammenarbeit? Könnt ihr Synergien nutzen? Raphael: Als Gastdozent habe ich einer Klasse an der Berner Fachhochschule das Thema Sponsoring anhand von Praxisbeispielen von Energie Wasser Bern nähergebracht. Maria Stalder, die Assistentin von Markus, besuchte das Modul und so entstand der Kontakt. Der Santarun ist eine Berner Veranstaltung mit Witz und Exklusivität. Unser Engagement ist partnerschaftlich, die Chemie stimmt und es macht Spass, mit Markus und seinem Team zusammenzuarbeiten. Markus: Maria kam aus dem Kurs und war begeistert von der Sponsoringstrategie von ewb. Für sie war klar, dass ich Raphael unbedingt kennenlernen musste und so ergab sich eine tolle Zusammenarbeit, die auf allen Ebenen funktioniert. Es ist spürbar, dass die Gesellschaft für ewb im Vordergrund steht, das hat uns angesprochen. Und wir arbeiten natürlich gerne mit Berner Firmen zusammen, da ist automatisch ein gemeinsames Verständnis, eben der «Berner Groove» da.

Eure Firmen generieren einen Mehrwert für die Region, insbesondere für die Stadt Bern. Weshalb ist euch dies wichtig? Raphael:Als Energieversorger haben wir einen Versorgungsauftrag der Stadt Bern, unserer Eigentümerin. Aber unser Engagement geht weit darüber hinaus, damit in der Hauptstadt an 365 Tagen im Jahr alles zuverlässig funktioniert. Für ein Unternehmen wie unseres sind positive Emotionen wichtig, wir sehen uns als Teil der Gesellschaft und möchten entsprechend etwas zurückgeben. Markus: Gesundheitsförderung ist mir ein grosses Anliegen. Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die beweisen, dass es viele Zivilisationskrankheiten nicht gäbe, wenn die Schweiz ein Land von Läuferinnen und Läufern wäre. Durch unsere Veranstaltungen möchte ich den Leuten ein Ziel und damit eine Motivation zum Training geben. Drei von sechs unserer grossen Events, konkret der Schweizer Frauenlauf, der Santarun und Survivalrun Thun sind hier, weil Bern eine Sportstadt ist und perfekte Bedingungen bietet. Beim Santarun beispielsweise führt die Strecke direkt durch die

Markus Ryffel (links) und Raphael Bühler vor dem Bundeshaus.

wunderschöne Berner Altstadt, Sightseeing ist also inklusive. Zudem erfahren unsere Events hier viel Unterstützung aus Politik und Wirtschaft.

Markus, wie kam es dazu, dass ihr den Santarun ins Leben gerufen habt? Markus: Meine beiden Söhne Christoph und Stephan liessen sich im Ausland von einem Santarun inspirieren. Wir fanden die Idee grossartig, gemeinsam mit den Liebsten die Weihnachtszeit an einem Lauf einzuläuten. Allerdings gibt es in der Schweiz bereits gegen 500 Volksläufe, weshalb für uns klar war, dass es etwas Spezielleres werden sollte. Etwas Ungezwungenes, ohne Rangliste, ohne Druck. Unser Vorhaben stiess nicht zuletzt auch beim Stadtpräsidenten Alec von Graffenried auf Begeisterung und so kam es, dass sich 2017 erstmals die Gassen der Altstadt mit rennenden Samichläusen füllten. Der Spass ist das eine, aber uns ist es auch wichtig, einen Teil des Umsatzes weiterzugeben, speziell in der Weihnachtszeit. Jährlich spenden wir deshalb einen Franken pro Startgeld an eine wohltätige Organisation. Wie du bereits erwähnt hast, Markus, ist der Santarun eine Laufveranstaltung ohne Rangliste, es geht um Plausch, nicht um Platzierung. Schmerzt dein Läuferherz nicht ein wenig? Markus: Freunde fragten schon ganz verwundert, was ich denn da mache, ein Laufevent ohne Rangliste! Es schien ein schräges Ding (lacht), aber ganz ehrlich: Es gibt doch nichts Schöneres, als gemeinsam mit Familie und Freunden etwas zu unternehmen. Allerdings sind meistens Kondition und Ambitionen etwas unterschiedlich. Deshalb ist der Santraun ein Plausch-Run, bei dem der Ehrgeiz unter der Zipfelmütze erstickt, die Zeit unbeachtet verrinnt und nur zählt, dass Freunde und Familie miteinander unterwegs sind. Und ich geniesse das sogar. Es ist ein Privileg, anderen Menschen die Freude am Laufsport weiterzugeben.

Ist es nicht ein bisschen verrückt, rund 4000 Leute in ein SantaKostüm zu stecken und durch die Berner Gassen rennen zu lassen? Markus: Naja, ein bisschen verrückt hat noch nie geschadet, oder? Über Erfolg oder Misserfolg entscheidet, ob eine Veranstaltung dem Zeitgeist entspricht. Gegen 5000 Teilnehmende im zweiten

Veranstaltungsjahr zeigen, dass der Event gut ankommt. Übrigens laufen rund 40 % aller Teilnehmenden im Vorjahreskostüm oder bringen ihre eigene Verkleidung mit. Das versuchen wir zu fördern, indem man weniger Startgeld bezahlt, wenn man kein Kostüm bezieht. Umwelt und Natur liegen mir am Herzen.

Raphael, nach was für Kriterien entscheidest du, welche Projekte Energie Wasser Bern unterstützt und weshalb hat der Santarun deine Zustimmung? Was möchte der städtische Energieversorger der Bevölkerung näherbringen? Raphael: Es ist sicher von Bedeutung, eine langjährige Partnerschaft einzugehen. Kurze Engagements verpuffen für beide Seiten schnell. Das, was wir unterstützen, muss für unser Zielpublikum, unsere Kundinnen und Kunden passen und unseren Werten, wie beispielsweise dem «Berner Charme», entsprechen. Als aktiver Teil der Gesellschaft setzen wir auf verschiedene Bereiche, das heisst, wir unterstützen nicht nur den Sport, sondern auch kulturelle und gesellschaftliche Anlässe wie beispielsweise das Kino im Kocher oder die Kunsteisbahn am Bundesplatz. Wir erreichen durch diese Engagements die Leute besser als beispielsweise über unsere Produkte. So können wir gezielter auf unsere Anliegen aufmerksam machen. Markus, was ist der allerbeste und erprobteste LaufTipp, den du den Leserinnen und Lesern mitgeben möchtest? Markus: Da gibt es viele Bücher dazu … (mit einem Augenzwinkern) aber etwas, das sich immer wieder bewährt: Häufigkeit kommt vor Distanz und Intensität. Wir neigen leider oft dazu, perfekt sein zu wollen und gehen zu sehr ins Detail, überfordern uns. Im Sport sollte man dies aber etwas ablegen. Es hilft, langfristig zu denken, sich langsam, aber stetig zu verbessern. Dem Körper Ruhe zu gönnen beispielsweise, gehört auch zum Training.

Raphael, was muss man in Bern deiner Meinung nach unbedingt gesehen haben? Raphael: Die imposante Kulisse des Bundesplatzes ist sicher sehenswert. Dort gibt es meistens auch etwas zu erleben, beispielsweise den Berner Märit oder im Sommer das Wasserspiel. Mein Tipp wäre dann von dort aus ein Spaziergang in die fantastische Altstadt, mit Augenmerk auf die wohl schönsten Brunnen der Schweiz. Dank uns sprudelt aus ihnen übrigens bestes Trinkwasser – wir reinigen sie regelmässig und ohne Einsatz von Chemie.