3 minute read

Sanierung Mineralbad Berg in Stuttgart

Video Interview mit Matthias Burkart (4a Architekten)

NEUE QUALITÄT IM TRADITIONSBAD

SANIERUNG MINERALBAD BERG IN STUTTGART

Standort Stuttgart, Deutschland

Bauherr/Betreiber Bäderbetriebe Stuttgart

Architekten 4a Architekten GmbH DE – 70376 Stuttgart www.4a-architekten.de

Planungsteam Martin Schweizer (Projektleitung), Thorsten Buck, Martina Henke, Andreas Rothmann

Ausschreibung/Vergabe Izabella Hüttig, Patricia Löw

Bauleitung Daniel Hauptmann, Marc Holtschmidt, Silvia Nanz

Autor 4a Architekten GmbH

Fotos Uwe Ditz, Stuttgart

Offizielle Eröffnung Oktober 2020

Über 163 Jahre Geschichte verleihen dem Stuttgarter Traditionsbad Mineralbad Berg Alleinstellungmerkmal – und auch der Kult der Stuttgarter um das Bad ist groß. Im Fokus der Sanierung stand, den besonderen Charakter des Mineralbades zu wahren und die Neugestaltung in Anlehnung an die 1950er Jahre zeitgemäß zu interpretieren. Aufgabe von 4a Architekten war es, die richtige Balance zwischen Erhalt, Erneuerung und Ergänzung zu finden. Die gestalterische und technische Sanierung umfasste das gesamte Bestandsgebäude mit Hallen- und Freibadbereich, Gastronomie sowie Saunabereich im Obergeschoss.

Die exklusive Lage mitten im Stadtraum, umgeben von einer großzügigen Parklandschaft mit altem Baumbestand, verleiht dem Stuttgarter Kultbad besondere Aufenthaltsqualität. Der L-förmige Baukörper mit Nord- und Ostflügel, in den das quadratische Außenbecken mit Seecharakter eingebettet liegt, blieb in seiner ursprünglichen Form bestehen und wurde bis auf den Rohbau zurückgeführt.

Zentrale Schnittstelle im Bad ist das Foyer am Knotenpunkt der Gebäudeachsen. Für die Barrierefreiheit gelangen die Badegäste nunmehr über eine Rampe in den tiefer gelegten Eingangsbereich mit Gastronomie. Hier setzen Kunstelemente aus dem Bestand wie die restaurierte Ackermann-Glaskunst an der Decke und die vergoldete Badewanne auf der Galerie einen markanten Akzent. Die neu gestaltete Eingangsfront mit der blau schimmernden Mosaiksteinfassade und dem freigelegtem Kolonnadengang bildet eine identitätsstiftende Adresse im Stadtraum. Großflächige Verglasungen geben bereits von außen den Blick auf das Außenbecken und den Garten frei und erzeugen im Innenraum eine lichtdurchflutete Atmosphäre.

Die Badeebene mit Badehalle, Bewegungsbad und Außenbecken liegt im Erdgeschoss. Im Obergeschoss befinden sich die Saunabereiche mit Liegeflächen, die wie im Bestand für Damen und Herren voneinander getrennt sind, sowie ein Gymnastikraum mit Ausblick in die Parkanlage.

Neubau fügt sich nahtlos ein Das alte Bewegungsbad im Osten der Anlage wurde abgerissen und durch einen Anbau an die Badehalle ersetzt. Durch die Verlängerung des Ostflügels fügt sich der Neubau nahtlos in das Ensemble ein und das Bewegungsbad kann künftig unabhängig vom öffentlichen Badebetrieb genutzt werden. Im Untergeschoss entstanden neue Räume für die technischen Anlagen.

Die Badehalle wurde um eine Galerie erweitert und mit einer neuen Holzlamellendecke versehen, die sich in sanftem Schwung von der Wandfläche über die Decke bis hin zur Glasfassade schwingt. Sie verleiht dem Innenraum eine warme Atmosphäre und gute Akustik. Charakteristisch für die Badehalle ist die grafisch gestaltete Fliesenwand – sie wurde gemeinsam mit dem Stuttgarter Künstler Prof. Matthias Kohlmann in Anlehnung an den Bestand entwickelt.

Das angrenzende Bewegungsbad greift die Materialität aus der Badehalle auf. Hier setzt die restaurierte Glaskunst von Hundhausen einen markanten Farbakzent in der abschließenden Sichtbetonwand.

Modernisiert für den Winterbetrieb Das Außenbecken blieb in Form und Größe erhalten, musste aber komplett neu errichtet werden. Es wurde gefliest sowie

mit einem Ausschwimmkanal und Beckenbeleuchtung für den Winterbetrieb versehen. Die malerische Gartenanlage mit dem altem Baumbestand, den Rosenbeeten und den zahlreichen Dannecker-Skulpturen blieb im ursprünglichen Zustand erhalten.

In Anlehnung an das ursprüngliche Erscheinungsbild gliedert das bestehende Stützenraster die großflächigen Glasfassaden von außen, auch die Sonnenbalkone mit Markisen und horizontalen Brüstungen zur Parkanlage wurden beibehalten. Besonders charakteristische Elemente wie die Sommerumkleiden und Holzliegen im Außenraum sowie die Kaltwasserduschen und Hängeleuchten in der Badehalle wurden nach Schließung des Mineralbades eingelagert, restauriert und wieder eingebaut.

Das sanierte Mineralbad prägen nur wenige Materialien wie Holz, Feinsteinzeug, Mosaikfliesen, Sichtbeton und Stahl und eine gedeckte Farbigkeit – für eine möglichst ruhige und entspannende Atmosphäre. Mit diesem Gestaltungskonzept, räumlichen Optimierungen und geringfügigen Änderungen der Abläufe ist es gelungen, eine neue Qualität zu schaffen und zugleich das charakteristische Erscheinungsbild des legendären Bad Berg zu wahren.

This article is from: