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Abgestimmt auf Herausforderungen – Fachweiterbildungsintegrierender Bachelorstudiengang in Münster Andrea Zielke-Nadkarni

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Susanna Flansburg

Susanna Flansburg

Abgestimmt auf Herausforderungen

Fachweiterbildungsintegrierender Bachelorstudiengang in Münster

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Andrea Zielke-Nadkarni

Speziell für Pfl egende aus der Psychiatrie ist der neue fachweiterbildungsintegrierende Bachelorstudiengang „Psychiatrische Pfl ege/Psychische Gesundheit“ der Fachhochschule Münster konzipiert. Der Fachbereich Gesundheit kooperiert hierzu mit der staatlich anerkannten Weiterbildungsstätte Fachpfl ege Psychiatrie, dem Peplau-Kolleg am St. Rochus-Hospital Telgte. Ziel ist es, die Akademisierung psychiatrischer Pfl egefachpersonen weiterzuentwickeln. Die Absolvent_ innen erwerben einen Doppelabschluss: den hochschulischen Bachelor of Science (B.Sc.) sowie die staatliche Anerkennung als Fachpfl egeperson für Fachgesundheits- und Krankenpfl ege, Fachgesundheits- und Kinderkrankenpfl ege oder Fachaltenpfl ege in der Psychiatrie entsprechend der Weiterbildungs- und Prüfungsverordnung für Pfl egeberufe in Nordrhein-Westfalen (WBVO-Pfl egeNRW).

Der Studiengang umfasst acht Semester und startet jeweils zum Sommersemester eines Jahres (1. März). Im Durchschnitt werden berufsbegleitend 18 Wochen pro Jahr im Wechsel an der Hochschule, der Weiterbildungsstätte und in Praxiseinrichtungen für das Studium benötigt. Die Praxisphasen können teilweise an den Heimateinrichtungen absolviert werden. Während für die Fachhochschule nur Semestergebühren anfallen, entstehen Gebühren für die Weiterbildung. Diese werden jedoch in der Regel vom Arbeitgeber als entsendender Einrichtung getragen. Der Arbeitgeber gewährt auch die Freistellung für die Studienzeiten. Es wird ein Stellenumfang von mind. 75 % empfohlen. Eine sehr günstige Unterbringungsmöglichkeit stellt das St. Rochus-Hospital Telgte zur Verfügung.

Zugangsvoraussetzungen

–eine abgeschlossene Ausbildung zum/zur Gesundheits- und Krankenpfl eger_in oder Gesundheits- und Kinderkrankenpfl eger_in oder Altenpfl eger_in –eine allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife oder eine abgeschlossene Berufsausbildung plus zwei bzw. drei Jahre Berufserfahrung (lt. § 3 Berufsbildungshochschulzugangsverordnung) und –ein Weiterbildungsvertrag „Fachpfl ege in der Psychiatrie gemäß WBVO-Pfl ege-NRW“ mit dem Peplau-

Kolleg am St. Rochus-Hospital Telgte Die Inhalte des Studiengangs sind auf die aktuellen Herausforderungen an die psychiatrische Pfl ege abgestimmt. Bereits 2012 hat der Deutsche Wissenschaftsrat die Frage aufgeworfen, „welche hochschulischen Angebote und Qualifi kationen in den Gesundheitsversorgungsberufen benötigt werden, um auf die künftigen Versorgungsbedarfe angemessen reagieren und die Qualität der Gesundheitsversorgung sichern zu können“ (WR, 2012, S. 4). Gefordert wird, dass Angehörige der Gesundheitsfachberufe, die mit komplexen Aufgaben betraut sind, in der Lage sein müssen, • ihr Handeln auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse zu refl ektieren, • die Versorgungsmöglichkeiten evidenzbasiert zu prüfen • und das eigene Handeln anzupassen (WR, 2012, S. 25).

Demographischer Wandel und epidemiologische Veränderungen wie die steigende Anzahl von Menschen mit chronisch-psychischen Erkrankungen und Multimorbidität, im psychischen Bereich insbesondere Depressionen, Demenz, Angststörungen und Schlafstörungen sowie eine hohe Prävalenz psychischer Störungen bei Kindern (z. B. Angststörungen, Depressionen, Störungen des Sozialverhaltens), bedingen eine qualitativ hochwertige psychiatrische Versorgung in der Fläche.

Der Studiengang „Psychiatrische Pfl ege/Psychische Gesundheit“ entwickelt die Kompetenzen der Pfl egenden auf dem Niveau von Advanced Practice Nurses (Pfl egeexperten) weiter. Wissenschaftliche Grundlagen wie die Recherche wissenschaftlicher Erkenntnisse, der kritische Umgang mit Studien und die Implementierung ihrer Ergebnisse in die Praxis sind wichtiger Teil des Kompetenzerwerbs der Studierenden. Hinzu kommen Prozesse der Selbsterfahrung und Selbstrefl exion, der Haltungsentwicklung und der Weiterentwicklung kommunikativer und sozialer Kompetenzen. Die Nutzung neuer pfl egewissenschaftlicher Konzepte wie Adhärenz und Safewards ist selbstverständlich. Sie werden eingebettet in den Umgang mit ethischen Problemstellungen zur Entwicklung der Fähigkeit, ethische Entscheidungen zu treff en und an ethischen Entscheidungsfi ndungen mitzuwirken. Des Weiteren werden Kompetenzen zur Planung, Bearbeitung und Auswertung von pfl egerisch-psychiatrischen Aufgaben und Problemstellungen erworben. Dazu gehört auch die

eigenverantwortliche Steuerung von komplexen Versorgungsprozessen, zunächst angeleitet im Studium, sodann später in der Berufspraxis.

Insbesondere die Versorgung (vulnerabler) Patientengruppen im ländlichen Raum, die sich momentan insgesamt defi zitär darstellt, wird eine der künftigen Aufgaben der Absolvent_innen darstellen. Vielfach werden diese komplexen Pfl egesituationen Teil der so genannten „stationsäquivalenten Leistungen“ sein. Sie versetzen psychiatrische Kliniken in die Lage, komplexe psychiatrisch-psychotherapeutische Akut-Behandlungen für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen im häuslichen Umfeld durchzuführen. Die Komplexität der Versorgungssituationen verlangt die Kooperation in multiprofessionellen Teams und Aufgaben der Vernetzung mit anderen Gesundheitsfachberufen. Diese werden somit ebenfalls zum Gegenstand des Studiums. Gesundheitspolitische Problemstellungen werden gesellschaftskritisch diskutiert und auf individuelle Problemlagen von Patienten bezogen. Somit lernen die Studierenden, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen und verschiedene Standpunkte gegeneinander abzuwägen. Schließlich ist die einrichtungs- und sektorenübergreifende Qualitätssicherung in der Psychiatrie und Psychosomatik Ziel dieses Bildungsangebotes.

Die häufi g unzureichende Theorie-Praxis-Verzahnung wird in diesem Studium durch die Schaff ung geeigneter Voraussetzungen verwirklicht: • Das verbindliche Absolvieren von Praxiseinsätzen durch die vorgegebene Struktur der WBVO hinsichtlich der praktischen Weiterbildungsanteile und • die enge Verzahnung von pfl egewissenschaftlichen Anteilen (FH Münster) und praxisorientierten pfl egerischpsychiatrischen Inhalten (Weiterbildung) sorgen für eine den Bedingungen „vor Ort“ angepasste Umsetzung (Berufsfeldnähe mit enger Verknüpfung von Arbeitspraxis und Lerneinheiten) sowie • die Durchführung einer wissenschaftsbasierten Pfl ege in einem spezialisierten pfl egerischen Handlungsfeld (Spirig & De Geest, 2004). Zur Unterstützung der Studierenden gewährleisten „Bezugspädagogen“ die sichere Begleitung der Lernenden im Prozess des Studiums. Zugleich sind sie Vermittler zwischen der „Bildungs- und der Betriebswelt“ (Lernort-Kooperation).

Interessenten erhalten weitere Informationen unter: https://www.fh-muenster.de/gesundheit/studienbe werber/bsc-psychiatrische-pflege-psychische-ge sundheit.php und https://www.srh-telgte.de/karriere/ fachpfl egepeplau-kolleg/studium.html

sowie über die beiden Studiengangsleitungen Prof. Dr. M. Bonato, bonato@fh-muenster.de und Prof. Dr. A. Zielke-Nadkarni, zielke-nadkarni@fh-muenster.de.

Eine Bewerbung ist ganzjährig möglich, für das Sommersemester 2020 bis zum 15. Februar 2020. Voraussetzung für das Studium ist ein Platz in der Weiterbildung. Der Leiter des Peplau-Kollegs, Herr Klaus Peter Michel, ist daher Ihr erster Ansprechpartner für die Bewerbung: klaus_peter.michel@srh-telgte.de, Tel. 02504/ 60-224.

Literatur

Spirig, R. & De Geest, S. (2004). Advanced Nursing Practice» lohnt sich! Pfl ege, 17(4), 233–236. Deutscher Wissenschaftsrat (WR) (2012). Empfehlungen zu hochschulischen Qualifi kationen für das Gesundheitswesen. Verfügbar unter http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/

Praesentation_HSQ_Juli2012.pdf [27.11.2019].

Prof. Dr. Andrea Zielke-Nadkarni Professorin für Pfl egewissenschaft

zielke-nadkarni@fh-muenster.de

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