5 minute read

Hallo Stauraum!

Wie weit kann euer Blick in der Wohnung schweifen, vom aufgeschlagenen HIMBEER

Magazin bis zur nächsten Begrenzung? Sind bis dahin ungeordnete Stapel, Kisten und bodennahe Anhäufungen aller Art zu sehen oder gehört ihr zu den Raumversteher:innen mit Händchen für Ordnung und optimale Quadratmeternutzung?

Advertisement

Laut Statistischem Bundesamt standen 2021 jeder:jedem Bundesbürger:in im Durchschnitt 47,7 Quadratmeter Wohnraum zur Verfügung, während die Bewohner:innen von Haushalten mit drei oder mehr Personen pro Kopf durchschnittlich auf 33 Quadratmetern beisammen wohnen. Das klingt zunächst einigermaßen großzügig, von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren sind allerdings 16,4 Prozent von beengten Wohnverhältnissen betroffen; das ist jede sechste minderjährige Person.

Große Städte, kleine Wohnungen

Wohnen auf acht Quadratmetern – in New York oder Tokio nichts Neues. Doch auch in Deutschlands Millionenstädten Berlin, Hamburg, München und Köln ist der Wohnraum pro Einwohner:in kleiner als im Rest des Lan- des. Und teurer. Und wer will schon aus seiner gemütlichen und vor allem bezahlbaren Dreizimmerwohnung mit dem schönen Innenhof und dem Stammcafé um die Ecke ausziehen, wenn eine adäquate Familienwohnung nur außerhalb aller Komfortzonen zu finden ist?

Belastende Wohnsituationen entstehen meist durch ein über die Jahre gewachsenes Konstrukt, bei dem die einstige Single- oder Paarwohnung peu à peu an neue Lebenssituationen und Mitbewohner:innen angepasst wurde. Es fängt mit dem schönen großen Küchentisch beim Einzug der:des Liebste:n an, ein Babybettchen wird locker noch untergebracht, aber zunehmende Besitz- und Platzansprüche aller Beteiligten lassen sich auch mithilfe von Ikea-Hacks und Marie Kondo-Büchern oft nur unzureichend erfüllen – wenn doch eigentlich ein Zimmer fehlt. Kreative Lösungen müssen her! Spätestens mit dem zweiten Kind, allerspätestens bei handfesten Auseinandersetzungen der Geschwister im Grundschulalter, die im gemeinsam bewohnten Kinderzimmer Revierkämpfe austragen.

Wohnraum-Perspektiven vom Profi

Zum Glück gibt es Menschen, deren Supertalent es ist, Räume anders wahrzunehmen und zu verstehen als Durchschnittsbegabte, die mit handelsüblichen Hochbetten und Raumteilern nicht besonders weit kommen.

Eine Wohnraumberatung ist meist viel unkomplizierter als gedacht und ein Umbau wesentlich preisgünstiger und nervenschonender als ein Umzug. Ist der Entschluss erst gefasst, beginnt der Weg zur Veränderung mit einem klärenden Erstgespräch (das meist kostenlos angeboten wird) und dem Studieren von Grundrissen. Skizzen, Moodboards oder PinterestSammlungen helfen bei der Visualisierung.

Multifunktionale Möbel von COCLICO schaffen automatisch mehr Platz und begeistern im Kinderzimmer als individuelle Spiellandschaft.

Sima Niroumand von Habitiny aus Köln gehört zu dieser Spezies mit dem besonderen Blick. Sie ist Designerin, Raumgestalterin und Stauraum-Visionärin. Im Gespräch erwähnt sie, dass sie Flächen und Dimensionen meist punktgenau erfassen kann, egal ob es sich um Quadratmeter oder Pixel handelt. Noch beeindruckender ist aber, wie sie zusammen mit ihrem Team Räume neu organisiert, Zimmer schafft, wo vorher keine waren, in Höhen wie auch Tiefen denkt und das alles mit großem Verständnis für Wohnraumbedürfnisse von Familien im urbanen Umfeld. Mit wirklich individuellen Lösungen setzt sie auf Wandausschnitte, Einbaumöbel, Podeste, Raumin-Raum-Modelle oder schwebende Quader – gern in markanten Farben, als modulare Systeme und mit einheitlicher Oberflächengestaltung.

Ein besonderer Habitiny-Coup ist zum Beispiel die Teilung eines Kinderzimmers durch eine massive Wand: Von der einen Seite gibt diese eine kuschelige Schlafhöhle preis und von der anderen kann der darüber liegende Platz als Hochbett genutzt werden. Damit ist nicht nur der Familienfrieden wiederhergestellt, das Ergebnis sieht auch noch beneidenswert cool aus und hält in Standardbettlänge den kritischen Ansprüchen von Teenager:innen stand. Auch Podeste oder kunstvoll arrangierte Hochebenen lösen nicht nur Platzprobleme, sondern verwandeln die vier Wände bestenfalls in eine Wohlfühloase mit durchdachtem Farb- und Raumkonzept für alle wichtigen Bereiche des Lebens.

„Wir starten mit dem Kennenlernen remote, egal von wo uns eine interessierte Person kontaktiert. Wir fragen nach der Wohnsituation und dem Problem, für das eine Lösung gefunden werden soll. Anschließend gehen wir in der Wohnraumberatung den persönlichen Bedürfnissen auf den Grund – das Fundament für das Wohnraumkonzept. Nachdem Probleme geäußert, Wünsche festgehalten und das Konzept erstellt ist, bekommt der:die Kund:in von uns ein individuelles Angebot mit Kosten und Zeitaufwand. Gibt es grünes Licht, realisieren wir den Wohntraum mit allem Drum und Dran.“ Habitiny arbeitet in ganz Deutschland mit einem sorgfältig ausgewählten Netzwerk von Handwerker:innen zusammen. „Dabei erheben wir einen hohen Anspruch an die Qualität ihrer Arbeit, fordern ein ähnliches Mindset ein und arbeiten wirklich nur mit sympathischen Menschen zusammen.“ erklärt Sima Niroumand ihre Arbeitsweise.

In Anbetracht der zunehmenden Wohnungsknappheit in Ballungsräumen sind neben Handwerker:innen auch Architekt:innen und Raumgestalter:innen gefragter denn je, um Wohnungen zu begutachten, Funktionsbereiche und Sichtachsen zu definieren und allen Interessierten mit platzschaffenden Ideen weiterzuhelfen. Habitiny, Sima Niroumand, habitiny.de

Expert:innen in Berlin

Judith Wahle ist diplomierte Innenarchitektin und Architektin in Berlin und verfügt über ein beeindruckendes Portfolio an Arbeitserfahrung im In- und Ausland. Bevor sie 2012 ihr eigenes Studio eröffnete, war sie für Architekturbüros wie Zaha Hadid Architects, Yoo Ltd. Von Philippe Starck und bei Foster und Partner tätig. Ihr Motto ist es, die Lebensqualität zu steigern genauso wie den Wert der Immobilie. Auch sie liebt es, größer gewordenen Familien auf begrenztem Raum mit schlauen Lösungen langfristig zu helfen. „Ich verknüpfe gerne beide Welten, Architektur und Innenarchitektur, weil ich ganz früh gespürt habe, was Räume mit einem machen. Vielen ist das nicht bewusst, aber es macht etwas mit jeder:m, würde ich sagen. (…) Mir selbst war es darum auch immer sehr wichtig, die Umwelt um mich herum schön zu gestalten. Im Kleinen wie im Großen.“ Judith Wahle, Architekturbüro JSW Studio, judithsimonewahle.com

Auch Anja Ring aus Berlin hat als Architektin ein grundsätzliches Verständnis für Wohnungen. Mit schnellen Skizzen verdeutlicht sie ihre Ideen ganz unkompliziert. Manchmal rückt sie aber auch einfach Kisten und Stühle vor Ort herum, um entsprechende Dimensionen und mögliche Umbauten konkret erfahrbar zu machen.

In ihrer Zeit als Einrichtungsberaterin bei IKEA hat sie gelernt, auf Kund:innenwünsche besonders feinsinnig einzugehen oder diese zunächst heraus- zufiltern, falls Kund:innen sich über ihre eigenen Bedürfnisse noch nicht im Klaren sind. „Wenn es sehr wenig Platz in einer Wohnung gibt, ist es das Wichtigste, sich die Bedürfnisse und den Lebensrhythmus einer Familie genau anzusehen. Wenn diese Grundlagen klar sind und das Konzept steht, ist es egal, ob dann mit schon vorhandenen Möbeln eingerichtet wird oder hochpreisiger mit Einbaulösungen vom Tischler. Und weil ich selbst ein Kind habe, interessiere ich mich besonders für effektive Gestaltungen von Kinderzimmern.“ Anja Ring, Inneneinrichtung & Raumoptimierung, anjaring.de

Mini-Tipps

Das Beste F R Kleine Berliner

Die besten Tipps für Berlin mit Baby oder Kleinkind – abonniert unseren monatlichen Mini-Tipps-Newsletter und bekommt immer tolle Ideen, was ihr mit den Kleinen unternehmen könnt.

berlinmitkind.de/newsletter

Umbau oder Umzug?

Natürlich hängt die Motivation für eine grundlegende Neugestaltung eines oder mehrerer Zimmer von vielen Faktoren ab: Ist es eine Miet- oder Eigentumswohnung? Wie lange möchten alle Bewohner:innnen voraussichtlich noch in der Wohnung bleiben? Und wie viel kostet der Spaß?

Einem Umzug mit Transport, Renovierung, dem Kauf neuer Möbel inklusive einem erheblichen Mietanstieg auf Dauer steht auch in einer Mietwohnung der wesentlich günstigere Umbau mit Beratung und Realisierung gegenüber. Die Zustimmung eures Vermieters für den Umbau braucht ihr nicht, solange die Bausubstanz der Immobilie nicht verändern wird und/ oder der vorherige Zustand wieder hergestellt werden kann. Bohrlöcher lassen sich ganz einfach mit Spachtelmasse stopfen und auch Trockenbauwände können rückgebaut werden.

Und wie immer gilt auch hier: Handwerklich Begabte sind klar im Vorteil. Habitiny erstellt für euch auch einen passenden DIY-Plan, mit dem ihr selbstständig weiterarbeiten könnt. Und falls es doch bei der Umsetzung klemmt, könnt ihr einfach einen Heimwerker-Support dazu buchen. Sogar Workshops „Zaubere dir deinen fehlenden Raum“ und Workbooks „Die Extraportion Know-how für dein Projekt“ werden von Sima und ihrem Team angeboten.

Einrichtungs-Tipps für kleine Wohnungen

Sind wir mal realistisch: Den Platz, den wir in der Lebensphase mit mittelalten Kindern dringen brauchen und oft herbeisehnen, benötigt man vielleicht für zehn Jahre. In den ersten Lebensjahren ist es dem Nachwuchs beinahe egal, wie viel Raum zur Verfügung steht, je näher an den Eltern, desto besser. Und mit Anfang 20 sind sie dann meist flügge und bis auf Weiteres auf und davon. Darum ist gerade in der kleinen Wohnung eine flexible, mitwachsende und nachhaltige Einrichtung das A und O – neben ein paar goldenen Regeln:

» Akzeptiert eure Wohnung (oder zieht eben doch um): Nur so macht das Wohnen darin Spaß! Und dann fangt an, alles gut zu durchdenken und zu planen und geht dann an die Realisation. Die Hauptsache ist jedoch, dass sich alle darin wohlfühlen.

» Weniger ist mehr: Wer mindestens zwei Mal im Jahr alle Dinge auf ihren Wert und ihre Nützlichkeit hin überprüft, schafft Stauraum und bleibt nicht auf längst zu klein gewordenen Klamotten und verstaubtem Allerlei sitzen. Schafft eine gute Mischung zwischen Dingen, die ihr liebt und Dingen, die ihr benötigt.