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12.18 Hospitality Management

„Jede Veränderung ist auch eine Chance“

Markus Lück, der neue Managing Director der 12.18 Hospitality Management GmbH, spricht im Interview mit Superior Hotel über aktuelle Problematiken der Branche. Die Fragen stellte Peter Erik Hillenbach

Herr Lück, lassen Sie uns anhand von Stichworten über die Situation in der Hotellerie sprechen. Beginnen wir mit dem Fachkräftemangel – wie wird der in der gehobenen Hotellerie erlebt? Ähnlich dramatisch wie im inhabergeführten Drei-SterneBereich? Oder hat man im Luxussegment besseren Zugriff auf die Absolventen der Hotelfachschulen, wenn es zumindest um die Nachwuchssicherung geht? Der Fachkräftemangel ist ein generelles Problem der Hotellerie, egal ob wir über das Drei- oder Fünf-Sterne-Segment sprechen. Wir müssen als Branche zukünftig am Image des Hotel- und/ oder Gastronomie-Jobs arbeiten, sodass junge Menschen es wieder als erstrebenswert empfinden, in dieser Branche zu arbeiten. Die Wertschätzung des Berufs sowie die Entlohnung müssen mittel- und langfristig erhöht werden. Andernfalls wird der Fachkräftemangel nur noch schlimmer. Ich bin leidenschaftlicher Hotelier und erfreue mich jeden Tag daran, mit anderen Menschen zu arbeiten und unsere Gäste zufriedenzustellen und zu verwöhnen. Diese Passion möchte ich gerne unseren jungen Teammitgliedern vermitteln und engagiere mich daher auch sehr in der Talentsuche in unserem Unternehmen.

Was sagen Sie zur Situation bei den Tagungs- und Businesshotels, die sich angesichts der Konkurrenz von Zoom-Konferenzen und des dadurch bedingten Wegfalls von Geschäftsreisen genötigt sehen, sich in Richtung Familie, Städtekurzreise, Privatreise zu öffnen? Ergeben sich da neue Chancen für jeden oder ist das stark Location-bedingt? Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass auch die Hotellerie sich verändern und anpassen muss. Der Standort spielt für die Hotelpositionierung eine große und wichtige Rolle. Sofern diese gut ist, besteht für den Hotelier die Möglichkeit, sein Konzept wechselnden Trends oder auch Herausforderungen anzupassen. Ich persönlich sehe es so, dass jede Veränderung auch immer

Fotos: 12.18 Hospitality Management GmbH

auch eine Chance ist. Und auch wir verändern uns permanent, um so für unsere Gäste attraktiv und interessant zu bleiben. Ein Beispiel, das ich nennen kann: Wir bieten unseren Gästen im 7Pines Resort Ibiza mit dem Angebot „Work in Style“ die Möglichkeit, Business und Freizeit in Form eines Workolidays oder Workation zu verbinden. Flexibel arbeiten in einer traumhaft schönen Urlaubsdestination – dieser Trend wird sich langfristig etablieren.

Wird der Schwerpunkt der Urlaubs- und Kurzreisen auf absehbare Zeit tatsächlich in Deutschland und den europäischen Nachbarstaaten liegen? Sind Fernreisen damit komplett out oder gesellschaftlich tabu? Wir glauben fest an die Zukunft unserer Branche und die Lust der Menschen am Reisen. Erdgebundene Ziele sind aktuell der Gewinner der Pandemie. Die letzten zwölf Monate haben dies gezeigt und das Schöne ist, dass der Kunde die innerdeutschen Reiseziele wieder wertzuschätzen gelernt hat. Dies wird auch nachhaltig so bleiben und dem nationalen Ferientourismus prophezeie ich weiterhin gute Buchungszahlen in den kommenden Jahren. Fernreisen sind momentan aufgrund der Reiserestriktionen nur erschwert möglich. Dies wird sich ab 2022 wieder ändern, jedoch glaube ich, dass das Niveau von 2019 erst in 2023 oder 2024 wieder erreicht sein wird.

ZUR PERSON

Markus Lück, Jahrgang 1976, ist seit März 2021 Managing Director der 12.18 Hospitality Managment GmbH. Diese aus der 12.18 Hotel Management GmbH hervorgegangene Gesellschaft fungiert als Betreiber unternehmenseigener sowie externer Hotels. Bis Februar 2021 zeichnete Lück als General Manager des 7Pines Resort Ibiza verantwortlich, das seit Kurzem zur „Destination by Hyatt“-Kollektion zählt. Er war maßgeblich an der Entwicklung des Luxus-Lifestyle-Konzepts beteiligt und trieb zudem die Expansion der Marke 7Pines auf Sardinien und in New York voran. Nach seinem Diplom an der Hotelfachschule in Lausanne 1999 führte ihn seine Karriere über Istanbul, Marokko, Dubai und Hamburg. Lücks weitere Stationen in Kempinski Hotels und Grand Hotels: Genf, St. Moritz, Berlin, Accra und Wien.

Im 7Pines Resort Ibiza war Markus Lück der General Manager und entwickelte das LuxusLifestyle-Konzept maßgeblich mit Welchen Stellenwert räumen Sie der Hotelgastronomie ein? Kommt es hier ebenfalls auf die Lage an – liegt das Hotel in einem Ausgehviertel, braucht es kein eigenes Restaurant, sondern ein Partnernetzwerk kooperierender Lokale; liegt das Hotel in der kulinarischen Diaspora, kann es erst recht mit einem eigenständigen gastronomischen Angebot punkten. Innovation in der Hotellerie kommt zu einem großen Teil aus der Gastronomie. Das haben wir bei 12.18. schon sehr früh erkannt. Gastronomie ist extrem wichtig und trägt zum Erfolg des Ho-

tels bei. Eine gute Gastronomie ist nicht nur eine „Begleiterscheinung“, sondern hilft, die Zimmerdurchschnittsrate zu erhöhen. Aus diesem Grund legen wir in all unseren Betrieben höchsten Wert auf das kulinarische Angebot. Wir haben uns daher bereits 2019 an der Tasteful Concept GmbH (ehemals Gastro&System GmbH) von Marc Uebelherr beteiligt. Seine mehr als 20-jährige Expertise und sein Netzwerk nutzen wir für die Entwicklung und Umsetzung neuer F&B-Konzepte unserer einzigartigen Destinationen. Besonders hervorheben möchte ich die gemeinsame Expansion des OhJulia-Konzepts unter anderem an unserem Standort Waren. Darüber hinaus aber auch die Kooperation mit dem ZweiSterne-Koch Tohru Nakamura, der ganz aktuell sehr erfolgreich eine kulinarische Reise durch unsere Häuser am Fleesensee, auf Sylt und auf Ibiza absolvierte und unsere Gäste begeistert hat.

Ist Co-Working beziehungsweise das Bereitstellen von Working Spaces im Hotel eine gute Option angesichts der zunehmenden Homeoffice-Selbstverständlichkeit? Kann man Schreibtische oder Arbeits-Separees stundenweise und bezahlbar an Locals vermieten? Co-Working ist generell und auch schon seit einigen Jahren ein Trend. Viele Firmen haben sich in den letzten Jahren mit dem Thema Co-Working Space befasst und dabei erfolgreiche Konzepte umgesetzt. Insbesondere in Metropolen kann dies ein spannendes Thema sein. Zweifelsohne denke ich aber, dass unsere Hotel-Lobbies und Lounges eine nette Arbeitsplatzalternative sind, jedoch nicht den idealen Co-Working Space darstellen, da sich die Standorte in klassischen Ferienregionen befinden und hier der Bedarf nach Co-Working zumindest bei den Locals nicht mit einem Stadthotel vergleichbar ist. Mit dem „Work in Style“-Angebot sprechen wir aber gezielt Gäste an, die Arbeit und Urlaub in einer traumhaften Umgebung verbinden wollen und einen längeren Aufenthalt bei uns verbringen.

Schloss Fleesensee verschreibt sich als Familienhotel ganz der Nachhaltigkeit: Es gibt eigene Hühner und eigenen Obst- und Gemüseanbau ebbt er angesichts der Corona-Regeln und eventuell der Indoor-Skepsis der Gäste bereits wieder ab? Wir sind davon überzeugt, dass es wichtig sein wird, die „Locals“ auch weiterhin für die hoteleigene Gastronomie zu begeistern. Daher kann das kulturelle und gastronomische Angebot ein Zugpferd sein. Zwar stellen die aktuellen Corona-Regeln das Ausrichten von Events noch vor Herausforderungen, doch wir blicken zuversichtlich nach vorne, dass sich der Local-Trend auch künftig fortsetzen wird. Wir sind sehr erfolgreich damit, unsere Häuser von Beginn an auch für unsere Nachbarn und Anwohner zu öffnen, darunter die Gastronomie und den Wellness-, Spa und Sportbereich.

Thema Nachhaltigkeit: Im Luxussegment erwarte ich als Gast, dass das Thema vom regionalen Bio-Frühstück bis zur E-Zapfsäule und vom energieeffizienten Equipment bis zum fair gehandelten Kaffee durchdekliniert wird. Wie lässt sich das alles runterskalieren auf den Alltag im Drei- oder Vier-Sterne-Haus? Nachhaltigkeit wird heutzutage von unseren Kunden erwartet – egal, ob im Drei- oder Fünf-Sterne-Bereich. Immer mehr Gäste streben nach einer bewussten Lebensführung, legen zum Beispiel Wert auf gesunde Ernährung und nutzen dabei besonders Produkte aus nachhaltigem Anbau. Unser Hotel & Sportresort Fleesensee zum Beispiel greift diese Thematik auf und verknüpft sie im täglichen Betrieb der Urlaubsanlage mit einem klaren Bekenntnis zu Nachhaltigkeit. Mit einer eigenen, für den Gast erlebbaren Landwirtschaft am Standort Göhren-Lebbin wird langfristig ein ergänzendes Angebot an gesunden und nachhaltig angebauten Lebensmitteln integriert – seien es die Eier der eigenen Hühnerschar, Fleisch der eigenen Rinderherde oder die zahlreichen Obst- und Gemüsesorten, die vor Ort angebaut werden.

Wohin steuern Sie mit den Hotels der 12.18-Gruppe, welche Zielgruppe sprechen Sie an? Ist das Bekenntnis zur Nachhaltigkeit der neue Hedonismus? Wie definieren Sie Luxus für Ihr Klientel? Die 12.18. Hotel Collection bietet ein großes Spek-

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