99 gute Gründe, dankbar zu sein - 9783865916228

RAINER HAAK

99 gute GrĂźnde, dankbar zu sein

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100 Das für dieses Buch verwendete FSC ®-zertifizierte Papier München Super Extra liefert Arctic Paper Mochenwangen GmbH. © 2011 Gerth Medien GmbH, Asslar, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München 1. Auflage 2011 Bestell-Nr. 816 622 ISBN 978-3-86591-622-8 Umschlagfoto: Shutterstock, Thomas Fredericksen Fotos Innenteil: Shutterstock Umschlaggestaltung: Hanni Plato Satz: Marcellini Media GmbH, Wetzlar Druck und Verarbeitung: CPI Moravia

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1. Wenn die Sonne aufgeht . . . . . . .

2. Ich kann vertrauen . . . . . . . . . .

3. Die ersten Blumen im Frühjahr . . .

4. Zeichen der Liebe . . . . . . . . . . .

5. Träume verwirklichen . . . . . . . . .

6. Kleine und große Erfolge . . . . . . .

7. Mein Glaube . . . . . . . . . . . . . .

8. Unverhoffte Begegnungen . . . . . .

9. So geht es! . . . . . . . . . . . . . . .

10. Mein Terminkalender . . . . . . . . .

11. Besondere Menschen . . . . . . . . .

12. Die Obdachlosenzeitung . . . . . . .

13. Eine Schatzkiste voller Erinnerungen 14. Lernen können . . . . . . . . . . . . .

15. Ein Engel für mich . . . . . . . . . . .

16. Kein Zwerg mehr sein . . . . . . . . .

17. Ich kann mich satt essen . . . . . . .

18. Hilfe durch Spezialisten . . . . . . . .

19. Jung und Alt zusammen . . . . . . .

20. Eine sinnvolle Aufgabe . . . . . . . .

21. Eine schöne Feder . . . . . . . . . . .

22. Ein Lob der Langeweile . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

9 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 53 55

23.

24.

25.

26.

27.

28.

29.

30.

31.

32.

33.

34.

35.

36.

37.

38.

39.

40.

41.

42.

43.

44.

45.

46.

47.

48.

Die Vielfalt der Menschen . . . . . .

Bewegung genießen . . . . . . . . . .

Mit Freunden kochen . . . . . . . . .

Der sichere Hafen . . . . . . . . . . .

Das offene Meer . . . . . . . . . . . .

Mein Herz schlägt ein Leben lang . .

Mich selbst vergessen können . . . .

Trauer tut weh und tut gut . . . . . .

Das kleine Café . . . . . . . . . . . .

Mein Geburtstag . . . . . . . . . . . .

Eine zündende Idee . . . . . . . . . .

Ich lese gern . . . . . . . . . . . . . .

Menschen, die mir gut tun . . . . . .

Es funktioniert . . . . . . . . . . . . .

Echte Vorbilder . . . . . . . . . . . .

Urlaub, endlich Urlaub . . . . . . . .

Verstehen ohne Worte . . . . . . . . .

Die Stille erfahren . . . . . . . . . . .

Lachen tut gut . . . . . . . . . . . . .

Wir streiten und vertragen uns . . . .

Meine Bedürfnisse äußern . . . . . .

Jugendliche, die sich engagieren . . .

Sogenannte Selbstverständlichkeiten Dieser eine Augenblick . . . . . . . .

Ein Fest feiern . . . . . . . . . . . . .

Unsere Kinder . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

57 59 62 64 66 68 70 72 74 76 78 81 84 86 88 90 92 96 98 100 102 104 106 108 110 112

49.

50.

51.

52.

53.

54.

55.

56.

57.

58.

59.

60.

61.

62.

63.

64.

65.

66.

67.

68.

69.

70.

71.

72.

73.

Ein Tief überstehen . . . . . . . . . .

Keine Ausreden mehr . . . . . . . . .

Ein Wiedersehen mit alten Freunden Ich brauche nicht viel . . . . . . . . .

Clowns und Träumer . . . . . . . . .

Ich kann kritisch denken . . . . . . .

Ich darf vergeben . . . . . . . . . . .

Mir wird vergeben . . . . . . . . . . .

Alle vier Jahreszeiten . . . . . . . . .

Veränderung ist in jeder Lebensphase möglich . . . . . . . . .

Eine gute Geschichte . . . . . . . . .

Helden des Alltags . . . . . . . . . . .

Zurück zu Gott . . . . . . . . . . . . .

Meine kleine Welt wird größer . . . .

Trotzdem Mut machen . . . . . . . .

Neue Seiten an mir entdecken . . . .

Ist ja doch ganz nett! . . . . . . . . .

Von allem das Gegenteil . . . . . . .

Geschickte Bewegungen . . . . . . .

Mein Baum . . . . . . . . . . . . . . .

Teilen können . . . . . . . . . . . . .

Müde und glücklich . . . . . . . . . .

Der erste Sonnenstrahl . . . . . . . .

Am Ufer des Meeres . . . . . . . . . .

Wir sind ein Team . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

114 116 118 120 122 124 126 128 132

. . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . .

134 136 138 140 142 144 146 148 150 152 156 158 160 164 166 168

74.

75.

76.

77.

78.

79.

80.

81.

82.

83.

84.

85.

86.

87.

88.

89.

90.

91.

92.

93.

94.

95.

96.

97.

98.

99.

Zeit für mein Hobby . . . . . . .

Umsonst Sorgen gemacht . . . .

Gipfelerlebnisse . . . . . . . . .

Ein Problem lösen . . . . . . . . Über alles reden können . . . .

Meine heiligen Orte . . . . . . .

Ich werde gebraucht . . . . . . .

Genießen können . . . . . . . .

Eine gute Nachbarschaft . . . .

Eine glückliche Kindheit . . . .

Viele gute Wünsche . . . . . . .

Die Wildnis . . . . . . . . . . . .

Ich bin mehr als mein Verstand Mal richtig ausschlafen . . . . .

Ein Lob der Gastfreundschaft .

Ich kann neu anfangen . . . . .

Lauter kleine Probleme . . . . .

Einfach leben . . . . . . . . . . .

Wir verstehen uns . . . . . . . .

Lust auf Menschlichkeit . . . . .

Ich kann es ja doch! . . . . . . .

Gottes Geschenke . . . . . . . .

Hoffnung über den Tod hinaus Das Mosaik des Lebens . . . . .

Rückblick auf den Tag . . . . . . . . . dass ich danken kann . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

170 172 175 177 179 182 184 186 188 190 192 194 196 198 200 202 204 207 209 211 213 215 217 219 221 223

Vorwort

Das Leben ist ein Geschenk. Doch wie jedes Geschenk werde ich es nur zu schätzen wissen, wenn ich es dankbar annehme. Dabei wird mir deutlich: Leben ist eben kein Zufall. Und ich habe es mir auch nicht „verdient“.

In diesem Buch finden Sie eine Sammlung von 99 guten Gründen, dankbar zu sein. Vielleicht passen nicht alle Gründe in Ihre augenblickliche Lebenssituation. Trotzdem werden Sie sicher bei vielen Texten feststellen: Das bin ja ich! Möglicherweise fallen Ihnen noch etliche weitere gute Gründe ein.

Viel Freude mit diesem Buch, das Ihnen vielleicht ein liebevoller Begleiter und Augenöffner wird. Und sicher gilt auch für Sie: Ich bin tatsächlich reich beschenkt.

Rainer Haak

9

1

Wenn die Sonne aufgeht

Ohne die Sonne würde es kein Leben auf dieser Erde geben. Alle Lebewesen, Pflanzen, Tiere und Menschen, brauchen das Sonnenlicht. Da ist es gut zu wissen, dass nach jeder Nacht das Licht zurückkehrt. Es bleibt nicht dunkel, auch nicht in unserem Leben.

Jeden Morgen geht die Sonne auf. Ich merke es meistens nur daran, dass es draußen hell wird. Mehr nicht. Den eigentlichen Sonnenaufgang erlebe ich normalerweise nicht mit, weil es gerade bewölkt ist, weil ich im Haus oder in der Bahn sitze oder weil ich gerade an etwas anderes denke und den besonderen Augenblick verpasse. Und im Sommer schlafe ich zu dieser frühen Zeit meistens noch.

Doch ab und zu erlebe ich es mit, das große Wunder.

Manchmal mache ich mich sogar bewusst auf den Weg zu einem Ort, an dem ich einen freien Blick habe – unten auf dem Picknickplatz am See, oben auf dem Hügel oder irgendwo am Ortsrand. Und dann warte ich auf den großen Augenblick. Ein anderes Mal habe ich gar nicht an die Sonne gedacht, bin schon früh unterwegs, und plötzlich taucht sie langsam am Horizont auf.

12

Das ist ein Moment, der an Schönheit und Erhabenheit kaum zu überbieten ist. Ich stehe da, tief ergriffen, und erlebe mit, wie der glutrote Feuerball langsam größer wird, wie er einige Minuten später in voller Größe sichtbar ist und sich schließlich vom Horizont entfernt und immer höher steigt.

Während dieses großen Schauspiels spüre ich manchmal eine Art heiligen Schauer, so berührend und gewaltig zugleich ist es. Mein Herz schlägt schneller, ich fühle mich winzig klein und zugleich groß und auf wunderbare Weise beschenkt. „Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang, sei gelobet der Name des Herrn!“ Dieses Lied, das ich noch aus Kindertagen kenne, kommt mir in den Sinn. Loben, staunen, schweigen – und ein tiefes Glücksgefühl. Und ich nehme mir vor, nicht wieder so lange zu warten, bis ich mich morgens auf den Weg mache – der aufgehenden Sonne entgegen.

Ich bin zutiefst dankbar dafür, dass ich immer wieder miterleben darf, wie die Sonne aufgeht.

13

2

Ich kann vertrauen

Kleine Kinder können grenzenlos vertrauen. Ja, sie müssen vertrauen, das ist ihre einzige Chance, um überleben zu können. Auch wenn ihr Vertrauen enttäuscht wird, versuchen sie es wieder. Doch wehe, es wird zu oft enttäuscht! Wehe, sie gewöhnen sich an den Zustand, gedemütigt oder vernachlässigt zu werden! Was in der Kindheit zerstört wurde, kann später nur mühsam wieder aufgebaut werden, bei manchen gar nicht.

Wie will ich an einen liebevollen Gott glauben, wenn ich in meiner Kindheit keine Liebe erfahren habe? Wie will ich in einen Partner, in eine Partnerin mein Vertrauen setzen, wenn ich mit Vertrauen lauter schlechte Erfahrungen verbinde?

Ich bin froh und dankbar, dass ich vertrauen kann.

Ich bin dankbar, dass es Menschen gibt, die zu mir stehen, die mich lieben, die ihre Versprechen halten, die da sind, wenn sie gebraucht werden, und die mich so akzeptieren, wie ich bin. Deshalb kann ich mit meinen Mitmenschen rechnen, auf sie hoffen, auch wenn die Hoffnung einmal enttäuscht wird.

Ich kann mich verletzlich machen. Ich kann lieben.

Nun gibt es auch viele Erwachsene, die ihr Ver14

trauen verlieren. Frau W. wurde von ihrem Mann verlassen, ohne Vorankündigung, ohne Erklärung.

Seitdem traut sie, wie sie selbst sagt, niemandem mehr über den Weg. Frau G. bekam in ihrer Abteilung immer mehr Probleme mit den Kollegen. Bald wurde es ein typischer Fall von Mobbing. Schließlich war ihre Gesundheit so angegriffen, dass sie in den vorzeitigen Ruhestand gehen musste. Heute lebt sie völlig zurückgezogen und hat kaum noch Kontakte.

Bei Herrn L. wurde in den vergangenen Jahren mehrmals eingebrochen. Heute hat er sein Haus zu einer „Festung“ ausgebaut.

Andere Menschen können vertrauen trotz der Enttäuschungen, die sie erfahren mussten. Sie wissen, was Vergebung bedeutet, sie sind bereit, auch bei sich selbst Fehler zu suchen, und sie wissen als erwachsene Menschen, dass diese Welt nicht nur gut ist und dass Probleme zum Leben gehören.

Danke, dass ich – trotz allem – vertrauen kann.

Danke, dass ich darauf vertraue, dass Gott mich liebt.

15

3

Die ersten Blumen im Frühjahr

Die dunkle Jahreszeit dehnt sich lange aus. Monatelang gehen viele Menschen morgens bei Dunkelheit aus dem Haus und kehren nach der Arbeit erst zurück, wenn es schon wieder dunkel ist. Die Sonne ist ein seltener Gast geworden, und spätestens im Februar zeigt sich deutlich, dass wir des Winters überdrüssig sind. Jetzt ist wirklich genug! Hoffentlich kommt bald der Frühling!

Doch wir müssen noch etwas Geduld aufbringen.

Denn die Natur hat ihren eigenen Rhythmus. Sie hat genügend Zeit für den Wechsel der Jahreszeiten. Und mancher hat die Erfahrung gemacht, dass es gut tut, diesen Wechsel zu akzeptieren und auch im eigenen Leben diesen Rhythmus zuzulassen. Im Winter ist Brachzeit, Zeit zum Ruhen, zum Luftholen, vielleicht für eine Lebensinventur, aber auch Zeit zur Vorbereitung und Planung dessen, was kommen wird.

Das ist wie so oft im Leben: Wenn ich warten oder verzichten muss, um etwas zu erreichen, dann ist die Freude umso größer, wenn die Zeit endlich gekommen ist. Wenn ich für eine Sache lange arbeiten oder sparen muss, besitzt sie für mich hinterher 16

einen viel größeren Wert. Ich weiß sie in besonderer Weise zu schätzen.

Der Wunsch: „Ich will alles, und zwar jetzt!“ ist zwar verständlich, aber ganz bestimmt nicht gesund.

Diese Einstellung ist so ähnlich wie Fastfood: Sofort her und runter damit!

Doch irgendwann wird es tatsächlich ein wenig heller und wärmer. Nach einem langen Winter können schon die ersten Vorboten des Frühlings ein unbeschreibliches Glücksgefühl hervorrufen: Siehst du die Blumen dort auf dem Rasen? Schneeglöckchen und kleine Nester von Krokussen – wir können uns nicht satt sehen. Nie wieder in den nächsten Monaten werden Blumen uns so deutlich zeigen, dass neues Leben beginnt. Sie kündigen an, dass die Zeit bald kommen wird, in der wir wieder Sonne tanken können, in der wir nach außen leben, durch den Park laufen und im Garten Kaffee trinken oder ein Glas Wein.

Wie freue ich mich jedes Jahr auf die ersten Blumen!

Sie stimmen mich so richtig auf den Frühling ein.

17

4

Zeichen der Liebe

Was wäre diese Welt ohne die vielen Zeichen der Liebe und der Menschlichkeit? Nur weil es sie gibt, ist auch die andere Seite der Realität zu ertragen: der wachsende Egoismus, die Kälte in unserer Gesellschaft, die Brutalität, das Desinteresse an den Mitmenschen.

Ich freue mich über jedes Zeichen der Liebe. Ja, so wie viele andere auch bin ich ein begeisterter Sammler dieser Zeichen geworden. Ich suche nach ihnen und bekomme dadurch einen völlig neuen Blick auf diese Welt und das Leben. Ich glaube wieder an das Gute im Menschen!

Wer sich auf die Suche macht, begegnet den Zeichen der Liebe tatsächlich fast überall: Eine Mutter von zwei Kindern nimmt ganz selbstverständlich für mehrere Tage ein weiteres Kind auf, weil die allein erziehende Nachbarin einige Zeit ins Krankenhaus muss. Ein altes Ehepaar, schon nicht mehr ganz sicher auf den Beinen, biegt Hand in Hand um die Ecke. Es sieht aus, als würden sie sich gegenseitig stützen und Halt geben. Die Sachbearbeiterin im Sozialamt bietet der völlig aufgelösten Antragstellerin erst einmal eine Tasse Kaffee an und sagt dann: 18

„Danach reden wir in Ruhe weiter.“ Einmal pro Woche kommt ein Student ins Nachtcafé für Obdachlose, um dort ehrenamtlich mitzuarbeiten. Ein junges Mädchen steht in der Straßenbahn auf, um einem alten Herrn seinen Platz anzubieten. Ein junges Pärchen entschuldigt sich bei der Nachbarin mit einem Blumenstrauß dafür, dass es gestern Abend so laut war.

Zeichen der Liebe, das sind die Jugendlichen, die einem Klassenkameraden in Mathematik helfen, weil seine Versetzung gefährdet ist. Das ist die junge Buchhändlerin, die fast täglich am Krankenbett einer guten Freundin sitzt und ihr beisteht. Das ist der rüstige Rentner, der den kleinen Spielplatz in der Wohnanlage in Ordnung hält. Oder der Briefträger, der der kranken Frau im 2. Stock schnell ein paar Lebensmittel aus dem Supermarkt gegenüber holt. „Ist doch selbstverständlich!“ Ich bin dankbar für jedes Zeichen der Liebe, und es werden immer mehr. Längst fordern sie mich heraus, auch selbst solche Zeichen zu setzen.

19

5

Träume verwirklichen

Was habe ich mitgefiebert, damals als Kind, mit den Helden des Wilden Westens, mit den Archäologen auf den Spuren der Urzeit, mit den „Entdeckern“ der Welt wie Marco Polo oder Columbus, mit Emil und den Detektiven, mit Lederstrumpf, mit Albert Schweitzer in Lambarene, Alexander von Humboldt auf seinen großen Reisen, mit Sherlock Holmes.

Dabei spielte es keine Rolle, ob die Figuren meiner Abenteuersehnsucht wirklich existiert hatten oder der Phantasie von Schriftstellern entsprungen waren. Abenteuer erleben, so wie meine berühmten Helden, das war mein großer Traum.

Bei den meisten Erwachsenen schrumpfen die Träume vom großen Abenteuer irgendwann von XXL auf Normalgröße. Manche Träume stellten sich als „Kinderträume“ heraus. Doch trotzdem, manchmal heimlich, kommen ähnliche Träume zurück. Oder es schleichen sich völlig neue Träume ein. Sind Erwachsene viel zu vernünftig, um Träume tatsächlich zu verwirklichen? Haben sie Angst, sich auf Abenteuer einzulassen?

Ich kenne zahlreiche „Abenteurer“, die einen Traum verwirklicht haben. Es ist dafür – fast – nie zu spät.

20

Eine Freundin wanderte kürzlich mit ihrem Mann über die Alpen. Alle Achtung! Natürlich hatten sie sich dafür gut vorbereitet und trainiert. Etliche Bekannte zogen auf den Spuren Jesu durch das „Heilige Land“. Ein Freund meines Vaters schrieb noch kurz vor seinem Tod ein Buch und erfüllte sich damit einen alten Traum. Uwe begann wenige Jahre vor seiner Pensionierung mit Gesangsunterricht. Jetzt ist er im Ruhestand – und gab kürzlich sein erstes Konzert. Ein junges Ehepaar lernt gerade Hebräisch, um das Alte Testament in der Originalsprache lesen zu können. Christel hat ihren Traum verwirklicht, ehrenamtlich mit Obdachlosen zu arbeiten. Einige sind zu Fuß durch Deutschland gelaufen – von der dänischen Grenze bis zum Bodensee. Das muss man nicht unbedingt am Stück tun, sondern kann es auch in mehreren einzelnen Etappen erledigen.

Die meisten Menschen, die einen Traum verwirklicht haben, sind dankbar für die Erfahrungen und das Abenteuer, auch wenn nicht alles so gelang, wie sie es sich vorgestellt haben.

21