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WERTE UND GRENZEN 2021

DeSacre! (2013) © Urska Boljkovac

Metallplatte, Bewegung und Videoprojektion. Von außen kann man nicht sagen, wer wen steuert – eine gesellschaftliche Analogie. Was diese Arbeiten auszeichnet, alle, also TRIKE, V-Trike, Maschinenhalle#1, ist die beinharte Reduktion auf das Wesentliche.

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UK: Wie kommst du zu den Themen?

CG: Es ist eine Mischung aus persönlichem Erleben und Gesellschafts- und Medienkritik. Allerdings, solange ich noch rein tänzerisch unterwegs war, konnte ich das, was mich jetzt umtreibt, nämlich zum Denken anzuregen und Debatten zu starten, gar nicht bewirken. In Rough Trades (1998) zum Beispiel ging es um den Fall Tibor Foco. Da war viel Recherche dahinter, zu Justizirrtum, Geldwäsche und Prostitution. Meine Überlegungen übersetzte ich in Tanz. Im Endeffekt hat kein Mensch es wirklich verstanden, da war die Recherche eigentlich vergeudet. Das zwölfminütige sadomasochistische Männerduett The Time Falling Bodies Take to Light (1998) war mein Durchbruch hier in Wien. Es ist so was wie die Keimzelle für meine späteren Performances mit sexuellen Themen. Nach und nach hat sich das mehr herauskristallisiert. Als mir das Theater am Neumarkt Zürich anbot, Über Tiere von Elfriede Jelinek zu inszenieren, habe ich das gemacht aufgrund meines Interesses an Sexualität und ihren Abgründen, und nicht, um moralische Urteile zu untermauern. Die Jelineksche Textfläche für einen rhythmisierten orchestrierten Into-Your-Face-Raum zu nutzen, das hat super funktioniert. Ein einschneidendes Erlebnis war für mich 2012 die Veranstaltung des steirischen herbst, „Truth is Concrete“, an der Schnittstelle von Kunst und Aktivismus. Da habe ich kapiert, dass es möglich ist, mit Kunst gesellschaftspolitisch aufklärerisch zu wirken. Das war der Anstoß für DeSacre!

UK: DeSacre! habe ich in vielen Settings und Kirchen gesehen, das war unglaublich.

CG: 2013 bekam ich die Gelegenheit, auf Einladung der Bundespräsidentschaftskanzlei und des Tanzquartiers, die Kapelle in der Hofburg zu bespielen. Als ich bei „Truth is Concrete“ zwei russische Künstler über die Aktion von Pussy Riot als paradigmatischen Fall zeitgenössischer Kunst palavern hörte, wurde ich stutzig. Das hatte ich nämlich in einem Falter-Artikel von Erich Klein ganz anders gelesen, laut ihm hatte sich die Moskauer Kunstszene zur Pussy Riot-Aktion schweigend bis zynisch verhalten. Darüber wollte ich mehr herausfinden. Außerdem, da ich einen

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