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NFT – (Noch) nicht Fonds-tauglich?

(Noch) nicht Fonds-tauglich?

Man nehme einen Techno-Song von Elon Musk, Rekord-Renditen und ein digitales Kunstwerk, das eine Milliarde Dollar wert sein soll – et voilà, der verrückteste Trading-Trend 2021: NFT! Das Wahnsinnswachstum dieses Marktes hat die Aufmerksamkeit vieler privater Kleinanleger erregt. Wie können sie 2022 daran partizipieren? Wir haben uns von Experten die entscheidenden Tipps geholt.

Drei Buchstaben scheinbar so unscheinbar, dass sie sich problemlos in die Aneinanderkettung farbloser Akronyme im Fanta Vier-Song „Mfg“ einfügen ließen. Doch in der Realität sind NFT das wohl spektakulärste Investment der letzten Monate. So kaufte der Kunstsammler Pablo RodriguezFraile im Oktober 2020 ein zehnsekündiges Video für 67.000 Dollar – und verkaufte es nur vier Monate später für 6,6 Mio. Dollar. Schnelle Wertsteigerungen um das zehn- oder hundertfache waren 2020/2021 zwar nicht die Regel, aber auch keine Seltenheit. 2021 wurde zum Boom-Jahr für NFT. Betrug 2020 das Marktvolumen laut der Marktforschungswebsite Nonfungible.com noch ca. 340 Mio. Dollar, explodierte es im Oktober 2021 auf immerhin 17 Mrd. Dollar. Das ergeben Schätzungen der US-Bank Goldman Sachs. Einige Experten erwarten, dass der NFT-Markt dieses Jahr den Mainstream erreicht. Doch das ist leichter gesagt als getan.

Eine neue Welt von gelangweilten Affen

„Der NFT-Sektor ist gegenwärtig noch nicht massentauglich“, sagt Holger Kuhlmann, CEO der MatrixChain. „Man benötigt umfassendes Fachwissen, wenn man direkt in NFTs investieren möchte.“ Auch Tobias Eckl, CEO der Mondo Gate AG, betont die Wichtigkeit von Hintergrundwissen. Das liegt daran, dass es sich bei NFT – non-fun-

gible Tokens – um einmalige Besitzzertifikate handelt. Auf deutsch übersetzt: nicht austauschbare Wertmarke. Diese Nicht-Austauschbarkeit trägt entscheidend zur Trickiness der Token als Geldanlage bei. Im Fall Bitcoin spielt es keine Rolle, welchen Bitcoin der Investor besitzt, da sie alle austauschbar und damit gleich viel wert sind. NFT hingegen sind unterschiedlich. Daher müssen Investoren verstehen, welche Zertifikate aus welchen Gründen hoch im Kurs stehen bzw. wo Wertsteigerungspotenzial schlummert.

„NFT-Plattformen wie Rarible verfügen über eine starke und hilfsbereite Community und bieten zudem ein umfangreiches Glossar rund um NFTs an“, verrät Kuhlmann. Eckl empfiehlt die Informationsdatenbanken von KryptoPlattformen wie z. B. bitpanda oder Coinbase in Kombination mit weiterer Fachlektüre. Der NFT-Einsteiger wird schnell merken, dass die Blue Chips dieser schrillen neuen Welt u. a. gelangweilte Affen, Punks und verpixelte Katzen sind. Wer dazu keinen Bezug findet, hat die Möglichkeit, sich in seine Vergangenheit als Panini-Sammler zurückzubeamen: „Fußballfans können einen Blick auf sorare.com riskieren und sich die Nutzung von NFT zu bekannten Sammelkarten ansehen“, so Eckl. Auf der Plattform kann man offiziell lizensierte digitale Spielerkarten sammeln und handeln. Der Robert Lewandowski der NFT-Welt ist zweifellos Beeple. Seine Digital-Kunst erzielt regelmäßig Wahnsinnspreise – allen voran „Everydays: the First 5.000 Days“. Im März 2021 wurde es für schwindelerregende 69,3 Mio. Dollar verkauft. Damit zählt Beeple, bürgerlich Mike Winkelmann, nun zu den Top Drei der teuersten, lebenden Künstler der Welt. Wie sich der Wert dieses Werkes in Zukunft entwickelt? Der Käufer, Krypto-Crack „Metakovan“, glaubt an eine astronomische Kurssteigerung bis zu einer Mrd. Dollar. Er wisse nur noch nicht bis wann. Der Preis könnte aber auch kollabieren – trotz Künstler-Kult. Denn „Artnet News“-Kunstkritiker Ben Davis hat die 5.000 Einzelbilder, aus denen sich Beeples Rekord-Collage zusammensetzt, genauer analysiert – und dabei einige Beispiele für rassistische, homophobe und sexistische Darstellungen oder Bildunterschriften gefunden. Sicher genug Angriffsfläche, um in einer zunehmend politisch korrekten Welt den Status des Digital-Assets als Kunst zerstören zu können. Diese gewaltige Spannbreite von einer Milliarde bis Müll verdeutlicht das Risiko eines Einzelinvestments. Die meisten NFT besitzen derzeit keine „Fähigkeiten“, die die Preise absichern. Man kann in ihnen weder wohnen, noch kann man sie in der Industrie als Halbleiter verwenden. Sie bringen auch keine Dividende. Ähnlich könnte eine Botschaft von Elon Musk gedeutet werden. Auf Twitter veröffentlichte er einen Techno Track mit einer Textpassage, die ins Deutsche übersetzt heißt: „NFT für deine Eitelkeit. Computer schlafen nie. Es ist verifiziert. Es ist garantiert.“ In dem Musik-Clip dreht sich dazu eine überdimensionale Trophäe aus Gold, die fast mehr blinkt und leuchtet als Las Vegas im Partymodus. Die Musk-Message lautet wohl: NFT sind nichts als ein peinliches Statussymbol für Sammler – Effekthascherei ohne wirklichen Wert.

Holger Kuhlmann CEO MatrixChain

Wann kommen die NFT-Fonds?

Letztlich verhält es sich mit NFT wie mit analoger Kunst oder anderen Sammler-Objekten: Schönheit liegt im Auge des Marktes. Und Märkte können auch überhitzen. „Die Entwicklung des NFTTrends ist aktuell meines Erachtens noch als Boom einzuordnen“, glaubt Eckl. Er kann sich allerdings durchaus vorstellen, dass die NFT-Welt aus Investment-Sicht „erwachsen“ wird. „Gründe dafür können sein, dass der Gesetzgeber mit Regulatorik sich weiter einbringt und auch das Vertrauen wächst“, so der CEO von Mondo Gate. Hier herrscht noch sehr viel Unklarheit. So hat die BaFin bisher nicht klargestellt, ob es sich bei NFT um Kryptowerte handelt, die Anlagezwecken dienen. Wer als privater Kleinanleger in NFT investieren, aber sein Risiko durch Diversifikation streuen will, für den ergeben sich künftig wohl immer mehr Möglichkeiten. „Es kommen jetzt viele Produkte, wie zum Beispiel auch der erste NFT-ETF im Dezember, als klassisches Wertpapier auf den Markt“, beobachtet Eckl. Hier geht es um den ETF mit dem Kürzel „NFTZ“ – herausgegeben vom Emittenten Defiance. Dieser ETF ist allerdings nicht in NFT direkt investiert, sondern beinhaltet börsennotierte Unternehmen, die auf dem NFT-Markt agieren. Und: Zurzeit ist der an der New Yorker Börse NYSE gelistete NFTZ nicht in Deutschland handelbar. Einige Marktbeobachter erwarten jedoch, dass ähnliche Produkte bald auch auf dem deutschen Börsenparkett ihr Debut feiern werden.

„Es gibt aber keine regulierten Fonds, die direkt in NFT-Projekte investieren“, stellt Kuhlmann fest. „Die MatrixChain prüft eine solche direkte Beteiligung für 2023, es hängt hier von den regulatorischen Bedingungen ab.“ Bis dahin empfiehlt der Krypto-Experte den Kleinanlegern, sich am „DeFi Pulse Index“ von Coinbase zu orientieren. Bei Coinbase handele es sich um ein reguliertes Unternehmen auf dem deutschen Markt. Und aktiv gemanagte NFT-Fonds? Die betrachtet Eckl für den Mainstream noch als zu risikoreich und daher uninteressant. „Dies kann sich bei einem aktuell so dynamischen Markt allerdings schnell ändern“, fügt er hinzu. (sh)

Tobias Eckl CEO Mondo Gate AG

…und diese Themen erwarten Sie unter anderem in der kommenden Ausgabe:

US-Fonds

In den vergangenen Jahren stand die US-amerikanische Volkswirtschaft im Mittelpunkt des Interesses. Viele Kurse zogen an, getrieben durch Niedrigzinsen und eine moderate Zinslandschaft. Damit könnte 2022 Schluss sein. Die US-Notenbank Fed stellt einen Zinsanstieg in Aussicht. Das ändert die Gesamtlage. Werden nun insbesondere die Tech-Aktien weiter unter die Räder kommen? Wie fällt überhaupt ein Zwischenfazit der Biden-Administration aus? finanzwelt blickt auf das Rendite-Risiko-Profil von US-Fonds.

Verdienstausfall richtig absichern

Es gibt viele Gründe, die zu einem teilweisen bis vollständigen Verdienstausfall führen können – von einer Krankheit über einen Unfall bis hin zur Berufsunfähigkeit und Pflegebedürftigkeit. Da gilt es vorzusorgen, vor allem für Selbstständige. Ein Streifzug der finanzwelt durch die Möglichkeiten.

Globale Immobilien-Investments

Immobilien erfreuen sind auch im laufenden Jahr hoher Beliebtheit. Sie weisen tendenziell ein attraktives Renditeprofil für Investoren auf. Ob nun als Direktanlage oder über entsprechende Fonds. Doch inwiefern lohnt sich auch hierbei ein Blick über die eigenen Landesgrenzen? Können Immobilien-Investments in den Vereinigten Staaten oder im fernen Osten auch ein Zusatzbaustein im Portfolio sein? Wie unterscheiden sich die globalen Immobilienmärkte voneinander? Eine Übersicht der global attraktiv erscheinenden Immobiliensegmente.

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