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Investment-Boom bei Kleinanlegern – Historische Folgen für Fondspolicen

Historische Folgen für Fondspolicen

Deutschland gilt traditionell als das Land der SparbuchSpezis und Anlage-Allergiker. Doch im Lockdown haben hierzulande immer mehr Menschen tatsächlich das Investieren für sich entdeckt. Dieser Trend hat deutliche Folgen für die Fondspolicen – zum historischen Vorteil der Kunden. Wie geht es damit den Versicherern? Laufen die neuen Online-Broker den Fondspolicen bei der Kapitalanlage zur Altersvorsorge den Rang ab?

Laut Studie „Aktion pro Aktie“ stieg 2020 der Anteil der Aktien- und Fondsbesitzer in Deutschland um fünf Punkte auf 34 %. Über 1,5 Millionen neue Depots haben die Deutschen 2020 allein bei Online-Anbietern und TradingApps eröffnet! Vor allem das spektakuläre Wachstum im März 2020 fällt auf – exakt zum Beginn des ersten Corona-Lockdowns. In dem Monat hat Trade Republic, einer der führenden Online-Broker in Deutschland, rund 44.000 Kunden gewonnen. Ein wahrer Quantensprung, wenn wir bedenken, dass das Unternehmen im April des vergangenen Jahres insgesamt „nur“ rund 150.000 Nutzer hatte. Besteht also ein Zusammenhang zwischen Pandemie und Investment-Begeisterung und hilft das der Popularität von Fondspolicen?

Ist Investieren das neue Feiern?

Dazu kursieren verschiedene Erklärungsansätze. Manche glauben, dass Lockdown-Langeweile eine signifikante Rolle gespielt hat. „Investieren ist das neue Feiern“ heißt eine der plakativen Analysen. Laut dieser Logik holen sich die Menschen den Kick, den sie vor Corona beim Ausgehen bekamen, nun an den Kapitalmärkten. Zu dieser These passt zumindest das Alter der Jungaktionäre: der Anteil der Wertpapierbesitzer erhöhte sich 2020 bei den unter25-jährigen um starke 13 Punkte auf 39 %.

Nun ist es natürlich so, dass Adrenalin-Ausstöße nicht gerade zu den Werbeversprechen der Lebensversicherer gehören. Können sie dennoch von der neuen Aktien-Euphorie profitieren? „Wir haben in den vergangenen Monaten schon eine deutlich gestiegene Nachfrage nach Fondspolicen gesehen und wir gehen davon aus, dass dieser Trend auch anhalten wird,“ berichtet Christian Nuschele, Head of Sales & Marketing bei Standard Life. Dirk Fischer, Geschäftsführer der Patriarch Multi-Manager GmbH, sieht durch den Kleinanleger-Boom allgemein ein höheres Interesse am Thema Kapitalanlage und Altersvorsorge sowie mehr Spaß an Finanzbildung. „Viele, besonders jüngere, Bundesbürger, nehmen sich erstmals Zeit sich mit Ihren Finanzen und Ihren Anlagemotiven intensiv auseinanderzusetzen,“ so der Patriarch-Chef.

Thorsten Schrieber Vorstand DJE Kapital AG

Die Sieben-Jahres-Lücke

Dabei beschäftigen sich die jungen Anleger sicher auch mit den Auswirkungen der Geldpolitik der Notenbanken. „Generell wird in dem aktuellen Niedrigzinsumfeld eine Anlage am Kapitalmarkt aufgrund der dortigen höheren Renditechancen attraktiver,“ erklärt Claudia Flues, Leiterin Produktpositionierung bei der AXA. „Diese Entwicklung trifft natürlich auch in Hinblick auf Fondspolicen zu.“ Welche Investmentlösung für den Kunden das Beste ist – ob z. B. Fondssparplan, Anlagen in einzelne Werte oder Fondspolicen – das zeigt die Beratung. Für diejenigen, die am Kapitalmarkt gezielt Altersvorsorge betreiben möchten, bietet die Fondspolice jedenfalls starke Vorteile. Claudia Flues nennt z. B. die steuerliche Behandlung, ein automatisches Absicherungsmanagement zum Ende der Laufzeit und die Option einer lebenslangen Rentenzahlung.

Gerade der letzte Punkt passt ideal zum Markenkern eines Lebensversicherers: Absicherung von biometrischem Risiko, in diesem Fall das Risiko der Langlebigkeit. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) unterschätzen die Deutschen ihre Lebenserwartung

im Schnitt um sieben Jahre. Wer für seine Altersvorsoge statt einer Versicherung ein Investment-Depot bei einem Online-Broker gewählt hat, muss also möglicherweise eine signifikante Kapitallücke schließen. Denn ein um sieben Jahre längeres Leben ist nicht nur schön, sondern auch teuer. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes betragen private Konsumausgaben pro Monat je Einpersonenhaushalt im Schnitt 1.629 Euro – also 19.548 Euro pro Jahr. Hochgerechnet auf sieben Jahre entstehen somit zusätzliche Lebenskosten von saftigen 136.836 Euro. Ein Investment-Depot fängt den Rentner hier nicht auf, wenn das Kapital aufgebraucht ist.

Historischer Vorteil

Selbst wer hauptsächlich Kapitalaufbau mit hohen Gewinnen beabsichtigt, findet in der Fondswelt interessante Alternativen zu Einzelinvestments. Thorsten Schrieber, Vor-

stand bei der DJE Kapital AG, denkt z. B. an den Fonds DJE - Mittelstand & Innovation (LU1227570055). Er biete genügend Anreiz, um nicht auf reine Spekulationsobjekte wie Kryptowährungen setzen zu müssen und trotzdem die Chance auf eine ansehnliche Rendite zu haben.

Etwas, auf das jeder Anleger – unabhängig von seinen Zielen – achten sollte, ist das Kostenthema. Dies gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die Gründe dafür reichen von den niedrigen Zinsen über gesteigerte Transparenz durch die Effektivkostenquote bis hin zum erhöhten Konkurrenzdruck. Dieser wird in besonderem Maße ausgeübt von günstigen ETF-Fondssparplänen und den Online-Brokern, die offensiv mit niedrigen Kosten werben. All das habe laut Dirk Fischer sowohl bei den Versicherern, als auch bei den zuliefernden Fondsgesellschaften eine wahre „Preissenkungsspirale“ ausgelöst. „So erleben wir heute als Resultat daraus definitiv die mit Abstand günstigsten und besten Fondspolicen, die es jemals gab,“ bilanziert der Chef von Patriarch geradezu begeistert. „Gefühlt kosten Fondspolicen heute nur noch ein Drittel von dem, was sie einmal vor zehn Jahren gekostet haben!“

Unbedingte Empfehlung

Auch Standard Life hat sich der Herausforderung gestellt und bei der neuen Produktgeneration einen besonderen Fokus auf die Fondskosten gelegt. „Wir haben das Angebot passiver Investments mit einer Kooperation mit Vanguard deutlich ausgeweitet und wir bieten ausschließlich provisionsfreie Anteilsklassen, so genannte Clean Share Classes, an,“ berichtet Nuschele. „Dadurch sinken die

Fondskosten immens.“ Der überwiegende Teil der Fonds liege unter 1 % Fondskosten. Die aktiv gemanagten MultiAsset-Portfolios der MyFolio-Familien sind für 0,34 % verfügbar, die passiven Varianten sogar für nur 0,14 %.

„Der Verbraucher kann sich also wirklich freuen und sollte dies unbedingt nutzen,“ empfiehlt Fischer mit Blick auf die modernen Fondspolicen. Neben der Kostenoptimierung stellt der Patriarch-CEO sogar noch weitere Verbesserungen der heutigen Versicherungslösungen fest: Auch die Produktqualität an Versicherungsfeatures und Güte des beinhalteten Fondsuniversums sei erheblich gestiegen. „Das ist mal echter Fortschritt zum Wohle des Investors.“ (sh)

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