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Internationale Beziehungen und
Die erwähnten Indikatoren können nicht immer unmittelbar als Messgröße für eine Zielerreichung genutzt werden. Zum einen werden Entwicklungen in den Handlungsfeldern nicht allein durch die Landespolitik beeinflusst. Dies gilt z. B. bei der Reduktion von Treibhausgasemissionen (THGEmissionen), die sehr wesentlich von den Aktivitäten auf Bundes und europäischer Ebene beeinflusst wird, oder auch bei wirtschaftlichen Entwicklungen, die in einer globalisierten Welt durch weltweite Aktivitäten, Konflikte oder Rahmensetzungen mitbestimmt werden.
Des Weiteren lassen sich nicht alle Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung quantitativ messen. Viele sozialgesellschaftliche Entwicklungen wie die Verbesserung der Lebensqualität, aber auch strukturelle Rahmenbedingungen wie die Stadtentwicklung entziehen sich entweder der Messbarkeit, werden nicht dauerhaft oder repräsentativ für Sachsen erhoben oder lassen sich nur schwer mit Nachhaltigkeitszielen und Maßnahmen verknüpfen. Auch wenn einzelne Indikatoren nur einen Teilaspekt der Entwicklung repräsentieren, so bietet die Gesamtschau aller Indikatoren eine Aussage für das Gesamtbild einer nachhaltigen Entwicklung.
Der Indikatorsatz, der mit Erstellung der Nachhaltigkeitsstrategie 2018 definiert wurde, umfasst 58 Indikatoren. Während der Erarbeitung des Nachhaltigkeitsberichtes zeigte sich, dass nicht alle Indikatoren in der Form untersetzt werden können, wie es in der Strategie vorgesehen war. Gründe sind z. B. die Veränderung von Berechnungsgrundlagen, die fehlende Verfügbarkeit von Daten oder die Darlegung einer fehlenden oder nicht ausreichenden Aussagekraft. Dies betraf bei der Erstellung des Nachhaltigkeitsberichtes die drei Indikatoren „Anzahl und Alter der Integrierten Stadtentwicklungskonzepte“, „Anzahl der kleinen und mittleren Unternehmen, in denen Projekte der betrieblichen Gesundheitsförderung durch gesetzliche Krankenkassen stattfinden“ und „Anzahl der bestandenen Sprachprüfungen zum Integrationskurs“. Eine Weiterentwicklung des Indikatorsatzes ist vorgesehen.
Beachtet wurden bei der Erstellung des Nachhaltigkeitsberichtes auch die Entwicklungen auf europäischer und nationaler Ebene. Mit dem „Grünen Deal“ hat die Europäische Union 2019 den strategischen Startschuss für eine umfassende und auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Transformation in Europa und den Mitgliedstaaten gegeben. Aus ihm resultieren Vorgaben für eine Klimaneutralität bis 2050 sowie eine Vielzahl gesetzlicher Vorgaben für den gesellschaftlichen und ökonomischen Wandel (Gesetzespaket „Fit for 55“).
Auf nationaler Ebene hat die Bundesrepublik Deutschland mit der Weiterentwicklung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie im Jahre 2021 sechs inhaltliche Transformationsbereiche definiert, die für die Umsetzung der Agenda 2030 besonders relevant sind. Diese sind: ❙ Menschliches Wohlbefinden und Fähigkeiten sowie soziale
Gerechtigkeit,
❙ Energiewende und Klimaschutz,
❙ Kreislaufwirtschaft,
❙ Nachhaltiges Bauen und Verkehrswende,
❙ Nachhaltige Agrar und Ernährungssysteme und
❙ Schadstofffreie Umwelt.
Der dort vorgesehene Umbau der Gesellschaft, die Mobilisierung von Akteuren, die bessere Erschließung nachhaltiger Lösungen durch Wissenschaft und Forschung oder die Lenkung von Finanzströmen werden sich auch auf den Freistaat Sachsen auswirken.
Bei Betrachtung der im Bericht dargestellten Entwicklungen in den Handlungsfeldern kann festgestellt werden, dass sich viele positive Entwicklungen im Freistaat Sachsen beobachten lassen. Im Bereich Umwelt und Klimaschutz bestehen Fortschritte bei der Nutzung erneuerbarer Energien, bei der Rohstoffproduktivität oder bei der Ausweisung von Naturschutzflächen. Im Bereich Wirtschaft und Finanzen kann eine Abnahme der Langzeitarbeitslosigkeit oder der kommunalen Schulden sowie ein hohes Maß an Innovation und Forschung in Sachsen beobachtet werden. Auch bei den Themen Bildung und Gesellschaft zeigen Beispiele wie die Integration von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die Ausgaben im Kulturbereich, die weitere Annäherung der Löhne bei den Geschlechtern oder auch die Zunahme der Mittel für die Entwicklungshilfe, dass Sachsen den Weg zu mehr Nachhaltigkeit beschreitet.
Allerdings darf nicht außer Acht gelassen werden, dass in einigen Handlungsfeldern die Entwicklungen nicht den Erwartungen der Menschen an eine nachhaltige Entwicklung genügen oder auch tatsächlich von den gesetzten Zielen für den Freistaat Sachsen abweichen. Die Gründe sind vielfältig und auch Ergebnis z. B. nationaler und europäischer Rahmenbedingungen sowie globaler Entwicklungen oder das Resultat unerwarteter Einflüsse wie der CoronaPandemie, die deutliche Spuren in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik hinterlassen.
Der Nachhaltigkeitsbericht 2022 kann die Fortschritte bei der nachhaltigen Entwicklung weder in den einzelnen Handlungsfeldern noch gesamtgesellschaftlich erschöpfend darstellen. Der Blick auf die dargestellten Entwicklungen und Indikatoren vermag aber ein Gespür für die aktuelle Entwicklung wesentlicher Bereiche aus den Politikfeldern des Freistaates Sachsen vermitteln. Nachhaltigkeitspolitik ist auf Langfristigkeit orientiert und stets übergreifend und umfassend zu betrachten.