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Auf der Jagd

„Cancel Culture“ heißt heute das alte Spiel, in dem ideologische Abweichler durch das moderne Dorf getrieben werden. Das „Woke Capital“ trumpft da groß auf.

VON NILS WEGNER

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n einer halbwegs normalen Welt sollte es jemandem wie James Watson möglich sein, seinen Lebensabend in Ruhe und Frieden zu verbringen. Und in nicht geringem Ansehen: Hochbegabt und schon mit 22 Jahren in Zoologie promoviert, entwickelte der US-Amerikaner Watson in den frühen 1950er-Jahren zusammen mit dem britischen Physiker Francis Crick das Modell der DNS, also des menschlichen Erbgutes, als Doppelhelix und erhielt für diese historische Entdeckung völlig zu Recht 1962 mit gerade einmal 34 Jahren den Nobelpreis für Medizin. Eine Harvard-Professur schloss sich an; ab 1976 leitete Watson das legendäre Cold Spring Harbor Laboratory (CSHL) für medizinisch-biologische High-End-Forschung. Die Bilderbuchkarriere eines Ausnahmewissenschalers, den das Magazin „TIME“ mit Recht zu den 100 einussreichsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts zählte. Der dann jedoch den Fehler beging, im öentlichen Bereich ebenso nüch-tern-datenbasiert diskutieren zu wollen wie im fachwissenschalichen.

Das Geschrei erhebt sich

Am 14. Oktober 2007 gab Watson der britischen „Sunday Times“ ein Interview, wonach er „zutiefst bedrückt über die Zukunsaussichten Afrikas“ sei, denn „unsere gesamte Sozialpolitik beruht auf der Annahme, dass die genauso intelligent seien wie wir – was die Tests nicht wirklich bestätigen“. Danach brauchte es gerade einmal zehn Tage, bis Watson nicht nur von seinem Vorstandsposten beim CSHL freigestellt worden war, sondern auch seinen sofortigen Rücktritt vom Posten als Kanzler der Institution bekanntgeben musste. In der Folge wurde es schlagartig still um ihn – so schlagartig und so still, dass man das nächste Mal erst Ende 2014 in höhnischen Medienberichten von ihm las, als er sich dazu gezwungen sah, seine Nobelpreismedaille von 1962 zu versteigern, um nanzielle Probleme ausbügeln zu können: Nach dem „Rassismus“-Skandal sieben Jahre zuvor hatten Fachwelt und Medien Watson systematisch totgeschwiegen, ihn – laut eigener Aussage – zu einer wortwörtlichen „Unperson“ gemacht, ganz wie in Orwells Roman „1984“, in dem politische Dissidenten, die man aus dem Archivgedächtnis der Gesellscha tilgt, so bezeichnet werden.

Watson erhielt seine versteigerte Nobelpreismedaille schließlich wieder zurück – den Zuschlag erhalten hatte der russische Milliardär Alischer Usmanow, der sich mit dem Zustand, dass ein bahnbrechender Forscher seine Auszeichnungen verramschen müsse, um seinen Lebensunterhalt nanzieren zu können, nicht abn-den wollte. Watsons aufsehenerregender Fall bleibt jedoch beispielha für eine fortdauernde – erst Anfang 2019 wurden ihm vom CSHL seine Ehrentitel aber-kannt – verschäre Vorgehensweise gegen vornehmlich prominente „Rechtsabweichler“ im System, die nicht mehr nur zum Schweigen und/oder Büßen gezwungen, sondern in ihrer Lebensführung nachhaltig geschädigt oder zerstört werden sollen. In den 2010erJahren hat sich dafür der Terminus „Cancel Culture“

FREIHEIT? Gemälde werden abgehängt, Skulpturen vernichtet, Filmhelden ausradiert: Ein heftiger Kulturkampf durchzieht die Museen, Kinos und Theater.

Hanno Rauterberg Wie frei ist die Kunst?

Der neue Kulturkampf und die Krise des Liberalismus Suhrkamp, Berlin 2018, 141 Seiten ISBN 978-3-518-12725-4 A € 14,40 / D € 14,00

Die versuchte Vernichtung von Existenzen als fröhliches Tontaubenschießen.

de.wikipedia.org/Eigenes Werk etabliert, wobei „to cancel“ (eigentlich „stornieren“ oder „abbrechen“) hier im Sinne eines kulturellen, in den sozialen Medien agitierten Boykotts zu verstehen ist: Der ausndig gemachte „Ketzer“ soll aus all seinen Funktionen hinausgedrängt und völlig isoliert, vor allem aber von Verdienstmöglichkeiten abgeschnitten werden.

So wird die versuchte Vernichtung von Existenzen zu einem fröhlichen Tontaubenschießen großteils anonymer Twitter- und Facebook-Nutzer; die Zielpersonen können – und sollen, denn je prominenter der „Gecancelte“, desto selbstzufriedener die Denunzianten – selbst scheinbar unangreifbare Legenden ihrer Branche sein, wie etwa der Mitgründer von Mozilla, Brendan Eich, der 2014 wegen einiger teils Jahrzehnte zurückliegenden Spenden an konservative US-Politiker sowie an eine Initiative gegen die Schwulenehe von seinem erst

Damit Linz

Heimat bleibt.

www.fpoe-linz.at

Markus Hein Vizebürgermeister wenige Tage zuvor angetretenen Posten als Mozilla-Geschäsführer abgesetzt wurde. Im deutschsprachigen Raum haben in den vergangenen Monaten insbesondere die Fälle der Kabarettisten Dieter Nuhr und Lisa Eckhart für Furore gesorgt. Und wer sich noch an den ehemaligen deutschen Bundesbankvorstand ilo Sarrazin erinnert, wird mitbekommen haben, dass dieser Ende Juli 2020 nach diversen Anläufen aus der SPD ausgeschlossen worden ist. Was also geht da vor sich?

Der Mythos des „Drucks von unten“

Eine leider nur allzu gängige politisch mittige bis rechte Fehlinterpretation ist jene des tollwütigen Online-Mobs, der mit seinen aggressiven Drohungen und Boykottaufrufen die jeweils ohne eigenes Zutun ins Fadenkreuz geratenen, eigentlich völlig unpolitischen Firmen und Arbeitgeber der „Ketzer“ wider die politische Korrektheit zu Abgrenzungen und Trennungen nötigen würde.

Diese Einschätzung mag einerseits auf liberale Rudimente in der eigenen Weltanschauung zurückzuführen sein, wonach Wirtschasunternehmen grundsätzlich neutrale Institutionen außerhalb des politischen Ringens der widerstrebigen gesellschalichen Lager seien oder zu sein hätten, gemäß dem Postulat des liberalen Ökonomen Milton Friedman, wonach sich ein Unternehmen einzig um die Maximierung seines Gewinnes zu kümmern habe und um nichts weiter. Andererseits schwingt darin auch die übliche Verachtung gegenüber „der Masse“ mit, die durch ihre hohe Erregbarkeit, Sprunghaigkeit und Irrationalität dafür verantwortlich sei, dass der theoretisch mögliche, rein sachliche Austausch zwischen den elitären „Fachleuten“ aus Politik, Wirtscha, Kulturbetrieb etc. verunmöglicht werde und zum kleinlichen Tauziehen um „Likes“, Einschaltquoten und Umfrageergebnisse verkomme.

Tatsächlich entspricht nichts weniger der Realität. Auch wenn es denjenigen, die von einer alle Belange des irdischen Lebens ordnenden „unsichtbaren Hand“ des Marktes fantasieren, nicht recht schmecken mag: Die beteiligten Unternehmen und Institutionen sind keinesfalls von ihrer Verantwortung für die Nöte von Zielpersonen der heutigen Hexenjagden freizusprechen. Denn ganz im Sinne der kalt lächelnden PRStrategen des hyperliberalen „Woke Capital“ (wir handelten bereits in FREILICH-Ausgabe 9 im Hinblick auf die Pseudorevolte von „Black Lives Matter“ davon) ist die zeitgenössische Gedankenverbrecher-Riecherei

Einem zivilreligiösen Moloch aber kommt man nicht mit weinerlichen Appellen an „Fairness“ und „friedlichen Diskurs“ bei.

eine willkommene Gelegenheit, um sich auf Kosten anderer selbst ins weltbürgerlich-tolerante Licht zu rücken.

Sie ist somit unter umgekehrten Vorzeichen der antikommunistischen „Red Scare“ der 1950er-Jahre vergleichbar, nur dass US-Senator Joseph McCarthy und seine Mitstreiter – wie wir heute wissen – mit ihren Warnungen vor einer gesamtgesellscha lichen In ltration der Vereinigten Staaten völlig richtig lagen und nur den Feind nicht zur Gänze erkannt hatten. Während in den USA seinerzeit eine von namha en kulturellen Multiplikatoren angefachte breite gesellscha liche Solidarisierung mit den vor die parlamentarischen Untersuchungsausschüsse gegen „unamerikanische Umtriebe“ zitierten Personen stattfand und beklagt wurde, dass die „Opfer“ so an ihrer freien beru ichen und politischen Entfaltung gehindert würden, funktioniert die alles bestimmende Machtdynamik heute von oben nach unten: Wer sich ö entlich distanziert und einen Sündenbock ö entlichkeitswirksam vor die Tür setzt, der beweist die eigene Konformität und emp ehlt sich für mediales Lob, das manch neuen „engagierten“ Kundenkreis erschließen mag. Im Klartext: Die Wirtscha bedarf durchaus nicht irgendwelcher Shitstorms, sie bedient sich nur der eifrigen freiwilligen Helfer auf Facebook und Twitter, um Opferlämmer zu Mammons Ehren auszuwählen. Um diese heimtückische Ecke jedoch denken viele grundsätzlich wohlmeinende Kritiker der Zustände nicht mit, was ihnen den Weg in eine unschöne Sackgasse bereitet.

Der Fallstrick des Opferstolzes

Tatsächlich handelt es sich bei den Auswüchsen der „Cancel Culture“ eben nicht um das Wüten gegen konkrete Diskriminierungen und falsche Darstellungen (die ja theoretisch leicht zu widerlegen sein sollten). Die von so vielen Konservativen gebetsmühlenartig wiederholte Klage oder in einem Anfall von traurigem Trotz dem Mob entgegengeschleuderte Diagnose, dieser sei ja in Wahrheit gar nicht an einem „herrscha sfreien Diskurs“ interessiert, vermag deshalb niemandes Mitleid zu erregen und vertie allenfalls das eigene Selbstbild als von allen Seiten her drangsalierte „verfolgte Unschuld“. Denn das, was da eigentlich „storniert“ werden soll, ist einem jeden Diskurs noch weit vorgeschaltet und rührt wie alle heutigen emotionalen Gesellscha sriten – etwa auch die Unterwerfungsgesten der Bevölkerungsmehrheit gegenüber der von einem rassisch-messianischen Nimbus um orten Minderheitenbewegung „Black Lives Matter“ – an die (quasi-) religiösen Wurzeln unseres spätmodernen sozialen und politischen Alltagslebens. Es ist nicht weniger als die jüngste Ausformung eines Puritanismus im US-Wortsinn, wo damit „alles kalte, blutleere, engstirnige, selbst beschränkende, scheinheilige und rachsüchtige in der Kultur“ (Judith Graham) bezeichnet wird. An die Stelle der Gottheit ist hier lediglich die totale Konsumfreiheit auf wirtscha licher, biochemi-scher, sexueller und allen anderen Ebenen getreten, die zusammen mit dem dahinterstehenden „Woke Capital“ von sarkastischen Beobachtern gern als „Globohomo (Gayplex)“ bezeichnet wird.

Einem zivilreligiösen Moloch aber kommt man nicht mit weinerlichen Appellen an „Fairness“ und „friedlichen Diskurs“ bei. Ganz besonders tragisch nehmen sich derartige Kommentare gerade von solchen Zeitgenossen aus, die ansonsten markige Zitate wie „Habe Mangel an Versöhnung!“ (Gottfried Benn) vor sich hertragen. In den online ausgetragenen Machtspielchen mischt sich niedere Schadenfreude mit jenem Heischen nach Status, das gewissermaßen als Aus uss unserer postindustriellen Gesellscha – Gefühlsmacht statt Arbeitskra – den Pulsschlag der sozialen Netzwerke mit ihrer Währung der Zuneigung aus „Likes“ und „Dislikes“ ausmacht. Und Status lässt sich nicht „fair“ handeln: Man gelangt daran, indem man sich selbst erhebt oder andere erniedrigt.

Daraus folgt, dass einmal mehr der Angri nicht nur die beste, sondern tatsächlich die einzige Verteidigung ist. Niemand – nicht einmal die engagierten Bürgerkinder in den ach so wohltätigen und humanitären NGOs – stellt sich gern auf die Seite der scheinbaren ewigen Verlierer, schon gar nicht, wenn Letztere einen nicht geringen Teil ihres Selbstverständnisses aus Rückschlägen beziehen. Das Motto des streitbaren Publizisten Andrew Breitbart, „Immer doppelt so fest zurückschlagen!“, weist hierbei den Weg: Wenn man im Recht ist, gilt es, sich zu verbeißen und den Nutznießern der „Cancel“-Unkultur den Status vorzuenthalten. Die besten Mittel dazu sind Gleichgültigkeit („Na und? Hast du nichts Besseres zu tun?“) und Herablassung („Ich denke, du solltest jetzt einfach mal still sein und die Erwachsenen machen lassen.“). Und immer daran denken: Niemand ist „gezwungen“, einen „Ketzer“ zu entlassen, ihm das Konto zu kündigen oder ihm einen Veranstaltungsort zu verwehren, solange keine Stra aten im Raum stehen – man muss das widerwärtige Spiel schon aktiv mitspielen wollen!

Nils Wegner wurde 1987 in Niedersachsen geboren und studierte Geschichts- sowie Kulturwissenscha en in Gießen und Hamburg. Ab 2008 als eiberuflicher Journalist und Autor tätig; nach Tätigkeit als Lektor für den Verlag Antaios 2015–2018 heute Schwerpunktarbeit als Übersetzer. Interessengebiet ist die dissidente Politiklandscha in den USA.

Persönliche Website: altwritewegner.com

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Kann man politisch spielen? „Heimat Defender“ bringt Aktivismus auf den Bildschirm – mit feinen Anspielungen.

VON SELMA HORAK

Die Bürgerinitiative „Ein Prozent“ präsentiert mit „Heimat Defender: Rebellion“ das erste Computerspiel mit explizit pa-triotischem Bezug. Binnen kürzester Zeit wurde das Spiel zum Hit – und nach einem Shitstorm linker Aktivisten von der US-Spieleplattform Steam zensiert.

Gegenkultur als Auftrag Das Prinzip der Gegenkultur ist in der „neurechten“ Szene wohlbekannt. Es knüp an die Idee der Kulturrevolution des italienischen Marxisten Antonio Gramsci an, die wiederum die Basis für das „neurechte“ Grundlagenwerk „Kulturrevolution von rechts“ des französischen Philosophen Alain de Benoist war.

Der Gedanke ist simpel: „Erst müssen die Köpfe, dann die Parlamente gewonnen werden“, so erklärte es Philip Stein im FREILICH-Interview (Ausgabe Nr. 2). Stein ist Leiter der 2015 gegründeten Initiative „Ein

Prozent“, die ihren Sitz in Sachsen hat und mittlerweile – wie die gesamte „neurechte“ Szene – auch in das Visier des Inlandsgeheimdienstes geraten ist.

Hatte „Ein Prozent“ anfangs noch den Anspruch, den Widerstand „auf die Straße zu tragen“, entwickelte sich der Verein schon bald zur treibenden Kra einer neuen Gegenkultur. Künstler, Autoren, Musiker, Journalisten – sie alle fanden und nden einen Platz unter dem Dach der Patrioten-NGO. Mit dem jüngsten Projekt präsentiert „Ein Prozent“ allerdings einen völlig neuen Ansatz: ein PC-Spiel, in dem Hauptguren aus dem „neurechten“ Lager gegen das Regime einer ktiven „Globohomo Corporation“ kämpfen.

Kaum veröffentlicht, schon Kult Das Spiel trägt den Namen „Heimat Defender: Rebellion“ und wurde von „Kvltgames“ um den österreichischen Spieleentwickler Roland Moritz entwickelt.

Nicht nur digital eine starke Truppe: Zur Vorstellung von „Heimat Defender“ lud „Ein Prozent“ die Protagonisten Alex Malenki, Martin Sellner und Outdoor Illner nach Dresden ein.

Nach mehr als einem Jahr Arbeit wurde das Spiel am 15. September 2020 der Öentlichkeit präsentiert und steht seitdem auf der Website heimat-defender.de zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Nach dem Herunterladen stehen dem Spieler elf Level bevor, in denen er mit dem identitären Aktivisten Martin Sellner, den YouTubern Alex Malenki und Outdoor Illner oder dem „dunklen Ritter“ (in Anlehnung an den Verleger Götz Kubitschek) gegen gesichts- und identitätslose NPCs (Non-Player Characters) oder an Vertreter des politischen Mainstreams erinnernde Endgegner antritt. Das Spiel ist ein klassisches 2DJump’n’Run in 16-Bit-Optik. Dieses Design sei „zeitlos, bewährt und im Rahmen der beschränkten Ressourcen eines kleinen Entwicklerteams am ehesten umsetzbar“, so Entwickler Moritz. Ergänzt um einen eigenen Soundtrack im 80er-Synthwave-Stil des Künstlers RetroRebel genießt das Spiel auf jeden Fall schon jetzt Kultstatus.

„Heimat Defender“ ist voll mit kleinen und großen Anspielungen auf das konservative Milieu. So triff t man neben Björn Höcke und Benedikt Kaiser auch Martin Lichtmesz.

Sachliche Kritik? Fehlanzeige Doch das Spiel stieß bereits im Vorfeld auf Kritik. Nicht nur von links. Deshalb sah sich Philip Stein genötigt, in einem YouTube-Kommentar die Motivation von „Ein Prozent“ zu erläutern. Innerhalb von zehn Tagen wurde das Spiel schon über 25.000 Male auf der eigenen Website heruntergeladen – obwohl es anfangs nur für WindowsRechner eine spielbare Version gab. Mit diesem Erfolg wurde die Kritik von rechts im gleichen Maße leiser, in dem jene von links erstarkte.

Sachlich freilich kommt aus linken Kreisen kaum ernst zu nehmende Kritik. Die „Frankfurter Rundschau“ nannte das Spiel „obskur“ und fantasierte von „rechtsextremen Onlinekulten“. Auch englischsprachige Medien gri en diese unhaltbaren Argumentationsmuster auf und zogen unter dem Stichwort „Gami cation“ eine Linie von dem Christchurch-Attentäter bis zu diesem Spiel. Die Argumentation: Mit Spielen wie „Heimat Defender“ verbreite man „homophobe“, „antisemitische“ oder „rassistische“ Stereotype, die Spieler übernähmen durch das Eintauchen in die Spielwelt diese Rollenbilder und würden nur wenig später dann auch im echten Leben die erlernte – gewaltsame – Auseinandersetzung suchen. Die Logik: Rechte Computerspiele führen immer zu rechten Anschlägen, wenigstens aber zur Radikalisierung.

Die Macher dür en sich von diesen plumpen Versuchen, patriotisches Gedankengut zu kriminalisieren, kaum beeindrucken lassen. Genauso wenig wie vom

DIE SPIELFIGUREN Für Spieleentwickler Roland Moritz stand von Anfang an fest: Die Figuren aus „Heimat Defender“ müssen fest in der Realität verwurzelt sein. So wundert man sich dann auch nicht, dass alle spielbaren Charaktere Identifi kationsfi guren der konservativen Szene sind. Namentlich handelt es sich um den sächsischen YouTuber Alex Malenki (der unter anderem von „Laut Gedacht“ bekannt sein dürfte), den Wiener Aktivisten Martin Sellner und den Survival-Philosophen Outdoor Illner. Die fi nalen Level im Spiel bestreitet man dann zu guter Letzt mit dem „dunklen Ritter“, der nur allzu deutlich Götz Kubitschek darstellt. ebenso o getätigten Vorwurf, „Heimat Defender“ sei lediglich ein hastig zusammengeschusterter Mediengag, dessen einziger Zweck die Provokation eines kurzfristigen Echos gewesen sei.

Denn tatsächlich merkt man dem Programm seine mehr als 15-monatige Entwicklungszeit an. Die bereits erwähnte Spiellänge spricht ebenso dafür wie die vielen kleinen Details, versteckten Geheimnisse oder Anspielungen. Kenner der konservativen Lager werden sicher das eine oder andere Mal schmunzeln müssen, etwa wenn Antifa-Slogans durch den Kakao gezogen werden oder Björn Höcke höchstselbst sich im Computerspiel über den leidigen „Bernd“-Kalauer linker Entertainer lustig macht. Dann merkt man, wieviel Herzblut und sicher auch harte Arbeit in die Programmierung des Spiels ge ossen ist, das aber auch auf spielerischer Ebene überzeugen kann.

Vergleicht man das mit dem, was das linksliberale Establishment au ährt, so muss man als Außenstehender vor den Herren von „Ein Prozent“ den Hut zücken. Wenige Monate vor der Verö entlichung von „Heimat Defender“ warf schließlich auch die Staatskanzlei in Nordrhein-Westfalen ein politisches Spiel auf den Markt – das ebenfalls kostenlose „Leons Identität“ ist aber allenfalls als wenig subtiler Versuch der linken Indoktrination zu werten. Miese technische Umsetzung, eine plumpe Geschichte rund um den in die identitäre Szene „abgerutschten“ Leon und eine lieblose, leere Spielwelt: Mit 225.000

Wie sieht Europa im Jahr 2084 aus? Das Spiel zeichnet eine dystopische Zukunftsvision.

Martin Sellner lässt sich vom Entwickler Roland Moritz (rechts) das Spiel erklären.

Foto: EinProzent

Euro Steuergeld hat die verantwortliche Kölner Firma bildundtonfabrik (die sich u. a. durch die Produktion von Jan Böhmermanns Sendung einen Namen gemacht hat) gegenüber „Heimat Defender“ deutlich das Nachsehen. Und auch die umworbene Spielergemeinscha hat sich entschieden: O zielle Spielerzahlen sind zwar im Fall von „Leons Identität“ nicht verfügbar, aber schon der YouTube-Trailer hat mit weniger als 4000 Klicks sein Publikum kaum erreicht – der „Heimat-Defender“-Trailer hingegen hat mehr als 60.000 Aufrufe.

Nach linkem Shitstorm – Zensur Vielleicht ist es dieser Umstand, die Tatsache, dass „Heimat Defender“ auch bei der politisch eher neutralen Spielerbasis Zuspruch ndet, der Grund für die Reaktion der US-Spieleplattform Steam. Auch darüber wollte „Ein Prozent“ das Spiel verö entlichen, um ein gänzlich neues Publikum zu erreichen. Doch noch vor der Verö entlichung wurde „Heimat Defender“ dort gelöscht.

Das sei keineswegs überraschend gewesen, heißt es aus dem Umfeld von „Ein Prozent“. Innerhalb weniger Tage entfachten linke Medien, NGOs und Aktivisten einen regelrechten Shitstorm, dem sich das Unternehmen letztendlich unterwarf.

Bemerkenswert ist dabei jedoch die Unverhältnismäßigkeit: Während „Heimat Defender“, das keine explizite Gewalt darstellt (geschweige denn verherrlicht),

HEIMAT DEFENDER Die Bürgerinitiative „Ein Prozent“ tritt bereits seit 2015 an, um Patrioten zu vernetzen, neue Wirkungsfelder der metapolitischen Arbeit zu erschließen und nicht zuletzt da Dampf zu machen, wo es nötig ist. Neben der umfangreichen Wahlbeobachtung bei deutschen Landtags- und Bundestagswahlen arbeiten die Männer um „Ein-Prozent“Leiter Philip Stein stetig an neuen YouTube-Formaten, Dokumentationen, Recherchen und nicht zuletzt an Projekten wie „Heimat Defender“. Dabei funktioniert die Initiative – die ihren vollen Namen übrigens nach einem Zitat von Götz Kubitschek trägt – rein spendenbasiert.

Download unter:

heimat-defender.de nun gelöscht ist, ndet sich dort auch weiterhin etwa das Spiel „Tonight We Riot“, das linksextreme Ideologie propagiert und in dem man einen gewaltsamen „Klassenkampf“ nachspielt.

Letzte Rettung „Cancel Culture“? Alles in allem ist „Heimat Defender: Rebellion“ für „Ein Prozent“ ein schöner Erfolg. Gewiss, gegen die großen Player in der Gamerszene kommt der Verein damit nicht an – diese Industrie ist auch schon längst größer als Hollywood. Dennoch zeigen sich auch hier erste Risse im kulturellen Fundament des Mainstreams, der o enbar jede Dynamik verloren hat und sich nun in der unsäglichen „Cancel Culture“ langsam, aber sicher selbst erdrosselt.

Doch viel schwerer als das dür e die Tatsache wiegen, dass mit „Heimat Defender“ nicht nur ein cleverer metapolitischer Schachzug geglückt, sondern auch ein hervorragendes Computerspiel entwickelt worden ist. Während Spiele, die auf einen linksliberalen Kurs getrimmt und mit hunderttausenden Euro Staatsgeldern nanziert werden, am Ende doch nur Langeweile verbreiten, ist es „Ein Prozent“ und dem Entwicklerteam „Kvltgames“ gelungen, ein Spiel zu produzieren, das die Spielerherzen im Sturm erobert hat. Aber auch langfristig sichert sich „Heimat Defender“ eine Daseinsberechtigung auf den Festplatten – trotz Zensur und Meinungstrommelfeuer von links.

Seltsame Zeichen in einer sonderbaren Gesellschaft: Die Spaltung ist die neue Normalität im Westen.

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