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TOP DEAL

Top Deal ImFokus

Das Bekenntnis zum Büro

Trophy Asset. Google lässt sich ein Londoner Bürogebäude rund eine Milliarde Dollar kosten. Für mehrere Millionen soll „Central Saint Giles“ nun refurbished werden.

Über die Zukunft der Büroarbeit wird bekanntlich nicht erst seit dem Ausbruch der Coronakrise diskutiert und spekuliert – Stichwort: New Work. Im Zuge der letzten beiden Jahre hat diese Debatte aus bekannten Gründen noch einmal eine neue Dynamik erfahren, wobei die Meinungen mitunter weit auseinander gehen. Während die einen die Tage des stationären Büros endgültig gezählt sehen, glauben die anderen, dass es nach dem Ende der Pandemie aufgrund der weit verbreiteten Home-Office-Müdigkeit der Menschen eine regelrechte Renaissance erleben wird.

Wie so oft dürfte die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegen. Darauf deutet jedenfalls der Top Deal dieser Ausgabe hin: Anfang Jänner 2022 hat sich Google für eine Milliarde Dollar (872 Millionen Euro) das zuvor angemietete Bürogebäude Central Saint Giles im Londoner West End von Legal & General sowie Mitsubishi Estate gesichert. „Unsere Investition in dieses beeindruckende, von Renzo Piano entworfene Objekt zeigt unser anhaltendes Vertrauen in das Büro als Ort der persönlichen Zusammenarbeit und Verbindung“, kommentiert Ronan Harris, Vice President und MD, Google UK & Ireland, die Akquisition in einem Blog-Beitrag. Das u-förmige, in verschiedenen Farben gehaltene Gebäude soll nun für mehrere Millionen modernisiert werden, um den Anforderungen an hybrides Arbeiten besser gerecht zu werden, so Harris weiter. „Wir glauben, dass die Zukunft der Arbeit flexibel sein wird“, meint er. Während nämlich die Mehrheit der Mitarbeiter in Großbritannien durchaus für einen Teil ihrer Arbeitszeit das Büro nützen wolle, würden diese sich ebenso die Flexibilität wünschen, einige Tage pro Woche von zuhause aus arbeiten zu können. Andere würden es wiederum bevorzugen, ausschließlich „remote“ zu arbeiten. Nachsatz Harris: „Unser Arbeitsplatz wird den Platz haben, um all diesen Wünschen zu entsprechen.“

Arbeitsplätze im Freien

Unter anderem sollen neue Arten von Kollaborationsflächen für persönliche Zusammenarbeit geschaffen werden, ebenso wie mehr Platz, um das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu verbessern. Wie Harris ankündigt, sollen „Team Pods“ eingeführt werden. „Dabei handelt es sich um ein neuartiges flexibles Flächenkonzept, das auf vielfältige Weise konfiguriert werden kann, um sowohl fokussiertes Arbeiten, Kollaboration, oder beides zu unterstützen“, erklärt Harris. Im Zuge des Refurbishments sollen zudem auch überdachte Arbeitsplätze im Freien geschaffen werden, um Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, frische Luft zu genießen. Die endgültige Abkehr vom stationären Büro schaut anders aus: die fünf britischen GoogleNiederlassungen – davon befinden sich vier in London und eine in Manchester – sollen gemeinsam die Kapazität für 10.000 Mitarbeiter haben. Harris spricht von einem „Bekenntnis zum erfolgreichen Wachstum in Großbritannien“. Dieses wird auch von „Grace Hopper“ gekennzeichnet, dem kürzlich eingeweihten und nach der US-Computerpionierin benannten Unterwasserkabel von Google, das die USA mit Großbritannien und Spanien verbindet.

„Landscraper“ wird HQ

Als Headquarter wird „Central Saint Giles“ im Übrigen nicht fungieren. Diese Ehre wird dem „Landscraper“ zukommen, der bis 2024 im Stadtbezirk London Borough of Camden entsteht. –Dieser Spitzname geht darauf zurück, dass sich das Gebäude über 330 Meter ausdehnen und damit länger sein wird als der höchste Wolkenkratzer Londons hoch ist, „The Shard“ mit 310 Metern.– Der von den Architekturbüros Heatherwick Studios und Bjarke Ingels Group entworfene elfstöckige Zweckbau wird unter anderem über einen Dachgarten, 25-Meter-Pool, Indoor Basketballplatz sowie „Nap Pods“ für das Schläfchen zwischendurch verfügen und Platz für insgesamt 4.500 Mitarbeiter bieten. Bis das stationäre Büro tatsächlich zu Grabe getragen wird, dürfte also wohl noch etwas Wasser die Themse herunterfließen.