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Antworten wachsen im Gehen” - Straubinger kleine Gemeinschaft

„Antworten wachsen im Gehen“

Straubinger Ursulinen erproben kleine geistliche Gemeinschaft

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Zwei Ursulinen wohnen seit Oktober in einer Wohnung am Straubinger Schanzlweg. Eine auf eine vierjährige Probephase angelegte kleine geistliche Gemeinschaft außerhalb des Konvents, ein Ableger des Klosters an der Burggasse. So etwas wie ein Setzling. Denn die Ursulinen ringen wie fast alle Ordensgemeinschaften in Deutschland mit der Herausforderung Nachwuchsmangel und Überalterung. Seit Jahren ein vieldiskutiertes Thema auch im Straubinger Konvent, der immerhin noch 15 Schwestern zählt.

Schwester Ursula Wagner und Schwester Angela Maria Antoni ist bewusst, dass ihre Idee außerhalb der Klostermauern von manch hochgezogener Braue begleitet wird: Was da wohl dahintersteckt? Ein Zerwürfnis jedenfalls nicht, das betonen die beiden Ordensfrauen unisono. Vielmehr haben sie für ihr Vorhaben den Segen ihrer Oberin und ihrer Mitschwestern und sind im feierlichen Rahmen einer Vesper in der Ursulinenkirche offiziell ausgesandt worden. Und sie sind auch nicht die ersten, die außerhalb des Klosters nach dem Apostolat der Ordensgründerin Angela Merici leben. Ein Beispiel: Schwester Angela Veit, die lange am Thurnhof wohnte und dort für Frauen geistliche Angebote machte. Und schließlich stehen sie mit dieser Lebensform – mitten im profanen Alltag –ganz in der Tradition ihrer Ordensgründerin. Sie habe mit ihren Gefährtinnen nicht in großer Gemeinschaft gelebt, sagt Schwester Angela Maria, sondern sie aus deren jeweiligem Umfeld immer wieder zusammengerufen, ermutigt und erneut ausgesandt. Zu den Herausforderungen 2021 geradezu passgenau ist die Aussage im letzten Vermächtnis Angela Mericis: „Wenn es sich gemäß den Zeiten und Bedürfnissen ergeben sollte, etwas neu zu ordnen oder etwas anderes zu machen, tut es klug und nach guter Beratung.“

Ursulinenkonvente werden immer weniger

Nicht einmal mehr 30 Ursulinenkonvente gebe es in Deutschland aktuell, sagt Schwester Ursula. Ihrer Einschätzung nach werden es in ein paar Jahren nur noch drei bis vier sein. „Es gibt schon jetzt Ein-FrauKonvente.“ Das Problem ist überall dasselbe: Nachwuchsmangel. Auch in Straubing „werden wir in zehn Jahren nur noch wenige sein“. Es gelte, den Jüngeren unter den Schwestern gerecht zu werden, aber auch den Bedürfnissen der Betagten. Schule funktioniere auch ohne Schwestern, sagt Schwester Ursula nur vordergründig provokant. Die Straubinger Schulen der Ursulinen seien unter dem organisatorischen und ideellen Dach ihrer Schulstiftung zukunftsfit. Sie selber ist derzeit die einzige Schwester, die noch an der eigenen Schule unterrichtet. Die Herausforderung sei längst, den weltlichen Mitarbeitern die Werte der Ursulinen zu vermitteln, so dass sie die Schülerinnen in diesem Geist unterrichten und begleiten. Schwester Ursula Wagner bleibt weiterhin Lehrerin an der Ursulinen-Realschule, Schwester Angela Maria Religionslehrerin an der Bildungsstätte St. Wolfgang. Neben ihrem weiter engen Kontakt zum Kloster wollen sich die beiden Schwestern einbringen in ihr neues Umfeld: In der Pfarrei St. Elisabeth, soweit ihre Hilfe gewünscht und gebraucht wird. Bei Pfarrer Johannes Plank haben sie sich dahingehend bekanntgemacht und erste Kontakte in der Pfarrgemeinde geknüpft. Und sie haben sich als weiteren pastoralen Akzent vorgenommen, in der nahen Schutzengelkirche Gebetsangebote für jedermann und besonders für die Studenten der TUM zu machen. Die Schwestern möchten auch und gerade mit jenen ins Gespräch kommen, die Gott ferner stehen. „Wir suchen. Die Leute suchen auch“, sagt Schwester Angela Maria. „Die Antworten wachsen im Gehen“, ist sie überzeugt. Wie würden Angela Merici und ihre Gefährtinnen heute leben?

Amateure im Alltagsleben, die ständig dazulernen

Die Leute glaubten zu wissen, wie man im Kloster lebt. Es sei in aller Regel eine sehr idealisierte Vorstellung. „Im Kloster sind wir die Profis“, sagt Schwester Angela Maria. Jetzt sind sie Alltags-Amateure, die jeden Tag dazulernen. Schon die Wohnungssuche sei ungewohntes Terrain gewesen. Sie wurden auf eine Anzeige aufmerksam, und es stellte sich heraus, die Vermieterin ist eine ehemalige Schülerin. Das erleichterte die Sache. Die Nachbarn im Haus sind nach ihnen eingezogen. Es ist ein Ehepaar, das selber kirchlich engagiert ist. „Manchmal hören sie uns singen“, erzählt Schwester Angela Maria schmunzelnd. „Dann haben sie schon mal zur Gitarre gegriffen.“

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