Vermögensverwaltung in Liechtenstein

Vermögensverwaltung in Liechtenstein per 31. Dezember 2019 Marktüberblick 2019 sowie Fokusbericht MiFID II Schwerpunktprüfung per 31. Dezember 2018 Juni 2020

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Inhalt 1.

Executive Summary ................................................................................................................. 3

2.

Marktüberblick .......................................................................................................................... 4

3.

Entwicklung des liechtensteinischen Marktes .......................................................................... 5

4.

Regulatorische Herausforderungen/MiFID II ........................................................................... 7

5.

Schwerpunktprüfungen 2018 ................................................................................................... 7

5.1

Einhaltung der Vorschriften betreffend die Entgegennahme und Zahlung von Zuwendungen (Inducements) .......................................................................................................................... 7

5.2

Einhaltung der Vorschriften betreffend die Anlageberatung .................................................... 9

5.3

Einhaltung der Vorschriften betreffend Aufzeichnungspflichten ............................................ 10

6.

Ausblick Prüfperiode 2019 ..................................................................................................... 13

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1.

Executive Summary

Zum 31. Dezember 2019 waren 106 Vermögensverwaltungsgesellschaften nach dem Gesetz über die Vermögensverwaltung (VVG) in Liechtenstein zugelassen. Im Jahr 2019 wurde drei Vermögensverwaltungsgesellschaften die Zulassung nach dem VVG erteilt und fünf Vermögensverwaltungsgesellschaften gaben die Bewilligung durch Rückgabe zurück.

Von den Vermögensverwaltungsgesellschaften werden insgesamt knapp CHF 50 Mrd. verwaltet, wobei rund CHF 43 Mrd. auf das Portfoliomanagement fallen. Rund die Hälfte des gesamten verwalteten Vermögens wird per Jahresende 2019 bei liechtensteinischen Banken verwahrt. Die grösste Vermögensverwaltungsgesellschaft verwaltet Kundenvermögen in Höhe von über CHF 8 Mrd., was einem Marktanteil von rund 16% entspricht.

Insgesamt betreuten die liechtensteinischen Vermögensverwaltungsgesellschaften im Jahr 2019 über 9 700 Kunden. Davon sind 82% Privatkunden, 4% Investmentunternehmen, OGAW oder AIF sowie 14% professionelle Kunden. Bezogen auf die Kundenanzahl hat die grösste Vermögensverwaltungsgesellschaft hier einen Marktanteil von rund 15%.

Im Jahr 2019 konnten neue Kunden akquiriert und ein Nettoneugeldzufluss von knapp CHF 2.3 Mrd. verzeichnet werden. Gegenüber dem Jahr 2018 ist dieser Wert mehr als doppelt so hoch. 480 Neukunden konnten im 2. Halbjahr 2019 gewonnen werden, der überwiegende Teil davon im Portfoliomanagement.

Die liechtensteinischen Vermögensverwaltungsgesellschaften waren im Berichtsjahr 2019 auch vermehrt grenzüberschreitend tätig. Insgesamt 90 Gesellschaften (85%) verfügten über eine entsprechende Notifikation, um grenzüberschreitend Dienstleistungen erbringen zu dürfen. Als Zielmärkte gelten hier insbesondere die Nachbarstaaten Deutschland, Österreich und die Schweiz sowie die europäischen Staaten Italien, Luxemburg, Grossbritannien, Spanien und Frankreich.

Die Eigenmittel der Vermögensverwaltungsgesellschaften waren per 31. Dezember 2018 grösstenteils sehr stabil und es wurden im Geschäftsjahr 2018 Gesamtumsatzerlöse in Höhe von knapp CHF 231 Mio. erwirtschaftet sowie Jahresgewinne von insgesamt rund CHF 67 Mio. ausgewiesen.

MiFID II bringt nach wie vor grosse Herausforderungen durch neue regulatorische Vorgaben. Die FMA prüft über mehrere Jahre verteilt sämtliche im Zusammenhang mit MiFID II eingeführten Pflichten für Vermögensverwaltungsgesellschaften. Für das Geschäftsjahr 2018 wurden die Schwerpunkte auf die drei Gebiete Entgegennahme und Zahlung von Zuwendungen (Inducements), Anlageberatung sowie Aufzeichnungspflichten gelegt.

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2.

Marktüberblick

Auf dem Finanzplatz Liechtenstein waren zum Stichtag 31. Dezember 2019 insgesamt 106 Vermögensverwaltungsgesellschaften mit einer aufrechten Bewilligung nach dem Gesetz über die Vermögensverwaltung (VVG) tätig.

Das Vermögensverwaltungsgeschäft in Liechtenstein umfasst im Wesentlichen folgende Hauptdienstleistungen: a. Portfolioverwaltung (Portfoliomanagement); b. Anlageberatung; c. Annahme und Übermittlung von Aufträgen, die ein oder mehrere Finanzinstrumente zum Gegenstand haben; d. Ausführung von Aufträgen im Namen des Kunden.

Neben dem Hauptgeschäftsfeld Portfoliomanagement sind 21 Vermögensverwaltungsgesellschaften in der Anlageberatung tätig, was einem Anteil von rund 20% entspricht.

Von den 106 Vermögensverwaltungsgesellschaften werden insgesamt knapp CHF 50 Mrd. verwaltet, wobei rund CHF 43 Mrd. auf das Portfoliomanagement entfallen. Über die Hälfte (ca. 58%) des verwalteten Vermögens im Portfoliomanagement wird per Jahresende 2019 bei liechtensteinischen Banken verwahrt. Bezogen auf das gesamte Dienstleistungsangebot wird in etwa die Hälfte des gesamten durch liechtensteinische Vermögensverwaltungsgesellschaften verwalteten Vermögens bei Banken im Inland verwahrt.

Die grösste Vermögensverwaltungsgesellschaft verwaltet Kundenvermögen in Gesamthöhe von über CHF 8 Mrd., was einem Marktanteil von ca. 16% entspricht.

Insgesamt betreuten die liechtensteinischen Vermögensverwaltungsgesellschaften im Jahr 2019 über 9 700 Kunden, die sich zu ca. 82% in nichtprofessionelle Kunden, zu ca. 4% in Investmentunternehmen, OGAW oder AIF sowie zu ca. 14% in professionelle Kunden einteilen lassen. Bezogen auf die Gesamtkundenanzahl hat die grösste Vermögensverwaltungsgesellschaft hier einen Marktanteil von rund 15 %. per 31.12.2018

Portfoliomanagement 7 440

Anlageberatung 714

Sonstige 1 486

Gesamt 9 640

30.06.2019 31.12.2019

7 504 7 523

669 645

1 552 1 564

9 725 9 732

Tabelle 1: Übersicht über die Anzahl Kunden pro Bereich Die meisten Kunden gab es per 31. Dezember 2019 im Bereich der Portfolioverwaltung. Hier wurden insgesamt rund 7 500 Kundenbeziehungen betreut. In der Anlageberatung waren es hingegen nur ca. 650 Kunden.

Nach starken Kurskorrekturen im vierten Quartal 2018 und einer deutlichen Erholung 2019 blickt die Vermögensverwaltungsbrache auf eine sehr erfreuliche Entwicklung im Jahr 2019 zurück. So konnten neue Kunden akquiriert und ein Neugeldzufluss von über CHF 3.5 Mrd. verzeichnet werden, was unter Berücksichtigung von Vermögensabflüssen einem Nettogeldzufluss von ca. plus CHF 2.3 Mrd. entspricht.

Vergleicht man diesen Wert mit dem Vorjahr, so wird deutlich, dass der Nettogeldzufluss sich mehr als verdoppelt hat. Der am stärksten gewachsene Bereich gegenüber der Vorperiode (1. Halbjahr 2019) stellt dabei das Portfoliomanagement für professionelle Kunden dar. In absoluten Zahlen konnten im 2. Halbjahr 480 Neukunden gewonnen werden, der überwiegende Teil davon im Portfoliomanagement.

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Die liechtensteinischen Vermögensverwaltungsgesellschaften waren im Berichtsjahr 2019 auch vermehrt grenzüberschreitend tätig. Insgesamt 90 Gesellschaften, also 85 % aller Bewilligten, verfügten über eine entsprechende Berechtigung, um grenzüberschreitend Dienstleistungen erbringen zu dürfen. Als Zielmärkte gelten hier insbesondere die Nachbarstaaten Deutschland, Österreich und die Schweiz sowie die europäischen Staaten Italien, Luxemburg, Grossbritannien, Spanien und Frankreich. Vereinzelt sind die liechtensteinischen Vermögensverwaltungsgesellschaften in osteuropäischen Ländern wie Slowakei, Tschechien oder Polen aber auch USA, China oder Australien tätig.

Vergleicht man die Kundenanzahl mit den Gesamtkundenvermögen, so ergibt dies einen Wert von ca. CHF 5.1 Mio. verwaltetes Vermögen pro Kunde. Diese Zahl ändert sich natürlich für die entsprechenden Bereiche: So ist das verwaltete Vermögen pro Investmentunternehmen, OGAW oder AIF mit knapp CHF 40 Mio. entsprechend hoch und bei nichtprofessionellen Kunden mit knapp 2 CHF Mio. kleiner.

Für die liechtensteinischen Vermögensverwaltungsgesellschaften war auch 2019 die Kundenzufriedenheit sehr wichtig. Ein Indikator zu Messung der Kundenzufriedenheit sind die im Geschäftsjahr eingegangenen Kundenbeschwerden. Im Berichtszeitraum 2019 waren seitens der Vermögensverwaltungsgesellschaften keine Kundenbeschwerden zu vermelden.

Die Eigenmittel der Vermögensverwaltungsgesellschaften waren per 31. Dezember 2018 sehr stabil. Über 85 % aller Unternehmen konnten Kapitalquoten (gemäss Art. 92 der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 des europäischen Parlaments und des Rates vom 26. Juni 2013 über Aufsichtsanforderungen an Kreditinstitute und Wertpapierfirmen und zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 646/2012 (CRR)) von über 10 % aufweisen und die Eigenmittelanforderungen problemlos erfüllen.

Die FMA hat 2019 über 692 000 Wertpapiergeschäftsmeldungen, in denen liechtensteinische Vermögensverwalter involviert sind, empfangen. Dabei handelt es sich um Wertpapiertransaktionen gemäss Art. 26 MiFIR, die entweder durch die Gesellschaften selbst ausgeführt wurden oder bei welchen diese als Entscheidungsträger oder Gegenparteien auftreten. Diese machen knapp 10% der meldepflichtigen Wertpapiertransaktionen in Liechtenstein aus. Die Analyse der empfangenen Transaktionen zeigt auf, dass Geschäfte mit Eigenkapital- und Fremdkapitalinstrumenten wie bspw. Aktien oder Anleihen, den meisten Transaktionen zugrunde liegen.

3.

Entwicklung des liechtensteinischen Marktes

Im Jahr 2019 wurde drei Vermögensverwaltungsgesellschaften die Zulassung nach dem VVG erteilt und sechs Vermögensverwaltungsgesellschaften verzichteten durch Rückgabe der Bewilligung auf die weitere Ausübung der einer Bewilligungspflicht unterliegenden Dienstleistungen. Per 31. Dezember 2019 lagen der FMA vier Gesuche auf die Erteilung sowie neun Gesuche auf Abänderung einer Bewilligung nach dem VVG vor.

Waren es per Ende des Jahres 2018 noch 109 Vermögensverwaltungsgesellschaften mit Sitz in Liechtenstein, so sind es per Ende 2019 nur noch 106 Unternehmen. per 31.12.2018 30.06.2019 31.12.2019

Vermögensverwaltungsgesellschaften 109 107 106

davon in Anlageberatung tätig 25 23 21

Tabelle 2: Überblick über die Entwicklung der Anzahl Zulassungsträger Aus den nachstehenden Grafiken wird allerdings deutlich, dass sich das verwaltete Vermögen dennoch stark erhöht hat, was sowohl auf vermehrte Neugeldzuflüsse als auch auf eine bessere Performance zurückzuführen ist.

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So stieg das gesamte verwaltete Vermögen per Jahresende 2019 im Vergleich zum Vorjahr um fast 12%.

Während der Bereich Anlageberatung relativ konstant geblieben ist, gab es im Bereich Portfoliomanagement einen deutlichen Jahreszuwachs um mehr als 11%.

Bei der Betrachtung nach Kunden wird deutlich, dass besonders der Bereich professionelle Kunden stark zulegte. Im Jahresvergleich konnte hier ein Zuwachs von über 19% erzielt werden. Das verwaltete Vermögen der nichtprofessionellen Kunden stieg gegenüber dem Jahr 2018 um 12%, während das Vermögen in der Kundenkategorie Investmentunternehmen, OGAW, AIF um knapp 4% wuchs.

Abb. 1: Entwicklung der Assets under Management nach Kategorien

Abb. 2: Entwicklung der Assets under Management nach Kunden

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4.

Regulatorische Herausforderungen/MiFID II

Nach wie vor grosse Herausforderungen durch neue regulatorische Vorgaben – insbesondere durch MiFID II – erfordern neue oder angepasste interne Prozesse, um den neuen Regelungen in Bezug auf den Schutz der Kunden, die Transparenz und Offenlegung oder den umfangreichen Reportingpflichten gerecht zu werden.

Sämtliche im Zusammenhang mit MiFID II eingeführten Pflichten sind seit Inkrafttreten am 3. Januar 2018 von den Vermögensverwaltungsgesellschaften einzuhalten.

Die FMA hat die neuen Rechtsgrundlagen und die daraus resultierenden Pflichten der Vermögensverwaltungsgesellschaften umfassend analysiert und in Themengebiete unterteilt. Die für Vermögensverwaltungsgesellschaften relevanten Themengebiete werden in den kommenden Jahren im Rahmen von Schwerpunktprüfungen geprüft werden. Die Prüfung wird über mehrere Jahre verteilt stattfinden, mit dem Ziel, eine vollumfängliche Einhaltung der Vorschriften zu gewährleisten.

Im Rahmen der vorliegenden Publikation soll auf die bereits im Geschäftsjahr 2018 durchgeführten Schwerpunktprüfungen eingegangen und insbesondere die daraus erlangten Erkenntnisse der FMA dargelegt werden. Ebenfalls wird im abschliessenden Kapitel bereits ein kurzer Ausblick auf die Schwerpunktprüfung im Geschäftsjahr 2019 gegeben.

5.

Schwerpunktprüfungen 2018

5.1

Einhaltung der Vorschriften betreffend die Entgegennahme und Zahlung von Zuwendungen (Inducements)

Als Inducement wird die Zahlung oder der Erhalt einer Gebühr, Provision oder einer nicht-monetären Leistung bzw. eines Vorteils an oder von einer Vermögensverwaltungsgesellschaft verstanden.

Die Grundsatzregel nach Art. 16 Abs. 7 VVG hält fest, dass Inducements nur bezahlt bzw. gewährt oder entgegengenommen werden dürfen, wenn die folgenden Voraussetzungen jederzeit erfüllt sind: a. „Qualitätsverbesserung“: Der Erhalt oder die Zahlung ist dazu geeignet, die Qualität der Dienstleistung für den Kunden zu verbessern. b. „Interessenskonflikt“: Der Erhalt oder die Zahlung beeinflussen die Vermögensverwaltungsgesellschaft nicht im besten Interesse des Kunden zu handeln. c. „Ex-ante Offenlegungspflicht“: Das Inducement ist dem Kunden vor der Erbringung der Dienstleistung offenzulegen. d. „Verhältnismässigkeit“: Die Höhe des erhaltenen Inducements steht in einem angemessenen Verhältnis zur Qualitätsverbesserung.

Diese Grundsatzregel gilt auch bei der Erbringung der Portfolioverwaltung und unabhängigen Anlageberatung für den Fall, dass die Vermögensverwaltungsgesellschaft Inducements an eine Drittpartei zahlt. Die speziellen Inducements-Regelungen zu diesen beiden MiFID II-Services beziehen sich dabei nur auf den Fall des Erhalts und des Einbehaltens der Inducements.

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*Die obengenannten Voraussetzungen gegeben sind

Abb. 3: Überblick über erlaubte Zuwendungen

Bei der Schwerpunktprüfung 2018 legte die FMA besonderen Wert auf die Einhaltung der schriftlich festgelegten Grundsätze im Umgang mit Zuwendungen gemäss den internen Dokumenten bzw. einer Weisung bei der Vermögensverwaltungsgesellschaft. Diese Weisung hat insbesondere die Grundsätze im Umgang mit Zuwendungen, die Klassifizierung der Anreize und zur Bestimmung von geringfügigen, nicht-monetären Zuwendungen, die Angaben zum Weitergabeprozess und Offenlegung von Zuwendungen sowie Grundsätze im Umgang mit Analysen/Research zu enthalten. Bei der Schwerpunktprüfung wurden die einzelnen Themengebiete durch Befragung und Einsichtnahme in die Unterlagen und Kundendossiers geprüft.

Von Inducements abzugrenzen sind die effektiven Gebühren, welche nicht unter die InducementsRegelungen fallen. Die effektiven Gebühren (wie Verwahrungsgebühren, Abwicklungs- und Handelsplatzgebühren, Verwaltungsabgaben, Anwaltskosten oder gesetzliche Gebühren), sind notwendig, rufen wesensbedingt keine Interessenskonflikte hervor und halten die Vermögensverwaltungsgesellschaften nicht davon ab, im besten Interesse ihrer Kunden zu handeln.

Beim Prüfgebiet Inducements verzeichnete die FMA insgesamt 21 Beanstandungen und Empfehlungen.

Als Beanstandung qualifiziert jeder Sachverhalt, bei welchem nach der Beurteilung des Wirtschaftsprüfers eine mangelhafte Erfüllung oder eine gänzliche Nichterfüllung einer Vorschrift vorliegt. Demgegenüber liegt eine Empfehlung vor, wenn die Erfüllung von Vorschriften nicht dem Marktstandard entspricht, allerdings die gesetzlichen Anforderungen dabei erfüllt werden. Werden Verletzungen von Vorschriften oder sonstige Missstände festgestellt, führen diese unabhängig davon, ob sie bereits behoben sind, zu einer Beanstandung. Beanstandungen sind zu beschreiben und zu beurteilen. Als „Sonstige Missstände“ gelten insbesondere Verletzungen oder Mängel der Statuten, Reglemente und Weisungen des Finanzintermediärs, die von aufsichtsrechtlicher Bedeutung sind.

Die Beanstandungen im Inducementbereich resultieren grossteils aufgrund nicht oder nur zum Teil an die Kunden weitergeleiten Inducements. Ebenfalls konnten in einigen Fällen die notwendigen internen Weisungen nicht vorgelegt werden. Die betroffenen Gesellschaften wurden unter Fristansetzung zur Behebung des festgestellten Mangels verpflichtet.

Bei den erwähnten Empfehlungen wurde festgestellt, dass die Thematik Inducements zwar im Organisationshandbuch bzw. in internen Weisungen geregelt ist, jedoch einzelne Punkte wie beispielsweise die Wertobergrenze für geringfügige, nicht-monetäre Zuwendungen nicht geregelt wurden. Des Weiteren wurde festgestellt, dass es vereinzelt richtigerweise zu Weitervergütungen an die Kunden gekommen ist, die Zuwendungen jedoch auf den Kundenabrechnungen nicht explizit ausgewiesen wurden. Die Nachvollziehbarkeit für den Kunden ist dadurch nicht ausreichend gegeben. Die FMA musste teilweise Empfehlungen aufgrund möglicher Interessenskonflikt-Situationen an die Vermögensverwaltungsgesellschaften adressieren.

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5.2

Einhaltung der Vorschriften betreffend die Anlageberatung

Unter Anlageberatung wird die Abgabe persönlicher Empfehlungen an einen Kunden verstanden entweder auf dessen Aufforderung, oder auf Initiative der Vermögensverwaltungsgesellschaft, die sich auf ein oder mehrere Geschäfte mit Finanzinstrumenten bezieht.

Ob eine Anlageberatung erfolgt, kann anhand nachstehender Darstellung geprüft werden:

Abb. 4: Einordnung der Anlageberatung

Bei der Prüfung betreffend die Einhaltung der Vorschriften über die Anlageberatung wurden in erster Linie die laufende Berichterstattung der Vermögensverwaltungsgesellschaft sowie die Geschäftspläne, Erfolgsrechnung und die Kundenliste mit den jeweils erbrachten Dienstleistungen pro Kundenbeziehung geprüft.

Vorweg ist anzumerken, dass per 31. Dezember 2019 lediglich 21 Vermögensverwaltungsgesellschaften Anlageberatungsmandate mit insgesamt knapp 650 Kunden unterhielten. In diesen Fällen erfolgte eine vertiefte Analyse der Anlageberatungsverträge und der angebotenen Produktpalette. Insbesondere wurde geprüft, ob die Vermögensverwaltungsgesellschaft ihre Anlageberatung als unabhängig oder abhängig ausweist und dem Kunden dies entsprechend präsentiert und darstellt. Bei einer Deklaration als unabhängige Anlageberatung wurden einerseits die Produktpalette und andererseits das Auswahlverfahren einer vertieften Überprüfung unterzogen. Ebenso legte die FMA ein Hauptaugenmerk auf die Informationspflichten gegenüber den Kunden und die regelmässige Beurteilung der Eignung der abgegebenen Anlageempfehlungen.

Von einer Anlageberatung ist die Anlageempfehlung und Finanzanalyse abzugrenzen. Unter einer Anlageempfehlung werden Informationen mit expliziten oder impliziten Empfehlungen oder Vorschlägen zu Anla-

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gestrategien in Bezug auf ein oder mehrere Finanzinstrumente oder Emittenten verstanden. Die Empfehlung muss sich also stets auf bestimmte Finanzinstrumente beziehen. Eine Empfehlung wird zur Anlageberatung, wenn die Empfehlung zusätzlich auf eine Prüfung der persönlichen Umstände des Anlegers gestützt oder als für ihn geeignet dargestellt wird und eine konkrete Handlungsempfehlung (Kauf/Verkauf) einschliesst.

Daneben werden unter einer Finanzanalyse Analysen oder andere Informationen über Finanzinstrumente oder deren Emittenten, die direkt oder indirekt eine Empfehlung für eine bestimmte Anlageentscheidung enthält und einem unbestimmten Personenkreis zugänglich gemacht wird.

Eine Finanzanalyse umfasst ebenfalls alle für Informationsverbreitungskanäle oder die Öffentlichkeit bestimmten Stellungnahmen zum aktuellen oder künftigen Wert oder Preis dieser Finanzinstrumente.

Bei der Analyse der Prüfungsergebnisse verzeichnete die FMA im Bereich der Anlageberatung drei Beanstandungen und vier Empfehlungen. Dabei handelte es sich durchwegs um fehlende oder erst nachträglich erfolgte Offenlegungen gegenüber den Kunden, ob eine unabhängige oder nicht unabhängige Anlageberatung erbracht wird. Eine Vermögensverwaltungsgesellschaft präsentierte sich in den einzelnen Werbekanälen als unabhängige Vermögensverwaltungsgesellschaft, wobei nach Befragung der Geschäftsleitung und Prüfung der Unterlagen von einer abhängigen Dienstleistungserbringung auszugehen ist. Der Aussenauftritt der Vermögensverwaltungsgesellschaft wurde umgehend angepasst.

Exkurs: Inducements und Anlageberatung Die Unterscheidung zwischen der unabhängigen und abhängigen Anlageberatung hat Auswirkungen auf die Inducement-Regelungen nach MiFID II. Als Grundsatz gilt, dass bei einer unabhängigen Anlageberatung die Annahme und Einbehaltung sowie Zahlung von Inducements (eine Ausnahme bilden kleinere nicht-monetäre Vorteile) verboten ist. Zudem muss die Vermögensverwaltungsgesellschaft die Bereitstellung einer ausrechend breiten Palette an Finanzinstrumenten sicherstellen, wenn sie die erbrachte Anlageberatung als unabhängig anbieten will. Schliesslich hat eine sich unabhängig präsentierende Vermögensverwaltungsgesellschaft die Unabhängigkeit fortlaufend sicherzustellen. Die Marktpraxis in Europa zeigt dabei auf, dass die Mehrheit der Vermögensverwaltungsgesellschaften sich als abhängig qualifizieren, da der prozessuale Aufwand sich als unabhängig zu qualifizieren höher scheint als der geschäftliche Nutzen.

5.3

Einhaltung der Vorschriften betreffend Aufzeichnungspflichten

Die Aufzeichnungspflicht gemäss Art. 22 Abs. 1 VVG besagt, dass Vermögensverwaltungsgesellschaften über alle ihre Dienstleistungen, Tätigkeiten und Geschäfte Aufzeichnungen zu führen haben. Diese sollen es der FMA ausreichend ermöglichen, ihrer Aufsichtspflicht nachzukommen und gegebenenfalls entsprechende Durchsetzungsmassnahmen zu ergreifen. Die Aufzeichnungspflicht dient insbesondere auch der Vergewisserung, dass Vermögensverwaltungsgesellschaften sämtlichen Verpflichtungen, einschliesslich denen gegenüber ihren Kunden oder potenziellen Kunden und im Hinblick auf die Integrität des Marktes, nachgekommen sind.

Im Speziellen bedeutet dies für eine Vermögensverwaltungsgesellschaft, dass sie jede Dienstleistung im Zusammenhang mit unter die MiFID II fallenden Finanzinstrumenten aufzeichnen müssen. Weitere Aufzeichnungspflichten in Bezug auf andere Dienstleistungen und Tätigkeiten sind im Einzelnen separat zu prüfen.

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Abb. 5: Übersicht über die Anwendbarkeit der Aufzeichnungspflichten Als Grundlage ihrer Aufzeichnungspflicht muss eine Vermögensverwaltungsgesellschaft eine Aufzeichnungs-/Recording-Policy erlassen, wobei das Leitungsorgan eine wirksame Aufzeichnung sowie die Aufsicht und periodische Kontrollen sicherstellt. Die Aufzeichnungspflicht kann an eine Drittpartei ausgelagert werden, jedoch gilt die Aufzeichnungspflicht als eine wichtige operationelle Funktion im Sinne der Outsourcing-Vorschriften.

Dabei wird eine wichtige operationelle Funktion gemäss Art. 30 Abs. 1 der Delegierten Verordnung 2017/565 bejaht, wenn deren unzureichende oder gar unterlassene Wahrnehmung zur Folge hätte, dass einerseits die dauernde Einhaltung der Zulassungsbedingungen und -pflichten oder andere MiFID IIPflichten der WPF und andererseits die finanzielle Leistungsfähigkeit, die Solidität oder Kontinuität ihrer Wertpapierdienstleistungen und Anlagetätigkeiten wesentlich beeinträchtigt sein würden.

Die Aufzeichnungspflicht von Telefongesprächen und elektronischer Kommunikation (Art. 22 Abs. 2 VVG) besteht mindestens dann, wenn die Vermögensverwaltungsgesellschaft:  

Handel auf eigene Rechnung betreibt und / oder folgende Dienstleistungen erbringt: Annahme, Übermittlung und Ausführung von Kundenaufträgen

Die Aufzeichnungspflicht besteht selbst dann, wenn aus den Gesprächen oder Dienstleistungen kein Abschluss des Geschäftes entsteht (d.h. Kommunikation über potentielle Aufträge). Eine Anlageberatung kann darunter fallen, wenn sie in einer der oben genannten Dienstleistungen miteinhergeht.

Neben der Aufzeichnungspflicht hat die Vermögensverwaltungsgesellschaft gemäss. Art. 22 Abs. 6 VVG die Pflicht, die gespeicherten Aufzeichnungen fünf Jahre lang aufzubewahren. Aufgrund der Voraussetzung, dass Telefongespräche und elektronische Kommunikation auch dann aufzuzeichnen sind, wenn es nicht zum Abschluss eines Geschäftes / einer Transaktion kommt, wird empfohlen, solche Gespräche von Beginn bis zum Schluss aufzuzeichnen. Zudem sind die Aufzeichnungen den betreffenden Kunden auf Verlangen zur Verfügung zu stellen.

Die FMA konzentrierte sich bei der Schwerpunktprüfung auf die Prüfung der internen Weisung in Bezug auf die Aufzeichnungs- und Aufbewahrungspflichten. Diese sollte zumindest nachfolgende Punkte umfassen:

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  

Allgemeine Grundsätze zur Aufzeichnungs- und Aufbewahrungspflicht Grundsätze zur Aufzeichnung von Telefongesprächen und Kommunikation Grundsätze zur Aufbewahrung von physischen und elektronischen Aufzeichnungen

Ausgewählte Aufzeichnungen (sowohl Telefonaufzeichnungen als auch Aufzeichnungen der elektronischen Kommunikation) wurden mit den Transaktionslisten abgeglichen und auf Vollständigkeit geprüft. Ebenso erfolgte eine Einsichtnahme in die schriftlichen Protokolle von persönlichen Kundenbesprechungen. Die Protokolle sollen zumindest die nachfolgenden Punkte enthalten:     

Datum und Uhrzeit Ort der Besprechung persönliche Angaben der Anwesenden Initiator der Besprechung Wichtige Informationen über den Kundenauftrag (Preis, Umfang, Art, Zeitpunkt der Ausführung)

In Bezug auf die Aufbewahrungspflichten wurde insbesondere die Speicherung der Kommunikation und Telefongespräche näher durchleuchtet und geprüft, ob diese auf einem dauerhaften Datenträger, wiederholt abspielbar, kopierbar, nicht veränderbar und nicht löschbar sind. Ebenso beinhaltete die Prüfung, ob die Kunden ordnungsgemäss über die Aufzeichnung der Telefongespräche und elektronische Kommunikation aufgeklärt werden und somit die Gesellschaft den Vorschriften der Offenlegung entspricht.

Im Zusammenhang mit der Prüfung der Vorschriften betreffend Aufzeichnungspflichten wurde ebenfalls Einsicht in die Compliance-Berichte, die Berichte der internen Revision und die Protokolle der Geschäftsleitung genommen. Die FMA sprach in diesem Prüfgebiet 13 Empfehlungen aus und brachte fünf Beanstandungen an. Bei den Beanstandungen handelte es sich insbesondere um fehlende interne Weisungen/Regelungen. Bei den ausgesprochenen Empfehlungen sah die FMA insbesondere Verbesserungspotenzial bei der Kontrolle und Dokumentation.

Teilweise musste festgestellt werden, dass die Einhaltung der Aufzeichnungs- und Aufbewahrungsanforderungen von der Geschäftsleitung zwar überprüft wird, eine Dokumentation der Kontrolle jedoch nicht stattfindet. Ebenso wurde festgestellt, dass vereinzelt Aufzeichnungen von Mitarbeitern bearbeitet oder gelöscht werden können. Der FMA liegen keine Anhaltspunkte vor, wonach gravierende Verstösse seitens der Vermögensverwaltungsgesellschaften einer umgehenden Bereinigung bedurften.

Nachfolgende Grafiken geben einen Überblick über die Ergebnisse der Schwerpunktprüfung 2018 sowie der allgemeinen jährlichen Prüfungen.

Abb. 6: Ergebnisse der Prüfungen 2018

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6.

Ausblick Prüfperiode 2019

Die Schwerpunkte umfassen für das Geschäftsjahr 2019:   

Suitability & Approriateness (S & A-Test) Product Governance Informations- und Reportingpflichten in Bezug auf Kostentransparenz

Die FMA hat am 24. Januar 2020 mit dem Verein unabhängiger Vermögensverwalter in Liechtenstein eine Marktveranstaltung durchgeführt, welche grossen Anklang fand. Dabei wurde insbesondere auf die Schwerpunktprüfungen 2019 eingegangen und diese im Detail erläutert. Die Ergebnisse der Schwerpunktprüfung 2019 werden im Sommer 2020 vorliegen und im nächsten Bericht in dieser Form vorgestellt.

Unabhängig der vorstehend angeführten Schwerpunktprüfungen, welche bei sämtlichen Vermögensverwaltungsgesellschaften durchgeführt werden, legt die FMA ein besonderes Augenmerkt auf die Einhaltung der Bestimmungen des Art. 7b Abs. 2 Bst. e VVG. Die Vorschriften betreffend Unternehmensführung und – kontrolle, insbesondere die Aufgabentrennung in der Organisation und die Vorbeugung von Interessenkonflikten, stellen einen besonders wichtigen Bereich dar. Gemäss vorgenannter Bestimmung darf der Vorsitzende des Leitungsorgans einer Vermögensverwaltungsgesellschaft in seiner Aufsichtsfunktion nicht gleichzeitig die Funktion des Geschäftsleiters wahrnehmen, es sei denn, dies wird von der Vermögensverwaltungsgesellschaft hinreichend begründet und von der FMA genehmigt. Die FMA behält sich vor, betroffene Vermögensverwaltungsgesellschaften zu kontaktieren und einer Prüfung zu unterziehen.

Weiter hat sich die FMA verpflichtet, an einer internationalen gemeinsamen Prüfungsmassnahme teilzunehmen. Diese „Common Supervisory Action“ wird von der ESMA koordiniert und dient dazu, Marktpraktiken europaweit zu identifizieren und den fortlaufenden Austausch der nationalen Aufsichtsbehörden hinsichtlich dieser Prüfung zu fördern. Sie soll ausserdem die Konvergenz der Implementierung und Anwendung der Regelungen innerhalb des EWR sicherstellen und den Anlegerschutz erhöhen. Der Prüfschwerpunkt der Common Supervisory Action liegt dieses Jahr auf den MiFID II Vorgaben zur Geeignetheit.

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