12 minute read

Interview

FLorian Finke

Zuverlässigkeit in Person: K Florian Finke #21 - Der beste Kicker der SharkWater German Football League hat in sechs Spielen bereits 53 Punkte für die Monarchs erzielt. Kein Wunder, dass andere Vereine ihn gern im Team hätten, sogar ein US-College hat bereits angefragt...

Advertisement

Immer freundlich und bodenständig. So kennen viele Mitspieler und Fans den Monarchs-

Kicker Florian Finke. Der Bautzner gehört seit Jahren zu den Leistungsträgern der Goldhelme. Dabei verlief der Start seiner Football-Karriere mit einem Missverständnis und alles andere als optimal. Tina Zschärlich hat nachgefragt und ist mit interessanten Antworten vom Interview zurück gekehrt:

FIRST DOWN: Hallo Florian. Super, dass du so spontan Zeit gefunden hast für das Interview.

Viele unserer Fans kennen dich ja schon eine Weile, aber auch die neuen Fans wollen dich gern besser kennenlernen. Erzählst du uns mal etwas über dich? Florian: Ja, also ich komm eigentlich aus der Nähe von Bautzen. Ich bin die ersten 15 Jahre in der Nähe von Weißenberg aufgewachsen. Nach der Grundschule bin ich nach Niesky aufs Gymnasium gegangen. Dann sind wir umgezogen nach Malschwitz. Das ist noch etwas näher dran an Bautzen als Weißenberg. In Bautzen habe ich dann auch das Gymnasium besucht und hab dort 2015 mein Abitur abgelegt. In der Hoffnung Lehrer zu werden, bin ich im Anschluss nach Dresden gezogen und hab angefangen Lehramt zu studieren.

Welche Fächer? Für Berufsschule Gesundheit, Soziales und Geschichte. Ich habe aber gemerkt, dass das nichts für mich ist. Also fing ich eine Ausbildung zum Sozialassistenten an. Die ging ein Jahr. Naja und weil ich ein bisschen Geld brauchte, fing ich bei der Post an zu arbeiten. Nun beginne ich ab August bei der AWO eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger.

Wow, das ist auch kein leichter Job. Respekt. Das Lehrersein hast du also endgültig über Bord geworfen? Woran lag es denn? Naja, ich sag mal so: das Leben war wichtiger irgendwie und zweitens hat sich die Lehrergeschichte besser angehört als ich dachte, weil man ja auch noch zu dem Zeitpunkt in der Schule war. Aber als es dann ans Studium ging, hab ich festgestellt, dass das doch nicht so mein Ding ist.

Jetzt sind ja bei den Dresden Monarchs aber auch Kinder und Jugendliche vertreten. Bist du dort ab und an ein

Lehrer oder Helfer? Also ich hab bei den Monarchs eine Zeit lang die Kicker trainiert aus der Jugend. Das war 2019. Da habe ich mir die Jungs mal alle zusammengetrommelt und wir haben zusammen gekickt und gepuntet. Ich hab versucht einiges weiter zu geben und bisher habe ich da auch gute Resonanzen bekommen.

Du bringst ja auch als Kicker deine Erfahrung als Fußballspieler mit. Wo hast du denn gespielt? Angefangen habe ich bereits mit vier Jahren. Mein Vater hat mich zum Fußball mitgenommen. Seitdem war das Fieber ausgebrochen und ich konnte nicht mehr ohne diesen Sport. Mein Leben drehte sich nur darum und auch jetzt ist mir der Fußball immer noch sehr wichtig. Zur Grundschulzeit habe ich bei einem Verein in Weißenberg gespielt, dann in Niesky zwei Jahre und bis ich 19 war, spielte ich in Bautzen. Mit dem Umzug nach Dresden versuchte ich auch hier einen Verein zu finden, weil ich nicht wusste, ob Football mein Ding ist. Leider hat es nicht so geklappt, wie ich wollte mit der Vereinssuche hier und so bin ich zum Probetraining zu den Monarchs gegangen und wurde aufgenommen. Zunächst trainierte ich jedoch erstmal als Linebacker mit. Weil der damalige Kicker Jan Hilgenfeldt nach Braunschweig gewechselt ist, habe ich dann den Platz eingenommen. Ich war sehr froh darüber, denn ich bin mit der Intension zum Probetraining gegangen, um dort auch als Kicker zu spielen und nicht um Linebacker zu werden.

Du hast also deinen Traumjob bei den Monarchs gefunden und erhalten? Genau. Den habe ich mir damals quasi erarbeitet. Die erste Saison 2016 lief ziemlich schleppend bzw. durchwachsen, weil einfach noch sehr viel Fußball bei der Schusstechnik und so dabei war. Das Verständnis zum Football war auch noch nicht da. Bestes Beispiel dafür ist das erste Spiel damals: Wir machen einen Touchdown und natürlich kommt dann der Kicker und macht den PAT. Ja, ich stand an der Sideline und gucke noch so: Was passiert denn jetzt? Und alle riefen mich. Da dachte ich: Ok, da musste jetzt wohl drauf. Ich rannte los, allerdings ohne meine Ballplatte, auf die der Holder den Ball platziert, damit ich kicken kann. *lacht* Dann musste wegen mir noch ein Timeout genommen werden und alles mögliche. Naja und dann hab ich das Ding auch noch vorbeigehauen. *lacht* Das ist eine Story, die erzähle ich immer wieder gern, weil das genau das zeigt wie es damals war: Keine Ahnung von allem, aber trotzdem machen.

Wie ging es denn dann für dich weiter? Wie hast du dich doch noch in alles Jetzt hast du mich neugierig gemacht: Was gab denn da so für Aufgaben? Naja, wir mussten damals einen Parcours machen. Komplett nackt mit einer Socke untenrum. *lacht* Wir mussten über Pads

eingespielt und auf die Spiele und das Training vorbereitet?

Nach der ersten Saison habe ich mich in der Off-Season sehr stark vorbereitet. Hab mich selbst in den Arsch getreten, damit ich den Ball richtig treffe. Ich war im Großen Garten, hab mir zwei Bäume gesucht und versucht den Ball dazwischen durchzuhauen. Irgendwann hat es ganz gut geklappt. Als Kicker muss man aber auch mental sehr fit sein. Also musste und wollte ich mich damit auch auseinandersetzen, was ich für die mentale Stärke tun kann. Naja und das scheint gut geklappt zu haben, denn die Statistiken waren so, wie ich sie mir erhofft hatte. Und so habe ich mich ins Team reingekickt und es wurde von Saison zu Saison besser.

Sehr viel Disziplin, die du da zeigst. Wie bist du denn damals im Team als „Neuling“ aufgenommen worden? *lacht* Damals waren ja noch Markus Donner und die anderen Alteingesessenen dabei und da war die Hierarchie noch eine andere, als es heute ist. Wir waren ja die Rookies. Es war ne witzige Zeit und wir mussten auch ein paar lustige Sachen machen. *lacht* Ich komme ja schon von einem Mannschaftssport und weiß auch, dass solche Erlebnisse und lustige Momente das Team auch zusammenschweißt. Sowas bleibt jedem einfach im Gedächtnis und es sind Erinnerungen, die man immer wieder gern miteinander teilt.

Absolute Konzentration beim Extrapunkt, dem Point After Tochdown (PAT).

Eingespieltes Team zwischen Center, Holder und Kicker: Holder Erik Seidel #10 sorgt nach dem Longsnap für einen perfekten Stand des Balles, damit Florian Finke #21 sicher die PATs und Field Goals verwandeln kann.

Kniehebelauf machen. Vorher „durfte“ jeder 125 Gramm Butter mit Zucker essen. Erst dann durften wir den Parcours durchführen. Naja und noch ein paar andere Sachen, die ich aber für mich behalte. *lacht* Ach, solche Dinge erzähle ich immer wieder gern, weil das auch dafür steht, wo wir herkommen.

Es scheint, als wenn es damals noch eine andere Zeit war. Wie läuft es denn momentan unter HC Ulz Däuber? Mit Ulz habe ich ein sehr gutes Verhältnis. Wir reden zwar nicht viel miteinander, aber wenn wir reden, dann über das, was wirklich wichtig ist. Was ich an ihm auch sehr schätze sind die Vier-Augen-Gespräche. Wenn du die mit ihm führst, dann hört er dir auch zu und versucht angesprochene Probleme zu verbessern. Man fühlt sich bei ihm einfach immer gehört.

Wie hat Ulz denn aus deiner Sicht das Team verändert? Also bei John Leijten war es ja so, dass er immer nur zur Saison da war. Das war schon komisch, den Headcoach nur aller sechs Monate zu sehen. Es ist auf jeden Fall besser, das Ulz das ganze Jahr über für uns Spieler greifbar ist. Das schafft auch ne ganz andere Bindung untereinander.

Wir verstehen das, was er von uns möchte und verlangt, einfach besser. Er hat auch die Jugend ganz schön vorangetrieben. Das merkt man schon. Die Abläufe sind in jeder Mannschaft mittlerweile gleich. So fällt der Aufstieg in die 1. Mannschaft auch für den Nachwuchs leichter.

Es ist doch auch für euch als Team einfacher, wenn die Aufsteiger schon so gut vorbereitet werden. Wie schätzt du die Leistungen dieser Spieler in eurer Mannschaft ein? Also die Jungs machen sich super. Es gibt halt auch immer Einzelphänomene wie Robert Süßmilch zum Beispiel. Der ist von jetzt auf gleich Starter. Der hat sich richtig gut gemacht und hat diese Saison auch schon einiges gerissen. Natürlich müssen sich aber auch die Spieler, die aus der M2 hochkommen, erst einmal beweisen. Die Leistung muss stimmen, um auch als Starter eingesetzt zu werden. Das Konzept der Monarchs hat aus meiner Sicht aber sehr gut funktioniert bisher und die Jungs sind sehr gut darauf vorbereitet.

Wenn du von Leistungen und beweisen sprichst: Mir ist aufgefallen, dass du diese Saison erst später zur Mannschaft gestoßen bist. Gab es gesundheitliche Probleme? Ja, das stimmt. Ich bin später dazu gekommen. Ich hatte mit der CoronaGeschichte ein Problem mit meinem Arbeitgeber. Wenn ich positiv getestet werden würde, zahlt mein Arbeitgeber keinen Lohn mehr. Aber zum Glück konnte eine Lösung gefunden werden. Es hat sich zwar etwas verzögert, aber ich bin allen Beteiligten sehr dankbar, dass dies möglich gemacht wurde.

Darüber sind auch wir sehr froh. Deine Familie ist ja auch immer bei den Heimspielen am Start. Wer ist denn eigentlich deine Familie? Ja, die sind immer da. Mutti, Vati und meine zwei jüngeren Schwestern. Die beiden sind jetzt 22 und fast 18. Also wir sind alle wie die Orgelpfeifen hintereinander gewesen. Alle wohnen auch noch bei Bautzen und sind fast immer bei den Heimspielen am Start. Zu den Auswärtsspielen versuchen sie es sich einzurichten.

Super, dass du so unterstützt wirst und kein Weg zu weit ist für deine Eltern. Was haben sie denn aber gesagt, als du plötzlich weg vom Fußball und Teil einer Footballmannschaft warst? Mein Vater hat sich sehr gefreut, weil er meinte es sei immer gut, wenn man sich auch mal anders orientiert. Und da ich von der Statur her schon immer gut zum Football gepasst habe, haben wir uns mal so ein paar Spiele angeschaut und er meinte: Mensch hier so ein Kicker, das wäre doch dein Ding. So hat er mir dann auch den Floh ins Ohr gesetzt Kicker zu werden. Ja und meine Mutti war am Anfang etwas ängstlich. Der kleine Junge und so ein aggressiver Sport. *lacht* Sie hat halt Angst, dass ich umgehauen werden. Mittlerweile ist sie aber ganz ruhig, da sie merkt, dass ich nicht angegriffen werde. Aber wenn ich dann mal in den Kontakt gehe, dann fiebert sie immer mit und hofft das nichts passiert. *lacht* Es gab in der ersten Saison mal die Situation,

als ich versuchte jemanden zu tackeln. Da hab ich voll einen auf die Rippe bekommen, bin aufgestanden und hab erstmal nach Luft geschnappt. Als sie das gesehen hat rief sie gleich: Ist alles ok bei dir? *lacht* Aber mittlerweile wissen meine Eltern, dass sie mir vertrauen können, weil ich weiß, was ich mache.

Du weißt was du machst. Ist das in jeglichen Situationen so? Kannst du unter Druck alles ausblenden? Es ist nicht immer einfach voll fokussiert zu sein. Der Druck ist da, aber man muss versuchen sich auf seine innere Stärke zu konzentrieren. Alle Einflüsse von außen muss man ausblenden. Bei mir kommt dann nichts rein und nichts raus. Ich seh nur wie der Eric seine Finger bewegt und ich weiß, jetzt muss ich los. In dem Moment ist mein Kopf leer und das Ding muss da einfach rein.

Es scheint ja zu funktionieren, wenn man sich deine Statistiken anschaut. Die sind doch bestimmt auch schon anderen Vereinen aufgefallen oder? Ja, es gab schon Angebote von anderen Vereinen. Auch ein College aus Amerika hatte schon angefragt. Allerdings konnte ich mir das nicht leisten, da ich „nur“ ein halbes Stipendium bekommen hätte. Das DivisionII-College war in North Dakota. Ja, leider hat das nicht geklappt.

Naja und aus Deutschland kamen auch schon Angebote. Aber ich habe entschieden, dass ich innerhalb der GFL kein Vereinswechsel durchführen werde. Ehe ich mal in Braunschweig oder so spiele, da muss hier in Dresden schon viel schief laufen. Da lege ich mich auch fest.

Das freut mich sehr zu hören. Ich denke die Fans auch. Gibt es denn etwas, was dich bei den Monarchs besonders geprägt hat für dein Spiel oder dein Denken? Also das schönste Ereignis war das Fieldgoal in Berlin, was wir unbedingt zum Sieg brauchten. Und als negatives Erlebnis würde ich mein erstes Spiel gegen Schwäbisch Hall nennen. Ich bin da mit der Überzeugung hingefahren, dass wir das Ding gewinnen. Unsere Offense und auch Defense waren in der Saison sehr stark. Aber wir spielten irgendwie gegen 14 Leute statt gegen 11. Die Fans von Hall waren gegen uns, die Schiedsrichter waren gegen uns. Alles war gefühlt gegen uns. Ich kannte das so nicht vom Fußball. Das hat mich kopfmäßig echt geschockt. Aber ich sag immer, es geht weiter. So ist das beim Sport. Einer gewinnt und einer verliert. Und man muss es dann auch sportlich sehen, wenn man verliert. Niederlagen schweißen die Mannschaft zusammen. Wenn man immer nur gewinnt, dann kommt irgendwann die Arroganz und Überheblichkeit. Und so etwas kann ich ja überhaupt nicht leiden. Das merken auch meine Teamkameraden. Sowas muss ich dann auch ansprechen. Nicht vor allen, aber unter vier Augen.

Sportsgeist steht bei dir also immer an oberster Stelle. Du bist aber auch jemand, der gern auch den Kontakt zu den Fans Florians Kickoffs fliegen meist so weit, dass kein Return des Gegners möglich ist.

sucht. Wie nimmst du die Fanbase der Monarchs war? Die Fanszene der Dresden Monarchs ist einfach unvergleichlich mit einem anderen Verein in Deutschland. Ich hab das so noch nie kennengelernt, auch wenn Potsdam und Köln gute Fans haben. Aber unsere Anhänger sind einfach einzigartig: laut, lassen sich immer was einfallen. Da ist immer was Neues dabei. Das merken auch wir auf dem Feld. Da gehen die Emotionen auch auf uns über. Ich finde, wir haben auch eine besondere Bindung zu unseren Fans, weil sie jederzeit zu uns kommen können, zum Training und wir auch mit den Leuten quatschen. Sie gehören zu uns dazu und wir brauchen unsere Fans auch. Ich bin den Fans auch bis heute noch dankbar, dass sie mich zum Fan MVP gemacht haben. Damit hatte ich nicht gerechnet. Es war ne schöne Sache und hat mich echt gerührt.

Florian ich danke dir für deine Zeit und wünsche dir weiterhin eine gute und verletzungsfreie Saison.

Interview: Tina Zschärlich

Beliebt bei den Fans: Florians ehrliche und offene Art kommt an.

This article is from: