ÖFG 2018

ÖFG

DAS MAGAZIN DER ÖSTERREICHISCHE

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SCHUNGSGE

/ 2 018

HAFT

Krise der Demokratie – Krise der Wissenschaften?

Das Thema beim Österreichischen Wissenschaftstag 2018

Illustration: Georg Feierfeil / www.schorschfeierfeil.com

FEICHTINGER. FASSMANN. KOMPETENZORIENTIERTE LEHRE 01_OEFG_18 1

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EDITORIAL LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER!

ls neuer Präsident der Österreichischen A Forschungsgemeinschaft freue ich mich, Sie im Rahmen unseres Magazins über die

Initiativen und Aktivitäten der ÖFG zu informieren.

Es erwartet Sie ein breites Spektrum an bildungs- und hochschulpolitischen Initiativen sowie ein Über- und Einblick in die Arbeiten unserer Arbeitsgemeinschaften. Wie bereits in der letzten Ausgabe stellen wir Ihnen unter der Rubrik „4 aus 300“ StipendiatInnen und deren Projekte vor, die mit Hilfe unserer Förderprogramme realisiert wurden (Seite 4).

Einstimmen dürfen wir Sie mit der Zusammenfassung der Ergebnisse der diesjährigen Badener Tagung zum Thema „Kompetenzorientierte Lehre“ (Seite 6). In diesem Jahr vergaben wir erstmals den Wissenschaftspreis der ÖFG (vormals Ludwig-WittgensteinPreis), und zwar an Gustav Feichtinger, der auf dem Gebiet der Angewandten Mathematik nicht nur höchste Anerkennung genießt, sondern mit seinem interdisziplinären Lebenswerk auch sehr gut zu den Intentionen der Österreichischen Forschungsgemeinschaft passt (Seite 10).

Reinhard Heinisch, den Leiter der Arbeitsgemeinschaft „Zukunft der Demokratie“, baten wir zu einem Interview, in dem er über die jüngsten Erkenntnisse der Populismusforschung spricht (Seite 12). Mit ARGE-Leiter

Reinhold Mitterlehner, Präsident der Österreichischen Forschungsgemeinschaft

Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Österreichische Forschungsgemeinschaft, Berggasse 25/21, 1092 Wien Tel. +43/1/319 57 70 E-Mail: oefg@oefg.at Druck: Wograndl Druck GmbH, 7210 Mattersburg

Franz Merli haben wir über die Grenzziehung zwischen „Staat“ und „Privat“ im Staats- und Verwaltungsrecht gesprochen, die er mit seinem Forscherteam seit nunmehr fünf Jahren zu ergründen versucht (Seite 14).

Auch für den wissenschaftlichen Nachwuchs konnte die ÖFG in diesem Jahr wieder DoktorandInnenschools und Nachwuchskonferenzen anbieten, wie zum Beispiel das PhDForum im Rahmen der Salzburger Festspiele der ARGE „Kulturelle Dynamiken“ (Seite 15) oder den Workshop der ARGE Hochfrequenztechnik (Seite 13). Überdies finden Sie in dieser Ausgabe ein Interview mit Bildungs- und Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (Seite 16) sowie eine Übersicht über die Anstrengungen, die die einzelnen Bundesländer aktuell im Bereich Wissenschaft und Forschung unternehmen (Seite 18).

Wir skizzieren in dieser Ausgabe wieder ausgiebig die interdisziplinären Beiträge des Österreichischen Wissenschaftstages (Seite 22) rund um den aktuellen Themenkomplex „Krise der Demokratie – Krise der Wissenschaften?“. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und freuen uns, Sie bei den nächsten Veranstaltungen der ÖFG begrüßen zu dürfen!

Ihr REINHOLD MITTERLEHNER

Foto: Hans Ringhofer

DIE ÖFG IST EINE FORSCHUNGSFÖRDERUNGSEINRICHTUNG, GETRAGEN VON BUND UND LÄNDERN

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Fotos: M. Hasenöhrl, BOKU, Uni Wien, Uni Innsbruck, Sissy Furgler, Nestroy, Heinrich Kolarik, Felicitas Matern, Barbara Mair, Vouk, CeMM/Pichler

DER WISSENSCHAFTLICHE BEIR AT DER ÖFG

Walter Berka, Univ.-Prof. für Verfassungs- und Verwaltungsrecht, Universität Salzburg

Martin Gerzabek, Univ-Prof. für Ökotoxikologie und Isotopenanwendung, BOKU Wien

Hans Goebl, Univ.-Prof. em. für Romanische Sprachwissenschaft, Uni Salzburg

Bernhard Jakoby, Univ.-Prof. für Mikroelektronik, Universität Linz

Wolfgang Kautek, Univ.-Prof. für Physikalische Chemie, Universität Wien

Sylvia Knapp, Univ.Prof.Dr. für Immunologie der MedUni Wien

Gottfried Magerl, Univ.-Prof. em. für Elektrotechnik, Technische Universität Wien

Brigitte Mazohl, Univ.-Prof. für Österreichische Geschichte, Universität Innsbruck

Reinhard Neck, Univ.-Prof. für Volkswirtschaftslehre, UniversitätKlagenfurt

Oswald Panagl, Univ.-Prof. em. für Sprachwissenschaften, Universität Salzburg

Peter Parycek, Univ.-Prof. für E-Governance, Donau-Universität Krems

Heinrich Schmidinger, Univ.-Prof. für Philosophie, Rektor, Universität Salzburg

Ursula SchmidtErfurth, Univ.-Prof. für Augenheilkunde und Optometrie der MedUni Wien

Christiane Spiel, Univ.-Prof. für Bildungspsychologie und Evaluation, Universität Wien (Beiratsvorsitzende)

Hans Tuppy, Univ.-Prof. em. für Biochemie, Uni Wien, ehem. Wissenschaftsminister

Susanne WeigelinSchwiedrzik, Univ.-Prof. für Sinologie, Universität Wien

I N H A LT ÖFG-FÖR DERUNG FÜR DEN NACHWUCHS

Vier von 300 JungforscherInnen, die die ÖFG heuer unterstützte SEITE 4–5

KOMPETENZORIENTIERUNG IN DER LEHRE

Das Thema der diesjährigen Badener Tagung der ÖFG.

Interview mit Manfred Prenzel, Leiter des Zentrums für LehrerInnenausbildung SEITE 6–9 der Universität Wien

WISSENSCHAFTSPREIS

Der Preisträger: Mathematiker Gustav Feichtinger im Porträt SEITE 10–11

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ARGE DER ÖFG Aus den ARGE „Staatliche Aufgaben,

private Akteure“, „Zukunft der Demokratie“, „Hochfrequenztechnik“ und „Kulturelle Dynamiken“ SEITE 12–15

INTERVIEW MIT MINISTER FASSM A NN Über den Forschungsstandort Österreich, SEITE 16–17 Brain-Drain und mehr

DIE WISSENSCHAFT IN DEN BUNDESLÄNDERN

Ziele der Wissenschaftspolitik und aktuelle Schwerpunkte in den einzelnen Bundesländern SEITE 18–21

ÖSTERREICHISCHER WISSENSCHAFTSTAG

Interviews zum Thema „Krise der Demokratie – Krise der Wissenschaften?“: Demokratie und Krise SEITE 24–25 Gefahr des Populismus? S E I T E 2 6 – 2 7 Schwacher Liberalismus S E I T E 2 8 – 2 9 Freiheit der Wissenschaft S E I T E 3 0 – 3 1 Wirklichkeit und Physik SEITE 32–33 Mehr Einsatz für wissenschaftliche Methoden SEITE 34–35 Eine Wissensgesellschaft im Portrait: China SEITE 36–37 Keine Krise der Universität S E I T E 3 8 – 3 9

PUBLIKATIONEN

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Wichtiger Karriereschritt Vier der 300 jungen W I S S E N S C H A F T L E R I N N E N , deren internationale Kommunikationsvorhaben heuer von der ÖFG gefördert wurden

onferenzen, Forschungsaufenthalte und K Publikationen tragen viel zur internationalen Vernetzung von Wissenschaftlerinnen

und Wissenschaftlern bei“, sagt Christiane Spiel von der Universität Wien. „Das ist schon in einer frühen Phase ihrer Laufbahn außerordentlich wichtig.“ Die Bildungspsychologin ist Vorsitzende des ehrenamtlichen und unabhängigen wissenschaftlichen Beirats der ÖFG, der die Förderanträge von JungforscherInnen prüft. Von den rund 600 Anträgen pro Jahr wird etwa der Hälfte eine Unterstützung für die von Spiel genannten Zwecke zuerkannt.

Matthias Zußner, 28, Institut für Rechtswissenschaften, Alpen-AdriaUniversität Klagenfurt In der Forschung des Steirers stehen das öffentliche Wirtschaftsrecht und das allgemeine Verwaltungsrecht im Fokus. Die ehrenvolle Aufgabe, einen Beitrag für den von den Professoren Rill und Schäffer begründeten Großkommentar zum österreichischen Bundesverfassungsrecht zu liefern, konnte der junge Jurist aber unmöglich ablehnen. „Ich wurde gefragt, die Bestimmungen zur Religionsfreiheit zu kommentieren.“ Wobei er das Thema richtig spannend findet. „Die Grundrechte, die die freie Entfaltung unserer innersten Persönlichkeit schützen, haben mich von jeher interessiert.“ Religiöse Kleidung oder Symbole im öffentlichen Raum

Matthias Zußner, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

Antonia Lichtenegger, Medizinische Universität Wien (MedUni Wien)

TEILNAHME AN KONFERENZ ÜBER RELIGION UND RECHT IN UPPSALA, SCHWEDEN und am Arbeitsplatz würden ja aktuell nicht nur hitzig debattiert, sondern fänden bereits Eingang in die Gesetzgebung. Mit Unterstützung der ÖFG nahm er im April an der Konferenz „The Impact of Religion: Challenges for Society, Law and Democracy“ in Uppsala, Schweden, teil. „Dort konnte ich erste Teilergebnisse meiner Neuvermessung der Religionsfreiheit zur Diskussion stellen.“ Die Wahl zwischen einer Laufbahn als Jurist oder als Latein- und Deutschlehrer war Zußner nicht leichtgefallen. „Das Jusstudium an der Universität Graz begann ich auf Probe, habe aber schnell gemerkt, dass ich hier

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richtig bin.“ Der Wunsch, Wissen nicht nur anzusammeln, sondern auch weiterzugeben, sei ihm allerdings geblieben. Als ihm sein Professor eine Assistentenstelle mit Promotionsmöglichkeit anbot, schlug er gern ein. Im Vorjahr hat er mit Auszeichnung promoviert und nach zwei Monaten als Rechtspraktikant wiederum eine gute Gelegenheit ergriffen: Er wurde Postdoc am Institut für Rechtswissenschaften der Alpen-Adria-Universität. Hier wird er sich zu Fragen des Datenschutzes habilitieren.

Antonia Lichtenegger, 27, Zentrum für Med. Physik und Biomed. Technik, Medizinische Universität (MedUni) Wien „Die Kombination aus Technik und Medizin hat mich schon immer fasziniert“, sagt die Grazerin. Sie hat an der Universität Wien Technische Mathematik und Biomedizinische Technik studiert und beides mit einem Master abgeschlossen. Nun arbeitet sie im Rahmen des ERC-Starting-Grant-Projekts OPTIMALZ am Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik der MedUni Wien an ihrer Dissertation. „In diesem Projekt geht es darum, die Alzheimer-Erkrankung mittels optischer Kohärenztomographie (OCT) am Tiermodell zu untersuchen“, erklärt sie.

Alzheimer, die weltweit häufigste Demenzform, habe in unserer älter werdenden Gesellschaft große soziale und finanzielle Auswirkungen. Bessere Diagnosemethoden würden eine schnellere Behandlung begünstigen. „Wir verfolgen die Möglichkeit, diese neurodegenerative Erkrankung frühzeitig und nicht invasiv zu diagnostizieren.“ Die direkte Verbindung des Sehnervs mit dem Gehirn könnte hierzu ein Weg sein. Forscher haben die für Alzheimer typischen Plaques im Gehirn, die man für das Absterben von Nervenzellen verantwortlich macht, in der mensch-

N E U E A L Z H E I M E R - D I A G N O S E : A U S TA U S C H B E I TA G U N G I N H O L LY W O O D , F L O R I D A lichen Netzhaut nachgewiesen. Lichtenegger vergleicht und analysiert die Entwicklung der Plaques in Gehirn und Auge an einem genetisch veränderten Mausmodell. Um Gewebeproben zerstörungsfrei untersuchen zu

Fotos: Photo Riccio, Pablo Eugui/MedUniWien

VON USCHI SORZ

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können, hat sie den Prototypen eines neuen, auf OCT basierenden hochauflösenden Kohärenzmikroskops gebaut. Ihre vielversprechenden Ergebnisse stellte sie bereits auf verschiedenen Konferenzen vor, unter anderem mit der ÖFG-Förderung bei einer Tagung zu Optik in der Biomedizin in Hollywood, Florida. „Hier traf ich auf Forschungsgruppen aus aller Welt und erhielt wertvolle Inputs für die Zukunft.“ Johannes Mattes, 35, Österreichische Akademie der Wissenschaften „Wissenschaft und ihre Grenzen sind nichts Statisches, sondern werden beständig neu ausverhandelt“, sagt der in Linz geborene Wissenschaftshistoriker. Solche Prozesse zu verfolgen sei enorm spannend. „Hier spielen auch Bereiche wie Politik und Öffentlichkeit eine wichtige Rolle.“ Demnach beschäftige er sich nicht nur mit der Vergangenheit, sondern habe auch einen kritischen Zugang zu aktuellen Praktiken des Wissens entwickelt.

Mattes hat an der Uni Wien Deutsch und Geschichte studiert und 2013 in Geschichte mit Schwerpunkt Wissenschaftsgeschichte und Kulturwissenschaft promoviert. Derzeit ist er Postdoc an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). In der Arbeitsgruppe „Geschichte der ÖAW 1847–2022“

Fotos: Privat (2)

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Anfang 2019 im Böhlau-Verlag seine dritte Monografie, ein biografisches Lexikon: „Wissenskulturen des Subterranen: Vermittler im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit.“

Johannes Mattes, Österreichische Akademie der Wissenschaften

Magdalena Nagler, Universität Innsbruck

ÖFG ERMÖGLICHT BETEILIGUNG AN P R O G R A M M I N S TA N F O R D , K A L I F O R N I E N arbeitet er an mehreren Projekten zu diesem Thema. Bis zum 175-Jahr-Jubiläum der ÖAW 2022 sollen sie abgeschlossen sein. „Hier bieten sich unglaublich viele Forschungsfragen an, unter anderem auch kritische. Etwa zur Haltung von Wissenschaftlern während totalitärer Regime.“ Zu Beginn letzten Jahres ermöglichte ihm eine ÖFG-Förderung die mehrwöchige Teilnahme am Programm „Stanford PostDoc Exchange“ an der amerikanischen IvyLeague-Uni. „Stanford ist ein ungeheuer stimulierender und produktiver Ort“, berichtet der 35-Jährige. „Ich habe mich dort mit Formen der Wissenschaftsrepräsentation auf Stadtplänen von Wien und San Francisco um 1900 beschäftigt.“Mattes, der auch als Höhlenforscher tätig war, veröffentlicht

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Magdalena Nagler, 30, Institut für Mikrobiologie, Universität Innsbruck „Der Fachbereich ,Biogasgewinnung aus Abfall sowie aus Gülle‘ klingt vielleicht nicht gerade nach feinen Gerüchen“, schmunzelt die Südtirolerin. „Das Thema hat aber großes Potenzial und wird unsere Gesellschaft in eine Zukunft ohne fossile Energien begleiten.“ Sie ist Mikrobiologin und gerade in der letzten Phase ihrer Doktorarbeit an der Uni Innsbruck über die Verwendung von natürlichen mikrobiellen Gemeinschaften zur Steigerung der Effizienz von Biogasanlagen. „Mich begeistert es, etwas Reelles zur Verbesserung einer nachhaltigen Abfallwirtschaft beizutragen“, sagt die Mutter eines Zweijährigen. „In meiner Forschung versuche ich, so anwendungsnah wie möglich zu bleiben, und ich verfolge einfach umsetzbare Lösungsansätze.“ Nur ein Umdenken in der Energiefrage könne zu einer Abschwächung des Klimawandels führen, betont Nagler. Und im Gegensatz zur Energiegewinnung aus Sonne, Wind und Wasser, die sich nur begrenzt zeitlich steuern lässt, biete die Biogasproduktion die nötige Flexibilität, um mehr als den Grundbedarf zu decken. Sie beschäftigt sich mit Möglichkeiten, die Biogasausbeute durch schwer abbaubare Materialien wie etwa Mais-, Weizen- und Reisstroh oder Schlamm-

TA G U N G S T E I L N A H M E Z U M T H E M A N A C H H A LT I G K E I T I N N A X O S , G R I E C H E N L A N D überschüsse aus der Abwasserbehandlung zu erhöhen. „Mit bestimmten Methoden lassen sich daraus wertvolle Ressourcen generieren.“ Eine ÖFG-Förderung ermöglichte ihr die Teilnahme an einer Tagung in Naxos zum Thema nachhaltige Bewirtschaftung fester Abfälle. „Ich konnte mein wissenschaftliches Netzwerk erweitern und mir vor Ort ein Bild davon machen, wie Abfallbeseitigung und Recycling in kleinstrukturierten, isolierten Räumen wie Inseln organisiert werden können.“

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Chancen einer kompetenzorientierten Lehre Die Bologna-Erklärung enthält ein Bekenntnis zu K O M P E T E N Z O R I E N T I E R T E R L E H R E . Fast zwanzig Jahre später ist ungeklärt, wie die Umsetzung gelingen kann

ompetenzorientierte Lehre“ – was für K ein Wort. Man fragt sich bange, ob es auch inkompetenzorientierte Lehre geben kann. Hoffentlich nicht. Die „kompetenz­ orientierte Lehre“ soll Studierende zu einem kompetenten Umgang mit Wissen und des­ sen Anwendung sowie zu kritischer Überprü­ fung befähigen.

Hinter dem Begriff verbirgt sich ein päda­ gogischer Perspektivenwechsel – nicht mehr das Lehren steht im Zentrum, sondern das Lernen und die Bedingungen, unter denen es stattfindet. Dieses Konzept bringt, wie Stu­ dien zeigen, bessere Lernergebnisse hervor.

Dennoch ist man von seiner flächendecken­ den Umsetzung in Österreich noch weit ent­ fernt. Der Begriff „Kompetenz“ gewinnt zwar an Bedeutung, wird aber teils sehr unter­ schiedlich verstanden und angewendet. Die Debatten rund um den Begriff sind entspre­ chend rege. Die konkrete Umsetzung an den

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Universitäten variiert ebenso stark wie das Bemühen darum. So ist es unwahrscheinlich, dass der Diskurs bald abflauen könnte.

Kompetenzorientierte Lehre: Was ist das?

Ein Workshop der ÖFG im Hotel Schloss Weikersdorf in Baden sollte Klarheit in die Debatte bringen und dabei helfen, Herausfor­ derungen für Österreichs Bildungssystem zu identifizieren. Ziel des ÖFG­Workshops war, den Diskurs wissenschaftlich aufzuarbeiten.

Nach der Eröffnung durch Christiane Spiel, Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats der ÖFG, widmete sich Manfred Prenzel, Lei­ ter des Zentrums für LehrerInnenbildung an der Uni Wien, in einer wissenschaftlichen Einführung der Bestimmung der zentralen Begrifflichkeiten (siehe Interview auf Seite 9).

Uta Klusmann, stellvertretenden Direkto­ rin am Leibniz­Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik an der Christian­Albrechts­Universität zu Kiel,

Fotos: Lukas Ilgner

VON WERNER STURMBERGER

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ging im Anschluss der Frage nach, welche Kompetenzen angehende LehrerInnen während des Studiums erwerben müssen: Wissen und motivationale-emotionale Fähigkeiten, um sie an den Schulen flexibel anwenden zu können.

Zudem müssen Lehrkräfte ihr Wissen und Verhalten reflektieren, um eine Balance zwischen Engagement und professioneller Distanz zu finden. Abschließend betonte Klusmann den Stellenwert qualitätsvoller Lehre für die Lernenden – das gelte auch an den Universitäten. Sie riet dazu, Bildungswissenschaften und Fachdidaktik stärker zu integrieren und weiche Faktoren ernster zu nehmen. Lehrkräfte müssten auch auf soziale Herausforderungen vorbereitet werden.

Selbstreguliertes Lernen: eine Schlüsselkompetenz Den Abschluss des ersten Tages bildete der Exkurs zu selbstreguliertem Lernen und dessen Förderung durch kompetenzorientierte Lehre von Markus Dresel, Psychologe an der Universität Augsburg.

Selbstreguliertes Lernen bedeutet, das eigene Lernen selbst zu steuern – also Planung, Zielsetzung, Bewertung, Bereitstellung von Ressourcen sowie die Auswahl von Lernstrategien –, und sei darum gleichzeitig Ziel, Bedingung, Form und Ergebnis der tertiären

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Tagung der ÖFG in Baden. Es wurde diskutiert, wie eine kompetenzorientierte Lehre in Österreich umgesetzt werden kann

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Bildung. Gerade in Hinblick auf die steigende Bedeutung von lebenslangem Lernen sei die Stärkung von selbstreguliertem Lernen zentral: Lernaktivitäten sind vom Interesse an Bildung und der Motivation dazu abhängig, aber auch auf jene Kompetenz angewiesen, Lernaktivitäten in konkrete Lernsituationen umsetzen zu können. Da sich diese Befähigungen im Laufe des Studiums (weiter-)entwickeln, brauche es Lehrende, die über die didaktischen Qualifikationen verfügen, um diesen Prozess anzuregen. An die politischen Entscheidungsträger richtete Dresel den Appell, Schlüsselqualifikationen nicht als Anhängsel facheinschlägiger Kompetenzen zu begreifen, sondern als Motor der kontinuierlichen Entwicklung im Berufsleben.

Tags darauf wurden Beispiele aus der Praxis zur Gestaltung kompetenzorientierter Curricula vorgestellt: Gerd Michelsen, Nachhaltigkeitsforscher an der Leuphana Universität Lüneburg, zeigte es anhand des Lehrgangs „Nachhaltigkeitshumanwissenschaften“. Petra Winter, Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität Wien, stellte dazu Studien ihrer Universität vor. Evelyn Bergsmann, Leiterin des Erasmus+ Projekts „Internal Quality Management: Evaluating and improving competence based higher Fortsetzung nächste Seite

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education“ widmete sich in ihrem Vortrag der Bedeutung und Umsetzung von Evalu­ ationsmodellen für kompetenzorientierte Lehre.

Den Abschluss des Workshops bildete die von Christiane Spiel moderierte Podi­ umsdiskussion mit Ulrike Greiner (Universi­ tät Salzburg), Julia Malle (Universität Wien), Gabriele Schmölzer (Universität Graz), Josef Weißenböck (St. Pölten University of Applied Sciences) und Heribert Wulz (BM für Bildung, Wissenschaft und Forschung).

Nicht zuletzt auch aufgrund der regen Pu­ blikumsbeteiligung entstand eine angeregte Debatte über Möglichkeiten, Chancen und Herausforderungen der kompetenzorientier­ ten Lehre.

Was braucht kompetenzorientierte Lehre in Österreich?

Basierend auf den Diskussionen und Beiträ­ gen des Workshops formulierte die ÖFG ein Positionspapier mit zwölf Empfehlungen: An die Hochschulen richtet sich der Appell, Kompetenzorientierung konsequent und systematisch einzuführen. Voraussetzung dafür ist ein entsprechendes Weiterbil­ dungskonzept für Lehrende und die Beteili­ gung aller Stakeholder bei der Entwicklung

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Ein ÖFG-Positionspapier mit zwölf Empfehlungen stand am Ende der Diskussionen und Beiträge

kompetenzorientierter Curricula sowie die Erstellung entsprechender Evaluationsmo­ delle. Zudem muss eine systematische Ver­ ankerung fachübergreifender Kompetenzen sichergestellt werden.

Auf Ebene der Lehrenden regt man die Festlegung von „learning outcomes“ sowie eine Prüfungsgestaltung an, die eine Bewer­ tung nach Kompetenzniveaus ermöglicht.

Fachübergreifende Kompetenzen sollen in Verbindung mit fachlichen Inhalten geför­ dert und geprüft werden.

Dazu müssen Lehrende auch über didak­ tische Fähigkeiten verfügen, die der Diversi­ tät der Studierenden gerecht werden. Diese sollen zudem in Evaluation und Qualitätssi­ cherung der kompetenzorientierten Lehre eingebunden werden.

An die Adresse der Politik richtet sich der Wunsch nach einem klaren Bekenntnis zur Kompetenzorientierung in der Hoch­ schullehre und der Anerkennung des Auf­ wands, der zur Umsetzung entsprechender Curricula notwendig ist. Der Beitrag, den qualitätsvolle kompetenzorientierte Lehre zur zukunftsorientierten Entwicklung der Gesellschaft im Sinne nachhaltiger Entwick­ lungsziele und globaler Herausforderungen erbringt, müsse eine entsprechende Würdi­ gung durch politische Entscheidungsträger erfahren.

Fotos: Lukas Ilgner

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Im Elfenbeinturm für die Praxis lernen?

Wie lässt sich das K O N Z E P T D E R K O M P E T E N Z O R I E N T I E R T E N L E H R E definieren, was bringt sie überhaupt? Antworten im Interview mit Manfred Prenzel VON WERNER STURMBERGER

anfred Prenzel, Leiter des Zentrums für M LehrerInnenbildung an der Universität Wien, widmete sich beim -Workshop der ÖFG

Begriffsklärung des Konzepts der kompetenzorientierten Lehre. In einigen Hochschullehrgängen der Medizin sei das Konzept etwa umgesetzt.

Im Interview erklärt er, wie sich die kompetenzorientierte Lehre umsetzen lässt, worin Vorteile liegen und wie er ihr Verhältnis zur Forschungsfreiheit sieht.

Herr Prenzel, wie würden Sie das Konzept kompetenzorientierte Lehre knapp umreißen?

Manfred Prenzel: Mit dem Begriff wird betont, dass es nicht allein um den Erwerb von Wissen geht, sondern das tatsächliche Können im Blickpunkt steht. Studierende sollen ihr Wissen in relevanten Situationen intelligent und flexibel anwenden können, um praxisbezogene Expertise zu entwickeln und Probleme zu lösen. Dafür müssen sie schon beim Lernen mit entsprechenden Aufgabenstellungen konfrontiert und mit Strategien der Anwendung vertraut gemacht werden.

Manfred Prenzel, Leiter des Zentrums für LehrerInnenbildung an der Universität Wien

Verzahnung zwischen der Ausbildung und den Rückmeldungen über die Befähigung der Studierenden. Die Lehrenden bekommen ihre Verantwortung für die Lehre deutlich vor Augen geführt. Ich möchte aber betonen, dass kompetenzorientierte Curricula immer den Vorteil haben, dass sie systematisch auf einen kumulativen Wissensaufbau abzielen.

Sie tun das, indem sie definieren, was in Modulen und Studienabschnitten gelernt und beherrscht werden muss, um erfolgreich mit dem Studium fortfahren zu können. Insofern kann man heute in unterschiedlichen Fächern kompetenzorientierte Studienkonzepte finden. Wenn man diese nicht findet, würde ich das als Hinweis darauf sehen, dass in einem Kollegium bisher wenig Wert auf die Entwicklung entsprechender Curricula gelegt wurde.

Wie beeinflusst dieses vergleichsweise neue Paradigma die Freiheit von Forschung und Lehre?

DIE LEHRFREIHEIT GEHT EINHER MIT DER V E R A N T W O R T U N G F Ü R L E H R Q U A L I TÄT

Für wen und welche Studienrichtungen ist dies besonders relevant?

Prenzel: Kompetenzorientierte Lehre ist ganz besonders für Studiengänge relevant, die für bestimmte Professionen qualifizieren, wie etwa Medizin, Jura, Lehramt und Ingenieurwissenschaften. Aber auch bei Studiengängen, die insbesondere Nachwuchs für die Forschung qualifizieren wollen, geht es letztlich um das Können, das Umsetzen von Wissen in forschenden Zugängen und Problemlösungsansätzen.

Prenzel: Es gibt vereinzelt Kolleginnen und Kollegen, die sich durch kollegiale Vereinbarungen oder Standards, die wissenschaftliche Communities für die Lehre als verbindlich betrachten, in ihrer individuellen Freiheit eingeschränkt fühlen. „Freiheit der Lehre“ geht aber nicht nur meiner Auffassung nach einher mit einer Verantwortung für die Qualität der Lehre. „Forschungsfreiheit“ bedeutet ja auch nicht, die Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis und methodische Standards nach Belieben ignorieren zu können oder das Forschen gleich ganz zu unterlassen.

In welchen Bereichen sehen Sie diese besonders gut umgesetzt und in welchen besteht Nachholbedarf ?

Prenzel: Es liegt vielleicht nahe, dass kompetenzorientierte Studienkonzepte bisher vor allem Hochschullehrgänge in der Medizin prägen. Die Lehrenden erfahren dort, etwa an der Klinik, sehr rasch, ob die Studierenden das, was ihnen gelehrt wurde, sinnvoll anwenden können. Es gibt eine enge

Wie lässt sich dieses Konzept umsetzen?

Prenzel: Der entscheidende Ansatzpunkt ist die zielorientierte Entwicklung von Studienkonzepten und Curricula in den jeweiligen Kollegien. Dabei sind natürlich auch Studierende zu beteiligen. Aber besonders wichtig ist eben, sich ein möglichst realistisches Bild vom tatsächlichen Können der Studierenden zu machen, um die nächste Stufe in deren Entwicklung angehen zu können.

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Mathematik für Sucht, Gewalt und Liebe Der M AT H E M AT I K E R G U S TA V F E I C H T I N G E R lehrt an der TU Wien und ist Träger des Wissenschaftspreises 2018 der ÖFG VON ELISABETH STUPPNIG

– Gustav Feichtinger grüßt einen Sderervas!“ Kollegen. Wir sitzen in seinem Büro an Technischen Universität Wien. Genauer,

in den Räumlichkeiten von ORCOS („Operations Research and Control Systems“) am Institut für Stochastik und Wirtschaftsmathematik. Der Kollege, verrät Feichtinger, während er Kaffee einschenkt, sei ein bedeutender Makroökonom am Institut. „Aber führen wir keinen Smalltalk, fangen wir besser an. Ich habe wenig Zeit.“ Gustav Feichtinger ist ein sympathischer Grantler, wie man in Wien sagen würde. Von Montag bis Freitag sitzt er in seinem Büro, meist zeitig in der Früh („Ich bin Frühaufsteher“), manchmal auch bis spät in den Abend.

Als emeritierter Professor, Jahrgang 1940, darf er die Infrastruktur der Universität nutzen, um weiterhin am Institut zu forschen.

Warum genießt er nicht seinen Ruhestand? „Was mache ich denn daheim? Da gehe ich nur meiner Frau auf die Nerven.“ Feichtinger war immer schon ein umtriebiger Forscher. Nach seinem Studium der Mathematik und Physik ging er 1965 für seine Habilitation aus Statistik und Operations S U C H T: W E N N D E R N U T Z E N D E S N Ä C H S T E N ACHTERLS MIT DEM ALKOHOLPEGEL STEIGT Research (OR) nach Bonn und blieb sieben Jahre an der dortigen Universität. Seit 1972 Professor für OR an der TU Wien, forschte er über Optimierung ökonomischer Prozesse und Korruption, Drogen, Terrorismus soziale Interaktion und Epidemien (wie etwa HIV).

Daneben leitete er die Abteilung für Formale Demographie an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, ab 2002 war er Leiter der Forschungsgruppe Bevölkerungsökonomie.

Gegenwärtig arbeitet Feichtinger mit Kollegen an einem Modell, um jene Sucht zu modellieren, die durch verschreibungspflichtige Schmerzmittel entsteht.

Ein Entwurf für ein solches Modell steht in langen Formeln an der Tafel in seinem Büro. Feichtinger versucht, das Modell in einfachen Worten zu beschreiben, greift zu einem Zettel und beginnt, seine Worte grafisch

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Gustav Feichtinger ist Mathematiker am Institut für Stochastik und Wirtschaftsmathematik der TU Wien. Der emeritierte Professor für Operations Research ist mit dem Wissenschaftspreis der ÖFG 2018 ausgezeichnet worden

zu veranschaulichen. Er spricht von „Light Usern“, die zu „Heavy Usern“ werden. Von „Inputs“ und „Impacts“, gegenseitigen Beeinflussungen und dem Problem der Eskalation. „Die Kokain- und Heroinepidemie ist in Amerika weitgehend vorbei. Jetzt sind es die von Ärzten verschriebenen Opioide, die schwer süchtig machen.“ Das Thema Sucht begleitet Feichtingers Wissenschaftskarriere. Im Rückblick ist er besonders stolz auf seine Arbeit mit dem verstorbenen Ökonomen Engelbert Dockner. Mit ihm erarbeitete Feichtinger ein Modell, das in der renommierten „American Economic Review“ veröffentlicht wurde und erklärt, wie der Grenznutzen augenblicklichen Konsums vom vergangenen Konsum abhängt. Wieder sucht Feichtinger nach einer praxisnahen Veranschaulichung: Auch der Genuss von Wein ist mathematisch zu erklären: „Sucht ist es, wenn der Nutzen eines zusätzlichen Achterls mit dem Alkoholpegel steigt.“ Für nichtlineare Modelle, insbesonders sozioökonomische Prozesse wie dem Bevölkerungswachstum, konnte sich Feichtinger schon immer begeistern. Der kanadische Demograf Nathan Keyfitz sei es gewesen, der ihn in Bezug auf Bevölkerungsmathematik besonders geprägt habe. Er war ein Gustav-Mahler-Fan, der die Hochschaubahn im Wiener Prater liebte und öfters in der Stadt zu Gast war, auch, um mit Feichtinger zu diskutieren. „Von ihm habe ich viel gelernt.“ Würde er den gleichen Weg nehmen, wenn er die Zeit zurückdrehen könnte? „Ich würde wieder angewandte Mathematik studieren und dann vielleicht Astronomie betreiben.“ Tatsächlich studierte der junge Feichtinger Astronomie zwei Semester lang. Doch die Angst vor einer brotlosen Tätigkeit war zu groß. „Mein Vater sagte immer: ,Bua, pass auf, sonst wirst du Bahnhofsvorstand in Guntramsdorf !‘ Also habe ich doch Mathematik studiert“, lacht Feichtinger. Während des Gesprächs bedient er sich immer wieder Wiener Redensweisen und erklärt dazu: „Sie merken, ich komme aus einer Arbeiterfamilie.“ Über seinen Vater hat der Hobbyschriftsteller Feichtinger auch in

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Foto: Nini Tschavoll

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„Ankünfte“, einem seiner Bücher, geschrieben. Von ihm, sagt er, habe er seine Reiseleidenschaft: Peru, Venezuela und Brasilien.

Südamerika ist Feichtingers liebster Kontinent. Diese Gegenden sind Schauplätze mancher seiner Abenteuerromane. „Ich bin in meinem Leben viel gereist und habe immer versucht, es mit meiner Arbeit zu verbinden. Wenn ich in Manaus im brasilianischen Urwald bei einer Tagung war, habe ich immer versucht, ein, zwei Wochen Urlaub anzuhängen.“ Heute widmet sich der zweifache Vater neben seiner Forschungstätigkeit der Gartenarbeit im Wiener Neustädter Eigenheim – oder seinen Enkerln. Mit seiner Frau Ingrid Feichtinger, einer großen Opernliebhaberin, wohnt er in Mauer. In der Nähe wohnen auch seine zwei Töchter mit den drei Enkerln. Weite Reisen oder ausgiebige Wandertouren, wie er sie früher unternommen hat, macht der Forscher seltener. Was hat sich denn seit Beginn seiner Laufbahn an der TU Wien in puncto Forschungsbedingungen getan? „Viel Gutes!“ Etwa, dass sich die Situation in Hinblick auf Gleichbehandlung von männlichen und weiblichen Forschenden verbessert habe.

Die Arbeitssituation sieht er allerdings problematisch. „Früher hat die Universitätsverwaltung alle möglichen Personen pragmatisiert, manchmal egal, wie gut sie waren.

Heute müssen gute junge Forscher oft ins Ausland, weil sie hier keine Stelle finden. Österreich ist auf manchen Gebieten der Physik und der Mathematik wirklich gut. Auch in der Bevölkerungswissenschaft haben wir mittlerweile stark aufgeholt. Aber was bringt es, wenn exzellente Leute maximal sechs Jahre an der Uni bleiben dürfen? Da muss etwas passieren.“ Er schätze es jedenfalls, „mit so vielen großartigen jungen Kolleginnen und Kollegen zu forschen“. Kürzlich erarbeitete er mit ihnen ein Modell, das ganz im Sinne der „Love Dynamics“, wie sie etwa Sergio Rinaldi im gleichnamigen Buch beschreibt, veranschaulichen soll, wie Liebesbeziehungen in (mathematischem) Chaos enden können und wie man sie optimieren könnte. „Es ist schön, was man mit Differenzialgleichungen alles modellieren kann.“

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Staatliche Haftungen, Populismus & mehr VON DIETER HÖNIG

ARGE Staatliche Aufgaben, private Akteure.

Wie viel Private besorgen bei uns eigentlich staatliche Aufgaben? Der Leiter der ARGE, Franz Merli, listet auf: „Revierkontrollierende Jäger, fleischuntersuchende Tierärztinnen, lohnsteuerabführende Arbeitgeber, asylwerberversorgende Wirte, schülerbefördernde Busunternehmen, förderungsabwickelnde Banken, Abschleppfirmen und Fahrschulen, Umweltsachverständige und Produktzertifizierer, Schülerlotsen und Gerichts-Sicherheitsdienste.“ Private wirken in zahlreichen Bereichen an der staatlichen Verwaltung mit. Schon die erste Tagung der ARGE versuchte diese Vielfalt zu erfassen. Die zweite musterte die allgemeinen Rechtsfiguren durch, die darin Ordnung schaffen sollen. Die dritte Tagung im Mai 2018 widmete sich schließlich der Grenzziehung zwischen „Staat und Privaten“. „Beides sind keine eindeutigen Begriffe, hängen voneinander ab und haben sich historisch gewandelt. Auch heute stellen sich im Übergang von Bund und Ländern, Gemeinden, Sozialversicherungsträgern, Kammern und Universitäten zu Unternehmen in staatlichem oder teilweise staatlichem Eigentum, staatlich verpflichteten und beauftragten Firmen und Experten, öffentlichen Unternehmen und nebenberuflichen und freiwilligen Helfern viele Fragen“, erklärt der ARGELeiter und bringt ein Beispiel: Ist der Staat

Franz Merli, ARGE Staatliche Aufgaben, private Akteure

M U S S D E R S TA AT F Ü R E I N E R M Ä C H T I G T E S PRÜFUNTERNEHMEN HAFTEN? auch an die Grundrechte gebunden, wenn er nichts befiehlt oder fördert, sondern nur Porzellan produziert?

Dies ist für Merli strittig. Muss der Staat für ein von ihm ermächtigtes Prüfunternehmen haften, das die Produktion von Brustimplantaten nicht ausreichend kontrolliert?

Oder für seine eigenen Beamten, etwa einen Lehrer, der ein Kind missbraucht? Das wahrscheinlich nicht. Aber warum es ist es dann bei der Kesselprüfanstalt anders? Kann auch ein Jäger, der eine Eigenjagd beaufsichtigt, oder ein Kinderarzt, der Mutter-Kind-PassUntersuchungen durchführt, Missbrauch der

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Amtsgewalt begehen? „Der Jäger schon, der Arzt nach der Judikatur nicht“, so Merli. Ist es verboten, eine Mitarbeiterin des Burgtheaters anzufüttern? Ein klares Ja! Können Volksanwaltschaft und Rechnungshof die Flughafen Wien AG kontrollieren? „Die Volksanwaltschaft nicht, der Rechnungshof dann, wenn der Staat die AG beherrscht, worüber gerade gestritten wird.“ Muss auch die Nationalbank über Angelegenheiten ihres Wirkungsbereiches allen Interessierten Auskünfte erteilen? „Ja, sie muss.“ Dürfen nicht einmal die Tätigkeiten eines städtischen Müllmanns Österreichern vorbehalten werden? Nein, dürfen sie nicht.

Sind Schulden der ASFINAG Staatsschulden und unterliegen deshalb EU-rechtlichen Beschränkungen? „Beim EU-Beitritt nicht, vielleicht aber schon bald“, sagt Merli.

Referate und Diskussion zeigten, dass sich Grenzen zwischen „Staat“ und „Privat“ nicht einheitlich für alle Bereiche ziehen lassen. Für manche Regeln gehören etwa zum Staat nur Bund, Länder und Gemeinden und andere juristische Personen des öffentlichen Rechts, die seinen organisatorischen Kern ausmachen. Andere Regeln stellen auf die Beherrschung durch die Staatsorganisation ab und erfassen dann auch Tätigkeiten von Unternehmen in staatlichem Eigentum.

Bei anderen Sonderbindungen des Staates geht es um eine bestimmte Machtausübung, nämlich die Hoheitsgewalt, egal ob sie von Angehörigen des Staates im organisatorischen Sinn oder anderen dazu Ermächtigten ausgeübt wird. Manchmal ist diese Hoheitsgewalt ganz eng definiert; mitunter reicht auch die Mitwirkung. Und schließlich kommt es für bestimmte Vorschriften darauf an, ob die betreffende Einheit dem Druck des Wettbewerbs entzogen ist oder ganz normal am Markt agiert. „Staatlich“ und „privat“ beschreibt also die Anwendbarkeit oder die Freistellung von Sonderregeln für den Staat. Bei der Bindung an Grundrechte, der Amtshaftung, beim strafrechtlichen Schutz und der besonderen Kontrolle staatlicher Aktivitäten, bei den Regeln über staatliche Information und auch im Unionsrecht reichen die Sonderregeln für den Staat in Bereiche hinein, die in anderen Kontexten als privat gelten. Mit einer

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Ein Einblick in Forschungsbereiche einiger A R B E I T S G E M E I N S C H A F T E N der ÖFG zwischen Hochfrequenztechnik und Politik

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Kartierung und Systematisierung dieser variablen Staatlichkeit im dritten Tagungsband, der Anfang 2019 erscheinen wird, findet das Forschungsprojekt den Abschluss.

ARGE Zukunft der Demokratie.

Herr Heinisch, wenn über Populismus gesprochen wird, ist vorwiegend der Rechtspopulismus gemeint. Das beleuchtet aber nur eine Seite …

Reinhard Heinisch: Populismus als Ideologie besteht aus zwei bis drei Kernideen.

Zum einen: das Volk hat immer recht, zum anderen: dem Volk stehen korrupte Eliten und Außenbedrohungen gegenüber. Dazu kommen der Glaube an eine Welt, die ohne Zwischentöne in Gut und Böse eingeteilt ist, in der ein politische Gegner als Feind angesehen wird, sowie Verschwörungstheorien. Diese Ideen sind recht dünn und müssen sich für ihre ausgefeiltere Programmatik mit linken und rechten Ideologien verbinden. So entstehen dann Rechtsund Linkspopulismus, ein populistischer Ideenkern mit Lösungen und Hilfskonzepten linker oder rechter Inhalte. Da in der Vergangenheit in Europa vor allem rechte Diktaturen wüteten, liegt hier das Hauptaugenmerk auf dem Rechtspopulismus.

Einige Populismusforscher sind der Meinung, Populismus an sich habe keinerlei ideologischen Inhalt. Was sagen Sie denen?

Heinisch: Dem würde ich nicht zustimmen, es ist auch nicht der Mainstream in der Politikwissenschaft. Wichtige Populismusforscher, etwa Cas Mudde, Paul Taggart, Pippa Norris u. a., sagen das Gegenteil. Wie eingangs erwähnt, sehe auch ich den Populismus als Ideologie oder ideologieartiges Ideengebäude. Leute, die den Populismus nur als Diskurs oder reine Strategie sehen, sind mittlerweile stark in der Minderheit. Natürlich muss man zwischen stilistischem, d. h. inhaltslosem Populismus wie Stammtischpolitik und einem strategischen Populismus wie etwa bei den Grünen die Gräuelwarnungen vor Chlorhühnern unterscheiden. Beides muss jedoch von Populismus als Ideologie wie etwa bei Salvini, LePen und Wilders getrennt gesehen werden!

Deutschland musste die Erfahrung machen, dass mit dem Aufstieg der Rechtspopulisten auch der Populismus von links wuchs …

Heinisch: Ich sehe derzeit in Deutschland keinen Linkspopulismus. Bei der Partei „Die Linke“ kann man streiten, ob sie als

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Reinhard Heinisch, ARGE Zukunft der Demokratie

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links oder linkspopulistisch anzusehen ist.

Sie ist sicher keine demokratiepolitische Herausforderung. Ob aus Frau Wagenknechts Sammelbewegung oder der Liste Pilz doch noch etwas wird, wird man sehen. Das zentrale Problem des Rechtspopulismus ist, dass er sich gegen die liberale Demokratie wendet und hier besonders gegen Medien und unabhängige Justiz – etwa in Polen und Ungarn oder bei Trump in den USA. Ob die AfD weiterhin als rechtspopulistisch oder nicht eher rechtsradikal einzustufen ist, wird sich zeigen. In unseren Vergleichen steht sie weit rechts von der FPÖ und rückt seit Jahren beständig nach rechts. Aus einer eurokritischen konservativen Professorenpartei des Herrn Lücke wurde unter Frauke Petry eine rechtspopulistische Partei, die in Ostdeutschland starken Zulauf von der NPD erhält und unter Weidel und Gauland offen mit rechtsradikalen Inhalten spielt.

Beispiel Chemnitz: Ist Populismus gewaltbereit?

Heinisch: In Chemnitz standen sich Rechtsextreme oder Rechtsradikale und teilweise Linksextreme gegenüber, also eher keine Populisten. Populismus ist nicht gewaltbereit und nicht per se antidemokratisch, sondern wendet sich gegen eine bestimmte Form der Demokratie, die liberale Demokratie.

Sehen Sie in dieser rechtspopulistischen Welle einen langfristigen Trend und wie könnte die Gegenstrategie aussehen?

Heinisch: Darum geht es in unserem EUfinanzierten „Horizon 2020“-Projekt. Die Ursache des Rechtspopulismus ist eine Repräsentations- und Legitimationskrise des politischen Systems bzw. von dessen Parteien. Wenn sich Menschen mit ihren Ansprüchen, Ängsten und Bedürfnissen nicht

DIE URSACHE DES RECHTSPOPULISMUS IST E I N E L E G I T I M AT I O N S K R I S E D E S S Y S T E M S alleingelassen, sondern vertreten fühlen, wird sich das überwinden lassen. Allerdings spielen auch die neuen Medien hier herein.

Und das Vertreten der sehr heterogen gewordenen Ansprüche der Bevölkerung ist heute viel schwieriger als noch zu Bruno Kreiskys Zeiten. Österreich ist von gröberen Ausschreitungen wie in Deutschland bisher verschont geblieben.

Worauf führen Sie das zurück?

Heinisch: Österreich hat eine andere politische Kultur als Deutschland. Das ProtestFortsetzung nächste Seite

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verhalten ist hier vergleichsweise gering, sowohl links wie rechts. Auch politische Gewalt ist bei uns sehr selten. Da müsste man schon bis zum Briefbomber der 1990er-Jahre zurückgehen. Große Massendemos gab es nur in der frühen Umbruchphase am Beginn der 1980er-Jahre und ein wenig 2000 bei Schwarz-Blau.

Sind Gegenstrategien wie etwa gesellschaftliche Ächtung oder Dialogverweigerung zielführend?

Heinisch: Schwer zu sagen. Da es insgesamt nur wenige Fälle gibt, also maximal zwanzig bis dreißig Staaten, und in jedem Fall eine Vielzahl von Faktoren einwirkt, gibt es nicht genügend Daten für seriöse Vorhersagen. Die Situation der USA ist eine ganz andere. Dort hat ein Rechtspopulist mit seiner Basis eine der beiden bestehenden Parteien von innen heraus übernommen. In Europa kämpfen sich diese Parteien als ehemalige Protestparteien langsam von den Rändern ins Zentrum der Macht, dabei geht es nicht allen gleich.

Salvini und die Lega sind plötzlich obenauf,

Thomas Ußmüller, ARGE Hochfrequenztechnik, Gruppe „Mikroelektronik und Implantierbare Systeme“ an der Universität Innsbruck

WIR STEHEN GANZ EINDEUTIG AN EINEM U M B R U C H I N S A C H E N D E M O K R AT I E vor zwei oder drei Jahren waren sie in der Krise. Heute ist Le Pen in der Krise, doch noch im Vorjahr sah es so aus, als wäre sie unschlagbar. Die Rechtspopulisten in Europa sind zumeist gezwungen, in Koalitionen zu gehen, und dabei werden sie moderater, siehe FPÖ. Gleichzeitig werden die bürgerlichen Parteien rechter und übernehmen rechte Inhalte, wodurch sich dann der Normkonsens in der Bevölkerung nach rechts verschiebt.

Für wie gefährlich halten Sie die Effekte sozialer Netzwerke?

Heinisch: Die neue Kommunikation ist sicher ein entscheidender Faktor. Grundsätzlich lassen sich viele Effekte messen: Echokammerneffekt, Polarisierungseffekt, Fake-News-Effekt, News-Filter-Effekt, das ist Propaganda an offiziellen Informationsinstitutionen vorbei. Momentan weiß niemand, wie man dem beikommt.

Halten Sie es für möglich, dass wir vor einem Umbruch in Sachen Demokratie stehen?

Heinisch: Ja, eindeutig! Ich will zwar nicht schwarzmalen, aber es ist zumindest gut möglich. Wir haben auch in Europa eine Vielzahl autoritärer und illiberaler Strömungen, zusätzlich zu den klassischen Zentrumsparteien. In Ungarn und Polen wurde die liberale

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Demokratie bereits in Teilen demontiert, in Bulgarien, Tschechien und der Slowakei gibt es ebenfalls Probleme. In Italien hat sich die Rechtsstaatlichkeit vom Berlusconi-Regime kaum erholt. Die Eurokrise ist nicht wirklich bewältigt, die Zuwanderungskrise noch im Gang, und auch die EU leidet an Nationalismen. Dabei geht es uns derzeit wirtschaftlich sehr gut. Nicht auszumalen, was bei der nächsten Wirtschaftskrise passieren könnte.

ARGE Hochfrequenztechnik.

Eines ihrer Mitglieder ist die Gruppe „Mikroelektronik und Implantierbare Systeme“ des Instituts für Mechatronik der Universität Innsbruck. Die Gruppe wurde 2014 von Thomas Ußmüller gegründet und der Firma Med-EL finanziert.

Schwerpunkte umfassen die Funkkommunikation und Funksensorik, Elektronik für medizinische Systeme sowie integrierte Schaltungen. Vor allem wird an energiesparenden Schaltungskonzepten für zukünftige Systeme gearbeitet.

Im Research Studio „BaKoSens“, gefördert von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG, will die Forschungsgruppe eine batterielose UHF-RFID-Kommunikations- und Sensorplattform für die Industrie 4.0 entwickeln.

Research Studios sind kleine, flexible Forschungseinheiten, die Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung erfolgreich in marktnahe Produkte und Dienstleistungen umsetzen. Dabei wird bei einem Projekt in zwei Stufen gearbeitet. In den ersten zwei Jahren des Projekts steht die Entwicklung der Plattform im Vordergrund.

In den zweiten zwei Jahren werden Untersuchungen zu möglichen Anwendungen durchgeführt. Die Komponenten der Schaltung sollen als Module mit festgelegten Schnittstellen designt und implementiert werden. So können einzelne Komponenten getauscht und damit im Gesamtsystem bewertet werden. Das Projekt versucht gezielt, Lücken im aktuellen Stand der Technik zu füllen und die Variabilität und Flexibilität erheblich zu erhöhen, um das System für unterschiedliche Applikationen schnell anpassbar zu machen.

Die Gruppe kann eine hervorragende Laborinfrastruktur vorweisen. Etwa die HFMesstechnik mit mehreren Signal- und Spektrum-Analysatoren bis 26 GHz, sowie 2- und 4-Tor-Netzwerk-Analysatoren mit einem Frequenzbereich bis 8,5 GHz. Ein weiteres Highlight stellen zehn National-InstrumentsPXIe-basierte Vector-Signal-Transceiver

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bis 6 GHz dar. Mit dieser frei konfigurierbaren Funkplattform ist die Emulation jedes beliebigen Funkstandards möglich. Aktuell wurde damit ein RFID-Reader realisiert, der beliebige Tags auslesen kann. Das Herzstück des Labors stellt der Cascade-CM300-WaferProber dar. Er wird im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte zu RFID-Systemen verwendet. Mit Hilfe eines Thermo-Chucks können Messungen in einem Temperaturbereich von 20 °C bis 200 °C durchgeführt werden.

Neben der angesprochenen Messtechnik verfügt die Gruppe auch über eine geschirmte Absorberkammer, mit Abmessungen von 3,1 m x 6 m x 2,55 m zur Realisierung von Messstrecken bis zu drei Metern.

Im Moment wird diese Kammer vor allem zur Vermessung von Antennen verwendet.

Auch lokale Firmen nutzen diese Infrastruktur für EMV-Precompliancemessungen. Mit der momentanen Ausstattung können Emissionsmessungen durchgeführt werden. Zusätzlich dazu soll die Infrastruktur so weit ausgebaut werden, dass auch Immissionsmessungen sowie die Messungen kabelgebundener Störungen möglich sind.

Die Gruppe war Gastgeber des diesjährigen ARGE-Workshops. Er findet jährlich statt und dient dem Austausch im Bereich der Hochfrequenztechnik zwischen den Instituten untereinander sowie mit der Industrie.

An zwei Tagen wurden Vorträge zu den Themen Antennen, Funkempfänger, Radar, RFID, passive Komponenten und Anwendungen von HF-Technik gehalten. Sieger des Best Presentation Awards wurde Moritz Fischer.

ARGE Kulturelle Dynamiken.

Im jüngsten Band der ARGE zum Thema „Transmedialisierung“ geht es laut ARGELeiterin Sabine Coelsch-Foisner um die Umwertung des Transmedialitätskonzepts: „,Transmedial‘ ist eine Perspektive, die Fragen zwischen medialen Konfigurationen und dem, was gemeint ist, ins Blickfeld der Forschung rückt.

Das Konzept des Transmedialen ist nicht nur wesentlich für das Verständnis moderner Netzwerkgesellschaften, es ist symptomatisch für gegenwärtige Wissenschaftsdebatten um technische Konvergenz und Transfer bei gleichzeitiger Einforderung von Diversität und Kreativität.“ Im Spannungsfeld von Transitivität und Kreativität werden Literatur und Film, Comic, Computer- und Videospiel, Oper und Musiktheater, öffentliche Texte, Mode, oral poetry, Historiographie und kulturelles Erbe

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Sabine CoelschFoisner, ARGE Kulturelle Dynamiken

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beleuchtet. Brisante Anwendungen sind u. a. bildgebende Verfahren in der Neuromedizin, Akustikdesign, Franchises, Spieleindustrie und Augmented Reality. Transmedialisierung wird als Leitkonzept kultureller Produktionsforschung und als Forschungsprinzip an sich diskutiert. „Transmedialisierung kann als Hermeneutik verstanden werden, die Wissenschaft und Kunst zugleich ist“, so Coelsch-Foisner Vom 24. bis 25. Jänner 2019 findet in der Sky Lounge der Universität Wien das sechste Symposium zum Thema „De-Lokalisierung“ statt. Darunter sind Prozesse der Verschiebung und Gleichschaltung bei lokaler Realisierung gemeint: wie etwa bei Verschiebungen von Diskursen, bei Film- und Festivalproduktionen, im Erlebnistourismus, in populären seriellen Gattungen etc.

Die „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“, die permanente Verfügbarkeit von Kulturgütern, Waren und Wissen, eröffnet einen Fragenkomplex, dem sich Rechtswissenschaften, Ökonomie, Philosophie, Kultur- und Bildungswissenschaften, aber auch IT-Forschung zu stellen haben.

Der Bildungsbereich ist mit Open University oder Online-Lernprogrammen in Konflikt mit lokalen Voraussetzungen rechtlicher oder mentaler Natur geraten – etwa mit der Homogenisierung des tertiären Bildungswesens durch den Bologna-Prozess.

Wolfgang Welsch wird beim Symposium Gedanken zum „Leben in Übergängen“ vortragen, Roger Luckhurst die ästhetische Erfahrung von Korridoren und Portalen in Kunst und Literatur untersuchen, der mala-

IM JÄNNER 2019 FINDET DAS SECHSTE S Y M P O S I O N Z U R D E - L O K A L I S I E R U N G S TAT T wische Konzeptkünstler Samson Kambalu wird sein Nyau-Kino zwischen afrikanischen Traditionen und westlicher Konsumkultur vorstellen.

Vera Nemirova berichtet über ihre aktuellen Regiearbeiten und stellt einen Vergleich einer Aufführung in Salzburg mit der in China an. Silke Meyer wird aus ihrem aktuellen FWF-Projekt über Transnationalität und Remittances als soziale Praktiken referieren und Stephan Kirste über Menschenrechte und globale Solidarität reflektieren.

Der internationale Tourismus-Experte Harald Pechlaner wird sich Motiven und Konsequenzen von Mobilität widmen und Elisabeth v. Samsonow filmisch-künstlerisch auf die Umkehrung von innen und außen sowie die Veränderung der Raumqualität durch Technik reagieren.

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Verbesserung der Betreuungsrelation Das verspricht B I L D U N G S - U N D W I S S E N S C H A F T S M I N I S T E R H E I N Z F A S S M A N N für die kommende Leistungsvereinbarungsperiode INTERVIEW: CHRISTIAN ZILLNER

Herr Minister, Österreich hat angeblich ein Brain-Drain-Problem. Ist das Land zu klein, um mit anderen Ländern in der Forschung zu konkurrieren? Oder stimmen manche Rahmenbedingungen nicht?

Heinz Faßmann: Ich habe oft darauf aufmerksam gemacht, dass Österreich ein Brain-Drain-Problem hat. Seit Jahrzehnten verlassen österreichische Staatsbürger das Land, und nicht alle kehren zurück. Der Wanderungssaldo der österreichischen Staatsbürger ist relativ konstant und negativ. Aufgrund der Verknüpfung der Wanderungsstatistik mit dem Bildungsregister wissen wir auch, wer das Land verlässt. Es sind mehrheitlich gut qualifizierte Facharbeiter und Universitätsabsolventen, und dabei wiederum besonders viele aus dem MINT-Bereich. Gleichzeitig ist Österreich Aufnahmeland für den Brain-Drain aus dem östlichen und südöstlichen Europa.

Qualifizierte Zuwanderer aus Ungarn, Rumänien, Bulgarien, aber auch aus Serbien oder der Ukraine lassen sich in Österreich nieder und finden auch, aber nicht immer, A N E R K E N N U N G S V E R FA H R E N S I N D K O M P L E X U N D N I C H T L E I C H T Z U V E R E I N FA C H E N ausbildungsadäquate Jobs. In Deutschland ist diese geografisch asymmetrische Situation nicht unähnlich, dort nehmen die qualifizierten österreichischen Zuwanderer die Positionen der abgewanderten Deutschen ein. Österreich ist Teil eines größeren Migrationssystems für Qualifizierte, an dessen Ende das UK, Kanada und besonders oft die USA stehen. Die Faktoren, die dieses Muster bewirken, sind komplex, Änderungen wären es ebenso, denn es betrifft nicht nur die Forschungsförderung, die Organisation des Forschungsbetriebs, sondern auch das gesamte Lohn- und Steuersystem sowie Fragen von Kultur und Mentalität.

Taugt die Rot-Weiß-Rot-Card als Instrumentarium, um Hochqualifizierte ins Land zu bekommen? Letztes Jahr stellte das AMS weniger als 2.000 statt der erhofften 8.000 Bewilligungen aus.

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Faßmann: Die Rot-Weiß-Rot-Karte ist ein grundsätzlich gut konzipiertes Instrument, um Hochqualifizierte aus Drittstaaten nach Österreich zu bringen. Hochqualifizierte aus der EU benötigen bekanntlich keine RotWeiß-Rot-Karte und das erklärt auch, warum die quantitativen Erwartungen falsch waren.

Die Majorität der hochqualifizierten Zuwanderer kommt aus anderen EU-Staaten, aus Deutschland, Ungarn oder auch Rumänien.

Aber wir müssen auch selbstkritisch feststellen, dass die Implementierung der Rot-WeißRot-Karte sicherlich nicht optimal gelaufen ist. Sie war nicht begleitet von einer Strategie der Bekanntmachung und sie war auch nicht Anlass, die bürokratische Abwicklung zu vereinfachen. Antragstellung und Genehmigung dauern oft lange und den Antragstellern wird nicht die Willkommenskultur vermittelt, von der oft die Rede ist. Ich erinnere mich an viele Einzelfälle.

Immer wieder wird die Anerkennung ausländischer, vor allem ost- und südosteuropäischer Studienabschlüsse bei uns zum Problem. Lässt sich die Anerkennung künftig erleichtern? Und ist das aus Sicht der heimischen Hochschulen erstrebenswert?

Faßmann: Ich bin mir nicht sicher, welche empirischen Grundlagen Sie Ihrer Frage zugrunde legen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die insinuierte Unterschiedlichkeit nach der geografischen Herkunft empirisch korrekt ist. Aber Sie haben recht, das Anerkennungsverfahren insgesamt ist komplex.

Hochschulqualifikationen aus anderen EUMitgliedstaaten können in Österreich meist ohne Nostrifizierung und ohne größeren Aufwand zum entsprechenden Berufsrecht führen. Die Lissaboner Anerkennungskonvention sowie die EU-Anerkennungsrichtlinie liefern dafür die entsprechenden rechtlichen Grundlagen. Die Verfahren zur Anerkennung von in Drittstaaten erworbenen formalen Qualifikationen regelt das Anerkennungsund Bewertungsgesetz AuBG. Manchmal ist dabei eine Nostrifizierung von Zeugnissen notwendig, wenn das berufsrechtlich notwendig ist wie bei Ärzten, manchmal reicht aber auch nur ein Gutachten, wenn es darum geht, inländischen Arbeitgebern zu erklären, was ein bestimmtes Diplom bedeutet.

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mäßige Steigerung hängt von der Zahl der Absolventinnen und Absolventen des sekundären Schulsystems ab, von der Übertrittsrate in das tertiäre Bildungssystem und – besonders wichtig – von der Zuwanderung der Studierenden aus der EU und Drittstaaten. Letzteres wurde übrigens im Rahmen der letzten Fremdenrechtsnovelle verschärft und Deutschkenntnisse vor der Zuwanderung werden verlangt, was sicherlich nicht zur Expansion beiträgt. Wie auch immer: Die Verbesserung der Betreuungsrelation ist eines unserer zentralen Ziele bei der Universitätsfinanzierung Neu, die ab der kommenden Leistungsvereinbarungsperiode zur Umsetzung kommt. Mit zusätzlichen Professuren und Lehrenden werden an den Universitäten die Rahmenbedingungen in besonders betreuungsintensiven Studienfächern verbessert werden. Gleichzeitig erwarten wir uns durch die Ausweitung des Zugangsmanagements eine zusätzliche Entlastung der besonders überlaufenen Studienfächer, was auch zu einer Verbesserung der Betreuungssituation führt. Und schließlich wird auch der FH-Sektor weiter ausgebaut, was insgesamt die Betreuungsrelation verbessert.

Foto: Jakob Glaser

Das „Nationale Informationszentrum für akademische Anerkennung“, ENIC-NARIC Austria, in meinem Ministerium ist dafür zuständig. Dazu kommen bilaterale Abkommen wie jenes zwischen Österreich und dem ehemaligen Jugoslawien sowohl über die Gleichwertigkeit der Reifezeugnisse als auch über die Gleichwertigkeit bestimmter Studienabschlüsse. Diese Abkommen wurden von allen Nachfolgestaaten Jugoslawiens übernommen und finden häufig Anwendung.

Probleme gibt es – aber das ist nicht nur mit Blick auf Ost- und Südosteuropa so – mit manchen privaten Hochschuleinrichtungen, die zum Teil Diplome ausstellen, die kaum im europäischen Standard liegen. Also: Anerkennungsverfahren sind komplex und aufgrund der unterschiedlichen rechtlichen Grundlagen nicht leicht zu vereinfachen – leider.

Auf eine Uni-Lehrende kommen 21, tatsächlich 13 aktiv Studierende, bei den ProfessorInnen sind es 118 bzw. 76 aktiv Studierende. Laut Statistik Austria wird die Zahl der Studierenden steigen.

Wie kann man da die Relation verbessern?

Faßmann: Die Zahl der Studierenden wird mäßig steigen, aus rein demografischen Gründen jedenfalls gar nicht, denn die Geburtenzahl stagniert seit Langem. Die

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Heinz Faßmann, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung

Welche Rahmenbedingungen können Sie schaffen, um Österreich als Forschungsstandort attraktiv zu halten?

Faßmann: Wir haben die „Zukunftsoffensive für Forschung, Technologie und Innovation“ dem Ministerrat präsentiert und konnten dafür ungeteilte Zustimmung erlangen. Das ist ein wichtiges Signal. Die Bundesregierung bekennt sich klar und eindeutig zur Forschung und zu einem attraktiven Forschungsstandort. Der entsprechende Ministerrat enthält fünf unterschiedliche Maßnahmen. Die Erneuerung einer FTI-Strategie für Österreich, die Ausarbeitung einer Exzellenzinitiative, die Erarbeitung eines Forschungsfinanzierungsgesetzes, die Zusammenlegung der unterschiedlichen Beratungsräte und die Erstellung einer Forschungsförderungsdatenbank. Ich empfinde die Exzellenzinitiative zur Stärkung der kompetitiven Grundlagenforschung sowie die Erstellung und Verabschiedung eines Forschungsfinanzierungsgesetzes als besonders wichtig. Letzteres ist bereits in einigen Regierungsprogrammen enthalten gewesen, aber nie realisiert worden. Vielleicht gelingt es diesmal. Die Motivation und die Bereitschaft sind jedenfalls vorhanden, denn für mich ist klar: Nur über Forschung und Entwicklung sowie über eine gute Ausbildung der nächsten Generationen können wir den Wohlstand in Österreich absichern.

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Wissenschaft in den Bundesländern Traditionell stellen wir auf den folgenden Seiten die Anstrengungen vor, die die einzelnen B U N D E S L Ä N D E R bei Wissenschaft und Forschung unternehmen Projekten wird eine dreiköpfige Fachjury die Preisträgerin bestimmen. „Wir wollen damit ganz gezielt Mädchen und Frauen für die IT begeistern, denn die nächste Welle der Digitalisierung darf nicht ohne weibliche Prägung stattfinden“, sagt Stadträtin Veronica Kaup-Hasler.

VON DIETER HÖNIG

Veronica Kaup-Hasler, Stadträtin für Kultur und Wissenschaft in Wien

Peter Kaiser, Landeshauptmann von Kärnten

DIE WIENER VORLESUNGEN SOLLEN NEUE BEVÖLKERUNGSSCHICHTEN ERREICHEN ziert wurde. Für nächstes Jahr steht mit „100 Jahre Rotes Wien“ ein ähnlich großer Themenblock bereit.

Neben diesen Metathemen gibt es auch Projekte wie aktuell den „Hedy-Lamarr-Preis für innovative Frauen in der IT“, der erstmals am 4. Oktober 2018 im Zuge der Digital Days vergeben wurde. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und soll jährlich außergewöhnliche Österreicherinnen auszeichnen, die die digitale Welt von morgen gestalten. Ziel der Vergabe ist es, die Bedeutung von Frauen in der IT hervorzuheben, ihre Erfolgsgeschichte zu vermitteln und sie als Vorbild für zukünftige Generationen von Forscherinnen zu positionieren.

In Zusammenarbeit von FWF und WWTF wird eine Liste von wissenschaftlichen Projekten erstellt, die den Kriterien sowie der Intention des Preises entsprechen. Aus diesen

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„Bildung misst sich nicht allein in Zahlen. Denn wäre dies der Fall, müssten wir uns mit diesem Thema nicht kontinuierlich auseinandersetzen“, sagt Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser. „Wir könnten uns dann damit zufriedengeben, Schultypen und Bildungsmodelle zu vergleichen, die Verfügbarkeit von Klassenräumen zu kontrollieren und die Anzahl von Schülerinnen und Schülern zu Schulbeginn statistisch zu erfassen.

Wir würden uns dann aber von der Verantwortung verabschieden, die wir mit jeder bildungspolitischen Entscheidung wahrzunehmen haben: die Verantwortung für die Zukunft unserer Kinder!“ Deren Perspektiven und Möglichkeiten entscheiden sich in den Maßnahmen, die man heute setzt. Das bedeutet für die politisch Verantwortlichen, nicht nur jene Schwerpunkte zu setzen, die Kinder in die Befähigung versetzen, die Welt von morgen zu meistern. Sei es in Bereichen der Mehrsprachigkeit, Internationalisierung, Schulautonomie oder Digitalisierung. Bildung bedeutet im wahrsten Sinn des Wortes, allen Kindern die Möglichkeit zu geben, zu reflektierten und weltoffenen Menschen heranzuwachsen!

Bildung beginnt bereits im Kindergarten und endet nie! „Unser Land hat Zukunft, wenn es in die Bildung investiert, auf Fähigkeiten und Talente der Kinder vertraut und

K Ä R N T E N H AT E I N E F O R S C H U N G S Q U O T E VON ÜBER DREI PROZENT auch über die Schul- und Ausbildungszeit hinaus Perspektiven schafft. Wir haben in Kärnten bereits jetzt die besten Voraussetzungen für erfolgreiche Karrieren in Industrie und Forschung geschaffen“, so Kaiser.

Mit einer Forschungsquote von über drei Prozent spielt Kärnten in der europäischen

Fotos: Christian Jobst, Gernot Gleiss

„Wie in der Kultur, so geht es auch in der Wissenschaft um den Transfer von Informationen zwischen Wirkstätten der Lehre und Forschung sowie der Bevölkerung der Stadt“, erklärt Wiens Kultur- und Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler. „All das hat enorm hohe Priorität. Mit den Wiener Vorlesungen, die heuer ihr dreißigjähriges Bestehen feiern, verfügen wir über eine gefestigte Plattform, die diesem Anspruch an Wissensaus- und -abgleich besonders gerecht wird.“ Daniel Löcker, Wissenschaftsreferent der Stadt Wien, ist bemüht, die Wiener Vorlesungen weiterhin so attraktiv zu gestalten, dass sie neue und breitere Bevölkerungsschichten erreichen, die sich bisher dafür noch wenig begeisterten. Etwa durch Schwerpunktsetzungen, die historische Ereignisse aufgreifen, die noch heute unseren Alltag maßgeblich prägen: Heuer etwa „100 Jahre Republik“, ein Thema, das durch einen gemeinsamen Wissenschafts-Call mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften entsprechend aufbereitet und breitenwirksam kommuni-

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Topliga mit. Nur rund zehn Prozent der EURegionen weisen eine ähnliche Forschungsintensität auf. Unter insgesamt 276 EU-Regionen schafft es Kärnten auf den 15. Platz.

Entsprechend der „Wirtschaftsstrategie Kärnten 2013–2020“ wird die Erweiterung der Forschungs- und Technologiestandorte Villach (High Tech Campus) und Klagenfurt (Lakeside Science & Technology Park) vorangetrieben. Gekoppelt an eine Erweiterung der Alpe-Adria-Universität um technische Bereiche und die Schaffung neuer Fachhochschulstudiengänge. „Wir investieren in die Kinderbetreuung sowie in den Industrie- und Forschungsstandort Kärnten, weil wir schon heute die besten Voraussetzungen für die Zukunft unsere Kinder schaffen wollen“, erklärt der Landeshauptmann. „Forschung, Wissenschaft, Bildung und Technologie sind unverzichtbare Motoren für die Entwicklung unseres Landes und die Gestaltung unserer Zukunft“, erklärt Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna MiklLeitner.

Im Bereich der Wissenschaftsinfrastruktur sind in den vergangenen Jahren 600 Millionen Euro investiert worden. Damit konnte eine Wissenschaftsachse von St. Pölten über

Fotos: ZVG, Büro LH-Stv. Strugl

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des Landes, der sich mit Sicherheit mehrfach verzinst. „Die sinkende Arbeitslosigkeit und die positiven Wirtschaftsprognosen zeigen, dass unser Land auf dem besten Weg ist.

Denn dort, wo geforscht und gelehrt wird, ist auch die Zukunft zu Hause“, erklärt Landeshauptfrau Mikl-Leitner.

Johanna Mikl-Leitner, Landeshauptfrau von Niederösterreich

Michael Strugl, LandeshauptmannStellvertreter von Oberösterreich

EINE WISSENSCHAFTSACHSE VON S T. P Ö LT E N B I S W I E S E L B U R G Krems, Tulln, Klosterneuburg und Wiener Neustadt bis Wieselburg etabliert werden.

In Niederösterreich genießen Ausbildung und Weiterbildung einen hohen Stellenwert.

Eine gute Qualifikation bringt nicht nur persönliche Vorteile, sondern ist gleichzeitig Grundlage für die weitere Entwicklung des Landes. „Ob und wie sich Niederösterreich in Zukunft bewähren wird, hängt vom Wissen und den Fertigkeiten ab, die wir unserer Jugend mit auf den Weg geben“, sagt MiklLeitner.

Dies gelinge nicht nur mit vielfältigen und qualitativ hochwertigen Bildungsangeboten, die von Kindergarten und Schule über Lehre und Weiterbildung bis hin zu Fachhochschule, Donau-Universität Krems und Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg reichen. Hier sei vielmehr auch das Engagement von Pädagoginnen und Pädagogen gefragt.

Motivierte, hervorragend ausgebildete und leistungsfähige Menschen sind das Fundament der heimischen Wirtschaft. Jeder Euro, der in Bildung und Wissenschaft investiert wird, ist eine Investition in die Zukunft

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„Digitalisierung ist im strategischen Programm ,Innovatives Oberösterreich 2020‘ als wichtiges Querschnittsthema verankert. Mit der Leitinitiative Digitalisierung wurde ein 20-Punkte-Programm aufgesetzt, um gezielt die ,digitale Fitness‘ in Oberösterreich weiter auszubauen“, sagt Oberösterreichs Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Strugl.

Dafür werden insgesamt 121 Millionen Euro bis 2021 investiert. Koordinator ist die oberösterreichische Standortagentur Business Upper Austria. Zu den Schwerpunkten zählen unter anderem Infrastrukturmaßnahmen wie der Breitband-Ausbau, Initiativen zur Aus- und Weiterbildung von Fachkräften sowie wichtige Innovationsthemen wie Informationssicherheit und künstliche Intelligenz (KI).

Oberösterreich soll eine international sichtbare Kompetenzregion für künstliche Intelligenz werden, lautet die Zielsetzung der 2017 erarbeiteten KI-Strategie des Landes. Ein großer Meilenstein ist dabei die Gründung des Artificial Intelligence Labs am Linzer Institute of Technology (LIT) der Universität Linz. Oberösterreich kann da bereits auf umfangreiche Kompetenz in verschiedenen Bereichen der KI-Forschung aufsetzen.

Der Softwarepark Hagenberg wird künftig mit einem klaren inhaltlichen Schwerpunkt zur Drehscheibe für das Thema Informationssicherheit ausgebaut. „An diesem Innovationshub sind die Kompetenzen von Ausbildung über Forschung bis hin zu Unternehmen auch räumlich eng verknüpft. Diese enge Zusammenarbeit wird durch koopera-

OBERÖSTERREICH SOLL EIN ZENTRUM FÜR KÜNSTLICHE INTELLIGENZ WERDEN tive Initiativen in den Bereichen Forschung, Ausbildung und Beratung weiter intensiviert“, so Michael Strugl.

Zudem fördert das Land mit rund sechs Millionen Euro vierzehn innovative Forschungsprojekte im Bereich der Digitalisierung. Bei der Ausschreibung wurden zwei Schwerpunkte gesetzt, um Unternehmen mit Fortsetzung nächste Seite

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einer Anlaufstelle für BeobachterInnen und Opfer von radikalen Tendenzen, einem Netzwerk gegen Radikalismus jedweder Art. Wir machen das gemeinsam mit der Antidiskriminierungsstelle als Unterstützung für Schulen im Umgang mit Extremismus: Information, Beratung und Ausbildung sind hier die drei tragenden Säulen“, erklärt Landesrätin Lackner.

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unterschiedlichem digitalen Reifegrad gleichermaßen zu unterstützen: von „Digital Beginners“ bis hin zu Unternehmen mit einem bereits fortgeschrittenen Digitalisierungsbzw. Automatisierungsgrad.

Der Start ins heurige Schuljahr stand in der Steiermark ganz im Zeichen der aktuellen Diskussion um „Kulturkampf im Klassenzimmer“. Hier ist man nämlich der Meinung, Schule sei der Spiegel unserer gesamten gesellschaftlichen Herausforderungen. Man muss sie ernst nehmen, ohne sie zu dramatisieren. „Wir alle sollten im Schulbereich Verantwortung übernehmen, damit Schule ein Ort ist, an dem sich Kinder frei entwickeln können, aber ihnen auch unsere Grundwerte vermittelt werden“, erklärt Steiermarks Landesrätin für Bildung und Gesellschaft Ursula Lackner. Dass es für Pädagoginnen und Pädagogen, egal ob in Kinderbildungsund Kinderbetreuungseinrichtungen oder in Schulen, eine enorme Herausforderung darstellt, Kinder und Jugendliche auf diesen Weg auch mitzunehmen, weiß die Landesrätin aus zahlreichen Gesprächen, die sie selbst mit LehrerInnen führte. Sie weiß aus erster Hand, dass Elternarbeit einer Herkulesaufgabe für Lehrende gleicht, wenn etwa niemand aus der Familie zum Elternsprechtag kommt, Eltern, die die Arbeit der Pädagoginnen und Pädagogen nicht anerkennen, Lehrinhalte in Frage stellen, und das ungeachtet ihrer Herkunft. Daher setzt Landesrätin Lackner Maßnahmen, um steirische Bildungseinrichtungen effizient zu unterstützen.

Bereits im Schuljahr 2015/16 hat sie das MUT-Team installiert. Es unterstützt steirische Pflichtschulen und elementare Bildungseinrichtungen kostenlos dabei, auf gesellschaftliche Veränderungen und Herausforderungen adäquat zu reagieren. Ein Konzept, das auch der Bund übernommen hat.

Ursula Lackner, Landesrätin für Bildung und Gesellschaft in der Steiermark

Andrea Klambauer, Landesrätin für Wohnbau, Kinderbetreuung, Erwachsenenbildung, Familien, Frauen, Chancengleichheit, Generationen, Wissenschaft und Integration in Salzburg

SALZBURGS ZIEL IST EINE ERHÖHUNG DER FINANZQUOTE FÜR DIE WISSENSCHAFT

D A S M U T- T E A M U N T E R S T Ü T Z T S C H U L E N , AUF VERÄNDERUNGEN ZU REAGIEREN Derzeit finalisiert man gemeinsam mit der Bildungsdirektion einen Leitfaden für SchulleiterInnen und Lehrende, um auf die Vielfalt an Kulturen im Schulalltag kompetent zu reagieren. „Wir befinden uns gemeinsam mit dem Integrationsressort und der Stadt Graz in der finalen Vorbereitung

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Die 2016 beschlossene Wissenschaftsund Innovationsstrategie des Landes Salzburg WISS 2025 zeigt erste Erfolge: 62 WISSProjekte wurden in Salzburg in den ersten zweieinhalb Jahren ermöglicht. Diese umfassen ein Volumen von 27,4 Millionen Euro, wobei 45 Prozent der Fördermittel vom Land Salzburg aufgebracht wurden. „Diese beachtliche Summe hat viele Projekte in den Bereichen IKT sowie Life Science ermöglicht und die Kooperationen zwischen Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Unternehmen verstärkt“, betont die zuständige Landesrätin Andrea Klambauer.

Zu den geförderten Projekten gehört die Weiterentwicklung des Cancer Cluster Salzburg (CCS) unter der Leitung von Richard Greil. Das Forschungs- und Translationszentrum leistet exzellente Krebsforschung und trägt maßgeblich dazu bei, dass Salzburg im Vergleich zum Bundesdurchschnitt eine wesentlich niedrigere Krebssterblichkeit aufweist. Auch das SciTecHub Itzling hat sich durch die Nutzung der Synergien aus Materialforschung und IKT gut entwickelt und soll künftig durch mehrere, vom Land Salzburg geförderte Forschungsprofessuren einen kräftigen Impuls erhalten. „Unser Ziel

ist die Anhebung der Forschungsquote und durch verstärkte Mittel den Standort für internationale Forscherinnen und Unternehmen noch attraktiver zu machen“, sagt Klambauer.

Sie will, dass in den kommenden Jahren die Bereiche Life Science, Kreativwirtschaft, Smart Materials, Intelligentes Bauen und Digitalisierung noch weiter gestärkt werden. So wurde etwa an der Fachhochschule Salzburg ein Transferzentrum Digitalisierung etabliert. Dem Fachkräftemangel begegnet man durch den neuen Studiengang Wirtschaftsinformatik und digitale Transformation. Synergieeffekte bringt der neue Studiengang Human-Computer-Interaction in Kooperation mit der Universität Salzburg.

Fotos: Ralf Roletschek, LMZ/Neumayr/SB

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Tirol ist eine Modellregion für Gesundheit 4.0. Bei den Alpbacher Gesundheitsgesprächen 2018 konnte sich das Land einmal mehr als Vorreiter im Bereich der Telemedizin präsentieren. Mit Lösungen, die auf Forschungsexzellenz und Innovationskraft beruhen, nutzte Tirol die Digitalisierung als Chance: Nicht die PatientInnen selbst, nur ihre medizinischen Daten gehen über eine Handy-App regelmäßig zur ärztlichen Kontrolle. „Gerade für mich als Medizintechniker und Medizininformatiker ist die Telemedizin eine hervorragende Strategie, um der zunehmenden Anzahl chronisch kranker Menschen unserer älter werdenden Gesellschaft eine optimale Versorgung zu bieten“, erklärt Tirols zuständiger Landesrat Bernhard Tilg.

So ist, einzig in Tirol, die Applikation HerzMobilTirol bei den PatientInnen in der Regelversorgung in Verwendung. Von zu Hause aus schicken diese täglich ihre Gesundheitsdaten mit einem speziellen Smartphone an die ÄrztInnen und PflegerInnen eines Netzwerks. „Auch niedergelassene Haus- und FachärztInnen sowie speziell geschulte mobile Pflegepersonen wirken daran mit und kommen im Bedarfsfall zu den PatientInnen nach Hause. Diese engmaschige Versorgung erspart kranken Menschen so Weg- und Wartezeiten und vermittelt den PatientInnen und ihren Angehörigen wesentlich mehr Sicherheit“, sagt Tilg.

Bernhard Tilg, Landesrat für Gesundheit, Pflege- und Betreuungseinrichtungen, Wissenschaft und Forschung in Tirol

Markus Wallner, Landeshauptmann von Vorarlberg

Fotos: www.tirol.gv.at, Fasching

TIROL SIEHT SICH ALS MODELLREGION FÜR D I E D I G I TA L I S I E R U N G I N D E R M E D I Z I N Auch zwei weitere telemedizinische Projekte sind für Österreich vorbildhaft: Seit letztem Jahr läuft DiabCare Tirol im Bezirk Landeck, um PatientInnen mit einer Diabeteserkrankung optimal zu Hause versorgen zu können. Außerdem ist es gelungen, die LenkerInnen von Bussen und Straßenbahnen der Innsbrucker Verkehrsbetriebe für das Programm Bluthochdruck Tirol zu gewinnen.

Der Landesrat weist auch auf die erfolgreiche Erweiterung der Hochschullandschaft über den Zentralraum Innsbruck hinaus in die Bezirke hin: „Nach Landeck im Jahr 2014 ist heuer mit Lienz eine weitere Bezirksstadt Standort einer Universität geworden. Die Dezentralisierung der universitären Ausbildung in Tirol schreitet voran. So ist auch der Bachelorabschluss im Fachhochschulstudiengang Gesundheits- und Krankenpflege künftig in Innsbruck und fünf weiteren Studienstandorten in Tirol möglich. Der Start erfolgte bereits im Herbst 2018 in Innsbruck und Schwaz“, erklärt der Landesrat.

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Die Fachhochschule Vorarlberg wächst kontinuierlich. Entsprechend groß ist der Platzbedarf. Seit dem letzten Erweiterungsbau 2005 stieg die Studierendenzahl von 875 auf heute rund 1.300, plus rund 300 Studierende in Weiterbildungslehrgängen. Derzeit ist die Infrastruktur der FH Vorarlberg jedoch nur für rund tausend Studierende ausgelegt.

Nach der Gründung der FH Vorarlberg in Dornbirn vor über zwanzig Jahren erfolgt nun der nächste große Schritt in der Weiterentwicklung der Fachhochschule. Geplant ist eine Steigerung von derzeit rund 1.400 auf rund 1.500 Studienplätze im Jahr 2020 und 1.700 Plätze im Jahr 2025. „Der Schwerpunkt liegt dabei weiterhin klar bei den arbeitsmarktrelevanten und vor allem für die Zukunft wichtigen Studiengängen“, erklärt Landeshauptmann Markus Wallner. „Dazu zählen die Digitalisierung und der MINTBereich, die neuen berufsbegleitenden Studiengänge Mechatronik, International Management and Leadership sowie der Bachelorstudiengang Informatik – Business Innovation.

Um den künftig nötigen Bedarf decken zu können, wurde ein Grundsatzbeschluss der Landesregierung zum etappenweisen Ausbau der FH Vorarlberg getroffen. Die Bedarfsdeckung soll primär durch Verdichtung, also Aufstockung und Zubauten am Areal, sowie durch die Adaptierung bestehender Flächen erreicht werden. Bis 2024 sollen in insgesamt drei Bauetappen über 47 Millionen Euro in die Erweiterung und Sanierung von Büro-, Hörsaal- und Laborflächen investiert werden.

Auch die Forschung wird rasant vorangetrieben: „Entsprechend dynamisch entwickelt sie sich an den Forschungszentren der Fachhochschule Vorarlberg, der größten Forschungseinrichtung unseres Landes“, sagt Wallner. 2017 wurden mit einem Forschungsvolumen von 4,9 Millionen Euro, davon 60 Prozent über Drittmittel finanziert, Projekte großteils im Auftrag und in Zusammen-

DIE INFRASTRUKTUR DER FH VORARLBERG SOLL MASSIV AUSGEBAUT WERDEN arbeit mit regionalen Partnern durchgeführt.

Um diesem immer stärker werdenden Forschungsauftrag der FH Vorarlberg Rechnung zu tragen, werden die Laborflächen vergrößert: um 870 auf insgesamt über 5.200 Quadratmeter. „Das entspricht einem Wachstum von 20 Prozent und soll dem erwarteten Wachstum an Studierenden Raum geben“, erklärt der Landeshauptmann.

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BEITRÄGE ZUM ÖSTERREICHISC H

Das Thema des Österreichischen Wissenschaftstages 2018 war K R I S E D E R D E M O K R AT I E Demokratie in der Krise ist und was das für die Freiheit der Wissenschaft bedeutet. Auf den

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Illustration: Georg Feierfeil

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Es sollte die Frage beantwortet werden, ob die folgenden Seiten stellen wir die Vortragenden samt ihren Thesen vor

– KRISE DER WISSENSCHAFTEN?

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Demokratie und Krise Der Demokratieforscher W O L F G A N G M E R K E L über die Krise der Demokratie und die Aufgabe ihrer Bürgerinnen und Bürger

Herr Merkel, Sie sind Direktor der Abteilung Demokratie und Demokratisierung am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und Sie sprechen vom „Gespenst der Krise der Demokratie“, das medial umgeht. Was meinen Sie damit?

Wolfgang Merkel: Meistens wird ein, wie auch immer definiertes, Ideal der Demokratie als Vergleichsfolie aufgespannt. An Idealen gemessen erscheint die Wirklichkeit real existierender Demokratien immer grau. Damit ist ein Krisenverdikt vorprogrammiert. Manche Beobachter sehen „unsere“ Demokratien gar auf der abschüssigen Bahn dem Autoritarismus entgegenrutschen. In den etablierten Demokratien Westeuropas sehe ich diese Gefahr nicht. Das bedeutet aber nicht, dass nicht auch reife Demokratien scheitern oder zu illiberalen, defekten Demokratien verkommen können. Ungarn und Polen malen gerade dieses Menetekel an die Wand.

Sie unterscheiden zwischen latenten und akuten Krisen. Wo stehen wir da in Mitteleuropa?

Merkel: Ja, die Unterscheidung ist notwendig, sonst wird das Krisenverdikt bloß zu diffusem Gerede. Akute Krisen bedeuten eine Situation, in der es um Leben oder Tod, Sein oder Nichtsein geht. Das wissen wir aus der Medizin, aus der die Sozial-, Politik- und

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Staatswissenschaften die Metapher „Krisis“ in der Neuzeit entliehen haben. Das ist aber nicht die Lage in Westeuropa, nicht in Griechenland, nicht einmal in Polen oder Ungarn. Allerdings beobachten wir in den beiden letztgenannten Ländern sowie in den EU-Ländern Rumänien und Bulgarien erhebliche Beschädigungen der rechtsstaatlichen Elemente der Demokratie. Das ist zweifellos eine schon länger anhaltende Krise der Demokratie, die, wenn dieser nicht die richtige Medizin verabreicht wird, auch in eine akute Krise abrutschen kann. Weder Österreich, Deutschland, Frankreich, Großbritannien noch die anderen Staaten Westeuropas befinden sich in einer vergleichbaren Lage. Es gibt im Übrigen nicht „die“ Demokratie, sondern große Qualitätsunterschiede unter den Demokratien. Polen ist nicht Finnland, Ungarn nicht Österreich und Deutschland nicht die USA. Sie sprechen von einer „eingebetteten Demokratie“.

Was heißt das und wie bringt es uns weiter?

Merkel: Demokratie bedeutet mehr, als alle vier Jahre erneut ein Parlament oder einen Präsidenten zu wählen. Hier irrt der Ökonom und Demokratietheoretiker Joseph Schumpeter in seinem marktanalogen demokratischen Minimalismus. Freie, gleiche, allgemeine und geheime Wahlen müssen in andere Teilsphären der Demokratie einge-

Illustration: Georg Feierfeil

VON BARBARA FREITAG

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Foto: David Ausserhofer

Ist der derzeit oft gehörte Ruf nach mehr „direkter Demokratie“ gerechtfertigt? Was sind Vorteile, was Nachteile?

Merkel: Der Ruf nach mehr direkter Demokratie ist alt. Er wird gegenwärtig lauter, weil das Vertrauen der Bürger in die drei klassischen repräsentativen Institutionen, nämlich Parteien, Parlamente und Regierungen, gesunken sind. Ein Demokratievorteil etwa von Volksabstimmungen ist darin zu sehen, dass nun die Bevölkerung direkt über Sachfragen abstimmen kann. Allerdings setzt das voraus, dass die Menschen auch tatsächlich über die zu entscheidenden Fragen gut informiert sind und zu solchen Abstimmungen gehen. Empirisch wissen wir aber, je häufiger solche Volksabstimmungen in einer Demokratie stattfinden, umso geringer fällt die Wahlbeteiligung aus. Die Schweiz ist hierfür

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ein Beispiel. Je geringer die Wahlbeteiligung, umso höher die soziale Exklusion. Häufig stimmt nur eine Schrumpfversion „des Volkes“ ab: Männer und höhere Bildungsschichten sind überrepräsentiert, die unteren Schichten bleiben Volksabstimmungen noch häufiger fern als allgemeinen Wahlen.

Ein Problem entsteht auch darin, dass über Volksabstimmungen nicht selten ein illiberaler Zug in die Entscheidungsergebnisse einfließt. Das ist ein Grund, warum die Rechtspopulisten aller Länder Volksabstimmungen als ein wichtiges Instrument für ihre illiberale Politik entdeckt haben.

bettet sein, um tatsächlich demokratisch wirksam zu werden: Politische Beteiligungsrechte, zivile Schutzrechte, eine funktionierende Gewaltenkontrolle sowie die Tatsache, dass gewählte Regierungen tatsächlich regieren und nicht etwa deregulierte Finanzmärkte oder private globale Spieler wie Google, Apple, Facebook oder Microsoft. Diese Teilregime des Gesamtsystems Demokratie sollten zudem noch in eine vitale und aktive Zivilgesellschaft eingebettet werden.

Sie sprechen von drei Ebenen der Herausforderungen einer Demokratie: der Partizipations-, der Repräsentations- und der Regierungsebene. Wo liegen die Probleme?

Merkel: Auf allen drei Ebenen haben „wir“, d. h. die etablierten Demokratien des Westens, Probleme und ungelöste Herausforderungen oder gar gebrochene Versprechen.

Da ist zum Beispiel das politische Gleichheitsversprechen. Es wird weder in der politischen Partizipation noch in der parlamentarischen Repräsentation eingelöst. Das untere Einkommens- und Bildungsdrittel beteiligt sich nicht mehr, während das obere und mittlere Drittel sich durchaus einflussreich engagieren. Dies ist ein Grund, warum die oberen und mittleren Schichten mit ihren Präferenzen und Interessen im Parlament besser vertreten sind. Die starken Lobby-Gruppen wirken sich zusätzlich noch zugunsten der oberen Wirtschaftsinteressen aus. Auf der Regierungsebene haben sich im Zuge der verschärften neoliberalen Globalisierung die Regierungen selbst entmächtigt, indem sie Märkte dereguliert, staatliche Steuerung zurückgefahren und Zentralbanken in die Unabhängigkeit entlassen haben. Die Demokratie wurde „marktkonform“ abgeschliffen.

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Ist es wahrscheinlich, dass autoritäre Herrschaftsformen wiederkehren? In der Geschichte blieb ja noch nie etwas stabil.

Merkel: Natürlich können Demokratien scheitern. Ebenso werden immer wieder autoritäre Regime entstehen. Es gibt kein Ende der Geschichte, wie uns der missratene Essay von Francis Fukuyama zu Beginn der 1990erJahre vorgaukeln wollte. Aber es gibt auch keinen weltweiten Trend zur Autokratie, wie das heute in katastrophischen Niedergangsgesängen zu hören ist. Das geben sorgfältig gelesene Statistiken nicht her.

Wolfgang Merkel, Professor für Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin

Was ist Ihre persönliche Überzeugung – würden Sie für den Erhalt der Demokratie kämpfen?

Welche Art von Engagement erscheint Ihnen sinnvoll?

Merkel: Natürlich. Wir sind Teil des Volkes.

Wir wollen nur dann beherrscht werden, wenn wir auch Herrscher sein dürfen, um hier Hans Kelsen zu paraphrasieren. Das impliziert die Würde des Menschen im aufrechten Gang. Die Res publica ist eben eine öffentliche Angelegenheit und wir müssen uns einmischen nicht nur beim Wählen, sondern auch indem wir uns in demokratischen Parteien organisieren, NGOs beitreten und unterstützen, die Zivilgesellschaft stärken

J E M E H R A B S T I M M U N G E N S TAT T F I N D E N , UMSO GERINGER DIE WAHLBETEILIGUNG und immer dann unsere Stimme besonders erheben, wenn Demagogen Fake News als die Wahrheit ausgeben und die „Anderen“ aus der demokratischen Gemeinschaft ausgrenzen wollen. Auch Demonstrationen für die Demokratie und gegen die neonationalistische Rechte müssen auf dem Programm guter Demokraten stehen. Der Kampf endet allerdings dort, wo sich ihm Gewalt beimischt.

Dann ist er nicht mehr demokratisch, sondern beginnt das zu zerstören, wofür er einzutreten vorgibt.

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Der Populismus der Wohlhabenden Politikwissenschaftler Reinhard Heinisch erklärt, woran man P O P U L I S T E N erkennt, wie sie agitieren und wann sie der liberalen Demokratie gefährlich werden

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einhard Heinisch lehrt auch an der International School der Renmin-Universität in Peking. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit dem Populismus, den politischen Parteien und der Demokratie.

Herr Heinisch, wie definieren Sie Populismus?

Reinhard Heinisch: Es gibt Populismus als Stil, Populismus als Ideologie und Populismus als Strategie. Populismus als Stil betreibt ein Politiker, der sich einer volksverbundenen Sprache bedient. Das heißt aber noch nicht, dass der Politiker Populist oder seine Partei populistisch ist. Bruno Kreisky oder Franz Josef Strauß waren Politiker, die sich eines populistischen Stils bedient haben. Populismus als Strategie betreibt eine Partei, die an sich nicht populistisch ist. Wenn die Grünen plakatieren, „Die EU wird meine Paradeiser verbieten“, dann ist das eine bewusste Überzeichnung, um auf eine Kampagne aufmerksam zu machen. Wenn man in einem Parteiprogramm Populismus als Ideologie feststellen kann, ist diese Partei populistisch.

Reinhard Heinisch, Leiter der Abteilung Politikwissenschaft an der Universität Salzburg

Wie äußert sich Populismus als Ideologie?

Heinisch: Populismus beruht auf drei Prämissen: Erstens, es gibt ein gutes und homogenes Volk. Diesem steht zweitens eine unlautere Elite gegenüber, die das Volk permanent verschaukelt. Das dritte Element besagt: Die Welt ist schwarz-weiß. Wenn nun in der Rhetorik und in den Programmen diese Elemente häufig genug vorkommen, kann POPULISMUS VERSPRICHT NICHT VERTRETUNG DER BÜRGER, SONDERN VERÄNDERUNG man von einer populistischen Bewegung sprechen. Das sagt noch nichts darüber aus, ob sie links- oder rechtspopulistisch ist.

Kann Politik, die ja letztlich fürs Volk gemacht wird, überhaupt ohne Populismus auskommen?

Heinisch: Natürlich muss die Politik am Menschen sein und verstanden werden. Das Demokratieverständnis in europäischen Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg basiert auf der Erkenntnis, dass in einem Volk unterschiedliche Menschen unterschiedliche

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Interessen haben, zwischen denen ein Ausgleich geschaffen werden muss. Der Populismus sagt aber, das Volk sei eine Einheit. Die etwas anderes wollen, gehören nicht zum Volk. Da gibt es dann Begriffe wie „die echten Kärntner“, „die wahren Österreicher“: Das sind schwammige Begriffe, die niemanden wirklich vertreten. Diese Begriffe sind meistens ein Indiz für populistische Rhetorik und Agitation.

Vertreten niemanden, kommen aber gut an …

Heinisch: Da darf man die anderen Parteien nicht aus der Verantwortung entlassen.

Die Hauptursache des Populismus ist eine Repräsentationskrise. Das heißt, ein Teil der Bevölkerung fühlt sich nicht mehr vertreten.

Es kommt zu einem Vertrauensverlust gegenüber etablierten Institutionen und zu einer Krise der Legitimität. Das Hauptversprechen des Populismus ist ja nicht, den Bürger zu vertreten, sondern eine radikale Veränderung. Wenn sich Menschen unglücklich fühlen, dann ist ihnen alles lieber als gar keine Veränderung.

Wo wird Populismus zur Gefahr für die Demokratie?

Heinisch: Für Populisten, die ja von der Einheit des Volkes ausgehen, sind Institutionen ein Problem, die diesem Volk Grenzen setzen. Daher greifen Populisten genau diese Institutionen der liberalen Demokratie an: die Medien, die Gerichte. Trump schimpft auf die Medien und geht permanent auf die eigenen Behörden los. In Österreich gab es kritische Aussagen über Richtersprüche. In Polen hat die Regierung sofort den Verfassungsgerichtshof neu zusammengesetzt und Richter entlassen; in Ungarn sind die staatlichen Medien gleichgeschaltet, während privaten Medien das Wasser abgegraben wurde. Ungarn und Polen sind in Europa sicher die besten Beispiele, wie die liberale Demokratie am Populismus leidet. Auch in Südamerika finden wir Länder, wo das zu beobachten ist.

Gibt es Beispiele, dass Populismus demokratiepolitisch auch einen positiven Effekt generieren kann?

Heinisch: In Lateinamerika haben Linkspopulisten soziale Themen aufgebracht, durch

Foto: Privat

VON BRUNO JASCHKE

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die früher marginalisierte Gruppen, etwa indigene Menschen, in den politischen Diskurs hineingekommen sind. In Bolivien, wo es mit Evo Morales einen linkspopulistischen Führer gibt, sind diese indigenen Gruppen jetzt stärker in Ämtern repräsentiert, aber auch im Kongress. Man kann generell sagen: Wenn oppositionelle Links- und Rechtspopulisten in sehr verkrusteten Parteienstaaten Themen wie etwa die Besitzverteilung durch Kartelle zur Diskussion stellen, hat das durchaus heilende Effekte. Nur werden diese Effekte dann allmählich dadurch konterkariert, dass die Bevölkerung polarisiert wird.

Und durch die Schwierigkeit, mit solchen Gruppen Koalitionen zu bilden.

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Ist Rechtspopulismus ein Phänomen der Wohlhabenden?

Heinisch: Ja. Er ist in Ländern entstanden, die nicht unbedingt die Modernisierungsverlierer sind, in Wohlfahrtsstaaten. Es ist auch nicht so, dass der Populismus sich an die Armen richtet. Er hat die Mittelschicht und ihre Abstiegsängste im Auge. Sicher wählen sechzig Prozent der Arbeiter in Österreich die FPÖ. Aber nur 28 Prozent der FPÖ-Wähler sind Arbeiter. Bei Trump sind die Wähler nicht nur frustrierte Arbeiter, sondern auch die untere Mittelschicht, Polizisten, Feuerwehrleute, kleine Beamte. Da zeigen sich Abstiegsängste, die von Parteien nicht ausreichend angesprochen werden.

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„Es wird noch schlimmer“ Der Politikwissenschaftler Jan Zielonka über sein Credo: Ich glaube, dass Populisten stark sind, weil L I B E R A L E schwach sind

Zielonka stellte beim WissenschaftsJdasantagZentrum die Frage „Has liberalism failed?“ in seines Vortrags.

Herr Zielonka, warum und wie ist der Liberalismus gescheitert? Es gab doch auch beträchtliche Fortschritte im Bereich der Identitätspolitik, etwa in Fragen der Gleichstellung von Männern und Frauen …

Jan Zielonka: Richtig, aber die Ungleichheiten unter den liberalen Regierungen sind dramatisch angewachsen. Die Migrationspolitik war ein Fiasko sowohl nach außen als auch nach innen. Die Demokratie ist zunehmend oligarchisch geworden. Menschen, die liberale Parteien im Mitte-links- oder Mitterechts-Spektrum gewählt hatten, beschlossen, sich nach Alternativen umzuschauen.

Der Rest ist Geschichte.

Jan Zielonka, Professor für Europäische Politik und Gesellschaft an der Universität Oxford

Ist der Populismus ein neuartiges Phänomen?

Zielonka: Populismus ist nichts Neues. JeanMarie Le Pen oder Jörg Haider wurden vor vielen Jahren damit berühmt. Neu ist der flächendeckende Wahlerfolg von Populisten in Europa. Dieser Erfolg ist die Reaktion auf die Fehler liberaler Politiker. Populisten haben kein glaubwürdiges Programm, um Europa aus der derzeitigen Misere herauszuholen.

Können Lösungen des 19. Jahrhunderts wirklich Wunder im 21. hervorbringen? Das Problem ist, dass auch den Liberalen ein glaubwürdiges Programm fehlt. Und an sie habe ich höhere Erwartungen.

WIR HABEN EINE UMGEBUNG GESCHAFFEN, WO SICH POPULISTEN ZU HAUSE FÜHLEN Werden wir bald wieder in Umständen leben, wie wir sie aus dem frühen 20. Jahrhundert kennen?

Zielonka: Ich mag keine historischen Analogien dieser Art. Europa hat sich im letzten Jahrhundert dramatisch verändert. Denken Sie etwa an die Auswirkungen des Internets auf Wirtschaft und Gesellschaft. Das Europa der Netzwerke übernimmt immer mehr vom Europa der Staaten, auch wenn diese Transformation noch nicht völlig in unser Grundverständnis von Politik übergegangen ist.

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Wie kann man die Entwicklung zum Populismus stoppen?

Zielonka: Ich glaube, dass Populisten stark sind, weil Liberale schwach sind. Die Menschen haben verzweifelt nach Alternativen zum liberalen Establishment gesucht. Die Liberalen müssen das Vertrauen der Wähler wiedergewinnen. Dazu braucht es kritische Selbstbetrachtung, das Eingeständnis von in der Vergangenheit begangenen Fehlern, einen Wechsel der Führung und nicht zuletzt Vorschläge für eine neue Vision von Demokratie, Kapitalismus und europäischer Integration. Aber damit haben wir noch nicht einmal angefangen. Ich befürchte, dass es noch viel schlimmer werden wird, bevor es wieder besser wird.

Wie können prodemokratische Akteure in einer immer komplexer werdenden Welt mit den einfachen Erklärungen des Rechtspopulismus erfolgreich konkurrieren?

Zielonka: Wir müssen das Gleichgewicht zwischen öffentlichem und privatem Sektor wiederherstellen. Der öffentliche Sektor war in den letzten Jahren Angriffen ausgesetzt.

Das zielte vor allem darauf ab, der Privatwirtschaft zu mehr Wohlstand zu verhelfen. Das hat viele einfache Menschen ohne jegliche Form von Schutz und Absicherung zurückgelassen.

Wie kann man gegen Fake News angehen? Oder muss man sich selber dieser Strategien bedienen, um sie unschädlich zu machen?

Zielonka: Wir Liberale haben auch Informationen platziert und aufgebauschte Fakten verbreitet. Wir haben Bürger wie Konsumenten behandelt. Wir haben Menschen zum Schweigen gebracht, die unbequeme Wahrheiten verbreitet haben. Mit anderen Worten, wir haben eine Umgebung geschaffen, in der sich populistische Raubtiere zu Hause fühlten. Liberale sollten mit gutem Beispiel vorangehen. Ich glaube nicht, dass, um Wähler populistischer Parteien zurückzugewinnen, Liberale deren zwielichtige Praktiken anwenden müssen.

In welcher Hinsicht müssen sich Liberale und muss sich Liberalismus verändern?

Foto: Tadeusz Pozniak

VON WERNER STURMBERGER

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Zielonka: Wir müssen die klassischen liberalen Werte wiederentdecken. In einem ersten Schritt sollten wir die neoliberale Ökonomie loswerden, die das Gleichgewicht zwischen Freiheit und Gleichheit zerstört hat. Wir sollten auch in einen ernsthaften Dialog mit unseren Bürgern eintreten. Sie möchten ein Teil des liberalen Projekts sein und nicht bloße Zuhörer unserer Vorträge über unsere korrekte Politik in Bezug auf alles. Zu guter Letzt müssen wir auch wieder offen sein für Innovation und Experimente. In den letzten Jahren habe Liberale einfach nur alte Ideen recycelt und immer nur erklärt, dass es keine Alternativen gibt. Wann gab es die letzte ernsthafte Reform der EU? Wann haben

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liberale Regierungen neue sinnvolle sozialpolitische Maßnahmen vorgeschlagen?

Stößt Ihre Kritik des Neoliberalismus nicht auch viele Liberale vor den Kopf ?

Zielonka: In der Diskussion warf mir ein Frankfurter Ökonom vor, ich würde die populistische Kritik des Neoliberalismus unterstützen. Immerhin lege die Hälfte des BIP immer noch in den Händen der Regierungen. Meine Antwort war einfach: Hätten die Regierungen und die EU mehr auf normale Wähler als auf Finanzlobbyisten gehört, hätten wir keine antiliberale Konterrevolution, die sich gerade in der gesamten westlichen Welt ausbreitet.

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Freiheit für die Wissenschaft!

issenschaftliche Freiheit ist nicht einW fach selbstverständlich, sondern ein fundamentales Grundrecht und im Men-

schenrecht der Meinungsfreiheit verankert.

Mittlerweile wird sie von vielen Seiten ernsthaft bedroht. Aus vielerlei Gründen und „nicht nur in autoritären Regimen, sondern auch in westlichen Demokratien“, betont Nico Schrijver, Professor für Internationales Recht an der Universität Leiden. Außerdem ist er unter anderem Mitglied der Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences. „Für mich bedeutet wissenschaftliche Freiheit, dass man das uneingeschränkte Recht hat, wissenschaftliche Forschung frei durchzuführen“, erklärt er.

Dies umfasst erstens ein individuelles (Freiheits-)Recht. „Es ist das Recht, frei zu sprechen, frei zu forschen, frei zu publizieren.“ Kurz, das Recht, „professionellen akademischen Tätigkeiten frei nachzugehen“.

Zugleich ist es, zweitens, ein kollektives Recht der Wissenschaft, wissenschaftlicher Institutionen und damit natürlich auch der Universitäten.

Aber „kein Recht ohne Pflicht“, wie Schrijver feststellt. Daher ist das Recht auf wissenschaftliche Freiheit, drittens, auch eine Verpflichtung. Konkret eine Verpflichtung des Staats. Ihm obliegt es, diese Freiheit zu respektieren, zu gewährleisten, sie zu fördern und, wenn nötig, zu schützen.

Vielerorts passiert gegenwärtig das Gegenteil. Etwa in den Vereinigten Staaten von

Nico Schrijver, Professor für Internationales Recht an der Universität Leiden

„SCIENCE TO ORDER“ IST EINE GROSSE G E FA H R : „ D I E Z A H L E N , W I R L I E F E R N “ Amerika, wo „Präsident Donald Trump nicht an den Klimawandel glaubt. Weswegen er das Budget der Umweltbehörden gekürzt hat, wodurch Hunderte Forschende im Umweltbereich ihren Job verloren haben“.

Alarmierende Beispiele finden sich auch in Europa: In Ungarn, wo die Regierung von Victor Orbán kürzlich etwa das Fach „Gender Studies“ von der Liste der zugelassenen Studiengänge gestrichen hat. Oder in der Türkei, wo Präsident Erdogan unter anderem Universitätsabteilungen auflöst, angeblich

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weil sie Terroristen unterstützen, tatsächlich aber, weil dort kurdische WissenschaftlerInnen beschäftigt waren.

Das Recht auf wissenschaftliche Freiheit müsse generell forciert werden, ist Nico Schrijver überzeugt. Zwar wird dieses Recht von zahlreichen nationalen, europäischen oder auch globalen Vereinbarungen bestätigt, aber das reicht nicht aus. „Der rechtliche Schutz von wissenschaftlicher Freiheit ist fragmentiert und unvollständig“, konstatiert er. „Es muss noch viel stärker in nationalen und internationalen Regelungen verankert werden.“ Eindringlich warnt Nico Schrijver auch vor einer zunächst vielleicht weniger offensichtlichen Bedrohung: der Frage der Finanzierung. Ein Dilemma, das er aus eigener Erfahrung kennt: „Ich kenne das auch von mir selbst. Wenn man einen Forschungsplan entwirft, hat man natürlich die Frage im Kopf: Kann ich dafür Geld bekommen?“ Vernünftigerweise entscheidet man sich dann eben für Forschungsthemen, zu denen man sich Chancen auf eine Finanzierung ausrechnet. „Wenn Forschung nur in bestimmten Bereichen gefördert wird, weil das gerade the fashion oft the day ist, bedeutet auch das eine Einschränkung“, sagt Nico Schrijver und mahnt zur Vorsicht: „Ich denke, wir müssen sehr wachsam sein, damit all diese spezifischen Finanzierungen, Konditionen, Top-Priority- und Sektor-Politiken die wissenschaftliche Freiheit nicht zu sehr beeinflussen.“ So sieht er beispielsweise auch das Programm der Europäischen Union „Horizont 2020“, das für den Zeitraum von 2014 bis 2020 knapp 75 Millionen Euro an Fördergeldern für Wissenschaft und Forschung zur Verfügung stellt, nicht völlig unkritisch: „Wir sind alle sehr glücklich über das Geld aus Brüssel.“ Aber: „Das beeinflusst eben auch wieder die Entscheidung, zu welchen Themen wir tatsächlich forschen.“ „Nationale Forschungsschwerpunkte, Geld aus Brüssel – alles fein, aber es muss immer auch Raum für alternative, spontane Forschung geben“, fordert er. Etwa indem Forschende einen gewissen Teil ihrer Ressourcen für ‚freie‘, also von Förderungen unabhängige Forschung nützen können.

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VON MARTINA NOTHNAGEL

Foto: Lex Draijer

Der Rechtswissenschaftler Nico Schrijver warnt vor Bedrohungen für die F R E I H E I T D E R W I S S E N S C H A F T und fordert die Stärkung dieses Grundrechts

Illustration: Georg Feierfeil

Foto: Lex Draijer

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Vorsicht sei außerdem in der Durchführung von Forschung und im Umgang mit Forschungsergebnissen geboten, betont Nico Schrijver. Er warnt vor einer Beeinflussung der Forschenden durch ihre Sorge, unerwartete oder kontroverse oder womöglich gar unerwünschte Ergebnisse zu erzielen. „Da kann es dann schon passieren, dass man für bestimmte Ideen oder Resultate als Forschender nicht mehr offen ist. Weil die Resultate nicht populär sind. Oder weil bestimmte Personen das Ergebnis nicht mögen werden. Oder weil es nicht den Vorstellungen der Geldgeber entspricht.“ „Science to order“ nennt er das scherzhaft: „Die zahlen, wir liefern“.

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Seiner Ironie liegt eine brisante Frage zugrunde: „Sind wir vielleicht zu eifrig darauf bedacht, erwünschte Resultate zu liefern?“ Hier sieht er auch die Wissenschaft und ihre Methodik selbst in der Verantwortung. Vor allem verbindliche Codes of Conduct und Peer-Review-Systeme sind seiner Meinung, nach die wesentlichen Instrumente zum Schutz der wissenschaftlichen Freiheit. „Wissenschaftliche Freiheit, die Freiheit der Forschung, ist ein Ziel, ein Wert und eine Notwendigkeit“, resümiert Nico Schrijver. „Um eine gute Wissenschaftlerin oder ein guter Forscher, aber auch gute akademische Lehrende sein zu können, muss man unabhängig, muss man frei sein.“

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Wie wirklich ist Wirklichkeit? beschreibt nicht mehr, was wirklich ist, sondern, was wir über die Natur aussagen können, erklärt Markus Aspelmeyer PHYSIK

keit, auf die man sich verlassen kann? Beherrscht die Perspektivität das Denken so stark, dass es keine Einigkeit darüber geben kann, was Wirklichkeit ist? Der Physiker Markus Aspelmeyer ist diesen und anderen Fragen nachgegangen.

Herr Aspelmeyer, Ihr Vortrag beim Wissenschaftstag trug den Titel „Alternative Fakten: Die Konstruktion der Wirklichkeit“. Was hat Physik damit zu tun?

Markus Aspelmeyer: Die Konstruktion der Wirklichkeit ist immanent in der modernen Physik. Im frühen 20. Jahrhundert ging man davon aus, dass physikalische Theorien die Natur so beschreiben, „wie sie ist“. Dieses naive Weltverständnis beruht auf der Annahme, dass Dinge beobachtungsunabhängig existieren und alles messbar ist. Und wir sind wie ein Theaterbesucher, der das Bühnengeschehen verfolgt, ohne eingreifen zu können.

Die Quantentheorie bricht mit diesem Realismusanspruch und zeigt, dass das Konzept der unabhängig vom Beobachter existierenden „Elemente der Realität“ nicht hält. Die Beschreibung der physikalischen Realität ist prinzipiell unvollständig: Physik beschreibt damit nicht mehr, was wirklich ist, sondern das, was wir über die Natur aussagen können.

Eine Konsequenz: Das, was wir bislang als real existierende Eigenschaften angenom-

Markus Aspelmeyer ist Professor für Quantum Information on the Nanoscale an der Fakultät für Physik der Uni Wien und Leiter einer Forschungsgruppe, die die Quanteneffekte in Nano- und Mikrosystemen erforscht

SELBST SCHEINBAR FESTSTEHENDE EIGENS C H A F T E N I N D E R N AT U R S I N D U M K E H R B A R men haben – die Wirklichkeit, wenn Sie so wollen –, hängt davon ab, was wir beobachten, und wird durch Fragestellungen an die Naturgesetze konstruiert.

Das klingt mehr nach einer philosophischen als einer physikalischen Theorie …

Aspelmeyer: Das ist nicht nur Theorie, sondern hier werden konkrete Vorhersagen gemacht, die wir täglich im Labor bestätigen. Die Quantenphysik arbeitet mit Wahrscheinlichkeiten von möglichen Ereignissen.

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Welche Folgen hat diese Erkenntnis?

Aspelmeyer: Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von neuen Quantentechnologien, die sich diese Phänomene zunutze machen, etwa Quantencomputer, Quantenkryptographie oder sehr sensitive Messgeräte. Für das Alltagsleben machen Quantenphänomene keinen Unterschied, da sie nur dann zum Vorschein treten, wenn ein System komplett isoliert ist. Für die Konstruktion der Wirklichkeit hat die Quantenphysik grundlegende Bedeutung, denn die Natur ist fundamental danach aufgebaut – das führt zu einer radikal anderen Weise, die Welt zu beschreiben.

Das geht so weit, dass selbst scheinbar feststehende Eigenschaften in der Natur wieder umkehrbar sind.

Was heißt das genau?

Aspelmeyer: Quantenphänomene können auftreten, solange keine Information existiert, in welchem von mehreren möglichen Zuständen sich ein System befindet. Wie bei Schrödingers Katze, die sich in zwei möglichen Zuständen, nämlich lebendig und tot, in einer Kiste befindet. Sobald Information, etwa Wärmestrahlung von der Katze, aus der Kiste dringt, kann der Beobachter den Zustand der Katze feststellen und die

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ie Quantenphysik relativiert den ZuD sammenhang zwischen Ursache und Wirkung. Gibt es dann aber eine Wirklich-

Wenn ein Ereignis, etwa das Registrieren eines Teilchens in einem Detektor, durch mehrere Möglichkeiten entstehen kann, gibt es Regeln, wie sich deren Wahrscheinlichkeiten addieren. Weil diese sich aber in der Quantenphysik ähnlich wie Wellen verhalten, können sie interferieren. Wenn also ein Teilchen durch den oberen oder unteren von zwei Spalten fliegen kann, bevor es an einem bestimmten Ort registriert wird, müssen wir seine wellenförmigen Wahrscheinlichkeitsfunktionen addieren. Es entsteht ein Interferenzmuster für die Verteilung der Detektionswahrscheinlichkeit, das jenem von Wasserwellen ähnelt. Diese Verteilung, die man auch im Experiment beobachtet, lässt sich nicht erklären durch die Annahme, dass das Teilchen entweder durch den oberen oder durch den unteren Spalt geflogen ist.

Unser naives Bild, dass ein Teilchen zu jedem Zeitpunkt an einem exakt definierten Ort existiert, bricht zusammen.

Foto: Universität Wien

VON MARTINA NOTHNAGEL

Illustration: Georg Feierfeil

Foto: Universität Wien

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Quantenphänomene lösen sich auf. Wird nun aber die Beobachtungssituation verändert und werden diese austretenden Eigenschaften des gesamten Systems miteinbezogen, ist keine Information verloren gegangen und Quantenphänomene sind wieder beobachtbar. Das Gesamtsystem befindet sich dann in einer Superposition verschiedener gemeinsamer Zustände, die grundsätzlich ununterscheidbar sind – einschließlich dem Beobachter in den Zuständen „habe Katze lebendig gesehen“ und „habe Katze tot gesehen“. Die neue Anordnung „löscht“ die ursprüngliche Information über alle gemachten Beobachtungen in der Umgebung.

Praktisch wird das für komplexere Systeme

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nahezu unmöglich sein, aber der wesentliche Punkt ist, dass die Theorie es prinzipiell zulässt. Die „Unmöglichkeit von Dokumenten“ ist das Stichwort: Dokumente sind in diesem Zusammenhang Fakten, über deren Beobachtung Übereinstimmung herrscht und die dadurch einen Austausch über die Welt – und somit ihre Konstruktion – ermöglichen.

Welche Fakten existieren also, wenn bereits sicher geglaubte Informationen wieder gelöscht werden können? In Anlehnung an Ludwig Wittgenstein könnte man formulieren: „Was ist denn der Fall, wenn wir die Tatsachen aus der Welt schaffen?“ Für mich ist das tatsächlich primär ein philosophisches und kein physikalisches Problem.

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Mehr Herz und Information

in Forscherteam aus Wien kommt mit E Messgeräten zur Reichsbrücke und misst penibel, wie viel Wasser die Donau hinab-

fließt: 940 Kubikmeter pro Sekunde. Sie veröffentlichen ihr Ergebnis, ihre Kollegen aus Niederösterreich macht es stutzig. Die hatten ein halbes Jahr zuvor mit den gleichen Messmethoden einen Durchfluss von 5.300 Kubikmetern je Sekunde ermittelt. Wer hat einen Fehler gemacht?

In verschiedenen Wissenschaftsfeldern haben Forscher untersucht, wie viele der in hoch angesehenen Fachjournalen publizierten Studien wiederholbar sind. Kann man mit exakt denselben Methoden zum gleichen Ergebnis kommen? Was man herausfand, war ernüchternd bis erschütternd. „In der Psychologie und verwandten Fächern konnten zwei Drittel der Originalergebnisse bei gezielten Wiederholungsversuchen nicht reproduziert werden“, erklärt John Ioannidis von der Stanford University (USA).

Bei den experimentellen Wirtschaftswissenschaften war ein Drittel der Ergebnisse nicht nachvollziehbar. Auch in der biomedizinischen Forschung und bei vorklinischen Tests, wo Medikamente und Therapien gegen Krankheiten wie Krebs und andere Geißeln der Menschheit entwickelt werden, seien 80 bis 90 Prozent der Ergebnisse von Forschungsstudien nicht wiederholbar, so der Gesundheitsforscher Ioannidis. „Was hier passiert, ist kein Betrug, Wissenschaftler sind sehr ehrliche und hart ar-

John Ioannidis ist Professor für Krankheitsprävention in der Schule, Medizin und für Gesundheitsforschung und Politik (Epidemiologie) an der Stanford University

D I E N I C H T- R E P R O D U Z I E R B A R K E I T V I E L E R STUDIEN IST AUCH EINE CHANCE beitende Menschen, die ihr Bestes geben, um verlässliche Daten zu produzieren“, sagt er. Doch dies sei schwierig. Die Wahrheit sei schwer zu ergründen, vor allem, wenn man an den Grenzen des Machbaren arbeitet. „Aufgedeckt“ hat das Problem Brian Nosek vom Center for Open Science an der Universität Virginia 2015 – und damit viele Kollegen irritiert. Er pickte hundert Studien aus hochrangigen Psychologie-Fachmagazinen heraus und einzelne Teams versuchten, sie authentisch nachzumachen. Bei 60 der hun-

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dert wiederholten Studien waren die Resultate nicht gleich wie in der Originalarbeit.

Viele Menschen meinen nun, dass man der wissenschaftlichen Literatur nicht mehr trauen darf. „Es kann aber sein, dass sowohl die ursprüngliche Studie wie die Nachahmung korrekt sind, auch wenn die Ergebnisse voneinander abweichen“, sagt Ioannidis.

Es müsse sich ein Detail unterscheiden, von dem man zum Zeitpunkt des Versuchs noch keine Ahnung hatte. „Wenn man die Grenzen des Wissens verschieben will, gibt es viele Unbekannte.“ Und wenn man irgendwelche Einflussfaktoren nicht kennt, kann man sie naturgemäß nicht kontrollieren. Dies führt zu variablen Ergebnissen.

Wie ist das nun mit den Messungen des Donauwasserdurchflusses bei der Reichsbrücke? Beide Teams haben korrekt gearbeitet. Doch womöglich lagen etwa ein paar Tage heftigen Regens vor den Messungen. „Es gibt oft Faktoren oder Einflüsse in einem bestimmten Experiment, von denen wir keine Ahnung haben, die wir nicht aufgezeichnet und meist gar nicht bedacht haben“, sagt Ioannidis. Manchmal geschieht das aus Schlamperei, Zeitnot oder Unwissen nicht.

Bei Studien zu medizinischen Eingriffen – nicht nur bei den grundlegenden Entdeckungen, sondern auch bei vorklinischen und klinischen Tests, bei Lizenzversuchen und Untersuchungen nach der Zulassung – fehlen häufig Angaben, wann und wie ein Wirkstoff eingenommen werden soll: auf nüchternen Magen oder mit dem Essen, einmal die ganze Dosis oder auf drei Zeitpunkte verteilt. „Manchmal wird nicht einmal die Dosis selbst genannt“, sagt Ioannidis.

Die Forscher sollen mehr Herz und Information in die Methodenbeschreibungen ihrer Studien stecken, meint er. „Die Methoden sind das Herz der Wissenschaft, aber sie sind in der Regel klein gedruckt und niemand liest sie.“ In vielen Forschungsfeldern ist man schon längst auf dem richtigen Weg. Es gibt große Bestrebungen zur offenen Wissenschaft (Open Science). So werden mittlerweile Software-Codes, Versuchsprotokolle und Rohdaten vermehrt frei verfügbar gemacht.

Auch Begutachtungsverfahren sind heute transparenter als noch vor wenigen Jahren.

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Illustration: Georg Feierfeil

VON JOCHEN STADLER

Foto: Privat

Der GESUNDHEITSFORSCHER John Ioannidis plädiert dafür, die Methodologie in den Wissenschaften zu verbessern, um gleichwertige Studienresultate zu erhalten

Illustration: Georg Feierfeil

Foto: Privat

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Forschungsfragen, Methoden und wie man Daten interpretiert sollen vorab genau definiert werden, um zu vermeiden, dass man unbewusst subjektive Schlüsse zieht, statt objektiv die Daten zu analysieren. Auch sollte man sich überlegen, wie man Erfolg in der Wissenschaft definiert. Werden nur jene belohnt, die viele Studien produzieren, bringt das andere dazu, auch mehr publizieren zu wollen. „Darunter leidet die Qualität“, meint Ioannidis. Er will mehr Augenmerk auf „gute und verlässliche Forschung“ gelegt sehen. „Wir dürfen auch nicht vergessen, wie viel man aus Fehlern lernen kann“, erklärt Ioannidis. Findet man das Detail, das den Unterschied zwischen zwei Ergebnissen

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ausmachte, hat man möglicherweise den entscheidenden Faktor identifiziert, auf den man anders nie gekommen wäre. „Ich halte die Untersuchungen über Nicht-Reproduzierbarkeit von Forschungsergebnisse für mit das Spannendste in den Wissenschaften der vergangenen zehn bis 20 Jahre.“ Man soll die Nicht-Reproduzierbarkeit vieler Studien als Chance und Teil eines Lernprozesses und nicht als Niedergang der Wissenschaft sehen. „Darum bin ich in der Forschung: Hier kann man Fehler machen und sie später wieder ausbessern. In der Politik oder Religion muss man hingegen allzeit die Wahrheit kennen“, sagt Ioannidis mit einem Lächeln.

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China als Wissensgesellschaft

n den letzten Jahren hat China in der WisI– insbesondere senschaft und Forschung enorm aufgeholt in Naturwissenschaften und

Technik. Möglich war dies vor allem durch die Investitionen des Staates in Forschung und Lehre. „Diese Investitionen sind Teil einer langfristigen Strategie, die mit dem Jahr 1978 begonnen hat. Damals beschloss die kommunistische Partei Chinas, ihr Land an die Spitze in der Forschung und Wissenschaft zu bringen. Denn das ursprüngliche Modell von Mao Tse-tung hat nicht dazu geführt, die Armut im Land zu überwinden“, sagt die Professorin für Sinologie an der Universität Wien und ehemalige Vizerektorin Susanne Weigelin-Schwiedrzik.

Im ersten Schritt schickte die Regierung junge Menschen ins Ausland, um das Fehlen an Ausbildungsplätzen im eigenen Land zu kompensieren. Diese Studierenden wurden im Ausland sehr gut ausgebildet, wollten dann jedoch nicht mehr zurück in ihr eigenes Land. Damals empfanden sie die politischen Verhältnisse als zu instabil. „Daraufhin hat der chinesische Staat entschieden, von der Elitenausbildung zur Vermassung der Hochschulbildung überzugehen. Es wurden viele Universitäten gegründet, der Hochschulzugang wurde geöffnet“, erklärt WeigelinSchwiedrzik.

Bisher war China ein Nachzügler, ein Land, wo nur billiger produziert werden kann, aber wenig innovationskräftig. Es fehlte an wirtschaftlichem Potenzial und geeig-

Susanne WeigelinSchwiedrzik, Professorin am Institut für Ostasienwissenschaften, Bereich Sinologie, der Universität Wien

I N C H I N A W I R D N I C H T D I S K U T I E R T, H I E R B E S C H L I E S S T U N D D I K T I E R T D I E PA R T E I netem Personal. Um dieses Manko zu überwinden, wurden junge WissenschaftlerInnen ins Ausland geschickt. Zugleich machte die chinesische Regierung ausländischen WissenschaftlerInnen sehr gute Angebote. Für ausländische Forschende ist China nicht nur wegen der guten Angebote attraktiv, sondern auch, weil es in bestimmten Bereichen weniger strenge Richtlinien gibt. Etwa bei Tierversuchen, beim Klonen, in der Stammzellenforschung oder bei der Zulassung von Medikamenten.

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Anders die Situation in den Sozial- und Geisteswissenschaften. Hier kontrolliert der Staat in weit größerem Ausmaß als in den Naturwissenschaften. „Der Staat will hier nicht an die Weltspitze, sondern die Bevölkerung ideologisch an die kommunistische Partei binden. Es steht nicht in erster Linie um internationale Reputation, die Interessen sind mehr nach innen gerichtet.“ Will die Partei ein bestimmtes Problem lösen, bestellt sie dazu sozialwissenschaftliche Forschung und ergreift auf Basis von deren Ergebnissen Maßnahmen. Diese Forschung zeichnet sich meist nicht durch hohe Ergebnisoffenheit aus. Es darf zwar eine Unmenge an Daten erhoben werden, aber was damit geschieht, muss mit der Grundrichtung der Partei übereinstimmen. „Wir beobachten oft, dass die chinesischen Studierenden sehr gut im Sammeln von Daten sind, aber große Probleme bei deren Interpretation und Analyse haben. Hierfür sind sie nicht ausreichend ausgebildet,“ sagt Weigelin-Schwiedrzik. „Ich mache viele Reviews von geistes- und sozialwissenschaftlichen Publikationen, die sich auf China beziehen. Oft sind sie so abgefasst, als wollten die Autoren nur Papier vollschreiben. Die müssen für eine seriöse Publikation abgewiesen werden. Die chinesischen Autoren behaupten dann, nur Chinesen könnten etwas Zutreffendes über China sagen. Reviewer wie ich würden sich mit China nicht auskennen und deshalb die Artikel nicht zulassen. Zusätzlich fühlen sie sich gegenüber den europäischen und amerikanischen Wissenschaftlerinnen benachteiligt.“ Bis ins 18. Jahrhundert war China das reichste Land der Welt, um im 19. Jahrhundert zu den ärmsten der Welt abzusteigen.

Dies versucht die Elite des Lands seit einigen Jahrzehnten wettzumachen. Es gelang ihr, die Bevölkerung davon zu überzeugen, dass alle an einem Strang ziehen müssen, um an die Spitze zu kommen. Die chinesische Regierung hat beschlossen, alles in die ökonomische und wissenschaftliche Entwicklung zu investieren. Dabei wird jedoch die soziale Entwicklung vernachlässigt – eine Absicherung des Einzelnen durch das System ist praktisch nicht vorhanden. Ein autoritäres Regime hat im Vergleich zu einer

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Illusration: Georg Feierfeil

VON SOPHIE HANAK

Foto: Privat

Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt versteht sich als Wissensgesellschaft, braucht aber S O Z I A L E U N T E R D R Ü C K U N G , um bestehen zu können

Illusration: Georg Feierfeil

Foto: Privat

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demokratischen Regierung mehr Möglichkeiten, Prioritäten zu setzen. In China wird nicht diskutiert, hier beschließt und diktiert die Partei. „Die chinesische Regierung hat nach 1978 die Bevölkerung zunächst davon überzeugen können, dass jeder reich werden kann, wenn das Land als solches reich wird“, sagt Susanne Weigelin-Schwiedrzik. „Solange die Bevölkerung dieses Versprechen realisiert sah, bedurfte es keiner offensichtlichen Unterdrückungsmaßnahmen. Jetzt aber ist die wirtschaftliche Situation nicht mehr so, dass die Regierung das Versprechen halten kann. Deshalb muss sie nun stärker kontrollieren, was sich auch auf die Situation an den Universitäten auswirkt.“ Das führt zu vielen

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Unruhen, die sozialen Konflikte spitzen sich zu. Die Partei selbst hat nur die Möglichkeit, die Bevölkerung zu unterdrücken. Die Bevölkerung wiederum kann nur auf die Straße gehen.

In dieser Hinsicht kann China für uns kein Modell darstellen. Doch können wir dort beobachten, wie die Idee der Wissensgesellschaft realisiert wird. Der Bevölkerung ist bewusst, dass Wissen ökonomische Kraft schafft. Diese Idee wird konsequent umgesetzt. Für viele von uns steht Geldverdienen im Vordergrund, nur Vermögen schafft Anerkennung. In China hingegen ist die Aneignung von Wissen das Wichtigste – dann erst ein höheres Einkommen.

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Spannende Zeiten für die Forschung

ie Wissenschaft und ihre Lehre ist frei.“ D So steht es im Artikel 17 des „Staats­ grundgesetzes über die allgemeinen Rech­

te der Staatsbürger“. Und so prangt es auch über dem Stiegenaufgang des 1962 eröffne­ ten Neuen Institutsgebäudes der Universität Wien. Doch zuletzt scheint die Universität als Institution in einen gewissen Rechtferti­ gungsnotstand geraten zu sein. Stimmt das? „Nein“, konstatiert der Politikwissen­ schaftler Anton Pelinka in seinem Vortrag „Die Wissenschaft in der Defensive – bleibt die Universität im Zentrum der freien Gesell­ schaft?“ Die Wissenschaft generell und die Universität speziell sei weder in einer Krise, wie das Wort Defensive signalisieren würde, noch sei sie in ihrer Position als Zentrum ei­ ner durch die Merkmale liberaler Demokra­ tie bestimmten, freien Gesellschaft bedroht.

Vielmehr habe das 20. Jahrhundert, so der Politologe, den Gegnern der freien Universi­ tät in einer freien Gesellschaft schwere Nie­ derlagen zugefügt: etwa im Jahr des Kriegs­ endes 1945 und mit dem „Wendejahr“ 1989.

Dass Ungarn künftig keine neuen Master­ kurse in „Gender Studies“ mehr anbiete, weil diese, so die Argumentation, die Fundamen­ te der christlichen Familie untergraben, sei kein Grund, die erwähnte These zu modifi­ zieren. Im Umkehrschluss kann man auch nicht behaupten, dass Ungarn unter Orbán Merkmale einer freien Gesellschaft verloren habe. „Das ändert aber nichts daran, dass Krisensymptome existieren“, sagt Pelinka,

Anton Pelinka, bis 2018 Professor für Nationalism Studies an der Central European University in Budapest

S PA N N U N G , E T W A Z W I S C H E N E F F I Z I E N Z U N D A U T O N O M I E , I S T Z E I C H E N V O N S TÄ R K E der von 2006 bis 2018 an der Central Euro­ pean University in Budapest lehrte.

Die potenziell bedrohlichen Herausforde­ rungen einer freien Forschung an einer freien Universität in einer freien Gesellschaft ließen sich in Form von dialektischen Ambivalen­ zen darstellen, meint er. Zuerst in der Ambi­ valenz zwischen gesellschaftlicher Verant­ wortung und wissenschaftlicher Freiheit, für die Pelinka das Beispiel Nuklearforschung anführt. Nachsatz: „Ambivalenz bedeutet aber nicht, dass die Freiheit grundsätzlich

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eingeschränkt werden soll – auch nicht, wenn es sich um eine militärische Dimension handelt.“ Hier verweist er auf das „Manhat­ tan Project“ der US­Regierung während des Zweiten Weltkriegs mit dem Ziel der Ent­ wicklung und des Baus einer Atombombe, an dem sich viele Forscher, auch aus Kanada und Großbritannien, beteiligten.

Eine weitere Ambivalenz sieht Pelinka in Finanzierungsproblemen bzw. in der tech­ nisch­materiellen Abhängigkeit bestimmter Forschungszweige und der daraus folgenden Drittmittelforschung. Wenn diese Gelder von privaten Firmen kommen, kann dies in der letzten Konsequenz dazu führen, dass Abschlussarbeiten aus patent­ oder firmen­ rechtlichen Gründen für eine bestimmte Zeit für die Allgemeinheit nicht zugänglich sind.

Eine weitere Ambivalenz, denen Univer­ sitäten und Wissenschaft heute vermehrt ausgesetzt sind, sieht er in der Spannung von Effizienz und Autonomie: „Das wäre beispielsweise der Zeitdruck, unter dem ein bestimmtes Forschungsprojekt durch zeit­ liche Vorgaben stehen kann. Aber auch hier heißen Spannung und Ambivalenz nicht, dass es sich um ein Entweder­oder handelt.“ Vielmehr sei diese Spannung an sich ein Zei­ chen von Stärke. Das sei nicht zuletzt im 1989 erfolgten Zusammenbruch des marxistisch­ leninistischen Verständnisses von Wissen­ schaft deutlich geworden.

Tendenzen wie pseudowissenschaftli­ che Publikationsmöglichkeiten – weltweit betrifft dies 400.000 Forschende – hält der Politologe für ein allgemeines Warnsignal: „‚Publish oder perish‘ kann eben auch kontra­ produktive Folgen haben.“ Wie sieht die Alternative zu der am Ende des 20. Jahrhunderts deutlich gestärkten Universität aus? „Das ist eine bessere Univer­ sität“, sagt Pelinka. Die gegebene Stärke der Universität zeige sich nicht nur in der ständig steigenden Nachfrage, sondern auch in der demonstrativen Fähigkeit zur Anpassung an die sich wandelnde Gesellschaft. Letzteres sei etwa an mehr sozialer Durchlässigkeit erkennbar, aber auch an der „rasanten Femi­ nisierung der Universität in allen Bereichen.

Diese Entwicklungen können, sollen und müssen weitergehen – im Interesse einer der Wissenschaft verpflichteten Universität.“

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Illustration: Georg Feierfeil

VON SABINE EDITH BRAUN

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Der Politologe Anton Pelinka sieht Universitäten und Wissenschaft weder in der Krise noch in einer G E N E R E L L E N D E F E N S I V H A LT U N G

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Publikationen der ÖFG Eine Auswahl N E U E R E R Reihe des Österrei­ chischen Wissen­ schaftstages: Wissen­ schaft. Bildung. Politik.

Band 20: Grenzen in den Wissenschaften.

Herausgegeben von Wolfgang Kautek, Reinhard Neck und Heinrich Schmidinger. 2017, Böhlau Verlag, 200 Seiten.

Fragen zu Grenzen stehen aufgrund der jüngsten Migrationsbewegungen im Mittelpunkt des politischen Interesses und bestimmen Wahlausgänge entscheidend mit. Während die Österreichische Forschungsgemeinschaft bereits in einem früheren Sammelband die Probleme der Migration und ihrer Ursachen behandelt hat, stand beim Wissenschaftstag 2016 das Konzept der Grenze im Mittelpunkt.

Auf der Tagung wurden aus verschiedenen Perspektiven verschiedener Disziplinen Aspekte von „Grenzen“ abseits tagespolitischer Aufgeregtheit diskutiert. Die überarbeiteten Referate des Wissenschaftstages liegen in diesem Band gesammelt vor.

Band 21: Automatisie­ rung: Wechselwirkung mit Kunst, Wissen­ schaft und Gesellschaft Herausgegeben von Christiane Spiel und Reinhard Neck.

2018, Böhlau Verlag, 261 Seiten.

Der Wissenschaftstag 2017 widmete sich dem Thema „Automatisierung“: Im engeren Sinn bezieht sie sich auf die industrielle Fertigung und ist mit Robotik oder „Industrie 4.0“ verbunden. Im weiteren Sinne bezieht sich Automatisierung auf mechanisierte, normierte und optimierte Abläufe in allen Lebensbereichen. Dieser Band widmet sich den vielfältig ausgeprägten Aspekten der Automatisierung selbst – vom Wertpapierhandel über die Medizin bis zur Komposition in der Musik – aber auch den Folgen in Wirtschaft und Gesellschaft.

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BÜCHER

im Umfeld der Forschungsgemeinschaft

Staatliche Aufgaben, private Akteure. Band 1: Erscheinungsformen und Effekte. Hg. Claudia Fuchs, Franz Merli, Magdalena Pöschl, Richard Sturn, Ewald Wiederin, Andreas W. Wimmer. 2015, Manz, 226 Seiten.

Private Akteure übernehmen heute vielfach staatliche Aufgaben, von der Sicherheitskontrolle auf Flughäfen über die Marktzulassung von Produkten bis zur Unterbringung von Asylwerbern. Band 1 der Reihe bietet eine Einführung aus historischer, ökonomischer und politikwissenschaftlicher Sicht sowie eine rechtliche Analyse der Bereiche Regelbildung, Leistungserbringung, Wissensbeschaffung, Bewertung und Kontrolle.

Staatliche Aufgaben, private Akteure. Band 2: Konzepte zur Ordnung der Vielfalt. Hg. Claudia Fuchs, Franz Merli, Magdalena Pöschl, Richard Sturn, Ewald Wiederin, Andreas W. Wimmer. 2017, Manz, 280 Seiten.

Band 2 analysiert die dogmatischen Figuren, die das Allgemeine Verwaltungsrecht zur Ordnung dieser Phänomene anbietet. Die Autoren behandeln zunächst die Konzession, die Beleihung, die Verwaltungshilfe und die Inpflichtnahme. Sie rufen die Entstehung dieser Figuren in Erinnerung, prüfen, inwieweit diese Konzepte durch die Bündelung von Rechtsfolgen heute noch Systematisierung und Orientierung ermöglichen, und machen Vorschläge zur Weiterentwicklung der Dogmatik. Weitere Beiträge widmen sich weniger festgelegten Rollen Privater als Exekutivorgane und in der Privatwirtschaftsverwaltung, privatem Befehl und Zwang sowie einem Vergleich der österreichischen Figuren mit Schweizer und deutschen Ordnungskonzepten.

Kulturelle Dynamiken/ Cultural Dynamics – Memorialisation. Hg. Sabine Coelsch­Foisner unter Mitarbeit von Christopher Herzog und Sophie Allen. 2015, Universitätsverlag Winter, 170 Seiten.

Asking how we cope with change and compensate for loss, both cognitively and culturally, ‘Memorialisation’ brings together leading scholars in museum studies and art history, literature and trauma studies, theology, psychiatry, neuroscience and cultural anthropology. In nine papers, this book traces the changing role of cultural vehicles for memorialisation and offers thought-provoking insights into biological, economic and political reasons for collecting and museumbuilding as well as into the practice of forensic archaeology pushed by sites of atrocity and genocide.

Kulturelle Dynamiken/ Cultural Dynamics – Theatralisierung. Hg. Sabine Coelsch­Foisner, Timo Heimerdinger un­ ter Mitarbeit von Chris­ topher Herzog. 2016, Universitätsverlag Winter, 270 Seiten.

„Theatralisierung“ verhandelt die Brisanz des Theaters als gesellschaftlichen Ort innovativer Wissensproduktion, als Raum des Erfahrens und als Verweis auf kulturelle Handlungsfelder und Praktiken, die das Kunsttheater ebenso wie Prozesse jenseits des Theaters betreffen. In unterschiedlichen epistemischen Gattungen gibt der Band einen transdisziplinären Aufriss über unterschiedliche Verortungen der Theatralisierung aus Sicht der Literaturwissenschaft, der Theaterwissenschaft, der (vergleichenden) Kulturwissenschaft, der Philosophie, Theologie, Anthropologie und Soziologie, der Sportwissenschaft und der Geschichtswissenschaft sowie unterschiedlicher Kunstsparten.

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