Anzeiger 9/17

09 2017

anzeiger

Ö s t e r r e i c h i s c h e P o s t A G F i r m e n z e i t u n g / G Z 0 2 Z 0 3 0 8 7 7 M / 1 5 2 . J a h r ga n g

Das Magazin für die österreichische Buchbranche

Das ABC der BUCH WIEN

Das lesen Kern, Kurz & Co

Robert Menasse

Was passiert im fulminanten Jubiläumsjahr auf der Internationalen Buchmesse und dem Lesefest? Ein Dossier.

Wir haben die SpitzenkandidatInnen der Parteien nach ihrer aktuellen Lektüre und ihren LieblingsautorInnen gefragt

Ein Gespräch mit dem leidenschaftlichen Europäer, der gleich für zwei Buchpreise nominiert ist

GANZHEITLICH UND IMMER MIT EINEM AUGENZWINKERN GABRIELE SCHULDT ISBN 978-3-946635-02-4 • PREIS 9,80 € (D) 9,90 € (A) • 264 SEITEN • KLAPPENBROSCHUR

NEU JETTZLTICH ERHÄL

WWW.MUSKETIER-VERLAG.DE musketier 192x206.indd 1

01_Cover_Anzeiger.indd 1

15.09.2017 16:12:18 Uhr

18.09.2017 13:07:27 Uhr

– Inhalt –

Persönlich

34

Petra Altmann

26 Die BUCH WIEN will ihren Besucherrekord von letztem Jahr toppen

thema

10

26

Essenziell Das große ABC der BUCH WIEN: Ein Dossier zum Jubiläum

Drei Gedichte Lyrik von Herbert J. Wimmer, kommentiert von Erwin Uhrmann

Der Antiquar mag KundInnen, die schon wissen, was sie wollen

36

Nadja Rösner-Krisch

Die Verlegerin weiß, was IdealistInnen bewegen können

37

Maria Christine Edlinger Die Buchhändlerin hat einen „Büchergreißler“ in Alterlaa

lyrik

8

35

Erhard Löcker

Buchwahl Diese Bücher lesen die Spitzen­kandidatInnen der Parteien

Die Buchhändlerin hatte schon als Kind immer ein Buch vor der Nase

Selbstredend

wissenswert

12

Gutenberg-Galaxie Von Lou-Andreas Salomé über Siri Hustvedt zu „Game of Thrones“

16

Kurzmeldungen Personalia Literaturpreis Alpha Shortlist Erich-Fried-Preis Leo-Perutz-Preis Auflagenerhöhung anzeiger Buchabend in Salzburg

38 Robert Menasse spricht über seinen

neuen Roman „Die Hauptstadt“

18

Wissenswert Das ist die Longlist des Österreichischen Buchpreises

20

41

Kramers Kinderstube

Mieter gesucht

Wissenswert

36 Nadja Rösner-Krisch verlegt Essays

von Stefan Zweig

Markus Feigl (BVÖ) im Interview über „Österreich liest“

klassiker

Gastkommentar

44

22

Mascha Dabić schreibt über den

Drahtseilakt des Übersetzens

Besser leben Das sind die Neuerscheinungen zu

den Themen Gesundheit & Medizin

24

Kyra Kyralina

Das fast vergessene Meisterwerk von Panait Istrati

Standards

marktdaten

monatsbestseller Titelschutz Impressum

14 32 46 46

F o t o s : F o t o s t u d i o R i c h a r d - S c h u s t e r , C h r i s t o p h e r M av r i č ( 2 ) , J o r g h i P o l l

Mascha Dabić erklärt, was das Übersetzen von Literatur auszeichnet

22

anzeiger / 4

04_09_17_InhaltIL2.indd 4

18.09.2017 13:08:33 Uhr

– Kurz gesagt –

Wie hältst du’s mit den Büchern?

Sag mir, was du liest, und ich sage dir, wer du bist: Wir haben die SpitzenkandidatInnen der wichtigsten Parteien nach ihrer lektüre gefragt und ihnen, da sie aktuell wohl weniger zum lesen kommen, je einen bildband empfohlen

Christian Kern

Sebastian Kurz

HC Strache

Aktuell lese ich: Karl Ove Knausgård: Leben (Luchterhand)

Der Spitzenkandidat der ÖVP macht sich im Wahlkampf gerne rar. Wir haben von ihm keine Ant­ wort erhalten.

Der Spitzenkandidat der FPÖ hielt sich leider bedeckt, was seine aktuelle Lektüre und seinen Lieblingsautor/sei­ ne Lieblingsautorin angeht.

F o t o s : j o h a n n e s z i n n e r , ö v p w i e n , f p ö , D i e g r ü n e n ö s t e r r e i c h , NEOS , s t u d i o 4 6 . a t

Mein Lieblings­ autor/meine Lieblingsautorin aus Österreich: Thomas Bernhard

Tipp der Redaktion: „Das Zeitalter der Maschinen“ (Edition Braus) hrsg. von Michaela Vieser

Ulrike Lunacek

Aktuell lese ich: „Patrioten“ von Eva Rossmann (Folio); das Buch ist am 15. August rausge­ kommen und Eva hat mir zu meinem Geburtstag vorne­ weg ein Exemplar geschenkt.

Mein Lieblings­ autor/meine Lieblingsautorin aus Österreich: Barbara Frischmuth

Tipp der Redaktion: „Austrian Style.

Tradition trifft Moderne“ (Brandstätter) von Irmi Soravia & Harald Eisenberger Tipp der Redaktion: „Verschwundene Bräuche“ (Brandstätter) von Helga Maria Wolf, mit Beiträgen von Sepp Forcher

Tipp der Redaktion: „Ein Garten für das 21. Jahrhundert“ (Edition Lammerhuber) von Georg Grabherr & Lois Lammerhuber

Matthias Strolz

Aktuell lese ich: „Mythen der Menschheit“ (Kösel) von Joseph Campbell Mein Lieblingsautor/meine Lieblingsautorin aus Österreich: Daniel Kehlmann (mit der „Vermessung der Welt“)

Tipp der Redaktion: „Bregenz in alten Ansichten“ ­ (edition v) von Dr. Harald Bösch

Peter Pilz

Aktuell lese ich: Mercè Rodoreda: „Auf der Plaça del Diamant“ (Suhrkamp) Mein Lieblingsautor/meine Lieblingsautorin aus Österreich: Gert Jonke

Tipp der Redaktion: „Die letzten Tage des Hanappi-Stadions“ (Promedia) von Kurt Prinz

anzeiger / 10

10_09_17_Kurzgesagt_L.indd 10

18.09.2017 13:09:31 Uhr

– Essenziell – Dossier zur BUCH WIEN

Das große

ABC der BUCH WIEN Was passiert auf dieser BUCH WIEN eigentlich?

Ziemlich viel – vor allem im fulminanten Jubiläumsjahr 2017.

Das folgende Dossier gibt einen ersten Überblick

Text: Elisabeth Schepe

A wie Aktion

C wie Celebrities

Der Startschuss zur Aktion „Eine Stadt ein Buch“, bei der 100.000 Bücher gratis verteilt werden, fällt heuer am 10. November auf der BUCH WIEN. Die Buchmesse kooperiert bei dieser Aktion nach längerer Pause wieder mit der Stadt Wien und dem EchomediaVerlag. „Darüber freue ich mich besonders“, sagt Programmdirektor Günter Kaindlstorfer. „Stewart O’Nan wird kommen, um seinen Roman ,Letzte Nacht‘ unter die Leute zu bringen. Das wird fantastisch.“

Vergangenes Jahr zählten Térezia Mora, Arne Dahl, Philipp Blom, Nir Baram und Bachtyar Ali zu den internationalen Stars auf der BUCH WIEN. Heuer werden Aeham Ahmad, Regisseurin Barbara Albert mit Autorin Alissa Walser, Michael Buchinger, György Dalos, Irene Diwiak, Olga Flor, Gerd Koenen, Konrad Paul Liessmann, Robert Menasse, Sten Nadolny, Hosea Ratschiller, Marlene Streeruwitz mit Agneta Pleijel, Ljudmila Ulitzkaja und viele andere mehr mit den ModeratorInnen ihre aktuellen Neuerscheinungen diskutieren.

B wie BesucherInnen Die BUCH WIEN ist eine Publikumsmesse.

Das bedeutet, dass sie – etwa im Gegensatz zu Frankfurt, wo hauptsächlich Geschäfte abgewickelt werden – von ihren BesucherInnen lebt. Vergangenes Jahr zog die BUCH Stargast WIEN so viele Bücherfans wie noch nie an: Blogger Michael Buchinger stellt 43.000 Menschen. Diesen Rekord will man sein Buch „Der Letzte macht den Mund zu“ (Ullstein) vor im Jubiläumsjahr 2017 erneut brechen.

anzeiger / 26

26_31_09_17_Essentiell_A_L.indd 26

18.09.2017 14:37:55 Uhr

Publikumsmagnet Die BUCH WIEN zog im vergangenen Jahr 43.000 BesucherInnen an

Donau-Experte Nick Thorpe liest aus „Die Donau –Eine Reise gegen den Strom“ (Zsolnay)

D wie Donaulounge

F o t o s : f o t o s t u d i o r i c h a r d s c h u s t e r , g a b o r m at e

Wien ist nicht nur Wien, Wien ist auch Viedeň, Bécs und Viena. Die Stadt ist seit jeher mit den anderen Donauländern im Osten verbunden. Das gilt auch für den Kultur- und insbesondere den Literaturbetrieb. In der „Donau Lounge“ der BUCH WIEN wird man auch dieses Jahr auf AutorInnen aus Ungarn, der Slowakei, Rumänien und weiteren sieben Donauländern treffen. Unter ihnen ist neben Attila Bartis und Serhiy Zhadan auch BBC-Korrespondent Nick Thorpe. Sein Buch „Die Donau – Eine Reise gegen den Strom“ erschien jüngst bei Zsolnay. Ein weiteres Highlight des Jahres wird das prominent besetzte Podiumsgespräch zum Thema „Wen begeistert Europa noch?“. »

anzeiger / 27

26_31_09_17_Essentiell_A_L.indd 27

18.09.2017 13:14:07 Uhr

– Essenziell – Dossier zur BUCH WIEN

G wie Günter Kaindlstorfer

Günter Kaindlstorfer ist seit 2011 als Direktor für das Programm der BUCH WIEN verantwortlich. Wir haben mit ihm über die Jubiläumsausgabe seiner Messe gesprochen.

Verraten Sie uns, auf welchen Programmpunkt Sie sich dieses Jahr besonders freuen?

Günter Kaindlstorfer — Mein persönliches Highlight wird das „Bücherquiz“ in der „Langen Nacht der Bücher“ sein. Ich werde das wie jedes Jahr moderieren. Waren Sie schon einmal dort?

Nein.

Kaindlstorfer — Sauschwer.

Hm. Kaindlstorfer — Sehen Sie. Wirklich schwer.

Kaindlstorfer — Ich helfe Ihnen: Otto Waalkes hat der Stadt in einem berühmten Sketch ein Denkmal gesetzt. Stichwort: „Der Würger von …“ Warten Sie … Wolfenbüttel!

Kaindlstorfer — Sehen Sie. Geht doch.

Welche Besonderheiten wird es anlässlich des zehnjährigen BUCH-WIEN-Jubiläums geben?

Kaindlstorfer — Wir werden 2017 besonders spannende Gäste nach Wien bringen: Robert Harris zum Beispiel, den britischen Bestseller-Autor. Wir haben aber auch andere internationale Kapazunder eingeladen: Ljudmila Ulitzkaja, Herfried Münkler, Slavenka Drakulić, Ingo Schulze, Meir Shalev und viele andere Autorinnen und Autoren.

Das wird was für Feinspitze.

F wie Faszination Antiquarisches Buch Bücher haben die angenehme Eigenschaft, dass sie im Alter nicht an Wert verlieren. Im Gegenteil: Viele werden sogar kostbarer. Auf der BUCH WIEN können sich BesucherInnen antiquarische Schätze zeigen lassen oder ein Werk für die eigene Sammlung kaufen. Wer zuhause ein besonderes altes Buch entdeckt hat, kann es zur Messe mitnehmen und an einem Stand von ExpertInnen schätzen lassen. Isabelle Russo von der Restaurierwerkstatt Irenental wird außerdem vor Ort sein.

Bei ihr können sich BesucherInnen Buchbindetechniken demonstrieren lassen und Tipps zur Instandhaltung und Pflege antiquarischer Bücher holen.

Wird es heuer auch einen bestimmten thematischen Schwerpunkt geben?

Kaindlstorfer — Mehrere. Der wichtigste Schwerpunkt ist dem Jubiläum „100 Jahre Republik“ gewidmet. Da werden diesen Herbst zahlreiche hochinteressante Bücher erscheinen, von Manfried Rauchensteiner, Anton Pelinka, Hannes Leidinger und anderen prominenten Autoren. Wir werden uns Programmchef Günter Kaindlstorfer stellt beim jährlichen „Bücherquiz“ auf der Messe knifflige Literaturfragen

Fotos:fotostudio richard schuster, elisabeth novy

E wie Extra-Klasse Jedes Jahr wuseln während der BUCH WIEN auch zahlreiche Schulklassen durch die Messehallen. Das ist nicht zuletzt dem engagierten Programm für Kinder, der „Extra-Klasse“, zu verdanken. Die Workshops, Lesungen und Gespräche sind ganz auf das junge Publikum zugeschnitten. Es gibt Programmpunkte für Volksschüler, für Kinder der 5. bis 9. Schulstufe sowie für Jugendliche ab der 10. Schulstufe. An den Nachmittagen und natürlich am Wochenende finden Veranstaltungen für Familien und kleine und große LeserInnen im großzügig angelegten Kinderbuchbereich der Messe statt.

Kinderprogramm Auch die Kleinen kommen auf der BUCH WIEN nicht zu kurz. Dafür sorgt das Programm „Extra-Klasse“

Echt?

Kaindlstorfer — Ja, das sagen alle. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: In welcher Stadt wirkte Gotthold Ephraim Lessing ab 1770 als Bibliothekar?

anzeiger / 28

26_31_09_17_Essentiell_A_L.indd 28

18.09.2017 13:14:16 Uhr

L wie Lesungen

aber auch mit dem 200. Geburtstag von Karl Marx auseinandersetzen – ein Denker, der wieder deutlich an Aktualität gewinnt. Und den Literaturländern Deutschland, Frankreich, Schweden, Kroatien und Slowenien werden kleinere Schwerpunkte gewidmet sein.

Welche Zielgruppe wollen Sie heuer verstärkt zur BUCH WIEN locken?

Kaindlstorfer — Kinder und Jugendliche vor allem. Für dieses Publikumssegment haben wir schon in den letzten Jahren einiges gemacht, aber man darf da nicht nachlassen.

Ähnlich wie die Buchmesse Leipzig beschränkt sich die BUCH WIEN nicht auf die Messehallen. Die Messe wird mit diversen Lesungen in Cafés, Museen, Büchereien und andere Orten in die Stadt getragen. Mehr als 300 Veranstaltungen auf der Messe Wien und an 30 Locations sind geplant.

Literatur live In den Messehallen und an vielen anderen Orten der Stadt lesen promi­ nente AutorInnen aus ihren Büchern

Wen würden Sie gern einmal auf die BUCH WIEN holen?

Kaindlstorfer — Harald Schmidt. Das Dumme ist nur: Der Mann müsste mal wieder ein Buch schreiben.

F oto s:f oto st u d i o r i c h a r d s c h u st e r (2), P i a b i m a s h o f e r-d u e s m a n n

Galerist Alexander Vogel freut sich über das kunst­ interessierte Publikum auf der BUCH WIEN

K wie Kunst Eine Messe wie die BUCH WIEN spricht nicht nur Leserinnen und Leser an, sondern kulturell Interessierte im weiteren Sinn. Seit 2016 gibt es auch ein Angebot für KunstfreundInnen. Die Wiener Galerie Gershon präsentiert sich 2017 zum zweiten Mal gemeinsam mit der edition clandestin auf der Messe. Sie ist der Exklusivpartner des Schweizer Kunstbuchverlags in Österreich. Neben exklusiv gestalteten Kunstbänden kann man am Messestand auch korrespondierende Kunstwerke der Galerie wie z. B. Originalzeichnungen erwerben. Galerist Alexander Vogel ist von der Symbiose überzeugt: „Voriges Jahr hat das glänzend funktioniert. Wir werden heuer gleich zum Wiederholungstäter.“ Das Publikum der BUCH WIEN ist auch für ihn eine interessante Zielgruppe: „Hier findet man eine Menge kulturinteressierte Menschen auf einem Fleck. Wer gerne liest, interessiert sich auch für Kunst.“ Nicht nur als Kunsthändler, auch als Bücherfan weiß Alexander Vogel um die Bedeutung der Wiener Messe: „Frankfurt ist weit weg. Wir haben hier in Österreich eine lebhafte und erfolgreiche Literaturszene.

Gerade mit diesen unglaublich erfolgreichen und wortgewaltigen Autoren ist es eminent wichtig, dass Wien eine eigene Buchmesse hat, die auch ausbaufähig ist.“

N wie Nacht Das Beste kommt nicht immer zum Schluss.

Bei der BUCH WIEN steht es am Anfang. Die „Lange Nacht der Bücher“ findet wie gewohnt am Mittwoch, heuer am 8. November, statt.

Bis Mitternacht geht an diesem Abend ein buntes Programm über die diversen Bühnen der Messehalle: Von den Eröffnungsreden bis zu hochkarätigen Lesungen, dem Bücherquiz, Poetry-Slams, Diskussionen und Musik.

Doch was macht die Lange Nacht der Bücher aus? Und worauf darf man sich dieses Jahr besonders freuen? Wir haben den Mann gefragt, der es am besten wissen muss: Florian Scheuba moderiert seit Jahren die „Lange Nacht der Bücher“ der BUCH WIEN.

Auf welchen Gast freuen Sie sich dieses Jahr ­besonders?

Florian Scheuba — Zum einen freue ich mich speziell auf Adele Neuhauser. Ich bin zwar kein Fan von Rankinglisten, aber das ist die tollste Frau, mit der ich je auf der Bühne gestanden bin. Das ist wirklich eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Ich hab’ damals mit ihr im Rabenhof gespielt.

Zum anderen freu’ ich mich persönlich auf Michael Köhlmeier, weil er ein dezidiert politischer Mensch ist und wir zu einer Zeit miteinander sprechen, in der es genug zu bereden geben wird.

Lange Nacht der Bücher Kabarettist und Bücherfreund Florian Scheuba wird heuer wieder den Eröffnungsabend moderieren

Wie politisch ist die BUCH WIEN für Sie? Scheuba — Sie wird vielleicht aufgrund des Termins politischer als in anderen ­Jahren. Unser Land wird sich in einer Neu­ orientierungsphase befinden – zwischen Mut­maßungen und Gewissheiten.

Wie hat sich die BUCH WIEN in den vergangenen Jahren entwickelt?

Scheuba — Ich kann erfreut feststellen, dass die Messe ihr Publikum findet und das Interesse größer geworden ist. Ich bin ein großer Bücherfreund, also ist es für mich ein nachvollziehbares Vergnügen. Außerdem haben die Leute dort auch die Möglichkeit, direkt mit den Autoren zu sprechen. »

anzeiger / 29

26_31_09_17_Essentiell_A_L.indd 29

18.09.2017 13:14:23 Uhr

– Essenziell – Dossier zur BUCH WIEN

Ö wie Österreichischer Buchpreis

Am Vorabend der BUCH WIEN (7. 11.) werden die GewinnerInnen des Österreichischen Buchpreises und des Debütpreises im Rahmen der Preisverleihung bekannt gegeben.

Am Donnerstag, 9. 11., um 15 Uhr, besprechen sie gemeinsam die ausgezeichneten Titel. Zum Österreichischen Buchpreis siehe auch S. 18 im Heft.

P wie Poetry-Slam „Meine Freunde haben Adolf Hitler getötet und alles, was sie mir mitgebracht haben, ist dieses lausige T-Shirt“. Wer sich einen solchen Titel für seinen Roman (Verlag: Milena) ausdenkt, auf den muss man einfach gespannt sein. Elias Hirschl ist nicht nur Autor, sondern auch einer der wichtigsten PoetrySlammer des Landes. Heuer wird er bei der Poetry-Slam-Nacht der BUCH WIEN am 8. 11. für Österreich sprichwörtlich in den Ring steigen. Der Ring, das ist „Die Wasnerin“Bühne in der Messehalle D. Und Poetry-Slam, was ist das eigentlich? „Poetry-Slam, Poetryslam, der: auf einer Bühne vor Publikum [das gleichzeitig die Jury ist] ausgetragener Wettbewerb, bei dem die Teilnehmer selbst verfasste Texte vortragen; Kurzform: Slam“, erklärt der Duden.

Beim „Slam“ auf der BUCH WIEN treten

Bestsellerautor Robert Harris wird im Heeresgeschichtlichen Museum aus „München“ (Heyne) lesen

sechs deutschsprachige Poetry-SlammerInnen aus verschiedenen Ländern gegen­ einander an – neben der DACH-Region sind auch Luxemburg, Belgien und Liechtenstein vertreten. Das Aushängeschild der österreichischen Slamszene, Mieze Medusa, moderiert seit drei Jahren gemeinsam mit Markus Köhle die Veranstaltung. „Wir wollen sichtbar machen, wie unterschiedlich Deutsch klingt. Es gibt immer auch eine Runde, die den Dialekt thematisiert.“ Die BUCH WIEN ist nicht die einzige Buchmesse, die den Kampf der PoetInnen für sich entdeckt hat. Auch in Frankfurt und Leipzig wird geslammt. Doch nicht überall wird die Kunstform auch richtig verstanden. „Poetry-Slam hat oft das Problem, dass es für ein ,Jugend-Ding‘ gehalten wird. Bei anderen Messen finden Slams oft auf einer Bühne für Schüler statt“, erklärt Mieze Medusa. „Das macht die BUCH WIEN genau umgekehrt: Da ist es eine große schöne Bühne, es ist der Eröffnungsabend und es ist immer wahn­sinnig voll.“

R wie Robert Harris Heuer fällt im Vorfeld der Messe immer wieder ein großer Name: Robert Harris. Der Brite hat die Kunst des literarischen Thrillers perfektioniert. Berühmt wurde er mit dem polarisierenden Roman „Vaterland“, einem Gedankenspiel, in dem die Deutschen den

f o t o s : g u d r u n k r i e g e r , ay h a m , p e t e r f e l b e r t

Wegbegleiterin ... vom ersten Tag an: Autorin Eva Rossmann. Dieses Jahr stellt sie auf der Buchmesse ihren neuen Roman „Patrioten“ (Folio) vor

Mieze Medusa Gemeinsam mit Markus Köhle moderiert sie die Poetry-SlamNacht in der „Langen Nacht der Bücher“

anzeiger / 30

26_31_09_17_Essentiell_A_L.indd 30

18.09.2017 13:14:33 Uhr

T wie Tanzen

Zweiten Weltkrieg gewonnen haben. Auch in seinen späteren Werken, etwa seiner „Cicero“-Triologie, vermischte Harris höchst erfolgreich Fakten mit Fiktion. Jeder seiner bisherigen Romane wurde zum Besteller. Allein im deutschsprachigen Raum hat Harris vier Millionen Bücher verkauft. Ende Oktober, pünktlich zur BUCH WIEN, erscheint sein neuer Politthriller „München“ bei Heyne. Harris nimmt sich darin erneut eines historischen Ereignisses an: Es geht um das Münchner Abkommen von 1938 zwischen Hitler, Mussolini, Chamberlain und Dala­ dier. Robert Harris wird am Donnerstag, den 9. 11., um 16 Uhr auf der Messe Wien und am selben Tag um 19 Uhr im Heeresgeschicht­ lichen Museum lesen.

Fotos:fotostudio richard schuster

S wie Stammgäste

Die BUCH WIEN entstand in ihrer heutigen Form im Jahr 2008. Sie löste die „Buchwoche“ ab, ein Lesefest, das bis dahin im Rathaus stattgefunden hatte. Eva Rossmann war bei der allerersten Pressekonferenz der BUCH WIEN als Vertreterin der Autorinnen und Autoren dabei. „Damals waren viele skeptisch.

Und ich hab’ mir gedacht: Super! Was kann uns Besseres passieren, als mehr Öffentlichkeit für Bücher zu bekommen?“ Woher kam eigentlich die Skepsis? „Der Gang in die Messe Wien ist vielen schwer gefallen, weil man Bücher nicht wie andere Produkte verkaufen kann. Aber ein Buch ist etwas Besonderes, und gerade weil es etwas Besonderes ist, kann man es selbst in Messehallen stellen!“ Rossmann hat die Entwicklung der BUCH WIEN über die Jahre hinweg begleitet. Für sie hat sich die Messe zunehmend professionalisiert, aber auch die richtige Größe behalten: „Es ist wie ein Buchgrätzel. Man trifft Leute, kann entspannt herumgehen und der Druck, etwas zu erledigen, ist nicht so groß.“ Das Veranstaltungsprogramm ist für sie ein weiterer Pluspunkt: „Die Lesebühnen sind besser organisiert als anderswo. Es ist für das Publikum einfacher als auf anderen Messen, zuzuhören. Das finde ich besonders angenehm.“ Rossmann selbst wird heuer sowohl auf der ORF- als auch auf der 3sat-Bühne aus ihrem neuen Roman „Patrioten“ (Folio) lesen. Und auch abseits der Messehallen, im Thalia W3, hat sie eine Lesung geplant. „Es ist fein, wie sich das Lesefest entwickelt hat.

Ich kenne Leute, die verbinden ihren Urlaub damit und kommen extra nach Wien. Da entsteht ein gewisser Sog – es kommt an!“

Alle Jahre wieder: Die Buchmessenparty im Gartenbaukino ist auch 2017 DAS Event der BUCH-WIEN-Woche. Verlagsleute, AutorInnen, BuchhändlerInnen, ÜbersetzerInnnen und FreundInnen feiern am 10. November ab 22.00 Uhr im 1960er-Jahre-Foyer des Gartenbaukinos.

Vorfreude Rosa ist die Farbe des Optimismus. Das passt gut zur BUCH WIEN, die auch heuer frischen Wind in die Buchbranche bringen wird

V wie Verkauf In diesem Jahr können Bücher erstmals an allen Ständen direkt von den Verlagen verkauft werden. Bisher konnten die BesucherInnen die Bücher nur in der Messebuchhandlung erstehen. „Es gab den allgemeinen Wunsch nach einer Verkaufsmesse“, sagt Czernin-Verleger und HVB-Präsident Benedikt Föger. „Das ist eine große Weiterentwicklung.“ Erstmals findet außerdem der Ticket-Vorverkauf für die BUCH WIEN in allen Thalia-Filialen Österreichs statt.

Anzeiger_ReiseKnowHow_2017_Layout 1 18.09.2017 12:52 Seite 1

Neu

im REISE KNOW-HOW Verlag

So sind sie, die ...

Die Fremdenversteher

Die Reihe, die kulturellen Unterschieden unterhaltsam auf den Grund geht.

Mit britischem Humor vom Feinsten, Mut zur Lücke, einem lockeren Umgang mit der politischen Korrektheit – aber immer: feinsinnig und auf den Punkt.

So sind sie eben, die Fremden!

Die Fremdenversteher: Deutsche Ausgabe der englischen Xenophobe’s®Guides.

www.reise-know-how.de

Euro 8,90 [D]

Reisen? We know how!

anzeiger / 31

26_31_09_17_Essentiell_A_L.indd 31

18.09.2017 14:31:40 Uhr