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vertrauen In dIe natur

1983 wurde in Oberösterreich der erste Schwimmteich mit purer Biologie gebaut. Das Pionierprojekt des Umweltaktivisten Werner Gamerith hat auch nach 37 Jahren nichts von seiner natürlichen Faszination verloren.

Planung ersetzt den Zufall durch den Irrtum. Gerade bei einem Pionierprojekt sollte man von vornherein an diesen Spruch denken“, lächelt Werner Gamerith milde und mit Augenzwinkern. Vor 37 Jahren baute der Österreicher den allerersten Schwimmteich und hat damit quasi eine Branche begründet, die sich bis heute durch eine enorme Entwicklung, Kreativität und Naturverbundenheit auszeichnet. Damals gab es indes keinen Masterplan, nur die Skizze in einer Zeitschrift, an der sich Gamerith orientierte: „Dann habe ich in unserem geneigten, seichtgründigen Granitgelände den geeigneten Ort gesucht und einen Schreitbagger bestellt. Wir mussten Felsen sprengen und den Schutt anschließend in den Damm einbauen“, erinnert er sich genau. Und auch weiteres notwendiges Material wie etwa geeignete Teichfolie war seiner

Fantastische Tier- und Pflanzenwelt im Schwimmteich, von Werner Gamerith selbst fotografiert. Von links: die Bach-Nelkenwurz (Geum rivale) und die beiden Libellenarten Vierfleck (Libellula quadrimaculata) und Becher-Azurjungfer (Enallagma cyathigerum).

Trotz einer kaum erkennbaren Barriere zwischen Bade- und Naturzone: In Werner Gameriths Schwimmteich fühlen sich die Badenden eins mit der Natur und können sich vom Beginn ihres Lebens an mit der dortigen Tier- und Pflanzenwelt vertraut machen.

Werner Gamerith

Der Diplom-Ingenieur (DI) aus dem Strudengau in Oberösterreich setzte als Erster eine Idee um, die im März 1983 in der Zeitschrift „natur“ skizziert und beschrieben wurde: „Die Idee eines künstlich gebauten Schwimmteichs mit einer Barriere zwischen Bade- und Naturzone leuchtete mir sofort ein und an einer sonnigen Stelle in unserem Naturgarten setzten wir sie sogleich um.“

Auch Ringelnatter (Natrix natrix, links) und Gelbbauchunke (Bombina variegata, rechts) haben inmitten der blühenden Pflanzenwelt des Teichs ihren kleinen Lebensraum gefunden.

zeit nicht erhältlich: „Es kamen deshalb nur Produkte aus dem Baustoffhandel in Betracht. Ein Freund vermittelte mir günstige Restposten einer zwei Millimeter starken Baufolie.“ In puncto Wasseraufbereitung orientierte sich Gamerith an den Läuften der Natur: „Da ich seit meiner Jugend mit Teichen und natürlichen Stillge

Buchtipp „Mein naturgarten. Glück und Geheimnis“

Mit dem extrakapitel „Badefreuden im Biotop“ In diesem reichhaltig bebilderten Band präsentiert Werner Gamerith die Schönheit und die Geheimnisse der Lebensvielfalt in seinem seit 1964 existierenden Naturgarten. Dazu gibt er praxisnahe Ratschläge für den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur. Der Naturgarten soll ein Übungsfeld darstellen, in dem das Verständnis für die Pflanzen- und Tierwelt nach und nach wächst – so, wie dies Flora und Fauna ihrerseits tun. Dazu beschreibt Werner Gamerith, wie er und seine Frau ihren Naturgarten Jahr für Jahr gewissenhaft hegen und pflegen. 176 Seiten, Chr. Brandstätter verlag, Wien 2013, 25 euro

wässern vertraut bin, genügte mir die Erfahrung, dass Gewässer mit Röhricht- und Schwimmblattgesellschaften eine gute Badequalität haben. Ganz wichtig war natürlich auch die ausreichende Kommunikation zwischen der Natur- und der Badezone.“ Nach drei Monaten intensiver Bauarbeiten konnten er und seine Familie bereits in dem Teich baden. „Unser lieber Nachbar, ein sehr tüchtiger Allroundhandwerker, war abgesehen vom Baggerfahrer und Sprengmeister der einzige, aber unverzichtbare Helfer bei der vielen Handarbeit des Grabens und Glättens, dem Verlegen der Folie und bei den Betonarbeiten.“ Seither genießt Werner Gamerith die reichhaltige, sich ständig verändernde Natur des Teichs in seinem Garten in Oberösterreich: „Die Vegetation wird immer dichter und schöner. Die Feuchtpflanzen der Flachwasserzone bilden einen Röhrichtgürtel, wo den ganzen Sommer über Gilbund Blutweiderich leuchten.“ Über der Tiefe öffnen sich morgens an die 100 Weiße Seerosen- und etliche Teichrosenblüten. Außerdem wechseln Populationen und Tierarten. „Ich entdecke immer wieder Neues. Ich habe keine Tiere ausgesetzt, die passenden Arten besiedeln aus der naturnahen Umgebung bald einen neuen Lebensraum.“ Ihr vertraut Gamerith auch beim Baden: „Das Eintauchen erfrischt Leib und Seele. Das klare Wasser, welches uns trägt und zärtlich umfließt, die Gesellschaft von Lebewesen schenkt uns ein paradiesisches Gefühl.“ ❚ Fotos: Werner Gamerith · Text: Joachim Scheible

„Hier lernen wir wieder, der Natur mehr zu vertrauen, sie mit allen Sinnen zu genießen und zu erkunden“, sinniert Werner Gamerith über das klare Wasser ohne Pumpentechnik.

Daten & Technik

Typ I *

Baujahr: 1983 Gesamtfläche der Teichanlage: ca. 100 m 2 Fläche Schwimmzone: 48 m 2 (4 m x 12 m), ummauert. Bei der Sanierung im Jahr 2008 wurde die vorher bis 15 cm unter die Oberfläche reichende Mauer zwecks ausreichenden Wasseraustauschs um 25 cm abgetragen, weil sie von der neuen Folie überdeckt und abgedichtet wurde Fläche Regenerationszone: Genau so groß wie die Schwimmzone Wassertiefe Schwimmzone: 1,50 m Technik + Ausstattung: Gegossenes Streifenfundament für die Mauer bis zur Höhe des Beckenbodens. Ausgelegt mit Baufolie, 1 m breite Bahnen aus 2 mm starkem, sehr steifem Äthylen-Co-Polymerisat (ECP), auf vorher geglättetem und verdichtetem Untergrund mittels Heißluftgerät und Gummirolle verschweißt. Beckenmauer aus 20 cm starken, mit Magerbeton gefüllten porösen Schalsteinen. Sanierung nach 25 Jahren durch Firma Richard Weixler aus Wels, weil die schwierige Dichtungsfolie trotz ständiger Nachbesserungen unauffindbare Lecks hatte. Ersetzt durch eine richtige Teichfolie Gestaltung + Wasseraufbereitung: Heimische Sumpf- und Wasserpflanzen, großteils entnommen aus anderen Teichen oder von trockengelegten Feuchtwiesen. Dazu später Wildpflanzen von Fachhändlern eingesetzt, sie sind in der Regel robuster als viele Züchtungen. Gamerith: „Die elegantere Technik ist immer jene, welche natürliche Prozesse nutzt, statt sie durch Industrieprodukte und Fremdenergie zu ersetzen. Pflanzen samt ihrer Besiedlung mit Mikroorganismen sind kostenund wartungsfreie Wasseraufbereiter, die nicht verschleißen, sondern sich ständig erneuern.“ Notwendige Pflege: Hin und wieder Schlamm aus dem Badebecken und zu dicht gewordene Pflanzen aus der Regenerationszone entfernen

Mehr Informationen

Buchung von Vorträgen: DI Werner Gamerith, Dörfl 16, A-4391 Waldhausen, Tel.: 0043/7260/4116, gamerithwerner@gmail.com

Schwimmteichbau vor 37 Jahren: Werner Gamerith (kleines Bild oben) verlegt 1983 eine Folie aus dem Baustoffhandel – damals gab es noch keine Teichfolie. 25 Jahre später wird der Teich erstmals saniert, nun mit einer richtigen Teichfolie (Bild unten).

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