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Ein paar Fragen an…

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Benvenuti a casa

Benvenuti a casa

Valesca Fix

Valesca, Du bist das Gesicht von EUROPA ZENTRAL und hast das Projekt im Liegnitzquartier geleitet. Das Projekt endet in den kommenden Monaten. Wenn das Projekt ein Tier wäre, welches Tier wäre es dann?

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Ameise, auf den ersten Blick unscheinbar, aber wird oft unterschätzt, ist fleißig und wächst über sich hinaus, gemeinsam stark, kann großes bewirken, hier geht es manchmal zu wie im Ameisenhaufen.

Im Mittelpunkt des Projektes stand immer wieder der Liegnitzplatz. Viel ist in Bewegung gekommen, ein umfassender Beteiligungsprozess zur Neugestaltung ist in vollem Gange. Wenn Du an den Liegnitzplatz denkst, dann denkst Du an…?

An die vielen Menschen mit vielen Sprachen die den Platz nutzen und die wilden Geschichten, teils illegalen und zum Ärger der Anwohnerschaft, leider auch Müll, aber auch die Gemeinschaft und eine große Motivation den Platz neu zu denken und die tollen Feste die dort schon gefeiert wurden. Einmal stand ich auf dem Liegnitzplatz und habe um mich herum gehorcht und kein Wort verstanden und ich dachte „wie toll, ich fühl mich wie im Urlaub, wie in einem anderen Land“, ich fand es toll, dass Menschen hier einen Platz für sich finden.

Du warst nun einen langen Zeitraum mitten in Europa, mitten im Liegnitzquartier. Wo finden wir Dich ab dem nächsten Jahr wieder?

Dem Liegnitzquartier werde ich weiterhin durch das Mobile Atelier erhalten bleiben und auch weitere künstlerische Angebote in Gröpelingen anbieten.

Du kannst Dich ja nicht von allen im Quartier persönlich verabschieden. Was sagst Du dem Quartier zum Abschied?

So richtig Abschied ist es ja nicht (siehe oben).

Rosemarie Rode

Rosemarie Rode ist 82 Jahre jung und am besten über WhatsApp erreichbar. Also chatte ich sie an.

Liebe Rosemarie, was machst du gerade? Kann ich dich kurz stören? Ich mache gerade nichts Besonderes, will gleich noch ein wenig an die Luft. Was willst du wissen?

Wie bist Du nach Gröpelingen gekommen? Wo kommst du ursprünglich her?

Ursprünglich komme ich aus Mamas Bauch, 1940 wurde ich im Diakonissenhaus geboren, das damals an der Nordstraße lag. Seitdem lebe ich in Gröpelingen. Ich bin – außer im Urlaub – niemals aus Gröpelingen herausgekommen.

Was magst du an Gröpelingen und was sollte sich ändern?

Heiko Grein

Du lebst am Liegnitzplatz, bekommst die drängenden sozialen Probleme täglich hautnah mit. Gibt es etwas, was du dennoch liebst an diesem Quartier?

Das Quartier und seine Menschen mit all ihren Eigen­ und Verrücktheiten.

Was hat dich nach Gröpelingen geführt?

Ich bin in Frankfurt am Main geboren und bin 1988/89 für mein Studium nach Bremen gekommen. Nach all den Jahren würde ich sagen, meine Heimat ist hier. Aber hey, wer weiß schon was das Leben so für einen vorhält… und wohin es einen dann treibt?

Du bist Unternehmer – aber die Corona-Pandemie hat dir arg zugesetzt. Wie geht es weiter?

Eigentlich nicht allzu kompliziert! Einmal mehr Aufstehen als Hinfallen, schütteln und sortieren, in Teilen neu erfinden und dann weitermachen! Die Hilfen des Staates haben dabei definitiv geholfen! In solch schwierigen Zeiten höre ich gerne den Song von Kae Tempest:

And they say, “If there’s still time on the clock

There’s still choices to make”

Mmm, I just wanna keep climbing

And I don’t know why I don’t mind, don’t mind (aus „No Prizes“ by Kae Tempest)

Ich mag das Liegnitzquartier, hier ist mein Zuhause, hier kenne ich alles, habe Freunde und Nachbarn. Aber leider ist nichts mehr, rein gar nichts mehr so wie früher. Es ist alles so schmutzig, überall wird einfach der Müll entsorgt. Auch wünsche ich mir, dass wieder mehr Menschen mit deutschen Wurzeln hier wohnen möchten, nach Gröpelingen ziehen und es hier wieder gemischter wird.

Du hast dich viele Jahre im Plattdütschen Verein engagiert. Mit wem sprichst du plattdütsch?

So richtig god kann ik dat nicht snacken. Gifft jo ok keene Gelegenheit. Beter kann ik dat lesen, ok vorlesen. Ik mok so een beeten wieter bi de Senioren­Uni.

Wird plattdütsch aussterben?

Plattdütsch ward woll blieven, nur nich hier bi us in Gröpeln, woll ok nich veel in Bremen.

Andreas Rust

Wenn du von deiner Terrasse auf den Liegnitzplatz schaust, sieht du… …das pralle Leben in Gröpelingen mit allen Licht­ und Schattenseiten – wie im Theater in der ersten Reihe.

Was wünschst du dir für das Liegnitzquartier in der Zukunft?

Friedliches Zusammenleben der verschiedenen Kulturen und Lebensalter, saubere Straßen, renovierte Häuser, mehr Vielfalt an Geschäften und Kulturangeboten, mehr Kneipen und Cafés.

Was hat dich nach Gröpelingen geführt?

Ich bin in Hamburg geboren, im Iran aufgewachsen, habe in Wiesbaden, Bad Homburg, Frankfurt und Göttingen gewohnt. Ich war viel unterwegs in Europa, Nord­ und Südamerika, Sri Lanka, China, Japan, Indonesien ... Nach meiner Pensionierung 2016 habe ich mich für einen Umzug nach Bremen entschieden, die Wahl auf Gröpelingen fiel spontan und zufällig.

Du hast in vielen Ländern gelebt – wo ist deine Heimat?

Ich habe keine Heimat im üblichen Sinn. Überall, wo ich mich wohlfühle, kann ich zu Hause sein – Südfrankreich, Lissabon, Berlin, Singapur – und natürlich Gröpelingen.

Alvar, die Ratte

Ich treffe Alvar, die Ratte, auf dem Liegnitzplatz.

Hallo Alvar…

Hab keine Zeit. Frischer Müll da… lecker…

Was machst du auf dem Liegnitzplatz?

Tut mir leid. Wir wollen euch weder erschrecken noch euch Menschen krank machen. Aber in einem Stadtteil mit viel Müll ist es für uns komfortabel, es gibt ständig etwas zu fressen. “Uns wird das Menschengeschlecht niemals los” hat schon Günther Grass in dem Roman “Die Rättin” geschrieben. Das liegt aber daran, dass wir echte Überlebenskünstler und sehr sozial sind.

Um ehrlich zu sein, ich finde Ratten eklig. Ach, sei doch nicht so voreingenommen. Das ist typisch für die westliche Kultur. Im asiatischen und indischen Raum sehen das die Menschen ganz anders. Im Hinduismus werden wir Ratten als Symbol für Intelligenz angesehen, im Karni­Mata­Tempel in Rajasthan gilt es bei den Pilgern als glücksbringend, wenn ihnen eine heilige Ratte über den Fuß läuft. Egal wie ihr Menschen über uns denkt, wir sind sehr kluge und sehr soziale Tiere…

Wow… aber ich denke immer, ihr Ratten bringt uns gefährliche Krankheiten, weil ihr ständig im Müll wühlt.

Wir fressen vornehmlich Gemüse, aber wir sind Flexitarier. Wenn wir leckeren Müll mit Fleischresten und so finden, fressen wir auch den. Wenn ihr uns auf euren Spielplätzen nicht haben wollt, dann werft euren Müll nicht mehr auf die Straße. Anders werdet ihr uns nicht los.

I’m meeting Alvar the Rat at Liegnitzplatz square.

Hello Alvar…

No time. I smell fresh garbage… delicious…

What are you doing at Liegnitzplatz square?

I’m sorry. We don’t mean to scare humans or make you sick. It’s just that a neighbourhood with lots of garbage is sheer luxury for us, there’s always something to eat around. “Humankind will never be rid of us,” Günther Grass wrote in his novel “The Rat” back in 1986. But that is because we are survival experts and highly social creatures.

To be honest, I find rats disgusting.

Oh, don’t be so prejudiced. This is typical of Western culture. In Asia and India, people see it quite differently. In Hinduism, rats are regarded as a symbol of intelligence, in the Karni Mata Temple in Rajasthan, pilgrims consider it a lucky talisman when a sacred rat runs over their feet. Irrespective of what your people think of us, we are very smart and very social animals...

Wow… And here I thought all that rats do is spread dangerous diseases because you’re always burrow through garbage. We prefer vegetables, but really, we are flexitarians. If we find tasty garbage with meat and the like, we eat that, too. You don’t want us on your playgrounds? Don’t throw your garbage in the streets. That is the only way to get rid of us.

Ben Liegnitz alanındaki iri sıçan Alvar´a raslıyorum.

Merhaba Alvar … Vaktim yok. Taze çöp gelmiş …lezzetli …

Sen Liegnitz meydanında ne yapıyorsun?

Özür dilerim. Biz sizleri ne ürkütmek isteriz, nede siz insanları hasta yapmak isteriz. Fakat çöpün fazla olduğu bir semt bizim için çok konforludur, her zaman yiyecek bir şeyler vardır. Günther Grass „Die Rättin“ adlı romanında bile „İnsan ırkı bizden asla kurtulamayacak“ diye yazmıştı. Bu bizim gerçek hayat savaşçısı ve çok sosyal olduğumuzdandır.

Gerçeği söylemek gerekiyorsa, ben iri sıçanları mide bulandırıcı buluyorum.

Ah, bu kadar önyargılı olma. Bu batılı kültür için tipiktir. Asyalı ve Hintliler yaşam alanında insanlar bunu çok farklı görüyorlar. Hinduism´de biz iri sıçanlar bir zeka sembolü olarak kabul edilir, Rajasthan’daki Karni Mata Tapınağı’nda, hacılar için kutsal bir sıçanın ayaklarının üzerinde yürümesi kendilerine şans getirdiği sayılır. Bizim hakkımızda ne düşündüğünüz önemli değil, bizler çok akıllı ve çok sosyal hayvanlarız…

Vaybe ... ama ben siz iri sıçanların sürekli çöpleri karıştırdığınız için bize tehlikeli hastalıklar getirdiğinizi düşünüyorum. Çoğunlukla sebze yiyoruz, ancak yemek konusunda esnek davranıyoruz. Eğer et artığı olan lezzetli çöpleri ve abur cuburlar bulursak onu da yeriz. Eğer bizi oyun alanlarında istemiyorsanız, çöplerinizi o zaman artık sokaklara atmayınız. Başka türlü bizden kurtulamazsınız.

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