maya #8 - Auszug

Österreichische Post AG, MZ18Z041357M, econova Verlags GmbH, Hunoldstraße 20, 6020 Innsbruck, 5,50 EURO

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DAS T IROLER FRAUENMAGAZIN

AUSGABE

08 |

W INTER 2019

EIN FRAUENLEBEN LANG

Warum Zyklen etwas Gutes sind TROTZ KIND

Wie wir Kind und Karriere wuppen ÜBERSTANDEN, UND DENNOCH:

Krebs ist ein Arschloch

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WENN ES NICHT GUT IST, IST ES NICHT DAS ENDE.

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WIRD ALLES GUT.

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AM ENDE

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128 #HAPPY END 10 D EN MENSCHEN ALS GANZES SEHEN Ein Frauenleben besteht schon naturgemäß aus unterschiedlichen Zyklen. Jedes Ende ist der Beginn von etwas großartig Neuem und auch nach der Menopause ist noch lange nicht Schluss.

16 KREBS IST EIN ARSCHLOCH Es gibt keinen Fall, bei dem das nicht so ist. Dennoch gibt es Geschichten, die Mut machen.

20 AM ENDE IST ALLES VIEL LEICHTER Sich mit sich selbst zu beschäftigen, ist eines der schwierigsten Dinge überhaupt. Und eines der wichtigsten.

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M AYA / DA S T I R O L E R F R A U E N M AG A Z I N

„Alter schützt vor Liebe, nicht aber Liebe vor dem Altern.“ COCO CHANEL

22 TROTZ KIND Die berufliche Karriere muss mit einem Kind nicht enden. In manchen Fällen fängt sie dann erst richtig an.

32 ZUM THEMA Buch- und Rechtstipps und der Blick ins eigene Seelenleben.

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DAS THEMA AUF DER MATTE Die Yogaübung der Ausgabe.

INHALT

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#LIFE 42 JUNGE LEBENSKRISEN Das Kriseninterventionszentrum für Kinder und Jugendliche in Not ist 365 Tage im Jahr Anlaufstelle für junge Menschen in Lebenskrisen.

46 DEN TOD INS LEBEN HOLEN Seit 15 Jahren ist Christine PernlochnerKügler Bestatterin. Sie sieht es auch als ihre Aufgabe, den Hinterbliebenen Angst und Scheu vor den Verstorbenen zu nehmen.

50 TRAUER IST VERSCHIEDEN Der Tod ist ein universelles Faktum, die Trauer aber kulturell und individuell verschieden. Und: Sie ist so notwendig wie normal.

I N H A LT

54 IN WÜRDE GEHEN Der Tod gehört zum Leben und wie wir ihn erleben dürfen, hängt stark davon ab, welchen Weg wir für uns oder unsere Angehörigen wählen.

„Frauen, die lange ein Auge zudrücken, tun es am Ende nur noch, um zu zielen.“ HUMPHREY BOGART

Österreichische Post AG, MZ18Z041357M, econova Verlags GmbH, Hunoldstraße 20, 6020 Innsbruck, 5,50 EURO

62 PURE MOMENTE Wird das Ende eines Lebens von Demenz geprägt, ist ein „Happy End“ eine große Herausforderung. Aber machbar.

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DAS T IROLER FRAUENMAGAZIN

AUSGABE

08 |

126 SEXY LADYS Das Frauen-Jazz-Orchester besteht – der Name lässts erahnen – zur Gänze aus Frauen. Gesamtkonzept „weiblich“ sozusagen.

W INTER 2019

EIN FRAUENLEBEN LANG

Warum Zyklen etwas Gutes sind TROTZ KIND

Wie wir Kind und Karriere wuppen ÜBERSTANDEN, UND DENNOCH:

Krebs ist ein Arschloch

#STYLE

94 MODESEELE Italiener scheinen genetisch mit Stil und Style verbunden. Francesco Procopio ist der Beweis dafür, dass das stimmt.

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WIRD ALLES GUT.

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AM ENDE

WENN ES NICHT GUT IST, IST ES NICHT DAS ENDE.

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82 IM SOG DES WINTERS Der Winter kann herrlich vielfältig sein. Kalt, frisch, weiß und bunt.

Auch modisch.

ZUM COVER

ART DIRECTION: Gracia Gunkel PHOTOGRAPHY: Patrick Saringer HAIR & MAKE-UP: Elke Griessmayr

128 HOCHKARÄTIG Aus unzähligen Ecken des Tiroler Schmuckkastls in Seefeld funkelt der extraordinäre Lebensweg der Gründerin. Die Geschichte der Johanna Schiestl.

138 SCHÖN WOHNEN AUF ZEIT Die Reisetrends 2020 findet ihr im Extraheft, in diesen Hotels ist es auch ganz wunderbar.

98 FIFTY SHADES OF BUNT Schwarz ist bunt genug. Manchmal verträgt das Leben aber auch eine gehörige Portion echte Farbe.

#WOHNEN 114 SCHÖNE ALTE SACHEN Manchmal kommen auch Dinge an ihr Lebensende. Janny Herzog ermöglicht ihnen ein zweites Leben. Manchmal ein viel schöneres.

#SZENE

… verliebt ins Leben.

I MMER DRIN …

03 Editorial: Aus der Redaktion 68 Essen & Trinken: Tipps für Genießer 96 Trends der Ausgabe 106 Mayas Choice: Lieblingsstücke 108 Beauty-Trends: Hautschmeichler

118 Wohlfühl-Wohnen: Schönes fürs Zuhause 144 Charity: Tue Gutes und rede darüber

145 Frauen im Fokus: Wer uns aufgefallen ist

146 Mannsichten

IMPRESSUM HERAUSGEBER: Maya Altenburger-Schwitzer, Mag. Sandra Nardin, Christoph Loreck MEDIENINHABER: eco.nova Verlags GmbH, Hunoldstraße 20, 6020 Innsbruck, 0512/290088, www.econova.at GESCHÄFTSLEITUNG: Mag. Sandra Nardin, Christoph Loreck | ASSISTENZ: Martin Weissenbrunner CHEFREDAKTION: Marina Bernardi | STV. CHEFREDAKTION: Sonja Niederbrunner (beide redaktion@maya-magazin.at) MITARBEITER DIESER AUSGABE: Alexandra Keller, Marian Kröll, Gracia Gunkel, Doris Helweg, Doris Daz, Caterina Molzer-Sauper ANZEIGENVERKAUF: Ing. Christian Senn, Bruno König, Matteo Loreck, Hannelore Weissbacher | LAYOUT: Tom Binder PRODUKTION: Tom Binder, Conny Wechselberger | LEKTORAT: Mag. Christoph Slezak | FOTOS: Andreas Friedle, Patrick Saringer, Marian Kröll DRUCK: Radin-Berger-Print GmbH (25.000 Stück) | MAYA IM ABO (4 AUSGABEN PRO JAHR) : Inland: 19 Euro, Ausland (Deutschland, Schweiz, Italien): 29 Euro | ABO-KONTAKT: abo@maya-magazin.at UNTERNEHMENSGEGENSTAND: Die Herstellung und der Vertrieb von Drucksorten aller Art. Grundlegende Richtung: maya ist das Tiroler Frauenmagazin für alle, denen Gesundheit, Schönheit und Mode wichtig ist und die sich gerne inspirieren lassen. maya ist ein Magazin für mehr Gelassenheit für Frauen mit Stil und Style, die dem Leben gerne mit einem Augenzwinkern begegnen.

Der Nachdruck, auch auszugsweise, sowie anderwertige Vervielfältigung sind nur mir vorheriger Zustimmung des Herausgebers gestattet. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion dar.

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EIN

FRAUENLEBEN LANG TEXT:

MARINA BERNARDI FOTOS:

MARIAN KRÖLL

Ein Frauenleben besteht schon naturgemäß aus unterschiedlichen Zyklen.

Jedes Ende ist der Beginn von etwas großartig Neuem und auch nach der Menopause ist noch lange nicht Schluss.

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F

rauen gelten vielfach als Mysterium. Vor allem für Männer. Aber auch wir selbst sind oft überrascht ob der Vorgänge in unserem Körper. Wir haben mit Internistin Dorothea Heininger und Allgemeinmedizinerin Caroline Falkensteiner ganz entspannt darüber geplaudert, was uns ausmacht. Und auch wenn wir wissen, dass Alkohol nie eine Lösung ist, so haben wir uns doch ein Gläschen dazu eingeschenkt. Ab und zu darf man das.

M A Y A : Eine Frau ändert sich im Laufe ihres Lebens quasi von Natur aus – körperlich und damit auch emotional. Gibt es für euch klassische Stolpersteine, über die wir Frauen drübermüssen?

D O R O T H E A : Es gibt mehrere Phasen, ganz wichtig ist aber wohl jene, an der das Frau-Sein an sich vermeintlich endet. Unser Erwachsenenleben ist an die Regelblutung gebunden.

Die Periode begleitet uns viele Jahrzehnte lang und beeinflusst unsere Lebensplanung: Anfangs geht es um Verhütung, später ist der Kinderwunsch ein sehr zentrales Thema. Und auf einmal endet dieser Abschnitt, ohne dass man gefragt wird, ob es jetzt schon passt. Das ist eine große Herausforderung für uns Frauen und auch mit körperlichen und medizinischen Besonderheiten verbunden: Man fühlt

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DR. DOROTHEA HEINIGER

ist Internistin mit Schwerpunkt Nephrologie (Nierenerkrankungen). Sie war Oberärztin an der Inneren Medizin – Nephrologie der Universitätsklinik Innsbruck und eröffnete vor fünf Jahren ihre eigene Ordination in Innsbruck.

Ihr Steckenpferd: Bluthochdruck. www.drheininger.at

sich nicht mehr so wohl, kann die Figur nicht mehr so gut halten, eventuell schläft man nicht mehr so gut, die Stimmung kann sich verändern.

C A R O L I N E : Die Menopause ist ein ähnlicher Stolperstein wie die Pubertät. Auch dort verändert sich der Körper, es kann zu Stimmungsschwankungen kommen, die Hormone spielen verrückt. In dieser Phase lernt man, sich als Frau zu akzeptieren und zu positionieren.

Man weiß: Man wird erwachsen. Ein wesentlicher Schritt im Leben einer Frau ist auch die Geburt eines Kindes. Damit ändert sich nicht nur der Körper, sondern auch die Aufgabe der Frau komplett. Als ich Mutter geworden bin, konnte ich mir das anfangs gar nicht vorstellen, und plötzlich hieß es, sich selbst nicht mehr so wichtig zu nehmen und jemand anderem Vorrang zu geben. Dann kommt die Menopause mit all ihren Begleiterscheinungen. Diese Phase kann aber auch eine Chance sein, wieder zu sich selbst zu finden und seine eigene Position zu festigen.

M A Y A : Inwieweit kann man sich auf solche Veränderungen vorbereiten? Natürlich kann man viel über die Menopause lesen, trotzdem scheint sie jeden dann doch überraschend zu treffen. Mir ging’s da nicht anders.

D O R O T H E A : Unter der Menopause versteht man die letzte Regelblutung und das ist letzt-

lich nicht so einfach festzustellen. Denn in dem Augenblick weiß man ja nicht, dass es die letzte sein wird. Deshalb kann man sich darauf eigentlich nicht vorbereiten. Auf der anderen Seite ist die Menopause ein wichtiger Marker.

Es gibt zum Beispiel Studien, die zeigen, dass Osteoporose rund um die Menopause deutlich zunimmt. Sie hat also schon eine Bedeutung, nicht nur emotional, sondern auch körperlich. Im Grunde geht es darum, einen gesunden Lebensstil zu pflegen, auf sich, seinen Körper und seine Seele zu achten, in Bewegung zu bleiben und sich ausgewogen zu ernähren. Je fitter man ist, desto besser kann man mit unterschiedlichen Lebensphasen umgehen.

C A R O L I N E : Ich sehe das gleich. Es geht nicht darum, spektakuläre sportliche Höchstleistungen zu vollbringen, sondern darum, bewusst zu leben. Bewegung und Ernährung fallen oft in einem Nebensatz, dabei sind diese Punkte tatsächlich zentral. Bewegung hilft, um Osteoporose vorzubeugen, und ist gut für die Psyche. Übergewicht macht außerdem den Stoffwechsel träge und dann kämpft man im Wechsel noch mehr.

D O R O T H E A : Der Lebensstil hat auch große Auswirkungen auf den Blutdruck. Bluthochdruck wird oft als Nebensächlichkeit abgetan, kann aber zu gefährlichen Folgeerkrankungen wie Gefäßverkalkungen, Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzschwäche oder Nierenerkrankungen führen. Auch Altersdemenz wird von Bluthochdruck begünstigt. Mit dem Beginn der Wechseljahre entwickeln viele Frauen einen Bluthochdruck, auch wenn sie früher einen niedrigen Blutdruck hatten.

C A R O L I N E : Bei der Gewichtsregulation in den Wechseljahren geht es nicht um Eitelkei-

„Ich fühle mich durchs Älterwerden nicht geknebelt. Vielmehr freue ich mich, ein bisschen mehr darüber zu wissen, worum es im Leben wirklich geht.“ CAROLINE

DR. CAROLINE FALKENSTEINER

ist Allgemeinmedizinerin und hat sich früh mit dem Thema der Komplementärmedizin beschäftigt. Sie war stellvertretende ärztliche Leiterin am Lanserhof und hat vor Kurzem ihre eigene Praxis für ganzheitliche Allgemeinmedizin und ästhetische Medizin in Innsbruck eröffnet. www.dr-falkensteiner.at

ten und ob man nun Größe 38 oder 40 trägt, sondern tatsächlich um die eigene Gesundheit. Im Zuge dessen sollte man auch seinen Vitamin-D-Spiegel kontrollieren lassen. Die meisten Menschen haben hier Mangelerscheinungen. Vitamin D hat nicht nur Auswirkungen auf den Knochenstoffwechsel, sondern macht ganz viel mit uns. Eine Zeitlang wurde die Thematik ziemlich gehypt, tatsächlich ist sie aber wichtig.

M A Y A : Man spricht immer von den Wechseljahren. Kann man diese Jahre zeitlich eingrenzen? Wie lange dauert es im Schnitt, bis sich der Körper an die neue Situation gewöhnt hat? Ich hab ja Gott sei Dank kaum Symptome, aber es gibt Frauen, die schon sehr leiden.

D O R O T H E A : Das ist schwer zu sagen. Manchen geht es gut, manchen nicht, und wieder andere leiden bis 70. Das ist sehr unterschiedlich.

Die Frage ist eher, wie man damit umgeht.

M A Y A : Ich finde, es ist schon mal gut, dass man heute viel offener reden kann. Ich kann mich nicht erinnern, dass in meinem Umfeld früher darüber gesprochen wurde, deshalb war es für mich auch schwierig zu erkennen, wann es wirklich losgeht. Plötzlich ist das Gefühl da: Ich kann mich nicht mehr reproduzieren. Das

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M AYA / N U M M E R 08 / D E Z E M B E R 2019

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hat mich wirklich erschreckt. Wie ist das aus eurer Erfahrung? Können Frauen die Wechseljahre heute leichter akzeptieren?

D O R O T H E A : Den Eindruck habe ich nicht. Eher im Gegenteil. Es gibt heute mehr denn je den Anspruch, auch im Alter fit und gesund zu sein.

Auf der anderen Seite glaube ich, dass es für die Frauen einfacher geworden ist, diese Phase zu kaschieren, sie haben mehr und bessere Möglichkeiten, damit umzugehen, aber leichter annehmen tun wir es deshalb nicht.

M A Y A : Woran liegt das, glaubt ihr? Dass Frauen mit sich selbst so hart ins Gericht gehen, was Veränderungen des eigenen Körpers betrifft.

Männer wirken da entspannter.

C A R O L I N E : Ich denke, wir sind daran nicht nur selbst schuld. Das ist ein gesellschaftliches Problem, auch die Medien spielen hier hinein.

Man sieht im Fernsehen immer wieder ältere, erfolgreiche Männer ... und eine junge Frau daneben. Das macht natürlich etwas mit uns, wenn auch unterbewusst.

D O R O T H E A : Ich glaube, dass wir Frauen uns schwerer abgrenzen können. Das fängt schon in der Sandkiste an. Das hat auch damit zu tun, dass Frauen viel sensitiver auf Zurückweisung reagieren.

M A Y A : Man sagt heute, 50 sei das neue 30. Man sieht also länger jung aus, der Körper unterliegt jedoch immer noch den gleichen Zyklen wie früher. Tut man sich als Frau hart, wenn Körper und Geist nicht mehr zusammen­ passen?

D O R O T H E A : In Nuancen stimmt diese Aussage mit 30 und 50. Wir Frauen sind viel freier, uns zu entfalten, haben viel mehr Möglichkeiten, länger aktiv auszusehen, als sie unsere Mütter hatten. Dennoch ist es nicht leicht, manchmal akzeptieren zu müssen, dass Vieles eben nicht mehr geht.

C A R O L I N E : Generell glaube ich schon, dass man heutzutage länger jung ist – auch biologisch. Auch das ist wieder eine Frage des eigenen Lebensstils und wie man mit sich selbst umgeht.

M A Y A : Mein jetziges Leben stresst mich im Grunde nicht mehr so sehr. Was mich total überfordert hat, war mein erstes Kind. Ich hab tatsächlich irgendwann nicht mehr gewusst, was ich tun soll, hab mich aber auch nicht getraut zu sagen, dass ich gestresst bin und müde und dass ich das alles eigentlich nicht mehr schaffe. Ich hab mich geniert, um Hilfe zu bitten.

D O R O T H E A : Ich denke, heute ist das anders.

Inzwischen kann man durchaus sagen, wenn man sich gestresst fühlt, dass einem vielleicht auch die berufliche Anerkennung fehlt und man aus der Mutterrolle mal kurz raus will.

Obwohl man sein Kind über alles liebt, geht es manchmal eben nicht mehr.

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M AYA / DA S T I R O L E R F R A U E N M AG A Z I N

BUCHTIPPS

WILD POWER

Alexandra Pope & Sjanie Hugo Wurlitzer, Trias Verlag, 292 Seiten, EUR 18,50 Der weibliche Zyklus ist eine enorme Kraftquelle und kann ein emotionaler und spiritueller Wegweiser für uns Frauen sein. Diese Urkraft, die Wild Power, nutzen Frauen jedoch viel zu selten. Zeit, das zu ändern.

M I T AY U R V E D A D U R C H DIE WECHSELJAHRE

Kerstin Rosenberg & Petra Woflinger, südwest Verlag, 208 Seiten, EUR 22,70

Die Wechseljahre – eine spannende Zeit des Wandels und der neuen Erkenntnisse, aber mitunter auch eine Zeit voller körperlicher und psychischer Beschwerden.

Das neue und in seiner Form bisher einzigartige Buch der Ayurveda-Pionierin Kerstin Rosenberg ist ein Kompass durch diese schwierigschöne Zeit.

C A R O L I N E : Ich hab das ähnlich erlebt. Mich hat das erste Kind auch sehr gestresst und ich hab es mich nicht sagen getraut. Man fühlt sich plötzlich so sehr verantwortlich für einen anderen Menschen, macht sich ständig Gedanken, wie es dem Kind geht und was es gerade macht.

M A Y A : Das war für mich echt eine Hürde.

Beim zweiten Kind hab ich mir dann gedacht, wenn es mir nicht gut geht, dann sag ich es.

Ich hab das allerdings nach wie vor, dieses Gefühl, dass alles irgendwie gehen muss. Das Problem ist auch, wenn man selbst einen zu hohen Anspruch an sich hat. Wenn man die Dinge sein ganzes Leben lang erledigt und gemacht hat, kann man irgendwann auch nicht mehr zurück. Man wird zur Getriebenen und dann kommen die körperlichen Wehwehchen dazu.

C A R O L I N E : Dabei soll man nicht über die „Wehwehchen“ hinwegsehen, sondern den Beschwerden auf den Grund gehen.

M A Y A : Erlebt ihr das bei euch in der Praxis?

Kann man das als Arzt dann einfach ansprechen, dass man denkt, dass die körperlichen Beschwerden von der Psyche kommen?

D O R O T H E A : Natürlich muss dafür das ArztPatienten-Verhältnis passen. Deshalb ist es wichtig, sich als Arzt Zeit für seine Patienten zu nehmen, sich hinzusetzen, zuzuhören, zwischen den Zeilen zu lesen. Dann gibt es eine Gesprächsbasis, in der man auch heikle Themen ansprechen kann.

C A R O L I N E : Man muss die körperlichen Beschwerden natürlich genauso ernst nehmen, die sind ja da. Aber man muss eben auch den Ursprung finden. Es geht nicht das eine ohne das andere. Man muss den Menschen immer ganzheitlich betrachten.

M A Y A : Wie geht es euch persönlich mit dem Älterwerden?

C A R O L I N E : Ich fühle mich durchs Älterwerden nicht geknebelt. Vielmehr freue ich mich über die Reife, dass die Kinder größer sind, dass ich fester im Leben stehe und dass ich das Gefühl habe, ein bisschen mehr darüber zu wissen, worum es im Leben wirklich geht.

D O R O T H E A : Das sehe ich auch so. Natürlich möchte jede von uns gut ausschauen, aber Frauen, die sich nur über Äußerlichkeiten definieren, haben sicher größere Schwierigkeiten mit dem Älterwerden.

M A Y A : Ich habe das Gefühl, dass ich seit den Enkelkindern entspannter bin als früher. Dieses Omasein hat etwas in mir ausgelöst, es hat eine gewisse Ruhe und Festigkeit ins Leben gebracht.

C A R O L I N E : Man wird älter und so blöd es kling: Man muss sich einfach selbst mögen, seinen Wert wissen. Man soll sich nicht vom Urteil anderer abhängig machen. Diese Rechnung geht nicht auf.

M A Y A : Ihr seht sehr viele verschiedene Fälle, wie Älterwerden laufen kann. Was denkt man sich bei dieser prallen Fülle an Frauen – beruhigt es euch oder macht es eher Angst?

C A R O L I N E : Ich habe generell keine Angst vor etwas, das (noch) nicht ist. Man muss die Dinge nehmen, wie sie kommen, und oft ist es besser, wenn man nicht alles vorher schon weiß.

Es ist aber erstaunlich, wie unterschiedlich Frauen ihre Wechseljahre erleben.

D O R O T H E A : Was mir auffällt, ist eine steigende Solidarität unter älteren Frauen. In jungen Jahren herrscht oft Konkurrenzdenken, in reiferen Jahren kommt der Zusammenhalt.

M A Y A : Ja, es hilft, wenn man weiß, man ist nicht allein. Dieser offenere Umgang tut uns Frauen sicher gut. Aber gewisse Dinge erinnern mich halt doch an die Pubertät und ich denk mir: Das war mir damals schon unangenehm.

C A R O L I N E : Wichtig ist, dass man solche Dinge beim Arzt ansprechen und benennen kann. Es ist nicht so, dass man Leiden einfach still ertragen muss. Es gibt Möglichkeiten zu helfen.

M A Y A : Gibt es noch immer Tabuthemen, über die Frauen nach wie vor nicht gerne reden?

D O R O T H E A : Natürlich. Inkontinenz zum Beispiel oder Scheidentrockenheit. Gerade bei Inkontinenz kann man mit einfachen Mitteln wie Beckenbodentraining, Yoga oder Pilates schon viel helfen. Keine Frau braucht sich vor ihrem Arzt zu genieren.

C A R O L I N E : Heutzutage sind die Auswahlmöglichkeiten, eine Ärztin zu finden, der man vertraut, viel größer und es fällt dann leichter, unangenehme Themen offen anzusprechen.

D O R O T H E A : Es gibt heute viele Möglichkeiten, Wechselbeschwerden zu lindern. Auch Hormone sind eine Alternative, wenngleich unter Experten kontrovers diskutiert.

C A R O L I N E : Wenn es einer Frau gut geht, würde ich keine Hormone verschreiben.

Eine Hormonersatztherapie macht jedoch durchaus Sinn, wenn sie schwerwiegende Beschwerden hat – also nicht mehr schlafen

„Die Menopause ist eine Krux: Man ist noch nicht alt, merkt aber, dass man älter wird.“ DOROTHEA

kann, Schweißausbrüche bekommt, depressiv ist. Diese Symptome können natürlich auch andere Ursachen haben, deshalb ist es wichtig, diese ganz genau abzuklären. Es gab eine Zeit, in der galt die Hormonersatztherapie als Maß aller Dinge. Man hat versprochen, dass Frauen damit jung bleiben und keine Osteoporose bekommen.

D O R O T H E A : Ja. Von dieser These sind wir Gott sei Dank heute weit weg. Heute geht es um den individuellen, gezielten Einsatz von Hormonen, um eine ausgewogene Balance und darum, der Frau wirklich zu helfen und Leiden zu lindern.

C A R O L I N E : Es gibt heute auch eine Reihe an anderen Möglichkeiten, wie zum Beispiel naturidente Hormone (Progesteron, Östrogen) als Gel, Creme oder Zäpfchen, wobei man mit viel geringeren Dosen auskommt. Oder

auch Phytopräparate aus Yamswurzel und Soja. Aber auch hier gilt: Im Vorfeld braucht es eine genaue Analyse und begleitend gynäkologische Kontrollen. Letztlich muss man auch hier den Menschen wieder als Ganzes sehen.

„Ich finde, es ist schon mal gut, dass man heute viel offener über die Menopause reden kann. Ich kann mich nicht erinnern, dass in meinem Umfeld früher darüber gesprochen wurde.“ Maya

M AYA / N U M M E R 08 / D E Z E M B E R 2019

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E N D- L I C H L E S E N

G E T R E N N T, A B E R G L Ü C K L I C H

E N D E G U T, A L L E S G U T

Eigentlich wollte Julia nach der Trennung von ihrem untreuen Mann nur eine neue Wohnung – stattdessen bekommt sie ein Traumhaus.

Gratis. Der Haken: Sie muss nicht nur die Pflege der im Koma liegenden Besitzerin Frau Smit übernehmen, sondern auch die Verantwortung für eine Gruppe skurriler Außenseiter, die dort ein und ausgehen. Das führt natürlich zu einigen Turbulenzen. Doch als die alte Dame in Schwierigkeiten gerät, müssen Julia und ihre bunte neue Familie plötzlich zusammenhalten.

Ein zauberhaft humoriges Buch.

UND WENN ES NICHT GUT IST, IST ES NICHT DAS ENDE von Mirjam Oldenhave Harper Collins Verlag 2019, 304 Seiten, EUR 14,99

An einem Augustabend eröffnet ihr Mann ihr bei einem Glas Wein, dass er sie wegen einer anderen verlassen wird. Ulrike Stöhring, Anfang fünfzig, steht unter Schock. Einer Generation zugehörig, in der zwischen Versorgungsehe und feministischer Guerilla alles möglich schien, fehlt ihr zunächst jede Idee, wie es weitergehen könnte. Radikale Selbstfürsorge hilft ihr aus der Opferrolle: Sie geht zur Tantramassage, nimmt sich einen französischen Liebhaber, spricht mit glücklichen Frauen und mit Männern, die verlassen haben. Silvester verbringt sie in einem buddhistischen Schweigekloster. Dem klassischen Trauerjahr, das auch ein Wutjahr ist, folgt ein Jahr voller Wandlungen und Perspektiven. Und am Ende wird sie, was sie vor der Trennung nicht war: eine glückliche Frau.

VIELEN DANK FÜR ALLES von Ulrike Stöhring, ullstein Verlag 2018, 272 Seiten, EUR 10,00

GESUND MIT TODESFOLGE

Kathrin Schwarzenbachers Leidensweg begann, als sie im Alter von 27 Jahren die niederschmetternde Diagnose bekam, an einem äußerst bösartigen Krebs zu leiden. Heilungschancen stellte man ihr kaum in Aussicht. Dennoch unterzog sie sich der aggressiven Therapie, die ihr von ihren Ärzten vorgeschlagen wurde. Nach mehreren Zyklen Chemotherapie stellte sich heraus, dass es sich von Anfang an um eine Fehldiagnose gehandelt hatte, die Autorin also nie an Krebs erkrankt gewesen war. Die Autorin gibt einen Einblick in ihre Geschichte und gleichzeitig in ein Gesundheitssystem, das in mancher Hinsicht selbst krankt.

TOD AUF BEWÄHRUNG von Kathrin Schwarzenbacher ecowin Verlag 2018, 144 Seiten, EUR 22,00

VOM FLUCHEN UND NEINSAGEN

Vermiesen Perfektionismus und schlechtes Gewissen dir langsam die Laune? Dann ist es höchste Zeit, die hohe Kunst des Lockerbleibens zu erlernen.

Denn perfekt muss nur sein, wer sonst nichts kann. Also: Noch Staub in der Ecke und zehn unbeantwortete Mails im Posteingang? Davon geht die Welt nicht unter – und morgen ist schließlich auch noch ein Tag. Schraub deine Ansprüche zurück, entrümple deine Seele und schmeiß den ganzen überflüssigen Scheiß endlich raus. Am Ende macht das Leben so viel mehr Spaß.

SCHEISSEGAL, ICH LASS DAS JETZT SO ars Edition 2019, 96 Seiten, EUR 10,00

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M AYA / DA S T I R O L E R F R A U E N M AG A Z I N

Es ist das Ende der Welt, sagte die Raupe.

Es ist es erst der Anfang, sagte der Schmetterling.

EINE GESCHICHTE VON MUT UND HOFFNUNG

Bettina Kohlegger ist im Jahr 2016 im Alter von 40 Jahren an Brustkrebs erkrankt. Während der Chemotherapie hat sie begonnen, Tagebuch zu schreiben und ihre Erlebnisse zu notieren. In den vergangenen zweieinhalb Jahren ist daraus in Eigenregie ein Buch entstanden. Darin beschreibt Bettina den Sturz aus der Wirklichkeit, die Unterstützung durch ihr Umfeld, die Begegnungen mit Ärzten, aber auch die Konfrontation mit Unverständnis. Sie thematisiert in ihrem Buch die körperlichen Auswirkungen der Therapien genauso wie die psychische Belastung. Mit den Worten „Es gibt die guten und es gibt die besseren Tage“ vermittelt sie Mut und Optimismus, ohne diese Lebensphase zu bagatellisieren.

ES WAR EINMAL EIN KREBS von Bettina Kohlegger, 280 Seiten, EUR 19,99

ENDE IN 6 FRAGEN

Seelen

STRIP Manchmal ist es nicht die Antwort, sondern vielmehr die Frage, die Klarheit bringt: Ein Interview mit dir selbst zum Thema Ende.

Wie lange zögerst du ein Ende hinaus? Und warum tust du es? Ängstigst du dich mehr vor dem Ende oder vor einem neuen Anfang?

Rückblickend gesehen: Waren die Enden wirklich so schlimm/so gut, wie du es dir davor ausgemalt hast?

Wie oft endet in deinem Leben etwas, weil jemand anderer das entscheidet? Wann hast du das letzte Mal selbst etwas beendet? War die Entscheidung richtig?

VON WELCHER SACHE MÖCHTEST DU JETZT IM MOMENT, DASS SIE NIE ENDET? WIE OFT HAST DU DIR DAS FRÜHER SCHON GEWÜNSCHT UND WARST DU FROH, DASS ES DOCH ENDETE? 34

M AYA / DA S T I R O L E R F R A U E N M AG A Z I N

Für wen, denkst du, ist das Ende deines Lebens der größere Verlust: für dich oder für dein Umfeld?

Endlich Ende: Welches war das schönste Ende in deinem Leben und was tust du, damit dir derselbe Anfang nicht nochmal passiert?

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M AYA / DA S T I R O L E R F R A U E N M AG A Z I N

PURE MOMENTE Wird das Ende eines Lebens von Demenz geprägt, ist ein „Happy End“ eine große Herausforderung.

Dorothee Wagner nimmt sie an – mutig mit ihrer Wohngemeinschaft in Telfs. Margret Seebacher macht es mit Musik. „Welche Momente Musik bei dementen Menschen wecken kann, begeistert mich total“, sagt sie. Pure Momente sind es. Und im Moment die pure Wahrheit.

TEXT:

ALEXANDRA KELLER

S

ich „der Demenz“ zu nähern, gleicht anfangs dem Versuch, Nebel zu fangen und festhalten zu wollen. Fragmente von tieftraurigen und rührenden Erzählungen tauchen auf, Bilder von schrullig, aber irgendwie auch glücklich wirkenden Menschen, Sätze wie „Honig im Kopf“ und „Konfetti im Kopf“. Oder die Erlebnisse mit dem eigenen, ein Leben lang so tollen Onkel, dessen Witz bis zuletzt flackerte, ansteckte und die schönen Gemeinsamkeiten geballt in Augenblicke packte. Das Bedürfnis aufgeklärter Geister nach Erklärungen und rationalen Sätzen kommt bei der Annäherung so kurz wie nur möglich. Zu viele Teile hat dieses Mosaik und zu schwer ist es, sie miteinander in Verbindung zu bringen.

Durch die wissenschaftliche Brille betrachtet, stößt der Geist der medizinischen Laien bei „neurobiologischen Fehlentwicklungen im extrazellularen Bereich der Gliazellen“ oder Beta-Amyloid-Plaques flott an seine Grenzen. Der Begriff Demenz leitet sich vom lateinischen demens, also „unvernünftig“ beziehungsweise „ohne Verstand“, ab und allgemein gilt, dass Demenz eine Kombination von Symptomen des zunehmenden Abbaus kog-

FOTOS: ISABELLE BACHER, LARS VAN DEN BRINK

nitiver, emotionaler und sozialer Fähigkeiten ist, die sich anfangs durch Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und der Merkfähigkeit zeigen. Im weiteren Verlauf der Krankheit wird es immer schwerer, auf das Langzeitgedächtnis zurückzugreifen. Während des Lebens erworbene Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten gehen langsam verloren. Alzheimer ist die bekannteste Form der Demenz. Mal wird den Genen dafür die „Schuld“ gegeben, mal dem Bier, mal der geistigen Faulheit oder der unvernünftigen Lebensweise und so beeindruckend die Bilder von „Demenz-Gehirnen“ auch sind, in denen die Plaques wie kleine gelbe Wattebäusche strahlen oder die abnehmende Hirnmasse auf unheimliche Weise sichtbar gemacht wird, so sehr verdichtet sich dadurch der Nebel.“

Jeder Einzelfall der kühlen Demenzstatistiken repräsentiert einen Menschen, der sich auf Raten von der Welt, wie wir sie kennen und zu verstehen glauben, verabschiedet.

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VOLKSKRANKHEIT DEMENZ

Dorothee Wagner ist Altenpflegerin und studierte Gerontologin und bietet mit den Telfer Lebensebenen an Demenz erkrankten Menschen eine etwas andere Form der Betreuung.

Laut Welt-Alzheimer-Bericht erkrankt weltweit alle 3,2 Sekunden ein Mensch an Demenz.

Schon das Lesen dieses einen Satzes dauert länger. Und es sind schon viele Jahre, in denen die Demenz weltweit Forscher auf Trab hält. Vom Institut für Mikrobiologie an der Uni Innsbruck wurde Mitte Oktober 2019 beispielsweise gemeldet, dass eine dort entwickelte, erfolgversprechende Behandlungsmethode mit Stammzellen Hoffnung weckt.

Anfang November 2019 tat dies die Meldung, dass ein chinesischer Pharmakonzern nach 22 Jahren Forschungszeit so weit sei, ein neues Medikament gegen Alzheimer auf den Markt zu bringen. Es wird das erste Medikament seit 17 Jahren sein und dass dieser Nachricht eine revolutionäre Note innewohnt, versteht sich angesichts dessen, dass Demenz längst als Volkskrankheit bezeichnet wird, von selbst.

E s w i r d d a v o n ausgegangen, dass in Tirol rund 11.000 Menschen von Demenz betroffen sind, wobei die runde Zahl vermuten lässt, dass es sich um eine recht grobe Schätzung handelt. Die Stadt Imst hat in etwa so viele Einwohner wie das Land Demenzkranke zählt.

Im Jahr 2030, heißt es auch, soll die Anzahl der Betroffenen um 42 Prozent gestiegen sein. Dann kann die Einwohnerzahl von Telfs zum Vergleich herangezogen werden. All die Zahlen verbreiten diffuse Angst und erhöhen jedenfalls die Notwendigkeit, sich vermehrt mit Demenz auseinanderzusetzen. Vor einem Jahr wurde dieser Notwendigkeit beispielsweise mit der Website www.demenz-tirol.at Rechnung getragen, auf der umfassende Informationen zu Unterstützungs- und Beratungsmöglichkeiten für Menschen mit Demenz und deren Angehörige angeboten wird. Hilfe, Unterstützung und Begleitung sind dabei unheimlich wichtig. Denn jeder Einzelfall der kühlen Statistiken repräsentiert einen Menschen, der sich auf Raten von der Welt, wie wir sie kennen und zu verstehen glauben, verabschiedet. Wenn es immer schwerer wird, mit anderen Menschen zu kommunizieren und am bislang gewohnten Alltag teilzuhaben, werden die Betroffenen auf eine harte Probe gestellt. Und ihre Liebsten nicht minder.

Vo r d i e s e m H i n t e r g r u n d wurde „die Demenz“ in Tirol Ende September 2019 ein Stück greifbarer und auch menschlicher – als sie mit Dietmar Constantini, dem beliebten Tiroler Fußballhelden und ehemaligen ÖFB-Teamchef, gewissermaßen ein Gesicht bekam. Ein von ihm verursachter Verkehrsunfall und die damit zusammenhängenden Spekulationen waren Anlass für seine Familie gewesen, die Öffentlich-

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D E M E N ZBEOBACHTUNGEN VON DOROTHEE WAGNER

• Demente Menschen handeln in ihrer eigenen Realität logisch auch im fortgeschrittenen Stadium, wenn viel des Erlernten vergessen ist. Wenn beispielsweise die Unterhose als Kopftuch dient, wird der Gegenstand fehlgedeutet, aber der Prozess des Anziehens beinhaltet rationelles Handeln.

• Demente Menschen stibitzen gerne Lebensmittel, die sie dann auch essen. Obst und Süßes wird bevorzugt.

• Dementen Menschen muss ein Maximum an Freiraum in einem beschützten Umfeld eingeräumt werden. Die Möglichkeit, die Koffer zu packen, kann den gewollten Auszug oft auf morgen verschieben.

• Demente Menschen entwickeln eigene Modetrends und verbreiten diese auch innerhalb der Gruppe.

• Demente Menschen sind wie „Wetterfrösche“. Änderungen der Wetterlage spiegeln sich in ihren Stimmungslagen wider, bevor sich das Wetter zum Beispiel von Sonne auf Regen verändert hat.

• Demente Menschen werfen irgendwann ihr Gebiss weg und essen unproblematisch ohne Zähne weiter, als ob nichts wäre.

keit darüber zu informieren, dass Dietmar Constantini an Demenz leide. Zur Enttabuisierung will seine Familie mit dem ungewohnt offenen Umgang beitragen, Berührungsängste nehmen.

Es ist erstaunlich, wie unmittelbar dieses Ziel erreicht wurde, und in einem Interview erklärte Tochter Johanna Constantini unter anderem, warum die Familie die Menschen dazu auffordert, offen auf Dietmar Constantini zuzugehen: „Weil ihm genau das, an der Gesellschaft teilzuhaben, unheimlich guttut und er damit Normalität leben kann.“ Treffender könnte die Herausforderung, vor der die Gesellschaft in ihrem Umgang mit dementen Menschen steht, kaum auf den Punkt gebracht werden. Teilhaben und Normalität leben – selbst wenn Normalität und Realität von dementen Menschen anders definiert, gefühlt und gelebt werden.

WIDER DAS VERGESSEN Dorothee Wagner ist Altenpflegerin und studierte Gerontologin und bietet seit über 20 Jahren an Demenz erkrankten Menschen eine etwas andere Form der Begleitung und Betreuung an, eine Alternative. „Die Grundidee ist eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz, auch wenn sie höhere Pflegestufen haben. Es geht darum, in dieser dementen Welt die Freiheit zu erhalten. Die muss 24 Stunden begleitet werden, doch ist das für mich keine Pflege im klassischen Sinn“, erklärt sie.

Menschen mit Demenz haben zu 80 Prozent keine Begleiterkrankungen, die klassischer Pflege bedürfen. Ist diese notwendig, wird sie selbstverständlich auch in der Wohngemeinschaft geboten, doch steht dort die direkte und Zeit großzügigst bemessende Betreuung der Menschen im Vordergrund. Das Konzept, das ein Zwischending zwischen Zuhause und Altersheim darstellt, hatte Wagner zusammen mit ihrem 2016 verstorbenen Mann erstmals in Südtirol umgesetzt.

D a s H a u s S o n n e n s c h e i n in Meran ist gleichsam die große Schwester jenes Hauses, das Dorothee Wagner zusammen mit zwei Partnerinnen vor einem Jahr in Telfs eröffnet hat – im ehemaligen Hotel Tirolerhof. Weil sie auch mit der rechtlichen Basis der „Telfer Lebensebenen“ – der ersten Sozialgenossenschaft Österreichs – Neuland betreten, ist der Weg noch mit bürokratischen Hürden gepflastert.

Doch besticht allein die Tatsache, dass in

diesem Haus jene Teilhabe und Normalität zum Alltag zählt, die Johanna Constantini im Zusammenhang mit ihrem Vater betonte. „Wir arbeiten komplett ohne Schlafmittel oder Beruhigungsmittel – außer natürlich, sie haben Wahnvorstellungen. Den Teufel an der Wand muss man wirklich nicht sehen“, erzählt Dorothee. Ihre dementen Mitbewohner arbeiten in der Küche mit, machen Knödel für die im Haus integrierte Kneipe, gestalten die Plakate und tun in rundum betreutem Rahmen, wonach sie Lust haben. Neun Mitarbeiter betreuen derzeit zwölf Demenzkranke, deren Tagesgestaltung nicht verplant ist. Vielleicht ist das ein Bruch im System, doch ist es auch diese absolute Unplanbarkeit, die einen „dementen Tag“ auszeichnet. Dorothee: „Das ist die Problematik der Demenz. Was du gestern ausgemacht hast, zählt heute nicht mehr. Es ist nicht wirklich schwer, das zu organisieren. Man muss nur flexibel sein und es muss interdisziplinär sein.“ Und individuell.

REISE IN DIE VERGANGENHEIT Dorothee Wagner beschreibt den Verlauf einer Demenzerkrankung als eine Art „Reise in die eigene Vergangenheit“, deren Reiseroute und Stationen durch die Biografie bestimmt wird.

Krisen aus der Vergangenheit können zu Krisen auf der Reise führen, positiv Erlebtes zu Wohlbefinden und werden traumatische Erlebnisse wach, können Verfolgungswahn oder auch aggressives Verhalten diesen Reiseabschnitt begleiten. Als Reisebegleiter sind Angehörige, Kinder oder Ehepartner fast schon gezwungenermaßen überfordert. „Sie sind unendlich verliebt, ihre Ehe hat funktioniert und dann das.

Das ist so was von brutal“, weiß Dorothee. „Es ist eine Trennung auf Raten und der Angehörige muss lernen, alleine zu leben. Weil er es ist.“

Die Innsbruckerin Margret Seebacher arbeitet als Musiktherapeutin in Amsterdam und sorgt für strahlende Momente bei ihren Patienten.

F ü r B e t r e u e n d e im Haus der Telfer Lebensebenen oder anderen Einrichtungen ist das anders. Sie haben diese Grundbeziehung nicht, kennen den dementen Menschen nur so, wie er jetzt ist. Mit dieser liebevollen Distanz lassen sich auch die Veränderungen anders beobachten. Oder das, was sich herauskristallisiert. „Die Persönlichkeit bleibt.

Manche Dinge sind nicht mehr abrufbar, aber es ist alles da, die ganzen Emotionen“, sagt Dorothee Wagner, die davon spricht, dass innerhalb der Demenz der „Urcharakter des Individuums“, die „Urpersönlichkeit“ voll ausgelebt wird. Aller sozialer Kontrollfunktionen entledigt, ohne Wertigkeiten von außen und auch ohne Moral verändern sich die Realitäten und Wahrheiten. „Es gibt kein falsches Spiel mehr. Wenn jemand schimpft, schimpft er halt. Sie sagen die knallharte Wahrheit. Das ist echt Wahrheit – es ist Emotion im Ist und Jetzt“, weiß Dorothee Wagner.

„Menschen mit Demenz können oft nicht mehr von sich aus etwas beginnen, es ist die Aufgabe der Therapeutin, die Tür zu jemandem zu finden und sie zu öffnen.“ MARGRET SEEBACHER

D i e s e s I s t u n d d i e s e s J e t z t lässt Margret Seebacher strahlen. Der doppelte Sinn dieses Satzes passt ganz gut, versteht sie es doch, Demenzpatienten zum Strahlen zu bringen – und sie strahlt selbst dabei. „Musik hat eine so schöne, große Kraft. Welche Momente Musik bei dementen Menschen wecken kann, begeistert mich total“, erzählt sie. Die gebürtige Innsbruckerin arbeitet als Musiktherapeutin in Amsterdam und mit ihren Erzählungen schafft sie es, den dichten Nebel bei der Annäherung an „die Demenz“ mit Lichtblitzen zu durchzucken. Erhellende Augenblicke sind es, Schönheit. Wenn die Musiktherapeutin etwa von einer dementen Frau berichtet, deren Reise in die Vergangenheit sie schon weit weggeführt hat, sodass es unmöglich geworden ist, mit ihr in Kontakt zu treten.

Fast unmöglich: „Wir hatten eine große, dicke Pauke zwischen uns. Menschen mit Demenz können oft nicht mehr von sich aus etwas beginnen, es ist die Aufgabe der Therapeutin, die Tür zu jemandem zu finden und sie zu öffnen.

So fing ich an, die Pauke zu schlagen, als Einladung, als Impuls. Dann begann die Frau auf meinen Schlag mit einem Schlag zu reagieren, zu antworten, dann schlug wieder ich, dann sie und plötzlich hat sie den Kopf gehoben und mich angeschaut. Dieser Augenblick des Erkennens, in dem sie mich wahrgenommen hat und damit auch sich selber – der zählt zu den ganz, ganz speziellen Momenten.“ M a r g r e t S e e b a c h e r sucht diese speziellen Momente und findet sie – im Leben selbst wie in ihrer Arbeit: „Das sind die Momente, die das Leben lebenswert und lebendig machen.

Das erfahre ich in der Musik – mit mir selber, im Chor oder in der Arbeit mit den dementen Menschen. Das ist ein Energieschub, der tief glücklich macht.“ Auch weil dieses Glück um ein Vielfaches stärker wird, wenn es geteilt werden kann. Dieses Wissen hat Margret Seebacher gleichsam in die Wiege gelegt bekommen. Aufgewachsen in einer spielfreu-

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„Die Persönlichkeit bleibt. Manche Dinge sind nicht mehr abrufbar, aber es ist alles da, die ganzen Emotionen.“ DOROTHEE WAGNER

digen Musikantenfamilie in Amras wurde Musik rasch zur taktgebenden Urkraft ihres Lebens. Auf der Suche nach Vertiefung, dem Sinngebenden in der Musik und dem, was Töne oder Rhythmen in der Psyche auszulösen vermögen, stieß sie auf die Musiktherapie. „Ich wusste, das werde ich machen. In meinem zweiten Jahr in Holland habe ich angefangen, Musiktherapie zu studieren“, erzählt sie. Zum Studium zählte ein Praktikum in einem Pflege- und Altenheim: „Dort habe ich das Fach gelernt und mehr und mehr herausgefunden, dass diese letzte Phase des Lebens, also Menschen in dieser letzten Phase zu begleiten, meins ist.“ Während des Praktikums hat sie auch erfahren, was Musik auslösen kann, wenn Menschen im schlimmsten Fall der Demenz nicht mehr wissen, wer sie sind, wo sie sind – und warum.

EIN LEBEN VOLL MUSIK Es gibt einige Therapiemöglichkeiten, um dementen Menschen die Teilhabe zu ermöglichen, ihnen in der räumlichen wie zeitlichen Haltlosigkeit Struktur zu geben und sie spüren zu lassen, dass sie noch da sind, greifbar, sichtbar, hörbar. Musiktherapie ist dabei eine Form, die die Urpersönlichkeit, von der Dorothee Wagner spricht, gewissermaßen an der Hand nimmt und ans Licht führt. In das Ist und das Jetzt. Mit Liedern

beispielsweise. „Auch wenn sie sonst nicht mehr zusammenhängend oder für andere nachvollziehbar sprechen können, singen sie Lieder mit oder den Refrain“, erzählt Margret etwa aus klingenden Sitzungen mit Gruppen, wo Musik Wundersames bewirken kann: „Jeder bekommt ein Instrument, manche mögen etwas Lautes, andere etwas Leises. Dann spiele ich auf der Gitarre einzelne Akkorde, einen Rhythmus und lade sie damit ein, zu reagieren und mitzugehen in der Musik. Das tun sie und da ist die Gruppe schon eins, das ist einfach unglaublich.“ Noch ohne ein Lied angestimmt oder ein Wort gesungen zu haben, werden die auf ihrer Reise sonst so einsamen Menschen plötzlich Teil eines Gemeinsamen, verbunden in einer Gemeinschaft – mit Musik.

D i e s e w o r t l o s e V e r b i n d u n g wird befeuert, wenn in der Runde Lieder gespielt und gesungen werden, die sie bereits in jüngsten Jahren kennengelernt haben – zu Hause, in ihrem Stadtteil, ihrem Heimatland. Das kann Erinnerungen und Emotionen triggern, die sie nicht nur zum Schwingen, sondern zum Singen bringt. Selbst wenn sie die Sprache längst verloren haben. „Plötzlich erkennen sie ein Lied und sagen, da komme ich her. Das ist Identität. Wenn sie die Lieder erkennen und mitsingen, gibt ihnen das so viel Selbstwert zurück“, weiß die Musiktherapeutin. Jedes Lied hat einen Anfang und ein Ende, was den Menschen, die das Zeitgefühl verloren haben, zudem Struktur gibt und Halt. Auch das ist ein wesentliches Element, mit dem die Therapeutin arbeitet: „Am Ende der Stunde, am Ende des letzten Liedes mache ich immer eine Pause und sie singen das letzte Wort oder beenden das Lied mit dem letzten Schlag auf der Pauke.

Damit bestimmen sie das Ende. Damit führen sie die Regie.“ S e i t J a h r e n s c h o n und immer wieder aufs Neue wird Margret Seebacher tief berührt von der Vielfalt der Reaktionen, die nie vorausgesagt, nie geplant werden können.

Immer wieder aufs Neue, stets mit größtmöglichem Respekt vor dem Menschen und seiner Geschichte, gilt es, die Tür zu finden – und zu öffnen. Die Suche nach dem Sinngebenden der Musik und ihrer Wirkungen auf die Psyche hat Margret zu Menschen geführt, in denen leiseste Töne die Urkraft der Musik zu entfesseln vermögen. Und mit ihr die Menschen selbst. „Da kann alles passieren“, sagt sie. Weinen, Lachen, Singen, Tanzen, tiefe Traurigkeit und allerschönste Fröhlichkeit. In diesem Moment bekommt „die Demenz“ ein Happy End. Pure Momente sind es. Und im Moment die pure Wahrheit.

KO C H B Ü C H E R

BASILIKUM

IST KEINE KIRCHE Frauen an den Herd?! Ja, ganz freiwillig sogar.

ES SCHMECKT WIEDER Claudia Braunstein, Verlag Anton Pustet 256 Seiten, EUR 35,00 Es gibt Zeiten, in denen man lieber weiche Speisen zu sich nimmt – ob es mit dem Besuch beim Zahnarzt zu tun hat oder sich um eine Halsentzündung handelt oder, schlimmer, um schwere Erkrankungen im Mund- und Halsbereich ... Auch für Kleinkinder und betagte Menschen ist weiche Nahrung angenehmer und bekömmlicher. Die sogenannte Dysphagie kann einen mitten im Leben treffen und löscht häufig die Freude am Essen komplett aus. Doch das soll nicht so bleiben! Dickflüssige oder breiige Nahrung muss nicht unattraktiv sein und kann wirklich gut schmecken.

GEFÄLLT UNS, WEIL ... ein Kochbuch auch richtig nützlich sein kann.

A MANO Claudio Del Principe, at Verlag 256 Seiten, EUR 35,00

„Wir lieben es, mit Wein zu kochen.

Manchmal geben wir ihn auch ins Essen.“

Vom Glück der guten handgemachten Dinge: Pasta von Hand kneten, ausrollen, formen.

Claudio Del Principe pflegt seit jeher eine große Leidenschaft für „pasta fatta in casa“ und ist überzeugt: Jeder kann Pasta machen.

Gekonnt kurzweilig, witzig und anschaulich zeigt er, wie mit Achtsamkeit und Sorgfalt aus Mehl, Wasser und Ei verführerische Köstlichkeiten entstehen – vom simplen Alltagsgericht bis zum prächtigen Festessen.

Die Fotos macht er praktischerweise gleich selbst. Heraus kommt ein optisch puristisches Kochbuch mit umso reichlicherem Inhalt.

Eine Küche ist nicht nur zum Anschauen da – also meistens. Die Reihe „Kochbuch ohne Rezepte“ von Ingrid Andreas zeigt die Geheimnisse hinter den Rezepten: Also alles, worauf man achten muss und was in den Kochbüchern meist nicht zu finden ist. „Küchenpraxis“ ist der erste Band und fängt quasi wirklich bei null an – Tipps zu Küchengeräten und -zubehör inklusive.

GEFÄLLT UNS, WEIL ... über Nudeln in ihren verschiedensten Varianten sowieso nix drüber geht.

GEFÄLLT UNS, WEIL ... man darin richtig praktische Dinge lernt. Zum Beispiel, warum man klare Suppen immer ohne Deckel kochen soll.

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KO C H B U C H O H N E R E Z E P T E – K Ü C H E N P R A X I S Ingrid Andreas, Verlag Anton Pustet 256 Seiten, EUR 27,00

Die meisten Mädels wissen ja schon relativ genau und früh, was sie ihren Männern zu Weihnachten schenken. Für alle, die noch unentschlossen oder generell Spätbeschließerinnen sind, hier ein paar Tipps.

PERFEKT GESCHLIFFEN

Für Skijungs: Scharfe Kanten sorgen für mehr Spaß (und Sicherheit) auf der Piste. Kantentuning-Set „All in One“ von Tyrolit um 199,90 Euro.

DUFTE

Schaut cool aus und riecht auch so. Azzaro „Wanted“ Eau de Toilette (50 ml) und Hair and Body Shampoo (100 ml) im Setpreis um 59,90 Euro. Bei Tachezy.

GUT ZU FUSS

Wir lieben das knautschige Leder von Fiorentini + Baker (für unsere eigenen Füße und deshalb natürlich auch für die seinen) und folglich auch die Bolt-Ankle-Boot-Sneakers. Um 310 Euro in Angelika Nindls Schuhwerk in Innsbruck.

MÄNNER ZEUGS 76

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S PA S S W E LT

T-Shirt von s.Oliver Red Label um 19,99 Euro.

DURCHSCHAUT

Die kleinste und schnellste Lesehilfe der Welt, handmade in Austria.

Die Seeoo Round Black gibt’s um 129 Euro im Sehenswert von Tanja Schaffenrath in Wattens.

GEHT IMMER

Hemden kann man eigentlich immer verschenken. Von Olymp um 59,95, gesehen bei Elviro in Fügen.

G E T YO U R YO U O N

Vom Schneiden von Bartkonturen über das Trimmen von vereinzelten Barthaaren bis hin zum Korrigieren der Koteletten – der Trimmer kümmert sich um jedes Detail der Gesichtsbehaarung.

So verhilft er ihm zum persönlichen Style, ganz nach dem Remington-Motto in der Überschrift. 39,99 Euro.

F Ü R ( H O B B Y-) R E N N L Ä U F E R

U P T O D AT E

Die „Tangente Update“ von Nomos gibt es nun auch mit dunklem Zifferblatt. Veredelt wurde es mit Ruthenium, einem seltenen Platinmetall, das der Uhr eine höchst elegante Anmutung gibt. Edelstahlgehäuse mit 40,5 mm Durchmesser, CordovanLederband. Um 3.200 Euro bei Uhren Schmollgruber in Innsbruck.

Zanier nutzt für seinen Skihandschuh „SPEED PRO.TD“ die Thindown-Flex-Isolierung. Der dünne, daunenartige Stretchstoff sorgt mit den Eigenschaften der Daune für ein angenehmes Tragegefühl bei überdurchschnittlicher Wärmeisolierung. 139,99 Euro.

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IM SOG DES WINTERS FOTOS:

PAT R I C K S A R I N G E R

Jede Zeit hat ihren Zauber, doch keine kommt dem Winter gleich. Wenn es sanft knirscht unter den Sohlen und sich die Hände an heißen Teetassen wärmen, dann geht uns das Herz auf. Der Winter kann so herrlich vielfältig sein. Kalt, frisch, weiß und bunt. Auch modisch.

Art Direction: Gracia Gunkel Fotografie: Patrick Saringer Hair & Make-up: Elke Griessmayr Model: Milva Spina, SP MODELS Ein herzliches Dankeschön an unsere Kooperationspartner: By Fink’s / Norz / Weigand / De Dor Manufaktur / Sehenswert / TRIBBE / RESORT M AYA / N U M M E R 08 / D E Z E M B E R 2019

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O U T F I T: All in RED von Dorothee Schumacher bei Fink’s S C H M U C K: Ringe jeweils um 740 Euro, breites goldenes Armband um 580 Euro bei Norz B R I L L E: Andy Wolf, handmade Mod. 5105 col. a um 329 Euro bei Sehenswert

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O U T F I T : Pulli von Cappellini bei Fink’s S C H M U C K : Ringe jeweils um 740 Euro bei Norz

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LET’S PINK! Alle Jahre wieder erinnert die Pink-Ribbon-Aktion im Brustkrebsmonat Oktober an Vorsorge und Früherkennung. Wir finden: Pinke Statements kann man das ganze Jahr über setzen.

Immer. Weil es wichtig ist.

1 . B L I N G - B L I N G . Die Pink Diamond Eagle von Bell & Ross setzt mit ihren 66 weißen Diamanten und dem Alligatorlederband ein funkelndes Statement. 5.900 Euro. 2. P I N K T R O P I C. KakaduDekofigur, 32,5 cm hoch und nicht zu übersehen. Um 14,99 Euro bei Depot. 3. H E R Z I G. Zartes Schnurarmband von Esprit mit Anhänger. 29,90 Euro 4. F E I N. Rundhals-Jacke aus Cashmere Ultralight von Falconeri. In vielen Farben um je 207 Euro. 5. F L A P- F L A P. Ja, es ist kalt, aber FlipFlops kann man irgendwie immer brauchen. Havaianas um 26 Euro. 6. C H T- C H T. Das neue Labello

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Caring Scrub peelt, ohne die sensible Haut zu reizen, und sorgt für superzarte Lippen. 2,99 Euro. 7. S A M M E L L E I D E N S C H A F T. Pandora ist immer eine gute Idee. Das „Sparkling Pavé Leaf“-Charm erinnert mit seinen bunten Kristallen an herbstliches Waldlaub. 89 Euro.

8 . D A V I D R U L E S . Trotzt dem trüben Wetter mit ordentlich Farbe: Bowie-Sweatshirt von Q/S designed by in Jazzy Pink um 39,99 Euro.

9 . G L AT T E S A C H E . Der Rose-Luxe-Haarglätter von Remington verleiht einen schönen, glatten Look. Die zehn Temperatureinstellungen zeigt ein digitales Display an. 69,99 Euro. 10. T H I N K P I N K. Figurbetonte Chino mit Galonstreifen aus Baumwollsatin von s.Oliver. 50 Euro.

1 1 . D O P P E LT D U F T E. Die Duftkerze (riecht angenehm nach Fresh Linen) kann mit ihrem Holzdeckelchen nach dem Abbrennen auch als Aufbewahrungsdose verwendet werden. Um 9,99 Euro bei Tchibo. 12. F L A U S C H I G. Die Baumwollhandtücher aus der Serie „Calypso Feeling“ von Vossen sind superweich und in vielen Farben zu haben. Ab 3,95 Euro.

www.pinkribbon.at M AYA / N U M M E R 08 / D E Z E M B E R 2019

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„An vielen Sachen hab’ ich Preise dran, über manche Sachen kann man mit mir reden, manchmal kann ich mich von ihnen trennen, manchmal gehören sie einfach zum Inventar.“ JANNY HERZOG

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in Laden für Jung und Alt, für dickere und dünnere Brieftaschen, für harte, mittelharte, weiche Männer und Frauen gleichermaßen. „Bei mir soll es für alle etwas Passendes geben“, sagt Janny. Sie ist eigentlich gelernte Maler- und Lackierermeisterin, hat aber ihre große Leidenschaft für schöne alte Dinge schon früh entdeckt und mit 42 Jahren zum Beruf gemacht. Der Standort in Wilten entwickelt sich seit einigen Jahren, hippe Lokale und traditionelle Gasthäuser und Läden wechseln einander ab und ergeben eine gelungene Melange, die zum Bleiben einlädt. Wilten ist (noch) kein Montmatre Innsbrucks, aber es tut sich definitiv etwas.

SCHÖNE ALTE SACHEN Das ist eine Geschichte über Janny Herzog, die es der Liebe wegen aus Deutschland herzog. Die Malermeisterin mit dem Faible – und Auge – für alte, schöne Dinge ist in Tirol geblieben und hat in Innsbruck vor etwa einem halben Jahr ihren Vintage Werkstattladen ganz in der Nähe des Wiltener Platzls eröffnet.

Der Laden ist ein wahres Kleinod, in dem es mehr zu entdecken gibt, als man bei einem einzelnen Besuch erfassen könnte.

ANDERE BAUSTELLE Man könnte das, was sich seit geraumer Zeit dort tut, auch als milde Form der Gentrifizierung bezeichnen. Der Vintage Werkstattladen von Janny Herzog ist jedenfalls ein Gewinn für den Stadtteil. Janny hat davor eine Zeitlang ihren Laden in ähnlicher Form in Wildermieming betrieben. Dort fehlte es aber schlicht am entsprechenden Publikum. „Meine Eltern haben ein Malergeschäft, mein Bruder ist selbstständig, und es war schon immer mein Traum, einen eigenen Laden zu haben“, sagt Janny: „Mein Vater ist ein sehr kreativer Mensch und bei uns war das in der Familie schon immer ein Thema. Ich habe schon früher mein Zimmer umgestrichen und selbst dekoriert.“ In Deutschland in der Nähe von Stuttgart hatte die Malermeisterin bereits einen eigenen Laden. In einer alten Werkshalle, geöffnet nur samstags. Unter der Woche hatte Janny auf ihren Baustellen zu tun. Ihrem Brotberuf geht sie heute nur noch am Montag nach. Der Laden ist dann zu und Janny erledigt kleine Aufträge. „Ich würde sehr gerne solche Läden wie meinen einrichten, in diesem Stil. Ich habe die notwendigen Kontakte dafür“, sagt Janny, die „alte, schöne Dinge, die Erinnerungen haben“ liebt und sammelt. Und – sofern sie sich von ihnen trennen kann – weiterverkauft.

E s i s t g a r n i c h t so einfach, im Vintage Werkstattladen die verkäuflichen Artikel von der Deko zu unterscheiden. „An vielen Sachen hab’ ich Preise dran, über manche Sachen kann man mit mir reden, manchmal kann ich mich von ihnen trennen, manchmal gehören sie einfach zum Inventar“, erklärt Janny. Dennoch

TEXT & FOTOS:

MARIAN KRÖLL

„Ich verkaufe nur das, was mir selbst gefällt.“ JANNY HERZOG

sollte man sein Glück versuchen, wenn einem etwas im Laden besonders zusagt. „So kommt man miteinander ins Gespräch. Es ist auch nicht überall ein Preisschild dran, damit man wieder mehr miteinander redet“, findet die Ladenbesitzerin mit dem Faible und Auge fürs schöne Alte. Wer solche Dinge zu Hause hat und an den Mann oder die Frau bringen möchte, kann sie auch bei Janny in Kommission geben. Lieblingsstück hat sie keines. „Das ist ein ganz schwieriges Thema bei mir, weil ich alles, was ich verkaufe, selber schön finde.“ Es fällt ihr leichter, sich von liebgewonnenen Objekten zu trennen, wenn sie das Gefühl hat, dass das Stück beim zukünftigen Besitzer gut aufgehoben und geschätzt ist.

LIEBER MEER Die Faszination der schönen alten Dinge liegt für Janny vor allem daran, dass sie allesamt

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eine Geschichte haben und es sich nicht selten um Einzelstücke handelt, nach denen man gezielt suchen muss. „Ich finde es schön, wenn man zu den Dingen eine Geschichte erzählen kann“, sagt Janny und deutet auf eine alte Kiste: „Die stand einmal bei jemandem auf dem Boot.“ G e n e r e l l s p i e l e n das Meer und die Seefahrt in Jannys Laden und Leben eine prominente Rolle. Das möchte man von einem Geschäft, das in einer Gegend liegt, die von Bergen geradezu umzingelt ist, nicht unbedingt erwarten. „Ich war viele Jahre an der Ostsee im Urlaub. Das Meer hat etwas sehr Beruhigendes“, sagt Janny. Von ihrer besonderen Liebe zum Meer zeugen auch einige Tattoos. „Ich mag die Berge auch sehr, und das Meer ist etwas, das hier gerade eben nicht ist. Die Einheimischen finden es schön, weil es etwas anderes ist.“ Apropos Tattoos: Bereits in Stuttgart hat Janny Herzog auch verschiedene Events gemacht. Ähnliches soll auch in Wilten passieren. Bald schon soll etwa ein Gasttätowierer aus Wien bei ihr Halt machen.

S o v e r s c h i e d e n die Kundschaft in Jannys Laden ist, so verschieden sind auch die Wünsche. Nur eines ist so gut wie sicher: Für jeden ist etwas dabei. Preisgünstige Poster im Vintage-Look sind bei Studenten gefragt, um das WG-Zimmer kostengünstig aufzuhübschen.

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Bartpflege und Pomade ist ungebrochen angesagt. Ein Freund fertigt aus altem Holz Bilderrahmen, die auch ordentlich etwas hermachen und beliebt sind, ein Bekannter von der Schwäbischen Alb besondere Gürtel aus Leder.

Janny schätzt das Handwerk und die dahinterstehenden Handwerker. Sie mag es, wenn es menschelt. Onlineshop hat sie keinen. Das widerspräche auch ihrer Geschäftsidee, die den Werkstattladen als Ort der Begegnung und des Gesprächs vorsieht. „Ich möchte, dass die Leute in den Laden kommen“, sagt Janny. Es sei aber schon vorgekommen, dass jemand über Facebook eine Bestellung getätigt habe.

J a n n y s i t z t unter einer alten Lampe, die sie mit warmem Licht umhüllt. „Die stammt aus einer alten Fabrik in Russland“, sagt sie. Das gute Stück könnte aber auch ein lässig eingerichtetes Wohnzimmer mit Licht fluten. Alt, original, schön eben. Über den Geschäftsgang im ersten halben Jahr in Wilten kann sie sich nicht beschweren. Janny weiß, dass alles seine Zeit braucht und man sich nicht von heute auf morgen einen Namen machen kann. „Es kommen aber immer mehr Leute zu mir in den La-

den und ich merke, dass es sich herumspricht, wo man schöne alte Dinge bekommen kann.“ W e r s i c h s e l b s t ein Bild vom pittoresken Laden machen will, kann das zwischen Dienstag und Freitag von 10 bis 18 Uhr und am Samstag von 10 bis 17 Uhr machen. „Bei mir im Laden soll man sich einfach wohlfühlen“, meint Janny. Diesem Anspruch wird sie mit ihrem schnuckeligen Vintage Werkstattladen, ihrer Liebe zum Detail, einem Mehr an Meer und vielem mehr schon einmal gerecht. Einfach an Bord gehen, Segel setzen und in die wunderbare Welt der schönen alten Sachen eintauchen.

Die Faszination der schönen alten Dinge liegt für Janny vor allem daran, dass sie allesamt eine Geschichte haben und es sich nicht selten um Einzelstücke handelt.

WINTERZAUBER

Die Weihnachtskugeln von räder (mit und ohne LED) sorgen für ganz viel Stimmung. Ab 10,95 Euro gesehen im APFIs in Wattens.

MERRY

NORDLICHTER

Der schwedische Wichtel Tomte gehört in jedes Haus.

Gesehen im APFIs ab 8,95 Euro.

Lasst uns gemeinsam die Zimtsterne vom Himmel holen

REISELUST

Ohne Wichtel von Maileg geht im AFPIs gar nichts. Wir verstehen das! Mäusefreunde aus dem Koffer ab 24,95 Euro.

RUDOLPH

LED-EdelstahlRentier für innen und außen, ca.

45 Euro bei Tchibo.

DRIVING HOME FOR CHRISTMAS

Wir sind schockverliebt – in den VW Käfer von House Doktor nämlich. Den gibt’s in Schwarz und Weiß um je 19,95 Euro bei Ruth im APFIs.

ROMANTISCH

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Kerzenständer aus Holz von muubs. In verschiedenen Größen ab 13 Euro bei mg interior in Innsbruck.

Jazzige

Frauenpower TEXT:

DORIS HELWEG

Sie sind dreizehn professionelle Musikerinnen aus Tirol und ganz Europa. Sie sprĂźhen vor Tatendrang und musikalischen Ideen und bilden in einem einzigartigen KlangkĂśrper etwas bislang nicht Dagewesenes: das Frauen Jazz Orchester FJO.

Das Frauen Jazz Orchester ist ein bunt gemischtes Ensemble aus top ausgebildeten Musikerinnen.

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an muss kein Jazzfan sein, um ihre Musik zu mögen. Zwar ist Jazz an sich und auch ihre Musik durchaus experimentierfreudig, dennoch weicht ihr Klangkörper von klassischen Formationen etwas ab: „Wir bewegen uns zwischen Swing und Funk, richtig groovig mit vielen freien Klangfarben“, erklärt Rita Goller, Leiterin des außergewöhnlichen Ensembles.

Ihre Werke sind ausschließlich Eigenkompositionen oder -interpretationen. „Hot Iron Tour“ nennt sich die kürzlich veröffentlichte CD des Frauen Jazz Orchesters. Präsentiert wurde sie im Oktober im Haus der Musik. Die Eigenkompositionen verschiedener Musikerinnen des FJO sprechen dabei durchaus eine eigene Sprache – von Transsexualität über wilde Träume bis hin zu Habgier und Macht wird in den rein instrumentalen Stücken so ziemlich alles behandelt. Mit Interpretationsspielraum für die Zuhörer.

WEIBLICHES GESAMTKONZEP T Initiatorin und Leiterin des Frauen Jazz Orchesters ist die Tiroler Musikerin und Pianistin Rita Goller. Inspiriert von einer Schweizer Frauenplattform, die sie beim „Helvetia rockt“-Festival vor drei Jahren kennengelernt hatte, hat sich Rita die Frage gestellt, wo denn all die studierten Musikerinnen umgehen.

Und sie hat sie gefunden, in Tirol und über die Landesgrenzen hinaus. Schlagzeugerin Raphaela Fries kommt aus Krems, Trompetenspielerin Kaya Meller ist gebürtige Polin und lebt derzeit in Graz, Julia Weder ist am bayrischen Ammersee zu Hause und Saxophonistin Charlotte Lang studiert in Basel. „Die Organisationsarbeit ist unheimlich groß, die Termine müssen mit allen abgestimmt werden, die Auftritte sind daher eher rar gesät. Wir freuen uns jedoch schon auf unseren Auftritt beim Jazzfest 2020 in Lienz, auch eine Anfrage von Wilhelmshaven liegt vor“, freut sich Rita.

N a c h d e n k l i c h s t i m m t e s s i e , dass es in unserer heutigen Zeit immer noch Anfeindungen und spöttische Bemerkungen gibt. „Wozu braucht es ein Frauen-Jazz-Orchester?

Was macht ihr da eigentlich: Stricken und Bügeln?“ Derartige Äußerungen und Zurufe der Männerwelt befeuern das professionelle Ensemble jedoch erst recht, ein Exempel zu statuieren, dass ein Orchester auch sehr gut ohne männliche Einflussnahme funktionieren kann. Und zwar hochprofessionell und ohne Platzhirschgetue. Wenn es darum geht, wer denn die Soli spielt, lassen sich die Damen

FOTOS: FRAUEN JAZZ ORCHESTER, ANDREAS FRIEDLE

Rita Goller, gebürtige Innsbruckerin, ist Leiterin des Frauen Jazz Orchesters und selbst passionierte Pianistin.

durchaus gegenseitig den Vortritt. „Jeder Instrumentalistin wird ein Solo gegönnt, hier werden keine Ellbogen ausgefahren“, so Rita.

BREITES REPERTOIRE Der Weg zur professionellen und selbstständigen Musikerin war auch für Rita kein einfacher. Die gebürtige Innsbruckerin entdeckte schon als Kleinkind die Liebe zum Klavier.

Zwar war ihre Mutter Lehrerin für musikalische Früherziehung, doch wurde ihr Talent nie so richtig unterstützt. Klavierspielen sei nun mal kein Beruf. Bei Rita wurde es jedoch zur Berufung. Sie wollte zeit ihres Lebens einfach nur Klavier spielen: „Ich habe freiwillig gern gespielt und geübt.“ Und so schaffte sie es auf das Mozarteum in Salzburg und war schon während ihres Studiums als Musiklehrerin tätig. „Ich konnte mich leider nicht Vollzeit auf das Studium konzentrieren, musste daneben immer arbeiten. Das war oft sehr anstrengend, denn als Mozarteum-Studentin muss man einige Stunden am Tag üben, um voranzukommen“, erinnert sich die passionierte Musikerin.

V o r e t w a s e c h s J a h r e n wagte sie den Absprung und ging in die Selbstständigkeit.

Bereits kurz nach ihrem Studium absolvierte die vielseitige Pianistin Jazzlehrgänge bei Christian Wegscheider. Er war es auch, der sie dazu bewegte, auf größeren Bühnen zu spielen, denn als Kind und Jugendliche hasste Rita es, trotz ihres außergewöhnlichen Talentes „vorgeführt“ zu werden. Mit der Initiative Ton Art Tirol, die sie unter anderen gemeinsam mit Christian Wegscheider oder Florian Bramböck sowie FJO-Kollegin Jessi Kreuz gegründet hat, blühte sie zur Bühnenmusikerin auf. Neben ihrer Tätigkeit als Pianistin tritt sie noch mit weiteren von ihr ins Leben gerufenen Formationen wie dem Jazzaster, dem Rita Goller Trio, Disney meets Jazz oder Biri Biri auf. Dass sie auch klassisch was drauf hat, beweist sie bei Auftritten im Duo mit Julia Schmitzberger.

Nicht umsonst wurde sie kürzlich als erste Frau zur Preisträgerin des Tiroler Klassik Komponistenpreises 2019 der Eva-Lind-Akademie gekürt.

„Ich habe freiwillig und gern Klavier gespielt und geübt.“ Rita Goller

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FA M I L I E N T I P P

SO GEHT URLAUB Familienurlaube sind ja meistens nicht erholsam wegen der Kids, sondern trotz ihnen. Dafür braucht’s jedoch das richtige Hotel. Wir waren – nicht ganz uneigennützig – für euch im Hotel alpina zillertal und können euch sagen: Hier hat wirklich jeder was vom Urlaub.

Beim Wohnen zeigt sich das alpina zillertal äußerst vielseitig.

Die Skiübungswiese liegt unmittelbar neben dem Hotel. Die Kleineren unter vier Jahren kommen hier in stundenweisen Bambini-Kursen in Fahrt. Und in der Zwischenzeit können die Eltern im Penthouse-PanoramaSpa im fünften Stock entspannen und zur Ruhe kommen.

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anchmal ist das Leben eben doch ein Ponyhof. In Fügen im Hotel alpina zillertal****S zum Beispiel, das als erstes Lifestyle-Kinderhotel Europas gilt.

Dass es außerdem fünf Smileys der original Kinderhotels trägt und mit dem Kinderhotel. info-Award 2019 ausgezeichnet wurde, versteht man, wenn man einmal dort war. Die Atmosphäre ist entspannt, der Umgang familiär und herzlich. Bei Fragen oder Anliegen haben die Mitarbeiter stets ein offenes Ohr, und wenn man Kids dabei hat, können diese Wünsche durchaus vielseitig sein. Jedem einzelnen davon wird mit einem Lächeln begegnet.

I n s g e s a m t b i e t e t das alpina zillertal Platz für 50 Familien, trotzdem wird es nie unangenehm laut oder hektisch. Vielleicht liegt es am beruhigenden Duft, der sich aus

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dem mit Zirbenholz modernisierten Panorama-Speisesaal durchs Haus schlängelt. Oder an den herrlich bequemen Boxspringbetten, die für einen erholsamen Schlaf sorgen.

Vermutlich spielt auch das Penthouse-Spa mit Skypool, Sauna- und Ruheräumen seine Rolle, in dem Eltern entspannt ihre (gemeinsame) Auszeit genießen, während sie die Kids im „Woody’s“ perfekt aufgehoben wissen – einem Spa mit toller Wasserwelt, Rutsche, Innen- und Außenpool sowie einer Textilsauna. Generell bietet das Haus insgesamt 80 Stunden Kinderbetreuung in der Woche und

das für Babys ab zwei Monaten. Familienzeit verbringt man entweder in der Natur – in die Skipiste steigt man quasi direkt vor dem Haus ein – oder in der 4.000 Quadratmeter großen Family-Erlebniswelt.

K u l i n a r i s c h v e rw ö h n t Gastgeber Markus Kobliha persönlich unter der Genussformel „Alles inklusive – alkoholfrei“. Er verwendet für seine Küche wo immer möglich heimische Lebensmittel und verarbeitet sie schonend zu typischer Tiroler Kost. Überhaupt setzt man im alpina zillertal auf Regionalität – in der Küche sowieso, aber auch abseits davon.

Das Holz, das sich wie ein roter Faden durchs Hotel zieht, kommt ebenso aus der Gegend wie Honig oder allfällige Handwerker. Und damit sich auch die Mitarbeiter wohl fühlen, haben sie im Sommer eine neue LifestyleTeam-Lodge mit 22 Wohneinheiten bekommen. www.alpina-zillertal .at

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Ski in – Ski out ist im Zürserhof Ehrensache – ebenso der Skiservice und die Ski-Boutique im Haus. Die Privatskilehrer zeigen den Hotelgästen die schönsten Hänge des Arlbergs.

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nkommen und wohlfühlen: Die Wohnräume im Zürserhof zeigen sich mit handverlesenem Interieur und viel Liebe zum Detail. Moderne Elemente harmonieren perfekt mit der Tradition des Hauses und unterstreichen dessen individuelle Note. Jedes neue Zimmer ist ein Juwel für sich: elegant, gemütlich und ein edles Stück Zürserhof. Unvergleichlich ist auch das Aureus Spa, das sich auf eindrucksvollen 1.700 Quadratmeter auf zwei Etagen erstreckt und genug Raum lässt für eine herrliche Verwöhnreise durch Beauty und Wellness.

E i g e n t l i c h m ö c h t e man ob so vieler Feinheiten das Hotel gar nicht verlassen, doch man kann eigentlich nicht auf den Arlberg kommen, ohne seine Naturvielfalt auszukosten. Neben Pisten für alle Könner- und Mögerstufen bietet das weiße Wunderland auch zahlreiche Möglichkeiten für Nicht-Skifahrer: Schneeschuhwanderungen durch unberührte Landschaften, ebenso aufregende wie lustige Rodel- und Bobfahrten, zwei Langlaufloipen in Zürs sowie fünf in Lech und rund 50 Kilometer bestens beschilderte Winterwanderwege sorgen für ausreichend Alternativen und Abwechslung. Der Winter kann so herrlich vielseitig sein. Und wenn sich die Dämmerung langsam über den Arlberg senkt, ist die beste Zeit, Reh und Hirsch bei der Wildtierfütterung aus nächster Nähe zu beobachten.

H O T E LT I P P

IM WINTERHIMMEL Am Arlberg mit mehr als 300 Kilometern Pisten und 87 Liften und Bahnen bewegen sich Skifahrer im größten zusammenhängenden Skigebiet Österreichs. Der Zürserhof ist dort eine der exklusivsten Hoteladressen.

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W e i l z u g a n z h e i t l i c h e m Wohlfühlen auch kulinarische Genüsse gehören, werden die Gäste im Zürserhof mit einer ganz wunderbar kreativen Küche verwöhnt. Neben Heurigenbuffet, Fondue Chinoise oder mediterranen Abenden lockt als Höhepunkt ein Galadinner mit einem verführerischen Dessertbuffet. Mit sagenhaften 200 exquisiten Käsespezialitäten aus der ganzen Welt ist das Käsebuffet jede Sünde wert.

Dazu entwickelte die Weinmanufaktur Clemens Strobl aus Niederösterreich eine eigene Weinlinie. In der neuen Genusslounge, die zum Start der Wintersaison eröffnet wird, tauchen Hotelgäste künftig in die Welt der Weine, der Spirituosen und anderer Köstlichkeiten ein. www.zuerserhof.at

FOTOS: BFI TIROL

Tue Gutes und rede darüber

FOTOS: WAGNER

Anderen zu helfen ist gar nicht so schwer und braucht manchmal nicht viel. An dieser Stelle zeigen wir euch Initiativen und Aktionen, von denen wir überzeugt sind und die wir gerne unterstützen.

Ingo Erricher, Standortagentur Tirol, Georg Willeit, Lebenshilfe Tirol, Manfred Miglar, Uniqa, Karin Klocker, BFI Tirol, Christina Krenmayr, Stadtbibliothek Innsbruck, und Markus Siedl, Sillpark

SOZIALE PACKPARTY

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W U N S C H T R A U M FA H R T

as Rote Kreuz Osttirol macht es möglich, vor dem tatsächlich nahenden Ende noch einen letzten Sehnsuchtsort zu erreichen. Und das finden wir einfach schön. Egal, ob an einen bestimmten Lieblingsort, ins Kino, zur Familie oder noch einmal nach Hause – das Ziel bleibt dem Wünschenden überlassen. Die Mitarbeiter des Roten Kreuzes versuchen, dass möglichst jeder Wunsch erfüllt werden kann. Dafür wird ein Ambulanzwagen zum Wunschtraum-Mobil. Angesetzt wird dort, wo Angehörige oft überfordert sind – wenn jemand nur liegend transportiert werden kann, pflegerische medizinische Betreuung benötigt wird oder die Familie sich den Ausflug allein nicht zutraut zum Beispiel. Finanziert wird das wirklich wunderbare Angebot aus Spenden der unterstützenden Mitglieder, von Kranzablösen sowie den Einnahmen aus dem Soforthilfeshop. Die begleitenden Notfall- und Rettungssanitäter engagieren sich ehrenamtlich. Das alles deckt die Kosten für den Ausflug zur Gänze ab. Das neue Angebot darf jeder, der noch transportfähig ist, einmalig für einen Tag nutzen. Das Beisein von Angehörigen ist ausdrücklich erwünscht. F ü r det ai l l i er t e A u sk ü nf te bzw. di e Organis a tion e ine s s olche n Tra ns portes ( au c h i n A b spr ac he m i t dem b ehand el n den Arzt) wen de t e uch bitte a n die Sozia le Se rvi c est el l e u nt er 0 4 8 5 2 / 6 2 3 2 1 .

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Z6 – Z E N T R U M F Ü R J U G E N D A R B E I T

iele Jugendliche in Innsbruck sind mit Gewalt, Fanatismus und Radikalismus konfrontiert. Oftmals bleibt ihnen dadurch verwehrt, ihre Chancen im Berufsleben zu wahren; Kriminalität lautet vielfach die Antwort darauf. Der Rotary Club Innsbruck-Bergisel hat gemeinsam mit seinem Partnerclub München-Residenz und Rotaract Innsbruck ein mehrjähriges Projekt gestartet, mit dem das Z6 in seiner Arbeit unterstützt wird. Ziel der gemeinsamen Arbeit ist es, Innsbrucker Jugendlichen gewaltfreie Lösungsansätze mitzugeben, damit sie ihren Weg in ein erfülltes und wertehaltiges Leben finden können. Von den Clubs wurden über 50.000 Euro zur Verfügung gestellt, um eine langfristige Kooperation sicherzustellen. We nn au ch i h r fi n an zi ell u nte rs tütze n wollt: Konto: AT07 2050 3033 0066 3832, BIC: SP IHAT22X X X

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Das BFI Tirol lud benachbarte Unternehmen zur vorweihnachtlichen Packparty. Im Rahmen der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ befüllten Mitarbeiter von BFI Tirol, Standortagentur Tirol, Uniqa, Stauder Schuchter Kempf, Sillpark sowie Stadtbibliothek gemeinsam Päckchen mit schönen und nützlichen Geschenken. Auch eine Gruppe von der Lebenshilfe unterstützte tatkräftig beim Einpacken. Die rund 100 fertigen Päckchen werden nach Südosteuropa geschickt, wo sie zu Weihnachten bedürftigen Kindern ein Lächeln ins Gesicht zaubern werden.

UND AUSSERDEM

Es gibt in Tirol viele Einrichtungen, die wirklich unterstützenswert sind. Leider können wir nicht alle davon aufzählen, seid aber versichert, dass wir es gerne würden. Hier seien stellvertretend für alle genannt: • Verein für Obdachlose: Der Verein berät und betreut wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit betroffene Menschen. Und das sind tatsächlich so viel mehr, als man meinen meinen möchte. www.obdachlose.at • Die „Suppe mit Sinn“ ist die Winterhilfsaktion der österreichischen Tafeln: Über 200 Gastronomiebetriebe in ganz Österreich widmen noch bis zum 31. Dezember eine Suppe auf ihrer Speisekarte der Tafel. Mit einem Euro Spende an die Tafeln werden zehn Mahlzeiten für Menschen in Armut möglich. Wenn auch ihr die „Suppe mit Sinn“ unterstützen wollt: Die aktuellen Suppenlokale findet ihr unter suppemitsinn.at.

MANNSICHTEN

Ans Ende denken wir erst zuletzt „This is the End, my only Friend, the End“, sang Jim Morrison. Wrong!

Der Tod ist unser Todfeind. Wir nähern uns ihm entweder mit geschwätziger Sprachlosigkeit oder gespielter Lässigkeit. Zwischendurch hilft uns die notwendige Illusion, dass eh alles immer irgendwie weitergeht.

Wir alle brauchen unsere Fiktionen und Illusionen wie Fische das Wasser. Ohne sie wäre das Leben nicht nur nicht besonders schön, sondern sogar unerträglich. Selbsttäuschung ist Selbstschutz. Wir machen im Leben nicht nur anderen etwas vor, sondern vor allem uns selbst. Und das ist gar nicht einmal so schlecht. Es ist sogar notwendig. Rein rational wissen wir um die Endlichkeit des eigenen Lebens und der Leben aller Menschen, die uns je etwas bedeutet haben. Und dennoch würde es uns immens belasten, wenn wir den Gedanken, dass uns Gevatter Tod ab dem Zeitpunkt unserer Geburt ständig auf den Fersen ist, immer mit uns herumtrügen.

Das Leben selbst ist ein einziger Prozess des langsamen Sterbens. Es gibt mittlerweile sogar wissenschaftliche Forschung, die Parameter dafür finden will, wie viel Zeit einem Menschen noch bleibt. Es ist aber gut so, dass wir weder den Tag noch die Stunde kennen.

fältig und originell gestorben wie in der Bundeshauptstadt.

Das muss man einfach neidlos anerkennen. Wiener sterben nicht, dort wird a Bankl grissn, die Bock aufgstellt, a Wuaf angsagt, se d’Schleifn gebn, die Stufn packt und nachschaun gangen, ob der Deckl passt. Der Tod, das muss ein Wiener sein. Sagt zumindest das Volkslied. So war es auch Freud, der den „Todestrieb“ entdeckt haben wollte. Wen wundert’s, dass Wien ein eigenes Bestattungsmuseum hat. Der Spiegel hat die Bundeshauptstadt einst wunderschön als Donaunekropole beschrieben. Doch auch wer in Wien stirbt, ist lange tot. Es ist tröstlich, dass der Tod nicht diskriminiert.

Tröstlich ist für viele, vielleicht sogar die meisten Menschen die Flucht in die Transzendenz. Daran zu glauben, dass es nach dem Tod irgendwie und irgendwo weitergeht. Vielleicht sogar ewig. Was für ein sterbenslangweiliger Gedanke. „Ewigkeit ist Langeweile auf Dauer. Ein trostloser Kreislauf, kein Anfang, kein Schluss. Denn stets wiederholt sich dasselbe von vorne. Kein Jubel, kein Entsetzen, nur die öde, blöde Ewigkeit. Von Tortur keine Spur. Immer nur diese beschiss’ne Ewigkeit“, heißt es ach so treffend in Jim Steinmans „Tanz der Vampire“. Das Jenseits ist – ohne es kennen zu können – eher kein hinreichender Ersatz für das Diesseits.

Wer sich fürs Danach aufspart, spart am falschen Platz.

Da s s w i r m i t d e m To d nicht fraternisieren möchten, macht sich auch in der Art und Weise bemerkbar, wie über ihn geschrieben wird. In Todesanzeigen wird selten ge- oder verstorben, sondern eher sanft oder gar selig im Herrn entschlafen, heimgegangen und vieles mehr. Die Auseinandersetzung mit dem Tod lässt uns vielfach in geschwätziger Sprachlosigkeit zurück. Der Tod ist natürlich, der Tod ist unI l l us i on e n s i n d nicht nur höchst angebracht, wenn es ser Todfeind. Es ist schwierig, dafür die richtigen, passenden um das biologische Leben geht, sondern auch dann, wenn Worte zu finden. Elias Canetti es um das Beziehungsleben geht, hat sogar in seinem „Buch gesei es nun die Ehe oder im Fix gen den Tod“ gegen das Sterben Zam einer Langzeitbeziehung. angeschrieben. Er wollte seinen Man will, nein muss sich dabei Tod partout nicht akzeptieren. vorstellen, dass das Glück ewig Genützt hat ihm das alles, wie hält, sonst hält man es nicht aus. wir seit 1994 recht zuverlässig Erste Tinder-Dates sind von diewissen, nichts. Im Sprechen und ser notwendigen Illusion der Unnoch öfter dem Schreiben über endlichkeit explizit ausgenomden Tod begnügen wir uns oft men, weil wir eh alle wissen, dass mit dem Formelhaften, dem es dabei weniger um langfristige Unkonkreten. Oder dem betont Harmonie als um schnellen, unNonchalanten. Dann reden wir komplizierten Sex geht. Ist ja ganz lässig vom Sensenmann, auch legitim. Aber sei’s drum, MARIAN KRÖLL vom ins Gras beißen, krepieren, dass wir mit dem Tod nicht so hat nach einer bewegten Jugend die den Löffel abgeben, die Patschen recht warm werden wollen, lässt Vorzüge des bürgerlichen Lebens aufstellen, sich in den Holzpyjauns mehr am Leben hängen und entdeckt und ergründet nun in diesem ma hauen und ähnlich deftigen uns, wenn wir uns wieder einmal Mikrokosmos die Dinge, die das Leben bis blumigen Umschreibungen. für einen Moment des Endens alsinnvoll machen. Er schreibt und Besonders begnadet sind die ler Dinge bewusst werden, mehr fotografiert, liebt Musik und torfigen Wiener, wenn’s ums Sterben schätzen, wen wir um uns haben Whisky und nimmt sich selbst nicht immer so furchtbar ernst. geht. Nirgendwo wird so vielund wer wir sind.

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