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Hexenwerk im Banne des Steinkreises
6. Steinsetzungen bei Ringelai (Gde. Ringelai)
Buchautor Manfred Böckl entführt Sie in seinen Expeditionen ins verwunschene Unbekannte an 120 historisch hochinteressante Plätze. In der Serie „Mystische Orte“ stellt er einige davon im VIT-Journal vor. Mehr zum Buch am Ende des Artikels.
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Am Dorfrand von Ringelai gibt es geheimnisvolle Steinsetzungen, die auch einen Steinkreis beinhalten. Vermutlich stammen sie aus vorchristlicher Zeit, spielten aber wohl auch bei einer Hexenverfolgung des Jahres 1703 eine Rolle.
Der Weg
Im Zentrum von Ringelai steht das Traditionshotel Groß (gegenwärtiger Name auch Hotel Stark). Direkt beim Hotelgebäude führt eine kleine Straße in Richtung Kirche und Rathaus bergauf. Diesem Sträßchen folgt man bis zum Waldrand über dem Ort und dann nach rechts weiter bis zu einer scharfen Linkskurve. Gleich jenseits dieser Kurve gibt es linker Hand ein paar bescheidene Parkmöglichkeiten am Forstsaum; direkt bei der Kurve zweigt nach rechts und bergab ein Waldweg ab – und wenn man diesem Weg einen Steinwurf weit folgt,
erkennt man rechter Hand (bei 48°48’51.36’’N 13°28’36.52’’O) eine sanfte, baumbewachsene Anhöhe: den Platz der Steinsetzungen. Im Volksmund trägt der Ort den Namen Freudenhain, was darauf hindeuten könnte, dass dort einstmals freudevolle Rituale zelebriert wurden. Wenn dies so war, dann hätten diese Rituale in Verbindung mit den Steinsetzungen gestanden – und das wiederum würde auf vorchristliches Brauchtum hindeuten. Auf lebensfrohe pagane Fruchtbarkeitsrituale beispielsweise, und heidnische Bräuche allgemein können in der Abgeschiedenheit des Bayerischen Waldes noch lange nach der ohnehin erst vor etwa tausend Jahren massiv einsetzenden Christianisierung weiterbestanden haben; sie können lebendig geblieben sein bis in die Frühe Neuzeit.
Hexenverfolgung
Darauf weist im Fall von Ringelai auch die bereits erwähnte Hexenverfolgung des Jahres 1703 hin. Aus den erhaltenen Prozessprotokollen geht nämlich hervor, dass die beiden Frauen, die damals unter der Ägide des Passauer Fürstbischofs verfolgt und ermordet wurden, heidnische Handlungen vorgenommen hatten; unter anderem hatten sie eine als Hexensalbe bekannte Droge benutzt, um Bewusstseinserweiterungen herbeizuführen: eine uralte pagane Praktik. Zudem heißt es in den Protokollen, die Frauen hätten sich mit Bauern bei einem Runden Häusl getroffen und dort ihr Hexenwerk getrieben. Mit dem Runden Häusl aber könnten die Steinsetzungen mit dem Steinkreis gemeint sein; mit dem Hexenwerk wiederum

die heidnischen Rituale, die bei den Steinen stattfanden.
Steinformationen
Was nun die Steinsetzungen angeht, so lassen sich zwei Formationen unterscheiden. Zunächst verteilen sich auf der Kuppe des kleinen Hügels verschiedene Monolithen, die etwa einen Halbkreis bilden, der einen einzelstehenden Stein umschließt. Auf dessen Oberfläche sind tief eingegrabene Furchen in Kreuzform zu sehen, und an den Steinflanken, wo es je eine Art Felssitz gibt, sind zahlreiche kleinere Steine aufgehäuft. Weiterhin findet sich am Westrand des Halbkreises ein kompletter kleiner Steinkreis mit einem Durchmesser von etwa zwei Schritten; er ist gut erhalten, und in seiner Mitte liegt eine Felsplatte im Erdreich.
Bei einer Begehung des Freudenhains mit dem Autor vermutete die Vorgeschichts- und Matriarchatsforscherin Dr. Heide Göttner-Abendroth, dass der westlich liegende Steinkreis im Rahmen der größeren Steinsetzung einen sakralen Toten- oder Andersweltbereich darstellt. Im Osten, wo das Steinmonument zerstört wirkt, muss es nach Ansicht des Autors dann einen dem Totenplatz gegenüberliegenden Geburtsbereich gegeben haben – und im Süden ein Sakralareal, welches der Lebensmitte oder Lebensreife zugeordnet war. Mehrmals suchte der Autor die Ringelaier Steinsetzungen auch in Begleitung von Schamanen oder anderen paranormal veranlagten Menschen auf. Sie alle erspürten nach ihren Worten, dass der uralte pagane Sakralplatz in christlicher Zeit etwas sehr Grausames gesehen habe und danach brutal geschändet worden sei. Dieses Böse und Destruktive aber könnte sehr wohl mit der Hexenverfolgung von Ringelai in Zusammenhang stehen.
Monolith, Steinkreis oder Fels-Sitz – die Steinsetzungen bei Ringelai lassen eine vorchristliche Kultstätte vermuten.
Welche Rolle spielte die grausame Ermordung zweier „Hexen“ und welchen Einfluss hatten die Ereignisse auf diesen heidnischen Sakralplatz?
Mehr Bilder unter www.vit-journal.de
Fotos: Klaus-Dieter Neumann
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Der Roman „Räuber Heigl“ von Manfred Böckl erscheint ebenfalls nur bei www.amazon.de
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Das Porträt-Foto von Manfred Böckl schoss Frank Dussmann.
