Kölner Straßenzeitung Draussenseiter 1/2021: Mach mit!

29. Jahrgang | Nr. 216 | Januar 2021

R E T I E S N E S s U A R D

Foto: Tanja Kernweiss

N I Z A G A M N E S TRAS S R E N L Ö K S DA

Mach mit!

MELANIE RAABE

RURTALWERKSTÄTTEN

PHOOLAN MATZAK

Anzeige

Engelbertstraße 44 · 50674 Köln Postfach 27 01 26 · 50508 Köln Telefon (02 21) 93 18 00 - 0 Telefax (02 21) 93 18 00 - 66 e-Mail: wpg@mermagen.de Internet: www.mermagen.de Geschäftsführer: Dipl.-Kfm. Wilhelm Mermagen Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Petra Heider Rechtsanwältin und Steuerberaterin

Wir beraten Privatkunden, Freiberufler und Gewerbetreibende.

Wir beraten und prüfen Unternehmen, Verbände und gemeinnützige Organisationen und Einrichtungen.

inhalt

Vorwort

Inhalt

4

Liebe Leserinnen, liebe Leser, wenn Sie – wie die Thriller-Autorin Melanie Raabe Kreativität als Lebenseinstellung betrachten, dann können Sie diese Fähigkeit sicher auch gut in alltäglichen Situationen brauchen – beispielsweise, um Probleme zu lösen. „Kreativität ist weder selten noch elitär“, sagt die Best­ sellerautorin im Interview mit Markus Düppengießer, der sie zu ihrem aktuellen Buch „Kreativität“ mit

Ein ausführliches Interview mit der Bestsellerautorin Melanie Raabe leitet unseren Themenschwerpunkt zur Kreativität ein. Eingeladen haben wir außerdem einige Hobby-Autor*innen, ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen.

Claudia, Lothar, Werner und Wolfgang sind unserem Ruf gefolgt. Lesen Sie mehr auf den Seiten 8–13.

Foto: Marina Weigl

originellen Fragen gelöchert hat. Die Wahl-Kölnerin hat kreativ gekontert.

Foto: Friederike Bender

Welche Einschränkungen die Coronakrise für Menschen mit Behinderung bereithält, ist bislang wenig thematisiert worden. Christiane Rath hat sich unter anderem in den Rurtalwerk­ stätten in Düren umgehört und dort mit Mitarbeiter*innen und Bewohner*innen gesprochen. Lesen Sie dazu auf den Seiten 14–15

14

Foto: Christiane Rath

Kreativ war auch das Kölner Strassen Netz: Der Zusammenschluss von sieben Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe – darunter auch die OASE und der DRAUSSENSEITER – haben die Menschen in diesem besonderen Winter dazu aufgeru-

Vorwort ������������������������������������������������������������������ 3 Interview mit Melanie Raabe: „Motivation ist eine unzuverlässige Freundin“ ������������� 4-7

fen, bunte Asphaltgrüße auf der Straße für diejenigen zu

Literarischer Spaziergang

hinterlassen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.

Besuch in den Rurtalwerkstätten ���������������������������� 14-15

Einige der mutmachenden Sprüche haben wir mit der Kamera festgehalten, bevor der große Regen kam.

� ���������������������������������������

8-13

Gespräch mit Irvine Welsh über Straßenzeitungen ������ 16-18 Buch-Tipps � ������������������������������������������������������������ 20

Unser Dank geht auch und vor allem an die Autor*innen

Cartoon | Kolumne ��������������������������������������������������� 21

dieser Ausgabe, die sich mit eigenen Texten ins Zeug gelegt

Aus den Einrichtungen ������������������������������������������ 22-23

haben.

Abonnement | Impressum ����������������������������������������� 24

Allen unseren Leser*innen wünschen wir einen guten Start ins

Vorschau | Gratis-Tipp ����������������������������������������������� 25

Neue Jahr. Bleiben Sie uns gewogen.

Service: Adressen ������������������������������������������������� 26-27

Christina Bacher

Öffnungszeiten: OASE e.V. Kontakt- und Beratungsstelle Montag und Freitag: 9.00 – 13.00 Uhr Dienstag und Donnerstag: 9.00 – 16.00 Uhr Mittwoch: nach Terminvereinbarung 3

Kreativität

INTERVIEW

„Motivation ist eine unzuverlässige Freundin“ Thriller-Autorin Melanie Raabe hat ein Sachbuch zur Kreativität geschrieben. Darin will sie dem Thema das Elitäre nehmen.

Allen, die sich künstlerisch betätigen wollen, rät sie: Nicht darauf warten, dass sich alles perfekt anfühlt, sondern loslegen.

VON MARKUS DÜPPENGIESSER

Foto: Jürgen Pletterbauer

D

4

RAUSSENSEITER: Im Klappentext

zu schnell für. Es ist nichts Ehrenrühri-

Ihres neuen Buches steht über Sie: „Sie

ges, etwas auszuprobieren und man

ist gescheiterte Schauspielerin,

kann es nicht.

gescheiterte Tänzerin, gescheiterte

Lyrikerin.“ Etwas später dann: „Für ihre erste

DRAUSSENSEITER: Sie gehören zu Deutsch-

Veröffentlichung brauchte sie zehn Jahre und

lands meistgelesenen Thriller-Autorinnen.

fünf Anläufe.“ Sie erfüllen also wichtige Vor-

Aber sie wollten ausdrücklich keine Anleitung

aussetzungen, um kreativ zu sein: können mit

verfassen, wie man einen Bestseller schreibt,

Rückschlägen umgehen und haben einen lan-

oder?

gen Atem?

Melanie Raabe: Nein, gar nicht. Es geht

Melanie Raabe: Ja, zumindest in dieser

um Kreativität für jedermann und jeder-

Hinsicht. Ich will unbedingt auch von

frau. Nicht nur ums Schreiben. Dafür

Rückschlägen berichten. Die Biografie

gibt es ja schon viele tolle Ratgeber. Ich

für den Klappentext habe ich selber

wollte ein Buch schreiben, dass in der

geschrieben, das war nicht die Idee des

Breite funktioniert. Und da kann ich

Verlags. Mir ist wichtig, dem Themenbe-

nicht die ganz konkreten Tipps bieten:

reich Kreativität und künstlerisches

Wie schreibe ich ein Buch, wie male ich

Schaffen das Elitäre wegzunehmen. Es

ein Bild? Aber ich kann Grundlagen

ist einfach nicht so, dass es auf der einen

schaffen und Lust machen. Und ich kann

Seite ein paar Wunderkinder gibt, die

versuchen zu inspirieren. Vor allem

sich ganz früh als die Kreativen heraus-

kann ich versuchen, den Leuten die

kristallisieren – und alle anderen sind

Angst zu nehmen. Das Buch kommt aus

die Normalos. Wenn man zu den Kreati-

der Erfahrung bei mir am Signiertisch.

ven gehört, dann wird man über Nacht

Nach Lesungen haben mich viele Leute

erfolgreich, ganz automatisch. Das halte

gefragt: „Wie schreibt man ein Buch? Ich

ich für totalen Unsinn. Deswegen erzäh-

würde das auch so gerne machen.“

le ich auch alles, was nicht geklappt hat.

Oder: „Ich wäre so gerne kreativ.“ Da ist

Ausprobieren ist super. Und ich finde es

so ein Hunger. Dem versuche ich gerecht

vollkommen okay, mal mit was auf die

zu werden. Wenn ich gefragt habe:

Nase zu fallen. Man schämt sich da viel

„Wieso machen Sie nicht einfach?“, dann

Kreativität

war da weniger der Gedanke: „Ich weiß

DRAUSSENSEITER: In Ihrem Podcast „Keine

nicht, wie das geht“, sondern: „Ich traue

große Kunst“ haben Sie es mal so formuliert:

mich nicht.“ Und diesem Gedanken woll-

„Einfach machen. Schönmachen kann man's

te ich etwas entgegensetzen.

später noch.“ Melanie Raabe: Ja, genau. Man darf nicht

DRAUSSENSEITER: Kreativ werden ist ja etwas

erwarten, dass man von Anfang an per-

anderes als ein*e erfolgreiche*r Künstler*in zu

fekt oder auch nur gut ist. Es liegt in der

sein. Sie schreiben, man solle den Prozess genie-

Natur der Sache, dass der erste Entwurf

ßen, wenn man kreativ wird. Wenn sich dann

nicht sonderlich gut ist. Es sei denn, man

auch noch Erfolg einstellt, sei das ein schöner

ist ein unglaubliches Wunderkind.

Zusatznutzen. Reicht Ihnen persönlich das

Wenn man ein Buch schreiben will, soll-

denn?

te man sich außerdem klar machen, dass

Melanie Raabe: Auf jeden Fall. Denn es

man für einen Marathon trainiert – und

gibt noch ganz viele Dinge in meinem

nicht für einen Sprint. Wenn man die

Leben, die ich mache, neben meinem Job,

lange Form nicht mag, dann ist es viel-

dem Schreiben. In meiner Freizeit gehe

leicht eher die Kurzgeschichte. Das ist

ich kreativen Hobbys nach. In manchen

auch okay. Man sollte auf keinen Fall

davon bin ich überhaupt nicht gut. Aber

Perfektion erwarten – und Geduld

das hat trotzdem seinen Wert, zumindest

haben.

für mich. Weil es mir Freude macht.

Man darf nicht erwarten, dass man von Anfang an perfekt oder auch nur gut ist.

Es liegt in der Natur der Sache, dass der erste Entwurf nicht sonderlich gut ist.

Es sei denn, man ist ein unglaubliches Wunderkind.

Als kleines Mädchen habe ich immer

DRAUSSENSEITER: Aber so ganz scheinen Sie

davon geträumt, Ballettstunden zu krie-

sich ja nicht darauf zu verlassen, dass die Moti-

gen; die habe ich damals nicht bekom-

vation mit dem Schreiben automatisch kommt

sich hinarbeiten kann, ohne je die Moti-

men. Als nicht gerade sportliche oder

und Sie bis ins Ziel trägt. Sie setzen sich Zwi-

vation zu verlieren, dann ist das super.

grazile Mittdreißigerin allerdings habe

schenziele und belohnen sich gelegentlich

Für mich ist es wichtig, die Feste zu fei-

ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal

selbst.

ern, wie sie fallen.

Ballettstunden genommen. Darin werde

Melanie Raabe: Ich finde es einfach total

ich nie Erfolg haben. Trotzdem hat das

unproduktiv, auf die Motivation zu war-

DRAUSSENSEITER: Kreativität ist für Sie auch

einen Wert für mein Leben. Ich glaube,

ten und mich von ihr abhängig zu

eine Frage der Wahrnehmung. Man sollte mit

wir lernen in allem etwas, was wir

machen. Ich bin Profi und möchte meine

offenen Augen und Ohren durchs Leben gehen.

machen.

Arbeit jeden Tag machen können. Und

Melanie Raabe: Ja, auch das ist eine der

es gibt Dinge, die dazu führen, dass man

wichtigsten Grundlagen für Kreativität.

DRAUSSENSEITER: Viele kennen ja die Angst

seine Arbeit lieber macht. Meine Arbeit

Wir schaffen ja nichts aus dem luftleeren

vor dem leeren Blatt Papier – auch im übertra-

wird nur alle zwei Jahre mal fertig – weil

Raum. Fast alles baut auf etwas anderem

genen Sinne. Wie fängt man an, kreativ zu

es so lange dauert, einen Roman zu

auf. Wenn wir beim Beispiel Literatur

werden, was ist da der grundlegendste Tipp?

schreiben. Daher finde ich es total wich-

bleiben: Die interessantesten Werke –

Melanie Raabe: Nach dem, was ich selbst

tig, Etappen zu haben. Und regelmäßig

selbst wenn Science-Fiction oder aus der

erlebt und von anderen gehört habe, ist

das Gefühl zu bekommen: „Hier habe ich

Fantasywelt – haben mit unserer jetzigen

das Wichtigste die Sache mit der Motiva-

was zum Abschluss gebracht, da springt

Zeit zu tun. Interessantes kann man nur

tion. Viele packen das falsch herum an.

jetzt mal ein gutes Essen raus.“ Das wür-

abbilden, wenn man die Antennen auf-

Sie warten darauf, dass sie motiviert

de ich nicht jede Woche machen oder

gestellt hat. Wenn du etwas Interessan-

genug sind, um anzufangen. Sie reden

auch nur jeden Monat. Aber ich möchte

tes hervorbringen willst, dann musst du

sich ein, erst dann durch Durststrecken

nicht nur alle zwei Jahre das Gefühl

den Brunnen, aus dem du deine Bilder,

zu kommen und alle Schwierigkeiten

haben, etwas geleistet zu haben.

Worte, Emotionen, Ideen nimmst, regelmäßig auffüllen.

überwinden zu können, wenn sie motiviert genug sind. Es funktioniert aber

DRAUSSENSEITER: Sie wollen in Ihrem Buch

umgekehrt. Motivation ist eine unzuver-

ja auch keine verbindlichen Tipps geben, wenn

DRAUSSENSEITER: Und Sie haben dauernd ein

lässige Freundin. Man sollte immer

ich Sie richtig verstehe.

Büchlein dabei, in dem Sie sich Notizen

anfangen, bevor man sich dazu bereit

Melanie Raabe: Genau. Es gilt auch hier:

machen. Was haben Sie als letztes notiert?

fühlt. Wenn man einmal angefangen hat

Jeder Jeck ist anders. Nicht jeder soll alles

Melanie Raabe: Ich finde es total wichtig,

und es stehen mal zwei, drei Sätze auf der

nachmachen, was ich so mache. Das

Dinge festzuhalten. Es ist mir schon so

Seite, dann entwickeln die Dinge für

Wichtigste ist es herauszufinden, wie

oft passiert, dass ich eine Idee hatte, von

gewöhnlich Schwung und dann macht

funktioniert das für mich. Und wenn

der ich dachte: Das ist so markant, das

man weiter.

man ganz intrinsisch zwei Jahre lang vor

merkst du dir auch ohne eine Notiz.

5

Kreativität

Und ein paar Stunden später war es doch

von verschiedensten Künstler*innen. Am besten

Kommunikation allgemein funktioniert.

weg. Das letzte, was ich mir notiert habe,

finde ich die Online-„Legenden“ über Bill

Wir werden wahnsinnig oft unterbro-

war aus einem Gedicht von der afroame-

Murray, bei denen nicht so klar ist, ob sie stim-

chen. Wenn wir aber richtig konzentriert

rikanischen Lyrikerin Sonia Sanchez.

men. Etwa soll er an der Baustelle einer New

an eine Sache rangehen, dann kann ganz

Diese Zeile hatte mich berührt. Ich habe

Yorker Bibliothek vorbeigekommen sein, sich

wenig Zeit ganz viel wert sein. Die Leute

gedacht, ich halte die mal fest. Mal

einen Helm aufgesetzt und den Arbeitern

fragen oft: „Wie soll ich denn ein Buch

schauen, ob ich die Zeile vielleicht ein-

Gedichte vorgelesen haben.

schreiben, ich habe pro Tag nur eine hal-

mal einem meiner Bücher voranstelle

Melanie Raabe: Das ist auch eine meiner

be oder eine ganze Stunde Zeit?“ Dann

oder ob sich mal eine Figur von ihr ins-

Lieblingsgeschichten. Und zu der gibt es

sage ich: Eine Stunde ohne Unterbre-

pirieren lässt.

sogar ein Video. Das kann man sich

chung ist genauso viel wert wie ein paar

online anschauen (Anm. d. Red.: etwa auf

Stunden, in denen ständig jemand an die

DRAUSSENSEITER: So genau wissen Sie im Vor-

https://billmurraytales.tumblr.com/). Es

Tür klopft, jemand anruft, irgendwas

feld nie, was Sie mit Ihren Fundstücken mal

lohnt sich.

bimmelt und uns ablenkt.

machen wollen, oder?

Melanie Raabe: Vieles, was ich sammle,

DRAUSSENSEITER:

Bei den theoretischen

DRAUSSENSEITER: Über die sozialen Medien

ist überhaupt nicht zweckgerichtet. Ich

Ansätzen ist mir insbesondere Parkinson's Law

schreiben Sie: Twitter und Co seien ein Genuss-

sehe, ich höre etwas, das mich interes-

in Erinnerung geblieben. Dem britischen Sozio-

mittel ähnlich wie Alkohol: hin und wieder

siert. Und ich halte es erstmal fest. Der

logen C. Northcote Parkinson zufolge dehnt sich

okay. Sie versuchten sich auf maximal eine

britische Fantasy-Autor Neil Gaiman ver-

Arbeit in genau dem Maße aus, wie Zeit für ihre

Stunde am Tag zu beschränken. Schaffen Sie

gleicht die ganzen Ideen und inspirieren-

Erledigung zur Verfügung steht. Man braucht

das – auch zu Corona-Zeiten, wenn Sie weitge-

den Dinge, die er so sammelt, mit einem

also genauso viel Zeit, wie man hat. Geht es

hend an Ihr Zuhause gebunden sind?

Komposthaufen. Man schmeißt es da

auch bei Ihnen ohne Zeitdruck, ohne Abgabe-

Melanie Raabe: Mal so, mal so. Es gibt

drauf und irgendwann verrottet es. Und

datum nicht?

verschiedene Phasen. Momentan bin ich

irgendwann kann man damit Dinge dün-

Melanie Raabe: Nein. Es kann allerdings

ein wenig aktiver. Das neue Buch ist drau-

gen oder es sonst wie verwenden. Aber

auch eine selbst gesetzte Deadline sein,

ßen, das begleite ich ein wenig. Der Ver-

vorher weiß man nicht, ob daraus irgend-

die muss nicht von außen kommen.

lag macht ein paar Aktionen auf Social

was wird. Das ist ein ganz gutes Bild, fin-

Wenn etwas überhaupt keinen Rahmen

Media dazu, da schaue ich schon etwas

de ich.

hat, dann ist es schwer, den Absprung zu

häufiger hinein. Trotzdem glaube ich

schaffen. Ich habe ja sehr lange geschrie-

nicht, dass ich viel länger online bin. Eine

DRAUSSENSEITER: Sie sprechen in Ihrem Buch

ben, ohne einen Verlag zu haben – also

Stunde ist ja auch schon viel. Es gibt Zei-

auch von „Random Acts of Kindness“, also eher

neben meinen anderen Jobs. Da habe ich

ten, in denen ich Social Media komplett

zufälligen Akten der Zuneigung. Diese seien

mir eigene Deadlines pro Buch gesetzt.

liegen lasse, mich von allen Accounts

eine besonders schöne Art, kreative Ideen in den

Pro Roman habe ich meist etwa einein-

abmelde, etwa während der Fastenzeit.

Alltag zu integrieren. Sie zählen zwölf Beispie-

halb Jahre gebraucht. Dann hatte ich

Ein bis zwei Tage lang bin ich dann ein

le auf, eine davon: „Lass einer wohnungslosen

einen Verlag gefunden, bekam einen Vor-

wenig unruhig und überlege, was

Person ein übertrieben großzügiges Geldge-

schuss und musste keine anderen Dinge

Freund*innen und Kolleg*innen so

schenk da.“ Woher wussten Sie denn beim

mehr arbeiten. Ich dachte, jetzt geht das

machen. Etwas später fällt mir auf, dass

Schreiben dieses Kapitels, dass Sie jetzt dem

viel schneller. Aber das ist überhaupt

ich mich viel besser konzentrieren kann

DRAUSSENSEITER ein Interview geben wer-

nicht so: Ich brauche immer noch genau-

und viel produktiver bin. Social Media

den?

so lang. Weil das die Zeit ist, die der Ver-

lenken zu stark ab. Und laden mich zu

Melanie Raabe: In die Zukunft sehen

lag mir einräumt. Vielleicht könnte ich

oft ein, mich mit anderen zu vergleichen.

kann ich nicht – leider oder Gott sei

viel schneller sein, wenn ich müsste. Wir

Auch das ist ungesund.

Dank. Daher wusste ich das natürlich

kennen das doch alle: Es kann lange dau-

nicht. Aber Obdachlosigkeit ist ein The-

ern, eine Wohnung aufzuräumen. Aber

DRAUSSENSEITER: Sie sprechen sich auch aus-

ma, das mich beschäftigt. Ich versuche,

wenn die Schwiegereltern sich kurzfristig

drücklich gegen Hass im Internet aus und plä-

immer etwas zu geben. Und ich weiß

ankündigen, dann geht es viel schneller.

dieren für einen kreativen Umgang damit.

auch, dass es hier in Köln tolle Vereine

Und das kann man für sich nutzen, wenn

Apropos, kennen Sie vielleicht die Poetry-Slam-

gibt, die sich engagieren. Da spende ich

man die Regel einmal kennt.

merin Sarah Bosetti? Aus Hasskommentaren, die sie erhält, macht sie Liebesgedichte.

auch immer mal wieder. Das ist bei mir

6

immer im Hinterkopf, deswegen fiel mir

DRAUSSENSEITER: Man muss sich nur auf die

Melanie Raabe: Wow, super! Nein, die kenne

das an der Stelle ein.

richtigen, die wichtigen Dinge fokussieren.

ich noch nicht. Wie schreibt die sich? Das muss

Melanie Raabe: Ja, das stimmt. Aber es

ich mir nachher unbedingt mal ansehen. Eine

DRAUSSENSEITER: Sie lassen viele Menschen zu

wird uns immer schwieriger gemacht,

tolle Idee!

Wort kommen, die sich mit dem Thema Krea-

uns zu konzentrieren. Das hat auch

tivität theoretisch auseinandergesetzt haben.

damit zu tun, wie die sozialen Medien

DRAUSSENSEITER: Sie haben das Buch mitten

Aber Sie erzählen auch viele kreative Episoden

funktionieren, wie moderne, digitale

in der Pandemie geschrieben. Würden Sie

Kreativität

Tag, zu der ich das machen konnte. Weil ich eher eine Lerche bin, keine Nachtigall. Zuerst habe ich versucht, spätabends an meinen Texten zu arbeiten. Aber da war ich schon den ganzen Tag durch die Stadt gerannt und erschöpft, nicht mehr kreativ. Dann konnte ich vielleicht noch mit Freund*innen ausgehen, aber kein Foto: Christian Faustus

Der Umgang mit der CoronaPandemie war oft kreativ und auch sehr positiv, glaubt Melanie Raabe: „Das hat die Leute viel sozialer gemacht.“

weiteres Kapitel für meinen Roman schreiben. Und dann habe ich es mal vor der Arbeit probiert. Das hat gut funktioniert. Ich war noch frisch und völlig ungestört.

sagen, wir sind in Deutschland kreativ mit

Melanie Raabe: Ich habe das nur einmal

DRAUSSENSEITER: Sie sind offizielle Lesebot-

Corona umgegangen?

gemacht. Das war in meiner Karriere

schafterin der Stiftung Lesen. Was bedeutet das

Melanie Raabe: Ja, das würde ich sagen.

eher eine Kuriosität als etwas, das ich

eigentlich konkret, was macht man da genau?

Der Umgang damit war an vielen Stellen

ständig machen will. Ich bin grundsätz-

Melanie Raabe: Das ist vor allem eine

total positiv und kreativ. Ich weiß, das ist

lich dafür, die Möglichkeiten zu nutzen,

repräsentative Aufgabe. Man soll mög-

nicht die gängige Meinung. Aber ich glau-

die man hat. Das war das eine Mal sehr

lichst oft an Schulen gehen und die Wer-

be, das hat die Leute viel sozialer gemacht

lustig. Es war eine moderierte Lesung, ich

betrommel für die Leseförderung rühren;

und solidarischer. Und es hat auch viele

war also nicht alleine auf der Bühne und

auch für den bundesweiten Vorlesetag,

Leute kreativer gemacht und kreative

kannte die Moderatorin sogar. Auch glau-

bei dem ich auch regelmäßig mitmache.

Ideen freigesetzt. Kreativität hat so viel

be ich, dass dieses Format für Autorinnen

Auch wenn ich in einer Talkshow sitze,

mit Problemlösung zu tun. Wir waren

und Autoren viel besser geeignet ist als

versuche ich das Thema Leseförderung

vor neue Probleme gestellt, also mussten

für Comedians. Zwar interagiere auch ich

anzusprechen.

neue Lösungen her. Bei mir um die Ecke

gerne mit dem Publikum, aber ich bin

etwa gibt es einen Buchladen. Als jetzt

nicht davon abhängig, dass die Leute

DRAUSSENSEITER: Was ist denn für Sie das

die Restaurants wieder schließen muss-

lachen und dass ich sie höre. Es muss ja

Kreative am Lesen und am Vorlesen?

ten, haben die Betreiber das Schaufenster

ein Alptraum sein, wenn man eine Poin-

Melanie Raabe: Der Inhalt von Büchern

nicht nur mit Kochbüchern dekoriert,

te setzt und nicht hören kann, ob einer

wird immer von zwei Personen gemein-

sondern auch mit Prospekten von Restau-

lacht!

sam kreiert: von dem, der es schreibt, und von dem, der es liest. Deshalb gibt es

rants aus dem Viertel. Das ist eine kleine, aber total kreative Idee, wie man die

DRAUSSENSEITER: Bevor Sie einen Verlag hat-

jedes Buch so oft, wie es gelesen wird.

Nachbarinnen und Nachbarn unterstüt-

ten, haben Sie als freie Journalistin gearbeitet.

Weil jeder es sich anders vorstellt. Das

zen kann. Davon hat man unglaublich

In dieser Zeit sind Sie morgens um vier Uhr

macht das Lesen ziemlich einzigartig.

viele gesehen. Anfangs hatte niemand

aufgestanden, um an Ihren Romanen zu arbei-

Lesen ist ein sehr aktiver, sehr kreativer

einen Mundschutz zu Hause. Also haben

ten. Wie schafft man das denn?

Vorgang. Diese Welt, diese Bilder muss

die Leute die Nähmaschinen ausgepackt

Melanie Raabe: Damals war ich noch

man sich selber kreieren. Es ist etwas

und sind kreativ geworden. Wir haben

deutlich jünger als heute. Mit so wenig

anderes, als einen Film zu schauen. Und

mitgekriegt, dass unsere Nachbar*innen

Schlaf komme ich jetzt nicht mehr aus.

etwas vorzulesen, so dass es funktioniert

nicht einkaufen gehen können, also

Aber für mich war das die einzige Zeit am

und ankommt, dass es zum Beispiel auch

haben wir das irgendwie organisiert. Eine

Kinder begeistert, das erfordert erst recht

Zeit lang hatten wir das Gefühl, warten

viel Kreativität. Wie kann ich den Text

sei das einzige, was wir tun könnten. Die

lebendig machen? Kann man etwas Inter-

Kreativität war eine Art Ausweg aus unserer Machtlosigkeit.

DRAUSSENSEITER: Viele Kulturschaffende haben ja nach kreativen Möglichkeiten gesucht, ihr Publikum zu erreichen. Per Live­stream etwa oder bei Auftritten im Autokino. Sie haben das auch gemacht und schreiben: „Es war herrlich.“ War das für Sie wirklich eine schöne Sache oder – wie manche Comedians es ausgedrückt haben – nur besser als gar nichts zu machen?

Melanie Raabe wurde 1981 in Jena geboren, heute lebt sie in Köln. Ihre Romane wurden in mehr als 20 Ländern veröffentlicht, mehrere Verfilmungen sind in Arbeit. Zusammen mit Künstlerin Laura Kampf betreibt sie einen wöchentlichen Podcast („Raabe & Kampf“) rund um das Thema Kreativität. Ihr erstes Sachbuch „Kreativität. Wie sie uns mutiger, glücklicher und stärker macht“ (352 Seiten, 20 Euro) erschien am 2. November 2020 im btb-Verlag.

aktives machen oder bietet es sich an, mit verstellter Stimme zu lesen? Wenn man Erwachsenen vorliest, dann sind die für gewöhnlich sehr höflich und gucken interessiert, auch wenn sie sich langweilen.

Das Coole an Kindern ist: Die sind da viel ehrlicher. Und das macht es schwieriger, ihnen Texte nahezubringen.

DRAUSSENSEITER: Herzlichen Dank für das Gespräch!

7

Kreativität

Für unsere Kreativitäts-Ausgabe hat Sabrina Burbach ein feines Portfolio an Texten von Werner Otto von Boehlen-Schneider, Wolfgang Hübner-Bergfeld, Lothar S. und Claudia Vogelsang zusammen­gestellt – illustriert mit ausgewählten Drucken von Phoolan Matzak.

8

Kreativität

C laudia Vogelsang

Die Brennnessel – ein klassischer DRAUSSENSEITER Man sieht sie überall: An den Straßenrändern, in Parks, mitten in der Sonne oder im Halbschatten der Bäume. Die meisten Menschen machen einen Bogen um sie. Klar! Wer sie falsch anfasst, den brennt die Brennnessel.

Aber ein zweiter Blick lohnt sich! Denn in der Brennnessel steckt unglaublich viel Positives. Als Superfood bieten ihre Samen 30 % pflanzliche Proteine, viele ungesättigte Fettsäuren, dazu kommen reichlich E-Vitamine, Kalium, Eisen und andere Mineralien und Spurenelemente. Kurz: Als Stärkungsmittel helfen sie Kranken, alten Menschen und Schwangeren.

Ein Tuch ist dabei besser als eine Plastiktüte. Es sind halt echte DRAUSSENSEITER. Die brauchen frische Luft. Wenn sie sich eingeengt fühlen, werden sie stinkig. Zu Hause angekommen, lassen wir unsere Ernte eine Stunde draußen offen liegen, damit Kleintiere fliehen können. Die mögen nämlich kratzbürstige Typen. Allein 27 Schmetterlingsarten wählen sie als Brut- und Nährpflanze.

Claudia Vogelsang Die glückliche Seite meiner Kindheit verbrachte ich in der Natur. Über Umwege – u.a. ein Studium der Philosophie und Landschaftsarchitektur, eine Tischlerlehre sowie einen Abstecher in den Journalismus – fand ich zu meinem Beruf in der Gartentherapie. Was mich glücklich macht: Inklusionsarbeit, die Kindern Lust auf das Abenteuer Leben macht und Zuversicht schenkt. Frei nach dem Motto „Gemeinsam gärtnern, zusammen wachsen“.

Foto: Jasna Janokovic

Für Menschen sind die Samen im Salat, im Müsli oder als Belag für Knabbersticks besonders lecker. Übrigens: Wer ihre Blätter nicht „gegen den Strich“ anfasst, sondern vom Ansatz zur Spitze freundlich zupackend pflückt, den brennt sie kein bisschen.

9

Kreativität

W erner O tto von B oehlen - Schneider

FREUDE An diesem einen Tag, als mich die Freude übermannte, wurde ich verhaftet. Ich war jubelnd, mit gereckten Armen (obwohl kein Fußballspiel stattfand) durch den Park gehüpft und sogleich hatte eine besorgte Mutter die Polizei gerufen. „Was habe ich denn nur verbrochen?“, fragte ich erschrocken. „Ihre Freude war nicht gesellschaftskonform“, erwiderte der ausführende Beamte pikiert, nachdem sein Kollege zur Rechten geraunzt hatte: „Wo wär‘n wir denn, wenn hier ein

jeder machen könnte, was er wollte?“ „In einem freien Staat“, antwortete ich leise.

Und so wurde ich eingesperrt, ein uninteressierter Psychologe kam und schrieb sein Gutachten, das die Polizei zufrieden stellte; recht zugehört hat er mir nicht. „Wir woll‘n mal nicht so sein“, sagte man mir nach zwei Tagen und ließ mich ziehen − und ich zog, aus diesem merkwürdigen Land, dessen Staatsangehörigkeit ich gerade erhalten hatte.

INS WORT BRINGEN Verschämt vielleicht, doch auch herzlich verschmitzt kicherte die elegante Leiterin der Asylunterkunft, in Borten eines von Ockertönen ins Braune changierenden Ponchos spielend, man könnte ihn unaufmerksam auch als kamelfarben bezeichnen, mit und nach den Worten: „Möglich ist hier erst einmal und grundsätzlich gar nichts“ − . Den Zustand des Hauses beschrieb ich gedanklich als desolat, mangelhaft, sehr verwohnt. Sie legte nach: „Die drei Säulen unseres Heim-Konzeptes sind 1. Angst schüren, 2. Resignation fördern, 3. Dankbarkeit einfordern; und sehen Sie, nur im Vertrauen gesagt, diese Haltung geht seit Jahren problemlos auf. Wir halten die Klienten in einem Zustand unmündiger Abhängigkeit und sexueller Frustration, teilweise natürlich durch Medikamente unterstützt, vor allem aber mithilfe der üblichen Psychognostik, eines kaum nennenswerten Taschengeldes, des ratlosen Dumm-Stellens.

Während der halbwöchentlichen Gesprächstermine therapieren wir jeden Widerspruchsgeist erfolgreich und nachhaltig weg. Im Wohnzimmer laufen Mäuse?

Kein Problem. Seien Sie emphatisch und versetzen sich aufgrund Ihrer traumatischen Erfahrungen in die Rolle des Nagetieres. Denn das will schließlich auch nur leben, ganz so wie Sie. Die Toilette läuft über, der Wasserhahn ist verstopft? Kein Problem. Sie werden der Putzkolonne zugeteilt und haben das Privileg, ehrenamtlich Ihr neues Zuhause schöner zu gestalten.

Krawalle im Flur? Kein Problem. Drei Aktivtage im ‚Dunkel-Problemraum‘ belehren Sie eines Besseren.“ − „Ach, wie ich zu dieser Anstellung gelangt bin?

Nichts leichter als das.

Nur zwei gescheiterte Beziehungen gereichten mir zur Einsicht, im sozialen Sektor tätig, durchsetzungsfähig und entschlossen zu werden, mit einer stimulierenden Machtfülle gegenüber Personen ausgestattet, die entweder kaum Grundrechte haben oder diese schlicht10

weg nicht kennen, um Gutes zu wirken − für mein Ego, danke der Nachfrage, schließlich ist jeder sich selbst der nächste. Aber weiter zu unseren Therapieansätzen.

Im Fußboden klafft ein Loch, Tische, Stühle sind kaputt? Kein Problem. Wir analysieren diese Tatbestände, durchaus unter Zuhilfenahme von Aktivtagen im Problemraum, mit den Betroffenen derart intensiv, dass sie dankbar über jeden schiefen Nagel in der Wand, jede demolierte Fußleiste, selbst den Schmutz an den Wänden werden, denn dies alles sind schließlich Zeichen relativen Wohlstandes; auch unbrauchbare Dinge haben einen Eigenwert und sollten dementsprechend gewürdigt werden.“ − „Sie lachen verschmitzt, ich kann es Ihnen ganz nachempfinden.

Doch das Beste bleibt: unser Ansatz funktioniert bei minimalen Kosten. Mit unserer Verständnis-Methodik und der Alternativlosigkeit des Klienten schaffen wir so eine mit Händen zu greifende, phlegmatische Atmosphäre der Resignation, unterwürfiger Dankbarkeit, welcher allerdings durch gelegentlich aufgezeigte angstschürende Szenarien, dem Androhen von rigorosem Strafvollzug bei Kleinstdelikten, der sofortigen Abschiebung in bürgerkriegsgeschüttelte Drittländer etwa, nachgeholfen werden sollte, um das Gefüge zu stabilisieren. Ich sage Ihnen: dieses aufwändige Engagement kann man sich nicht gut genug bezahlen lassen. Haben Sie noch Fragen?“ − „Keine.“ Werner Otto von Boehlen-Schneider, 1985 zu Warburg in Westfalen geboren, verbrachte seine Jugend im Weserbergland. Nach Studien der Geschichtswissenschaft, Germanistik, Philosophie und Chemie an den Universitäten Paderborn, Göttingen und Köln veröffentlichte er 2016 sein literarisches Debütwerk. Heute lebt von Boehlen-Schneider als humanistischer Schriftsteller und Privatgelehrter in Köln. Er ist Asperger-Autist.

Foto: Privat

Kreativität

L othar S .

»Geben und Nehmen« Was kann ich schenken?

Es geht bei diesem Thema nicht darum, mit dem Gegenüber – demjenigen, den ich beschenke – in Konkurrenz zu treten. Ich denke, Schenken ist etwas sehr Persönliches, ohne jegliche Erwartungshaltung und spontan aus dem Inneren heraus. Es darf dabei auch nie um Berechnung oder Aufrechnung gehen! Schenken sollte Freude machen und keine Freunde.

Ich kann theoretisch auch meine Feinde beschenken und sie zu Freunden machen. Unter „Freund“ verstehe ich den, der auch ohne Erwartungshaltung und spontan aus dem Inneren heraus schenkt. Ohne eine Gegenleistung zu erwarten.

Vor dem 5. Juli 2016 hätte ich sicher auch noch zu oft an materielle Werte beim Schenken gedacht. Heute kenne ich meistens meinen persönlichen Wert. Also liegt es doch nahe, seine persönliche Weisheit zum Nutzen weiterzureichen. Überhaupt ist menschliche Hingabe das größte Geschenk. Jemandem richtig zuhören zu können, Trost zu geben, mit jemandem zu lachen, ist viel wert!

Lothar S. bricht 2016 zum ersten Mal auf und läuft von Köln nach Hamburg über Schleswig bis nach München – fast 2.000 Kilometer. Seit damals lebt er auf der Straße.

Den „Aufbruch“ nutzt der gelernte Maschinenbau-Ingenieur ganz im wörtlichen Sinn: „Nicht in Altem verharren, sondern Neues ergründen.“ Foto: Marie Breer

11

Kreativität

Wolfgang Hübner-B ergfeld

Aus dem Corona-Alltag Hausklingel ertönt Mein Adrenalin-Spiegel steigt spürbar an Denn Postbote hechelt die Treppe hoch Einkauf über online leicht gemacht Wirklich leicht gemacht?

Graue Zellen in Vollbetrieb Paket für mich oder für andere?

Für den Hausbewohner der zweiten Etage Okay, ich nehme es entgegen Mit Bedacht und räumlichem Abstand Eine Armlänge meinerseits Und eine Armlänge seinerseits Ausreichender Sicherheitsabstand?

Ich weiß es nicht Kenne nur die Länge meines Arms Nun liegt es im Flur, das Paket Desinfizieren - Paket und Hände Puh, was für ein Mehr-Aufwand Für eine ansonsten kurze Sache Früher ein routinierter Vorgang Sehne mich nach post-coronarer Zeit Nach neuer Normalität Normalität würde reichen!

Gibt's die irgendwann wieder?

Wer nicht hofft, hat schon verloren!

Wolfgang Hübner-Bergfeld, geboren in Moers am Niederrhein in einer deutsch-italieni­schen Familie, lebt seit 50 Jahren in Köln. Studium der Ingenieurwissenschaften und anschließend in Erziehungs­wissenschaft, Psychologie und Soziologie. Er ist Systemischer Familientherapeut und Supervisor und war mehr als drei Jahrzehnte hauptberuflicher Leiter einer Familienbildungs- und Beratungsstelle.

Schreiben ist für ihn eine Passion, die ihn dazu bringt, sich selbst immer wieder neu zu entdecken, auszudrücken sowie andere Menschen zu bewegen und zu berühren.

Foto: Privat

12

Ungewöhnliche Liebeserklärung Es war Liebe Auf den ersten Blick Ich fand dich Exotisch, ja umwerfend schön Du zogst auch schon bald In meine Wohnung ein Und ich erfreute mich An deiner wunderbaren, vitalen Erscheinung Doch dann geschah etwas Was ich mir bis heute nicht erklären kann Schenkte ich dir zu wenig Aufmerksamkeit Oder überschüttete ich dich mit zuviel des Guten War es bei mir Kopflosigkeit Vielleicht sogar viel schlimmer: Der schleichende Prozess einer Beziehungslosigkeit Nun erlebe ich Sicherlich von schlechtem Gewissen geplagt Wie du von mir gehst Indem du Stück für Stück von dir gibst Dabei kenne ich nicht einmal deinen Namen Geliebte Pflanze Ich weiß nur, dass ich um dich trauern werde Wenn du mich verlässt

Corona – ein Steinkreis Ganz ruhig und still am Vater Rhein Nicht auffällig groß, nein eher klein Lagen sie einfach verwaschen umher Sieben Steine, nicht einer mehr Sie lagen im Kreis ganz still und stumm Mit einem in der Mitte, die anderen drum rum Und als ich sie sah so geordnet im Sand Da ratterte es in meinem Verstand Was will der Steinkreis mir hiermit sagen Deutet er auf weitere menschliche Plagen Oder liegt er einfach zufällig so da Und wenn, warum wie eine Corona Doch dieser Begriff ist heut‘ schon besetzt Ein Kreis mit diesem Namen fast wie verhext Drum nenn ich die Steine, was sie halt sind Ein Steinkreis im Sande, umflüstert vom Wind

Kreativität

Phoolan Matzak: „Homeless“ Mit ihren Holzschnitten aus der Reihe „Homeless“ zeigt die in Hamburg lebende Illustrationsstudentin Phoolan Matzak verschiedene Szenen aus dem Alltag von Obdachlosen. Entstanden sind die Arbeiten während ihrer Projektarbeit im 4. Semester. Das Thema hat sie sich selbst ausgesucht: „In Hamburg sind Obdachlose sehr präsent. Das berührt mich, wenn ich auf dem Weg zur Uni bin und immer dieselben Menschen auf der Straße sitzen sehe.

Oder wenn sie auf einmal nicht mehr da sind…“ Als Vorlage zu den Holzschnitten dienten Fotos und Dokumentationen, aus denen sie im ersten

Schritt Zeichnungen erstellte. Die erste die 25-Jährige. „Durch die Farbe entsteht Fünferreihe der Holzschnitte orizwar ein Eindruck von Kälte, aber entiert sich an einem Tagesabnichts Düsteres, nichts zu Negalauf auf der Straße, begintives.“ So bleibt es dem nend mit der Szene in der Betrachter selbst überlassen, U-Bahnstation. Inklusive welches Gefühl die Schnitte bei Vorarbeit hat sie für einen ihm auslösen.

Holzschnitt etwa drei Tage Im vergangenen Jahr waren die benötigt. Jeder Schnitt enthält Holzschnitte bereits auf der Corodrei Farbschichten übereinander, na-bedingt digital stattfindenden Foto: Jonas Fischer die einzeln trocknen mussten. Danach „Children’s Book Fair 2020“ in Bologna zu wird jede Farbschicht etwa zehn bis zwölf Mal sehen. Danach zogen sie im Rahmen der Ausgedruckt. Es ist eine vergängliche Methode. stellung weiter nach Tokio, Japan. (sab) „Mir war es bei dem Projekt sehr wichtig, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen“, sagt  Instagram: @phoolan_matzak

13

Aus den Einrichtungen

Corona schränkt auch Menschen mit Behinderung in ihren Werkstätten ein 2020 – das Corona-Jahr. Seit dem Ausbruch der Pandemie konnte man sich vor Nachrichten und Kommentaren, Dokus, Statistiken und wissenschaftlichen Statements kaum retten. Ein Thema kam jedoch – wie so oft – zu kurz: Wie geht es eigentlich Menschen mit Behinderung seitdem? Ein wichtiger Grund, einmal selbst nachzufragen und zuzuhören, genau da, wo viele dieser Menschen ihren Lebensmittelpunkt haben, ihrer Arbeit nachgehen, ihre Freunde treffen, Freizeitaktivitäten und Therapien angeboten bekommen: in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung.

Text und Fotos von Christiane Rath

D

ie Nachricht traf alle wie ein Schock:

heimen, Wohngruppen oder Familien

fortgeführt werden. Mitarbeiter*innen

am 17. März 2020 wurde bekannt-

isoliert wurden, um sie vor Ansteckun-

kümmerten sich um die ständige Pflege

gegeben, dass die Einrichtungen ab

gen zu schützen, andere Bedürfnisse

der Website, auf der ein liebevoll gedreh-

mussten hintenanstehen.

tes Motivationsvideo eingestellt und

dem folgenden Tag nicht mehr geöffnet

14

werden durften. „Wir sind den ganzen

Das war nicht nur psychisch schwer

Infos in leichter Sprache veröffentlicht

Tag herumgelaufen wie in wilder Panik,

zu verkraften. Thorsten Scholl als Tech-

wurden, um die Situation für die Nut-

kreuz und quer“, erinnert sich Birgit

nischer Leiter der Rurtalwerkstätten in

zer*innen zu erklären. Die Werkstatträ-

Büchel, Leiterin Sozialer Dienst von den

Düren berichtet von körperlicher und

te bildeten ein wichtiges Bindeglied und

Nordeifelwerkstätten in Nettersheim.

emotionaler Vernachlässigung mancher,

versuchten ihrerseits zu unterstützen

„Auf einmal war alles anders, die Pro-

die normalerweise zwar alleine leben,

und die Kontakte zu den „Ausgesperr-

duktionsräume waren leer, die Aufträge

die aber auf die Alltagsstrukturen und

ten“ aufrechtzuerhalten.

blieben liegen, das Telefon klingelte den

regelmäßigen sozialen Kontakte in der

Verfügbare Hauptamtliche halfen

ganzen Tag und wir wussten gar nicht,

Werkstatt angewiesen sind. Ihr körper-

spontan in den Wohnheimen in der Pfle-

welches Problem wir zuerst lösen soll-

licher Zustand, die Hygiene, die Akzep-

ge aus. Gegen die lähmende Tatenlosig-

ten.“ Noch schlimmer verlief es in den

tanzfähigkeit von Regeln und lange trai-

keit wurden mit großer Kreativität

Dürener Rurtalwerkstätten, wo die

nierte Therapieerfolge erlebten in dieser

Heimarbeitspäckchen gepackt, die aber

Anweisung zur sofortigen Schließung

Zeit eine negative Entwicklung, sogar

auf jede*n Empfänger*in individuell und

erst abends um 21 Uhr eintraf, so dass

über Fälle von Aggressivität wurde

den Fähigkeiten gemäß zugeschnitten

bei allen Bemühungen nicht mehr jede*r

berichtet.

sein mussten, keimfrei und ohne Verlet-

Mitarbeiter*in informiert werden konn-

Auch die jeweiligen Wohnheime

zungsrisiko. Andere bekamen Rätsel-,

te und so mancher am nächsten Tag

waren mit der Situation überfordert und

Knobel- und Malhefte gebracht, viele

vergeblich auf den Fahrdienst wartete.

allein gelassen – plötzlich verblieben

wurden regelmäßig angerufen, damit sie

Verwirrung und Angst waren die

alle Bewohner*innen den ganzen Tag in

nicht den Mut verlieren.

Reaktionen bei vielen Mitarbeiter*innen

der Einrichtung, beschäftigungslos und

Da viele Menschen mit Behinderung

mit Behinderung, vor allem bei denjeni-

zum Teil verängstigt. Währenddessen

noch lange nach ihrer Volljährigkeit im

gen, die nicht ganz so leicht in der Lage

tagten in den Werkstätten die Krisen­

Elternhaus leben, kamen auch von dort

waren, die Gründe zu verstehen. Von

stäbe, um die Situation zu meistern. Die

zahlreiche Anfragen, Beschwerden,

einem Tag auf den anderen änderte sich

liegengebliebenen Aufträge mussten

Hilferufe. Als ich Frau Büchel frage, wie

ihre gewohnte Alltagsstruktur, ihr sozi-

durch die nichtbehinderten Festange-

sie das alles gemacht hat, lacht sie und

ales Umfeld wurde gekappt, ihre Mög-

stellten erledigt werden. „Sie haben soli-

sagt: „Telefonieren, telefonieren, telefo-

lichkeiten zur sinnvollen Beschäftigung

darisch für uns gearbeitet“, sagt Werk-

nieren.“ Die persönliche Ansprache war

unterbunden. Sie wurden von weitge-

stattrat Lulzim Lukashu mit einem

in der beängstigenden Atmosphäre ein

hend selbstbestimmten Angestellten zu

Lächeln, „sonst hätten wir auch kein

sehr wichtiger Faktor und gab den

Angehörigen einer Hochrisikogruppe,

Geld mehr bekommen“. Auch der Bil-

Menschen das Gefühl, nicht vergessen

die zunächst einfach nur in ihren Wohn-

dungsauftrag der Werkstätten musste

worden zu sein. Dies bestätigen auch

Rurtalwer Düren v.l.

Werkstattr Lulzim Lus Marketing Frau Blaze Technische Torsten Sch

Die Bu Werk Mens einge Verein in Bon senve gegrü Frankf der B Eingli insbes Förde triebe

Die BA und Zusam Einrich die Tei schaft ihr Leb derun noch

rkstätten .n.r.: rat shtaku, gexpertin evic, er Leiter holl

Aus den Einrichtungen

Nordeifelwerkstätten Nettersheim, (v.l.n.r.): Hans Heinrich, Birgit Büchel, Carsten Klein Leere in den Arbeitsräumen

Physio fällt aus

Saunamodelle mussten Arbeitstischen weichen

die Marketingspezialistin Frau Blazevic

antworten, weil wir es selbst nicht

durch den erhöhten Raumbedarf und die

und der 1. Vorsitzende des Werkstatt­

wussten“, sagt Thorsten Scholl und man

Hygieneregeln viele Aktivitäten wie

rates in Nettersheim, Hans Heinrich.

sieht ihm jetzt noch an, wie schlimm die

Sportkurse, therapeutische Anwendun-

„Das Schlimmste war die Ungewiss-

Situation für ihn war. Gleichzeitig stan-

gen oder Schwimmunterricht ausfallen.

heit. Wir konnten nicht auf ihre Fragen

den die Hauptamtlichen in allen Betrie-

Mit Walken und Tischtennis hat man

ben ja auch vor der Aufgabe, auf einen

inzwischen wieder begonnen, aber wich-

Tag X hin die Räumlichkeiten und Abläu-

tige jährliche Höhepunkte wie Sommer-

fe so zu verändern, dass man unter Ein-

fest und Weihnachtsfeier sind gestri-

haltung der Corona-Regeln schrittweise

chen. Als kleines Trostpflaster gehen die

wieder öffnen könnte. Seit dem 21.9.20

einzelnen Abteilungen getrennt vonein-

müssen auf Anweisung des LVR alle

ander grillen oder veranstalten eine klei-

Werkstätten wieder mit 100 % Auslas-

ne Beachparty, solange das Wetter es

tung fahren, wie auch immer sie das

noch zulässt.

undesarbeitsgemeinschaft kstätten für behinderte schen (BAG WfbM) ist ein etragener gemeinnütziger n. Sie wurde am 18. Juni 1975 nn als bundesweite Interesertretung der Werkstätten ündet. Ihr Sitz ist seit 1985 in furt am Main. Die Mitglieder BAG WfbM sind Träger von iederungseinrichtungen, sondere von Werkstätten, erstätten und Inklusionsbeen.

AG WfbM ist der freiwillige selbstlose bundesweite mmenschluss der Träger aller htungen, die den Menschen ilhabe an Arbeit und Gesellt ermöglichen, welche sich ben aufgrund ihrer Behinng nicht, noch nicht oder nicht wieder durch

Erwerbsarbeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt sichern können. Der Verband dient seinen Mitgliedern als Berater und Interessenvertretung in allen fachlichen und politischen Angelegenheiten.

Derzeit sind rund 320.000 Erwachsene mit Behinderungen in den Mitgliedswerkstätten der BAG WfbM beschäftigt, knapp 30.000 zu ihrer Beruflichen Bildung im Berufsbildungsbereich und fast 270.000 zu ihrer Arbeitsund Berufsförderung im sogenannten Arbeitsbereich. Etwa 20.000 sind so schwer behindert, dass sie einer besonderen Betreuung, Förderung und Pflege bedürfen.

bewerkstelligen. Wer aus Angst oder

Am Ende des Gesprächs stellt Thorsten

wegen gefährlicher Vorerkrankungen

Scholl die Frage nach der Verantwor-

nicht kommen möchte, braucht ein ärzt-

tung: „Niemand ist vom Gesundheitsamt

liches Attest. Bleibt er länger als sechs

in die Einrichtung gekommen und hat

Wochen seinem Arbeitsplatz fern, ris-

eine Art Abnahme gemacht, ob unser

kiert er dessen Verlust. Die hauptamtli-

Hygienekonzept sicher und tragfähig ist.

chen Mitarbeiter*innen haben nicht –

Was passiert, wenn nun doch Menschen

wie Lehrer – ein Recht auf regelmäßige

krank werden, bin ich es dann schuld?“

Tests und es gibt auch keinen Gehaltsbonus für die Anstrengungen der letzten Monate. „Unsere Räume sind seitdem nicht größer geworden“, beklagen beide Gesprächsrunden. Es müssen also Abstriche in der Aufenthaltsqualität hinge-

 www.bagwfbm.de

nommen werden. Besonders bedauerlich findet Werkstattrat Carsten Klein, dass

lll

Info

Rurtalwerkstätten Lebenshilfe Düren gGmbh  www.rurtalwerkstaetten.de NEW Nordeifelwerkstätten gGmbH  www.nordeifelwerkstaetten.de 15

INSP

INTERVIEW

„Straßenzeitungen sind wichtiger denn je“ Der international bekannte Autor von TRAINSPOTTING und INSP-Botschafter Irvine Welsh nahm sich 2015 eine Auszeit von der Welttournee für sein neues Buch DEAD MEN’S TROUSERS, um mit INSP über Obdachlosigkeit, das Leben in Amerika und die Nutzung von Social Media zur Mobilisierung zu sprechen.

Von Tony Inglis

16

INSP

Wenn es dir nicht so

S

o twitterte Irvine Welsh im Mai

Kommen wir nochmal auf den Tweet

2015 vor jetzt schon fast sechs Jah-

zurück, denn er zeigt Welsh als Künstler,

ren – einer Zeit vor dem Brexit,

der die Probleme der Menschen versteht.

einer Zeit vor Trump und Corona

Seit 2013 ist er INSP-Botschafter und

– einer Zeit also, die wie eine Ewigkeit

zeigt nicht nur Mitgefühl, sondern auch

bessern. Wenn es dir

her scheint.

kämpferischen Einsatz für die Unter-

Welsh ist kein Twitter-Neuling. Wenn

drückten, zu denen auch Straßenzei-

recht gut geht, wähle

er nicht freche Prosa verfasst oder sich

tungsverkäufer*innen gehören. Ob mit

am Strand seiner Wahlheimat Miami

Tweets oder Romanen – sein Talent war

die, die das Leben

sonnt, dann – wie ein kurzer Blick auf

es schon immer, gesellschaftlichen

seine Social Media-Präsenz verrät – ver-

Randgruppen eine Stimme zu geben.

anderer verbessern.

breitet er seine ungefilterte Meinung

Welsh, der sich gerade mitten in einer

über Politik, soziale Fragen oder auch

weltweiten Pressetour für sein neues

leichtere, wenn auch nicht weniger

Buch befand, nahm sich Zeit für ein kur-

lebenswichtige Themen wie Fußball.

zes Interview mit dem INSP. Darin

gut geht, wähle die, die dein Leben ver-

Dieser neue Post auf Welshs Twitter-

drückte er seine Bewunderung für Men-

Profil läutete auch sein triumphales

schen aus, die obdachlos sind und ver-

Comeback ein (sofern er je eins nötig

suchen, sich herauszukämpfen, und er

hatte), denn zeitgleich kam T2: Train-

erzählte uns von seinen Erfahrungen

spotting heraus, der Nachfolgefilm zu

mit Straßenzeitungsverkäufer*innen an

seinem berühmtesten Werk. Auf dieser

all den Orten, wo er gelebt hat.

Erfolgswelle schrieb und veröffentlichte der in Leith geborene Autor direkt sein

INSP: Bei unserem letzten Gespräch sagtest du,

nächstes Werk, Dead Men’s Trousers,

Straßenzeitungen seien „eine der größten sozi-

dem fünften (und vielleicht letzten)

alen Errungenschaften der letzten 20 Jahre“.

Roman mit den Hauptfiguren der Train-

Du arbeitest jetzt schon eine Weile mit der

spotting-Reihe: Renton, Sick Boy, Spud

Straßenzeitungs-Community. Was bedeutet

und Begbie.

ihre Arbeit heute für dich?

Die Verkäufer*innen und Mitarbei-

Irvine Welsh: Leider sind Straßenzeitun-

ter*innen der Straßenzeitungen – häufig

gen wichtiger denn je. Unsere Wirt-

große Fans von Welsh – bemerkten

schaft und Gesellschaft ändern sich

schnell, dass die Inspiration für diesen

gerade sehr – vielleicht versagen sie

kreativen Schub aus Welshs exklusiv für

sogar. Obdachlosigkeit ist ein wichtiges

das Street Paper Network verfasste

Zeichen dafür.

Weihnachts-Story kam. Darin geht es

Foto: Brant Adam Photography

um ein Familientreffen der Begbies.

INSP: Du sprachst auch über Wohnraumpoli-

Weckte diese Story Welshs besondere

tik und dass du INSP-Botschafter geworden

Leidenschaft, diese Charaktere wieder

bist, weil es für dich eine Privileg ist. Was

zum Leben zu erwecken, oder kam ein-

meintest du damit?

fach nur sein kreatives Getriebe wieder

Irvine Welsh: Ich bin unglaublich glück-

in Fahrt? Jedenfalls läuft es bei Welsh

lich; ich musste mich seit einer Jugend-

wieder wie geschmiert, seit die Kurzge-

phase nicht mehr persönlich mit

schichte in 32 Straßenzeitungen in 16

Obdachlosigkeit auseinandersetzen.

Ländern weltweit verbreitet wurde.

Damals schlief ich einen Sommer lang

Welshs Markenzeichen, die bitterbösen

draußen, konnte aber jederzeit in ein

Schotten, wurden für die Straßenzei-

sicheres Zuhause zurückkehren. Jetzt

tung der norwegischen Stadt Trondheim

geht es mir so gut, dass ich wahrschein-

sogar auf Trøndersk übersetzt, den loka-

lich nie selbst davon betroffen sein wer-

len Dialekt. Wenn man ihn fragt, ob dem

de. Die Obdachlosigkeit wird immer

INSP nicht ein wenig Anerkennung für

schlimmer – das kann jeder sehen. Ich

dieses Comeback gebühre, antwortet

war vor kurzem in Brighton (an der Süd-

Welsh überzeugt: „Absolut!“

küste Englands), wo Touristen buchstäb-

17

INSP

lich über die vielen Obdachlosen hin-

einfach weiter gelaufen, besonders auf

Irvine Welsh: Du willst, dass deine Figu-

wegtrampelten. Die Obdachlosigkeit

den Einkaufsmeilen in der City. Aber das

ren so echt und einfühlsam wie möglich

wächst extrem. Das wird auch weiterge-

ist auch in England nicht ungewöhnlich.

sind. Er ist eine meiner Lieblingsfiguren.

hen, weil gar nichts dagegen getan wird.

Im Winter fliehen zahllose Obdachlose

Das Tragische an ihm ist, dass er genau

Aktuell gibt es eine große Welle und die

von den Städten im Norden nach Miami,

weiß, was mit ihm passiert, aber nichts

nächste wird noch größer. Bald werden

ganz einfach, weil man dort auf der Stra-

dagegen tun kann. Jede persönliche

mehr Menschen auf der Straße liegen als

ße überleben kann.

Geschichte ist wichtig. Sie sind Eckpfeiler unserer Menschlichkeit und Kultur.

Konsumenten, die auf ihnen rumtramINSP: Du bist ganz schön aktiv auf Twitter.

Wenn wir auf hören Geschichten zu

Was bringen dir Soziale Medien? Du hast ja

erzählen, sind wir am Ende.

INSP: Du lebst schon lange in Amerika. Wie

schon eine Bühne als sehr erfolgreicher Autor.

nimmst du dort Straßenzeitungen und die

Irvine Welsh: Auf Twitter lasse ich

INSP: Straßenzeitungen arbeiten ja mit Leu-

Verkäufer*innen wahr – sind sie so sichtbar

Dampf ab, aber so ernst nehme ich das

ten, die obdachlos sind oder kurz davor stehen.

wie hier?

nicht. Erst wenn es viele Leute mobili-

Was ist Zuhause für dich?

Irvine Welsh: Als ich in Chicago lebte,

siert, wird daraus was Größeres. Ansons-

Irvine Welsh: Wo ich die Tür schließen

kaufte ich mir regelmäßig die „Street-

ten heißt auf Twitter ‚aktiv sein‘ soviel

oder der Welt öffnen kann. Das ist eine

Wise“ (die lokale Straßenzeitung). Ich

wie vor der Glotze ‚aktiv‘ zu sein.

Grundentscheidung. Und ein Grundrecht für alle Menschen. Als Schriftstel-

habe schnell gemerkt, dass sie zwar etwas anders ist, aber dennoch die glei-

INSP: Spud (Figur aus TRAINSPOTTING) hat

ler und als Mensch wurde ich in Edin-

che Rolle erfüllt wie „The Big Issue“. Ich

mit Obdachlosigkeit und vielen der damit ver-

burgh und Leith geformt. Das bleibt

habe mich mit Clint, meinem örtlichen

bundenen Probleme zu kämpfen, und er wird

immer Teil von mir.

Verkäufer, angefreundet und mache mir

sehr nuanciert dargestellt. Glaubst du, dass

Sorgen um ihn und andere bei diesem

Leute wie er wirklich dieselbe Chance haben,

INSP: Hast du nach dem Erfolg von TRAIN-

bösartigen Winterwetter.

als vollwertige Menschen behandelt zu wer-

SPOTTING als Film das Gefühl gehabt, dass

den?

du damals beim Schreiben irgendeine morali-

INSP: Du lebst jetzt in Miami. Also lebst du

sche Verantwortung für Drogensucht hattest?

wortwörtlich und im übertragenen Sinne

Irvine Welsh: Deine Verantwortung

ganz nah am letzten Amoklauf in Parkland,

gegenüber Drogensucht als Thema ist

Florida. Wie glaubst du, hat sich die Debatte

wie bei jedem anderen Thema – du

um Waffengesetze gewandelt? Und was

musst die Wahrheit erzählen, so, wie sie

denkst du von dem allgemeinen politischen

dir als Autor erscheint. Diese Wahrheit

Chaos?

ist natürlich nicht die einzige, aber du

Irvine Welsh: Die Kids aus Parkland tun

hoffst natürlich, dass andere sie teilen.

ihre jugendliche Pflicht – aufrütteln gegen den Wahnsinn der Alten, die eh bald tot sind und ihr Bestes tun, um den jungen Leuten den größtmöglichen Scheißhaufen zu hinterlassen. Es ist lächerlich, dass ein 95-Jähriger wählen darf und ein 14-Jähriger nicht. Ich glaube nicht, dass man das, die politischen Geschehnisse, als Wahnsinn bezeichnen kann – sie sind irgendwie eine natürliche Reaktion auf die Umwälzung des technisch-wirtschaftlichen Systems und der Lebensweise.

INSP: Wie siehst du den Umgang mit Obdachlosigkeit in Florida und den restlichen USA? Irvine Welsh: Ich habe gesehen, wie die Polizei Obdachlose belästigt hat, und bin

18

Die Obdachlosigkeit wächst extrem. Das wird auch weitergehen, weil gar nichts

INSP: Das Buch Dead Men’s Trousers ist das fünfte mit dieser Figurengruppe – macht es dir nach so langer Zeit immer noch Spaß, diese Charaktere zu erfinden?

Irvine Welsh: Ja klar! Man muss ihre fiktive Reise aber anerkennen. Ich könnte

dagegen getan wird.

jedes Jahr einen Trainspotting-Roman

... Bald werden mehr

will keine Marke aufbauen. Es gibt so

mit diesen Figuren raushauen, aber ich viel mehr, über das man schreiben kann.

Menschen auf der Straße liegen als Konsumenten, die auf ihnen rumtrampeln.

Übersetzt aus dem Englischen ins Deutsche von Translators Without Borders.

Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von INSP.ngo

Foto: Rankin

peln.

BUCH-TIPPS

Thomas Enger / Jorn Lier Horst

Blutzahl  Muss ein Krimi immer politisch sein? Muss er ein wichtiges, gesellschaftspolitisch relevantes Thema behandeln? Muss es um Vergewaltigung, Drogenhandel, Kindesmissbrauch oder wenigstens einen Bankencrash gehen?

Oder reicht es einfach nur unterhaltsam zu sein, wie in „Blutzahl“, einen Mörder zu suchen und bei der Suche vor Spannung mitzubeben und sich dabei vortrefflich gut zu unterhalten? Den Beweis, dass dies auch heute noch reicht – und nicht nur bei den teetrinkenden old english Ladies von Agatha Christie funktioniert -, tritt „Blutzahl“ an.

Nur gehört ja inzwischen einiges mehr dazu.

So wie in „Blutzahl“, zu dessen Erschaffung sich zwei der renommiertesten norwegischen Schriftsteller zusammengetan und ein prickelndes Kleinod kreiert haben.

Sofias erster Praktikumstag beginnt gleich mit einem Event: Sonja Nordstrom, einst eine weltbekannte Spitzensportlerin, verschwindet spurlos genau an dem Tag, an dem ihr Enthüllungsbuch erscheinen soll.

Ein Buch, in dem sie so manch einem auf die Füße treten und geheime Misslichkeiten des einen oder anderen Prominenten enthüllen würde. Doch nun ist sie weg. Keiner weiß wohin, kein Erpresser meldet sich. Die Journalistin Emma Ramm bekommt Wind vom Verschwinden der Autorin, sucht deren Haus auf, das unverschlossen und leer da steht. Nur auf dem Fernseher prangt demonstrativ eine EINS. Ein klassischer » whodunit«, diese Nummer 1 auf der norwegischen Bestsellerliste. Sein Geheimnis: die Verwicklungen des ermittelnden Polizeibeamten Alexander Blix und der recherchierenden Journalistin miteinander, die sich erst nach und nach entschlüsseln und weit in die Vergangenheit hineinreichen.

Die gebrochenen, mit ihrer Lebens-Standhaftigkeit kämpfenden Figuren. Denn einst, als Emmas Vater ihre Mutter erschoss, da spielte auch Alexander Blix eine fragwürdige Rolle 20

bei dem Geschehen. Eine Rolle, die noch heute auf norwegischen Polizeischulen immer wieder demonstriert und erklärt wird. Gebrochene, aber keinesfalls zerbrochene Menschen suchen hier einen Massenmörder, werden getrieben von ihren Alpträumen und ihrer Vergangenheit. Eine gelungene Kombi, diese beiden Autoren. Der wunderbare Auftakt einer vielversprechenden Serie.

Ingrid Müller-Münch

Thomas Enger / Jorn Lier Horst: Blutzahl.

Blanvalet 2020, 11,- Euro.

ISBN 978-3-73410-894-5

Oliver Hilmes

Das Verschwinden des Dr. Mühe  Dr. Mühe war ein angesehener Arzt. Seine Praxis betrieb er von seiner außergewöhnlich großen Wohnung in der Oranienstraße aus, mitten in Berlin-Kreuzberg. In deren hinteren Räumen wohnte er mit seiner Frau und als Untermieterin eine ihrer Freundinnen. Täglich kam ein Hausmädchen, denn Frau Dr. Mühe träumte eher von einer Karriere als Sängerin als von einem Alltag in Küche und Kammer. Ihr Gesangslehrer hofierte sie. Im Viertel hielt sich das Gerücht, der Mann sei ihr Geliebter.

An einem warmen Sommerabend im Juni 1932 verließ Dr. Mühe noch spätabends die Wohnung. Dies tat er nicht selten, Patientenbesuche erledigen, hieß es. Doch seit diesem Tag blieb er verschwunden. Seine Frau glaubte gleich an einen Badeunfall, Dr. Mühes Kleidung fand man am Ufer des in der Nähe von Potsdam gelegenen Sacrower Sees. „Was hat Erich Mühe hier mitten in der Nacht nur gewollt“, fragte sich später, als die Polizei in die Suche nach Dr. Mühe eingeschaltet worden war, der ermittelnde Hauptkommissar Ernst Keller. Keller vernimmt so gut wie jeden,

der mit Dr. Mühe Kontakt hatte. Verdächtig vor allem das Verhalten der Frau des Verschwundenen. Ungewöhnlich schnell löste sie die Praxis auf, zog aus der Wohnung in eine preiswertere Gegend, eine kleinere Unterkunft. Denn die großzügig abgeschlossenen Lebensversicherungen wurden nicht ausgezahlt, solange Dr. Mühes Leiche nicht gefunden wurde. Und die tauchte einfach nicht auf.

Stattdessen wurde wenige Tage nach Dr. Mühes Verschwinden sein Auto entdeckt, versteckt, beschädigt. Daneben die Leiche eines üblen Gesellen, der – wie die Polizei bald schon herausbekam – tatsächlich mal mit Dr. Mühe gesehen worden war.

Oliver Hilmes stützt diese wirklich faszinierende Geschichte über den Verbleib des Dr. Mühe auf Akten des Berliner Landesarchivs. Deren sicherlich äußerst nüchterne Sprache hat er angereichert, ausgeschmückt, fantasievoll ein Puzzle zusammengefügt. Und mit jedem Satz merkt man, dass Hilmes – übrigens ein weit über Deutschland hinaus bekannter Autor vor allem von Biographien berühmter Frauen wie Cosima Wagner oder Alma Mahler-Werfel –, dass also dieser Autor Historiker ist. Und einen ungeheuren Aufwand betrieben hat, um herauszubekommen, was Dr. Mühe in seinem Berliner Lieblingslokal Aschinger so speiste.

An welcher Bäckerei er auf dem Weg dorthin vorbeikam, wo damals die Apotheke stand, das Kaufhaus Wertheim direkt daneben.

So schuf er ein Szenario, dass sich vom Jahr 1932 ausgehend über die Nazi-Diktatur hin bis in die frühen 50er Jahre erstreckt. Akribisch dokumentiert. In Form von Zeugenaussagen präsentiert. Eine Suche nach Dr. Mühe, die so nach und nach aus Opfern Täter macht.

Und nicht nur eine Zeitreise ist, sondern auch eine Reise von Berlin aus letztlich in Francos Spanien. Spannender als Fiktion, realistischer als Fantasie, ein außergewöhnlich geschriebenes, recherchiertes Buch, das nie den Faden verliert und die Leser*innen mit auf die Reise nimmt.

Ingrid Müller-Münch

Oliver Hilmes: Das Verschwinden des Dr. Mühe. Penguin-Verlag 2020, 20,- Euro.

ISBN 978-3-32860-138-8

CARTOON | CLAYD

Foto: Nicole Homburg

Jetzt muß ihm nur noch jemand folgen. Der EU-Gipfel in Brüssel einigt sich auf verschärfte Klima-Ziele, nämlich auf die Emissionsreduzierung von 55 Prozent bis 2030.

21

dieses Weihnachtsdings ist schon wieder rum und es gibt tolle Neuigkeiten: Ich bin jetzt nämlich ein Streetworker-Hund.

Ja, ihr hört richtig. Das ist ein ganz wichtiger Job. Ich gehe mit Frauchen bei uns im Stadtteil Mülheim mit dem Bollerwagen rum und verteile mit ihr lauter gute Sachen an Zweibeiner. Und der Bowie, mein Kumpel, ist mit seinem Boss auch dabei.

Ich gehe immer vorne weg und ziehe den Bollerwagen. Natürlich nicht ganz alleine, aber ich helfe kräftig mit. Und ich passe auf, dass alles

richtig läuft. Wichtig ist, dass keiner meinem Boss zu nahe kommt – wegen diesem Virusding. Deshalb schaue ich immer ganz genau hin, ob sich jeder benimmt. Drängeln oder Schubsen gibt es bei mir nicht. Oft kommen die Leute zu uns und sprechen mit mir. Ich suche mir dann aus, wer mich kraulen darf. Mein Frauchen verteilt währenddessen die vielen Sachen, fragt die Zweibeiner, wie es ihnen geht und ob sie Hilfe brauchen.

Manchmal kommen auch andere Kumpel mit – gegen Futter oder Leckerli. Mein Dosenöffner sagt, die Zweibeiner, die wir besuchen, haben nicht so viel und wir helfen ihnen ein wenig, damit es ihnen etwas besser geht. Das ist ein guter Job, finde ich. Und obwohl ich das vorher

von Heiko Sakurai

noch nie gemacht habe, habe ich schnell verstanden, worum es da geht. Ein bisschen habe ich mir auch beim Bowie abgeguckt. Der macht das ja schon länger. Aber ich habe es auch schnell kapiert. Da soll nochmal einer sagen, dass ein älterer Hund nichts Neues mehr lernt...

Hallo, ich bin Clayd aus Rumänien. Von dort bin ich zu meinem Frauchen, der Draussenseiter-Verkäuferin Kölsche Linda, gezogen. In meiner Kolumne erzähle ich, was ich so alles in meinem Alltag erlebe.

lll

21

News

Deubner-Stiftung hat 60 REWE-Gutscheine für DRAUSSENSEITER-Verkäufer* innen gespendet

W

Foto: Annemone Träger

Foto: OASE-Archiv

Fotos: Christina Bacher

Foto: Yuko Nishino

as für eine tolle Geste, dass uns die Dr. Deubner-Stiftung 60 REWE-Gutscheine im Wert von 10 Euro für unsere DRAUSSENSEITER-Verkäufer*innen gespendet hat – zu einem Zeitpunkt, als es draußen bitterkalt war und sich die anderen Menschen vor dem Coronavirus in ihre vier Wände zurückgezogen haben. So konnten unsere Streetworkerinnen Petra Hastenteufel und Friederike Bender den Leuten draußen im Dezember eine schöne Freude machen. Ganz herzlichen Dank! (cb)

22

Hallo, ich bin der neue Redaktions­assistent!

Ich bin 48 Jahre alt und wohne in Köln.

Lange Zeit war ich für verschiedene Tageszeitungen tätig, nun arbeite ich freiberuflich als Journalist und Lektor.

Dem DRAUSSEN­SEITER bin ich seit ein paar Jahren verbunden – als freier Mitarbeiter und als Schreibcoach, der die Kölsche Linda 2018 bei ihrer ersten Reportage betreut hat.

Vielleicht kennen mich auch einige von den „Danke!“-Anzeigen: Die darauf zum Herzen geformten Hände sind meine.

Ich freue mich darauf, das DRAUSSENSEITER-Team künftig noch mehr bei der Erstellung unserer tollen Straßenzeitung unterstützen zu können.

Markus Düppengießer

Eine Aktion des KÖLNER STRASSEN NETZ

Asphalt-Grüße zum Nikolaus

D

a wegen des Teil-Lockdowns das große Nikolaus­essen unter der Brücke ausfallen musste, rief das

KÖLNER STRASSEN NETZ diesmal alle Bürger*innen dazu auf, mit Kreide Botschaften an Menschen auf der Straße zu hinterlassen – ob vor der eigenen Haustür oder in der Innenstadt, ob auf einer Treppe oder in einer dunklen Ecke. Dabei waren der Kreativität keine Grenzen gesetzt, um den öffentlichen Raum am Nikolaustag schöner und bunter zu machen für diejenigen, die darin leben. Vor der Obdachlosenkirche Gubbio machten sich sogar die Leute selbst ans Werk und malten mit Kreide ihre Wünsche und Träume auf die Straße. (cb) DAS KÖLNER STRASSEN NETZ: DRAUSSENSEITER - Straßenmagazin; Emmaus Gemeinschaft Köln e.V.; Evangelische Obdachlosenseelsorge des ev. Kirchenverbandes Köln und Region; Gubbio – Katholische Wohnungslosenseelsorge; Initiative Bauen Wohnen Arbeiten e.V.; KALZ e.V. mit GULLIVER und LORE; OASE Benedikt Labre e.V. und Vringstreff e.V., unterstützt von Gesundheit für Wohnungslose Köln e.V.

Foto: Nici Liebrich/ Franco Clemens

NEWS

E Ein Klo für den Wiener Platz – Aktion zum internationalen Toilettentag

I

m November 2020 kam es am Wiener Platz in Köln-Mülheim zu einer ungewöhnlichen Straßenkunstaktion. Da es dort

schon seit dem ersten Lockdown keine Toilette mehr gibt und nun durch Schließung der Gastronomie wieder weit und breit kein Klo zur Verfügung steht, haben sich Nici Liebrich und Franco Clemens vom Singer-Songwriter-Duo „Anyway“ und die Kölsche Linda vom Verein „Heimatlos in Köln“ etwas Außergewöhnliches ausgedacht: Sie stellten eine Kloschüssel mitten auf den Platz und dekorierten mehrere Rollen Klopapier drumherum. Das zog gleich die Blicke der Passant*innen auf sich.

Sie durften sich sogar aktiv an der Straßenkunst beteiligen und sich selbst mal einen Moment lang auf das Klo setzen.

Das Ziel dieser auffälligen Aktion: auf die fehlende Toilette hinzuweisen. Immerhin gehen täglich fast 70.000 Menschen über den Wiener Platz. Hinzu kommt die dortige Straßenkulturszene mit den Obdachlosen. Trotzdem war selbst nach monatelangem Kampf mit der Verwaltung noch nichts weiter passiert. So wollten die Kölsche Linda (HiK) und Franco Clemens mal auf ungewöhnliche Art – aber besonders anschaulich –

igentlich hat Sabrina Burbach zunächst nur als Vertretung beim DRAUSSENSEITER angefangen. Wer hätte damals gedacht, dass es ihr so gut gefällt, dass sie uns zehn Jahre treu bleibt! All die Jahre hat sie das Kölner Straßenmagazin nicht nur mit professionellen Texten, guten Ideen und einfühlsamen Interviews unterstützt, sondern auch den Kontakt zum INSP (International Network of Streetpapers) und zum deutschsprachigen Netzwerk der Straßenzeitungen gehalten.

Hervorzuheben ist ihre einfühlsame Arbeit mit den ehrenamtlichen Autor*innen, deren Texte oft abgetippt, redigiert und manchmal auch gekürzt werden mussten. Umso schöner, dass wir in all den Jahren in gewisser Weise zu einer Art DRAUSSENSEITER-Familie zusammen gewachsen sind.

Und da freuen wir uns natürlich mit Sabrina und Jörg, dass sich nun für Frühjahr Nachwuchs angekündigt hat.

In Zukunft wird sie also nicht nur weiter die Geschicke der Firma @Ducks on the Water im Blick behalten, sondern sich auch ums Baby kümmern. Wir melden uns schon mal zum Antrittsbesuch an.

Und sagen: Auf Wiedersehen, Sabrina. Alles, alles Gute! Und vielen Dank für alles! (cb)

Alles Gute Sabrina Burbach!

Und ein großes Dankeschön!

darauf hinweisen, dass dort dringend ein Klo benötigt wird.

Hierfür bekamen sie von vielen Passant*innen Zuspruch. Viele setzten sich nicht nur kurz auf die Kunst, sondern unterschrieben auch auf der Unterschriftensammlung für eine Toilette.

Bisher ist es so: Wer pinkeln muss, muss sich in die Büsche im angrenzenden Stadtgarten schlagen.

So manch einem ist gerade im Herbst sehr stark aufgefallen, wie wenig Laub noch an den Bäumen ist – es gibt praktisch keinen Sichtschutz mehr. Heißt, in vollem Visier von anderen müssen jene, die sich am Wiener Platz aufhalten, schauen, wo sie sich erleichtern können. Das ist menschenunwürdig. Hinzu kommt, dass das Wildpinkeln ja eigentlich eine Ordnungswidrigkeit ist und mit einem Verwarn- oder Bußgeld geahndet wird – auch eine Möglichkeit, die Stadtkasse wieder aufzufül-

„Spannend und wichtig an der Arbeit beim DRAUSSENSEITER fand ich von Anfang an, dass ich die Gelegenheit bekam, über Menschen zu berichten, die vielleicht nicht im Fokus der Öffentlichkeit stehen, aber trotzdem großartige Dinge leisten, auf ihre ganz eigene Weise“, sagt Sabrina Burbach mit einem lachenden und einem weinenden Auge, weil sie nach zehn Jahren ihre Redaktionsassistenz niederlegt.

len, könnte man mutmaßen.

Zudem gibt es bisher keine vernünftige Erklärung, warum keine mobile Toilette dort am Platz oder im nahen Umfeld aufgestellt wird. Auch der Vorschlag, einen Wagen von Schau-

Foto: Simon Veith

stellern für kleines Geld dort zu platzieren, konnte nicht durchgebracht werden. Vor allem in Zeiten von Corona, in denen

Auflösung DEzemberhef t Nr. 215

alle nach Hygiene rufen, fragt man sich, wie hygienisch es wohl

Denksport für zu Hause

ist, wenn man in die Büsche pinkelt und anderes, und sich danach nicht die Hände waschen kann ... Jedenfalls waren die Passant*innen mit viel Zuspruch dabei, weil auch sie finden,

Die Lösung: Vito Allen sitzt als Barista natürlich direkt an der

dass man ein Recht auf ein Klo hat. Und solange sich nichts

Kaffeemaschine unten links. Neben ihm im Uhrzeigersinn

ändert für all die Nutzer*innen in Mülheim, werden wohl noch

sitzen Barbara Higgs, Rufus Hunter, Lisa DeLamare, Robert

weitere Aktionen folgen. Wir kämpfen jedenfalls weiter für

Hopkins, Frank Reggins und Petra Lue, die an Allens rechter

ein Klo hier in Mülheim. (red)

Seite Platz genommen hat.

23

DRAUSSENSEITER – Abonnement

ABO | IMPRESSUM

Ich möchte den DRAUSSENSEITER unterstützen und bestelle:

Redaktionsleitung Christina Bacher (cb), bacher@draussenseiter-koeln.de www.draussenseiter-koeln.de Redaktionsassistenz Sabrina Burbach, burbach@draussenseiter-koeln.de Herzlichen Dank allen freien Mitarbeiter*innen dieser Ausgabe.

Lektorat Barbara Feltes Titelgestaltung Deborah Keser Titelfoto Tanja Kernweiss

ein Straßen-Abo zu 42,– Euro pro Jahr

Gestaltung Innenseiten Edgar Lange, https://www.desdev.de Druck druckdiscount24.de

ein Sponsoren-Abo zu 85,– Euro pro Jahr ein Förder-Abo zu 150,– Euro pro Jahr (Als Dankeschön für das Förder-Abo gibt es zudem das Buch „Köln trotz(t) Armut“.)

www.draussenseiter-koeln.de, abo@draussenseiter-koeln.de Lieferanschrift

Abos Martina Jühlke, juehlke@oase-koeln.de Vertrieb Ali Baran / Rudolf Fronczek Herausgeber Benedikt-Labre e.V. – OASE Alfred-Schütte-Allee 4, 50679 Köln Tel.: 0221 / 98 93 53-0, Fax: 0221 / 98 93 53 16 Depots (nur für Verkäufer) • Kiosk Orman, Salierring 15, 50677 Köln • OASE, Alfred-Schütte-Allee 2-4, 50679 Köln

PLZ/Ort

Verkauf öffentlich • Agnesbuchhandlung, Neusser Straße 63, 50670 Köln • Buchladen Neusser Straße, Neusser Straße 197, 50733 Köln • Bunt Buchhandlung, Venloer Straße 338, 50823 Köln

Unterschrift

Kontoverbindungen IBAN: DE66 3705 0198 0016 5020 31 SWIFT-BIC: COLSDE33, Sparkasse KölnBonn

Vorname / Name Straße

Einzugsermächtigung Vorname / Name Straße PLZ/Ort IBAN SWIFT Kreditinstitut

Unterschrift Widerrufsbelehrung: Die Bestellung wird erst wirksam, wenn sie nicht binnen einer Frist von 10 Tagen schriftlich widerrufen wird. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs. Das Abo kann jederzeit gekündigt werden.

24

IM P RE SSU M

draussenseiter ist das Sprachrohr für alle Obdachlosen, deren Freunde, ehemals Obdachlose und andere Betroffene. Leserbriefe sind immer herzlich willkommen. Für namentlich gekennzeichnete Artikel und Leserbriefe sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Bedürftigen wird für veröffentlichte selbstgeschriebene Artikel, Interviews und Fotos ein kleines Honorar gezahlt, wenn dies der Autor ausdrücklich wünscht. Nachträgliche Forderungen werden nicht akzeptiert.

Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 1.1.2009. draussenseiter ist Mitglied des

Gratis-TIPP | VORSCHAU

Gratis-Tipp z Ausstellung

So heißt das multimediale und multikulturelle Kunst- und Literaturprojekt, initiiert von Christiane Rath, Kölner Künstlerin und Vorstand des Kunstvereins 68elf. In Zusammenarbeit mit Roberto Di Bella, Gründer des Interkulturellen Autorencafé fremdwOrte in Köln, werden paradiesische Texte und unterschiedlichste Werke Bildender Kunst zum ganz persönlichen Paradies präsentiert. 37 internationale Teilnehmer*innen, zum Teil mit Fluchtgeschichte, laden zum Betrachten, Lesen und Nachdenken ein.

Seit Anfang November 2020 wird das Projekt von einer wachsenden Website begleitet, auf der sich Beiträge der Künstler*innen, aber auch der Website-Besucher finden. (cb)  paradiese.koeln

Foto: Christiane Rath

Paradiese

Thomas Dahl (li.) im Gespräch mit Prof. Dr. Frank Überall im Café Laura in Köln-Sülz.

Kritischer Journalismus

Foto: Christiane Rath

A

PARADIESE Kunsthalle Lindenthal Aachener Straße 220 50931 Köln

Vernissage: Freitag, 5.3.2021 um 19 Uhr, Video von Lütfiye Güzel Ausstellungsdauer: 5.3.- 21.3.2021 Öffnung (nach jeweiligen Coronaregeln): Do-So, 16-20 Uhr Literaturmatinee: Sonntag 21.3.2021 um 11 Uhr Der Eintritt ist frei, die Kunsthalle ist barrierefrei.

ls Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbands plädiert Prof. Dr. Frank Überall unter anderem dafür, an öffentlichen Schulen ein Fach Medien- oder auch Lebenskompetenz einzuführen, das darüber hinaus wirtschaftliche und politische Zusammenhänge vermitteln kann. In diesen Bereichen gebe es, so der Autor und Journalist im Interview, noch viele Leerstellen auf den Unterrichtsplänen. Mit Thomas Dahl hat der Kölner Medienwissenschaftler darüber gesprochen, welche herausforderungen der Journalist*innen-Beruf in diesen Tagen mitbringt, wie sich das Berufsbild gewandelt hat und welche Rolle die vielbeschworenen Fake News tatsächlich spielen.

Der nächste DRAUSSENSEITER erscheint zum 1. Februar 2021.

Mehr dazu unter www.draussenseiter-koeln.de und auf www.facebook.com/Draussenseiter-Das-Kölner-Strassenmagazin-106192356124749

25

SERVICE n Sozialdienst Katholischer Männer e.V.

Foto: Christina Bacher

Bahnhofsvorplatz 2a (1. Etage), 50667 Köln-Innenstadt, Tel.: 13 49 19, kontaktstelle@skm-koeln.de, www.skm-koeln.de

n Vringstreff e.V.

Emmaus, Second-Hand-Artikel

Für Alle n Diakoniehaus Salierring Fachdienst für Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe d. Diakonischen Werkes Köln und Region, Salierring 19, 50677 Köln, Tel.: 27 69 70-0, verwaltung.salierring@diakonie-koeln.de, www.diakonie-koeln.de Beratung: Mo bis Fr 9-12 Uhr, Mo u. Mi 12.3016.30 Uhr (u. a. Postadressen u. Treuhandkonten) Straffälligenhilfe: Zeiten wie oben Tagestreff: Mo bis Fr 8.30-12.30 Uhr, Frühstück, (donnerstags auch Mittagessen), Duschen, Wäschekeller, Aufbewahrung, Internetzugang Kleiderkammer: Di u. Do 9-11.30 Uhr Krankenwohnung, Betreutes Wohnen § 67 SGB XII, Ambulante Begleitung gem. § 67 SGB XII, Betreutes Wohnen § 53 SG XII, Clearingstelle Claro im Trägerverbund

n Lobby-Restaurant LoRe des KALZ für

Geestemünder Str. 42, 50725 Köln, Tel.: 971 17 31, info@emmaus-koeln.de, www.emmaus-koeln.de

Öffnungszeiten: Mo bis Do 11.30-17 Uhr, Fr 9-12 Uhr Jeden 2. und 3. Sonntag Obdachlosenfrühstück 9-11 Uhr, Café, Freizeitangebote, Veranstaltungen, Beratung

Mittagessen: Mo, Di 12-16 Uhr, Mi, Do, Fr 12-15.30 Uhr

n Bürger für Obdachlose e.V.

n Kölner Obdachlosenfrühstück, Peter-Deubner-Stiftung Tel.: 430 39 83 Angebote: 9-11 Uhr. Kostenloses sonntägliches Frühstück to go. Jeden 2. und 4. Sonntag in der MüTZe, Berliner Str. 77, Köln-Mülheim, jeden 3.

Sonntag im BÜZE Bürgerzentrum Köln-Ehrenfeld, Venloer Str. 429

n GUBBIO Obdachlosenseelsorge Öffnungszeiten: Di, Mi 14–17 Uhr Angebote: Raum zum Gespräch, Bibelstunde, Meditation, thematische Gesprächskreise, religiöse Filme

Appellhofplatz: Essenausgabe u. medizinische Versorgung, Mo bis Fr ab 21 Uhr Leben und Arbeiten in Gemeinschaft, günstiger Einkauf von Secondhand-Artikeln, Dritte-WeltArbeit durch Versand von Hilfslieferungen

n Kontakt- u. Beratungsstelle Rochus (SKM) Bartholomäus-Schinkstr. 6, 50825 Köln, Tel.: 3377063-4, rochus@skm-koeln.de http://skm-koeln.de/9.0/9.1.8/rochus-p.html

Angebote: Mo bis Fr warmes Essen von 12.0014.00 Uhr, kalte u. warme Getränke, DuschmögTrankgasse 20, Nähe Hauptbahnhof, lichkeit (Behindertendusche u. -toilette), Wäsche 50667 Köln, Tel.: 120 60 91 waschen Mo-Do von 11.00-14.30 Uhr, Beratung Duschen, Toiletten, Waschmaschinen, Trockner, tägl. von 11.00-15.00 Uhr oder nach VereinbaTagesschlafraum, Postadressen, Caféteria mit rung. Medizinische Sprechstunde Di und Do von Frühstück und Snacks, Beratungsangebote, Inter- 12.30-13.30 Uhr, Postadresse, ambulantes betreunetzugang, Kunstausstellungen, Handyladestati- tes Wohnen, PC-Nutzung mit Internet-Zugang. on, Gepäckaufbewahrung Sa geöffnet – es gibt Frühstück. Kleiderkammer: Öffnungszeiten: Mo bis Fr 8-16 Uhr täglich geöffnet, Mo zwischen 9.15 und 10.30 Uhr (Kernöffnungszeiten), Wochenende und auch für Menschen aus dem Bezirk Ehrenfeld mit Feiertage 10-18 Uhr Köln Pass. Öffnungszeiten: Mo-Fr. 11.00-15.00 Kleiderkammer: Do 13.30-15.30 Uhr Uhr, Sa. 10.00-13.00 Uhr

n Gulliver – Überlebensstation f. Obdachlose

26

Für Menschen mit und ohne Wohnung Im Ferkulum 42, 50678 Köln, Tel.: 278 56 56, info@vringstreff.de, www.vringstreff.de

Berber und Banker Domstr. 81, Nähe Hauptbahnhof, 50668 Köln, info@koelnerarbeitslosenzentrum.de, www.koelnerarbeitslosenzentrum.de

Ulrichgasse 27-29, 50577 Köln, www.gubbio.de

n Emmaus

Angebot: Aufenthaltsmöglichkeit, Begegnung, Freizeitangebote, (Spieleangebot, Kaffee), Essen, Duschen, Wäschepflege, Schreibhilfe, Telefonmöglichkeit, mediz. Versorgung, PC-Nutzung mit Internetzugang Kontaktstellenbereich/Tagestreff: Mo. bis Fr.: 12.00 bis 15.30 Uhr (Essensangebot: 12.00 bis 14.00 Uhr) So. und Feiertage: 12.00 bis 13.00 Uhr Samstags geschlossen Beratung (auch anonym): Mo, Mi, Do, Fr 9-11.30 Uhr, Mo bis Fr 14-15.30 Uhr

Basislager Gebrauchtwarenkaufhaus Bürger für Obdachlose e.V. Basislager: Silcherstr. 11, 50827 Köln Tel.: 640 22 68, info@bfoev.de Kleiderkammer, Gebrauchtwaren-Kaufhaus für Jedermann, Arbeitsprojekt und Suppenküche.

Obdachlose können gerne auch Kleidung, Schlafsäcke etc. in unserem Gebraucht-

n OASE-Benedikt Labre e.V. Alfred Schütte Allee 4, 50679 Köln, Tel. 0221/9893530 kontakt@oase-koeln.de www.oase-koeln.de

Kontakt- und Beratungsstelle: Montag und Freitag 9–13 Uhr, Dienstag und Donnerstag 9–16 Uhr, Mittwoch nach Terminvereinbarung

Offener Treff: Montag 10.30–13 Uhr, Dienstag 13–16 Uhr, Donnerstag 13–16 Uhr, Freitag 11.30–13 Uhr Frühstück: Montag 10.30–13 Uhr

Sprechstunde Mobiler Medizinischer Dienst: Montag 10.30-11.30 Uhr und Donnerstag 13.30-14.15 Uhr

Kleiderkammer/Duschen: Montags ab 10.30 Uhr Donnerstags ab 13.00 Uhr Computer-Nutzung: nach Vereinbarung Weitere Angebote: Gepäckaufbewahrung Redaktionssitzung DRAUSSENSEITER:

siehe Aushang

SERVICE

n Initiative Bauen Wohnen Arbeiten e.V. Peter-Michels-Str. 1-9, 50827 Köln Tel.: 0221/ 9535301, Fax: 0221/ 5948789 ibwa@netcologne.de www.bauenwohnenarbeiten.de

Angebot: Arbeitsgelegenheiten, Beschäftigung, Wohnen, Betreutes Wohnen

Nur für Frauen n agisra e.V.

Schutz, Übernachten, Essen, Duschen, Wäsche waschen, Kleiderkammer, PC- und Internetnutzung.

Tiere sind erlaubt. Beratung und Vermittlung an weiterführende Hilfen möglich.

n Elisabeth-Fry-Haus Albert-Schweizer Straße 2, Nähe Südfriedhof, 50968 Köln, Tel.: 99 56-43 00 efh@diakonie-michaelshoven.de www. diakonie-michaelshoven.de Notaufnahmeheim für Frauen und Frauen mit Kindern, Schutz, Übernachtung, Verpflegung, Wohnen, Beratung und Begleitung. Das Haus ist rund um die Uhr geöffnet.

Informations- und Beratungsstelle für Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen Salierring 48, 50677 Köln, Tel.: 0221/124019 oder 1390392, www.agisra.org

n Frauen gegen Gewalt e.V. – Notruf und

Beratung nach Terminvereinbarung, Telefonische Sprechzeiten: Mo, Di und Do 10-15 Uhr

Beratung telefonisch, persönlich und per E-Mail, Begleitung und Unterstützung nach sexualisierter Gewalt; Prozessvorbereitung und -begleitung; Rechtsberatung; Gruppenangebote

n Café Auszeit 1 des SKF e.V. Kontakt- und Beratungsstelle für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Frauen, Mauritiussteinweg 77-79, 50676 Köln, Tel.: 0221/126 95 310 Duschen, Waschen, Kleidung, Postadresse, warme Mahlzeit (1,- Euro) Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 11 – 15 Uhr; Mittwoch 15 – 19 Uhr Café Auszeit 2 Beratungsstelle für Frauen An der Fuhr 3, 50997 Köln, (EG, Gang auf der linken Seite, erste Tür links), Tel.: 02232.14 82 92, cafe-auszeit2@skf-koeln.de

Beratung für vergewaltigte Frauen Herwarthstr. 10, 50672 Köln, Tel.: 56 20 35, mailbox@notruf-koeln.de, www.notruf-koeln.de

Notschlafstelle für Frauen, Sozialdienst kath.

Frauen e.V., Mauritiussteinweg 77-79, 50676 Köln | Nähe Neumarkt, Tel.: 0221/126 95 210 Täglich geöffnet von 20 – 10 Uhr. Angebot für wohnungslose Frauen und Frauen in Notlagen:

In unserer stationären Einrichtung für wohnungslose Männer bieten wir folgende Hilfen an: Beratung und Unterstützung durch fachkompetente Mitarbeiter in den Bereichen: Wohnen, Arbeit, Gesundheit, Finanzen, Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten, Vollverpflegung und Möglichkeiten zur Selbstversorgung, Nachgehende Hilfen im „Ambulant betreuten Wohnen“, Freizeitangebote

Wohnprojekt für Frauen

n LOBBY FÜR MÄDCHEN e.V. für Mädchen und junge Frauen Beratung und Begleitung bei Problemen und in Krisensituationen

Mi 14-16 Uhr: ohne Anmeldung Di 10-11 Uhr, Do 14-15 Uhr: telefonische Beratung, Di 16-18 Uhr: kostenlose Betreuung Ess-Störungen 0800 5 03 58 85 Mädchenberatung rechtsrheinisch Buchheimer Str. 56, 51063 Köln-Mülheim Tel.: 0221/890 55 47; maedchenberatungrechtsrhein@lobby-fuer-maedchen.de Mi bis Fr ganztägig nach Vereinbarung Fr 14-18 Uhr ohne Anmeldung

Treffpunkt für Mädchen von 14-27 Jahren Gereonstr. 13, Nähe Bahnhof, 50670 Köln, Tel.: 0221/13 35 57 Foto: Christina Bacher

Erik-Wickberg-Haus Marienstr. 116-118, 50825 Köln Tel.: 955609–13 koelnewh@heilsarmee.de www.heilsarmee.de/ewh

Gocher Straße 45, 50733 Köln-Nippes Tel.: 0221/97 30 88 88 haus-rosalie@vinzentinerinnen.de

n Mäc-Up

Der Second-Hand-Laden der Sozialistischen Selbsthilfe Köln (SSK) befindet sich am Salierring 37 und 41.

n Die Heilsarmee Sozialwerk GmbH

n Haus Rosalie

Mädchenberatung linksrheinisch Fridolinstr. 14, 50823 Köln-Ehrenfeld Tel.: 0221/45 35 56 50 Jeden Dienstag und Donnerstag offene Beratung maedchenberatung-linksrhein@lobbyvon 10 -15 Uhr; Donnerstags von 10 bis 12 Uhr fuer-maedchen.de Frauenfrühstück Mo bis Do: ganztägig nach Vereinbarung

n Comeback

Nur für Männer

Essen, Trinken, Dusche, Wäsche waschen, Second-Hand-Kleidung, medizinische Versorgung, Beratung Öffnungszeiten: Mo., Mi., Do. und Fr. von 12-15.30 Uhr Di. von 10-13 Uhr, Frühstück gibt es Di. und Mi., gekocht wird Mo. und Fr.

Foto: Christina Bacher

waren-Kaufhaus kostenlos bei uns beziehen.

Gemeinsam mit Emmaus betreibt der Verein die Suppenküche am Appelhofplatz.

Lobby-Restaurant LoRe, Domstr. 1, Nähe Hauptbahnhof.

n Notschlafstelle für Männer Johanneshaus Köln, Annostr. 11, 50678 Köln, Nähe Chlodwigplatz, Tel.: 93 12 21-54 (tagsüber) und -26 (ab 18 Uhr), jhk-notaufnahme@johannesbund.de Sozialarbeiterische Beratung, Erarbeitung einer Perspektive, Vermittlung in weiterführende Hilfen Aufnahme: Täglich (auch Sonn- u. Feiertags) ab 18 Uhr für wohnungslose Männer ab 18 Jahren

n „Reso“ – Resozialisierungsabteilung Johanneshaus Köln, Annostr. 11 50678 Köln, Nähe Chlodwigplatz Tel.: 93 12 21-54, th.klahr@johannesbund.de Hilfe für wohnungslose Männer mit sozialen Problemlagen nach § 67 SGB XII: Unterbringung, Verpflegung und Selbstversorgung, individuelle Einzelfallhilfen, Beschäftigungsangebote, Mo bis Fr.: 8-16.30 Uhr 27