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Globaler Wandel
führerschaft gesellschaftlich wirksam zu machen. Das Innovationspotenzial ist gewaltig und bislang kaum ausgeschöpft. Die Herausforderung einer nachhaltigen Entwicklung im Bausektor bietet Chancen: wissenschaftliche, technische und gestalterische Erneuerung in einem lange nicht mehr besonders innovationsverdächtigen Wirtschaftszweig, neue Exportchancen und erneut eine Rolle als Impulsgeber für langfristige gesellschaftliche Entwicklungslinien.
Der Energie Atlas möchte hierzu Grundlagen vermitteln, Beispiele aufzeigen und Anregungen geben. Der Aufbau folgt insgesamt dem vertrauten Schema der Konstruktionsatlanten der Edition Detail.
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Teil A »Positionen« widmet sich grundlegenden Aspekten des nachhaltigen und energieeffizienten Bauens. Gastbeiträge zum globalen Wandel und zur Energiewende stellen übergeordnete Bezüge her. Die schwierige Beziehung zwischen Architektur und Nachhaltigkeit und die wenig genutzten Potenziale der solaren Architektur sind thematisiert. Schlüsselthemen wie Effizienz und Lebenszyklus legen die Bedeutung der Nachhaltigkeitsbetrachtung in der Architektur offen. Sie verdeutlichen den Handlungsbedarf und zeigen auf, welche Dynamik eine entsprechende Entwicklung im Bauen erzeugen könnte.
Teil B »Planungsgrundlagen« ist dem gegenüber handlungsorientiert. Ausgehend von der Darstellung allgemeiner Grundlagen von Nachhaltigkeit und Energie, Klima und Wohlbefinden sind die verschiedenen Planungs- und Handlungsebenen nachhaltigen und energie effizienten Bauens behandelt: Stadtraum und Infrastruktur, Gebäudehülle und Gebäudetechnik sowie die Materialwahl. Die rapide Entwicklung in diesem Feld, insbesondere in der Energietechnik, hat immer wieder Aktualisierungen erforderlich gemacht. Der derzeitige Wissensstand zum Zeitpunkt der Drucklegung ist anschaulich zusammengefasst. Die Aussagen dieses Teils münden in Handlungsanleitungen zur Entwicklung von Energiekonzepten, zur Organisation eines integralen Planungsprozesses als Voraussetzung für nachhaltiges Bauen sowie zur Bewertung nachhaltiger Gebäudequalität. Wo immer möglich, verdichten sich Aussagen in Bild- oder Diagrammform. Das am Ende dieses Teils vorgestellte »Diagnosesystem Nachhaltige Gebäudequalität« (DNQ) fasst wesentliche Beurteilungskriterien für zu kunftsgerechtes Bauen zusammen. Sie machen handhabbar und bewertbar, was sich bislang nur in pauschalen Forderungen nach Nachhaltigkeit ausgedrückt und diesen Begriff entwertet hat. Die Planungsgrundlagen bieten entsprechend umfangreiches Material auf verschiedenen Betrachtungsebenen an. Sie zeigen auch, dass wir bereits in großem Umfang über ausgereifte Technologien zur effizienten Nutzung der Ressourcen verfügen, die uns die Erde bietet, ohne ihre Schönheit anzutasten. Es bleibt jedoch dem Leser überlassen, hieraus eine dem Ort und der Aufgabe gerecht werdende Lösung zu entwickeln, die mit minimalen Mitteln maximalen Nutzen erzielt.
Bei der Auswahl der im Teil C »Gebaute Beispiele« dokumentierten Gebäude stand jeweils die Beziehung zwischen Nachhaltigkeitsansatz, Energiekonzept und architektonischer Haltung im Vordergrund. Ausgewählt wurden weitgehend aktuelle Projekte, die durch ihre besondere architektonische Interpretation von baulicher Nachhaltigkeit und Energieeffizienz hervortreten. Die verbale, grafische und bildliche Darstellung der Gebäude mündet jeweils in eine bewertende Beschreibung des Nachhaltigkeitsansatzes nach dem Diagnosesystem Nachhaltige Gebäudequalität (DNQ). Über die gezeigten Beispiele wird deutlich, dass Technologien zur effizienten Nutzung von Ressourcen und Energie neue architektonische Potenziale eröffnen – aber auch, dass der Suchprozess nach dem geeigneten architektonischen Vokabular zur Lösung der neuen gesellschaftlichen Aufgaben noch längst nicht als abgeschlossen angesehen werden kann.
Der Energie Atlas ist über den notwendigerweise präg nanten Buchtitel hinausgehend angelegt. Die Energie steht im Mittelpunkt. Der Anspruch war jedoch, dieses Thema von Städtebau und Infrastruktur über die Objektebene bis hinein in die Gestaltung von Planungsprozessen zu behandeln – besonders aber, es in den größeren Zusammenhang nachhaltiger Entwicklung der Architektur und des Bauens zu stellen.
Die Erarbeitung dieses Werks hat viel Energie gebunden, insbesondere menschliche Energie von Autorenteam, Mitarbeitern und Verlag. Allen Institutionen und Personen, die beim Entstehen dieses Werks kompetent mitgewirkt haben, die uns in unseren Familien und Freundeskreisen den Rücken für die Arbeit an diesem Werk freigehalten haben und den jeni gen, die es durch Zuwendung von Mitteln großzügig unterstützt haben, danke ich herzlich.
Vielleicht spüren unsere Leser diese Energie. Ihr Einsatz hat sich gelohnt, wenn sie weitere Energie mobilisiert, die die gesellschaftlichen und professionellen Herausforderungen aufgreift und auf diese Weise die Entwicklung der Architektur und des Bauens fördert.
Darmstadt, im August 2007 Manfred Hegger