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Zum 250. Geburtstag von Wilhelm Traugott Krug

WWilhelm Traugott Krug wurde am 22. Juni 1770 in Radis geboren. Sein Vater, Johann Christian Krug (1734 – 1804), war zu der Zeit Pächter des Rittergutes in Radis. Seine Mutter, Christiane Henriette Rosina Steude (1735 – 1790), war mit dem damals sehr bekannten sächsischen Hofmaler Adam Friedrich Oeser (1717 – 1799) verwandt. Da seine beiden älteren Brüder andere berufliche Wege einschlugen, sollte Wilhelm Traugott Krug letztendlich Theologie studieren. Nachdem er durch Hauslehrer unterrichtet worden war und auch in Gräfenhainichen die Stadtschule besucht hatte, führte ihn der Zufall auf der Suche nach einer geeigneten Schule nach Schulpforte. Bei einem Besuch des Kammerherrn von Bodenhausen in Radis lernte die Familie Krug dessen Hauslehrer Friedrich Wilhelm Döring (1756 – 1837) kennen. Als ehemaliger Schüler Pfortes riet dieser dem Vater von Wilhelm Traugott Krug, seinen Sohn dorthin zu schicken. Krug bestand seine Aufnahmeprüfung im Sommer 1782 so gut, dass er durch den Platz, den er in der Tertia zugewiesen bekam, gleich 16 Schüler, darunter zum Teil weit ältere, übersprang. Das Schicksal meinte es auch sonst gut mit ihm, denn er bekam gleich zu Anfang einen freundlichen Obergesellen namens Johann Philipp Leißner (1763 – 1821), der sehr fleißig war, viele griechische und römische Autoren mit ihm las und lateinische Verse übte. Krug erlebte die Schule unter den Rektoren Johann Gottfried Geißler (1726 – 1800) und Friedrich Gottlieb Barth (1738 – 1794). In seinen Lebenserinnerungen finden sich Schilderungen seiner Lehrer und insbesondere ein Vergleich beider Rektoren. Während seiner Zeit als Konrektor hatte Barth Krug angeboten sein Famulus zu werden. Doch Krug lehnte aus Eitelkeit ab. Er wollte »Niemandes Diener«1 heißen und sein Rang innerhalb der Tischordnung im Speisesaal war ihm wichtiger als die herausgehobene Stellung als Famulus. Als Famulus eines Lehrers durfte man nämlich weder gleichzeitig Tischinspektor sein noch auf den ersten Platz am Tisch aufrücken, selbst wenn man älter als der Tischinspektor war. Krug empfand jedoch den Gedanken, am Tisch immer nur den zweiten Platz einzunehmen, ganz unerträglich. Insofern muss es für Krug auch sehr ärgerlich gewesen sein, nie den Rang des ›Primus Portensis‹ erreicht zu haben. Zwei Brüder, die eine Klasse höher waren als Krug, und daher in der Rangfolge bei gleich guten Leistungen automatisch vor ihm kamen und im Gegensatz zu

1 Lebensreise: in sechs Stazionen zur Belehrung der Jugend und zur Unterhaltung der Alters beschrieben; nebst Franz Volkmar Reinhard’s Briefen an den Verfasser / / Krug, Wilhelm Traugott. – Leipzig: Baumgärtner, 1825, S. 46

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ihm auch noch Famulaturstellen innehatten, verlängerten ihre Schulzeit mit Erlaubnis der Regierung um ein Jahr und verwiesen Krug so auf den Platz des ›Tertius Portensis‹. Aufgrund einer längeren Erkrankung konnte er seine Valediktionsrede nicht öffentlich vortragen, sondern reichte seine Abschlussarbeit ›De discrimine Poeseos et Eloquentiae‹2 nur beim Rektor ein. Das Abschlusszeugnis, das ihm Rektor Barth ausstellte, gibt Auskunft darüber, dass aus dem kleinen ›Urceus‹ (= lat. Krug) eine schöne Amphore geworden war, die »sowohl unserer Pforte als auch dem Vaterland irgendwann einmal zu nicht mittelmäßigem Ruhme gereichen«3 würde. Rektor Barth sollte Recht behalten. Nach einem Studium der Philosophie und Theologie 1788 in Wittenberg, 1792 an der Universität Jena und 1794 an der Georg-August-Universität Göttingen habilitierte sich Krug 1794

2 Dt. Übersetzung: Über den Unterschied von Dichtkunst und Beredsamkeit

3 Schüleralltag in der Landeschule Pforta im 18. Jahrhundert: vorgestellt anhand der Aufzeichnungen von Wilhelm Traugott Krug / Dorfmüller, Petra. In: Alltagswelten im 18. Jahrhundert: lebendige Überlieferung in Museen und Archiven in Sachsen-Anhalt / Simone Bliemeister. – Halle (Saale): Mitteldt. Verl., 2010, S.181

als Privatdozent in Wittenberg. Mit Vorlesungen über Philosophie und Enzyklopädie versuchte er seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. 1801 erhielt er als außerordentlicher Professor endlich eine Festanstellung an der Brandenburgischen Universität in Frankfurt/Oder. In Frankfurt verliebte sich Krug im Haus des Generalmajors August Wilhelm Hartmann von Zenge (1736 – 1817) in die älteste von insgesamt sieben Töchtern. Wilhelm Traugott Krug und Charlotte Wilhelmine von Zenge (1780 – 1852) heirateten am 8. Januar 1804 in Frankfurt. Im darauffolgenden Jahr kam ihr erster Sohn, August Otto Krug (1805 – 1867), zur Welt. 1805 wurde Wilhelm Traugott Krug der Nachfolger von Immanuel Kant an der Universität Königsberg. Ostern 1809 folgte er einem Ruf an die Universität Leipzig, wo er mit großem Erfolg lehrte und letztendlich auch als Mitwirkender die Zeremonie erleben durfte, die ihn in Kindertagen als Zuschauer zutiefst beeindruckt hatte. 1830 wurde Krug zum Rektor der Universität ernannt. Unter seinem Rektorat wurde in Leipzig die tradierte Einteilung der Universität in Nationes aufgehoben und die Universitätsverfassung an die neue Staatsverfassung angepasst. Ab 1833 war Krug Deputierter der Universität in der Ständeversammlung. 1414 | Zum 250. Geburtstag von Wilhelm Traugott Krug

In welchem Sinne er dort wirkte, kann man dem Artikel über Krug in der Allgemeinen Deutschen Biographie entnehmen. »Er war in der That von einem aufrichtigen Aufklärungsstreben beseelt und förderte so die Verbreitung eines politischen und kirchlichen Liberalismus. Als Philosoph vertrat er auf Kantischer Basis den gewöhnlichen gesunden Menschenverstand…«4 Damit gereichte er seiner Alma Mater durchaus zu nicht mittelmäßigem Ruhm. Als untrügliches Zeichen seiner Verbundenheit mit der Landesschule kann die Tatsache gewertet werden, dass Krugs ältester Sohn Otto von 1818 bis 1823 ebenfalls Schüler der Landesschule Pforta war. Wilhelm Traugott Krug starb am 12. Januar 1842 in Leipzig. Neben seinen zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen sind seine oben erwähnten Lebenserinnerungen besonders erwähnenswert,

4 Artikel »Krug, Wilhelm Traugott« von Carl von Prantl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 220–222, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource. org/w/index.php?title=ADB:Krug,_Wilhelm_ Traugott&oldid=- (Version vom 18. Januar 2021, 15:47 Uhr UTC) weil sie ebenso geistreich wie amüsant sind:

Krug, Wilhelm Traugott. Meine Lebensreise. In sechs Stazionen zur Belehrung der Jugend und zur Unterhaltung der Alters beschrieben. Nebst Franz Volkmar Reinhard‹s Briefen an den Verfasser. Leipzig: Baumgärtner, 1825 bzw. Krug, Wilhelm Traugott. Krug’s Lebensreise in sechs Stazionen von ihm selbst beschrieben. Nebst Franz Volkmar Reinhard’s Briefen an den Verfasser. neue, verb. u. verm. Auflage. Leipzig: Baumgärtner, 1842. PETRA MÜCKE AL. PORT. 1982 – 1986 BIBLIOTHEKARIN

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