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Familie � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �

links: Schneegrüße der Eichhörnchen; rechts: Fleißige HelferInnen beim Riegel backen

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Gruppenprofil / Aktivitätenbericht

Die »Eichhörnchen« in der Winterruhe

Die Familienklettergruppe »Eichhörnchen« hatte einen guten Sommer, den viele von uns draußen in der Natur mit Zelt und Wohnwagen verbracht haben. Nach den Sommerferien durften wir uns wieder treffen und waren alle – Kinder wie Eltern – froh wieder in der Halle rumtoben zu können.

Kontakt

Da es wenige andere Sportangebote für die Kinder zu diesem Zeitpunkt gab, haben wir die Möglichkeiten der Weender Birgit Redlich Sporthalle voll ausgeFamiliengruppenleiterin schöpft und tolle Bewegungslandschaften zum Balancieren, Springen, Purzelbaum üben oder an der Stange turnen aufgebaut. Zum Glück kann man »Feuer, Wasser, Sturm, Flummi und Kaugummi« auch mit viel Abstand spielen und in der großzügigen Sporthalle verteilen wir uns gut.

Anmeldung für Warteliste bei Birgit Redlich: birgit.redlich@gmx.de Nach den Ferien waren wir erstaunt wie mühelos so manch kleines Eichhörnchen die Kletterwände erklimmen konnte. Auf einmal kamen sie an Griffe dran, die vorher unerreichbar waren! Ganze vier Mal haben wir unsere Hallenzeit nur auskosten und genießen können, bevor der erneute Lockdown kam und sich die Eichhörnchen langsam für die Winterruhe vorbereitet haben. Der Winter dieses Jahr war herrlich um im Schnee zu tollen, Iglus zu bauen, Ski zu fahren und mit dem Schlitten den Berg hinab zu brausen. Alle Eichhörnchen haben Post mit Knete bekommen und schöne Figuren im Schnee gezaubert, wie auf dem Foto oben zu sehen ist. Im Februar haben wir uns online getroffen (nach einer Idee des DAV-Hauptverbandes) und gemeinsam Müsliriegel gebacken: mit vielen Nüssen, wie es sich für Eichhörnchen gehört! So sind wir alle gut ausgerüstet, wissen was in den Riegeln ist und haben keinen Plastikmüll – lecker sind sie geworden! Nun warten wir auf den Frühling und darauf, dass wir uns bald wieder sehen dürfen!

Die Gruppe trifft sich alle 2 Wochen am Mittwoch von 15.30–17.30 Uhr in der Weender Sporthalle; aufgrund des großen Interesses haben wir eine Warteliste.

Birgit Redlich

Praxistip Müsliriegel backen mit den Eichhörnchen

Im Supermarkt gibt es eine Vielzahl an Riegeln zu kaufen. Für alle Geschmäcker, Preiskategorien und Lebensmittelunverträglichkeiten ist etwas dabei und sie sind ein wirklich handlicher und schneller Snack! Warum sollte man Müsliriegel also selber backen? In gekauften Riegeln sind oft verschiedene Zuckerformen im Riegel versteckt, die man eigentlich nicht braucht, um einen leckeren Müsliriegel als Energiequelle zu haben.

Müsliriegel sind der perfekte Energielieferant auf Wanderungen, in der Schule, auf der Arbeit oder als süßer Nachmittagssnack. Also haben die Eichhörnchen gemeinsam digital – jede Familie in ihrer Küche – diese beiden Rezepte gebacken, die wir mit euch teilen wollen, denn es geht schnell und sie sind lecker. Jeder kann sich seinen Lieblingsriegel machen, ob mit oder ohne Rosinen, mit Zartbitterschoki innendrin oder den Lieblingsnüssen – ja sogar Gummibärchen wurde probiert!

Außer dem Geschmack gibt es noch weitere Gründe selber zu backen: > Es macht Spaß (vor allem gemeinsam). > Man spart die Plastikverpackung. Die gebackenen Riegel einfach in Brotpapier oder Bienenwachstücher einwickeln oder in die Brotdosen packen, man kann die Riegel sogar auf Vorrat einfrieren. > Sie sind sehr günstig im Vergleich zum Kaufen. > Und wie der Dreijährige feststellt: man muss nicht erst auspacken, sondern kann sofort genießen.

An Nüssen könnt ihr zum Beispiel nehmen: Walnüsse, Haselnüsse, Mandeln, Erdnüsse, Cashews, aber auch Samen wie Sonnenblumenkerne, Leinsamen oder ähnliches eignen sich. Und bei den Früchten: Datteln, Rosinen, Cranberries, Aprikosen, Feigen oder ähnliches. Harte getrocknete Früchte wie Bananen sind weniger geeignet.

Müsliriegel Basisrezept

> 200 g Lieblingsmüsli (Nuss-, Früchte-, Schokomüsli o. ä.) > 100 g feine Haferflocken > 100 g (Vollkorn-) Mehl > 1TL Zimt > 200 g Nüsse und/oder getrocknete Früchte > 150 g flüssiger Honig > 100 ml Wasser

1. Zuerst den Backofen auf 160°C Ober-/Unterhitze vorheizen. 2. Früchte und Nüsse mit dem Messer etwas zerkleinern. 3. Alle Zutaten in eine Schale geben und vermengen. 4. Die Masse darf sich nicht zu krümelig und ein wenig matschig anfühlen, aber auch nicht so flüssig ist wie ein

Kuchenteig, sodass man sie gut in Form drücken kann.

Sonst noch einen Esslöffel Haferflocken oder Wasser hinzugeben. 5. Die feste Masse gleichmäßig auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech streichen, was ungefähr ein ganzes Backblech ergibt. 6. Blech in den Backofen schieben. 7. Nach circa 15 Minuten kurz das Blech rausholen und die

Riegel schneiden. 8. Anschließend weitere 15 Minuten backen.

In einer Dose oder im Tiefkühler verpackt, sind die Riegel mehrere Wochen haltbar!

Bananen Power

> 4 (sehr) reife Bananen > 240 g feine Haferflocken > 70 g Walnuss (oder andere Nüsse) > Vanille > Variieren mit Kakaopulver oder Trockenfrüchten

Das Vorgehen ist dasselbe wie beim Basisrezept: Bananen mit einer Gabel matschen, Nüsse hacken, alles vermischen, auf ein Blech mit Backpapier, bei 180°C circa 15 Minuten backen, danach schneiden und weitere 10–15 Minuten backen.

Die Idee und die Rezepte stammen von Jens Werchau aus dem DAV-Lehrteam. Wir wünschen viel Spaß!

Birgit Redlich

Klettern

Aktivitätenbericht

Mal was Sinnvolles machen: einen Abseilhaken am Zufallsturm setzen

Auf die Sandsteintürme im Göttinger Wald zu kommen ist oft kein größeres klettertechnisches

Problem. Mit dem Runterkommen kann es bei Türmen ohne vertrauenserweckenden Baumbewuchs schon ganz anders aussehen – nicht jeder ist ein Fan des Abkletterns mit angelnden Fußbewegungen („Kommt da ein Tritt? Kommt da was? Wann kommt da was?“, „Ja, gleich, etwas weiter rechts, das andere rechts, noch 5 cm, links wird’s besser…“). Wie schön, wenn ein Abseilhaken den Rückweg sichert – andere Bohrhaken gibt es an den

GöWald-Türmen ja nicht.

Einen solchen Abseilhaken sollte auch der Zufallsturm

Ansgar Weingarten im Herzen des Reinhäuser AK Klettern/Naturschutz Waldes endlich bekommen. Also verabredet, hingeradelt, hochgeklettert, Aussicht genossen, sinnvolle Stelle für den Haken ausgewählt, Gesteinsqualität begutachtet, Loch gebohrt, Haken eingeklebt, zufrieden das Gipfelglück verspeist und ein letztes Mal an der dürren und arg randständigen Kiefer abgeseilt – ein Nervenkitzel, der bald Geschichte sein würde. Eine Woche später wieder verabredet, wieder hingeradelt, wieder hochgeklettert, kurz (die Erinnerung ist ja noch frisch) die Aussicht genossen und dann beherzt die Festigkeit des frisch verankerten Abseilhakens getestet. Hoch zufrieden das Gipfelglück verspeist und das Gipfelbuch hervorgeholt, um die neue Ausstattung in der Routenübersicht einzutragen. Der Plan lässt stutzen: „Was bedeutet denn dieses »AÖ« hier an der Kante?“ „Hmm, kenne ich nur als Abkürzung für »Abseilöse«.“ Nicht die erwünschte Antwort. An der bezeichneten Stelle, einen halben Meter neben dem von uns sorgsam platzierten Umlenkpunkt, ist nur Erde zu sehen, und darunter Erde und darunter … ein Abseilhaken!

Mist! – Es war aber auch wirklich sehr viel Erde darüber. Und der Haken war bestimmt schon Jahre nicht benutzt worden. Wir hatten ihn für alle zukünftigen Türmer*innen wiederentdeckt. Und welch hervorragende Redundanz … naja, so richtig viel war von der Selbstzufriedenheit nicht übrig. Schön ist der Zufallsturm ja sowieso, und immer einen Ausflug wert, aber jetzt ist er wirklich etwas Besonderes: der einzige GöWald-Turm mit zwei Abseilhaken. Ansgar Weingarten

Bericht aus dem Boulderraum

Update zur Situation im Spot

Seit dem Artikel im letzten Mitteilungsheft hat sich so einiges getan! Es gab eine große Resonanz und viele Anfragen nach Dauerkarten für den Spot.

Zum einen wurde explizit der Artikel als Grund genannt, zum anderen – sicherlich der größere Faktor – war Corona einer der Haupttreiber. Dass nämlich im Spot Individualsport,

Friedemann Maurer beziehungsweise Sport mit Spot-Kletterbetreuer zwei Personen aus zwei Haushalten nach geltenden Verordnungen des Landes Niedersachsen die gesamte Lockdownzeit weiterhin möglich war, sprach sich schnell rum. Auch die im November extra für den großen Ansturm auf den Spot nachgemachten Schlüssel waren im Nu wieder ausgegeben. Wir sind derzeit auch an der Kapazitätsgrenze des Spots angelangt, wie man mit einem Blick auf den Terminkalender, in dem wir die Zeitslots, in denen im Spot trainiert werden darf, organisieren, sofort sieht. Wir hoffen, dass es für den Spot in Zukunft ebenso lebendig weitergeht, auch wenn der Lockdown einmal wieder vorbei ist! Friedemann Maurer

Lautsprecher für den Spot

Alte Lautsprecher zu vergeben?

Der Boulderraum in der Geschäftsstelle sucht Ersatz für seine kaputten Lautsprecherboxen. Auch einen Verstärker/Receiver würden wir gerne als Spende annehmen.

Kontakt

Ingo Simon oder Friedemann Maurer ingo.simon@davgoettingen.de friede.mann@posteo.de

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Na?

Mal wieder Schietwedder im Norden?

Dann kommt zu uns ins RoXx Kletterzentrum in Göttingen

5 Minuten von der A 7 gelegen supergemütliche Cafete hammer Team top Routenauswahl große (überdachte!) Außenboulderwand

Alle Infos unter my.sport.uni-goettingen.de/roxx

Ausbildungsbericht

Der große Schritt nach vorne

Der Ith ist ein Mythos, zumindest für mich. Ich habe schon einiges über seine Felsen und Wälder gehört, aber ich war noch nie da. Deswegen gestaltet sich die Anreise auch etwas schwierig. Gleich zweimal verpasse ich die Abfahrt von der B 240 zum Zeltplatz. Vielleicht sollte die Ausschilderung mal überarbeitet werden. Auf jeden Fall werde ich schon vom Kursleiter und den anderen Kursteilnehmern erwartet.

Vor anderthalb Jahren habe ich meine Liebe zum Klettern entdeckt. Doch das spielte sich bisher fast nur unter dem Dach ab. Zwar war ich schon zweimal draußen, aber so richtig wohl war mir dabei nie. Es fehlte bisher an den Grundlagen für sicheres Klettern unter freiem Himmel. Das soll sich an diesem Wochenende ändern. Angeblich kommt man mit der passenden Bescheinigung gleich doppelt so schnell nach oben, zumindest an Felsen auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Dabei zäume ich das Pferd von hinten auf. An diesem Wochenende steht »Mobile Sicherung« auf dem Programm und das ist eigentlich erst Thema Nummer zwei.

Ein Kursleiter, eine Teilnehmerin und drei Teilnehmer. Die Begrüßungsrunde fällt kurz aus. Wir sind spät dran, weil ja einer die Zufahrt erst im dritten Anlauf gefunden hat und viele Kletterfreunde an diesem Wochenende unterwegs sind. Zwar gibt es viele Felsen bei Lüerdissen, aber wir brauchen Gestein mit Anfängertoleranz. Wir tauchen in den Wald ein und die erste wichtige Erkenntnis für mich Harzer Fichtenwaldbewohner: auch zwischen Buchen kann es recht frisch sein. Am Unterrichtsfels angekommen zeigen alle her, was sie mitgebracht haben. Friends, Klemmkeile, Hexentrics und Kuhglocken. Michael macht eine kleine Materialkunde. Er erläutert die Einsatzgebiete der unterschiedlichen Sicherungen und wägt ihre Vor- und Nachteile ab. Das reicht an Theorie. Alles weitere kann man in der umfangreichen Fachliteratur nachlesen. Praxis steht an, denn die ist entscheidend am Fels. Wir suchen uns Risse und Spalten und Sanduhren, um uns unter Anleitung selbst zu sichern. Schnell ist klar: nie hinter Schuppen und die Sanduhr sollte mindestens Handgelenkstärke haben. Sonst hält die Bandschlinge im Fall der Fälle nicht und man fällt. Dann kommt das kritische Auge des Kursleiters. Gemeinsam besprechen wir, was schon gelungen ist und was noch verbessert werden sollte.

Nächste Runde. Der Lernerfolg stellt sich schnell ein. Wir dürfen uns auch mal in unsere Sicherungen reinhängen. Die halten und geben uns Selbstvertrauen. Dann ein Ortswechsel. Nun geht es an eine richtige Wand. Die alpinen Anforderungen an der Hexenkanzel sind aber überschaubar. Mit zwei Seilen vorm Bauch geht es nach oben. Das eine sichert uns toprope ab. Das andere hängt schlapp nach unten. Dafür ist der Klettergurt prall gefüllt. Friends, Hexas, Klemmkeile und Bandschlingen. Wir schleppen jede Menge Material nach oben. Es geht darum, erstmals Sicherungen zu legen und das Schlappseil dort einzuhängen. Fast so wie in Echt.

Norman und ich machen erst die linke Route. Hier gibt es vor allem Risse und auch eine ausreichende Sanduhr. Also Friends und Klemmkeile legen und das Schlappseil einhängen und so tun als ob. Es wird geruckelt und gewackelt. Nach jeder Tour gibt es das Feedback vom Kursleiter. Dann folgt der Seitenwechsel. Wir arbeiten uns jetzt rechts an der Hexenkanzel hoch. Es ist das Revier für die Bandschlingen. Noch zwei Feedback-Runden und dann reicht es für den ersten Tag. Wir fahren zum Campingplatz nach Capellenhagen. Der Ausblick von dort über das Saale-Tal und auf den Hils ist die Anreise wert. Den Ausflug an den Kiessee nach Duingen sparen wir uns. Zu müde heute, aber bestimmt beim nächsten Mal.

Die Sonne sorgt am Sonntagmorgen dafür, dass ich nicht zu spät komme. Wieder geht es an die Hexenkanzel. Aber dieses Mal ohne Netz und doppelten Boden. Wir machen dieselben Routen wie am Vortag, aber im Vorstieg und eben wirklich wie in Echt. Es gibt kein Toprope-Seil, das uns sichert. Es geht im Vorstieg nach oben. Wir dürfen auf unsere Fähigkeiten bauen und die Zwischensicherungen selbst legen. Unbeabsichtigte Tests sind eingeschlossen. Da aber nichts dabei passiert, sorgt das sogar für Lernfortschritt.

Nach jeder Tour gibt es Feedback, Erläuterungen und Tipps. Erst links dann rechts. Es werden wieder die Seiten gewechselt. Dann sind da ganz links an der Hexenkanzel noch ein bis zwei Routen, die deutlich länger und anspruchsvoller sind. Mit den neu erworbenen Kenntnissen und Fähigkeiten und vor allem mit einem Rucksack voller Selbstvertrauen sind die aber keine unüberwindlichen Hindernisse. Außerdem gibt Michael von unten einige Tipps. Es fühlt sich gut an, es fühlt sich sehr gut an, wie in Echt nach oben gekommen zu sein und auf das Blätterdach des Buchenwalds zu schauen. Das Programm ist durch. Anschließend ist Klettern in Neigungsgruppen.

Zeitsprung: selber Ort, aber zehn Wochen später. Dieses Mal finde ich die Abfahrt von der B240 auf Anhieb. Ich bin also frühzeitig dran. In den vergangenen Wochen war ich schon mehrfach am Fels. Der Kurs im Juni hat ja für ausreichend Selbstsicherheit gesorgt. Ich weiß zwar, worauf man achten muss, aber meiner Lücken bin ich mir durchaus bewusst. Das Umbauen muss ich unbedingt noch lernen.

Das kann ich nicht immer auf die anderen abwälzen. Und wie gesagt, mit der passenden Bescheinigung kommt man gleich doppelt so schnell den Felsen hinauf.

Das Wetter ist gut und die Aussichten sind bestens. Dementsprechend voll ist es. Es geht wieder an den bekannten Übungsfelsen. Es geht gleich in die Praxis, die Theorie vermittelt Michael nebenbei. Knapp zwei Handbreit über dem Boden tun wir so, als wären wir ganz weit oben. Wie es die DAV-Norm verlangt: einhaken mit zwei Exen in den Umlenker, dann das Seil am Gurt sichern und zwischendurch eine Belastungsprobe. Hält. Ausfädeln, umfädeln, wieder einfädeln und dann so tun, als ob der Partner einen ablässt. Es geht auch darum unbekannte Kommandos einzuüben und die Kommunikation auf das nötige Maß zu beschränken.

Dann gibt es noch eine Variante. Umbauen geht auch mit Bandschlinge ganz oben. Die muss immer auf Spannung gehalten werden. Genug Bodenturnen, nun geht es an den Fels. Wir ziehen zur Hexenkanzel. Es ist voll im Ith an diesem Wochenende. Wir finden dennoch eine passende Wand. Michael klettert vor und sichert sich oben. Er ist das Empfangskomitee im Blätterdach. Wir losen aus, wer es als erste oder erster versuchen darf. Es ist schon etwas ungewöhnlich, wenn man oben am Umlenker ankommt und man dort erwartet wird. Aber es ist schon ganz gut, dass jemand ein Auge darauf wirft, wenn man zum ersten Mal umbaut. Mir steht der Schweiß auf der Stirn und das liegt nicht am Helm. Aber nur die Ruhe bewahren. Nach DAV-Norm dreifach gesichert kann doch nichts passieren. Außerdem habe ich alle Zeit der Welt. Wir haben heute nichts anderes mehr vor. Das einzige Problem ist der begrenzte Platz im Umlenker. Man muss schon überlegen was man wohin packt. Als ich wieder den Boden unter den Füßen spüre, schießt das Endorphin ein.

Es geht noch ein zweites Mal nach oben. Nun will ich die andere Variante des Umbauens üben. Solche Spezialitäten wie Schweizer oder Französische Variante bleiben uns erspart. Wieder unten steigt der Endorphinspiegel wieder … Nun ist Ernstfall. Michael hat seinen Beobachterposten verlassen. Wir sind da oben nun auf uns allein gestellt. Nur die Ruhe bewahren, mit unserer Routine ist das keine Schwierigkeit mehr. Für den ersten Tag reicht es dann aber, nur das Material muss noch eingesammelt werden.

Am Sonntagmorgen geht es noch tiefer in den Wald hinein. Michael hat einen Fels mit erhöhten Schwierigkeiten ausgesucht. Jetzt gilt es vor allem, beim Ablassen aufzupassen. Dann kommt die Königsdisziplin: selbst abseilen. Endlich erfahre ich, wozu ein Prusik wirklich gut ist und zum ersten Mal in meinem kurzen Kletterleben sehe ich die Mittelmarkierung im Seil in der Nähe des Umlenkers. Als ich wieder unten bin, schießen Endorphin, Serotonin und Dopamin gleichzeitig ein. Dieser Rausch wird noch zwei Tage lang anhalten. Nun bin ich sicher, dass ich sicher und kompetent genug für die nächsten Herausforderungen bin. Denn entscheidend ist »am Fels«.

Thomas Kügler

oben: Auf dem Ith-Kamm im NSG Ith an den Holzener Klippen (Quelle: WikimediaCommons/Lotte76 – CC BYNC-SA 4.0); unten links: Das Basislager des Kurses an der Hexenkanzel; unten Mitte: Kursleiter Michael Krisch

links: Gruppenbild in der Kletteranlage in Weende; rechts oben: Unterstützung bei den ersten Kletterübungen; rechts unten: Knoteneinweisung von Michael

Inklusion und Miteinander

Klettern für Menschen mit Behinderungen

Unser Klettern hat wegen der Corona-Pandemie in der zweiten Jahreshälfte des Jahres 2020 leider nur im September und Oktober stattfinden können. Die meist jugendlichen Kletterinnen und Kletterer waren in dieser Zeit aber wieder eifrig bei unseren Kursen dabei. Klettern ist ja für alle gesund und macht auch Spaß.

Die Wahrnehmung wird geschult, Ängste werden abgebaut und die körperlichen Fähigkeiten werden verbessert. Die Teilnehmer

Michael und Frank lernen ihre Grenzen kenTrainer C Klettern nen, sie entwickeln VerMenschen m. Behinderungen trauen in das Kletter-Material und sie bekommen Vertrauen in die Person, die sichert. Sie lernen auch, selbst Verantwortung zu übernehmen. Wir haben an der vereinseigenen Kletterwand in der Weender Sporthalle und beim Uni-Sport in der Kletterhalle RoXx geklettert. Auch haben wir wieder einen Fahrdienst eingerichtet. Wenn es möglich und nötig war, haben wir die Teilnehmerinnen und Teilnehmer abgeholt

Kontakt

Weitere Informationen bei Michael Schmidt: 01  78 /401  53  61; mschmidtgoe@gmail.com und nach dem Klettern wieder nach Hause gebracht. So konnten wir die Eltern der Kletterinnen und Kletterer etwas entlasten.

Wir hoffen natürlich, dass die Pandemie bald beendet ist und wieder »normale« Zeiten anbrechen mit Partnercheck, klettern, sichern, »Zu!« und »Ab!«.

Wenn es wieder losgeht, werden wir die bisherigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer per Whatsapp benachrichtigen. Außerdem geben wir natürlich auf der Homepage des DAV Göttingen (davgoettingen.de/gruppen-referate/klettersport) alle nötigen Informationen. Schaut also ab und zu mal auf euer Handy!

Wir würden uns freuen, wenn dann auch »neue« Kletterinnen und Kletterer zur Gruppe stoßen und mitklettern würden. Also erzählt es weiter: Wir müssen da hoch! Michael Schmidt und Frank Boddin

Wandern

Aktivitätenbericht

Frauenwandergruppe: Rückblick auf 2020

Das war eine Wandersaison mit vielen Hindernissen. Die Pandemie hat uns um einige schöne

Wanderungen gebracht, aber immerhin haben wir nach der Februarwanderung dann doch noch unsere Touren von Juni bis Oktober durchführen können. Zwar gab es einige Einschränkungen, aber diejenigen, die dabei waren, haben das gemeinsame Erlebnis in der

Natur umso mehr genossen. Da war zum Beispiel die Wanderung im Juni, die uns in den

Bramwald führte.

Einige Vorwanderungen waren erforderlich, da in Folge von Windbruch viele

Gertraut Polczyk Wege in unseren Wäldern Leitung Frauenwandergruppe unpassierbar oder wegen Forstarbeiten gesperrt waren. Darüber hinaus gibt es Wege, die man zwar in der Karte findet, die aber längst zugewachsen oder von Holzrückefahrzeugen kaputt gefahren sind. So zum Beispiel der X4 im Bereich Hemeln – eigentlich ein Panoramaweg – der leider vollkommen zugewachsen ist und obendrein dem Wanderer das Durchkommen durch umgefallene Bäume erschwert. An dieser Stelle muss ich meiner Gruppe ein großes Lob aussprechen: die Frauen wollten ihn trotzdem gehen, haben sich nicht beklagt und das Ganze mit Humor getragen. Im weiteren Verlauf war dann bei Hemeln wirklich ein Weg wegen Baumfällarbeiten gesperrt, den ich aber unbedingt mit einbinden wollte. Bei einer Vorexkursion hatte ich die Absperrung ignoriert und konnte in dem Bereich keine Aktivitäten erkennen. Also bemühte ich einen Forstarbeiter in Hemeln, der mir dann rechtzeitig vor unserem Wandersonntag grünes Licht gab (die Absperrung hatte man einfach vergessen). Auch unsere anderen Wanderungen haben wir sorgfältig vorbereitet. So führte uns Christine im Juli in den Kopfhainbuchenwald und im August zum Wieterturm bei Northeim. Im September gab es nochmal eine Wanderung im Weserbergland, von Laubach durch das Grundbachtal, und im Oktober machten wir unsere erste »Oneway-Tour« von Dransfeld nach Hann.Münden. Die einzige Schwierigkeit dabei hatte der Busfahrer, der uns zurückbringen sollte aber offensichtlich noch nie eine Wandergruppe an Bord hatte. Das Berechnen des Fahrpreises führte dabei zu einer leichten Verspätung der Abfahrt.

Kontakt

Weitere Infos bei Gertraut Polczyk unter g-polczyk@t-online.de

Gertraut Polczyk

Tourenbericht

Schneeschuhtour durch das Bratental

Auch mit Blick auf die Wandergruppen der Sektion war das Winterhalbjahr eher ein Totalausfall, dabei hatten wir mal wieder einen Winter, der den Namen wirklich verdiente. Hoch über

Göttingen, in und um das »Bergdorf« des heiligen St. Nikolaus, lag seit dem Jahreswechsel eine geschlossene Schneedecke, die im »Blizzard« der zweiten Februarwoche auf gut 50 cm anwuchs.

So wurde Nikolausberg zum Wintersportort der näheren Umgebung. Rodeln, Skilanglauf und SchneeJürgen Hilbig schuhtouren durch die 1. Vorsitzender der Sektion Wälder der Umgebung und das weitläufige Bratental ließen bei bestem Wetter Winterträume wahr werden. Toll die Vorstellung, hier mit einer Wandergruppe des DAV auf Langlaufskiern oder Schneeschuhen unterwegs zu sein, bei tief verschneiter Landschaft eine gemeinsame Brotzeit mit heißem, dampfendem Tee zu genießen. Etwas unerfüllt nehme ich Euch mit auf meine Runde um Nikolausberg und durch das Bratental und hoffe auf den Schnee des kommenden Winters und eine Tour mit einer DAV-Wandergruppe hier oben.

Jürgen Hilbig

links oben: »Corona-Pony« auch bei den Hochlandrindern; links unten: Das Bratental Richtung Hoffmannshof; rechts oben: Nikolausberg in der Nähe des Senders; rechts mittig: Blick vom Bratental Richtung Rieswarte; rechts unten: Blick von Norden auf Nikolausberg

links oben: Auf der Suche nach einem geeigneten Platz für das Biwak; links unten: Aufstieg zum Hohen Meissner; rechts: Einsam am Lagerfeuer

Tourenbericht

Winterbiwak auf dem Hohen Meißner

Die Pandemie und »Alles zu« treibt die naturverbundenen DAV-Mitglieder nach draußen und jeder sucht seinen Ausgleich in der Natur. So auch unser Wanderführer Bernd aus dem schönen Werratal.

Zu Jahresbeginn juckte ihn der Pelz und der Wunsch, einmal auszuprobieren, wie weit der Körper belastbar ist und eine Idee nahm Gestalt an. Es trieb ihn, Bernd Burhenne seinen Rucksack zu paWanderleiter cken, um am Wochenende vom 9. auf den 10. Januar zu einer Nachtwanderung, einschließlich einer Übernachtung im Biwaksack auf dem Hohen Meissner, aufzubrechen. (Zelten ist in Deutschland nur auf ausgewiesenen Plätzen erlaubt, Biwakieren wird geduldet. Jeder sollte sich aber erkundigen, wo Schutzgebiete sind. Es ist ein No-Go sich nachts in den Ruhegebieten des Wildes aufzuhalten). Bepackt mit Isomatte, Biwaksack, Daunenschlafsack, dicken Handschuhen, sowie Baumsäge, Schneeschaufel und Feuerholz machte Bernd sich vom Parkplatz Schwalbenthal am 9. Januar gegen 20 Uhr auf den Weg. Durch den herrlichen Winterwald und Tiefschnee wurde gegen 22 Uhr der Hohe Meissner erreicht. Hier oben angekommen waren zunächst Feuer machen, Essen kochen und das Herrichten des Schlafplatzes die ersten Aufgaben. Danach musste trockenes Brennholz gesammelt und damit das Feuer in Gang gehalten werden. Die Einsamkeit und Stille, der Blick ins Feuer, aber auch der Blick von der Klippenkante hinab ins dunkle Werratal mit den beleuchteten Ortschaften waren von besonderem Reiz und taten der Seele einfach nur gut.

Am Morgen des 10. Januar waren die ersten Sonnenstrahlen aus Richtung Mühlhausen/Hainich zu sehen und erleichterten das Aufstehen aus dem warmen Schlafsack. Besonders schön ist es, wenn man keine Nacktschnecken oder Neuschnee in den Wanderstiefeln hat. Als erstes war wieder Feuer machen angesagt, mit heissem Kaffee und auf dem Lagerfeuer gegrillten Berlinern belohnte er sich. Nach Abbau des Nachtlagers und Packen des Rucksacks ging es bei bestem Sonnenschein weiter durch die herrlich verschneite Landschaft des Hohen Meissner.

Nach insgesamt 28 Kilometern und 550 Höhenmetern im Schnee, bei Nacht und Wintersonne wurde am 10. Januar gegen 15 Uhr zufrieden und glücklich und in Gedanken schon beim nächsten Abenteuer der Ausgangspunkt der Tour erreicht.

Bernd Burhenne

Gruppenprofil/Aktivitätenbericht

DAV-Wandergruppe

Trotz aller Einschränkungen haben wir im Jahr 2020 doch ein paar schöne Touren durchführen können. Ende Januar waren wir bei schönstem Sonnenwetter im Kaufunger Wald bei Kleinalmerode unterwegs. Niemand konnte sich da schon vorstellen, was dann auf uns zukommen würde.

Kontakt

Nach Lockdown Nr.1 waren wir als erstes im Karst bei Walkenried unterwegs. Es folgten Touren im großen Bogen um das KerstlingeJutta Sichelstiel röder Feld, rund um FriedLeitung Wandergruppe land ab Bahnhof Witzenhausen und ab Uslar durch den Solling. Viele haben das Wandern neu oder wieder für sich entdeckt, auch unsere »Mitwanderer« werden immer mehr. Inzwischen haben wir in der Sektion Göttingen fünf(!) Wandergruppen. Das ist auch für die Tourenleiter motivierend für die Organisation der Wanderungen. Aktuell gibt es wegen der Kontaktverbote aufgrund der Landesverordnung noch keine Termine für dieses Jahr. Da bin ich mir aber sicher, dass es sich dieses Jahr ändern wird. Die DAV-Wandergruppe trifft sich immer am letzten Sonntag im Monat. Start der Touren ist um 9 Uhr am Parkplatz der Stadthalle Göttingen. Andere Startpunkte sind auch möglich, die werden dann in der aktuellen Tourenbeschreibung bekanntgegeben. Diese steht unter davgoettingen.de/termine-touren im Terminkalender.

Anmeldung bitte bei Jutta Sichelstiel: 01  70 / 590  96  70 sichelstiel@davgoettingen.de

Jutta Sichelstiel

Tourenbericht

Schnittmengen – die Sieben-SteinbrücheWanderung in besonderen Zeiten

Der Arbeitskreis Klettern & Naturschutz der DAV-Sektion Göttingen hat letztes Jahr zu einer Themenwanderung ins Wendebachtal eingeladen. Wir haben uns sieben aufgelassene Steinbrüche angeschaut und gemeinsam mit den Teilnehmenden nach Zeugen der lokalen Bergbaugeschichte gesucht.

Ansgar Weingarten AK Klettern & Naturschutz

Wir hatten einige Informationen aus Bergbauliteratur, handgeschriebenen Pachtverträgen und Zeitungsartikeln des späten 19. Jahrhunderts im Gepäck und wollten versuchen zu klären, wie der Abbau des Sandsteins ausgeführt wurde und wie er das damalige Leben unserer Region geprägt hat.

Die Wanderung begann in Bettenrode und endete nach ca. 4 Std. in Bremke. Auch in diesem Jahr soll die Sieben-Steinbrüche-Wanderung stattfinden. Details findet Ihr unter der Rubrik Termine auf Seite 46. Unsere Grafik zeigt, dass die Veranstaltung wirklich alle Erwartungen erfüllt:

Gastbeitrag zum Göttinger Weg Die Erschließer der Ostalpen

Die Erschließer der Ostalpen waren Pioniere, so wie auch die frühen Kolonialisten in anderen

Teilen der damaligen Welt. In den Alpen und damit auch im Bereich der Hohen Tauern gab es außer den alten Nord-Süd-Kriegs- und Handelswegen, teilweise noch aus vorrömischer

Zeit, kaum Wegbauten.

An festen Unterkünften waren im Tauerngebiet meist noch Reste aus der Zeit des Bergbaus aus römischer Zeit, aus dem ausgehen-

Peter Angermann den Mittelalter und aus der

Obmann der ÖAV-Sektion frühen Neuzeit vorhanden. Mallnitz und Geschäftsführer Daneben gab es noch einder Sektion Kärnten des ÖAV fache Unterkünfte der Hirten und Senner. Alpinistische Infrastruktur, wie wir sie heute kennen, gab es damals noch nicht und die Errichtung des modernen Hütten- und Wegenetzes erfolgte erst am Ende des 19. Jahrhunderts. Den Hütten- und Wegebau des östlich von Mallnitz gelegenen Maltatals und seiner Berge leitete der Gmündner Notar Josef Fresacher in den ausgehenden 80iger Jahren des 19. Jahrhunderts ein.

Die Erschließung der Mallnitzer Bergwelt hatte ihren Ursprung etwa zur gleichen Zeit und maßgebend dafür war der Chemiker und Mineraloge Dr.Karl Arnold, Professor an der Hochschule Hannover, mit dem Bau der ersten Hannoverhütte im Jahr 1888. Karl Arnold war es auch, der – so wie auch der Gmündner Apotheker Frido Kordon – weitere Sektionen aus Deutschland dazu veranlasste, ihre Arbeitsgebiete und damit ihre »Alpine Heimat« in diesen Teil der Hohen Tauern zu verlegen und hier Hütten und Wege zu erbauen und zu unterhalten.

Die deutschen Sektionen leisten Pionierarbeit bei der Erschließung des Hütten- und Wegenetzes in den Hohen Tauern

gemeinsamen Verein zusammengeschlossenen Deutschen und Österreichischen Alpenvereins (D.u.Ö.A.V.) errichtet beziehungsweise angelegt wurden.

Aus dieser Frühzeit des alpinen Tourismus haben sich später die Arbeitsgemeinschaft Tauernhöhenweg (ARGE THW) und der 2019 gegründete Verein Tauernhöhenweg e.V. der 17 Anrainersektionen der seit 1945 wieder eigenständig agierenden alpinen Vereine DAV und ÖAV entwickelt.

… diesen Weg übergaben wir der Sektion Göttingen.

Arnold, der Vorsitzende der Sektion Hannover, berichtete vom Wegebau Tauernsee–Hannoverhaus im Jahr 1925 in der Festschrift zum 40-jährigen Bestehens der Sektion des damaligen Deutschen und Österreichischen Alpenvereins von den Wegbauten in den Hohen Tauern von der Übergabe dieses Teils des Tauernhöhenweges an die Sektion Göttingen mit folgenden Worten:

Der Göttinger Weg in Mallnitz, ein Teilstück des Zentralalpenwegs 502, verläuft vom Elschesattel, dem Standort des neuen Hannoverhauses über die Mindener Hütte und weiter bis zur Woisgenscharte, etwa 2.369m über dem Meer gelegen. Es ist ein sehr anspruchsvoller, hochalpiner Weg am Tauernhauptkamm und in diesem Jahr jährt sich seine Errichtung zum 110. Mal.

Der genaue Zeitraum der großen alpinistischen Erschließungen in diesem Teil der Hohen Tauern beginnt im Jahr 1888 mit dem Bau der alten Hannoverhütte in Mallnitz durch die D.u.Ö.A.V.-Sektion Hannover und findet seinen Abschluss im Jahr 1932 mit der Fertigstellung des Westerfrölkeweges, benannt nach dem langjährigen Vorsitzenden der Sektion Hagen. Zusammen mit dem Weg wurde die Böseckhütte von der Feldseescharte zur Lonza als Verbindungsweg zur Hagener Hütte errichtet.

Eine Besonderheit im Gebiet der Hohen Tauern ist der Umstand, dass der größte Teil der Schutzhütten und der sie verbindenden Wege nicht von österreichischen, sondern von den deutschen Sektionen des im Jahre 1873 zu einem

Seit 1911 betreut die Sektion Göttingen, unterstützt auch von der Sektion Hannover, nunmehr dieses hochalpine Wegstück in den Hohen Tauern und vor zwei Jahren, im Jahr 2019, wurde auf einem Felsen nahe des Hannoverhauses, neben einer Tafel für den Goslarer Weg, eine aus Tauerngranit gestaltete Erinnerungstafel der Sektion Göttingen angebracht.

150 Jahre Deutscher Alpenverein und 130 Jahre Sektion Göttingen

Der langjährige Vorsitzende der früheren Arbeitsgemeinschaft Tauernhöhenweg, Karl-Heinz Hesse, war gemeinsam mit seiner Frau Christa Strutz-Hesse nach Mallnitz gereist und hatte eine Gruppe seiner Heimatsektion Göttingen zur feierlichen Einweihungsfeier der Tafel geführt. Karl-Heinz ist, wie könnte es anders sein, auch Mitglied der befreundeten Sektion Mallnitz des ÖAV und er hatte auch die Idee, die beiden Jubiläen, 130 Jahre DAV-Sektion Göttingen und 150 Jahre Deutscher Alpenverein, zu verbinden.

Von Karl-Heinz stammte auch die Idee dabei auf die gemeinsame Geschichte der Alpenvereine und den Zusammenhang des Deutschen und Österreichischen AV mit der Tourismus-Entwicklung in Mallnitz hinzuweisen und unsere lange Alpingeschichte beim jährlichen Kärntner Nationalparkfest in Mallnitz zu präsentieren. Aber nicht nur der Göttinger Weg, sondern auch die Göttinger Spitzen am Tauernhauptkamm, alle rund 2.700 bis 2.750m hoch, erinnern an die Arbeit der Sektion Göttingen in den Hohen Tauern.

links: Villen und Palmen am Lago Maggiore; Mitte oben: Alte Mühle liebevoll restauriert in Molineggi; Mitte unten: Wandern im Herbstlicht auf alten Eselswegen; rechts: Picknick mit Aussicht auf See und Berg

Tourenbericht

Herbstwandern am Lago Maggiore

Corona bringt die Reiseplanung völlig durcheinander. Relativ kurzfristig finden sich daher 18

Wanderer zusammen, um die Westseite des Lago Maggiore zu erkunden. Das Standorthotel liegt in Suna. Durch die Lage in einer Ausbuchtung des Sees ist Suna den ganzen Tag über bis abends von der Sonne beschienen, während man sonst an den steilen Küsten des

Lago Maggiore meist entweder auf Morgensonne oder auf Abendsonne verzichten muss.

So aber wird der Sundowner im Straßencafé zu einem festen Ritual dieser Reise.

12. Oktober: Anreise

Die meisten Bergfreunde Andreas Happe reisen mit dem Zug an, eiWanderleiter nige sind aber schon ein Trainer C Bergsteigen paar Tage vorher mit dem Auto losgefahren. Am Montag abend treffen sich alle im Hotel Pesce d’Oro, das direkt an der Uferpromenade von Suna liegt.

13. Oktober: Monte Rosso

Heute geht es direkt vom Hotel aus los – den Hausberg des Ortes, Monte Rosso, als Ziel vor Augen. Die ersten Meter wandern wir durch die verwinkelten Gassen und über die lauschigen Plätze von Suna. Schon bald geht die Wanderroute in eine Mulatiera, einen Eselspfad, über. Dieser windet sich zuerst durch Gärten, später durch Kastanienwald den Südhang des Monte Rosso hinauf. Die spätsommerliche Sonne scheint durch das schon leicht gelb, rot und braun gefärbte Laub, und immer wieder werden tolle Blicke auf den Lago Maggiore frei. Am späten Vormittag erreichen wir den kleinen Ort Cavandone. Hierhin wurden früher die Leprakranken aus Verbania abgeschoben. Heute ist dies aber ein schmuckes Bergdörfchen mit gefühlvoll restaurierten Häusern und Gassen.

Hinter dem Ort geht es weiter über Eselswege, aber die Steigungen lassen nach. Nur zum Schluss gibt es noch mal einen kleinen Aufschwung zum Gipfel des Monte Rosso (687m). Dieser ist kaum so, wie man sich einen Gipfel vorstellt. Oben auf dem Berg steht ein Bauernhof (Agriturismo), der auch Unterkünfte anbietet. Trotzdem findet sich eine Wiese, auf der bei fantastischem Blick auf die schneebedeckten Schweizer Berge das Picknick eingenommen wird. Leider kommen noch ungebetene Mitesser dazu: mehrere Pferde stecken ihre Nase in Rucksäcke, die sie nichts angehen. So wird das Picknick auf der anderen Seite des Zaunes beendet, bevor es wieder hinunter geht.

Der Abstieg beginnt sanft, wird dann aber recht steil. Die schmalen Pfade wären sowieso schon eine kleine Herausforderung, aber durch die Stürme der letzten Wochen sind viele Bäume entwurzelt und liegen wie Mikadostäbe kreuz

und quer über den Weg. Darunter hindurch und darüber hinweg, ab und zu kleine Umwege nehmend, überwinden wir aber auch diese Hindernisse. Zum Schluss tauchen wir wieder in die Gartenlandschaft ein, bevor wir das Zentrum von Suna erreichen. Direkt hier am Bootsanleger nutzen wir das spätsommerlich sonnige Wetter, um Kaffee, Kuchen und Aperol Spritz zu testen … natürlich nur aus wissenschaftlichen Gründen.

14. Oktober: Cannobio – Cannero

Der gemietete Bus bringt uns nach Cannobio. Der Ort liegt nicht weit von der Schweizer Grenze entfernt. Wir starten an seinem nördlichen Ende, um auf einem Spaziergang entlang der attraktiven Promenade einen Eindruck von diesem schönen Städtchen zu bekommen. Rechts stehen mächtige historische Häuserfronten, links schaukeln Segelboote auf dem Wasser und dahinter geht der Blick auf die Berge.

Durch den Ortskern biegen wir dann ab ins Landesinnere. Stetig bergauf windet sich wieder ein Maultierpfad durch einen abwechslungsreichen Laubwald. Die Blicke wandern zuerst zurück und hinunter auf Cannobio, später auf das gegenüberliegende Ufer mit den Orten Maccagno und Luino. Nach 250m Aufstieg erreichen wir das Mühlendorf Molineggi. Hier haben die Bewohner früher das Getreide für die weiter oben liegenden Orte gemahlen. Heute ist dies ein idyllischer Platz mit liebevoll restaurierten Häusern.

Weiter geht es über Waldpfade, die auch immer wieder tolle Aussichten bieten, bis in das Bergdorf Viggiona. Hier rasten wir an der Kirche, wo wir ein paar Bänke im Schatten und eine Mauer in der Sonne finden. Erstaunlicherweise verfügte dieses kleine Gebirgsdorf über eine mächtige Kirche, von der vor allem der riesige Turm beeindruckt. Durch die schmalen Gassen geht es dann weiter und aus dem Ort hinaus.

Die Höhe ist im Prinzip erreicht, und es geht nun eher sanft auf und ab. So erreichen wir an der Kirche Santa Maria del Büri den Rand der Doppelsiedlung Trarego-Gheglio. Auch hier fasziniert wieder die Mischung aus schmalen Gassen im Dorf und wilder Natur direkt an den Ortsrändern. Wir steigen durch ein wunderschönes Tälchen ab.

Später geht der Weg über in weite Serpentinen, über die wir Cannero erreichen. Dort tauchen wir tief in die Gassen der mittelalterlichen Stadt ein. Wir wandern hinunter zum alten Hafen, an dem das nette Café Tre Re direkt am Wasser und in der Sonne liegt. Nach einer entspannten Einkehr bei Kaffee und Kuchen schlendern wir noch etwas die Promenade entlang, vorbei am zweiten Hafen, und dann bis zum Campingplatz, in dessen Nähe uns der Bus erwartet.

15. Oktober: Pallanza und Intra

Heute ist der erste offiziell wanderfreie Tag. Manche aus der Gruppe stricken ihr eigenes Programm, andere wandern mit Andreas die Küste entlang nach Intra. Leider ist das Wetter, sagen wir, suboptimal. In Nieselregen wirkt die eigentlich sehr interessante Stadt mit ihren schönen Plätzen und Gassen doch etwas trüb.

16. Oktober: Monte Sasso del Ferro

Mit dem Linienbus fahren wir nach Intra und besteigen dort direkt die Fähre nach Loveno. Das Wetter ist wieder deutlich besser geworden, trotzdem hängen zuerst noch viele Wolkenschwaden an den Bergen und über dem See.

Vom Hafen in Loveno wandern wir durch den Ort hinauf in Richtung Monte Sasso del Ferro. Leider nur in Richtung, denn nach etwa einem Drittel der Strecke halten uns eine italienische Familie und eine Barriere auf dem Weg vom weiteren Aufstieg ab. Dahinter entdecken wir ein total verwüstetes Gelände. Der letzte Sturm hat den kompletten Wald flachgelegt und die Stämme kreuz und quer übereinander geschichtet. An ein Weitergehen ist nicht zu denken.

Also steigen wir wieder ab und bewältigen den Aufstieg erneut, diesmal aber mit der Seilbahn. Die Korbseilbahn sieht nicht nur urig aus, sie erfordert auch etwas Mut und einen beherzten Sprung in die Transportkapsel. Zu zweit oder allein schweben wir hinauf.

Bei der Bergstation angekommen genießen wir erst einmal die fantastischen Ausblicke auf die Seenlandschaft Oberitaliens. Erst hier werden die Dimensionen der großen Wasserflächen deutlich. In der Ferne scheinen die Gletscher der 3.000er und 4.000er durch die Wolkenlücken.

Dann erfolgt der Aufstieg zum eigentlichen Gipfel. Nach ein paar Erläuterungen zur eiszeitlichen Formung und zur Geologie testen wir, ob der Gipfelrundweg möglich ist. Leider sind aber auch im Gipfelbereich so viele Bäume umgestürzt, dass daran nicht zu denken ist. Trotzdem geht es auf einer etwas anderen Route wieder hinab zur Bergstation.

Dort locken die Aussichtsterrassen, die wie Geierhorste direkt über der Steilwand hängen. Bei unschlagbaren Blicken genießen wir Toast, Strudel oder Risotto und machen uns dann an die Abfahrt mit der luftigen Seilbahn. Ein Schlenker durch Laveno und ein paar Meter entlang der Promenade beenden den Ausflug an das lombardische Ufer, bevor

es mit der Fähre und dem Linienbus zurück zum Hotel geht. Einige genießen noch die Nachmittagssonne und den Blick auf den See in einer neben dem Hotel gelegenen Bar.

17. Oktober: Lesa (Belgirate) – Stresa

Heute fahren wir mit dem Linienbus in die andere Richtung, nach Belgirate. Erstaunlicherweise sind wir im Bus ganz allein. Wir umfahren die große Bucht, in die der Toce mündet, und steigen in Lesa aus.

Zuerst am Bahndamm entlang und dann durch einen von Mauern umsäumten großen Park geht es aufwärts. Wieder durch wuchernden Kastanienwald führt die Mulatiera. Dieser alte Verbindungsweg kreuzt immer wieder die Straße. Sanft ansteigend erreichen wir so den Ort Calogna mit seinen engen Gassen. Von einem kurzen Stück auf Asphalt haben wir tolle Blicke nach Osten über den Lago Maggiore. Hinter Calogna taucht der Eselsweg wieder in den Wald ein. Über uralte Pflastersteine senkt sich die Route sanft hinab. An einer unscheinbaren Stelle wählen wir einen schmalen, rechts hinunter führenden Pfad. Es gilt, einen kleinen Bachlauf zu überwinden, und schon stehen wir an der Chiesetta di San Paolo. Dies ist ein wunderschöner Platz, aber für die Mittagspause ist es noch etwas früh. Also geht es nach einem kurzen Stopp weiter über die kleinen Weiler Falchetti und Dubiessa zum Friedhof von Brisino. Hier nehmen wir unser Picknick ein und werfen einen Blick auf die beeindruckenden Grabstellen und die rustikal gebaute Friedhofskapelle.

Der weitere Abstieg bringt uns über Waldwege und kaum befahrene Sträßchen hinunter nach Stresa ans Seeufer. Hier nehmen wir in der Bar Lido Blu, wo Tische und Stühle unter Palmen auf einer Wiese stehen, die obligatorischen Nachmittagsgetränke … und es ist auch noch Zeit für einen kleinen Bummel durch die Gassen von Stresa. Um 16 Uhr besteigen wir das Taxiboot, das uns an den Borromäischen Inseln vorbei direkt nach Suna zurück bringt.

18. Oktober: Mont’Orfano und Lago di Mergozzo

Am heutigen freien Tag gehen einige in die Gärten der Villa Taranto, andere wandern individuell, aber zehn Unverdrossene folgen Andreas zur Wanderung auf den Mont’Orfano. Mit dem Bus fahren wir bis Ferrovia Verbania und beginnen dort am Fuß der Granitbrüche die Wanderung. Ein kurzes Stück Straße bringt uns zum kleinen Dörfchen Montorfano. Dann beginnt der schmale Bergpfad, der uns steil hinauf führt. Spektakuläre Granitfelsen und abwechslungsreicher Wald bieten eine wunderschöne Kulisse. Auch Kletterer sind hier unterwegs. Immer wieder schweifen von Aussichtspunkten die Blicke über die Berg- und Seenlandschaft.

Kurz vor 12 Uhr erreichen wir den Gipfel (794m), pünktlich zur Mittagspause. Wir suchen uns den schönsten Platz hier oben auf einer Granitplatte, direkt oberhalb vom Lago Mergozzo. In der Sonne und mit toller Aussicht genießen wir unser Mahl.

Anschließend beginnt der Abstieg an den Bunker-Ruinen des Ersten Weltkriegs. Von hier führt ein Versorgungsweg in weiten Serpentinen hinab. Immer wieder tauchen Relikte aus der Kriegszeit auf, die aber mittlerweile vom Wald überwuchert sind.

Gegen 14.30 Uhr erreichen wir Mergozzo und kehren in einer Bar am kleinen Hafen ein. Anschließend wartet noch ein schöner Weg, der Sentiero Azzurro, der oberhalb des Seeufers durch die Granitwände zurück zum Ausgangspunkt führt.

19. Oktober: Sacromonte – Pollino – Ghiffa

Mit dem Charterbus fahren wir um 9 Uhr zum Sacromonte, dem Santuario (Heiligtum) oberhalb von Ghiffa. Bei trockenem, aber trübem Wetter spazieren wir zwischen den eindrucksvollen Kapellen, Kirchen und Säulengängen herum, die in ein parkähnliches Gelände eingebettet sind. Die Hauptkirche ist der Trinitá, der Dreifaltigkeit, gewidmet. Von der Begrenzungsmauer aus gibt es weite Blicke über den Lago Maggiore.

Dann beginnt die Wanderung. Wir wandern auf alten Steinpflastern oder Lehmwegen aufwärts. Die Route führt uns durch Kastanienwälder und wird zunehmend steiler. Hin und wieder müssen wir kleine Felsstufen überwinden, bis wir schließlich am Sendemast den höchsten Punkt der Tour (780m) erreichen. Von hier ergeben sich wieder fantastische Blicke weit über den Lago Maggiore und in sein Hinterland hinein. Noch ein kleines Stück, dann erreichen wir Pollino. Das Dorf wirkt heute ziemlich ausgestorben. Auch die Gaststätte ist geschlossen. Man merkt: der Winter naht!

Hinter Pollino tauchen wir wieder in den Kastanienwald ein. Es geht auf breitem Weg stetig bergab bis zu einer kleinen Kapelle, wo wir die Mittagspause einlegen. Etwas versteckt hinter der Kapelle beginnt dann ein archäologischer Wanderweg. Hier stoßen wir recht schnell auf Steinplatten, in die die bronzezeitlichen Vorfahren der Piemonteser kleine Löcher gebohrt haben. Das genaue Alter und der Zweck dieser Löcher sind noch unbekannt.

Im weiteren Verlauf passieren wir alte Mauern, die auf eine frühere Bewirtschaftung der Flächen hinweisen. Heute ist alles vom Kastanienwald überwuchert. Noch ein Stück weiter liegen wieder viele umgeworfene Bäume. Nun heißt es: turnen! Drüber, drunter hindurch und drumherum überwinden wir die dschungelähnlichen Barrieren. Nach ein paar hundert Metern wird der Weg aber wieder frei. Entspannt wandern wir immer weiter hinab, bis wir das Santuario wieder erreichen. Über eine Steintreppe und anschließend über Waldpfade führt die Route nun mühelos hinab nach Ghiffa. Es bleibt noch Zeit für einen Kaffee, dann holt uns der Bus ab.

20. Oktober: Pian Cavallone und I Balmit

Drei Kleinbusse holen uns ab. Heute wollen wir etwas höher hinaus als sonst. Nach Verlassen Verbanias schrauben wir uns in endlosen Serpentinen immer weiter den Berg hinauf. Vorbei an der Alpe Pala erreichen wir die Capella Fina, unseren Startpunkt. Hier endet an einem großen Parkplatz die Straße.

In dieser Höhe ist es merklich kühler, aber auch wenn zuerst die Sonne fehlt, es bleibt trocken. Anfangs legen wir wieder eine Strecke im Wald zurück, der hier aber ganz anders aussieht als weiter unten. Tannen, Fichten, Lärchen

und Birken dominieren das Bild. Und dann wird die Landschaft offener: Almwiesen und halboffenes Gelände lassen weite Aussichten zu. Noch besser wird es, als wir den Höhenrücken erreichen. Nun haben wir einen tollen Blick über den Nationalpark Val Grande auf der westlichen und das Seengebiet rund um den Lago Maggiore auf der östlichen Seite. Hellbraunes Gras und herbstlich rötliche Farnflächen kontrastieren zum Grün der Nadelwälder.

Der schmale Wiesenpfad führt stetig über den Rücken hinauf zum ersten Gipfel, den Pian Cavallone (1.530m). Unterhalb liegt eine kleine Hütte als Biwak für Bergsteiger. Nach dem ersten Gipfelfoto führt der Weg weiter über Almwiesen zum Rifugio Pian Cavallone. Einige lassen sich den zweiten Gipfel, den I Balmit (1.667m), nicht entgehen. Auch von hier ist der Ausblick fantastisch. Endlose Reihen von Bergketten sehen bei dem etwas gedämpften Licht aus wie Schattenrisse. Die Seen und Orte unter uns scheinen Lichtjahre entfernt.

Nach der Mittagspause beim Rifugio Pian Cavallone machen wir uns an den Abstieg. Immer wieder tauchen steile felsige Stellen auf. Nun führt die Route überwiegend durch den Wald. Erst am Ende wird der Weg wieder breiter und das Gelände offener, sodass wir zum Abschluss noch einmal weit hinausblicken können.

Zurück an der Capella Fina erwartet uns schon ein Kleinbus, und die anderen beiden Busse erreichen den Treffpunkt ein paar Minuten später. Hinab geht es über die endlose Serpentinenstrecke, an deren Rändern wir wieder viele umgeworfene Bäume sehen können, die Spuren der heftigen Stürme von Anfang Oktober.

21. Oktober: Rund um den Lago di Mergozzo

Eine letzte Wanderung füllt den eigentlich freien Tag. Der Linienbus bringt uns nach Fondotoce, wo wir die Umrundung des Lago Mergozzo beginnen. Der Campingplatz hat schon geschlossen, so können wir den Uferweg von Osten nicht betreten. Kurzerhand entscheiden wir uns daher für die Umrundung des Sees gegen den Uhrzeigersinn.

Schmale Pfade führen etwas den Hang hinauf und dann oberhalb des Sees durch Kastanienwälder. Häufig treffen wir auf verfallene Steinhäuser, die von der ungebändigten Vegetation überwuchert werden. Gegen 12 Uhr erreichen wir die Promenade von Mergozzo. Auch hier scheint die Tourismussaion zu Ende zu sein. Recht früh, aber die Mischung aus Reisezurückhaltung wegen Corona und dem nahenden Winter lässt die Besucherzahlen schrumpfen. Natürlich finden wir trotzdem eine offene Bar für den Kaffee – und ein paar Bänke am See für das mitgebrachte Picknick.

Über den Sentiero Azul, den Blauen Wanderweg, streben wir der Vollendung der Seenrunde zu. Einige Wanderer kennen dieses Teilstück schon von Sonntag. Hinter dem Bahnhof Verbania braucht es eine etwas unorthodoxe Überwindung des Uferdamms, um an den Toce-Fluss zu kommen.

Danach führt der Wanderweg an dessen Ufer entlang. Ein Teil davon ist allerdings nach den jüngsten Regenfällen vom Fluss unterspült worden, und der Galleriewald ist ebenfalls im Toce gelandet. Noch einmal links abbiegen und weiter auf dem Wanderweg führt die Route zurück nach Fondotoce, wo wir punktgenau den Bus erwischen, der uns wieder nach Suna bringt.

22. Oktober: Abreise

Früh geht es los, zumindest für die Bahnreisenden. Um 7.30 Uhr holen uns zwei Kleinbusse ab und bringen uns nach Locarno. Wir kommen gut durch und erwischen die gerade startbereite S-Bahn nach Bellinzona. Dort überbrücken wir die 50 Minuten Wartezeit mit Cappuccino, bevor die meisten den Zug nach Basel besteigen. Nach und nach wird die Gruppe immer kleiner – durch unterschiedliche Zugverbindungen und unterschiedliche Ziele.

Tourenbericht

Alpenüberquerung von Mittenwald in Bayern nach Sterzing in Südtirol

Im Sommer 2020 fand an zwei Terminen eine Alpenüberquerung von Mittenwald in Bayern nach Sterzing in Südtirol statt. Bei der ersten Tour war eine 15köpfige Gruppe zwischen dem 22. und dem 29. August auf moderaten Routen unterwegs. Die zweite Gruppe folgte unmittelbar danach vom 29. August bis zum 5. September.

Tag 1: Anreise nach Mittenwald

Andreas Happe Im strömenden Regen reiWanderleiter sen die Wanderer per Zug Trainer C Bergsteigen oder Auto nach Mittenwald an. Um 19 Uhr findet das erste Treffen im Hotel zur Post im Kaminzimmer statt. Nach einer kurzen Vorbesprechung geht es zum ersten gemeinsamen Abendessen.

Tag 2: Klais – Kranzberg – Mittenwalder Seen – Mittenwald

Die Bahn bringt uns in wenigen Minuten von Mittenwald nach Klais. Am höchstgelegenen Bahnhof Bayerns auf 933m Höhe beginnt die erste Etappe.

Morgens hängen noch dichte Wolken am Himmel, aber später lockert es etwas auf. Durch eine attraktive Landschaft aus Wiesen, Büschen und Bäumen wandern wir zum Waldensee. Trotz der idyllischen Lage steigen wir zum Mittagessen weiter auf den Gipfel des Kranzberges (1.391m).

Das mitgebrachte Picknick schmeckt bei Blick auf die umgebenden Berge doppelt gut. Nach dem Abstieg zum malerischen Ferchensee, in dem sich die Karwendelketten spiegeln, genießen wir Kaffee und Kuchen direkt am See. Anschließend führt die Wanderung weiter, am Lautersee vorbei und durch das tief eingeschnittene Lainbachtal ins Zentrum von Mittenwald.

oben: Wasserfall im Lainbachtal bei Mittenwald; Mitte: Am Ferchensee bei Mittenwald; unten links: Landschaftspflege mit Aussicht; unten rechts: Blick auf das Karwendel

Tag 3: Leutaschtal – Wildmoossee – Seefeld

In Weidach beginnt die Route vom Leutaschtal über die Berge nach Seefeld. Schöne Pfade führen uns durch abwechslungsreiche Mischwälder zu mehreren Aussichtspunkten hinauf. Und dann geht es hinab zum ersten Höhepunkt, dem Wildmoossee. Dieser ist für uns als See nicht besonders interessant, da er zur Zeit komplett ausgetrocknet ist. Ein Highlight ist aber in jedem Fall die Einkehr in der Hütte am Wildmoossee. Der die ganze Woche über stattfindende Topfenstrudel-Test wird rückwirkend ergeben, das selbiger in dieser Gaststätte der allerbeste gewesen ist.

Die nächste Überschreitung fordert nach dem Essen etwas Energie. Dafür gibt es eine tolle Aussicht über Seefeld und die umliegenden Berge vom Brunschkopf (1.510m) mit seiner Aussichtsplattform. Anschließend steigen wir ab nach Seefeld. Hier werden wir von zwei Kleinbussen abgeholt, um nach Mutters ins nächste Hotel zu fahren.Hinweis

Links zu den GPS-Tracks, Karten und Höhen- Tag 4: Axamer Lizum – Halsl –profilen der Tour findet Ihr unter Stubaital trekkingguide.de/wandern-trekking-alpen/ alpenueberquerung-mittenwald-sterzing Heute zeigt sich das Wetter von seiner allerbesten Seite. Bei strahlend blauem Himmel stapfen wir von Axamer Lizum hinauf in einen Sattel namens Halsl (1.992m). Die hohen Gipfel der Stubaier Alpen umgeben uns. Auf der anderen Seite kehren wir in der Pfarrachalm ein. Bei schönem Wetter präsentieren sich hier weite Blicke auf die Alpenketten. Dann beginnt der Abstieg ins Stubaital. Nun folgt der technisch anspruchsvollste Teil der gesamten Alpenüberquerung. Von der Pfarrachalm wandern wir auf dem Gloatsteig hinüber zum Panoramasee. Der tolle Höhenweg weist ein paar sehr schmale Passagen auf, wo man auch mal die Hände zur Hilfe nehmen muss. Das ist aber für keinen aus der Gruppe ein Problem. Zuletzt geht es entlang der Skipiste zur Bruggeralm, von wo wir mit der Seilbahn nach Fulpmes hinab fahren. Unser Hotel Montana liegt im Nachbarort Telfes.

Tag 5: Serlesbahn – Maria Waldrast – Matreier Ochsenalm – Trins

Mit dem Linienbus fahren wir zur Talstation der Serlesbahn. Wir liften hinauf und wandern hinüber zum Kloster Maria Waldrast. Nach einem Blick in die Kirche und einem kurzen Espresso laufen wir noch ein Stück weiter zur Matreier Ochsenalm. Hier erleben wir Almidylle pur. Pferde und Kühe weiden direkt vor der Hüttenterrasse, auf der wir Suppe oder Knödel genießen. Anschließend steigen wir über den Trinser Steig hinab ins Gschnitztal. Der wunderschöne Weg führt durch zauberhaften Wald und bietet immer wieder auch tolle Aussichten auf die Stubaier Alpen. Unsere beiden Fahrerinnen begrüßen uns in Trins mit einer Kiste frisch gepflückter Äpfel. Sie fahren uns zum Humlerhof, in dem wir die nächsten drei Tage übernachten werden. Die Lage des Hotels mit Blick auf die Zillertaler Alpen mit dem Hochfeiler ist fantastisch.

Tag 6: Nösslachjoch – Eggerberg – Lichtsee – Obernberg

Für den langen Anstieg von Steinach auf das Nösslachjoch (2.231m) nutzen wir die Bergbahn. Oben erwarten uns phantastische Ausblicke bei besten Sichtverhältnissen. Die Kühe warten schon, um sich mit uns fotografieren zu lassen. Das können wir ihnen natürlich nicht abschlagen.

Der Höhenweg, auf dem wir heute unterwegs sind, ist besonders eindrucksvoll. Ausblicke auf die Stubaier und Zillertaler Alpen begleiten uns lange Zeit. Besonders Olperer (3.476m) und Schrammacher, aber auch Zuckerhütl (3.507m), Habicht (3.277m) und Tribulaun wirken besonders markant. Wir besteigen den Eggerberg (2.280m) und erreichen damit den höchsten Punkt der gesamten Alpenüberquerung.

Ein Stückchen weiter, oberhalb des Lichtsees, lassen wir uns auf der Wiese zum Picknick nieder. Anschließend steigen wir hinab nach Obernberg und genießen zum Abschluss der Wanderung Kaffee und Kuchen auf der Terrasse von Almis Berghotel.

Tag 7: Obernberger Tal – Südtirol

Vom Ende des Obernberger Tals steigen wir durch saftige Almwiesen an Almhütten vorbei zum Obernberger See hinauf. Auf einer Halbinsel liegt idyllisch die kleine Kirche Maria am See. Weiter durch die Almlandschaft steigen wir bis auf das Sandjoch (2.160m), das Österreich von Italien trennt.

Da dichte Wolken drohen und Wind aufkommt, suchen wir uns eine geschützte Mulde hinter dem Pass für unsere Mittagsrast. Die Wolken werden dichter, aber zumindest bleiben wir beim Essen trocken.

Der Abstieg ins Pflerschtal zieht sich in weiten Serpentinen durch einen wunderschönen Wald. Abgeholt werden wir in Giggelberg. Der Bus bringt uns hinunter nach Sterzing, wo wir in der attraktiven Fußgängerzone des historischen Handelsortes noch etwas Zeit verbringen.

Tag 8: Heimreise oder weitere Abenteuer

Mit unseren bewährten Transferbussen oder mit der Bahn geht es für die meisten nach der Alpenüberquerung wieder Richtung Heimat. Einige brechen jedoch zu weiteren Abenteuern in den umgebenden Gebirgsregionen auf, und unser Führer Andreas begibt sich zurück nach Mittenwald, um die nächste Gruppe in Empfang zu nehmen.